Ziel der Arbeit ist es, ein geeignetes Messinstrument für das Ernährungsverhalten unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu entwickeln. Weiter soll das befragte Konsumverhalten in ein Verhältnis zum individuellen Widerstand gegenüber Änderungen der Person gesetzt werden, um mögliche Zusammenhänge zu explorieren. Zunächst werden der Hintergrund und die Motivation der Arbeit dargelegt, als auch ein Einblick in theoretische Hintergründe und relevante empirische Forschungsergebnisse geboten. Das Konstrukt der nachhaltigen Ernährung und des Widerstandes gegenüber Verhaltensänderungen werden hierbei genauer beleuchtet und beschrieben. Außerdem werden die Forschungsfrage und Hypothesen der Studie abgeleitet und verständlich gemacht. Darauffolgend wird die Forschungsmethodik dargestellt und die Konzeption, Datenerhebung und Auswertung der Befragung geschildert. Weiter werden die gewonnenen statistischen Ergebnisse erläutert und diskutiert, als auch die Grenzen der Studie erörtert. Abschließend wird ein Fazit gezogen und ein Ausblick für die weitere Forschungspraxis gegeben.
Um die Herausforderungen des Klimawandels im Sinne eines internationalen Gemeinschaftsprojekts für mehr Nachhaltigkeit bewältigen zu können, sind proaktive Änderungen von Konsumgewohnheiten unabdingbar. Nahrungsmittelkonsum wird mit mehreren Umweltbelastungen verbunden und bietet ein großes ökologisches Einsparungspotential. Dabei kommt dem Endverbraucher vor dem Hintergrund des Marktgleichgewichts eine Verantwortung zu. Nachhaltigere Ernährungsweisen werden weiter durch eine gewisse Veränderungsbereitschaft von Konsument*innen begünstigt. Die Resistance to Change Skala macht die ablehnenden Neigungen von Personen gegenüber Veränderungen messbar und wurde bisher nicht im Ernährungskontext angewandt. Inwiefern der individuelle Widerstand gegenüber Verhaltensänderungen (WgV) in einem Zusammenhang mit Aspekten nachhaltiger Ernährungsweisen steht, wird in dieser Studie untersucht. Bezüglich der Operationalisierung wird das Ziel verfolgt, anhand theoretischer Hintergründe einen geeigneten Fragebogen zur Erhebung von nachhaltigen Ernährungsverzehr zu entwickeln und eine deutsche Version der Resistance to Change Skala zu optimieren.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Einblick in Theorie und Forschungsstand
2.1 Nachhaltige Entwicklung und das Drei-Säulen-Modell
2.1.1 Nachhaltiger Konsum und Ernährung
2.2 Aspekte nachhaltiger Ernährung
2.2.1 Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
2.2.2 Ökologisch erzeugte Lebensmittel
2.2.3 Regionale und saisonale Erzeugnisse
2.2.4 Gering verarbeitete Lebensmittel
2.2.5 Umweltverträglich verpackte Produkte
2.2.6 Fair gehandelte Lebensmittel
2.3 Umweltbewusstes Verhalten
2.3.1 Psychologisches Modell zur Erklärung nachhaltigen Handels
2.4 Offenheit für Erfahrungen und umweltfreundliches Handeln
2.4.1 Alter und Geschlecht als Einflussfaktor
2.5 Widerstand gegenüber Veränderung
2.6 Offenheit und die Resistance to Change Skala
2.6.1 Theorie eines individuellen Wertesystems
2.6.2 Werte und Ernährungsverhalten
3 Hypothesenbeschreibung
4 Methodik
4.1 Studiendesign
4.2 Stichprobe
4.3 Messinstrumente und Befragungsinhalte
4.3.1 Fragebogeninstruktion und Einwilligungserklärung
4.3.2 Fragebogen zu dispositionalem Widerstand
4.3.3 Fragebogen zu Aspekten nachhaltiger Ernährung
4.3.4 Demografische Daten und Dank
4.3.5 Erfassung von sozialerwünschten Antworttendenzen
4.4 Rekrutierung und Durchführung
4.5 Statistische Verfahren der Datenanalyse
4.5.1 Deskriptive Statistiken
4.5.2 Skalenstruktur und Reliabilität
4.5.3 Analyse der Variablenbeziehungen
4.5.4 Datenaufbereitung und Fallauswahl
5 Ergebnisse
5.1 Stichprobenbeschreibung
5.2 Faktorenanalyse und Reliabilitätsanalyse des Ernährungsfragebogens
5.3 Faktorenanalyse und Reliabilitätsanalyse des WgV-Fragebogens
5.4 Demografie in Bezug auf Aspekte nachhaltiger Ernährung
5.5 Ergebnisse zur Fragestellung und den Hypothesen
5.6 Weitere Befunde
6 Diskussion
6.1 Interpretation der Ergebnisse
6.2 Grenzen und Nutzen der Studie
6.3 Ausblick und Fazit
7 Literaturverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Zusammenfassung
Um die Herausforderungen des Klimawandels im Sinne eines internationalen Gemeinschaftsprojekts für mehr Nachhaltigkeit bewältigen zu können, sind proaktive Änderungen von Konsumgewohnheiten unabdingbar. Nahrungsmittelkonsum wird mit mehreren Umweltbelastungen verbunden und bietet ein großes ökologisches Einsparungspotential. Dabei kommt dem Endverbraucher vor dem Hintergrund des Marktgleichgewichts eine Verantwortung zu. Nachhaltigere Ernährungsweisen werden weiter durch eine gewisse Veränderungsbereitschaft von Konsument*innen begünstigt. Die Resistance to Change Skala macht die ablehnenden Neigungen von Personen gegenüber Veränderungen messbar und wurde bisher nicht im Ernährungskontext angewandt. Inwiefern der individuelle Widerstand gegenüber Verhaltensänderungen (WgV) in einem Zusammenhang mit Aspekten nachhaltiger Ernährungsweisen steht, soll in vorliegender Studie untersucht werden. Bezüglich der Operationalisierung wird das Ziel verfolgt, anhand theoretischer Hintergründe einen geeigneten Fragebogen zur Erhebung von nachhaltigen Ernährungsverzehr zu entwickeln und eine deutsche Version der Resistance to Change Skala zu optimieren.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden Angaben von 118 deutschsprachigen Erwachsenen mittels Online-Befragung erhoben und anhand Korrelationsanalysen statistisch analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass einzelne Aspekte nachhaltiger Ernährung, wie der Konsum tierischer Produkte, schwache Zusammenhänge zum Widerstand gegenüber Verhaltensänderungen aufweisen. Bezüglich biologischer Erzeugnisse ergab sich keinerlei Beziehung. Ferner konnte, mit kleiner Effektstärke, ein signifikanter negativer Zusammenhang der Verpackungsvariable zur Widerstandsvariable ermittelt werden. Daher wird angenommen, dass mit stärker ausgeprägtem WgV tendenziell weniger auf umweltfreundliche Verpackung geachtet wird. Außerdem verzehrten Befragte weniger tierische- und mehr Bio-Produkte, wenn sie angaben, häufiger auf umweltfreundliche Verpackungen zu achten. Die Ergebnisse unterstreichen die Annahmen bisheriger Forschungsergebnisse, dass personenbezogene Eigenschaften von Bedeutung für nachhaltige Verhaltensweisen sind. Für weitere Untersuchungen wäre interessant, ob umweltrelevante Wertevorstellungen in einer Beziehung zu Widerstand gegenüber Verhaltensänderungen stehen und inwiefern eine Sensibilisierung für nachhaltige Ernährungsweisen, gepaart mit einer Bereitschaft für Verhaltensänderungen, Auswirkungen auf Ernährungskonsum zeigt.
Abstract
To cope with the challenges of climate change, proactive changes in our habits of consumption are inevitable. Food consumption goes along with a large environmental impact, thus the food we buy yields substantial ecological saving potentials. Sustainable nutrition necessitates a certain willingness to change on side of the consumer, therefore the consumer shares a certain amount of responsibility regarding the market equilibrium. The Resistance to Change (RTC) scale makes a person’s refusal towards changes measurable but has yet not been used in the context of nutrition. This thesis examines to what extent the individual resistance to changes correlates with aspects of sustainable nutrition. Regarding operationalization, this study seeks to develop a suitable questionnaire based on theoretical background and optimizes a German version of the RTC scale.
To answer the research question, statements of 118 German-speaking adults, collected by an online survey, are statistically analysed with the aid of correlation analysis. Results show, that some aspects of sustainable nutrition – as consumption of animal products – yield weak coherences with RTC. In contrast, there is no relation with organic foods. Moreover, with small effect size, there is a significant negative correlation of the packaging variable and resistance variable observable. Thus, it is assumed that with pronounced RTC, there is less heed to eco-friendly packaging. Also, participants consume less animal but more ecological products, when they stated to be mindful of eco-friendly packaging. The results highlight the assumptions of previous research, that individual-related attributes are of importance regarding sustainable behaviour. For further research, the examination of a potential correlation of environmentally relevant moral values and RTC seems promising. Moreover, the question how far awareness for sustainable diets, paired with willingness to behaviour change, has impact on the individual eating habits, remains auspicious.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Drei-Säulen-Modell nachhaltiger Entwicklung
Abb. 2 Durchschnittliche jährliche Treibhausgasbilanz eines deutschen Bürgers
Abb. 3 CO2-Bilanz von Nahrungsmitteln
Abb. 4 Psychologisches Modell zur Erklärung nachhaltigen Handelns
Abb. 5 Wertesystem mit den übergeordneten Dimensionen
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Übersicht der RTC Subskalen
Tab. 2: Stichprobencharakterisierung
Tab. 4: Vergleiche der Geschlechter
Tab. 5 Spearman Korrelationsmatrix
Tab. 6: Übersicht Pearson Korrelationen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestotrotz beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.
