Unter soziomedizinischen Aspekten definiert jeder Mensch seine Gesundheit nach der subjektiven Einschätzung jenes somatopsychischen Zustandes, der ihm in der emotionalen Vertrautheit seiner persönlichen Umwelt angenehm ist. Aus diesem entelechischen Idealbild formuliert er im Sinnes des kollektiven Archetyp nach C.G. Jung (s. S.2) seine Auffassung von Krankheit und Medizin. Diese steht jedoch im Missverhältnis zu den derzeit offiziell gültigen Paradigmen der Herkömmlichen Medizin, die als wissenschaftliches Erklärungsmodell die Interaktion des Arztes mit dem Patienten auf der Basis der Virchow’schen Zellularpathologie strukturiert. Für ein derart objektiviertes Krankheitsgeschehen sind Geist und Seele unerheblich, da nach K. R. Popper nur die Verifikations- und Falsifikationsmöglichkeiten eines Erklärungsmodells maßgeblich sind. Aus dieser zwanghaften Fixierung sind Symptome und Diagnosen vor allem Erklärungsmuster intersubjektiv übereinstimmender Bilder eines wissenschaftlich fundierten, morphologisch materiellen Defektes, unter Ausschluss des Betroffenen.
Inhaltsverzeichnis
Funktionelle Desinstitutionalisierung biomechanischer Paradigmen als Heilungsvoraussetzung
Homöopathie
Wirkungsprinzip der Homöopathie
Kritik der Herkömmlichen Medizin an der Homöopathie
Bach-Blütentherapie
Wirkungsprinzip der Bach-Blütentherapie
Kritik der Herkömmlichen Medizin an der Bach-Blütentherapie
Beurteilungskriterien
Publikationsreferenzen:
Funktionelle Desinstitutionalisierung biomechanischer Paradigmen als Heilungsvoraussetzung
Dieses Vorgehen vernachlässigt die menschlichen Aspekte bei Arzt und Patient, erst das Erklärungsprinzip der psychosomatischen Betrachtungsweise führt zur Humanmedizin im wörtlichen Sinne. M. Balint sieht daher einen systematischen Bezug in den Interaktionen zwischen Arzt, Patient, in dem das Verhalten des einen durch das des anderen bestimmt wird. Hierbei spielt die Krankheit eine besondere Rolle, weil sie sowohl Arzt als auch Patient zur Auseinandersetzung mit dem zwingt, was sich hinter ihr verbirgt. Krankheit ist eine unserer direkten Beobachtung entzogene Realität, die sich uns nur als Symptom äußert. Kranke erwarten von ihrem Arzt Hilfe bei der Deutung ihrer für sie unheimlich und undurchsichtig gewordenen individuellen Wirklichkeit. Untersuchungen von H.-H. Raspe bestätigen entsprechend, dass sich die meisten Kranken bestimmte Vorstellungen darüber machen, woher ihre Krankheit kommt, wie sich weiterentwickelt und auf ihr Leben auswirken wird. Wichtig ist hierbei, dass sich die Erklärungsmodelle von Arzt und Patient miteinander vertragen. Wesentliche Elemente sind hierbei Information, Empathie und Interpretion in Relation zum Persönlichkeitscharakter des jeweiligen Patienten. Somit ermöglicht nur die uneingeschränkt einfühlende Wahrnehmungsfähigkeit des Arztes eine gemeinsame Kommunikationsebene, als Voraussetzung für den Aufbau einer gemeinsamen Arbeitsbeziehung. Hieraus entsteht eine patientenzentrierte Medizin gegenüber der noch üblichen krankheitszentrierten Medizin, wonach der Patient mehr ist, als seine Erkrankung, und nach J. McCormick sich die Gesundheitsversorgung mehr auf das Kranksein (illness) richtet als auf die Krankheit (disease). Hiernach müssen die Bedürfnisse der Patienten unter Einbezug psychischer und sozialer Faktoren eine genauso große Bedeutung haben, wie die strikt biomedizinischen Elemente. Chronisch erkrankte Patienten haben meistens komplexe Bedürfnisse, denen die Konzepte der Konventionellen Medizin nicht gewachsen sind und die dadurch Therapierichtungen begünstigen, die die Miteinbeziehung der individuellen Wirklichkeit des Patienten im Zentrum sehen, und deshalb als Unkonventionell bezeichnet werden.
