e-Learning als neues Medium, das heutzutage bereits vielfach eingesetzt wird, wird vor allem
in der beruflichen Aus- und Weiterbildung aufgrund der ständig wachsenden Bedeutung von
Wissen immer wichtiger. Für den Bildungssektor bedeutet dies neue Herausforderungen im
Lehr- und Lernprozess sowie auch bei der Informationsaufbereitung und -weitergabe.
Folgende Arbeit behandelt das Thema e-Learning in der universitären Lehre und beschäftigt
sich in erster Linie mit Learning Management Systemen, kurz Lernplattformen.
Nach einer grundlegenden Einführung in den Begriff wird auf die spezielle e-Learning
Variante der Lernplattformen eingegangen und deren Eigenschaften, Kriterien und
Anforderungen im Studium näher erläutert. Im Zuge dessen wird die Entwicklung dieser
neuen Technologie in der Universität beleuchtet, ein Überblick über die momentane Situation
in Österreich gegeben sowie einige Lernplattformen an Wiens Hochschulen vorgestellt.
Den Schwerpunkt bildet schließlich die Untersuchung des Einsatzes einer Lernplattform an
einer Universität anhand eines ausgewählten Projekts, in der die Fragestellung, ob und
inwieweit e-Learning im Studium sinnvoll ist, beantwortet werden soll.
Zu diesem Zweck wird versucht, das e-Learning System „Learn@WU“ der Wirtschaftsuniversität
(WU) Wien als Musterbeispiel einer bereits erfolgreich eingesetzten Lernplattform zu
beschreiben und mit Hilfe der vorgestellten Konzepte und Grundlagen zu analysieren. Mittels
verschiedener qualitativer und quantitativer Methoden wie selbst durchgeführte Interviews
und bereits vorhandener Statistiken, Erfahrungsberichten und Benutzerumfragen sollen die
Nutzung, die Akzeptanz und die Zufriedenheit der HauptanwenderInnen dieser Technologie,
der Studierenden der WU, aufgezeigt und belegt werden. In weiterer Folge soll geklärt
werden, inwieweit sich die Benutzung des Systems bzw. der auf Learn@WU angebotenen
Lerninhalte und -ressourcen auf den Lernerfolg der StudentInnen auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
Anmerkungen
Kurzfassung
1 Einleitung
1.1. Motivation, Problemstellung und Ziele
1.2. Aufbau der Arbeit
1.3. Verwendete Literatur
TEIL I – ALLGEMEINES ÜBER E-LEARNING
2 e-Learning: Eine Einführung
2.1. Definition des Begriffs e-Learning
2.2. Geschichte und Entwicklung von e-Learning
2.3. e-Learning Systeme und Einsatzbereiche
2.3.1. CBT und WBT
2.3.2. Learning Management Software
2.3.3. Autorensysteme
2.3.4. Informationssysteme und e-Learning Portale
2.3.5. Drill und Practice Programme
2.3.6. Programmierter Unterricht
2.3.7. Intelligente Tutorielle Systeme
2.3.8. Distance Learning
2.3.9. Blended Learning
2.3.10. CSCL und Online Communities
2.4. Lerntheoretische Ansätze
2.4.1. Behaviorismus
2.4.2. Kognitivismus
2.4.3. Konstruktivismus
2.5. Vorteile von e-Learning
2.5.1. Vorteile für Lernende
2.5.2. Vorteile für Lehrende
2.5.3. Vorteile für Unternehmen
2.6. Nachteile von e-Learning
3 e-Learning an der Universität
3.1. Entwicklung von e-Learning an der Universität
3.2. Momentane Situation in Österreich
TEIL II – LERNPLATTFORMEN
4 Lernplattformen – Grundlagen
4.1. Bezeichnungen und Definitionen
4.2. Formen und Varianten
4.2.1. Course Management System (CMS)
4.2.2. Content Management System (CMS)
4.2.3. Learning Content Management System (LCMS)
4.2.4. LCCMS, C3MS und LAMS
4.3. Zielgruppen und Einsatzbereiche
4.4. Aufgaben und Ziele
4.5. Aktuelle Marktübersicht
5 Lernplattformen im Studium
5.1. Aktuelle Projekte in Wien
5.2. Warum Lernplattformen
5.3. Aufgaben und Ziele
5.4. Anforderungen und Funktionen
5.5. Rolle der Akteure
5.6. Aufbau und Bestandteile
5.7. Umsetzung, Funktionsweise und technische Details
5.8. Kosten und Aufwand
5.9. Evaluation
5.10 CSCL und Blended Learning
TEIL III – EINSATZ EINER LERNPLATTFORM
6 Beschreibung der Plattform Learn@WU
6.1. Was ist Learn@WU
6.2. Was kann und bietet Learn@WU
6.3. Ziele von Learn@WU
6.4. Entwicklung und Einführung
6.5. Technische Details
6.6. Das Team des Learn@WU Projekts
6.7. Learn@WU in Zahlen (Stand Dez. 06)
6.8. Leitfaden durch das System
6.8.1. Technische, gestalterische und inhaltliche Grundaspekte
6.8.1.1. Aufbau des Systems
6.8.1.2. Inhalte und Funktionen
6.8.1.3. Aspekte zu Didaktik und Design
6.8.2. Homepage des Systems
6.8.3. Einstieg in das System
6.8.4. Learn@WU Portal / Startseite
6.8.5. My-Learn / Mein Portal
6.8.5.1. Eigene Startseite
6.8.5.2. Eigener Kalender
6.8.5.3. Eigene Dateien
6.8.5.4. Eigene Einstellungen
6.8.6. Lehrveranstaltungs- und Lehrportalseiten
6.8.6.1. Lehrveranstaltungs- und Kursname
6.8.6.2. Syllabus
6.8.6.3. Lernressourcen
6.8.6.4. Kalender
6.8.6.5. Ankündigungen
6.8.6.6. Diskussionsforen
6.8.6.7. FAQs
6.8.6.8. Annotationen
6.8.7. Lehrveranstaltungskatalog
6.8.8. Diskussionsforen
6.8.9. Suche
7 Evaluation der Plattform Learn@WU
7.1. Beobachtung und Interviews mit WU-StudentInnen
7.1.1. Details zur Untersuchung
7.1.1.1. Qualitative Methoden
7.1.1.2. Die InterviewpartnerInnen
7.1.1.3. Ablauf der Erhebung
7.1.1.4. Aufzeichnung der Erhebungsdaten
7.1.2. Deskriptive Beschreibung der Interviewten
7.1.2.1. Userprofile – Überblick der Interviewten
7.1.2.2. Beschreibende Zusammenfassung der Interviewten
7.1.3. Transkription der einzelnen Interviews
7.1.3.1. Interview 1 mit Barbara
7.1.3.2. Interview 2 mit Linda
7.1.3.3. Interview 3 mit Stefan
7.1.3.4. Interview 4 mit Sven
7.1.3.5. Interview 5 mit Luca
7.1.3.6. Interview 6 mit Maria
7.1.3.7. Interview 7 mit Sandra
7.1.3.8. Interview 8 mit Peter
7.1.4. Gesamtzusammenfassung und Datenauswertung
7.1.4.1. Zusammenfassung der Beobachtungen
7.1.4.2. Zusammenfassung der Interviews
7.1.4.2.1. Erfahrungen mit Computer und Internet
7.1.4.2.2. Allgemeine Fragen zu e-Learning
7.1.4.2.3. Fragen zum System
7.1.4.2.4. Anfänge
7.1.4.2.5. Derzeitige Nutzung
7.1.4.2.6. Zusätzliche Aktivitäten
7.1.4.2.7. Allgemeine Lerngewohnheiten
7.1.4.2.8. Auswirkungen auf das Lernverhalten
7.1.4.2.9. Verbesserungsvorschläge
7.1.4.2.10. Untersuchung der Kriterien
7.1.4.3. Zusammenfassung der Interviews mit WU-AbsolventInnen
7.2. Statistiken zu Learn@WU
7.2.1. Aktuelle Nutzungsstatistik
7.2.2. Erfahrungsbericht und Statistiken zur Plattform-Nutzung
7.3. Effektivitätsuntersuchung an Learn@WU
7.4. Weitere Umfragen und Studien
7.4.1. Empirische Studie über die Nutzung von Learn@WU
7.4.2. Umfrage über die Zufriedenheit mit Learn@WU
7.4.3. Umfrage zur Nutzung des elektronischen Lernmaterials
7.5. Meinungen und Aussagen zu Learn@WU
8 Gesamtinterpretation von Learn@WU
8.1. Allgemeine Bewertung des Systems Learn@WU
8.2. Vergleich mit anderen Lernplattformen
8.2.1. Allgemeiner Vergleich
8.2.2. Vergleich mit TUWEL
8.2.3. Vergleich mit Blackboard Vista
8.3. Analyse der Nutzung von Learn@WU
8.4. Wert und Nutzen von Learn@WU für die Studierenden
8.5. Bisherige Entwicklung von Learn@WU
8.6. Fazit und Zukunftsprognose
9 Zusammenfassung, Fazit und Ausblick
10 Anhang
10.1 Interviewleitfaden zur Plattform Learn@WU
10.1.1 Fragenkatalog 1 für WU-StudentInnen
10.1.2 Fragenkatalog 2 für WU-AbsolventInnen 132
10.2 Fragebogen über die Zufriedenheit mit Learn@WU
11 Literatur- und Quellenverzeichnis
11.1 Bücher, Papers und Webseiten
11.2 Abbildungen und ihre Quellen
11.3 Tabellen und Ihre Quellen
11.4 Weitere Quellen
12 Abkürzungsverzeichnis
Danksagung
Anmerkungen
Folgende Magisterarbeit behandelt das Thema e-Learning. Es existieren für diesen Begriff (wie später noch erwähnt) verschiedene Schreibweisen. Die Autorin dieser Arbeit hat sich für die Variante „e-Learning“ entschieden. Diese wird ausnahmslos im gesamten Dokument (auch am Satzbeginn) verwendet, außer es handelt sich um übernommene Zitate.
Des Weiteren werden alle in dieser Arbeit zu Hilfe genommenen Quellen als Kürzel in eckigen Klammern angegeben. Diese verweisen jeweils auf das Literatur- und Quellenverzeichnis am Ende der Arbeit (siehe Kapitel 11). Die Literaturkürzel stehen entweder direkt nach einer zitierten Textstelle, einem Begriff, einem Absatz oder aber es werden alle verwendeten Quellenangaben eines ganzen Kapitels am Schluss desselben gesammelt angeführt.
Kursive oder fett geschriebene Begriffe dienen zur Hervorhebung von Schlüsselwörtern oder wichtigen Passagen und Zitaten.
Eine weitere Anmerkung gilt der Verwendung von Personengruppen. Um beide Geschlechter zu berücksichtigen und mit einzuschließen, wird bei allen Substantiven, bei denen es sich um Personen handelt, sowohl die männliche/maskuline als auch die weibliche/feminine Form angegeben (z.B. der/die Lernende oder die LeserInnen).
Selbstständigkeitserklärung
Ich versichere hiermit, dass ich diese Magisterarbeit zum Thema „e-Le@rning im Studium: Funktionalität und Nutzung von Lernplattformen am Beispiel der WU Wien“ selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und die verwendeten Quellen wörtlich zitiert sowie inhaltlich entnommene Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Wien, 31. August 2007
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Susanne Zrnka
Kurzfassung
e-Learning als neues Medium, das heutzutage bereits vielfach eingesetzt wird, wird vor allem in der beruflichen Aus- und Weiterbildung aufgrund der ständig wachsenden Bedeutung von Wissen immer wichtiger. Für den Bildungssektor bedeutet dies neue Herausforderungen im Lehr- und Lernprozess sowie auch bei der Informationsaufbereitung und -weitergabe.
Folgende Arbeit behandelt das Thema e-Learning in der universitären Lehre und beschäftigt sich in erster Linie mit Learning Management Systemen, kurz Lernplattformen.
Nach einer grundlegenden Einführung in den Begriff wird auf die spezielle e-Learning Variante der Lernplattformen eingegangen und deren Eigenschaften, Kriterien und Anforderungen im Studium näher erläutert. Im Zuge dessen wird die Entwicklung dieser neuen Technologie in der Universität beleuchtet, ein Überblick über die momentane Situation in Österreich gegeben sowie einige Lernplattformen an Wiens Hochschulen vorgestellt.
Den Schwerpunkt bildet schließlich die Untersuchung des Einsatzes einer Lernplattform an einer Universität anhand eines ausgewählten Projekts, in der die Fragestellung, ob und inwieweit e-Learning im Studium sinnvoll ist, beantwortet werden soll.
Zu diesem Zweck wird versucht, das e-Learning System „Learn@WU“ der Wirtschaftsuni-versität (WU) Wien als Musterbeispiel einer bereits erfolgreich eingesetzten Lernplattform zu beschreiben und mit Hilfe der vorgestellten Konzepte und Grundlagen zu analysieren. Mittels verschiedener qualitativer und quantitativer Methoden wie selbst durchgeführte Interviews und bereits vorhandener Statistiken, Erfahrungsberichten und Benutzerumfragen sollen die Nutzung, die Akzeptanz und die Zufriedenheit der HauptanwenderInnen dieser Technologie, der Studierenden der WU, aufgezeigt und belegt werden. In weiterer Folge soll geklärt werden, inwieweit sich die Benutzung des Systems bzw. der auf Learn@WU angebotenen Lerninhalte und -ressourcen auf den Lernerfolg der StudentInnen auswirkt.
Abstract
e-Learning, a new medium which is nowadays already used in many cases, has become vital particularly in professional further education, due to the constantly growing importance of knowledge. For the educational sector this means new challenges in the teaching and learning process as well as in information preparation and transferring.
The following thesis explores the topic of e-Learning in university teachings and deals primarily with learning management systems, briefly called learning platforms.
After a basic introduction to the term, the paper analyzes e-Learning as a special form of learning platforms and describes their characteristics, criteria and requirements in detail. In the course of this, the development of this new technology at university is pictured, an overview of the current situation in Austria is given and some learning management systems at universities in Vienna are introduced.
The final focus is then on the use of a learning platform at a university investigated on the basis of a selected project in which the question whether and to what extent e-Learning should be employed is to be answered. For these purposes it is attempted to describe the e-Learning system "Learn@WU" of the Vienna University of Economics and Business Administration (WU) as an example of an already successfully used learning platform and to analyze it with the help of the concepts and basics presented in the context of this thesis. By means of different qualitative and quantitative methods like self-conducted interviews and already existing statistics, empiric reports and user surveys the use, acceptance and satisfaction of the main users of this technology, the WU students, are to be shown and proved. In further consequence it is to be clarified to what extent the use of the system or rather the learning contents and resources offered on Learn@WU affect students’ learning success.
1 EINLEITUNG
1.1 Motivation, Problemstellung und Ziele
Lernen als „individueller Erwerb von Kenntnissen sowie von geistigen und körperlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten“ [wiki] ist einer der wichtigsten Bestandteile in unserem täglichen Leben. Von Beginn an müssen wir lernen - als Baby, im Kindergarten, in der Schule, im Studium, im Job und im Alltag. Dies umfasst nicht nur allgemeine Dinge wie beispielsweise der Umgang mit der Umwelt, die Kommunikation mit anderen, Organisation und Planung sondern in erster Linie auch die berufliche Aus- und Weiterbildung. Lernen ist somit ein täglicher und ewig andauernder Prozess ist, der nie endet.
Gerade heutzutage ist Wissen und Bildung das Um und Auf in einer modernen, globalisierten Welt. Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der hohe Ansprüche und Bildungsniveaus, qualifizierte Fachkräfte, Wettbewerbe und Konkurrenzdenken nicht nur aufgrund der rasanten und komplexen Entwicklung von Technologien und Dienstleistungen sondern auch wegen der ständig wachsenden und sich ändernden Wissensinhalte dominierend vorherrschen und erwartet werden. Daher wird die Informationsaufnahme und -verarbeitung immer wichtiger und spielt eine zentrale Rolle im Leben eines jeden Menschen.
