Rational Choice hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem wichtigen
Forschungsprogramm entwickelt. Die Übernahme von Annahmen aus der
Ökonomie macht es auch den Sozialwissenschaften möglich, mit einfachen und
sparsamen Modellen und unter Einbeziehung individueller Handlungen Makro-
Phänomene zu erklären. Die Verknüpfung von Rational-Choice-Grundannahmen mit
der traditionellen Politik-wissenschaft führte zur neuen Forschungsrichtung der
Ökonomischen Theorie der Politik, auch Public Choice genannt. Mit diesem
Programm wird es möglich, politische Prozesse mit Hilfe
wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden zu verstehen, zu erklären
und zu prognostizieren (vgl. Braun 1999: 53).
Anthony Downs hat mit seinem bereits 1957 erschienenen Werk „An Economic
Theory Of Democracy“ einen Grundstein für die Schule der ökonomischen Theorie
der Politik gelegt. In dem Buch analysiert Downs die in einer Demokratie
wesentlichen Akteure und erklärt ihr Verhalten und somit die Existenz der
Demokratie auf der Grundlage des aus der Ökonomie bekannten Homo
Oeconomicus. Durch den methodologischen Individualismus wird es möglich,
Makro-Phänomene in der Politik durch das Handeln rationaler,
nutzenmaximierender Akteure zu erklären.
Bei der Erklärung der Wahlbeteiligung stößt Downs allerdings auf ein Problem. Da
es sich bei der Wahl einer Regierung um ein Kollektivgut handelt, ist es für rationale
Akteure im ökonomischen Sinne nicht rational, sich an der Bereitstellung des Gutes,
also an der Wahl, zu beteiligen. Die empirische Wirklichkeit zeigt aber mit relativ
hohen Wahlbeteiligungsquoten ein ganz anderes Bild auf. Dieser Widerspruch ist in
der Literatur als Downs’sches Wahlparadoxon bekannt.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der rationale Wähler bei Downs
- 3. Das Wahlparadoxon
- 4. Lösungsansätze
- 4.1 Erweiterung der Modellannahmen
- 4.1.1 Der langfristige Nutzen der Wahlbeteiligung
- 4.1.2 Psychische Gratifikation
- 4.1.3 Neubewertung der Kosten des Wählens
- 4.2 Spieltheoretische Lösungsversuche
- 4.2.1 Wählen als Katz-und-Maus-Spiel
- 4.2.2 Minimizing Maximum Regret
- 4.3 Einschränkung des Geltungsbereichs
- 4.1 Erweiterung der Modellannahmen
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Downs’sche Wahlparadoxon im Rahmen der Rational-Choice-Theorie. Ziel ist die kritische Analyse verschiedener Lösungsansätze für den Widerspruch zwischen der ökonomischen Rationalität und der empirisch beobachteten hohen Wahlbeteiligung.
- Das Downs’sche Wahlparadoxon und seine Bedeutung für die Rational-Choice-Theorie
- Analyse des Modells des rationalen Wählers nach Downs
- Bewertung verschiedener Lösungsansätze zur Auflösung des Paradoxons (Erweiterung der Modellannahmen, spieltheoretische Ansätze, Einschränkung des Geltungsbereichs)
- Kritische Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen der vorgestellten Lösungsansätze
- Zusammenfassende Bewertung der Erklärungskraft der Rational-Choice-Theorie im Hinblick auf das Wahlparadoxon
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Rational-Choice-Theorie und ihre Anwendung in der Politikwissenschaft ein. Sie beschreibt die Bedeutung von Anthony Downs' Werk "An Economic Theory of Democracy" und erläutert das zentrale Problem der Arbeit: das Downs’sche Wahlparadoxon – der Widerspruch zwischen der ökonomischen Rationalität und der hohen Wahlbeteiligung. Die Arbeit kündigt die Vorgehensweise an: Erläuterung des Modells des rationalen Wählers, Darstellung des Paradoxons und kritische Analyse verschiedener Lösungsansätze.
2. Der rationale Wähler bei Downs: Dieses Kapitel beschreibt Downs' Modell des rationalen Wählers. Downs definiert Rationalität eng auf ökonomische und politische Ziele, um ein Modell des nutzenmaximierenden Wählers zu konstruieren. Der Wähler wägt den erwarteten Nutzen der Regierungspartei gegen den hypothetischen Nutzen der Oppositionspartei ab, wobei Informationen und Kosten berücksichtigt werden. Diese Vereinfachung ermöglicht Prognosen über Wahlverhalten, jedoch unter der unrealistischen Annahme vollständiger Information.