Bekanntlich nimmt die Diagnose im therapeutischen Ablauf die grundsätzlich zentrale Position ein, hinter den Erklärungsmodellen der Diagnosen steht als gemeinsamer Bezugsrahmen eine allgemeine Gesundheits- und Krankheitstheorie.
Das traditionelle medizinische Paradigma identifiziert hierbei den menschlichen Organismus im Sinne der Iatrophysik als eine triviale Maschine, das Verhalten von Lebewesen entspricht demnach einem mechanischen Prozess. Der Operator arbeitet hier mit der Transferfunktion der mechanischen Kausalität, indem er fehlerfrei und zuverlässig mechanische Ursachen in mechanische Wirkungen verwandelt. Die triviale Maschine arbeitet hierbei ohne Lerneffekt, auf die gleiche Ursache (Input) folgt immer wieder die gleiche Wirkung (Output).
Nach H. v. Foerster besteht jede Maschine aus den drei Bauelementen Input, Output und Operator, als die Vorrichtung, die den Input in den Output verwandelt. Diese drei Bauelemente entsprechen den drei Schritten des Syntagmas „Handlung, die zu einem Erkenntnisgewinn führt“. Mit einem Syntagma (griech. σύνταγμα = Zusammengesetztes) wird eine logisch zusammengehörige Elementgruppe bezeichnet, im Sinne einer horizontalen Verkettung von Einzelelementen zu einer komplexen Einheit. Hierbei entspricht der Input der Wahrnehmung, der Operator der Deutung des Wahrgenommenen und der Output dem realitätsprüfenden Verhalten.
Nach H. R. Maturana lassen sich lebendige Organismen jedoch nicht als Maschinen mit mehr oder weniger fertigen Strukturen klassifizieren, sondern als sich ständig selbst aufbauende und selbstentwickelnde, autopoietische, Systeme.
Unter mechanistischer Deutung entspräche das Verhalten eines Lebewesens dem Modell einer nicht-trivialen Maschine, als Wirkung semiotischer Ursachen, als Interpretation von Zeichen seines inneren Zustandes. Der innere Zustand ändert sich mit jedem Arbeitsgang, weil der Operator an ihn gekoppelt ist, wobei er mit der Transferfunktion des Bedeutungswandels arbeitet. Im Gegensatz zur trivialen ist die nicht-triviale Maschine lernfähig, sie ändert sich mit jedem Arbeitsgang, da auf den gleichen Input nicht der gleiche Output folgt.
Bezeichnet man dagegen lebende Organismen als selbstreferentielle autoregulative Systeme, entspricht die Pathogenese einer Blockierung der Gesundheitserzeugung unterschiedlichen Ausmaßes und entsprechend differenzierender Konsequenzen. Da Lebewesen außerdem hierarchisch gegliederte Systeme sind, spielen sich autopoetische Prozesse gleichzeitig auf biotischen, psychischen und sozialen Integrationsebenen ab. Hierbei validieren der Organismus auf der biotischen und das Individuum auf der psychischen und sozialen Integrationsebene bestimmte ökologische Sektoren konkordant zu ihren Bedürfnissen und assimilieren sie durch ein relevanzdependentes Verhalten zu emergenten Teilen ihres Systems. Nach Th. v. Uexküll „sind die verschiedenen Ebenen ständig durch somato-psycho-soziale „Aufwärtseffekte von der Zelle zum sozialen System und gegenläufige sozio-psycho-somatische „Abwärtseffekte“ vom sozialen System zur Zelle miteinander verbunden.“
Durch die Untrennbarkeit psychoemotionaler Komponenten imponieren kollektive Archetypen als Steuerungsgrößen im dynamischen Entwicklungsprozesses des Systems. Archetypen sind nach C. G. Jung vererbte, seit Existenz des Bewusstseins quasi genetisch imprägnierende, allen Menschen gemeinsame Komplexe. Sie sind somit eine psychische Strukturdominante, die unbewusst ist und als Wirkfaktor das Bewusstsein beeinflusst, zum Beispiel indem sie dieses präfiguriert und strukturiert.