Dabei kommt es vor allem auf den Einzelnen an, denn Lernen ist ein individueller Prozess. Jeder hat seinen eigenen Lernstil und versucht auf seine Art und Weise, diesen Vorgang der Wissensaneignung so angenehm wie möglich zu gestalten – was nicht immer einfach ist. In der heutigen Zeit muss es doch eine Möglichkeit geben, eine einheitliche moderne Methode zu finden, die Lernen für alle erleichtert, verbessert und obendrein unterstützt. Denn:
„Im Vergleich zum traditionellen Lernen, oft dem schweisstreibend-anstrengenden,
langweiligen bis angstmachenden schulischen Lernen gleichgestellt, muss
modernes Lernen leichter, interessanter, motivierend, unterhaltend und darüber hinaus
noch effektiver sein… Wer möchte so nicht gerne lernen [DE01].“
Aber wodurch kann dieses bessere Lernen erreicht werden? Ganz einfach: durch e-Learning. In Zeiten des Internets und der Neuen Medien wird dieser Begriff immer populärer und boomt vor allem in den letzten Jahren. e-Learning, einfach übersetzt als computerunterstütztes Lernen, gewinnt im Bildungswesen immer mehr an Bedeutung und erzielt dort erhebliche Veränderungen und Fortschritte. [DE01]
Für die berufliche Aus- und Weiterbildung reichen herkömmliche Methoden und Mittel des Lehrens und Lernens oft nicht mehr aus. So werden zusätzlich zum klassischen Präsenzunterricht neue alternative Formen des Lernens eingesetzt. Durch die Anwendung innovativer Technologien werden die Möglichkeiten des Lernens erweitert. Die Ziele und Inhalte bleiben dabei im weitesten Sinne die gleichen, nur der Lernprozess an sich verändert sich und wird durch moderne Hilfsmittel, wie dem Computer und dem Internet unterstützt. Lernen über Neue Medien eröffnet somit neue Herausforderungen, Chancen und Zugänge in der Bildung sowie bessere didaktische Möglichkeiten. Durch e-Learning ergeben sich des Weiteren andere alternative Arten der Vermittlung, der Aufbereitung, der Präsentation des Lernmaterials und der Kommunikation. Mehr Motivation und Freude am Lernen, die Steigerung der Qualität sowie des Erfolges beim Lernen sind weitere realistische Folgen dieser Entwicklung. [DE01, TW01]
e-Learning wird bereits vielfach eingesetzt und es gibt zu dem eine Menge an Literatur zu diesem Thema. Trotzdem ist e-Learning ein noch relativ neues Gebiet, das sich nach wie vor in der Entwicklungsphase befindet und noch viel Potenzial in sich trägt.
Des Weiteren besteht ein großes Interesse in der Gesellschaft, sich mit neuen Techniken und Medien auseinanderzusetzen und sich durch diese unterstützen zu lassen. Jedoch ist e-Learning für viele teils mit Unwissenheit und mangelndem Know-How, teils auch noch immer mit Zweifel und Skepsis verbunden.
Ein Ziel dieser Arbeit ist es daher, die spezielle e-Learning Technologie der so genannten Lernplattformen herauszugreifen, diese genauer zu beleuchten und mehr Informationen darüber zu sammeln, um so ein besseres Verständnis über dieses Thema zu vermitteln.
Weiterer Schwerpunkt ist die Anwendung und Untersuchung einer Lernplattform in der Praxis, und zwar speziell im universitären Kontext. Studierende bilden eine der größten Zielgruppen von e-Learning, die ständig weiter wächst und daher immer mehr Unterstützung benötigt. Außerdem ist der Bezug und Zugang zur Universität und den Beteiligten als StudentIn wesentlich leichter. Die zentrale Fragestellung, die hier behandelt werden soll lautet: „Inwieweit ist eine Lernplattform im Studium sinnvoll und hält sie wirklich das, was sie verspricht?“. Im Rahmen des Learn@WU Projekts der Wirtschaftsuniversität (WU) Wiens soll die Bedeutung einer Lernplattform für Studierende und deren Vorteile und Nutzen aufgezeigt werden. Mit Hilfe dieses Wissens soll die Akzeptanz und in weiterer Folge auch der Erfolg eines solchen Systems an dieser Universität analysiert werden.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit ist im Wesentlichen in drei große Teile gegliedert, wobei jeder Teil wiederum aus mehreren Kapiteln und Unterkapiteln besteht.
Teil I beschäftigt sich mit dem Begriff e-Learning. Zu Beginn wird auf ein paar allgemeine Informationen und Grundlagen eingegangen, um einen Überblick zu geben, worum es in dieser Arbeit geht. In einer kurzen Einführung in das Thema werden eine Definition gegeben sowie die Geschichte und Entwicklung, die verschiedenen Systeme, die lerntheoretischen Ansätze und die positiven und negativen Auswirkungen durch e-Learning näher behandelt.
Ein weiteres Kapitel nimmt zur Entwicklung und Problemstellung von e-Learning in der Hochschullehre Stellung und führt einige laufende Projekte an Österreichs Universitäten an.
Teil II führt in die Materie von Lernmanagementsystemen ein. Dabei werden zunächst grundlegende theoretische Aspekte wie Definitionen, Formen und Varianten sowie Einsatzbereiche und Zielgruppen behandelt. Danach wird der Leistungsumfang von Lernplattformen, die zur Unterstützung des Studiums eingesetzt werden, bezüglich Kriterien, Merkmale, Konzepte, Funktionen und Anforderungen erläutert sowie eine aktuelle Marktübersicht über bestehende Systeme an Wiens Universitäten gegeben.
Teil III, der praktische Teil dieser Arbeit, beinhaltet eine detaillierte Analyse des e-Learning Systems Learn@WU der Wirtschaftsuniversität Wien als Beispiel für eine erfolgreich eingesetzte Lernplattform an einer Hochschule. Zuerst wird das System im Hinblick auf die Entwicklungsgeschichte, den Aufbau, die Funktionen, technische und gestalterische Details und Inhalte beschrieben und durch eine Art Leitfaden dargestellt. In weiterer Folge wird die Nutzung und Bedeutung der Plattform anhand von qualitativen und quantitativen Methoden wie Interviews, Statistiken und Umfragen mit den Studierenden der WU untersucht. Dadurch soll veranschaulicht werden, inwieweit das System von den HauptanwenderInnen akzeptiert wird und zu deren Studienerfolg beiträgt. Außerdem umfasst dieses Kapitel eine Aussagen-sammlung von ExpertInnen über die Plattform. Teil III endet mit einer ergebnisorientierten Interpretation und Diskussion der gewonnenen Erkenntnisse.
Den Abschluss dieser Arbeit bildet eine Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse, die durch einen Ausblick und die weiteren Trends, eine Art Versuch einer Zukunftsprognose über die Chancen und Risiken von e-Learning an Universitäten, ergänzt wird.
1.3 Verwendete Literatur
Um schon vorweg einen Überblick über die der Arbeit zugrunde liegenden Literatur zu bekommen, werden im folgenden Absatz die Hauptquellen zusammengefasst.
Die Inhalte des Theorieteils zum Begriff e-Learning sowie die Einführung in das Thema Lernplattformen umfassen Definitionen, Begriffserklärungen, Bezeichnungen, geschichtliche Aspekte, lerntheoretische Konzepte und anderen Grundlagen. Diese Informationen stützen sich hauptsächlich auf wissenschaftliche Papers und Artikel sowie empirische Studien von verschiedenen Forschern wie beispielsweise Baumgartner, Häfele und Maier-Häfele {[BHH02], [BHM05]}, Horst Dichanz und Annette Ernst [DE01], Michael Kerres [Ker01], Werner Stangl [Sta02] oder Ernst Tiemeyer [TW01]. Außerdem dienten Fachlexika wie das „Fachlexikon e-Le@rning – Wegweiser durch das e-Vokabular“ von Sabine Saufert und Peter Mayr [SM02] oder das Online e-Learning Lexikon [lex] als Hilfe. Als zusätzliche Quellen wurden auch Internetseiten und Homepages verschiedener Organisationen oder Bildungsinstitute verwendet, die aktuelle Neuigkeiten auf dem e-Learning Sektor lieferten.
Grundlage waren unter anderem auch einige andere vorliegende Seminar-, Diplomarbeiten oder Dissertationen, die sich mit dem Thema e-Learning bereits beschäftigt haben.
Des Weiteren stammen die grundlegenden Informationen dieser Arbeit weitgehend aus Fachbüchern wie „Einstieg ins E-Learning – Die Zukunftschance für beruflichen und privaten Erfolg“ von Robert Bauer und Tillmann Philippi [BP01] oder das „Praxisbuch E-Learning“ von Stefan Ludwigs, Ulrike Timmler und Martin Tilke [LTT06].
Die Diskussionen von Vor- und Nachteilen basieren einerseits auf Auffassungen der oben genannten Literaturquellen andererseits auch auf den darauf aufbauenden Überlegungen und Gedanken der Autorin.
Die Theorie über den Einsatz von e-Learning, im speziellen von Lernplattformen, an Universitäten wurde in erster Linie aus Fachbüchern entnommen, die e-Learning Techniken und grundlegende Aspekte wie Nutzen, Ziele, Anforderungen, Leistungsumfang von solchen Systemen im Hochschulbetrieb beschreiben. {[KO03], [Löh04]}
Außerdem wurde eine Reihe an wissenschaftlichen Arbeiten zu Rate gezogen, die sich mit diesem Themengebiet praktisch auseinandergesetzt haben.
Der empirisch praktische Teil über die e-Learning Plattform Learn@WU basiert in erster Linie auf der Forschungsarbeit der Autorin. Theoretische Informationen zu Learn@WU sowie die bereits vorhandenen Umfragen, Statistiken und Untersuchungen wurden einerseits von der Homepage der Lernplattform [lwu] sowie von einigen anderen Internetseiten der WU Wien, andererseits aus diversen wissenschaftlichen Papers und Studien von WU-MitarbeiterInnen – insbesondere von Georg Alberer {[Alb03], [Na05]}, Ulrike Bauernfeind [Bau06], Ilka Jenker {[JB06], [Jen06a], [Jen06b], [Jen07]}, Gustaf Neumann {[NA05], [Neu02], [Neu06a], [Neu06b], [SN05]}, Bernd Simon {[Sim05], [Sim06], [SN05]} oder Michael Totschnig [Tot05] – gewonnen. Verschiedene Zeitungs- und Presseartikel als Printmedien oder online, in denen über die Plattform geschrieben wird, wurden ebenfalls verwendet. Die Schlussfolgerungen und die Gesamtinterpretation beruhen auf den gesammelten theoretischen Konzepten, den Ergebnissen der Evaluierungsmethoden und den Überlegungen der Autorin.
Insgesamt wurde nur eine geringe Anzahl an wissenschaftlich empirischen Studien zu diesem Thema und zur Fragestellung gefunden und verwendet, daher stützt sich die Magisterarbeit hauptsächlich auf den Beitrag der Autorin, der einen Großteil dieser Arbeit ausmacht.
TEIL I – ALLGEMEINES ÜBER E-LEARNING
Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit den allgemeinen Grundlagen von e-Learning. Es werden die wichtigsten theoretischen Aspekte angeschnitten, um mit dem Begriff vertraut zu werden und einen Überblick über und Einblick in das Thema zu bekommen. In weiterer Folge wird die Entwicklung und derzeitige Situation von e-Learning in der universitären Lehre erläutert.
2 E-LEARNING: EINE EINFÜHRUNG
In diesem Kapitel wird versucht, eine möglichst klare und verständliche Begriffserklärung von e-Learning zu geben. Nach einem Exkurs in die Entwicklung und Anfänge dieser neuen Lerntechnik werden die verschiedenen Systeme und Technologien, deren Einsatzbereiche und Anwendungen sowie die drei wichtigsten lerntheoretischen Konzepte kurz beschrieben. Den Abschluss dieses Kapitels bildet eine Vergleichsanalyse über die Vorteile und Nachteile von e-Learning gegenüber dem klassischen Lernen.
2.1 Definition des Begriffes e-Learning
e-Learning ist ein relativ neuer Begriff und bedeutet wortwörtlich übersetzt elektronisches Lernen. Das kleine „e“ ist eine Abkürzung und steht für „electronic” (deutsch: elektronisch). Dieser Buchstabe wird seit der Einführung des Begriffs e-Mail vielfach eingesetzt, meist in Kombination mit englischen Begriffen, und als Synonym für das Internet, aber auch für andere elektronische Technologien und Neue Medien verwendet. [Hip03]
Für e-Learning existieren verschiedene gängige Schreibweisen wie eLearning, Elearning, E-Learning, E-learning, e-learning oder e-Learning. Letztere wird in dieser Arbeit verwendet.
Des Weiteren findet man zahlreiche unterschiedliche Begriffsausprägungen und Aus-formungen, verschiedene dazugehörige verwandte Termini und alternative Begriffe sowie eine Reihe an vielseitigen Definitionen zum Thema e-Learning.
Es ist daher sehr schwierig, den Begriff exakt oder mit einer einzigen Erklärung zu definieren. Eine allgemeingültige Erklärung gibt es nicht, da auf diesem Gebiet auch die Vorstellungen der Menschen sehr unterschiedlich sind.
An dieser Stelle werden daher nur einige der vielen Begriffserklärungen angeführt, die den Ausdruck e-Learning für diese Arbeit am Besten beschreiben.
Zunächst wird eine sehr allgemeine und grobe Definition gegeben, die e-Learning „als einen übergeordneten Begriff für softwaregestütztes Lernen“ bezeichnet und damit alle Formen dieser Technik mit einschließt. [BHH02]
Eine andere Beschreibung bezeichnet e-Learning als „Lernprozesse, die elektronisch angeleitet, gelenkt oder unterstützt werden“ und in weiterer Folge als „Überbegriff für alle Formen des Lernens, die in irgendeiner Weise elektronisch unterstützt sind“. [go]
Eine Begriffsbestimmung, die auf die einzelnen bei e-Learning zum Einsatz kommenden technologischen Hilfsmittel, näher eingeht, lautet: “e-Learning as the delivery of content via all electronic media, including the Internet, intranets, extranets, satellite broadcast, audio/video tape, interactive TV, and CD-ROM [Hip03, Bac00].“
Ähnlich ist auch diese Definition: „E-Learning ist Lernen unter Einbezug von elektronischen Kommunikationsmitteln und verschiedener Publikationsformen, indem PCs, CD-ROMs oder das Internet eingesetzt werden [lex].“
Bei einer weiteren Einengung des Begriffs findet e-Learning dann statt, „wenn Lernprozesse in Szenarien ablaufen, in denen gezielt multimediale und (tele)kommunikative Technologien integriert sind. Der Fokus liegt damit auf dem Lernen nicht auf dem Lehren [SM02].“
Laut Baumgartner, Häfele und Häfele muss man aber auch die zweite Seite von e-Learning (Lernen), das so genannte e-Teaching (Lehren) beachten, die zusammen die e-Education (Bildung) ergeben [BHH02]. In dieser Arbeit liegt der Schwerpunkt aber auf dem Lernen.
Michael Kerres versteht unter e-Learning “alle Formen von Lernen, bei denen digitale Medien für die Präsentation und Distribution von Lernmaterialien und/oder zur Unterstützung zwischenmenschlicher Kommunikation zum Einsatz kommen [Ker01]“.
Die bis jetzt genannten Definitionen beziehen sich zumeist auf die technologische Ebene. Es gibt aber auch einige Ansätze, die mehrere Kriterien beinhalten, wie zum Beispiel eine technologisch-praktische Definition, die die technischen und praktischen Voraussetzungen eines e-Learning Systems (zeit-, ortunabhängig und interaktiv) umfasst, oder eine psychologisch-pädagogische Definition, die beschreibt, welche Vorteile durch eine e-Learning Umgebung für die AnwenderInnen entstehen und welche Anforderungen an die NutzerInnen dieser Technik gestellt werden. [educa]
Eine umfassende Begriffsbestimmung, die die Merkmale und Besonderheiten von e-Learning sehr gut beschreibt, ist folgende: „eLearning ist eine besondere Variante des computergestützten Lernens. Merkmale dieser virtuellen Lernwelten sind, dass die genutzten Lernsysteme und Lernmaterialien: in digitalisierter Form angeboten werden, sich durch Multi- und/oder Hypermedialität (Informationsvernetzung) auszeichnen, Interaktivität zwischen dem Lernenden, dem System, dem Coach und den Mitlernenden - vor Ort oder im Netz - unterstützen und online für den Nutzer direkt verfügbar sind.“ [TW01]
Man sieht also, dass es keine klare und eindeutige Definition gibt. e-Learning ist ein Begriff, der sehr vielseitig ist und im Rahmen verschiedener Kontexte unterschiedlich verwendet wird. Eines ist sicher und für diese Arbeit auch von Bedeutung: e-Learning ist mehr als nur bloße Informationsaufnahme und mehr als nur Lernen mit oder über den Computer. e-Learning umfasst den gesamten Lernprozess, in dem auch soziale Komponenten wie die Kommunikation der Lernenden untereinander, aber auch die Unterstützung und Betreuung durch Lehrende beachtet werden müssen und eine wichtige Rolle spielen. [educa, BHH02]
2.2 Geschichte und Entwicklung von e-Learning
Die Geschichte von e-Learning als computer- bzw. maschinengestütztes Lernen ist fast so alt wie der Computer und reicht sogar noch weiter zurück. Allerdings werden im Laufe der Zeit unterschiedliche Begriffe verwendet, denn der Name e-Learning selbst ist noch relativ jung.
Schon im 16. Jahrhundert fand man erste Konstruktionen von Lehr- bzw. Lernmaschinen, wie beispielsweise das Leserad, das 1588 von einem italienschen Ingenieur für den französischen König entwickelt wurde.
Um 1850 wurden erste Formen des Telelernens in den USA, aber auch im europäischen Raum wie Deutschland, England oder Frankreich entdeckt.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts kam das maschinell unterstützte Lernen auf, das auf den Psychologieprofessor Sidney Pressey zurückgeht. Dieser entwickelte 1928 die erste Lehrmaschine für Intelligenztests, die Multiple-Choice-Fragen automatisch auswerten konnte.