1 Einleitung
Zu dieser Zeit sind die Klimawandel- und Nachhaltigkeitsbegriffe in der Öffentlichkeit, Politik, sowie in der Wirtschaft allgegenwärtig. Durch den über die Jahre zunehmenden Anstieg der Temperaturen (Allaby et al., 2008; Jouzel et al., 1997) als auch des Meeresspiegels und der damit verbundenen Eisschmelze (Lombard et al., 2005), Tauen des Permafrosts (Schuur et al., 2015), Verschiebung von Vegetationszonen, Versauerung der Ozeane, Abnahme von Biodiversität und weitere Phänomene, wird die Relevanz der (primär anthropogenen) Umweltbelastungen für das Weltgeschehen unbestreitbar (Bossel, 1990; Nelles & Serrer, 2018; Vallero, 2008b). Da Ressourcenübernutzung und genannte Umweltprobleme trotz bemerkenswerter technischer Fortschritte tendenziell zunehmen, rückt das menschliche Handeln als wesentliche Ursache der Umweltkrise verstärkt in den Fokus (Jucker, 2002; Mosler & Gutscher, 1998). Daher sind gegenüber dem gängigen Umgang der Menschen und der Industrie mit den Ressourcen der Erde und ihrer Natur Zweifel groß geworden. Dieser mündeten in einer Klimadebatte, in einem Hinterfragen der westlichen Wirtschaftsentwicklung und einem Aufschwung der Naturschutzbewegung.
Die umwelt-psychologische Interventionsforschung, welche sich mit diversen Alltagshandlungen beschäftigt, um Erkenntnisse und Maßnahmen für die Förderung umweltschonenden Verhaltens zu erfassen (Homburg & Matthies, 1998; Dwyer et al., 1993), zeigte in den 70er bis 90er Jahren besonderes Interesse in den Bereichen: Littering1, Energiesparen und Recycling (Matthies, 2005). In jüngerer Vergangenheit beschäftigt sich die Interventionsforschung mit Verkehrsmittelnutzung (Matthies, Klöckner & Preißner, 2006; Bamberg, 1999) aber auch Interventionsmaßnahmen im Bereich Bildung nachhaltiger Ernährung, wie beispielsweise in Kantinen oder (Schul-)Praxisprojekten, sind mittlerweile in der Umsetzung (ANU Bundesverband e.V., o.J.; Ökologische Akademie e.V., 2012). Des Weiteren bemühen sich immer mehr Personen des öffentlichen Lebens, Bewegungen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion oder auch Vereine wie der Münchner Ernährungsrat der Aufklärung über die Schnittpunkte der Ernährung mit dem Klimawandel. Beispielsweise kritisierte Schauspieler Joaquin Phoenix in einer weitreichenden Dankesrede bei den Oscars Speziesismus2, Anthropologismus und den Ressourcenumgang der Menschen:
„We’re talking about the fight against the belief that one nation, one people, one race, one gender, or one species, has the right to dominate, control and use and exploit another with impunity. I think that we’ve become very disconnected from the natural world and many of us, what we are guilty of is an egocentric world view. The believe that we’re the center of the universe. We go into the natural world and we plunder it for its resources. (…) We fear the idea of personal change, because we think that we have to sacrifice something; to give something up. But human beings at our best are so inventive and creative, (…) we can create, develop and implement systems of change that are beneficial to all sentient beings and to the environment“ (Oscars, 2020, 3:12-3:40).
Weiter lenken einschlagende Ereignisse, wie die verheerenden Waldbrände im Amazonas, dessen Ursache vor allem kostengünstige (oft illegale) Brandrodung für landwirtschaftliche Nutzfläche ist, mehr Aufmerksamkeit auf die agrar- und forstwirtschaftlichen Zusammenhänge der Umweltzerstörung. Berichte über Umweltzerstörung und den Klimawandel bewegen so manche Individuen zu einer Auseinandersetzung mit der - ggf. zur Anpassung an die - Problematik. Gewissen Personen scheint im Rahmen der freiwilligen Selbstverpflichtung eine Anpassung an eine ökologischere Konsum- bzw. Lebensweise und die damit einhergehende Alltagsänderung einfacher zu fallen als Anderen. Hier ergibt sich ein Interesse für das Themengebiet der Verhaltensänderung und dem individuellen Widerstand gegenüber Änderungen.
Als eine der jüngsten Teilgebiete der Psychologie beschäftigt sich die Umwelt(schutz)-psychologie mit Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen, dem Erleben und Handeln von Individuen in Bezug auf Umweltaspekte und wie sich umweltfreundliches Verhalten erklären und fördern lässt (Hamann, Baumann & Löschinger, 2016; Hellbrück & Kals, 2012). Relevante Wissensinhalte von Umweltthemen bezüglich der anthropogenen Umwelteinflüsse sind nach Fietkau und Kessel (1981) ein Baustein für umweltbezogene Einstellungen und Werte (Matthies, 2005). Die Mehrheit der deutschen Population scheint ein Bewusstsein für die Vorgänge der Umwelt zu haben – in einer 2018 durchgeführten Studie des Umweltbundesamtes stuften 64 Prozent der rund 2000 Befragten Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtige Herausforderung ein. Dies waren elf Prozentpunkte mehr als bei der Befragung im Jahr 2016. Der Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz aller Akteure (Städte und Gemeinden, Bundesregierung, Bürger, Industrie), bis auf den der Umweltverbände, wurde so niedrig wie noch nie eingestuft und spiegelt die Unzufriedenheit bezüglich des gebotenen Engagements (UBA, 2019). Allerdings zeigten Studien in der deutschen Bevölkerung gleichzeitig eine gewisse Diskrepanz zwischen umweltfreundlichen Verhalten und Umweltwissen bzw. Umweltbewusstsein (BMU & UBA, 2019; Diekmann & Preisendörfer, 2017; Rieß, 2003). Mehrere Erklärungsansätze werden diesbezüglich untersucht. Umweltverhalten wird unter anderem durch personenbezogene Faktoren wie Normen und Einstellungen bestimmt (Balderjahn, 1986; Urban, 1986; Fietkau & Kessel, 1981; Kley & Fietkau, 1979). Im Hinblick auf die Persönlichkeitsstruktur und Wertevorstellungen spielt die Bereitwilligkeit, offen für Neues zu sein und sich in seiner Lebensweise anzupassen, eine relevante Rolle (Roth, 2019; Brick & Lewis, 2016; Hirsh, 2010; Dietz, Fitzgerald & Shwom, 2005).
Vorliegende Arbeit hat zum Ziel, ein geeignetes Messinstrument für das Ernährungsverhalten unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu entwickeln. Weiter soll das befragte Konsumverhalten in Verhältnis zum individuellen Widerstand gegenüber Änderungen der Person gesetzt werden, um mögliche Zusammenhänge zu explorieren. Zunächst werden der Hintergrund und die Motivation der Arbeit dargelegt, als auch ein Einblick in theoretische Hintergründe und relevante empirische Forschungsergebnisse geboten. Das Konstrukt der nachhaltigen Ernährung und des Widerstandes gegenüber Verhaltensänderungen werden hierbei genauer beleuchtet und beschrieben. Außerdem werden die Forschungsfrage und Hypothesen der Studie abgeleitet und verständlich gemacht. Darauffolgend wird die Forschungsmethodik dargestellt und die Konzeption, Datenerhebung und Auswertung der Befragung geschildert. Weiter werden die gewonnenen statistischen Ergebnisse erläutert und diskutiert, als auch die Grenzen der Studie erörtert. Abschließend wird ein Fazit gezogen und ein Ausblick für die weitere Forschungspraxis gegeben.
2 Einblick in Theorie und Forschungsstand
Vorerst werden tiefere Einblicke in themenrelevante geschichtliche und empirische Hintergründe, Modelle und Theorien geboten, bevor auf die Forschungsfrage eingegangen wird. Insgesamt ist das zu behandelnde Thema sehr breit gefächert und würde in seiner Gesamtheit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen. Daher wird kein Anspruch auf Vollständigkeit der relevanten Theorien und Modelle erhoben, sondern es sollen einzelne, für die Arbeit als interessant empfundene Aspekte hervorgehoben und behandelt werden.
2.1 Nachhaltige Entwicklung und das Drei-Säulen-Modell
"A thing is right when it tends to preserve the integrity, stability, and beauty of the biotic community. It is wrong when it tends otherwise." - Aldo Leopold (1972)
Der Ursprung des Nachhaltigkeitbegriffs ist Anfang des 18. Jahrhunderts in der Forstwirtschaft zu verordnen. In dem Buch „Silvicultura Oeconomica“ formulierte Von Carlowitz (1713) das Prinzip der Nachhaltigkeit am Beispiel der Holzbestände: Man sollte in einem bestimmten Zeitraum nicht mehr Holz schlagen, wie auf natürliche Weise nachwachsen kann. In der weiteren Zeitgeschichte und vor dem Hintergrund der industriellen Revolution prägte Robert von Malthus die Überlegungen zur Ressourcenschonung, indem er Zusammenhänge zwischen der wachsenden englischen Bevölkerung und anfallende Ressourcen für ihre Ernährung untersuchte, Missverhältnisse feststellte und die Vermutung über mögliche Hungersnöte und Epidemien anstellte (Von Hauff & Kleine, 2014; Grunwald & Kopfmüller, 2006).