Komplexe unterbrechen die Ich-Bewußtseins-Kontinuität. Das Ich-Bewusstsein bezieht sich auf die bewussten Persönlichkeitsteile der Psyche, die Arbeitsmittel der Psyche rekrutieren sich aus Sinneswahrnehmungen und Denken, Fühlen und Intuition, woraus sich die Einteilung in intro- bzw. extrovertierte Menschen ergibt. Verhaltensabweichungen werden in der analytischen Psychologie daher als Komplexe bezeichnet. Somit korrespondieren Archetypen mit Komplexen. Diese Abweichungen können sich im Individualfall in Devianz von der Kollektivität je nach dem Grad ihrer Ausprägung auf der somatischen Ebene als Störungen manifestieren. Da komplexbehaftetes Handeln weite Bereiche von positiven Lebensmöglichkeiten ausschließt, ist es ein konstruktives Ziel, diese störenden Handlungsweisen auszuschalten, um einer möglichen zusätzlichen Somatisierung zu begegnen.
Hier setzen persönlichkeitsfaktorelle Therapien an, unter Berücksichtigung der jeweiligen differentiellen Individual-Situationen mit ihren physischen und sozialen Ressourcen und der Modelle der Systemtheorie und der darin integrierten Regulation.
Homöopathie
Gesundheit wird global als Abwesenheit von Krankheit gesehen und gilt als der zu erhaltende Normalzustand, während Krankheit eindeutige biologische Nachteile beinhaltet und daher als anormal klassifiziert wird. Tatsächlich ist aber Gesundheit von den real existierenden Möglichkeiten des Verhaltens biologischer Systeme nach F. Vester die statistisch unwahrscheinlichste, das atypische Verhalten von Krebszellen wäre statistisch wahrscheinlicher. Demnach stellt Gesundheit einen „Idealzustand“ dar, mit entsprechend hohem Energieaufwand. Im Gegensatz zu den fiktiven, tatsächlich nirgends existenten Modellen abgeschlossener oder isolierter Systeme, mit denen sich die klassische Physik vorwiegend beschäftigt hatte und an denen sich bislang die Konventionelle Medizin orientiert, sind lebende Organismen rhythmische, dynamische und für Informationen und Energie offene Systeme, die in ständiger Wechselwirkung mit ihrer Umgebung stehen.
Der Sinn einer medizinischen Behandlung, gleich welcher Art, liegt daher grundsätzlich in der Zustandsverbesserung der gegenwärtigen Befindlichkeit eines als krank klassifizierten Individuums in Richtung seines Idealzustandes. Die entsprechende Therapiewahl und beabsichtigte Erfolgsimmanenz korrespondieren hierbei mit der Kausaldependenz des jeweiligen paradigmatischen Blickwinkel und seiner daraus resultierenden Definition der Krankheit.
Unter energetischer Sicht lässt sich nach G. Bleul ein lebender Organismus auf drei unterschiedliche Arten therapeutisch beeinflussen (Tab.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.1
Demnach greift zur erwünschten Effizienz der mitsinnige Einfluss Zustand, Impuls oder Bewegungsrichtung des Organismus auf und lenkt ihn um. Er dient somit der gezielten Unterstützung der autonomen Regulation.
Der gegensinnige Einfluss greift nicht auf, sondern an. Dadurch negiert er jegliche Regelsystematik, objektiviert den vorliegenden Zustand (s. S.1) unter linearen monokausalen Aspekten, wobei er von außen steuert.