In den folgenden Jahren wurden weitere Unterrichtsmaschinen konstruiert, jedoch waren diese in Bildungseinrichtungen nur gering verbreitet.
1958 wurden erste Lehrmaschinen, den so genannten Teaching Machines, nach dem Konzept der Arbeiten des berühmten Psychologen Burrhus Frederic Skinner (1904-1990) gebaut.
Man wollte dadurch Lehrende durch Maschinen ersetzen, um so Lernprozesse zu beschleunigen und zu optimieren und schneller und einfacher lernen zu können. Skinner nannte diese Lernform den „Programmierten Unterricht“. Dieser funktionierte nach dem „Drill-and-Practice“-Prinzip (Kapitel 2.3.5), also ein Programm zur Übung. Die Lehrmaschine zeigte den Lerninhalt aufgeteilt in einzelne Frames. Zuerst wurden die Informationen eines Frames präsentiert, im Anschluss eine dazugehörige Frage mit mehreren Antwortmöglichkeiten. Nach Eingabe einer Antwort bekam man ein unmittelbares Feedback, welche richtig ist. Mit dieser Maschine konnte jeder sein individuelles Tempo bestimmen und leichte Aufgaben lösen. Basierend auf dem programmierten Unterricht wurde schließlich die behavioristische Lerntheorie begründet, die auch heute noch Grundlage vieler Lernsysteme ist. Details zu diesem Lernkonzept werden im Kapitel 2.4.1 näher beschrieben.
Seit Skinner wurden Lehrmaschinen Anfang der 60er Jahre populär, jedoch ließ dieser Trend aufgrund verschiedener Gründe bald wieder nach. Einerseits waren die hohen Anschaffungs-kosten der Maschinen, andererseits die öffentliche Kritik am Behaviorismus und die mangelnde Motivation schuld an dem geringen Erfolg, sodass dass öffentliche Interesse an computergestütztem Lernen zurückging.
In den 80er Jahren entstanden schließlich Mikrocomputer und erste Personal Computer (PC), die rasch in Umlauf gebracht wurden. Dadurch wurden die Idee und das Thema wieder aufgegriffen und es kam zu einem erneuten Aufschwung maschinenunterstützten Lernens bzw. Telelernens. Zudem wurden erste computerbasierte Lernsoftwareprogramme entwickelt, so genannte CBTs (Computer Based Trainings, siehe auch Kapitel 2.3.1), deren Inhalte und teils komplexe Aufgaben auf Diskette oder CD-ROMs gespeichert wurden und speziell für Firmen und Betriebe zur Weiterbildung sowie Kosten- und Zeiteinsparung dienten.
In dieser Zeit wurden auch neue Formen des Lernens mit dem Computer wie zum Beispiel Intelligente Tutorielle Systeme (ITS, siehe Kapitel 2.3.7) entworfen, die eine Abkehr von programmierter Instruktion bedeuteten. 1988 entwickelte sich der erste weltweite e-Learning Standard als Vereinheitlichung von Lernprogrammen.
Später kamen Hypermedia-Lernsysteme auf den Markt, die verschiedene Medienformen sowie Hypertext, durch den Inhalte untereinander verlinkt werden konnten und der die Basis des Konstruktivismus (Details dazu im Kapitel 2.4.3) bildete, enthielten. Dadurch war flexibles Lernen sowie eine bessere und einfachere Navigation möglich.
Die 90er Jahre brachten durch die Entwicklung und Verbreitung des Internets einen wahren Hype. Durch den Boom der Internettechnologie ergaben sich viele technische Veränderungen. Leistungsstärkere Computer und weltweite Vernetzung waren die Folgen. 1995 wurden CBTs zu Internet Based Trainings, später dann zu Web Based Trainings (WBTs, siehe auch Kapitel 2.3.1), Lernprogramme deren Inhalte nun online zur Verfügung standen, weiterentwickelt. Einige Jahre später entstand das Wort Online Learning, 1999 wurde schließlich der Begriff e-Learning geboren, der Beginn des e-Learning Zeitalter.
Seit diesem Zeitpunkt machte sich ein rasanter Aufschwung bemerkbar. Höhepunkte waren die Weiterentwicklung des WBT oder die Entstehung erster e-Learning Systeme und Lernumgebungen, so genannte Learning Management Systeme (LMS, mehr dazu in Kapitel 2.3.2 und ab Kapitel 4) für den Einsatz in Bildungsinstitutionen wie Schule und Universität.
Nachdem e-Learning im Jahr 2000 einen Höhepunkt erreichte, kehrte auf diesem Gebiet ein wenig Ruhe ein. Einige Gründe dafür waren, dass diese neue Technik den hohen Anforderungen nicht ganz gerecht werden konnte und die Umsetzung mit erheblichen Kosten verbunden war. Des Weiteren wollte man weg vom reinen Online Lernen hin zur Idee des Blended Learning, eine Mischung aus Online und Präsenzphasen (Kapitel 2.3.9).
Im Herbst 2003 bildeten sich die ersten e-Learning Standards an Universitäten im deutschsprachigen Raum, in dem der klassische Unterricht durch elektronische Lernumgebungen und teils auch durch virtuelle Elementen ergänzt wurde.
Das 21. Jahrhundert bis jetzt war von immer mehr und größeren e-Learning Projekten und neuen modernen Entwicklungen geprägt. Ganz neu im Kommen sind derzeit e-Learning Anwendungen für mobile Endgeräte (m-Learning).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Konzept des elektronischen Lernens schon lange ein Thema war. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Systeme wie Lehrmaschinen, CBTs, WBTs oder e-Learning Applikationen, die auf unterschiedlichen Lerntheorien (siehe Kapitel 2.4) basieren, durch immer neuere Techniken wie Computer, Internet oder Hypertext entwickelt. Der Begriff e-Learning war zu Beginn sehr stark mit elektronisch unterstütztem Lernen verbunden. Nach dem Internetboom Anfang der 90er Jahre wurde e-Learning aber in erster Linie häufiger über das World Wide Web (WWW) genutzt und wird wieder mehr für alle Formen medienunterstützten Lernens verwendet. e-Learning umfasst heute einerseits das Lernen über Datenträger oder eine Software am Computer wie beispielsweise Lern-programme oder CDs, andererseits auch das Lernen über das Internet.
{In diesem Kapitel verwendete Quellen: [CH02], [dieuni], [DW03], [educa], [Flo04], [Han02], [Hip03], [Mue05], [Roh05], [selgo], [Sta02]}
2.3 e-Learning Systeme und Einsatzbereiche
e-Learning wird in vielen unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungsbereichen eingesetzt. In Unternehmen und Firmen kommt e-Learning in erster Linie zur Schulung von MitarbeiterInnen über Intra- oder Internet zur Anwendung, um die Kosten für die Ausbildung der Angestellten zu senken. In der Schule will man durch Einsatz moderner Technologien den spielerischen Umgang mit dem Computer erreichen. e-Learning wird besonders an der Universität zur Unterstützung der Studierenden angeboten, indem Lernunterlagen online zur Verfügung gestellt werden. Aber auch zum privaten Zwecke kann e-Learning für das Aneignen verschiedenster Interessensgebiete verwendet werden. {[BP01], [LTT06]}
Im Großen und Ganzen ist e-Learning für jeden Menschen anwendbar. Es existieren daher zahlreiche Systeme und Entwicklungen, Formen und Varianten, da sie für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden und unterschiedliche Motive und Ziele der einzelnen Zielgruppen existieren. Im Folgenden soll ein Überblick über die wichtigsten, bekanntesten und am meisten verbreiteten e-Learning Techniken und einigen dazugehörigen Konzepten und Werkzeugen gegeben werden. Eine genaue Klassifikation gibt es keine.
Bevor auf die einzelnen Systemen eingegangen wird, eine kurze Differenzierung vorweg. Bei den vorgestellten Methoden gibt es die Unterscheidung zwischen synchron, also zur selben Zeit am selben Ort zu sein wie zum Beispiel beim Präsenzunterricht oder bei Gruppenarbeiten, oder asynchron wie eigenständiges Lernen oder Kommunikation über Mail oder Foren. Die verwendeten Medien können ebenfalls synchron oder asynchron sein, aber auch online, das heißt über Internet, beispielsweise Webseiten, Mails, Chats oder Videokonferenzen, oder offline ohne Internet wie CD-ROMs oder Printmedien. [lex]
2.3.1 CBT und WBT
Computer Based Trainings oder kurz CBTs sind Lernprogramme, die die Lernenden von Datenträgern wie CD-ROMs oder DVDs lokal auf dem Computer speichern und von dort abrufen können. Die Inhalte umfassen die multimediale Aufbereitung eines Themengebietes. Der Lernstoff ist meist in einzelne Module eingeteilt und wird der Reihe nach in Lektionen präsentiert, die jeweils mit einer Testphase, die aus abschließenden Fragen besteht, enden.
Selbstständiges und individuelles Lernen ist zentrales Element und Voraussetzung für diese Art von e-Learning System. Denn bei CBTs gibt es nur wenig tutorielle Betreuung wie einige Hinweise und Hilfen, fix gespeicherte Fragen am Schluss einer Lektion und vordefiniertes Feedback. Über diese Technik wird durch fehlende Anbindung ans Internet auch keine Kommunikation mit Lehrpersonen oder anderen Lernenden unterstützt, ein gewünschter Kontakt kann nur extern geschehen. CBTs existieren in verschiedenen Varianten wie reine Präsentationssysteme, in denen der Stoff in Lernmodulen vorgestellt wird, Simulations-programme wie zum Beispiel Planspiele, in denen bestimmte Situationen nachgebildet werden, oder Kiosksysteme, bei denen Inhalte über Hypertext miteinander verknüpft sind und somit eine nichtlineare Lernstruktur zulassen.
WBTs (Web Based Training) dagegen sind erweiterte CBT-Formen, bei denen die Lerninhalte übers Internet zur Verfügung gestellt werden. Auch hier gibt es wiederum unterschiedliche Arten der Präsentation eines Themengebietes. Die zwei gängigsten sind: als Tutorials, in denen die Inhalte Schritt für Schritt erklärt werden oder durch Hypertext, mithilfe dessen der/die LeserIn selbst durch die verlinkten Inhalte navigieren kann. Durch die Vernetzung ist ein direkter Kontakt über internetgebundene Kommunikationsformen zu anderen möglich und auch üblich. Weiterer Vorteil gegenüber CBT ist die leichte Aktualisierbarkeit der Inhalte und das reichhaltige Angebot an multimedialen Elementen.
Beide Systeme kommen vermehrt bei Firmen und Betriebe zur Weiterbildung der MitarbeiterInnen zum Einsatz, aber auch zur Kosten- und Zeiteinsparung durch Wegfall von Reise- oder Einschulungskosten. Immer mehr werden CBTs und WBTs auch für den privaten Gebrauch verwendet. {[Hip03], [lex], [Mue05], [sin], [SM02], [TW01]}
2.3.2 Learning Management Systeme
Learning Management Systeme (LMS), kurz Lernplattformen, sind neue technische Produkte zum Erstellen, Verwalten und Vermitteln von Lerninhalten über das WWW. Meistens handelt es sich um eine Reihe an Angeboten von Kursen und den dazugehörigen Informationen und Lernmaterialien sowie Funktionen und Tools für Lernende und Lehrende. Die Kommunikation kann über plattformeigene Diskussionsforen, Chats oder Mails stattfinden.
Lernplattformen werden hauptsächlich im internetgestützten Schul- oder Universitätsbetrieb zur Unterstützung der Lehr und Lernprozesse eingesetzt, teilweise auch in Unternehmen. Nähere Details zu e-Learning Plattformen findet man ab Kapitel 4. {[lex], [Mue05], [SM02]}
2.3.3 Autorensoftware
Autorensoftware ist ein Werkzeug, das der Entwicklung von e-Learning Inhalten dient, mit denen man mehr oder weniger ohne besondere Programmierkenntnisse über eine Entwicklungsumgebung multimediale und didaktisch aufbereitete Lernsoftware erstellen kann. Es existieren verschiedene Systeme je nach Bedarf und Einsatzzweck. {[lex],[SM02]}
2.3.4 Informationssysteme und e-Learning Portale
Bei Informationssystemen handelt es sich in erster Linie um Hilfssysteme, über die bestimmte Informationen eingeholt werden können wie zum Beispiel Online Hilfen bei Softwareprogrammen. Es können aber auch virtuelle Assistenten, die Hinweise in einem System liefern, oder Datenbanken mit gesammelten Fakten dazu gezählt werden. [TW01]
e-Learning Portale umfassen eine Reihe an unterschiedlichen Angeboten auf einer einzigen Webseite. So hat auch die breite Öffentlichkeit einen direkten Zugang zu verschiedenen im Internet verfügbaren Lernsystemen und Online Kursen zu einer Vielzahl an Themengebieten.
Zusätzlich gibt es neben den Direktlinks zu den Lernsystemen oft auch Angaben zu den einzelnen Produkten, Kommunikationsmöglichkeiten wie Foren oder Chats, Kunden-bewertungen, Erfahrungsberichte, aktuelle News oder Tests. {[BP01], [LTT06]}
2.3.5 Drill & Practice Programme
Drill & Practice Programme präsentieren keine neuen Lerninhalte, sondern dienen nur der reinen Überprüfung des zuvor gelernten Wissens. Beispiele hierfür sind Vokabeltrainer und Programme zur Vorbereitung auf verschiedene Prüfungen. {[educa], [hft]}
2.3.6 Programmierter Unterricht
Programmierter Unterricht gehört zur Gruppe der CBTs. Der zuvor definierte Lernstoff wird dem Lernenden in kleinen Lektionen vorgeführt, und zwar solange bis er diesen beherrscht, erst danach bekommt er neue Inhalte vorgesetzt. Das Gelernte kann durch abschließende Fragen überprüft werden. Der programmierte Unterricht ist als linearer Lernprozess zu verstehen, da die Inhalte Modul für Modul abgearbeitet werden. Diese Lern- und Lehrform wird in heutigen e-Learning Programmen vielfach eingesetzt. {[hft], [Hip03], [wiki]}
2.3.7 Intelligente Tutorielle Systeme
Intelligente Tutorielle Systeme (ITS) sind Computerprogramme, die Lernende bei der individuellen Wissensaneignung unterstützen. Dabei wird auf das Vorwissen sowie die Fähigkeiten und Leistungen der AnwenderInnen Bezug genommen, denn Lernstoff und die dazugehörigen Aufgaben werden individuell auf den/die BenutzerIn zugeschnitten. Zu Beginn wird ein Übungsbeispiel zufällig vom System ausgewählt und die Antwort des/der Lernenden mit der Lösung des Programms verglichen. Nach anschließender Fehleranalyse erhält die lernende Person Feedback, die nächsten Aufgaben werden an dessen Wissenstand angepasst.
ITS sind in mehrere Module aufgebaut, kommuniziert wird durch Sprache oder Menü. Der/Die Lernende selbst kann sowohl Richtung als auch Tempo seines Lernprozesses steuern, aktives Lernen ist erforderlich. Bei ITS wird das Konzept verfolgt, dass sich Lernprogramme an den Anforderungen des Benutzers orientieren sollen. Der Lehrende wird dabei durch das System ersetzt, je nach Wunsch können zusätzlich Erklärungen und Hinweise angezeigt werden. Seitdem ITS existieren, wurden viele Experimente durch Einsatz von künstlicher Intelligenz durchgeführt, jedoch waren diese meistens nicht sehr erfolgreich. Auch generell haben sich ITS in Bildungseinrichtungen nicht durchgesetzt. Gründe sind die hohen Anschaffungskosten, die langwierige Entwicklung und Wartung solcher Techniken sowie das geringe Interesse seitens der Forschung. Existierende fehlerhafte verfügbare Systeme und unzureichende Dokumentationen sind weitere Ursachen für die geringe Verbreitung dieser Techniken. Heute werden ITS vor allem bei der U.S. Navy und Air Force zur Ausbildung von Offizieren und Personalkräften eingesetzt. {[Hip03], [Nie03], [SM02], [wiki]}
2.3.8 Distance Learning
Distance Learning oder auch Telelearning heißt wortwörtlich übersetzt Fernlernen und bezeichnet eine spezielle Form von e-Learning. Die Lernenden befinden sich dabei räumlich und zeitlich getrennt von anderen Beteiligten. Beim virtuellen Unterricht, wie diese Form auch genannt wird, ist das Internet das zentrale Medium. Die Wissensaufnahme und -übermittlung findet ausschließlich über das WWW, unabhängig von Ort und Zeit, statt.