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts schien ein unbegrenztes Wachstum als möglich und dessen Grenzen wurden kaum thematisiert. Im Zuge negativer Auswirkungen des technischen-industriellen Fortschritts Anfang der 1970er Jahre, machte sich dann ein Diskurs über Produktions-, Lebensformen und Ressourcenverfügbarkeit breit. Der Bericht Die Grenzen des Wachtsums des Clubs of Rome schien dafür ein Auslöser zu sein und ließ den Begriff der Nachhaltigkeit weiter bekannt werden. Er spiegelte den abklingenden Optimismus bezüglich der bisherigen Wirtschaftsweisen und des Fortschrittdenkens wider. Durch zunehmende Umweltbelastungen als auch sozioökonomische Probleme (internationale Schuldenkrise, Rezession, Erwerbslosigkeit etc.) kam es zur Entstehung verschiedener Organisationen, Ministerien und Programmen (Grunwald & Kopfmüller, 2006).
Nach Gründung der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment and Development), folgte 1987 ihr Bericht Our common future, auch Brundtland Bericht genannt, in welchen das Konzept der nachhaltigen Entwicklung erstmals definiert wurde (Von Hauff & Kleine, 2014; Hellbrück & Kals, 2012). Er basiert auf der Erkenntnis, dass Umwelt und Natur, Wirtschaft und Gesellschaft sich gegenseitig beeinflussen, wobei dem Umweltsystem mit seinem Naturkapital eine bedeutende Rolle zukommt: Es wird langfristig keinen Fortschritt ohne eine intakte Umwelt geben. Ebenso wenig wird es gelingen, Ökosysteme effektiv zu schützen, wenn Menschen um ihre Existenz kämpfen (Grunwald & Kopfmüller, 2006; Jucker, 2002; WCED, 1987). Die Weltkommission verknüpfte in ihrer Ausarbeitung jene Umwelt- und Entwicklungsaspekte und stellte Prinzipien zur intra- und intergenerationalen Verteilungsgerechtigkeit auf (Von Hauff & Kleine, 2014; WCED, 1987). Infolgedessen kann eine Entwicklung laut WCED als nachhaltig angesehen werden, wenn sie „(…) die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff, 1987, S. 46). Die hier angesprochene Verantwortung für die Zukunft und Generationengerechtigkeit (SRZG, 2003) wir fortan im globalen Nachhaltigkeitsdiskurs immer wieder aufgegriffen. Eine weitere Definition nachhaltiger Entwicklung liefert das World Wide Fund for Nature (WWF), die International Union for Conservation of Nature (IUCN), sowie das United Nations Environment Program (UNEP) in ihrer Strategie für nachhaltiges Leben : " (…) improving the quality of human life while living within the carrying capacity of supporting ecosystems" (1991, S. 10).
Auf Empfehlung der Brundtland-Kommission folgte 1992 die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Brasilien, wo verschiedene unverbindliche Dokumente, bspw. bezüglich der einzugrenzenden sozialen Ungleichheit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern (soziales Kapital), sowie ein Aktionsprogramm für mehr Nachhaltigkeit verabschiedet wurden (KOM, 2011a). Als Kern der Konferenz fordert die Staatengemeinschaft mit der Agenda 21 einen radikalen und schnellen Wandel der Konsumgewohnheiten von Staat, Industrie, Haushalten und Personen (UN, 1992). Hiermit beschloss die UN erstmals eine weltweite Strategie zur Umsetzung umwelt- und entwicklungspolitischer Ziele. Nachhaltige Entwicklung wurde durch diesen und folgende Weltgipfel zu einem bedeutenden globalen, politischen und normativen Leitbild (Hellbrück & Kals, 2012; Grunwald & Kopfmüller, 2006). Weitere Folgekonferenzen, die zur Verabschiedung zusätzlicher Resolutionen und einer Konkretisierung der erstrebenswerten Zustände führten, wurden abgehalten (Von Hauff & Kleine, 2014; Hellbrück & Kals, 2012).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Drei-Säulen-Modell nachhaltiger Entwicklung (KOM, 2011a, S. 5).
Ferner ist anzumerken, dass der Nachhaltigkeitsbegriff oft unterschiedlich verstanden und eingesetzt wird, denn er bietet als „(…) Leitbild die Gelegenheit, das Unbehagen im Sinne eines «so kann es nicht unbegrenzt weiter gehen» auf den Punkt zu bringen und gleichzeitig nach Möglichkeiten der Umsteuerung zu suchen“ (Grunwald & Kopfmüller, 2006, S. 13). In der Regel wird das drei-Säulen-Modell (siehe Abb.1) als konzeptionelle Vorlage herangezogen, welches nach Lantermann (1996) aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielfeldern besteht (Von Hauff & Kleine, 2014). Sie sind nicht unbedingt einfach miteinander zu vereinbaren, insbesondere kann eine Spannungsgefahr bei dem Verhältnis von menschlichen und wirtschaftlichen Interessen zu ökologischen Zielen bestehen (Lantermann, 1996).
Auf das Konzept der Green Economy einigt sich die Staatengemeinschaft beim Rio+20-Gipfel erstmals in der Erklärung The Future We Want. Es wird erhofft, die drei Dimensionen für die Zukunft miteinander verträglich zu gestalten (UN, 2012). Die Europäische Kommission (KOM) beschrieb hierfür eine grüne Wirtschaftsweise als „(…) eine Wirtschaft, die Wachstum und Entwicklung gewährleisten kann und zugleich das Wohlergehen des Menschen verbessert, menschenwürdige Arbeit bereitstellt, Ungleichheiten abbaut, Armut bekämpft und das Naturkapital erhält, auf das wir alle angewiesen sind“ (KOM, 2011b, S. 5). In Bezug auf Praxisaspekte bemängelte der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Umweltgutachten 2002 die Orientierungsfunktion und den Mehrwert des präsentierten Modells, da es zu „(…) einem dreispaltigen ‚Wunschzettel‘ verkomme, in den die verschiedenen Interessenten ihre Anliegen eintragen können“ (SRU, 2002, S. 68). Die Komplexität überfordere die teilgegliederten politischen Arbeitsbereiche und daher plädiere der Umweltrat an eine „(…) Integration von Umweltbelangen in andere Politiksektoren festzuhalten. Dieser Gedanke hat einen klaren ökologischen Fokus und trägt damit der Tatsache Rechnung, dass im Umweltschutz im Vergleich zur Umsetzung ökonomischer und sozialer Ziele der größte Nachholbedarf existiert (…)“ (SRU, 2002, S. 68).
Das aktuelle Wirtschaftsmodell, welches auf stetigem Wachstum beruht, führt zu einem enormen Ressourcenverbrauch und übersteigt die verfügbare Biokapazität des Naturkapitals bei Weitem. Die Berechnung der York University und des Global Footprint Networks zeigen, dass ganze drei Erden nötig wären, für den deutschen Lebens- & Wirtschaftsstil (Global Footprint Network, 2019). Herkömmliche Konsums- und Produktionspraktiken sind aus der Nachhaltigkeitsperspektive demnach längerfristig nicht tragbar. Marx kritisierte in seinem Buch Das Kapital gängige Wirtschaftsweisen und die damit verbundene agrarwirtschaftliche Intensivierung der Industrieländer: „(…) jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebene Zeitfrist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit“ (1867, S. 529).
Da die Idee von Nachhaltigkeit unterschiedliche Handlungsbereiche betrifft, ist es sinnvoll diese klar zu definieren und für die Anwendung in der Praxis zu unterteilen. Unter der Kenntnis, dass sich die drei Bereiche bedingen aber nicht unbedingt miteinander verbunden sind (Bamberg et al., 2018), konzentriert sich diese Arbeit auf ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit und dem zugehörigen Handlungsspielraum der Konsumenten.
2.1.1 Nachhaltiger Konsum und Ernährung
Wenngleich nachhaltiger Konsum laut BMU, BMJV und BMEL (2019) als gesamtgesellschaftliches Projekt zu sehen ist, kommt dem Endverbraucher vor dem Hintergrund des Marktgleichgewichts eine Verantwortung zu. Auf die drei Sektoren Wohnen, Mobilität und Ernährung sind laut dem Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa der Europäischen Kommission (2011) zwischen 70 und 80% aller anthropogenen Umweltbeeinträchtigungen zurückzuführen. Vorliegende Arbeit fokussiert sich auf letzteren Sektor. Bezüglich der Relevanz von Lebensmitteln für Umwelteinflüsse sollen folgende Fakten einen ersten Eindruck geben.
Der Sektor der Ernährung und dessen Umweltauswirkungen sind in die Bereiche der Herstellung, des Erwerbs, Gebrauchs und der Entsorgung zu gliedern. Die wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz und für Waldpolitik des BMEL (2016) erfassten klimawirksame Emissionen, die bei der Herstellung, Vermarktung und Zubereitung der 2016 in Deutschland verzehrten (oder weggeworfenen) Lebensmittel anfielen. Sie entsprachen einem Viertel – also gut 25% der klimawirksamen Emissionen Deutschlands (903 Mio. t CO2-Äq). Weiter liefert die Ernährung eines deutschen Bürgers nach dem BMU (2019) einen jährlichen Beitrag von durchschnittlich 1,74 t klimarelevanter Emissionen, womit der Ernährungssektor noch über dem Mobilitätsbereich (ohne Flugreisen) und Heizungssektor liegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Durchschnittliche jährliche Treibhausgasbilanz eines deutschen Bürgers (BMU, 2019, S. 53).