Die beliebige Einwirkung ist ungezielt. Sie anerkennt zwar kybernetische Grundprinzipien, bleibt jedoch unspezifisch.
Diese antagonistisch definierten medizinischen Paradigmen waren ursprünglich durch den Gründer der Homöopathie S. Hahnemann (1755-1843) entstanden, als Demarkation von der häufig durch Beliebigkeit und Undifferenziertheit geprägten Medizin des 18. Jahrhunderts. Demnach bedeutet der Begriff Homöopathie Leiden durch ein Ähnliches (griech. όmoioV = ähnlich), All(ö)opathie Leiden durch ein Anderes (griech. άlloV = anders, fremd),um gesund zu werden. Tatsächlich ist die Allopathie gerade nicht beliebig (s. Tab1.), wohl aber bei Einsatz inhibitorischer Wirkstoffe enantiopathisch. Auszugrenzen von dieser Diskussion ist die Isopathie als Leiden durch Dasselbe (griech. ίsoV = derselbe), sie steht nicht im direkten Widerspruch zur Homöopathie, da auch sie als spezifische Reiztherapie in den Informationstransfer des autoregulativen Systems eingreift. Vereinfachend könnte man die Isopathie mit der aktiven Immunisierung einer Impfung vergleichen, nur dass bei einer Impfung das Immunsystem auf eine mögliche zukünftige Infektion vorbereitet werden soll. Bei der Isopathie werden dagegen Ausscheidungs-, Bindungs- und Abwehrmechanismen gegen bereits bestehende Belastungen oder Erkrankungen mobilisiert.
Die Homöopathie ist eine holistische spezifische Reiztherapie, semantisch gehört sie zu den alternativen, regulatorischen Verfahren, jedoch nicht zu den Naturheilverfahren. Sie entspricht dem medikamentösen Therapieprinzip, wonach „Ähnliches durch Ähnliches geheilt“ werden soll, indem Krankheitserscheinungen durch Substanzen behandelt werden, die bei Gesunden der Krankheit ähnelnde Symptomen provozieren. Hierzu werden diese Materialien in speziellen systematisierten Verfahren verschiedenen Verdünnungsschritten unterzogen. Dieser Vorgang wird von den Homöopathen Potenzieren genannt, gemäß dem Postulat, dass die Wirkung der verdünnten Substanzen hierdurch nicht abgeschwächt, sondern verstärkt wird.
Die Homöopathie stellt ein in sich geschlossenes Heilsystem dar, dem neben der Lehre des Heilens mit homöopathischen Arzneimitteln auch eine eigene Krankheitslehre zu Grunde liegt, die S. Hahnemann in seinem 1810 erschienenen Organon (lat. Organum, griech. όrganon = Werkzeug) schriftlich fixierte. Dieses Buch erreichte zu seinen Lebzeiten 5 Auflagen mit z.T. erheblichen Überarbeitungen. In seiner 6. Auflage besteht es aus 2 Vorworten, Einleitung und 291 Paragraphen, in denen die Prinzipien der Homöopathie dargestellt werden. In der Einleitung und zahlreichen Fußnoten zu den Paragraphen wird die Homöopathie mit der Konventionellen Medizin konfrontiert und als einzige „rationelle Heilkunst“ dargestellt.
Hierbei wird Krankheit als ein bei jedem Patienten individueller Zustand des Organismus konstatiert, der zum Auftreten von Symptomen führt. In entsprechenden Paragraphen werden die wesentlichen Merkmale der Homöopathie aufgeführt, demnach sieht sie ihre Aufgabe in der präventiven (§4) und kausalen Medizin, falls die Krankheitsursache leicht zu erkennen und zu entfernen ist (§7). Anstelle der Suche nach einer inneren unsichtbaren Krankheitsursache, postuliert sie die genaue Beobachtung der Veränderungen im körperlichen und seelischen Befinden durch den Arzt, den Patienten selber oder dessen Umgebung (§6).
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