Möglichkeiten sind entweder asynchron über CDs und DVDs, auf denen sich der Lernstoff befindet, über das Internet angebotene bereits aufgezeichnete Audio- und Videostreams zum Runterladen, oder synchron per Audio- und Videokonferenzen. Es gibt also bei dieser extremen e-Learning Technik keine Unterrichtsräume oder Präsenzphasen mehr. Alle TeilnehmerInnen können überall auf der Welt verteilt sein, aber trotzdem miteinander lernen und kommunizieren. Selbststudium ist hier der Schwerpunkt, aber es besteht auch der Kontakt zu Lehrenden. In diesem Zusammenhang fällt der Begriff Teleteaching oder e-Teaching, die Betreuung von Lernenden durch TutorInnen, die ebenfalls elektronisch und mediengestützt passiert. {[Hip03], [lex], [Mue05], [SM02], [TW01]}
2.3.9 Blended Learning
Anders als beim Distance Learning handelt es sich beim Blended Learning nicht um rein virtuelles Lernen, sondern um eine Kombination aus klassischen Lernformen, also Präsenzphasen, die abwechselnd mit e-Learning Einheiten stattfinden. Dieses Konzept nennt man auch hybride Lernarrangements, bei denen die Vorteile beider Methoden ausgenutzt und miteinander verbunden werden sollen. Ziel ist es dabei, eine gute Mischung zu finden und den herkömmlichen Unterricht durch neue moderne Techniken zu unterstützten, nicht aber zu ersetzen. Blended Learning wird heutzutage bereits als eine erfolgreiche und moderne Lernstrategie angesehen. {[lex], [LTT06], [SM02], [wiki]}
2.3.10 CSCL und Online Communities
CSCL, Computer Supported Cooperative Learning, bezeichnet eine relative neue Form von e-Learning und befasst sich mit kooperativen Lernprozessen über das Internet und verschiedene andere e-Learning Systeme. Hierbei steht in erster Linie die Zusammenarbeit in virtuellen Teams im Vordergrund. Gemeinsames Lösen von Aufgaben und Projekten sowie die Unterstützung und Betreuung durch TutorInnen sind die zentralen Elemente dieser Lernform. Die Kooperation zwischen den Lernenden geschieht durch den Einsatz verschiedener moderner synchroner und asynchroner Kommunikationsformen wie Mails, Chats, Diskussionsforen, Newsgroups, Video- und Audiokonferenzen oder ähnliches. Oft findet CSCL über Online Communities statt. Dies sind Gemeinschaften von Lernenden, die über ein eigenes Kommunikationssystem lernen und diskutieren können. Bei CSCL handelt es sich somit um ein alternatives Lernkonzept, bei die soziale Komponente sehr stark miteinbezogen wird. Denn nur in der Gruppe erreicht man oft mehr auf einem höheren Niveau und kann gemeinsam neue Ideen entwickeln und umsetzen. Auch wird die aktive Beteiligung aller TeilnehmerInnen am Lernprozess stärker gefordert. {[lex], [SM02], [TW01]}
2.4 Lerntheoretische Ansätze
Den verschiedenen Typen und e-Learning Entwicklungen liegen unterschiedliche lerntheoretische Ansätze zugrunde. Es haben sich im Laufe der Zeit drei Hauptlerntheorien herausgebildet: der Behaviorismus, der Kognitivismus und der Konstruktivismus [Ker01] – alle zeichnen sich durch unterschiedliche Merkmale aus, die in den nachfolgenden Unterkapiteln näher erklärt werden sollen. Die heutigen e-Learning Systeme, deren Gestaltung und Inhalte basieren ebenfalls auf diesen Theorien. Die Entwicklung und der Einsatz solcher Techniken orientieren sich im Hinblick auf den Sinn und Zweck, den ein Lernsystem erfüllen soll. Oft lassen sich die Produkte aber nicht eindeutig zu einer der drei Theorien zuordnen, denn sie weisen meist einen großen Funktionsumfang auf oder erzwingen unterschiedliche Lernprozesse, die in mehrere Kategorien fallen. [Flo04]
2.4.1 Behaviorismus
Der Behaviorismus geht auf einige namhafte Personen des beginnenden 20. Jahrhunderts wie den russischen Mediziner I. Pawlow und die beiden amerikanischen Psychologen Edward Thorndike und John B. Watson zurück. Das englische Wort „behavior“ bedeutet übersetzt Verhalten, welches bei dieser Theorie auch im Vordergrund steht und als Reiz-Reaktions-Mechanismus erklärt wird. Der/Die Lernende bzw. dessen Gehirn wird dabei als eine Art „black-box“ betrachtet, ein schwarzer Kasten, der innere und äußere Reize verarbeitet, aber deren Aufbau unbekannt ist. Bei der behavioristischen Theorie hat es keinerlei Bedeutung, was im Kopf der Lernenden vorgeht oder wie jemand lernt, denn es wird nur das Verhalten beobachtet, das durch einen Reiz ausgelöst wird und eine Reaktion nach sich zieht. Dieses Verhalten kann konditioniert werden, indem man versucht, durch Belohnung oder Bestrafung den Lernprozess anzupassen und daraufhin zu steuern, dass auf einen bestimmten Reiz eine bestimmte Reaktion folgen soll. Für den Behaviorismus ist Lernen das Ergebnis von Konsequenzen, die auf Verhalten folgen und diese in eine vorfixierte Richtung lenken.
Ein System, das dieser Lerntheorie zugrunde liegt, ist in erster Linie der Programmierte Unterricht, bei dem der komplexe Lernstoff in kleinen Schritten in einer bestimmten vordefinierten Reihenfolge präsentiert wird. Dabei stehen die Überprüfung des zuvor gelernten Wissens und die Wiederholungen von Übungen bis sie erfolgreich bestanden sind im Vordergrund. Weitere behavioristische Systeme sind Drill-and-Practice Programme, insbesondere Vokabeltrainer, aber auch Textpräsentationen oder CBTs. Nachteile solcher Modelle sind vor allem die reine Vermittlung und Auswendiglernen von Informationen, die klar vordefinierten und abgegrenzten Inhalte und die Linearität im präsentierten Lernstoff, die nur einen einzig richtigen Lernweg zulässt. Zwar bieten solche Systeme eine gewisse Sicherheit, jedoch aber wenig Freiheit, individuell, aktiv und kooperativ zu lernen. Weiters fehlen umfassende Motivationsfaktoren sowie direktes Feedback auf Fehler und es können meist nur einfache Lernziele erreicht werden. {[Flo04], [hft], [Hip03], [Kös05], [SM02]}
2.4.2 Kognitivismus
Im Gegensatz zum Behaviorismus werden Lernende beim Kognitivismus als selbstständig denkend angesehen. Diese Lerntheorie entstand Mitte des 20. Jahrhunderts und beruht auf dem lateinischen Wort „kognition“, welches Wahrnehmen, Erkennen, Begreifen, Urteilen und Schließen umfasst. Besondere Berücksichtigung wird dabei auf die inneren geistigen Vorgänge des menschlichen Gehirns gelegt, die zwischen der Reizaufnahme und den daraus folgenden Reaktionen liegen. Es handelt sich hier um den Prozess der Informationsverarbeitung, bei dem aufgenommenes Wissen in bestehendes integriert wird.
Lernen im Kognitivismus bedeutet kognitiv denken und verstehen. Lernende können und sollen Systeme auch bewerten und interpretieren, den Lernprozess selbst steuern, durch den Lernstoff weit hingehend frei navigieren können, neues Wissen bewusst und autonom verarbeiten sowie Probleme und Aufgaben durch gezielte Methoden aktiv lösen. Im Zuge des Kognitivismus entwickelte sich das Konzept des „Entdeckenden Lernens“, bei der die Wissensaneignung vor allem durch Neugier und Interesse durch den Lernenden geleitet wird.
Kognitivistische Konzepte finden sich beispielsweise bei Intelligenten Tutoriellen Systemen, aber auch bei Web Based Trainings. Diese Techniken beinhalten die multimediale Präsentation eines Themengebietes, die meist auch Anleitungen enthält, um Zusammenhänge aufzuzeigen. Bei den ITS wird zusätzlich der aktuelle Wissenstand überprüft, um den Lernstoff daran anzupassen und dem Lernenden die Informationsaufnahme zu erleichtern.
Kritikpunkte bei dieser Lerntheorie sind, dass der Schwerpunkt auf der reinen kognitiven Informationsverarbeitung liegt und die soziale Komponente wenig berücksichtigt wird. {[Flo04], [hft], [Hip03], [Kös05]}
2.4.3 Konstruktivismus
Der Konstruktivismus ist ein relativ neues Paradigma, durch den sich Ende der 80er Jahre neue Denkansätze und Lernkonzepte entwickelten sowie die Auffassung von Wissen veränderte. Lernen ist nach dieser Theorie ein aktiver, konstruktiver, situativer, sozialer und zielorientierter Prozess. Das Schlüsselkonzept besagt, dass Lernen selbstständiges Erleben, Interpretieren und Konstruieren umfasst. Die meisten heutigen e-Learning Systeme unterstützen ein konstruktivistisches Lernverständnis, welches davon ausgeht, dass sich der Lernende aktiv mit dem Lernstoff auseinandersetzt, neues Wissen und Lösungen individuell und selbstständig konstruiert sowie den Lernvorgang selbst bestimmt und steuert. Lernen muss ein aktiver Prozess sein, welcher von den Lernenden selbst und dessen Erfahrungen und Vorwissen anhängt. Dabei sind Fehler ein wichtiger Bestandteil, aus denen man lernen kann. Zusätzlich spielt der soziale Kontext eine wichtige Rolle, kooperatives Lernen wird daher unterstützt und gefördert. Lehrende befinden sich dabei meist im Hintergrund und sind nur für die Wissensvermittlung zuständig und agieren als Beobachter und Betreuer. Hauptaugenmerk des Konstruktivismus ist die eigenständige Bewältigung komplexer Situationen.
Das konstruktivistische Konzept wird heute vor allem in der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Rahmen neuer Bildungsmedien eingesetzt. Zu den Systemen zählen hauptsächlich CBTs und WBTs mit Hypertextinhalten sowie kollaborative Lernplattformen. Anwendungen sind zum Beispiel Simulationen, pädagogische Spiele oder Mikrowelten, in der künstliche Welten geschaffen werden. Lernen mit überwiegenden konstruktivistischen Elementen ist zwar ein innovatives Konzept, bei dem es aber auch einige Kritikpunkte gibt. So handelt es sich hier um komplexe Lernsysteme, die Eigenverantwortung, selbstständiges Lernen, Vertrautheit, Kompetenz und Motivation der Lernenden voraussetzen, was oft zu Überforderung, Orientierungslosigkeit und einem höheren Arbeitsaufwand führen kann. {[Flo04], [hft], [Hip03], [Kös05], [SM02], [wiki]}
2.5 Vorteile von e-Learning
e-Learning als neue Lern- und Lehrform wird sich nur dann durchsetzen, wenn es deutliche Verbesserungen im Vergleich zum herkömmlichen Präsenzunterricht gibt. Bisherige Erkenntnisse und Erfahrungen der Forschung zeigen, dass der Einsatz von e-Learning für alle Beteiligten einen klaren Mehrwert schafft. Im Folgenden werden eine Reihe allgemeiner Vorteile dieser neuen Lerntechnik im Vergleich zu klassischen Lernmethoden diskutiert. Anschließend werden die Chancen und Möglichkeiten von e-Learning vor allem für Lernende, aber auch für Lehrende und Organisationen und Unternehmen aufgezeigt.
Der größte Vorteil für alle stellt die Unabhängigkeit von Ort und Zeit dar. Durch e-Learning kann jeder, egal welches Alter oder welcher Wissenstand, lernen wo und wann er will. Die bisherigen Grenzen der Wissensvermittlung und -aneignung werden gebrochen und neue Alternativen geschaffen. Lernen und Lehren kann nun auch außerhalb der vier Wände stattfinden, denn im Extremstfall sind keine Unterrichtsräume und keine physische Präsenz mehr nötig. Dadurch kann eine theoretisch unbegrenzte Anzahl an TeilnehmerInnen erreicht werden. Diese können überall auf der Welt verteilt sein und trotzdem auf die gewünschten Lerninhalte zugreifen. Mit Hilfe des Neuen Mediums Internet ist es unter anderem möglich, miteinander zu lernen und zu arbeiten. Kommunikation und Kooperation kann nicht nur mit anderen Lernenden, sondern auch mit Lehrenden und TutorInnen für Rückmeldungen, bei Fragen, Problemen oder Unklarheiten erfolgen. Dabei kommen moderne Kommunikations- und Interaktionsformen wie beispielsweise e-Mail, Chats, Diskussionsforen, Instant Messenger, Audio- und Videokonferenzen oder ähnliches zum Einsatz, durch den der soziale Kontakt zu anderen oft einfacher, schneller und besser hergestellt werden kann.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil von Online Lernen ist der Einsatz von Multimedia. In einem e-Learning System können unterschiedlichste Medien und Typen wie Text, Grafiken, Video, Ton, Animationen und vieles mehr verwendet und kombiniert werden. Dadurch entsteht eine Reihe an verschiedenen Möglichkeiten der Umsetzung und Darbietung von Lerninhalten. Zudem wird der gesamte Content online gespeichert und steht jederzeit und jedem zur Verfügung. e-Learning Inhalte zeichnen sich somit auch durch ihre Wiederverwendbarkeit und durch ihre Aktualität aus, was für alle Beteiligten ebenfalls von großer Bedeutung ist.
2.5.1 Vorteile für Lernende
Vor allem für Lernende bedeutet e-Learning zeitlich und räumlich unabhängig zu sein, wodurch viele Freiheiten für sie entstehen. So können sie von überall – zu Hause, am Arbeitsplatz oder von wo auch immer sie wollen – und jederzeit, also rund um die Uhr, lernen. Sie müssen also nicht unbedingt zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort anwesend sein. Darüber hinaus bekommen Lernende durch die neuen Lernformen ein hohes Maß an Flexibilität, aber auch Autonomie und Individualität in der Gestaltung ihres Lernprozesses. Sie können sich eigenständig das benötigte Wissen aneignen, die Auswahl der Inhalte selbst bestimmen sowie die persönliche Lerngeschwindigkeit festlegen, sich den Lernstoff und die Zeit selber einteilen oder Lerninhalte beliebig oft wiederholen. Des Weiteren kann man alleine und ohne Gruppenzwang von anderen lernen. Oft können dadurch auch Lernängste oder Stress abgebaut werden. Durch die damit verbundene Interaktivität der BenutzerInnen, wird der/die Lernende dazu aufgefordert sich aktiv am Lernprozess zu beteiligen, diesen zu steuern und auch einzugreifen. nicht mehr passiv berieseln lassen wie beim häufig angewendeten/vorkommenden Frontalunterricht
Ein anderer Vorteil für BenutzerInnen von e-Learning Systemen ist der schnelle und einfache Zugang zum gewünschten Lernstoff. Durch Anbindung an das WWW haben sie zusätzlich Zugriff zu einem weltweiten Wissenspool und einer Vielzahl von Materialien. Die zur Verfügung gestellten Informationen sind zudem immer aktuell und auf dem neuesten Stand.
Die bei Online Lernsystemen oft integrierten Funktionen und Tools bieten weitere Vorzüge für Lernende. So helfen beispielsweise Lernfortschrittskontrollen oder -statistiken bei der Überprüfung des Lernstoffs. Verschiedene moderne Kommunikationsmöglichkeiten erleichtern die Kooperation mit anderen. Für einige Lernende ist es manchmal einfacher mit Leuten über das Internet zu interagieren, da sie anonym sein können und sich dadurch sicherer fühlen. Kalender- oder Notizfunktionen unterstützen die Lernenden bei der Organisation.
Durch die Möglichkeit der multimedialen Aufbereitung der zu vermittelnden Inhalte können Lernende sich das gewünschte Stoffgebiet besser und leichter aneignen. Denn auf diese Weise werden gleichzeitig mehrere Sinne angesprochen, was Abwechslung und mehr Verständlichkeit beim Lernen bietet.
Aufgrund der genannten Vorteile kann und soll die Motivation der Lernenden gesteigert werden. Durch e-Learning, eine neue und andere Art der Wissensaneignung, sollen An-wenderInnen mehr Spaß am Lernen haben. In weiterer Folge kann dies zu einem verbesserten Lernerfolg und gesteigerter Zufriedenheit führen.
2.5.2 Vorteile für Lehrende
Speziell für Lehrende bietet e-Learning Verbesserungen bei der Umsetzung von online Lernmaterialien. Unterstützung bekommen sie vor allem bei der Erstellung und Verwaltung von Inhalten. Auch werden sie durch die einfachere Aktualisierung der Daten entlastet, denn elektronisch gespeichertes Wissen kann jederzeit geändert und entsprechend angepasst werden. Weitere Vorteile für Lehrende sind Wiederverwendbarkeit, eine hohe Transparenz und geringe Redundanz der Inhalte.
2.5.3 Vorteile für Unternehmen
Für Unternehmen und Organisationen bedeutet der Einsatz von e-Learning in erster Linie eine Imageverbesserung, da sie dem Trend der Technik folgen. Großer Vorteil ist ein effizienteres Wissensmanagement. Dies umfasst einen schnelleren und raschen Wissenstransfer innerhalb eines Unternehmens, einen leichteren Wissensaustausch durch weltweite Vernetzung, zentrale Speicherung und einfache Abrufbarkeit eines für alle MitarbeiterInnen einheitlichen Datenbestandes sowie schnelle und kostengünstige Aktualisierung der Inhalte. Schlussendlich entfallen die laufenden Kosten für Erstellung, Druck und Versand von Lernunterlagen, die Anreise- und Unterkunftskosten bei Seminaren oder sonstigen Fortbildungsangeboten sowie eventuelles Lehrpersonal. Fehlzeiten am Arbeitsplatz werden gegebenenfalls minimiert.