Laut der Europäischen Kommission (2011a) ist die Wertschöpfungskette von Nahrungsmitteln außerdem für 28% des materiellen Ressourcenverbrauchs der EU verantwortlich, andererseits werden jedes Jahr 90 Millionen Tonnen an Lebensmitteln verschwendet (180kg/Person). Diese seien oftmals noch genusstauglich. In einem Schlussbericht über Umweltbelastungen des privaten Konsums und Reduktionspotenziale im Auftrag des Bundesamts für Umwelt, maßen Jungbluth, Itten und Stucki (2012) dem Nahrungsmitteleinkauf die potenziell höchsten Reduktionsmöglichkeiten von Umweltbelastungen bei Privatpersonen zu, weitere Studien bestärken dies (Poore & Nemecek, 2018; Springmann et al., 2016; WWF, 2012; Mekonnen & Hoekstra, 2012; Bellarby, Foereid, Hastings & Smith, 2008, BAFU, 2006). Somit haben unsere Konsum- und Ernährungsmuster globale Auswirkungen und weisen zusammen mit landwirtschaftlichen Aspekten ein bedeutendes Handlungsfeld für nachhaltige Entwicklung auf.
Eine einheitliche und konkrete Definition von nachhaltiger Ernährung ist aufgrund der Mehrdimensionalität von Nachhaltigkeit nicht einfach, weshalb bisher kein Konsens bezüglich der Begriffsbestimmung besteht (Weiss, 2007; Brunner & Schönberger, 2005). Eberle und Kollegen schlagen in ihrem Forschungsvorhaben Ernährungswende eine breite Definition vor, die den umfangreichen Aspekten des Konzepts gerecht wird. Aus der Konsumentenperspektive beschreiben sie nachhaltige Ernährung als eine, „(..) die bedarfsgerecht und alltagsadäquat, sozialdifferenziert und gesundheitsfördernd, risikoarm und umweltverträglich ist“ (2004, S. 3). Zusätzlich zu individuellen Bedürfnissen und Interessen, wird also bei dem Entscheidungsprozess für nachhaltigen Konsum die gesellschaftliche und ökologische Verantwortung mitberücksichtigt (BMU & UBA, 2019). Bisherige Forschung deutet darauf hin, dass Ernährungskonsum generell durch sensorische Attraktion, Bequemlichkeit, Preisaspekte, persönliche Gesundheitsbedenken und Qualitätsansprüche, Gewohnheiten und Reaktionen auf soziale und institutionelle Normvorgaben motiviert wird (BMEL, 2019; Zühldorf, Jürkenbeck & Spiller, 2018; Scheibehenne, Miesler & Todd, 2007; Steptoe, Pollard & Wardle, 1995).
Laut dem jüngeren BMEL-Ernährungsreport (2019) sind in Deutschland in Bezug auf Ernährung vor allem der Geschmack und gesundheitliche Aspekte von Wichtigkeit. In Bezug auf Erwartungen an die Landwirtschaft gaben mehr als die Hälfte der rund 1000 Befragten an, dass der schonende Umgang mit Ressourcen wichtig wäre. Die Ansprüche an die Produktion lagen bei den Frauen in allen Punkten merklich höher als bei den Männern. Ferner stimmten 74 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Verringerung des Fleischkonsums eine geeignete Maßnahme ist, um die Ernährungssicherheit der wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten, wobei 84% das Reduzieren von Lebensmittelabfällen als geeignete Lösung ansahen. Nichts desto trotz ergibt sich aus dem deutlich geäußerten Umweltbewusstsein und gezeigten Verhalten eine gewisse Diskrepanz bezüglich nachhaltigem Konsumverhalten (bspw. beim Verzehr von Fleischprodukten), welche u.a. als Phänomen des trägen Wissens Gegenstand vieler Forschungsstudien ist (Gorgitano & Sodano, 2014). Ethische oder ökologische Überlegungen scheinen oftmals der Konkurrenz von Preis- und Geschmacksaspekten zu unterliegen, wenngleich der Nachhaltigkeitsaspekt auf dem Lebensmittelmarkt einen gegenwärtig steigender Trend darstellet (GfK, 2017; Tobler, Visschers & Siegrist, 2011a). In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass ökologische Ernährungsmuster nicht zwingend von ökologischen Bewusstseinsaspekten ausgehen. Studien konnten zeigen, dass lokal erzeugten Nahrungsmitteln tendenziell eine höhere Qualität zugeschrieben wird (insbesondere bzgl. Geschmack und Frische) und ein Verzicht von Fleischprodukten durch moralische (Tierschutz) oder gesundheitliche Überlegungen motiviert sein kann (Chambers et al., 2007; Beardsworth & Keil, 1991).
Im Bereich der nachhaltigen Ernährung ist es keine Seltenheit, auf gesundheitsbezogene Aspekte zu stoßen, welche sich nach dem Drei-Säulen-Modell in das soziale Zielfeld einordnen lassen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass im Bereich der Ernährungswissenschaften gesundheitliche Themen dominieren. Die Idee der nachhaltigen Ernährung beruht auf einer Zusammenführung der traditionellen Ernährungswissenschaften mit den zuvor genannten Zielfeldern der Nachhaltigkeit (von Koerber, Männle & Leitzmann, 2012; Weiss, 2007; von Koerber & Kretschmer, 2000). Nach Rückert-John (2011) gibt es seit Anfang der 1980er Jahre Ernährungskonzepte in Deutschland, welche die Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung beinhalten. Sie können als Vorläufer für jüngere Konzepte nachhaltiger Ernährung angesehen werden, zu welchen die Ernährungsökologie (Spitzmüller, Pflug-Schönfelder & Leitzmann, 1993), ökologische Ernährungskultur (UGB & SÖL, 2001) und die Vollwert-Ernährung (von Koerber et al., 2012) zählen. In Ergänzung dazu ist das Konzept der jünger erschienenen Planetary Health Diet (Willett et al., 2019) zu nennen.
2.2 Aspekte nachhaltiger Ernährung
Die Nahrungsmittelkette und damit verbundene intensivierte Landwirtschaft beeinflussen unsere Umwelt erheblich. Dies geschieht beispielsweise durch Emission von Treibhausgasen, die Nutzung bzw. Verschmutzung von Land- und Wasserressourcen, Überweidung und Überdüngung, Monokulturen, hohe Phosphorbedarfe, Abholzung, den Einsatz chemischer Produkte wie Pestizide und Herbizide und vor allem durch - diesen anthropogenen Einflüssen folgenden - Rückgang und die Gefährdung von Artenvielfalt (Feindt et al., 2019; BMEL, 2016; Heißenhuber et al., 2015; Bajželj et al., 2014).
Bei Lebensmitteln lässt sich eine zum Teil deutlich unterschiedliche Auswirkung auf klimarelevante THG-Emissionen ermitteln, je nach beispielsweise Verarbeitungsgrad oder Transportweg und -mittel (WBA & WBW beim BMEL, 2016; WWF, 2012). Generell gelten aber gewisse Lebensmittel/-transporte umweltschädlicher als andere. Zum Beispiel zeigen Lebenszyklusanalysen beträchtliche Belastungen von Fleisch- und Milchprodukten, ebenso lässt sich durch vermeiden von transportierten Lebensmitteln via Luftfracht oder aus beheizten Gewächshäusern die Auswirkungen des Ernährungssektors verringern (Hallström, Carlsson-Kanyama & Börjesson, 2015; Popp, Lotze-Campen & Bodirsky, 2010; Jungbluth, Tietje & Scholz, 2000). Langfristig besteht also ein großes ökologisches Einsparungspotential bei der Umsetzung einer nachhaltigen Ernährungsweise.
Mit Planetary Health Diet veröffentlichte die EAT-Lancet-Kommission (37 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Länder) letztes Jahr einen Report, der eine wissenschaftliche Grundlage für den benötigten Wandel im Ernährungssystem liefert und dessen Ernährungsempfehlung die Gesundheit des Menschen und der Natur gleichermaßen sichern soll, ohne Individuen zu überfordern (Maschkowski, 2020; Willett et al., 2019). Sie bestätigten die Annahme vieler Studien, dass eine Ernährung mit weniger tierischen und reich an pflanzlichen Lebensmitteln sowohl von gesundheitlichen als auch ökologischen Vorteil ist (FAO & WHO, 2019; Springmann et al., 2016; Hallström et al., 2015; Bajželj et al., 2014; Garnett, 2011; Sanjoaquin et al., 2004; Appleby et al., 1999; Thorogood et al., 1990). Eine Transformation hin zur nachhaltigen Ernährung benötigt einschlagende Änderungen in der bisherigen Ernährungsweise der Menschen. Laut Willett und Kollegen (2019) müssten weltweit über 50% an nachteiligen Produkten wie rotes Fleisch oder Zucker (v.a. in wohlhabenderen, übermäßig konsumierenden Ländern) reduziert werden. Ähnliche und weitere Ansätze für eine umweltfreundlichere Ernährung werden weiter anhand von den Aspekten der Vollwert-Ernährung nach Von Koerber und Kollegen (2012) aufgezeigt, welche auf dem Drei-Säulen-Modell aufbauen. Die sieben Grundsätze für einen zukunftsfähigen Ernährungsstil sollen alltagstauglich, gesundheitsfördernd, sozial und ökologisch sein und sind im Folgenden nach ihrem gewichteten Beitrag zur Entlastung individueller Ökobilanzen zusammengefasst aufgeführt.
