Um diese Beziehungen zu verdeutlichen und zu verbildlichen, werden vier Situationen, im Rahmen der religiösen und gesellschaftlichen Abläufe in Marokko, beschrieben. Dabei wird besonders darauf geachtet, nicht in eine Art Exotismus und Sensationslust zu fallen. Eine Exotisierung wird mit dem Hinweis verhindert, dass diese Menschen einen hohen Grad an Frömmigkeit besitzen. Diese Situationen stellen tatsächlich individuelle Erlebnisse dar, sie sind zwar auf eine gewisse Anzahl von (rituell-)gläubigen Menschen in Marokko übertragbar, aber nicht verallgemeinerungsfähig. Ein scheinbar logischer Automatismus ist auszuschließen, was die Komplexität der Materie verdeutlicht. Im Hintergrund spielt die Problematik, wie man die Praktiken darstellen kann, eine ausschlaggebende Rolle.
Im Fokus stehen folgende Fragestellungen: Welchen Zweck besitzen die heiligen Rituale? Was für eine Rolle spielen sie im Alltag des Gläubigen?
Die erste Situation beschreibt ein Interview mit dem Leiter (muqqadem) einer bedeutenden Bruderschaft (ṭaifa), der zu den Praktiken der Rituale Stellung nimmt. Die zweite Situation behandelt die Arbeit eines frommen Imams, ein Vertreter des „offiziellen Islams“, der die Praktiken der, nach seiner Meinung heidnischen, ṭaifa verurteilt und zurückweist. Die dritte Situation studiert den Gender Aspekt, ein wichtiger Gesichtspunkt in der Rollenverteilung innerhalb der Gruppe. Die Erzählungen einer in diesem Bereich erfahrenen Frau zum Thema Frauenmagie illustrieren und beleuchten einen Teilbereich der Interaktion zwischen den Geschlechtern und der Position der Frau innerhalb der marokkanischen Gesellschaft generell und der Bruderschaft speziell. Der letzte Bericht stützt sich auf den Aufsatz „Mohammed and Dawia: Possession in Morocco“ von Vincent Crapanzano. Dieser untersucht, anhand der Biographien von Mohammed und Dawia, dieselbe Fragestellung wie diese Arbeit. Dieses Beispiel dient als „externes“ Fallbeispiel und soll die Argumentation unterstützen.
Diese Fallbeispiele sind Resultate einer nun fast zweijährigen Begleitung der Feldforschung von Martin Zillinge. Interviews und Beobachtungen sind die Hauptquellen dafür. Zu eigenen Erfahrungen kommen ethnologische Texte, beispielsweise von Vincent Crapanzano und Frank Maurice Welte, dazu.
Eine Interpretation zur Funktion des Volksislams in der marokkanischen Gesellschaft der muḥibbi wird gegeben. Es folgt der Aufbau einer theoretischen Basis, die die Hypothesen erläutern soll.
Inhaltsverzeichnis
- Liste zur Aussprache arabischer Eigennamen und Begriffe
- Einleitung
- Fallbeispiele: Situationen der Besessenheit, des Exorzismus und der Frauenmagie
- Die Tabla Sibti’in: Heiligenkult als Lustoase?
- Exorzismus: Dämonenaustreibung beim Imam
- Machen wir ihn impotent!: Die Frauenmagie
- Mohammed und Dawia: Ein besessenes Leben
- Erkenntnisse aus den Fallbeispielen
- Resümee und theoretische Basis
- Fazit
- Glossar
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle von Mystik und Dämonen im Alltag marokkanischer Muslime. Sie analysiert, wie diese Phänomene in den so genannten Volksislam integriert werden und welche Funktionen sie im Kontext von Heiligenkulten, Exorzismus und Frauenmagie erfüllen. Die Arbeit basiert auf Feldforschungsdaten und Fallbeispielen aus Marokko.
- Die Integration von Mystik und Dämonen in den Volksislam
- Die Rolle von Heiligenkulten und Exorzismus im Alltag
- Die Bedeutung von Frauenmagie und ihre Auswirkungen auf die Geschlechterrollen
- Die Interaktion zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt
- Die Komplexität der religiösen und gesellschaftlichen Abläufe in Marokko
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz des Volksislams in Marokko dar. Sie beleuchtet die Spannung zwischen den strikten Regeln des Islams und den Bedürfnissen der Menschen im Alltag. Die Arbeit untersucht, wie diese Spannung durch die Integration von Mystik und Dämonen gelöst wird.
Die Fallbeispiele präsentieren verschiedene Situationen, die die Rolle von Mystik und Dämonen im Alltag verdeutlichen. Die Tabla Sibti’in zeigt den Heiligenkult als Lustoase, während der Exorzismus die Dämonenaustreibung durch einen Imam beleuchtet. Die Frauenmagie illustriert die Interaktion zwischen den Geschlechtern und die Position der Frau in der marokkanischen Gesellschaft. Das Beispiel von Mohammed und Dawia dient als externes Fallbeispiel, das die Argumentation unterstützt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Volksislam, Mystik, Dämonen, Besessenheit, Exorzismus, Frauenmagie, Heiligenkult, Marokko, sozio-psychologische Phänomene, Geschlechterrollen, religiöse Praxis, Feldforschung, Fallbeispiele.
- Arbeit zitieren
- Mohamed Amjahid (Autor:in), 2008, „Lǧin iqdili lġaŗad“: Der Dämon wird mein Anliegen erledigen., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115957
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