{Quellen in Kapitel 2.5: [BP01], [DW03], [Hip03], [lex], [LTT06], [Mue05] SN05], [TW01]}
2.6 Nachteile von e-Learning
Für die Anwendung von e-Learning sind auf der einen Seite einige technische Voraus-setzungen und Kosten nötig. So braucht man auf jeden Fall einen Computer mit Internetanschluss und zusätzlich benötigte Software und Hardware je nach Technik und Anforderung. Oft braucht man heutzutage schon etwas leistungsstärkere Rechner und schnellere Verbindungen. Die Kosten für die Entwicklung und Wartung von e-Learning Systemen liegen ebenfalls deutlich höher als für traditionelle Lehrformen, dafür ist aber die Produktion nur einmalig und die Inhalte können wieder verwendet werden. Allerdings kann es auch schon mal zu technischen Problemen, Störungen oder gar zum Datenverlust kommen.
Auf der anderen Seite benötigen die AnwenderInnen Medienkompetenz und Erfahrung im Umgang mit e-Learning. Grundlegende Computerkenntnisse und Vertrautheit mit den neuen Lernmedien sind daher empfehlenswert. Häufig sind auch Einschulungen notwendig.
Betrachtet man vor allem Distance Learning, dem extremsten Fall von e-Learning, also Lernen ohne Präsenzlehre, so können sich weitere mögliche Nachteile und Probleme ergeben.
Oft genannte Gründe sind trotz Integration moderner Kommunikationsmittel der Verlust der sozialen Wirklichkeit und Vereinsamung, da kein direkter Kontakt mit anderen stattfindet. Außerdem erfolgt nur wenig bis keine individuelle persönliche Betreuung oder Feedback von Seiten der Lehrenden.
Durch die Autonomie der Lernenden und dem Überangebot an Informationen kann es des Weiteren zu einer Verringerung der Motivation, Überforderung oder einem überhöhten Zeitaufwand kommen. Denn der Umgang mit e-Learning erfordert ein überdurchschnittliches Maß an selbstständigem Lernen, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung. Mehr Engagement gegenüber dem traditionellen Lernen und richtige Zeiteinteilung und Organisation des Lernprozesses ist daher nötig. Man kann zwar Hilfe durch TutorInnen in Anspruch nehmen, aber größtenteils muss sich der/die Lernende den Stoff selbst aneignen können.
Noch ein Problem von e-Learning ist, dass es zu einem Autoritätsverlust der Lehrenden führen kann. Durch das WWW erhalten die Lernenden Zugriff zu einer Fülle relevanter Materialien aus unterschiedlichsten Quellen. Dadurch verändert sich die Rolle der Lernenden und Lehrenden, die dann in weiterer Folge oft einen geringen Stellenwert haben können.
Schlussendlich sind neue Techniken und Entwicklungen sowie eigenständiges Lernen noch immer mit mangelnder sozialer Akzeptanz, Skepsis und Angst verbunden.
Trotz dieser Probleme und Kritiken ist e-Learning heutzutage nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile wird es in vielen Bereichen und in allen möglichen Formen eingesetzt und es wir permanent an Veränderungen und Verbesserungen gearbeitet.
{Verwendete Quellen: [BP01], [Hip03], [lex], [LTT06], [Mue05], [SN05], [TW01]}
3 E-LEARNING AN DER UNIVERSITÄT
Das zweite Kapitel des ersten Teils befasst sich mit dem Anwendungsbereich von e-Learning als neue Informations- und Kommunikationstechnik im Bereich der Universitätslehre.
Hier sollen in erster Linie die Gründe für die Entwicklung von e-Learning an der Hochschule sowie die Bedeutung, Chancen und Möglichkeiten sowohl für die Universität als auch für die StudentInnen aufgeführt werden. Zum Schluss werden einige interessante momentan eingesetzte und erfolgreiche e-Learning Projekte an österreichischen Universitäten vorgestellt.
3.1 Entwicklung von e-Learning an der Universität
Eine Vielzahl von Studien, Nachforschungen und Statistiken hat gezeigt, dass e-Learning in erster Linie in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt wird. Nebenstehende Graphik (Abbildung 01) vom Jänner 2006 zeigt eine Statistik, in welchen Bildungsbereichen die neuen Lehr- und Lernformen besonders erfolgreich sind. Man kann erkennen, dass vor allem in höheren Schulen diese Technik immer mehr Anklang findet. Außerdem findet ein sehr hoher Anteil von e-Learning seine Anwendung im Studium. Immer mehr Universitäten sehen es als Herausforderung diesen aktuellen Trend zu folgen und e-Learning als neue Qualität im Hochschul-betrieb einzusetzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Doch warum hat sich e-Learning gerade an Universitäten derart etabliert? Was sind die Gründe für diese Entwicklung und wer treibt sie voran? Welche Vorteile entstehen durch diese moderne Technik? Was sind die Ziele für die Zukunft österreichischer Universitäten?
Hauptgrund für die Einführung von e-Learning in der universitären Lehre ist der Fortschritt der Technik, in erster Linie die Entwicklung neuer Medien und die zunehmende Verbreitung des Internets. In den 90er Jahren erfolgte ein Aufruf nach Neuem, worauf erstmals die Idee von virtuellen Universitäten aufkam. Die Technik ruhte nicht und es entstanden immer neue Erfindungen und Verbesserungen auf dem Gebiet des computergestützten Lernens. Durch das WWW wurde die weltweite Vernetzung möglich, der Zugriff auf Informationen für alle leichter und bequemer, die Kommunikation mit anderen einfacher und besser. Nach und Nach sanken auch die Preise für Hardwarekomponenten und stellten kein Hindernis mehr für den Einsatz in der Lehre dar. So wurde der Computer für viele leistbar. Heutzutage haben bereits fast alle Studierenden ihren eigenen Rechner mit Internetzugang und können das nötige Grundlagenwissen im Umgang mit der Technik aufweisen. Aber auch die Universitäten selbst bieten zunehmend und immer besser ausgestattete Computerräume. Beste Voraussetzungen also für den Einsatz neuer Medien, der heute bereits selbstverständlich geworden ist und von Seiten der Studierenden zum Teil auch erwartet wird.
Mit e-Learning wurde weiters die Hoffnung verbunden, momentane wirtschaftliche, gesellschaftliche und qualitative Probleme in der Universitätslehre zu lösen.
Zunehmender weltweiter Wettbewerbungsdruck und die Vielzahl an Konkurrenzangeboten veranlassen die Universitäten, sich dem aktuellen Stand der Technik zu fügen.
So werden sie mehr oder weniger dazu gezwungen, e-Learning Strategien einzuführen, um ihre Bildungsangebote von anderen Hochschulen abzugrenzen, was natürlich in weiterer Folge auch zur Verbesserung des Images einer Universität führen kann.
Aber nicht nur der Konkurrenzkampf sondern auch der Wandel unserer Gesellschaft, der lebenslanges Lernen und ständigen Wissenserwerb in der Aus- und Weiterbildung erfordert, ergeben für die Universitäten neue Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen.
Eine ist der wachsende Bedarf an Qualität bei den Bildungsangeboten. Durch zielgerichtete und effiziente Vermittlung von Wissen sowie die Schaffung einer einheitlichen Wissensbasis, kann die Lehre qualitativ hochwertiger gestaltet werden.
Weiters haben sich mit der Zeit die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Studierenden geändert, weshalb neue Angebote entwickelt und an die Lernenden angepasst werden müssen. In Zeiten der Studiengebühren wollen Studierende mitunter auch etwas geboten bekommen.
Ein weiterer wirtschaftlicher Grund ist die mögliche Einsparung von Kosten in der Herstellung von Lerninhalten. Universitäten setzen neue Unterrichtsformen ein und erhoffen sich dadurch zusätzliche Einnahmequellen bzw. die Senkung des finanziellen Aufwandes.
Auch die immer größer werdende Zahl an StudentInnen und die überfüllten Hörsäle bereiten den Universitäten Sorgen. Mit e-Learning kann eine unbegrenzte Anzahl an TeilnehmerInnen erfasst und damit möglicherweise das Problem des Massenstudiums gelöst werden.
Auf der einen Seite stehen die Universitäten, die durch e-Learning diversen Problematiken und Notwendigkeiten Abhilfe schaffen wollen, auf der anderen Seite die KritikerInnen, die das herkömmliche, oft starre und veraltete Bildungssystem in Frage stellen. Sie meinen die heutige Hochschullehre sei überholt und wünschen sich künftig Verbesserungen.
Durch verschiedene Gründe und Ursachen wie die Weiterentwicklung der Technik, der Wandel der Lernkultur, die Steigerung der Konkurrenz sowie die Veränderung der Gesellschaft und deren Bedürfnisse und Anforderungen war es also nur noch eine Frage der Zeit bis e-Learning in der Hochschullehre Einzug gehalten hat.
Was sind aber jetzt die Vorteile dieser neuen Lehr- und Lernform? Sowohl Studierende, Lehrende als auch die Universität selbst können davon profitieren, denn e-Learning bietet für alle Beteiligten eine Chance für Verbesserungen und Neuerungen in der Lehre.
Hauptsächlich für die Lernenden wird Studieren flexibler, effizienter und attraktiver. Durch internetbasierte Kursangebote sind sie unabhängig von Studienort und Vorlesungszeiten. Sie können ihr Studium von überall und jederzeit praktizieren. Vor allem für berufstätig Studierende bedeutet dies ein hohes Maß an Flexibilität, denn durch den Einsatz von e-Learning Techniken ist der Besuch von Lehrveranstaltungen nicht mehr zwingend notwendig. Weiters werden dadurch Hörsäle und Unterrichtsräume mehr oder weniger entlastet. Virtuelles Lernen bedeutet aber auch mehr Eigenverantwortung, eine aktivere Beteiligung an der Gestaltung des Lernprozesses und eine neue Möglichkeit des Selbststudiums.
Der Einsatz von e-Learning erlaubt einen einfachen und raschen Zugang auf ein umfassendes und übersichtliches Angebot an online Lehrveranstaltungsinformationen.
Technische und didaktische Aspekte können verknüpft, verschiedene Technologien und Medien eingesetzt und kombiniert sowie neue moderne Kommunikationsmöglichkeiten wie Mail, Chats, Diskussionsforen, Videokonferenzen oder Onlineübertragungen von Kursen integriert werden. Dadurch entstehen engerer Kontakt und verbesserte Zusammenarbeit zwischen StudentInnen aber auch zwischen Lernenden und Lehrkörpern. Außerdem verändert sich die Rolle des Lehrenden, da er/sie nicht mehr nur für die Wissensvermittlung, sondern zunehmend auch für Beratung und Organisation von Lernprozessen zuständig ist.
Für die Universität ist vor allem der Wissensaustausch innerhalb der Institution und weltweit sowie die Kooperation von Forschungsprojekten über räumliche Grenzen hinweg wichtig.
Die zentrale Datenspeicherung führt außerdem zur Vereinfachung der Studienverwaltung, insbesondere der Inhaltserstellung, und damit zur Verringerung des Arbeitsaufwandes.
Alle diese Aspekte können zu einer Qualitätsverbesserung der Lehre, eines der vielen Ziele der Universität, führen. Ein Weiteres Bestreben ist es, sich den neuen Herausforderungen stellen und e-Learning mit all seinen Vorteilen sinnvoll im Studium einzusetzen, sodass ein Gesamtbildungskonzept entsteht. Die Lehre soll mit neuen Medien und Unterrichtsformen verbunden werden, um somit den Studierenden eine sinnvolle und zukunftsorientierte Alternative und Unterstützung zum traditionellen Studienbetrieb anbieten zu können.
{Verwendete Quellen in diesem Kapitel: [BP01], [KO03], [Löh04], [SM02], [Sim06]}
3.2 Momentane Situation in Österreich
Studienangebote in Kombination mit neuen Medien gehören noch nicht zum Universitätsalltag. Der e-Learning Markt in Österreich entwickelt sich nur schleppend. Die Ursachen sind oft der relativ hohe Anschaffungs- und Arbeitsaufwand, die höheren Entwicklungskosten als erwartet, die eventuelle Einschulung des Lehrpersonals oder die Mängel in der Organisation. Weiters gibt es noch immer mit Zweifel, Skepsis und Misstrauen bei den Beteiligten, vor allem bei Lehrenden aufgrund der Nicht-Vertrautheit mit der Technik, oder seitens der Wirtschaft, ob e-Learning tatsächlich zum gewünschten Erfolg führt. [Löh04]
Trotzdem wurden bereits verschiedene e-Learning Angebote und Techniken an österreichischen Universitäten um- und eingesetzt. Viele Projekte befinden sich noch in Entwicklung. Rein virtuelle Universitäten gibt es in Österreich noch nicht, aber es wird versucht, einzelne Fernstudiengängen übers Internet anzubieten. In erster Linie setzen traditionelle Unis die Neue Medien in verschiedenen Formen und Ausprägungen meist als Ergänzung ein. e-Learning dient demnach nur als erweitertes Zusatzangebot in Form von Online Kursen oder Lernplattformen. Meistens werden die Projekte von Sponsoren oder durch Förderungen finanziert. Einige Beispiele von e-Learning Systemen an österreichischen Universitäten, die bereits erfolgreich eingesetzt werden, werden nachfolgend kurz vorgestellt.
Die Johannes Kepler Universität in Linz ermöglicht es, „als erste und einzige österreichische Universität“ seit dem Wintersemester 2002/2003 ein komplettes Jus-Studium, das „Multimedia-Diplomstudium der Rechtswissenschaften“, auch auf e-Learning Basis zu absolvieren. StudentInnen können von überall und jederzeit studieren, Präsenzunterricht gibt es dabei keinen mehr. Die Lerninhalte erhalten die entweder auf DVDs mit der Post, durch Download von Video Streams im Internet oder sie nehmen aktiv via Webcam am Unterricht teil statt im überfüllten Hörsaal zu sitzen. Prüfungen können sie dann wahlweise auf der Uni oder über Videokonferenz ablegen. Das Service nutzen bereits 1.500 StudentInnen. Nebenbei obliegt der Uni Linz die Betreuung der Studiengänge und Studierenden der Fernuniversität in Hagen, eine bekannte virtuelle Universität in Deutschland. {[linz], [biber2]}
Am Sprachenzentrum an der Universität Salzburg stehen Lernenden kostenlose Online Kurse für die Sprachen Deutsch und Spanisch zur Verfügung. [sprach]
Ebenfalls in Salzburg berufsbegleitende Fernstudiengänge im Bereich Geoinformatik. Kombination werden in verschiedene Module eingeteilte e-Learning Inhalte mit Präsenzveranstaltungen, die in Blöcken abgehalten werden. [unigis]
Die Medizinische Universität in Graz hat einen virtuellen medizinischen Campus entwickelt, über den man sich Videos und Simulationen von Operationen anschauen oder unterschiedliche Übungen auf einem virtuellen Mikroskop durchführen kann. [meduni]
Ab Herbst 2007 wird das erste reine Fernstudium für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule in Wiener Neustadt angeboten. [noe]
Die Studienangebote an Wiens Universitäten und auch an vielen anderen in Österreich, werden aber größtenteils durch elektronische Lernumgebungen begleitet, mit denen sich das nächste Kapitel beschäftigt.
TEIL II – LERNPLATTFORMEN
Teil II dieser Arbeit widmet sich einer speziellen e-Learning Methode – den Lernplattformen und ihren Einsatz in der Praxis, und zwar im Hochschulbetrieb.
Ein Kapitel wird sich mit den wichtigsten allgemeinen Grundlagen von Lernplattformen beschäftigen, ein zweites über den Leistungsumfang von solchen Systemen im Studium.
4 LERNPLATTFORMEN – GRUNDLAGEN
Eine besondere und bereits weit verbreitete Form von e-Learning Systemen sind die so genannten Learning Management Systeme, abgekürzt mit LMS, zu Deutsch Lern-managementsysteme und sehr häufig auch als Lernplattformen bezeichnet. [BHM05]
Lernplattformen sind für viele nur eine Homepage, über die man lernen kann, jedoch steckt hier viel mehr dahinter. In den folgenden Kapiteln wird auf die theoretischen Grundlagen und Aspekte von Lernplattformen näher eingegangen. Zu Beginn werden einige Definitionen, unterschiedliche Bezeichnungen sowie verschiedene Formen und Varianten vorgestellt. Anschließend wird über die Zielgruppen und Einsatzbereiche, die Ziele und Aufgaben sowie die derzeitige Marktübersicht von Lernplattformen im Allgemeinen berichtet.
4.1 Bezeichnungen und Definitionen
Genauso wie für den Begriff e-Learning haben sich für den Ausdruck Lernplattform im Laufe der Zeit viele verschiedene Ausprägungen herausgebildet.