2.2.1 Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
Wie bereits angesprochen sind tierische Kalorien wesentlich ressourcenintensiver als pflanzliche Kalorien. Dabei ist es wohl am wirkungsvollsten, durch Rinder erzeugte Lebensmittel zu mindern (Milch- / Fleischprodukte), die für die meisten klimarelevanten Emissionen der Nutztierhaltung verantwortlich sind (Poore & Nemecek, 2018; Garnett, 2011; Goodland & Anhang, 2009; Steinfeld et al., 2006; Härdtlein et al., 2000). Durch intensive Agrarwirtschaft erzeugte Futterpflanzen belasten unter anderem durch den Einsatz von nitrathaltigen Düngern und Pestiziden die Natur. Des Weiteren verantwortet die Nutztierhaltung 40% globaler Methanemissionen aufgrund enterischer Fermentation (FAO, 2017). Diese weisen ein 28-fach höheres Global Warming Potential [3] als CO2 auf (Edenhofer et al., 2014). Darunter emittieren Milchkühe dem UBA (2018) zufolge am meisten. Ferner ist die Viehhaltung die Ursache von ca. 65% der freigesetzten Stickoxidmengen (N2O), die geschätzt zur gleichen Menge CO2 im Laufe der nächsten 100 Jahre 265-mal stärker das Klima erwärmen, also treibhauswirksamer sind (Edenhofer et al., 2014; Steinfeld et al., 2006). Generell scheinen Konsumenten der mit Fleisch einhergehenden negativen Umweltbelastungen größtenteils nicht bewusst zu sein (Lea & Worsley, 2008).
Außerdem verbrauchen pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse oder Getreide in ihrer Herstellung deutlich weniger Wasser als die Herstellung tierischer Produkte (Vanham et al., 2013; Mekonnen & Hoekstra, 2012). Beispielsweise benötigt es für ein Kilogramm Fleisch 5000 bis 20000 Liter oder für Käse 5000 l/kg, während es für Weizen 500 bis 2000 Liter4 pro Kilogramm sind (Lundquist, De Fraiture & Molden, 2008). Forscher der Oxford Universität fanden in einer breit angelegten Meta-Analyse heraus, dass sich durch Verzicht auf tierische Produkte global ca. 76% der Landnutzung, 49% der THG, sowie 50% Eutrophierung5 und Versäuerung reduzieren lassen (Poore & Nemecek, 2018).
Bei dem Verzehr tierischer Produkte ist der gesundheitliche Rahmen nicht immer dem der Nachhaltigkeit entsprechend. Beispielsweise sind aus Gesundheitssicht ein bis zwei Portionen Fisch à 180 Gramm pro Woche empfehlenswert (von Koerber et al., 2012). Wird allerdings beachtet inwiefern Fischmengen nachhaltig gefangen werden können, ist nach Jungbluth und Kollegen (2012) ein einmaliger Verzehr im Monat sinnvoll. In der umfangreichen Nationalen Verzehr Studie des Max-Rubner-Instituts (2008) ließ sich erkennen, dass übermäßig viele tierische Produkte in Deutschland verzehrt werden. In Bezug auf die Ernährung unterschieden sich die Geschlechter teilweise deutlich. Männer verzehrten beispielsweise knapp doppelt so viel Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen. Pflanzliche Lebensmittel, insbesondere Gemüse, wurden von beiden Geschlechtern in geringerem Maße verzehrt, als dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt.
Futteranbau macht den größten Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland aus. Knapp 60% der Getreideernten (26 Mio. Tonnen, Importe ausgeschlossen) dienen als Futtermittel für die Erzeugung von tierischen Lebensmitteln. Vergleichsweise sind im Durchschnitt nur knapp 5% für den Brotkonsum verwendet worden (UBA, 2018). Bei der Umwandlung von Futter, also pflanzlichem zu tierischem Protein, gehen zwischen 65 bis 90% der Nahrungsenergie verloren, wodurch nur ein geringer Teil der eingesetzten Mittel erhalten bleibt (Bajželj et al., 2014; von Koerber et al., 2012). Der hohe Input an Ressourcen bei tierischen Produkten liefert somit ein vergleichlich wenig effizienten Output. Koerber und Kollegen empfehlen daher eine überwiegend lakto-vegetabile Ernährung. Laut Erdmann und Kollegen (2003) wäre durch eine Reduzierung des jährlichen Konsums von tierischen Produkten eine Umstellung auf einheitlich-ökologische Produktionsweisen möglich. Auch Von Koerber und Kretschmer (2000) sind der Meinung, dass bei geringerer Nachfrage und dadurch verminderter Druck zu hohen Erntebeträgen eine ökologische Landnutzung eher realisierbar ist (Von Koerber & Kretschmer, 2000).
2.2.2 Ökologisch erzeugte Lebensmittel
Produkte aus ökologischer Landwirtschaft sind in vielen Punkten umweltverträglicher. Der Product Carbon Footprint ist bei Bio-Lebensmitteln beispielsweise niedriger als bei konventionellen (Grießhammer et al., 2010, siehe Abb. 4 (Stand 2016)). Auch kommen hier nach den Richtlinien (weitgehend) keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralischer Stickstoffdünger, Tierarzneimitteln als Futterzusatzstoffe oder Gentechnik zum Einsatz. Die organische Bodenqualität und -stabilität soll nach den Leitsätzen beim biologischen Anbau außerdem erhalten bleiben und eine artgerechte Haltung in der Tierproduktion umgesetzt werden (BMEL, 2020). Weiter werden in der Regel Grund- und Oberflächenwasser weniger belastet (bspw. durch Nitrat oder Pestizide), höhere mikrobielle Aktivitäten und keine Monokulturen verzeichnet und natürliche Nährstoffkreisläufe gefördert (UBA, 2018; WWF, 2012). Diese und weitere Facetten der ökologischen Landwirtschaft scheinen klare Vorteile und ein höheres Naturschutzpotential als herkömmlicher
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 CO2-Bilanz von Nahrungsmitteln (BMU, 2019, S.54).
Landbau mit sich zu bringen, weshalb es sinnvoll ist nachhaltige Ernährung in einem ökologischen Konzept zu verankern (Mander, Mikk & Külvik,1999). Für gewisse Aspekte sind die wissenschaftlichen Aussagen jedoch gemischt, neutral oder unentschieden (Leakey et al., 2009). Beispielsweise hat der ökologische Landbau häufig fördernde Auswirkungen auf die Biodiversität, aber diese sind abhängig von den jeweiligen Organismen und Landschaften und fallen unterschiedlich aus. Manche Arten bleiben unbeeinflusst, weswegen Bengtsson, Ahnström & Weibull (2005) vorschlagen, dass Maßnahmen für Artenvielfalt landschafts- und betriebsspezifischer sein sollten. In ökologischen Systemen kann fossile Energie zwar reduziert sein, in Hinblick auf jene mit deutlich niedrigeren Ernteerträgen als bei herkömmlichen Betrieben, kann die Energieeffizienz jedoch insgesamt beim ökologischen Anbau niedriger ausfallen (McIntyre et al., 2009; Loges et al., 2006). Einen Einfluss auf den Konsum von Bio-Erzeugnissen haben naheliegenderweise finanzielle Ressourcen. Der positive Effekt des Einkommens wurde vielfach belegt (Gracia & de Magistris, 2007; Torjusen et al., 2004; Hill & Lynchehaun, 2002).
2.2.3 Regionale und saisonale Erzeugnisse
Meist umfasst der Begriff Region einen Umkreis von ca. 50 km, aber auch ein Landkreis kann damit bezeichnet werden. Mit saisonalen Erzeugnissen sind jene gemeint, die während der natürlichen Vegetationsperiode in gegebener Klimazone oder Region ausreifen können und daher nicht im unreifen Zustand vorzeitig geerntet werden müssen. Hierbei wird vom Anbau im Freien ausgegangen. Eine Reihe von Argumenten sprechen für regional bzw. saisonal erzeugte und verarbeitete Lebensmittel. Kürzere Transportwege und damit einhergehende verminderte Transportverpackungen können Einsparungen von Schadstoffemissionen, Energie- und Rohstoffverbrauch aufweisen, solang Transportmittel und Menge an Gütern nicht zu klein sind (von Koerber et al., 2012; Brooks et al., 2011). Die Menge an verzehrter Nahrung verändert sich kaum über die Jahre, während sich das Transportaufkommen in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelte. Die Umweltbelastung von Transportmitteln variiert dabei sehr, doch Auswirkungen durch Importe per Flugzeug sind deutlich am höchsten: Pro Kilogramm Lebensmittel fallen bis zu 170-mal mehr Emissionen an als bei Schifftransporten (BMU & UBA, 2019). Zusammen mit zuerst genanntem Aspekt und der Präferenz von ökologisch erzeugten Lebensmitteln besteht hier das größte Potenzial zur Minderung von ernährungsbezogenen Klimabelastungen (Havers, 2008; Jungbluth et al., 2000). Daher raten Koerber und Kollegen (2012) von Luftfrachtware nach Möglichkeit ab. Durch einen Wegfall von heizbedürftigen Folientunneln oder Treibhäusern fällt der Primärenergieeinsatz außerdem geringer aus (Jungbluth et al., 2000). „Würden ausschließlich saisonale Erzeugnisse gekauft, könnten pro Person und Jahr ausgehend vom durchschnittlichen Konsum bis zu 1 GJ nicht erneuerbare Primärenergie und bis zu 80 kg CO2-Äquivalente eingespart werden“ (BAFU, 2012, S. 59). Brooks und Kollegen merkten bei ihren Untersuchungen zum Thema an, dass eine spezifischere Beurteilung bezüglich der Vorteile beschriebener Erzeugnisse von Nöten wäre, da beispielsweise „[d]ie Produktion eines Produktes außerhalb der Saison unter Verwendung modernster Einrichtungen, Bewirtschaftungstechniken und Pflanzensorten eine geringere Umweltbelastung haben könnte, als die Herstellung eines Produkts während der Saison mit niedrigeren Produktionsstandards“ (2012, S. 452).
2.2.4 Gering verarbeitete Lebensmittel
Veränderte Lebensbedingungen, zeitliche verkürzte Verzehrgewohnheiten der deutschen Bevölkerung und ein Anstieg von Senioren und Ein- bzw. Zweipersonenhaushalten führen unter anderem zu einer Zunahme von mikrowellen-geeigneten Produkten, Fertigprodukten, Tiefkühlware und einem generell hören Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln (UBA, 2019). Diese enthalten einen oft wesentlich geringeren Anteil gesundheitsfördernder Nährstoffe (von Koerber & Kretschmer, 2006). Weiter haben sogenannte Convenience-Produkte, die verzehrfertig abgepackt sind, einen höheren Energie- und Wasserverbrauch als weniger industriell verarbeitete Produkte (Hallström et al., 2015; Carlsson-Kanyama & Faist, 2000). Besonders hoch im Energieverbrauch sind Tiefkühlprodukte und damit verbundene Haushaltsgeräte zur Lagerung (von Koerber et al., 2012). Außerdem sind durch weniger intensivere Verfahren der Verarbeitung die Transportaufkommen und der Aufwand an Zwischenverpackungen niedriger, weswegen insgesamt reichlich Frischkost und geringe bzw. mäßig verarbeitete Lebensmittel vorteilhaft sind (Von Koerber & Kretschmer, 2006).
2.2.5 Umweltverträglich verpackte Produkte
Dieser Grundsatz wurde mittlerweile auf Ressourcenschonendes Haushalten erweitert und beinhaltet Aspekte des Energiesparens und Nutzung von Ökostrom, Einkaufswege und Lebensmittelverschwendung (von Koerber, Bader & Leitzmann, 2016). Für vorliegende Arbeit werden diese vernachlässigt, da sie sich auf den Akt des Einkaufens konzentrieren. Angesprochene Veränderungen und die Lebensstile der westlichen Welt führen auch zur Zunahme von vorportionierten Verpackungseinheiten und mikrowellentauglichen Verpackungen. Die Verpackungen der Lebensmittel nehmen dabei, neben dem Schutz von Inhalten, zunehmend eine Dosier-, Portionierungs-, Handhabungs- und Aufbewahrungsfunktion ein und bestehen oftmals aus synthetischen Kunststoffen, die einen geschätzten Verlustanteil von bis zu 60% bei Recyclingprozessen aufweisen (UBA, 2019). Des Weiteren vervielfacht sich der Verpackungsverbrauch durch die Umstellung von Theken- zu industrieverpackte Ware und so besteht ein Großteil des Verpackungsmüll deutscher Haushalte aus Lebensmittelverpackungen (UBA, 2019; Von Koerber et al., 2012). Durch Bevorzugung hüllenloser Produkte oder Verwendung von umweltverträglicheren Verpackungsmaterialen aus nachwachsenden Rohstoffen beziehungsweise biologisch abbaubaren Stoffen werden potenziell weniger fossile Rohstoffe wie Erdöl benötigt und die Materialien sind in der Regel einfacher aufzuwerten (FiBL, 2008; Marsh & Bugusu, 2007). Allerdings weisen Lebenszyklusanalysen bezüglich der Umweltschädlichkeit von Lebensmittelverpackungen (mit Ausnahme von Glas) geringe Auswirkungen auf, weshalb ihnen eine untergeordnete Rolle zu kommt (Jungbluth et al., 2000).
Es konnte gezeigt werden, dass Konsumenten die negativen Umweltauswirkungen von Ernährungsaspekten schwer einschätzen können bzw. sich deren nicht unbedingt bewusst sind (Tobler et al., 2011a). Im Allgemeinen scheint weiter ein Bewusstsein der Tatsache, dass ökologische und regionale Erzeugnisse umweltverträglich sind, zu bestehen (Mancini, Marchini & Simeone, 2017). Die Rolle der Verpackung wird jedoch deutlich überbewertet, da Konsumenten vermuten, dass Reduzierung von Verpackungsmaterial den größten Nutzen für die Umwelt darstellt (Tobler et al. 2011a; Lea & Worsley, 2008; Van Dam, 1996). Außerdem stufen Verbraucher beispielsweise Glas als sehr umweltfreundlich ein, obwohl Lebensweganalysen dem merklich widersprechen (Tobler et al., 2011b). In einer Längsschnittstudie der Schweizer Population mit N = 6189 konnten Tobler und Kollegen (2011a) feststellen, dass während Verpackungen das höchste Reduzierungspotenzial zugesprochen wird, Bio-Lebensmittel zusammen mit weniger Fleischkonsum am wenigsten umweltschonend eingestuft werden. Die Wahrnehmung beider Geschlechter bezüglich der Umweltauswirkungen liegen anscheinend entgegengesetzt der faktischen Analysen. Aufgrund dieser Erkenntnisse und der Überlegung, dass Verpackungen an sich weniger mit dem Verzehrs- als dem Einkaufsakt in Verbindung stehen, soll hiesiger Aspekt getrennt von den übrigen untersucht werden.
2.2.6 Fair gehandelte Lebensmittel
Dieser Punkt beinhaltet vor allem Aspekte des sozialverträglichen Handels. Durch Umweltschutzauflagen bei Fairtrade Handelspartnern, die beispielsweise Wiederaufforstung, eingeschränkten Einsatz von Pestiziden und Trinkwasserschutz beinhalten können, ergibt sich auch ein Mehrwert im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit. Ein hoher Anteil Fairtrade-zertifizierter Produkte sind des Weiteren auch Bio-zertifiziert (Darko, Lynch & Smith, 2017). Während manche Untersuchungen nach dem Gutachten von Darko und Kollegen (2017) einen positiven Effekt der Anwendung von Standards belegen, ergeben andere Forschungsergebnisse, dass positive Einflüsse „(…) eher auf die Stärke der Kooperativen zurückzuführen sind (…)“ (Darko et al., 2017, S.27) bzw. auf die Bio-Zertifizierung zurückzuführen sein könnten. Allgemein ist die Studienlage hierzu von geringem Bestand.
Letztlich kann die Vollwert-Ernährung und ihre Grundsätze zusammengefasst werden als eine überwiegend pflanzliche Ernährungsform, bei der primär regionale bzw. saisonale und möglichst maßvoll, umweltverträglich verpackte Produkte aus ökologischer Landwirtschaft bezogen werden. Lebensmittel aus fairem Handel werden außerdem bevorzugt und sollen insgesamt genussvolle und bekömmliche Speisen ermöglichen (Von Koerber et al., 2012).
2.3 Umweltbewusstes Verhalten
Nach Kollmuss & Agyeman (2002) wird pro-environmental behavior (PEB) als bewusster Akt beschrieben, durch welchen versucht wird, negative Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf die Umwelt zuminimieren. Als angemessen wurde außerdem die Beschreibung von Bamberg und Möser (2007) empfunden: „Pro-environmental behaviour is probably best viewed as a mixture of self-interest (e.g., to pursue a strategy that minimises one’s own health risk) and of concern for other people, the next generation, other species, or whole ecosystems (e.g., preventing air pollution that may cause risks for others’ health and/or the global climate)” (2007, S. 15). Die Frage „Was veranlasst Menschen umweltfreundlich zu handeln?“ ist äußerst komplex und Gegenstand zahlreicher umweltpsychologischer Grundlagenforschung der letzten Jahrzehnte (für eine Übersicht siehe Matthies & Schahn, 2004). Dabei ist zwischen indirekten Taten, wie politisches Engagement, Bildungsarbeit oder dem Spenden für Naturschutzorganisation und Taten mit direktem Einfluss, wie weniger Fliegen oder nachhaltiger Konsumieren, zu unterscheiden (Kollmuss & Agyeman, 2002). Die vorliegende Arbeit fokussiert sich auf direkte Handlungen, also proaktives Verhalten von Individuen.
Aus der Sozialpsychologie stammend haben vor allem zwei Theorien die Modellforschung der Umweltpsychologie geprägt: Einerseits das von Schwartz (1977) entwickelte Norm-Aktivierungsmodell (NAM) und seine Weiterentwicklungen (S. H. Schwartz & Howard, 1981); andererseits die Theorie des überlegten Handelns (Ajzen, 1985) und die weiterentwickelte Theorie des geplanten Handelns (theory of planned behavior TPB) (Ajzen, 1991). Erst genannte geht davon aus, dass moralische bzw. persönliche Normen direkte Determinanten prosozialen Verhaltens sind, während zweitere auf der Annahme beruht, dass Menschen Entscheidungen im Wesentlichen aufgrund rationaler Bewertungsprozesse bezüglich ihrer Handlungskonsequenzen treffen. Beide Modelle wurden vielfach erprobt und auch bezüglich PEB wissenschaftlich untersucht (Harland et al., 1999; Matthies, Klöckner & Preißner, 2006). Weiter ergeben sich durch unterschiedliche Modellkontexte zahlreiche Einflussfaktoren für umweltrelevantes Verhalten (vgl. Fietkau & Kessel, 1981; Schwartz & Howard, 1981; Hines, Hungerford & Tomera, 1987; Bamberg, 1999).