Englische Bezeichnungen für diese spezielle Form von e-Learning Systemen sind zum Beispiel Virtual Learning Environment (VLE), Integrated Learning Environment (ILE) oder sehr häufig auch Learning Management System (LMS). [BHH02]
Man findet aber auch eine Reihe an unterschiedlichen deutschen Übersetzungen, Abwandlungen und zusammengesetzten Begriffen wie Lernmanagementsysteme, e-Learning Plattformen, web- oder internetbasierte, virtuelle oder integrierte, aber auch online oder elektronische Lernplattformen, Lernumgebungen, Lernsysteme, Lernoberflächen oder ähnliches. In dieser Arbeit werden in weiterer Folge der Einfachheit halber die Bezeichnungen Lernplattform, LMS oder (e-Learning) Plattform bevorzugt verwendet.
Zur Definition des Begriffes lässt sich sagen, dass es auch hier keine eindeutige gibt, deswegen wurden die drei besten Erklärungen ausgewählt und im Folgenden angeführt.
Lernplattformen sind Systeme, mit denen es möglich ist, über eine internetbasierte Benutzeroberfläche auf Lerninhalte und Übungen zuzugreifen. Eine solche Plattform erlaubt unter anderem auch die zentrale Verwaltung aller Daten und TeilnehmerInnen und fungiert als Kommunikationsschnittselle zwischen Lehrenden und Lernenden. [sin]
Eine Lernplattform ist weiters ein „Software-System, in dem selbst erstellte (durch Autoren-werkzeuge) oder zugekaufte Inhalte in einer Datenbank verwaltet und den Lernenden zur Ver-fügung gestellt werden“. Kommunikation ist dabei auf unterschiedliche Arten möglich. [lex]
Nach Baumgartner, Häfele und Maier-Häfele ist eine webbasierte Lernplattform eine „Software für die Organisation und Betreuung webunterstützten Lernens“. Genauer gesagt versteht sie darunter eine „serverseitig installierte Software, die beliebige Lerninhalte über das Internet zu vermitteln hilft und die Organisation der dabei notwendigen Lernprozesse unterstützt.“ Die Lernenden können lokal über den Client, beispielsweise über einen Webbrowser, darauf zugreifen. [BHH02], [BHM05]}
4.2 Formen und Varianten
Neben Lernplattformen haben sich im Laufe der Zeit verschiedenen Ausprägungsformen mit teilweise neuen Bezeichnungen entwickelt, die sich durch eine Reihe von Merkmalen voneinander differenzieren. Um Verwirrungen auszuschließen wird eine kurze Beschreibung der gängigsten Formen gegeben. Die Unterschiede sind nicht immer klar abzugrenzen und oft werden auch für das gleiche Produkt verschiedene Namen verwendet. {[Sim05],[Sim06]}
4.2.1 Course Management System (CMS)
Course Management Systeme sind reine Kursmanagementsysteme, die vorwiegend dazu dienen, die Verwaltung von Kursinhalten, TeilnehmerInnen oder Lernprozessen zu erleichtern. Sie übernehmen dabei keine inhaltliche Funktion, das heißt sie stellen keine Lerninhalte zur Verfügung, sondern werden lediglich zur Zusammenstellung von Lerneinheiten zu Kursen oder Registrierung der Lehrenden verwendet. {[Sim05], [Sim06]}
4.2.2 Content Management System (CMS)
Content Management Systeme (CMS), oft auch webbasierte CMS (WCMS) genannt, sind relative neue Techniken, mit denen man heutzutage komplexe Redaktionssysteme verbindet.
Sie dienen zur Erstellung, Visualisierung und Verwaltung von Lerninhalten (Content), aber auch zur Bereitstellung von Informationen in verschiedenen Formaten. Im Bildungssektor finden CMS daher eher wenig Anklang. Speziell werden solche Systeme für die Publikation von Inhalten auf komplexen, meist öffentlich zugänglichen, Webseiten mit einem hohem Informations- und Aktualisierungsgrad wie beispielsweise Zeitungen im Internet oder Web-Portale, eingesetzt. Da handelt es sich vorwiegend um große Datenmengen, die aufwendig erstellt, regelmäßig ergänzt und aktualisiert werden müssen. Nur berechtigte Autoren dürfen Inhalte über ein Content Management System erstellen, die erst von ChefredakteurInnen überprüft und zur Veröffentlichung freigegeben werden müssen. CMS erlauben weiters die Kooperation bei der Herstellung von Daten und während des Lernprozesses.
Wichtigstes Merkmal eines solchen Systems ist, dass Inhalt und Layout strikt voneinander getrennt gespeichert werden. Die Inhalte sind durch Metadaten für ein schnelleres Auffinden beschrieben und es existieren Formatvorlagen, in das die verschiedenen Inhalte bei Aufruf einer Webseite geladen und dementsprechend angeordnet werden. {[BHH02], [BHKM05], [SIM06], [sin], [SM02], [wiki]}
4.2.3 Learning Content Management System (LCMS)
Learning Content Management sind webbasierte Lernsysteme, die sich aus Learning Management Systemen und Content Management Systemen zusammensetzen. Häufig werden dabei die Aspekte und Funktionen eines LMS in ein CMS integriert. LCMS werden einerseits zur Erstellung und Personalisierung von wieder verwendbaren Lernmaterialien, als auch zur Verwaltung, Organisation und Betreuung des Contents in Anspruch genommen. Schwerpunkt liegt also auf der Inhaltserstellung, -bearbeitung und -verwaltung. Weiters kann der Zugriff berechtigter BenutzerInnen kontrolliert oder Online Inhalte publiziert werden. Zusätzliche Funktion ist, verschiedenartige Inhalte in unterschiedlichen Formaten zur Verfügung zu stellen. Bei den meisten LCMS sind auch eigene Autorenwerkzeuge zur Unterstützung der Inhaltserstellung integriert oder es werden externe Werkzeuge mitgeliefert. {[BHM05], [Sim05], [sin]}
4.2.4 LCCMS, C3MS und LAMS
Weiters gibt es noch Learning Content and Community Management Systeme (LCCMS), LCMS, die zusätzlich gemeinsames Erstellen und Lernen von Inhalten erlauben, Community Content Collaborative Management Systeme (C3MS), die ebenfalls erweiterte Funktionen für Kommunikation und Kollaboration aufweisen, sowie Learning Activity Management Systeme (LAMS), über die man kontextabhängige und gegebenenfalls auch kollaborative Lernaktivitäten planen, verwalten und verteilen kann. {[Sim05],[Sim06], [BHM05]}
4.3 Zielgruppen und Einsatzbereiche
Lernplattformen finden für unterschiedliche Zielgruppen und Einsatzbereiche ihre Anwendung. Im Grunde werden solche e-Learning Systeme für alle Lernenden zur Unterstützung und Verbesserung der Aus- und Weiterbildung entwickelt.
In erster Linie werden LMS aber an Schulen, Universitäten und anderen Bildungsinstitutionen eingesetzt. Dabei soll SchülerInnen und Studierenden Autonomie, Flexibilität, Individualität und Aktivität beim Lernen gewährleistet werden.
Weiters kommen Lernplattformen in verschiedenen Unternehmen zum Einsatz, um Lernprozesse im Betrieb zu gestalten und zu verwalten, aber auch zur Förderung des Wissenserwerbs und der Kommunikation von MitarbeiterInnen.
Schlussendlich halten internetbasierte Lernumgebungen immer öfter auch im privaten Bereich zum Zwecke der Weiterbildung Einzug. {[lms], [SM02]}
4.4 Aufgaben und Ziele
Lernplattformen werden zwar für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt, jedoch sind die Aufgaben und Ziele im Allgemeinen für alle gleich. In erster Linie sollen sie zur Förderung, Unterstützung und Verbesserung der Wissensaneignung und -vermittlung dienen. Darüber hinaus erleichtern sie die Erstellung, den Austausch und die Verteilung von Inhalten und Informationen verschiedener Formate über das Internet. Sie ermöglichen neue Formen der Interaktion, Kommunikation und Kollaboration zwischen Lehrenden und Lernenden und zwischen Lernenden untereinander. Sie helfen bei der Verwaltung und Organisation von Zugriffskontrollen, Lerninhalten und Lernprozessen. [lms]
4.5 Aktuelle Marktübersicht
Derzeit ist der Markt an Lernplattformen im Internet sehr umfangreich. Je nach Anwendungsgebiet oder Anforderungen der Lernenden findet man eine Vielzahl unterschiedlicher Lernplattformen mit variablem Funktionsumfang. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber es existieren einige Studien, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden.
Die aktuellste aus dem Jahr 2005 ergab im Rahmen einer Evaluationsuntersuchung von der Arge Virtual Learning im Auftrag von bildung.at, der e-Learning Plattform des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK), dass es derzeit zirka 400 webbasierte Lernplattformen gibt, die europaweit angeboten werden. Davon sind 115 Learning Management und 285 Content Management Systeme. [BHM05]
Die meisten im Internet bereitgestellten Lernplattformen sind als Open Source Software verfügbar und daher für jeden frei zugänglich. Eine Reihe von Web-Portalen bieten ganze Sammlungen von solchen Plattform-Angeboten an. Weiters gibt es eine Fülle von Lernplattformen, die an Schulen, Universitäten oder Unternehmen eingesetzt werden und nur registrierten BenutzerInnen Zugriff erlauben.
5 LERNPLATTFORMEN IM STUDIUM
Neue alternative Möglichkeiten der Wissensvermittlung, -aneignung und Kommunikation finden immer mehr Anklang in der universitären Lehre. Vor allem Learning Management Systeme werden zunehmend Teil von bestehenden Bildungsangeboten.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Aspekten und Grundlagen von Lernplattformen im Hochschulbetrieb.
Ausgehend von einem kurzen Überblick über aktuelle Projekte von Lernplattformen an Universitäten Wiens, werden die Vorzüge von solchen Systemen gegenüber anderen e-Learning Techniken sowie generelle Aufgaben seitens der Universität und die Ziele einer Lernplattform diskutiert. Die nachfolgenden Abschnitte sollen klären, welche Anforderungen und Funktionen eine im Hochschulbetrieb eingesetzte Lernplattform aufweisen muss, wie eine Lernplattform aufgebaut ist und aus welchen Bestandteilen und Komponenten sie besteht, was für eine Rolle die Akteure dabei spielen und welche Vorteile für sie entstehen, wie der die Umsetzung und Einsatz einer Lernplattform funktioniert und welche Hardware- und Software-Komponenten dabei wichtig sind. Anschließend werden noch einige Überlegungen zu Faktoren wie Kosten und Aufwand getätigt, verschiedene Evaluationsmethoden vorgestellt und die Rolle von CSCL und Blended Learning erläutert.
5.1 Aktuelle Projekte in Wien
Auch an Wien Hochschulen gelten die modernen Lernformen mittlerweile als weit verbreitete Technik. So ist bereits an vielen Wiener Institutionen und Universitäten eine e-Learning Plattform zur Unterstützung des Studiums im Einsatz. Einige Beispiele sind:
- Blackboard Vista (ehem. WebCT Vista, http://elearning.univie.ac.at), die Lernplattform der Hauptuniversität Wien, ist ab dem Wintersemester 2004/2005 für alle Studierenden online verfügbar.
- BOKU Learn (https://e-learning.boku.ac.at), die elektronische Lernplattform der Universität für Bodenkultur Wien ist seit September 2005 im Einsatz
- Learn@WU (https://learn.wu-wien.ac.at) heißt seit 2002 die e-Learning Plattform der Wirtschaftsuniversität Wien, auf die später noch genauer eingegangen wird.
- TUWEL (https://tuwel.tuwien.ac.at) ist die seit Anfang 2006 existierende online Lernumgebung der Technischen Universität Wien.
5.2 Warum Lernplattformen
Lernplattformen werden gegenüber anderen e-Learning Systemen bevorzugt in der Universitätslehre eingesetzt. Denn im Vergleich zu den Extremen CBTs bzw. WBTs und reinen Fernstudien bieten sie gewisse Vorteile, die im Folgenden angeführt werden.
Computer Based und Web Based Trainings lassen zwar genauso wie Lernplattformen selbst bestimmtes individuelles Lernen und die unabhängige Nutzung von Ort und Zeit zu, jedoch können sie sich gegenüber Lernplattformen nicht durchsetzen. Bei CBTs und WBTs wird meist nur ein bestimmtes Themengebiet präsentiert, bei Lernplattformen dagegen können mehrere Kurse gleichzeitig über ein System angeboten werden.
e-Learning auf Basis einer Lernplattform erlaubt zudem die Integration zahlreicher zusätzlicher Funktionen wie zum Beispiel moderne Interaktions- und Kommunikationsformen oder umfangreiche Prüfungs- und Selbsteinschätzungstools, während Trainingsprogramme sich rein auf die Wissensvermittlung beschränken und das Auswendiglernen forcieren. Sie haben weiters den Nachteil, dass sie aufwendig in der Produktion sowie in der Wartung und Pflege sind. Lernplattformen dagegen können durch die erleichterte Studierendenverwaltung und ein umfangreiches Lehrveranstaltungsmanagement, das eine einfache und rasche Verwaltung und Aktualisierung der Kursinhalte zulässt, punkten. Der Einsatz von CBTs und WBTs ist nicht gerade einfach, häufig mangelt es an Motivation und Selbstdisziplin. So ist auch der Lernerfolg aufgrund der geringen Freiheiten beim Lernprozess nicht sehr viel versprechend und lässt sehr zu wünschen übrig. Oft ist eine zusätzliche Betreuung der Lernenden zwingend notwendig. Fazit ist also, dass computer- und webbasierte Übungssysteme aus oben genannten Gründen nicht wirklich für die Anwendung in der Ausbildung geeignet sind. Sie werden daher eher in Unternehmen zur gezielten Mitarbeiterfortbildung eingesetzt. [KO03]
Ein anderer Extremstfall von e-Learning Systemen ist das Fernstudium. Auch hier gibt es eine Reihe von Nachteilen, die für die Lernplattformen sprechen. Bei der virtuellen Universität wird das gesamte Studium über das Internet absolviert. Es gibt keine Präsenzphasen in Form von Vorlesungen oder Übungen mehr, keinen persönlichen Kontakt zu anderen und keine Betreuung vor Ort. Zwar steht den Studierenden eine Vielzahl an elektronischen Lernunterlagen und modernsten Kommunikationsmittel zur Verfügung, jedoch ist damit ein hoher Aufwand und enorme Kosten für das technische Equipment zur Erstellung, Vermittlung und Aufnahme von Inhalten verbunden. Möglicherweise kann es durch die Fernlehre auch zur Verringerung der Motivation und Überforderung bei den Lernenden kommen. Der Einsatz eines virtuellen Studiums ist derzeit noch sehr fraglich und wirft bei Beteiligten aber auch von wirtschaftlicher Seite her noch viele Zweifel auf, ob so ein System didaktisch wertvoll oder ein erfolgreicher Abschluss überhaupt möglich ist. Weiters ist Distance Learning eine noch nicht sehr ausgereifte Technik, bei der noch viele Experimente notwenig sind. Zudem wird heute verstärkt auf das Konzept des Blended Learning gesetzt, welches e-Learning Elemente in Präsenzveranstaltungen zu integrieren bzw. sie zu ergänzen versucht. {[BP01], [KO03]}
5.3 Aufgaben und Ziele
Aufgabe einer Universität ist es, den Studierenden eine bestmögliche Ausbildung zu bieten. In Zeiten der Neuen Medien ist der Einsatz dieser schon fast Verpflichtung, um die Qualität der Lehre zu verbessern. Dies bedeutet für die Hochschule, ihr Bildungsangebot zu erweitern und eine e-Learning Strategie zu entwickeln, um neue Formen des Lehren und Lernens zu ermöglichen. So werden vermehrt Learning Management Systeme eingesetzt.
Ziel ist, diese Lernplattformen zu einem fixen Bestandteil der Hochschule zu machen, sie in die traditionelle Präsenzlehre und in die laufenden Lernprozesse zu integrieren. Dadurch soll in erster Linie die Förderung und Unterstützung der StudentInnen als HauptanwenderInnen während ihres Studiums im Vordergrund stehen. Unter anderem soll durch den Einsatz einer Lernplattform die Motivation und Lernbereitschaft erhöht und räumliche und zeitliche Flexibilität und Mobilität gewährleistet werden. Insgesamt also soll Studieren in Zukunft attraktiver und effizienter gemacht werden. Um dies zu erreichen muss Wissen in elektronischer und interaktiver Form bereitgestellt, unterschiedliche Serviceleistungen angeboten, und Lernplattformen als Kommunikationsmedium genutzt werden. Auch Lehrende sollen Unterstützung bei der Verwaltung und Erstellung von Lerninhalten erhalten.
In weiterer Folge wird die hochschulweite Akzeptanz und Nutzung eines solchen Systems sowie die positive Werbung für die Universität selbst das Ziel sein. [Löh04], [BP01], [KO03]
5.4 Anforderungen und Funktionen
Die Anforderungen an eine Lernplattform in der universitären Lehre sind sehr vielfältig. Sie müssen eine Reihe an Bedingungen und Merkmalen aufweisen, um den Sinn und Zweck einer LMS zu erfüllen. So ergibt sich ein wesentlicher Leistungs- und Funktionsumfang.
Nach Baumgartner, Häfele und Maier-Häfele [BHH02] können die wichtigsten Funktionen von Lernplattformen in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt werden: die Präsentation von verschiedenen Inhalten, der Einsatz von synchronen und asynchronen Kommunikations-werkzeugen, die Administration von Lernenden, von Inhalten, von Kursen, von Lernfortschritten, von Terminen oder ähnlichem, die Bereitstellung von Werkzeugen zur Erstellung von Aufgaben und Übungen sowie Möglichkeiten zur Evaluation und Bewertung.
Dies ist natürlich nur eine grobe Einteilung der Aufgabenbereiche, die beliebig erweitert werden kann. Zudem müssen diese Funktionen auch nicht alle oder im selben Umfang in einem Lernsystem vorhanden sein.
Aufgrund gesellschaftlicher und technischer Veränderungen im Wandel der Zeit werden auch die Ansprüche an neue Lern- und Lehrformen immer höher. So können eine Reihe weiterer funktionaler, technischer und nicht-funktionaler Anforderungen sowie pädagogisch-didaktischer und ökonomischer Überlegungen definiert werden. {[BHM05], [KO03]}
In erster Linie ist es Aufgabe einer Lernplattform, die Studierenden beim Lernen zu unterstützen und zu fördern. Dabei ist vor allem die didaktische Aufbereitung der Lerninhalte von größter Wichtigkeit. Die Inhalte sollen verständlich sein und in einer Form präsentiert werden, sodass bei den Lernenden Interesse geweckt wird, Motivation und Lernbereitschaft erhöht werden und sie sich kontinuierlich mit dem Lernstoff auseinandersetzen. Dies kann in weiterer Folge zu einem positiven Lernerfolg führen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sollte eine Lernplattform hauptsächlich dem lerntheoretischen Konzept des Konstruktivismus folgen. Dieses besagt, dass Studierende aktiv am Lernprozess teilnehmen und diesen auch selbst steuern können sollen, um das gewünschte Lernziel zu erreichen.
Lernplattformen sollten zudem anspruchsvolle und umfangreiche Funktionen beinhalten und sich in erster Linie an die Bedürfnisse der Studierenden, die Zielgruppe von e-Learning, orientieren, aber auch für Lehrende einfache Werkzeuge zur Verfügung stellen.
Studierende sollen sich zu Kursen anmelden, sich informieren, Inhalte auswählen, suchen, downloaden, organisieren, Übungen durchführen, Gelerntes überprüfen, ihren Lernfortschritt kontrollieren, publizieren und kommunizieren können. Auch sollte die Möglichkeit der Personalisierung bestehen, sodass sich jeder TeilnehmerIn selbst präsentieren kann.
Lehrende sollen vor allem in organisatorischen und administrativen Tätigkeiten unterstützte werden. Sie sollen mit Hilfe von Lernplattformen eine einfache Möglichkeit haben, Kurse, Übungen und Inhalte erstellen, gestalten, den Studierenden zur Verfügung stellen, laufend bearbeiten, aktualisieren sowie die Inhalte und die BenutzerInnen und deren Lernprozesse verwalten zu können. Außerdem sollen sie ebenfalls mit den Lernenden kommunizieren können, um sie bei ihrem Studium bestmöglich betreuen zu können.
Weitere Anforderungen, die vor allem die Studierenden an eine Lernplattform stellen, ist ein einheitliches, benutzerfreundliches und verständliches User-Interface. Die Benutzer-oberfläche, die den Lernenden den Zugriff auf die Plattform und den auf dieser bereitgestellten Inhalte erlaubt, sollte eine übersichtliche Struktur bieten. Auch die Navigation durch die einzelnen Menüs sollte flexibel und einfach zu handhaben und die einzelnen Menüpunkte und Funktionen sollten intuitiv erfassbar sein.
Technisch gesehen sollte eine Lernplattform gut entwickelt sein, um den hohen Anzahlen der StudentInnen und Seitenzugriffen gerecht zu werden. Die bereitgestellten Funktionen und Anwendungen müssen zuverlässig und stabil arbeiten und müssen hinsichtlich der Nutzer und der Kursanzahl beliebig skalierbar sein. Die Plattform muss des Weiteren verschiedene Medienformate wie Text, Graphik, Audio oder Video unterstützen können, damit sie auch auf unterschiedlichen Browsern und Betriebssystemen laufen.
Die über ein elektronisches Lernsystem bereitgestellten Inhalte sollten nicht plattformspezifisch, aber dafür wieder verwendbar sein. Einerseits können sie dadurch von mehreren UserInnen verwendet und bearbeitet werden, andererseits ermöglicht dies, Inhalte auch in bzw. von anderen Plattformen problemlos zu integrieren. Dabei ist die Einhaltung von internationalen einheitlichen Standards besonders wichtig, um unter anderem auch die Interoperabilität zwischen mehreren verschiedenen Systemen zu gewährleisten.
Eine Lernplattform sollte schlussendlich laufend an die Anforderungen der Beteiligten angepasst werden. Sie muss daher eine offene Architektur aufweisen, erweiterbar sein und weiterentwickelt werden können.
5.5 Rolle der Akteure
In einem Lernmanagementsystem sind verschiedene Personen beteiligt, die unterschiedliche Rollen und Aufgaben haben und für die sich durch eine Lernplattform jede Menge Vorteile ergeben. Im Folgenden werden die zwei relevantesten Gruppen beschrieben.
Die wichtigsten Akteure in einem Lernmanagementsystem sind die Lernenden, die Studierenden, die von einem zeit- und ortunabhängigen Bildungsangebot profitieren können. Zwar müssen sie sich den Lernstoff noch immer selbst organisieren und aneignen, jedoch werden ihnen dabei viele Vorteile durch eine Lernplattform geboten.
Durch die Möglichkeit eine Lernplattform im Studium verwenden zu können, entsteht in erster Linie ein hohes Maß an Flexibilität. Der/Die StudentIn kann seinen/ihren Lernprozess weit hingehend selbst verwalten und in Bezug auf Ort, Zeit, Dauer, Weg oder Auswahl der Inhalte organisieren. Die Lernenden können jederzeit und von überall aus auf das Lernsystem zugreifen. Zudem können sich aussuchen, ob sie direkt über die Plattform lernen wollen oder lieber in die Vorlesung auf die Uni gehen. Auch die Lerndauer und -geschwindigkeit kann von den Lernenden bestimmt werden, wodurch die Vorkenntnisse oder das Vorwissen eines Studierenden individuell ausgeglichen werden können. Ebenso kann sich der Lernende die Inhalte je nach Kurs und Lernziel selbst aussuchen.
Durch die Einrichtung einer e-Learning Plattform haben Studierende einen Zugriff auf alle angebotenen Inhalte und Materialien zu diversen Lehrveranstaltungen. Sie können sich die benötigten Informationen einholen und sich die dazugehörigen Lernunterlagen downloaden.
Des Weiteren steht ihnen auf der Plattform ein vielfältiges Angebot an zusätzlichen Services und Werkzeugen zur Verfügung. Integrierte moderne Kommunikationsmittel erlauben die Vernetzung und Kotaktaufnahme zu anderen Lernenden und verbessern die Zusammenarbeit.
Über Verwaltungstools wie beispielsweise eine Kalender- oder Notizfunktionen kann der/die Lernende seine/ihre Lernprozesse organisieren. Zur Prüfungsvorbereitung steht dem Studierenden eine Reihe an verschiedenen Übungstools zur Verfügung, mit denen das gelernte Wissen besser überprüft werden kann.
StudentInnen können durch den richtigen Umgang mit der bereitgestellten e-Learning Plattform eine Steigerung der Motivation, eine aktivere Teilnahme am Lernprozess, eine höhere Lernbereitschaft und möglicherweise auch einen gesteigerten Lernerfolg erzielen. Sie werden durch die alternative Lernform und den damit verbundenen flexiblen Möglichkeiten mehr gefordert. Ihre Eigenverantwortung wird gestärkt, jedoch müssen sie darüber hinaus ein gewisses Maß an Selbstdisziplin aufweisen, um dabei nicht überfordert zu werden.
Auf der anderen Seite stehen die Lehrenden. Sie fungieren nicht mehr nur als reine vortragende WissensvermittlerInnen, sondern haben durch den Einsatz einer Lernplattform im Studium weitere zusätzliche Funktionen erhalten.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Lehrenden ist die Entwicklung und didaktisch sinnvolle Aufbereitung der Lerninhalte geworden. Aufgrund der höheren Anforderungen an die Qualität der Inhalte sowie die verschiedenen vorhandenen Medienformate werden sie vor allem in der Inhaltserstellung mehr denn je gefordert. Zudem sind sie auch für die Bereitstellung der Online Inhalte über die Plattform zuständig, über die Studierenden zugreifen können, sowie für die laufende Bearbeitung und Aktualisierung der Informationen. Weiters kümmert sich das Lehrpersonal um das Management der Inhalte, Unterrichtsmaterialien, BenutzerInnen und deren Lernprozesse. Lernplattform unterstützt sie dabei. Denn durch bereitgestellte Autorenwerkzeuge, die elektronische Speicherung der Inhalte, die nach einmaliger Entwicklung immer wieder verwendet werden können, und ein umfangreiches beinahe automatisiertes Administrationssystem werden diese Aufgaben erleichtert.
Mehr und mehr müssen Lehrende auch als Online-TutorInnen tätig werden, um die Lernenden auch außerhalb der Präsenzveranstaltungen betreuen zu können.
Da die Funktionsbereiche der Lehrenden sehr vielfältig sind, gibt es meist verschiedene Gruppen von Verantwortlichen, die sich die Kompetenzen untereinander aufteilen.
{[go], [Sim05], [Sim06], [Sm06]}
5.6 Aufbau und Bestandteile
Es gibt einen grundlegenden Aufbau bei allen Lernplattformen, jedoch existieren je nach Sichtweise unterschiedliche Beschreibungen der verschiedenen eingesetzten Komponenten oder Bestandteile beim Aufbau von Lernmanagementsystemen.
Aus der Sicht der Studierenden umfasst eine Lernplattform Lerninhalte, Navigationselemente sowie Werkzeuge und Services. Sie sehen die Plattform vorwiegend als Informations-, Interaktions- und Kommunikationssystem.
Die Inhaltskomponenten stellen die Schlüsselelemente eines jeden Lernmanagementsystem dar. Sie können in unterschiedlichen Medienformaten auftreten, wie zum Beispiel Text, Grafik, Bild, Audio, Video oder Animationen. Die Inhalte sind die für die Studierenden zu absolvierenden Kurse ihres Studiums, die die kleinste Online-Lerneinheit darstellen. Diese Module bestehen in erster Linie aus Informationen zu den über die Plattform angebotenen Kursen und Lehrveranstaltungen und umfassen die Beschreibung des Lehrinhaltes, die Ziele, aktuelle Termine oder Änderungen. Des Weiteren werden Unterlagen in Form von Folien, elektronische Textbüchern oder Skripten zur Verfügung gestellt, die die Lernenden downloaden können. Zu den Inhalten einer Lernplattform zählen unter anderem Verweise auf weitere Literatur, Glossare mit wichtigen Begriffserklärungen oder interaktive Übungen zur Prüfungsvorbereitung und Überprüfung des gelernten Wissens wie zum Beispiel Musterprüfungen, Tests und Fragensammlungen zum Lernstoff.
Weitere Elemente eines Lernmanagementsystems sind Navigations- und Orientierungs-werkzeuge, die es Studierenden erlauben, durch die Benutzeroberfläche der Plattform zu surfen. Je nach Plattform und Anforderungen können dies Java-Applets, Menüpunkte (Buttons) in einer Auswahlleiste, Pfeiltasten, Icons oder Verweise in Form von Hyperlinks auf andere plattformeigene Inhalte oder externe Dokumente im Internet sein.
Sehr wichtige Bestandteile eines LMS sind die Kommunikationswerkzeuge für den Austausch mit anderen oder den Kontakt zu Lehrenden. Durch Anbindung an das Internet können diverse Typen eingesetzt werden. So werden einerseits asynchrone Mittel wie Mails, Diskussionsforen oder Datenaustausch zur zeitversetzten Kontaktaufnahme verwendet. Andererseits können auch synchrone Formen wie Chats, Whitboards oder Video- und Audiokonferenzen unterstützt werden, um Nachrichten zeitgleich auszutauschen.
Schlussendlich werden eine Reihe von Werkzeugen und Tools auf einer Lernplattform bereitgestellt, die als Zusatzleistungen angeboten werden. Zur Vermeidung unberechtigten Zugriffs gibt es bei Lernplattformen, die an Universitäten eingesetzt werden, eine Anmeldefunktion, die nur Registrierten mit Matrikelnummer und Passwort Zugang erlaubt. Über Personalisierungswerkzeuge können die AnwenderInnen ihr eigenes Profil erstellen oder die persönliche Startseite individuell gestalten. Auch eine Notiz-Funktion, ein Lesezeichen oder Bookmarks erlauben die persönliche Bearbeitung und Verwaltung des Inhalts. Ein Kalender wird meistens integriert, damit Studierende wichtige Termine organisieren können. Hilfsfunktionen und eine Sammlung häufig gestellter Fragen (FAQs) sind hilfreiche Services im Umgang mit der Plattform. Eine Suchfunktion bietet die Möglichkeit gewünschte Inhalte auf der Plattform ausfindig machen kann. Beim Einsatz verschiedener Medienformate müssen eventuelle Werkzeuge zur Wiedergabe bereitgestellt werden. Hilfreiche Tools sind weiters Lernfortschrittskontrollen, die den aktuellen Lernstand anzeigen oder Lernstatistiken, die quantitative Informationen für die Lernenden enthalten. Ein wichtiger Zusatzservice für Studierende ist schließlich die Online Prüfungseinsicht. [Flo04], [Mal02]
Von der Entwicklerseite sind aber nicht nur die grafische Benutzeroberfläche, die Inhalte und Werkzeuge von Bedeutung, sondern in erster Linie auch die technische Infrastruktur und die Verwaltung, die hinter einer Lernplattform stecken. In der Literatur findet man verschiedene Architekturen, eine davon beschreibt den Aufbau eines Lernsystems in 5 Schichten [Löh04].
In der Verwaltungsschicht, die unterste Schicht der Lernplattform, befinden sich die Komponenten zum Anlegen und Verwalten der Beteiligten und deren Rollen im System sowie die verschiedenen Typen von Online Kursen. Diese Schicht dient unter anderem als Zugangs- und Berechtigungssystem, aber auch als Schnittstelle zum Hauptverwaltungs-system der Universität. Zusätzlich erlaubt es die Speicherung von Personendaten.
Die Dokumentationsschicht dient rein dem Hochladen von Dateien, die auf der Lernplattform bereitgestellt werden sollen. Diese Daten können hier können auch nach Themen, Personen oder Zeit verwaltet werden. Durch eine Archivstruktur können auf dieser Schicht befindliche Inhalte später leichter wieder aufgefunden werden.
Die nächste Ebene ist die Autorenschicht, in der Lehrende mit bestimmten Rechten die einzelnen Lernmodule mit Inhalten befüllen können. Außerdem können hier Inhalte strukturiert, Texte erstellt oder andere Inhalte und Medien importiert werden. Berechtigte Personen können von hier aus verschiedene Werkzeuge und Services wie Kommunikationstools, Lernkontrollen, Glossar, Verzeichnisse für Literatur und Links beliebig auswählen – je nachdem welche sie den Studierenden zur Verfügung stellen wollen. Weiters können Arbeitsgruppen organisiert werden, um gemeinsam an Inhalten zu arbeiten.
Die Präsentationsschicht ist die oberste Schicht im System, in der die Abbildung der Lerninhalte sowie sie in den obersten Schichten aufbereitet wurden, geschieht. Von hier aus sind alle Inhalte und Tools für die Lernenden erreichbar und erlaubt die Möglichkeit, die Plattform individuell mithilfe von persönlicher Terminkalender, Notizen, Lesezeichen oder Links zu gestalten und zu verwalten. Auch stehen Lernkontrollen und Übungsaufgaben bereit.
Die letzte und wichtigste Ebene ist die der Kommunikation, die sich durch alle anderen Schichten zieht und den Kontakt zu allen Beteiligten herstellt. Hier können Komponenten wie Chats, Foren oder plattforminterne Nachrichten für das gesamte System oder nur für bestimmte Lernmodule, Rollen, Gruppen oder Personen eingereichtet werden.
Bei diesem Modell kommt es zu einer Überlagerung der einzelnen Schichten, wodurch ein sehr komplexes System entsteht. Für den Überblick können Komponenten ab- und zugeschaltet, Autorenwerkzeuge zur Inhaltserstellung verwendet werden. Weites sollte eine einfache, klar definierte und selbsterklärende Benutzeroberfläche existieren.