Ein Modell, welches alle relevanten Faktoren umweltbewussten Handelns berücksichtigt, ist nach Kollmuss & Agyeman (2002) möglicherweise weder machbar noch zielführend für Fragestellungen der Umweltpsychologie. Jedoch könne die Veranschaulichung des komplexen Themenfelds durch Diagramme als Hilfsmittel für Kategorisierung von Determinanten dienen. Ein verbreitetes Modell ist das Einflussschema für umweltbewusstes Verhalten nach Fietkau und Kessel (1981). Umweltwissen beeinflusst hier indirekt umweltbezogene Werte und Einstellungen und wird nicht als direkter Einfluss auf Verhalten aufgeführt. Weitere verhaltensdeterminierende Variablen des Modells sind: Handlungsanreize, Verhaltensangebote und wahrgenommene Verhaltenskonsequenzen.
Mittels metaanalytischen Strukturgleichungsmodellen zur Analyse psychosozialer Determinanten konnte Bamberg und Möser (2007) die Annahme bestätigen, dass umweltfreundliches Verhalten als eine Mischung von prosozialen Motiven (NAM) und Eigeninteressen (TPB) aufgefasst werden kann. Perceived behavior control (wahrgenommene Verhaltensmöglichkeiten), Einstellungen- und Moral einer Person erklärten in der Studie 52% der Varianz des Intentionsfaktors. Umweltfreundliche Verhaltensabsichten wiederum, konnten lediglich 27% der Varianz umweltbewussten Verhaltens erklären. Dies weist darauf hin, dass der Prozess von Intentionen hin zur tatsächlichen Umsetzung noch nicht vollständig nachvollzogen werden kann. Vor dem Kontext werden Verhaltensgewohnheiten (Antoni-Komar et al., 2010, Verplanken & Wood, 2006) und Implementation Intentions (Bamberg, 2002; Gollwitzer, 1993) als Prädikatoren diskutiert. Weitere potenziell hemmende Faktoren für PEB stellen dar: Rebound Effekte (Hertwich, 2008), Risikowahrnehmung (Gifford, 2011), Reaktanzverhalten (Scheuthle et al., 2010), niedrige Selbstwirksamkeitserwartungen (Vermeir & Verbeke, 2006; Ellen et al., 1991), behaviour-impact gap 6(Csutora, 2012) bzw. attitude-behavior gap bei Konsumenten (Webb & Sheeran, 2006; Kraus, 1995), sowie kulturelle Einflüsse, soziale Vergleiche und Wertekonflikte (Scheuthle et al., 2010). Auf diese wird im Folgenden nicht genauer eingegangen, da es den Umfang der Arbeit ausreizen würde.
2.3.1 Psychologisches Modell zur Erklärung nachhaltigen Handels
Das integrative Einflusschema umweltgerechten Alltagshandelns (Matthies, 2005) wird ferner als zeitgemäßes Modell empfunden, welches aus der bisherigen Modellforschung abgeleitete Determinanten berücksichtigt. Es unterliegt keiner empirischen Gesamtmodell-Prüfung, jedoch wurden einzelne Einflussfaktoren der Theorie des geplanten Handelns und des Normaktivierungsmodells bereits wissenschaftlich belegt7 beziehungsweise deren Einfluss postuliert. Das nun vorgestellte Modell stellt eine Erweiterung des integrativen Einflussschemas durch Hamann und Kollegen (2016) dar und liefert einen vereinfachten aber übersichtlichen Überblick der verhaltensprägenden Einflussfaktoren8. Diese können sich gegenseitig beeinflussen, weshalb die Darstellung nicht als Phasenmodell zu verstehen ist. Im Folgenden werden die Modellkomponenten in groben Zügen erläutert.
1. Persönliche ökologische Norm
„Die Konsequenzen unserer Handlungen bestimmen unseren Verantwortungshorizont. Verantwortliches Handeln heißt, die Wirkungen auf die Entfaltungsfähigkeit anderer Systeme außer unserem eigenen zu berücksichtigen“ (Bossel, 1990, S. 145). Bossel spricht hier einen der Aspekte der persönlichen ökologischen Norm an. Das Verantwortungsgefühl wirkt sich durch das Bewusstsein der Relevanz des eigenen Verhaltens und damit einhergehender Selbstverpflichtung auf die individuelle ökologische Norm aus (Kals et al., 2010; Hunecke et al., 2001). Diese wird definiert als „(…) die erlebte persönliche Verpflichtung, sich umweltschonend zu verhalten“ (Matthies, 2005, S. 72) und beschreibt eine Komponente, welche neben Verantwortungs- durch Problembewusstsein bzgl. der Umweltgefährdung (Harland et al., 1999) und durch Selbstwirksamkeit (Ellen et al., 1991) aktiviert werden kann (Schwartz, 1977). Die drei Faktoren wiederum sind durch das Selbstkonzept und die Wertevorstellungen einer Person beeinflusst (Helbling, 2018).
2. Soziale Normen
Soziale Normen stellen Standards und Regeln dar, die von mehreren Personen geteilt werden und dadurch als Überzeugungssysteme bezüglich gesellschaftlich wünschenswerter oder typischer Verhaltensweisen agieren. Dadurch können sie das Verhalten von Einzelpersonen lenken, ohne dass Gesetze benötigt werden (Hewstone & Robin, 2014; Ajzen, 1991). Es lässt sich weiter in Soll- und Ist-Normen unterteilen. Erstere beschreiben dabei moralische Regeln hinsichtlich sozialer Kontexte. Unterschiedliche Ausprägungen von Soll-Normen bzw. injkunktiven Normen sind je nach Situationskontext möglich und beschreiben die Wahrnehmung, inwiefern ein Verhalten von einer Gruppe anerkannt oder missbilligt wird. Die Ist-Norm, oder auch deskriptive Norm, hingegen beschreibt das tatsächlich verbreitete Verhalten von Menschen, ohne moralische Komponente (Cialdini & Goldstein, 2004; Cialdini et al., 1990). Menschen orientieren sich oftmals an anderen Individuen, um ihr eigenes Handeln abzuwägen. Ist-Normen können ein Verhalten signalisieren, welches sich bereits bewährt hat. Beispielsweise schauen Menschen oft in die Richtung, in welche eine Gruppe sieht oder laufen dem Pfad entlang, der zuvor von Anderen ausgetreten wurde (Harré, 2018).
3. Kosten und Nutzenerwartung
Entscheidungen können aufgrund eines Abwägens zwischen potenziellen negativen oder positiven Folgen eines Verhaltens getroffen werden. Kosten können monetärer Art sein (bspw. teurere Bio-Produkte) oder Verhaltenskosten (bspw. Gewohnheiten ablegen) darstellen. Prinzipiell strebt der Mensch an Kosten zu verringern und ein persönlichen Nutzen aus seinem Handeln zu ziehen, bzw. seine Bedürfnisse zu befriedigen (Hamann et al., 2016; Rodgers, 1983). Nichtmonetäre Belohnungen können außerdem soziale Anerkennung, physisches Wohlbefinden, Bequemlichkeit oder eine Erhöhung des Selbstwertgefühls darstellen (Dierkes & Fietkau, 1988). Weiter ist in dem Zusammenhang die Low-Cost-Hypothese interessant, welche besagt „(...) dass Umwelteinstellungen das Umweltverhalten am ehesten in Situationen beeinflussen, die mit geringen Kosten bzw. Verhaltenszumutungen verknüpft sind. Je geringer der Kostendruck in einer Situation, umso leichter fällt es den Akteuren, ihre Umwelteinstellungen auch in ein entsprechendes Verhalten umzusetzen” (Diekmann & Preisendörfer, 1998, S. 439).
4. Abwägungsprozess und Intention
Im Abwägungsprozess bedingen sich die bisher genannten Komponenten gegenseitig und die erwarteten Handlungsvor- und -nachteile werden gegeneinander aufgewogen. Abwägungsprozesse können sowohl bewusst als auch unbewusst stattfinden (mehr dazu im Kapitel 2.5). Die Handlungsintention beschreibt die individuelle Absicht, ein Verhalten durchzuführen und ist eng mit dem Abwägungsprozess verbunden (Hamann et al., 2016; Kahneman, 2016). Eine Intention führt jedoch nicht zwingendermaßen zu einer Handlung; beispielsweise konnte in einer Metaanalyse von Webb & Sheeran (2006) nur schwache Einflüsse der Intention auf praktiziertes Verhalten nachgewiesen werden. Unter anderem können außerdem affektive Komponenten und Gewohnheiten die Umsetzung einer Intention zur Tat tangieren.
5. Umweltverhalten und seine Folgen
Die genannten Komponenten wirken sich auf das letztlich gezeigte Verhalten aus. Vereinfacht dargelegt können Menschen als Ergebnis entweder umweltfreundlich oder umweltschädlich handeln, wobei in der Praxis selten solche Absolute vorkommen. Die Folgen des (Nicht-)Handelns können wiederum rückwirkende Effekte haben und bestehende Annahmen und Kognitionen verstärken oder schwächen. Außerdem sind Phänomene wie Spillover-, bzw. Rebound-Effekte oder kognitive Dissonanzen möglich (vgl. hierfür Gifford, 2014; Golde, 2016 und Festinger, 1957).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 Psychologisches Modell zur Erklärung nachhaltigen Handelns (Hamann et al., 2016, S. 20).
2.4 Offenheit für Erfahrungen und umweltfreundliches Handeln
Im Zuge einer globalen Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit ist die individuelle Einstellung und Partizipation der Menschen bzw. Konsumenten von Bedeutung, da sie Ausgangspunkt dieser Entwicklung sind. „Aus diesem Grund ist das Ansetzen an der Mikroebene durch die Förderung der individuellen Nachhaltigkeit gleichermaßen wichtig wie an der Mesoebene (…)“ (Helbling, 2018, S. 7). Persönlichkeitseigenschaften können hierbei eine Rolle spielen, wie im Folgenden genauer betrachtet wird.
Roberts (1995) betonte die Bedeutung von Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmalen in Hinblick auf ethisches Verbraucherverhalten. In der Studie zu Kaufabsichten nachhaltiger Lebensmittel kamen Robinson und Smith (2002) zu dem Schluss, dass psychosoziale Variablen, wie Einstellungen und persönliche Überzeugungen, Kaufabsichten für nachhaltige Produkte besser vorhersagen, als demografische Variablen. Markowitz, Goldberg, Ashton & Lee (2012) untersuchten ferner die Beziehung von Persönlichkeitsmerkmalen zu umweltfreundlichem Verhalten bei Studierenden ( N = 778 und N =115) mittels vier verschiedener Persönlichkeitsinventare. Nur das Persönlichkeitsmerkmal Openness to Experience wies konsistent hohe Korrelationen mit umweltfreundlichen Verhalten auf. Außerdem konnte ein signifikanter Zusammenhang von Extraversion und Umwelthandeln ermittelt werden.
Offenheit (für Erfahrungen) beschreibt in der Persönlichkeitspsychologie eine der Hauptdimensionen des Fünf-Faktoren-Modells (auch Big Five genannt, Goldberg, 1993). Die Dimension beinhaltet sechs Facetten; Die Offenheit für: Fantasie, Ästhetik, Gefühle, Handlungen, Ideen und Werte. Sie wird durch intellektuelle Neugier und ein Interesse an Erlebnissen charakterisiert (Neyer & Asendorpf, 2018). Die Ergebnisse der Arbeit von Feygina und Kollegen (2010) im US-amerikanischen Raum legen nahe, dass Personen sich tendenziell nachhaltiger verhalten, wenn sie bereit sind, konventionelle Handlungs- bzw. Konsumweisen zu hinterfragen. „We found that conservative respondents consistently exhibited stronger system justification tendencies, more denial of environmental problems, and less willingness to engage in behaviors that would help the environment, compared with liberal respondents“ (Feygina et al., 2010, S. 21). Auch weitere Studien weisen darauf hin, dass die Bereitschaft, sich in neuen Verhaltensweisen und Aktivitäten zu versuchen bzw. neue Produkte auszuprobieren und Konventionen zu brechen, als möglicher Einflussfaktor für nachhaltiges Handeln angesehen werden kann (Markowitz et al., 2012; Allen et al., 2007; Jost et al., 2003). Im deutschen Raum konnte Hirsh (2010) in seiner Studie mit 2690 Erwachsenen anhand eines Stukturgleichungsmodell (structural equation modeling) zeigen, dass höhere Offenheitswerte deutlich mit höherer Umweltbesorgnis und Umweltbewusstsein einhergehen. Weitere Studien postulieren ebenfalls Zusammenhänge von umweltschützendem Verhalten und Einstellungen mit der Offenheitsdimension (vgl. Brick & Lewis, 2016; Hirsh & Dolderman, 2007).
Letztlich konnte die Dimension in repräsentativen Studien das Persönlichkeitsmerkmal darstellen, welches am höchsten mit dem Konsum von Ballaststoffen (Goldberg & Strycker, 2002) korrelierte, bzw. welches mit höherem Konsum von Obst, Gemüse und Salat, sowie geringerem Fleischkonsum in Verbindung gebracht werden konnte (Keller & Siegrist, 2015). Außerdem wiesen Pfeiler & Egloff (2018) in einer umfangreichen Studie im (N= 4496 bzw. 5125) darauf hin, dass deutsche Teilnehmer mit höheren Werten für Offenheit (gemessen anhand der Kurzskala des Big Five Inventars) mit höherer Wahrscheinlichkeit Vegetarier waren, während höhere Werte für konservative und gewissenhafte Persönlichkeitsausprägungen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Vegetarismus in Beziehung standen.
2.4.1 Alter und Geschlecht als Einflussfaktor
In der empirischen Studie von Diekmann & Preisendörfer (2017) zum persönlichen Umweltverhalten wurden mittels Telefoninterviews erhobene Daten von 965 Bürgern aus München und 392 aus Bern in einem Pfadmodell analysiert. In den Ergebnissen konnte gezeigt werden, dass Frauen im Vergleich zu Männern ein höheres Umweltbewusstsein aufweisen und dass in Bezug auf Umweltverhalten das Geschlecht noch vor Wissen und Bewusstsein den stärksten Effekt aufwies. Besonders umweltfreundlich verhielten sich Frauen dabei im Bereich Verkehr und Einkaufsverhalten. Weitere Studien bestätigen, dass Frauen sich generell eher umweltbewusst verhalten (Zelezny, Poh-Pheng, Aldrich 2000), ökologische Erzeugnisse kaufen bzw. ihnen eine höhere positive Auswirkung zuzuschreiben (Tobler et al., 2011a; Hughner et al., 2007) und weniger Fleischprodukte konsumieren als Männer (Meier & Christen, 2012; Tobler et al. 2011a). Außerdem scheinen Ernährungsgewohnheiten mit zunehmendem Alter stabiler zu werden, während bei jungen Erwachsenen (25-34 Jahre) eine explorative Haltung und höhere Flexibilität bezüglich des Ernährungsstils festgestellt werden konnte (Lewerenz, 1989). In vorliegender Studie werden daher Zusammenhänge von Geschlecht und Alter zu Aspekten nachhaltiger Ernährung erwartet.
2.5 Widerstand gegenüber Veränderung
Veränderungen existieren in allen Lebensaspekten des Menschen. Zum Beispiel vor dem Kontext der Berufstätigkeit, Sozialkontakte und Beziehungen, körperlichen und geistigen Zustände oder äußeren Umstände. Der Klimawandel als globaler Wandel, betrifft darüber hinaus jeden Einzelnen, da natürliche Lebensgrundlagen, wie ein intaktes Umweltsystem, von universeller Bedeutung sind. Manchen Personen scheint eine Anpassung an sich verändernde Begebenheiten einfacher zu fallen als anderen und während gewisse Leute die Idee von Änderung als wünschenswert und positiv empfinden, scheinen andere davon abgeneigt. Im Kontext umweltbewussten Verhaltens fällt auf, dass zum Teil Veränderungen in Lebensstilen zugunsten der Umwelt bewusst herbeigeführt werden (beispielsweise auf das Fliegen, die Plastiktüte im Supermarkt oder das Steak verzichtet wird) und andererseits eine Gleichgültigkeit oder ein Widerstand gegenüber solcher Änderungen vorkommt (Gifford, 2011; Oreg et al., 2008; Vermeir & Verbeke, 2006).
Die Begriffschöpfung des Resistance to Change wird Kurt Lewin (Lewin, 1947) zugeschrieben. Seither hat sich der Ausdruck und seine Bedeutung von systemtheoretischen zu psychologischen Konzepten stark weiterentwickelt. Heutzutage besteht die Anschauung, dass sich der Widerstand bzw. Befürwortung von Veränderung durch die in der Person verankerten Werte, Kognitionen und Gewohnheiten ergibt. Die Veränderbarkeit oder Dynamik der Persönlichkeit entwickelt sich hierbei abhängig von vorgeburtlichen epigenetischen und hormonalen Einflüssen als Grundbausteine und wird weiter durch frühkindliche und spätere sozio-kulturelle Faktoren bedingt (Plomin & Nesselroade, 1990; Plomin, 1986). Die kognitive und emotionale Veränderbarkeit hängt dabei stark von der herausgebildeten Persönlichkeit ab.
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1 Das Wegwerfen von Müll in die Umgebung.
2 Anschauung, nach der der Mensch allen anderen Arten überlegen und daher berechtigt sei, deren Vertreter nach seinem Gutdünken zu behandeln.
3 Beschreibt wie stark Gase im Vergleich zur gleichen Menge CO2 in einem bestimmten Zeitraum das Klima erwärmen (Shine et al., 2005).
4 Je nach Art, Klima, Dauer der Vegetationsperiode und landwirtschaftlichen Praktiken etc.
5 Unerwünschte Zunahme eines Gewässers an Nährstoffen und damit verbundenes nutzloses und schädliches Pflanzenwachstum.
6 Gelebte Veränderungen von umweltbewussten Konsumenten sind nicht unbedingt tiefgreifend genug, um ihre Umweltauswirkungen erheblich zu verringern.
7 Siehe S. 71 in Matthies (2005) für einen Gesamtüberblick.
8 Für ein differenzierteres Modell siehe Kollmuss & Agyeman (2002).
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