5.7 Umsetzung, Funktionsweise und technische Details
Die Einführung und Umsetzung einer Lernplattform an der Universität ist ein langwieriger und komplizierter aufwendiger Prozess und läuft in verschieden Phasen ab. Bevor man eine Lernplattform einsetzt, müssen bestimmte Überlegungen und Untersuchungen stattfinden: Festlegung von Rahmenbedingungen und Ziele, Analyse des vorhandenen Potenzials, der bisherigen Erfahrungen und des Wissens, Finanzierungsplan, Planung und Koordination des Gesamtkonzeptes, Aufgaben- und Kompetenzverteilung, Analyse der Zielgruppe und deren Bedürfnisse, Inhaltsanalyse, Auswahl einer geeigneten Lernplattform, Content-Entwicklung, Medienproduktion, Kursentwicklung, -management und -durchführung, Ausweitung der zentralen Bildungsangebote, Entwicklung von Übergangskonzepten, Einschulung der Lehrenden, Werbung und Motivation für das Produkt sowie laufende Tests und Evaluationen.
Dies sind nur einige Schritte, die bei der Umsetzung eines e-Learning Systems berücksichtigt und angewendet werden müssen. In der Realität bedeutet dies ein gewaltiger Organisations- und Verwaltungsaufwand. Für die Universität stellt der Einsatz einer Lernplattform eine große Herausforderung dar, schon allein durch die Veränderung der Organisation und der Lehre als auch der Aufgabenbereiche der Lehrenden. [Löh04], [SM02]
Die Funktionsweise einer Lernplattform umfasst verschieden Aufgaben wie die Wissenskonstruktion, -vermittlung, -präsentation, -anwendung und -kommunikation.
Die komplette Software, also das Learning Management System ist auf einem zentralen Computer – dem Server – zentral gespeichert und installiert. Der Content, die den Studierenden bereitgestellten Inhalte, werden meist von den Lehrenden selbst erstellt. Dabei werden Autorenwerkzeuge zu Hilfe genommen. Zur einfachen Produktion gibt es Tools mit einer grafischen Benutzeroberfläche und WYSIWYG („What You See Is What You Get – Prinzip“) Editoren, um das Ergebnis direkt zu sehen. Für erfahrene EntwicklerInnen existieren professionelle Werkzeuge mit integrierter Programmiersprache oder aber man verwendet moderne Autorensysteme für die rasche Einarbeitung. Eine andere Möglichkeit ist es, Inhalte kommerziell zuzukaufen. Die externen Inhalte werden meist abgeändert, erweitert und an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst.
Bei der Inhaltserstellung ist zu beachten, ob die internationalen Technologie-Standards eingehalten wurden. Denn selbst erstellte Inhalte sollen auch auf anderen Plattformen bzw. fremder Content in die eigene Lernplattform ohne Probleme und Einschränkungen integriert und wieder verwendet werden können. Einige wichtige Standardrichtlinien und Initiativen, die in den letzten Jahren zur einheitlichen Erstellung und Verwaltung von Inhalten entwickelt wurden, sind: ADL (Advanced Distributed Learning Initiative), AICC (Aviation Industry Computer Based Training Commitee), IMS (Instructional Management Systems Project) oder SCORM (Shareable Courseware Reference Model).
Die elektronisch erstellten Inhalte eines Lernmanagementsystems werden schließlich in einer Datenbank, die ebenfalls auf dem Server liegt, gespeichert und verwaltet. Dabei wird der individuelle Lernprozess der Lernenden – welche Kurse besucht wurden oder welche Ergebnisse bei Übungen erzielt wurden – vom System mitverfolgt und protokolliert. Dieser Vorgang wird Tracking genannt.
Die Inhalte stehen den Lehrenden als einzelne Informationseinheiten unterschiedlicher Formate wie Text, Bild, Grafik oder Animation zur Verfügung. Diese können nun weiter bearbeitet werden. In den meisten Fällen werden diese Einheiten durch Metadaten beschrieben, die zusätzliche Informationen enthalten. Auch bei der Verwendung von Metadaten gilt die Einhaltung von Standards. Einer der bekanntesten ist der LOM (Learning Objects Metadata) Standard. Die Lerneinheiten können anschließend zu wieder verwendbaren Lernobjekten (RLOs, Resusable Learning Object), diese zu einzelnen Lernmodulen, diese zu Online-Kursen und diese wiederum zu ganzen Studiengängen zusammengesetzt werden.
Den Lernenden werden die Inhalte als Lernobjekte oder -module über die Lernplattform zugänglich gemacht. Die Studierenden erhalten nun lokal über einen Computer – dem Client – Zugriff auf die Plattform. Sie brauchen dafür nur einen Rechner mit Internetzugang und einen Webbrowser, über den man mit der Internetadresse der Lernumgebung in das System einsteigen kann. Als neue/-r UserIn muss man sich einmalig unter Angabe von verschiedenen Daten registrieren und erhält dann mit der Matrikelnummer und dem Passwort Zugang zum System. Über eine grafische Benutzeroberfläche können sie schließlich auf alle angebotenen Kursinformationen und -materialien zugreifen, navigieren und mit anderen kommunizieren. Je nach bereitgestellten Kommunikationstools, benötigen Lernende zur Anwendung zusätzlich die dafür benötigte Hardware wie Webcam, Kopfhörer oder Mikrofon oder etwaige Softwareprogramme. [BHH02], [BHM05], [lex], [Mue05]
5.8 Kosten und Aufwand
Die Erstellung und Entwicklung von Lernplattformen und deren Inhalte ist aufwendig und gleichzeitig auch mit hohen Kosten verbunden.
Neben der Bezahlung von zusätzlichen Lehrpersonal, Einschulungs- und Werbungskosten sind vor allem die Lerninhalte teuer. Diese werden entweder von der Universität selbst erstellt oder extern zugekauft. Unabhängig davon belaufen sich die Kosten für die Konstruktion eines interaktiven, didaktisch aufbereiteten Contents zwischen 2.000 und 20.000€ oder mehr. Dies ist vorwiegend vom Grad der Multimedialität und der Thematik abhängig.
Des Weiteren muss auch der finanzielle und zeitliche Aufwand bei der laufenden Wartung und Pflege, der Aktualisierung, der Neu- oder Umstrukturierung sowie der Anpassung der Lernplattform und deren Inhalte an die Lernenden berücksichtigt werden.
Kosten entstehen aber auch bei der Anschaffung neuer technischer Infrastruktur sowohl bei Lernenden als auch bei Universität.
Trotzdem werden Learning Management Systeme in zukünftigen Bildungsangeboten an Universitäten immer öfter eingesetzt. Denn, wenn auch nicht gleich ersichtlich, kann ein Einsatz einer Lernplattform zu Einsparungen führen. So zum Beispiel bei der Herstellung der Inhalte. Denn diese müssen nur einmalig entwickelt werden und können danach beliebig oft weiter verwendet oder neu zusammengesetzt werden.
Vermittlungs- und Verwaltungskosten können durch die elektronische Erstellung und Bereitstellung von Lerninhalten sowie durch die Möglichkeit, administrative Tätigkeiten mit Hilfe der Lernplattform rascher durchzuführen, gesenkt werden.
Des Weiteren führt der Aspekt, dass die Anwesenheit von Lernenden bei Lehrveranstaltungen nicht mehr zwingend notwenig ist, zu einer Reduzierung der Kosten. Die Bildungseinrichtungen müssen weniger Mittel für die Infrastruktur von Hörsälen aufwenden, Lernende ersparen sich eventuelle Reisekosten.
Trotz der möglichen Einsparungen von Kosten, entstehen aber oft Probleme bei der Finanzierung, wodurch Universitäten sich verschiedene Ertragsmodelle überlegen, ausarbeiten und in Anspruch nehmen müssen, da die Eigenmittel dafür meist nicht ausreichen. Finanzielle Unterstützung bekommen Universitäten einerseits durch Studiengebühren, andererseits durch Sponsoren oder Gelder von Projektförderungen. {[BHH02], [Sim06]}
5.9 Evaluation
Die Evaluation eines jeden Lernmanagementsystems spielt eine wichtige Rolle, denn es handelt sich hierbei um ein Produkt, das man für eine bestimmte Anwendergruppe, in diesem Fall für die Studierenden einer Universität, entwickelt, um damit einen bestimmten Sinn und Zweck, die Unterstützung des Studiums, zu erfüllen.
Bei der Realisierung von Lernmanagementsystemen ist die Kontrolle und Sicherstellung der Qualität eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz eines solchen Systems. Zur Überprüfung dieser Faktoren ist die Anwendung verschiedener Evaluationsmethoden notwendig. Im Allgemeinen werden fünf Leitfragen der Evaluation definiert. [Löh04]
Erstens warum soll eine Lernplattform evaluiert werden? In erster Linie will man herausfinden, ob die zuvor definierten Ziele tatsächlich erfüllt werden können und inwieweit noch was verändert werden muss. Hauptsächlich findet eine Evaluation zur Optimierung, Erweiterung und Anpassung des Lernangebotes meist neben dem Entwicklungsprozess statt. Das System befindet sich dann noch in der Umsetzung und man kann so Probleme oder Mängel leichter beheben oder ändern. Weiters will man feststellen, ob eine Lernplattform von den AnwenderInnen auch akzeptiert und genutzt wird, wie die Lerneffektivität oder der Lerntransfer aussieht. Diese Bewertung geschieht nach der Implementierung.
Zweitens was genau soll evaluiert werden? Bei dieser Frage geht es um die genaue Festlegung des Gegenstandes, der evaluiert werden soll. Dieser ist abhängig von den Zielen, die man erreichen will. In erster Linie will man prüfen, ob eine Lernplattform, die aus verschiedenen bereits genannten Gründen an einer Universität eingesetzt wurde, erfolgreich ist. Weiterer zentraler Gegenstand ist die Lernaktivität der Studierenden, das heißt ob die Lernenden gleiche oder bessere Erfolge durch Einsatz einer Lernplattform im Vergleich zu herkömmlichen Unterrichtsmethoden erzielen können. Sowohl bei der Messung des Erfolges des Systems als auch bei der Bewertung der Lernenden steht die ganzheitliche Betrachtung im Vordergrund. Jedoch ist die Evaluation von Erfolg sehr schwer und komplex, weshalb bei der Bewertung mehrere andere ausschlaggebende Faktoren miteinbezogen und stattdessen diese evaluiert werden. Zu diesen Kriterien gehört die Bewertung der Technik, ob das System hinsichtlich eingesetzter Hardware und Software, aber auch hinsichtlich Aufbau, Gestaltung, Benutzerüberfläche, Funktionen, diverser Belastungen usw. technisch gut entwickelt ist. Die Inhalte, die eine entsprechende Qualität aufweisen und qualitativ hochwertig sein sollen, werden in erster Linie durch die Lernenden hinsichtlich Akzeptanz, Sinnhaftigkeit, Verwendung, Verständnis, Probleme, Aufbereitung, Präsentation und persönlicher Qualität bewertet. Außerdem soll der tatsächliche Lernerfolg der StudentInnen evaluiert werden und weiters, ob die Lernenden das System aktiv nutzen, sie mit dem System zufrieden sind und es auch akzeptieren, ob und inwiefern sich das Lernverhalten gegenüber ihrem herkömmlichen Lernstil verändert hat, ob das System den Anforderungen und Bedürfnissen der NutzerInnen gerecht wird, ob sie durch die Lernplattform Vorteile realisieren und auch persönliche Lernerfolge damit erzielen können. [MWW06]
Drittens wann soll eine Lernplattform evaluiert werden? Diese Entscheidung liegt bei den Verantwortlichen. Vorwiegend findet eine Evaluation begleitend zum Entwicklungsprozess statt. Aber auch nach der Implementierung einer Lernplattform soll das System in bestimmten Abständen regelmäßig bewertet werden. Gründe dafür sind die permanenten Änderungen und Weiterentwicklungen der Bedürfnisse, Anforderungen sowie der Technik.
Viertens wer soll das System bewerten? Hierbei gibt es zwei unterschiedliche Gruppen. Einerseits soll die Bewertung von externen Personen, die nicht an dem Projekt beteiligt sind, durchgeführt werden, da durch sie neutrale Meinungen gesammelt werden können, als auch von Beteiligten, da sie den Entwicklungsprozess besser verstehen, sich mit dem System auskennen und die Ergebnisse und Probleme besser einschätzen können. Andererseits sollen Experten, die durch ihr Fachwissen urteilen, als auch NutzerInnen, die eigentlichen AnwenderInnen, die sich mit dem System befassen, die Plattform bewerten.
Fünftens wie soll die Bewertung vor sich gehen? Die Evaluation von auf der Universität eingesetzten Lernplattformen ist eine große Herausforderung. Da es unterschiedliche Evaluationsverfahren gibt, ist es oft schwierig, die passenden Methoden zu finden. Je nachdem was man untersuchen möchte, werden häufig nicht nur einzelne Verfahren angewendet, sondern auch mehrere verschiedene Ansätze miteinander kombiniert.
Die unterschiedliche Methoden oder Studien weisen alle ihre Vor- und Nachteile auf. Im Wesentlichen kann zwischen qualitativen und quantitativen Evaluationsverfahren unterschieden werden.
Sehr häufig wird bei der Bewertung einer Lernplattform die qualitative Beobachtung und Befragung durch Interviews einzelner Lernender und Lehrender, der AnwenderInnen des Systems, eingesetzt. Dies sind zwar aufwendige Verfahren, jedoch erhält man dadurch subjektive und individuelle Eindrücke, Meinungen und Erfahrungen der Nutzer. So kann man Rückmeldungen der NutzerInnen erhalten, um eventuelle Änderungswünsche, Kritikpunkte, Anmerkungen, Ideen oder Vorschläge für Verbesserungen zu sammeln, diese ernsthafte zu überdenken und gegebenenfalls das System daran anpassen und optimieren.
Quantitative Verfahren dagegen sind zum Beispiel Umfragen, Fragebögen oder Statistiken, die durch Objektivität und Stichproben aus einer Gesamtheit gekennzeichnet sind. Andere Methoden dieser Gruppe sind verschiedene Leistungs- und Nutzertests, System-Logfiles, die die Verhaltensdaten der Lernenden beinhalten oder Kriterienkataloge, eine Sammlung von definierten Bewertungskriterien, die es zu untersuchen gilt und die oft für den Vergleich von Lernplattformen eingesetzt werden.
Eine spezielle quantitative Anwendung sind Nutzungsstatistiken, die zur Veranschaulichung der Akzeptanz einer LMS beitragen. Sie untersuchen vor allem die Anzahl der registrierten UserInnen, die Anzahl der NutzerInnen, die regelmäßig das System besuchen, die Anzahl der AnwenderInnen, die Übungen komplett durchgeführt haben, die Anzahl der Serveranfragen pro Tag oder die Anzahl der Services die benutzt werden.
Usability-Tests dienen zur Evaluierung der Benutzbarkeit hinsichtlich der Handhabung mit einer Lernplattform. Diese kann durch Beobachtung, Fragebögen, Interviews, Logfiles oder Kriterienkataloge überprüft werden. [eteach]
Eine aufwendige wissenschaftliche Untersuchung bei Lernplattformen ist die Benutzung eines Effektivitätsmodells. Dabei wird bewertet, ob ein definiertes Ziel erreicht wurde. Nach Definition von verschiedenen Erfolgsfaktoren, die die Effektivität positiv oder negativ beeinflussen könnten, wird eine Reihe an Hypothesen aufgestellt. Diese werden durch UserInnen-Befragungen überprüft. Anschließend werden die Ergebnisse durch Berechnung statistischer Messgrößen ausgewertet, anhand derer die zuvor aufgestellten Hypothesen überprüft, verglichen, schlussendlich verworfen oder angenommen werden. [Sim05]
Weitere Evaluationsverfahren sind auch intern technische Tests zur Überprüfung der Hardware und Softwarekomponenten einer Lernplattform oder die Bewertung des tatsächlichen Lernerfolges von Studierenden an den Prüfungsergebnissen.
5.10 CSCL und Blended Learning
Zwei Konzepte, die in Zusammenhang mit Lernplattformen immer wichtiger werden, sind CSCL, also computergestütztes Lernen, und Blended Learning. Sie werden vermehrt zu wesentlichen Bestandteilen der Universität, um die Qualität und Attraktivität von Lernmanagementsystemen sowie der Lehre selbst zu erhöhen. [SM02]
Vor allem im Studium ist die Kooperation und Kommunikation besonders wichtig. Bei Lernprozessen spielt vor allem der soziale Kontext als auch die Teilnahme an einer gleich gesinnten Gemeinschaft eine wesentliche Rolle.
Durch die technischen Neuerungen in den letzten Jahrzehnten und den Einsatz von Lernplattformen im Studium ist computerunterstütztes kooperatives Lernen möglich geworden. Über die schon beschriebenen in einer Lernplattform integrierten modernen synchronen oder asynchronen Kommunikationsmöglichkeiten lässt sich CSCL verwirklichen.
Einerseits kann so der Kontakt zu anderen Mitstudierenden oder Lehrenden hergestellt, Wissen untereinander ausgetauscht und gemeinsam erarbeitet werden.
Weiters können sich Lernende mit anderen unterhalten, über bestimmte Themen diskutieren, Projekte realisieren, Probleme lösen, Übungen zusammen bearbeiten oder sich einfach nur gegenseitig kennen lernen. Andererseits kann durch CSCL der möglichen Gefahr der Vereinsamung des einzelnen Lernenden bei Anwendung von e-Learning Systemen entgegen gewirkt werden.
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