3. Das Wahlparadoxon: Dieses Kapitel präsentiert das Kernproblem: Da die Wahl ein Kollektivgut darstellt, ist die Teilnahme für rationale Akteure im ökonomischen Sinne irrational. Die hohen Wahlbeteiligungsraten stehen im klaren Widerspruch zu dieser Annahme. Das Kapitel betont die Bedeutung dieses Paradoxons für die Rational-Choice-Theorie, da die Theorie ein zentrales Phänomen politischer Beteiligung nicht erklären kann, falls sie das Wahlparadoxon nicht lösen kann.
4. Lösungsansätze: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Lösungsansätze für das Wahlparadoxon. Es werden Ansätze diskutiert, die die Modellannahmen erweitern, indem sie den langfristigen Nutzen der Wahlbeteiligung, psychische Gratifikation und eine Neubewertung der Kosten des Wählens berücksichtigen. Weiterhin werden spieltheoretische Lösungsversuche sowie die Einschränkung des Geltungsbereichs der Theorie untersucht. Die jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Ansätze werden kritisch gewürdigt.
Schlüsselwörter
Rational-Choice-Theorie, Wahlparadoxon, Anthony Downs, Homo Oeconomicus, Wahlbeteiligung, Kollektivgut, Nutzenmaximierung, Spieltheorie, Modellannahmen, politische Partizipation.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Das Downs'sche Wahlparadoxon
Was ist der Gegenstand des Dokuments?
Das Dokument analysiert das Downs'sche Wahlparadoxon im Rahmen der Rational-Choice-Theorie. Es untersucht den Widerspruch zwischen ökonomischer Rationalität und der empirisch beobachteten hohen Wahlbeteiligung und bewertet verschiedene Lösungsansätze kritisch.
Was ist das Downs'sche Wahlparadoxon?
Das Downs'sche Wahlparadoxon beschreibt den Widerspruch zwischen der Annahme des rationalen Wählers in der ökonomischen Theorie (der Nutzen der eigenen Stimme ist verschwindend gering im Vergleich zu den Kosten der Wahl), und der hohen Wahlbeteiligung in der Realität. Da die Wahl ein Kollektivgut darstellt, erscheint die Teilnahme für rationale Akteure irrational.
Wie wird das Modell des rationalen Wählers nach Downs dargestellt?
Das Dokument beschreibt Downs' Modell des rationalen Wählers, der seinen Nutzen maximiert, indem er den erwarteten Nutzen der Regierungspartei gegen den der Oppositionspartei abwägt. Dabei werden Informationen und Kosten berücksichtigt. Das Modell vereinfacht die Realität durch die Annahme vollständiger Information.
Welche Lösungsansätze für das Wahlparadoxon werden diskutiert?
Das Dokument analysiert verschiedene Lösungsansätze, darunter die Erweiterung der Modellannahmen (z.B. Berücksichtigung langfristiger Nutzen, psychische Gratifikation, Neubewertung der Kosten), spieltheoretische Ansätze (z.B. Wählen als Katz-und-Maus-Spiel, Minimizing Maximum Regret) und die Einschränkung des Geltungsbereichs der Theorie.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum rationalen Wähler nach Downs, ein Kapitel zum Wahlparadoxon selbst, ein Kapitel mit verschiedenen Lösungsansätzen und eine Zusammenfassung. Die Lösungsansätze werden detailliert in Unterkapiteln unterteilt (Erweiterung der Modellannahmen, spieltheoretische Lösungsversuche und Einschränkung des Geltungsbereichs).
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Rational-Choice-Theorie, Wahlparadoxon, Anthony Downs, Homo Oeconomicus, Wahlbeteiligung, Kollektivgut, Nutzenmaximierung, Spieltheorie, Modellannahmen, politische Partizipation.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument zielt auf eine kritische Analyse verschiedener Lösungsansätze für das Downs'sche Wahlparadoxon ab. Es bewertet die Erklärungskraft der Rational-Choice-Theorie im Hinblick auf das Wahlverhalten und die hohe Wahlbeteiligung.
Wie werden die einzelnen Kapitel zusammengefasst?
Das Dokument bietet für jedes Kapitel eine prägnante Zusammenfassung, die die Kernaussagen und den Inhalt übersichtlich darstellt. Die Zusammenfassungen erleichtern das Verständnis des Gesamtkontexts und der Argumentationslinien.
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- Elke Vetter (Author), 2006, Bietet die Rational-Choice-Theorie im Bezug auf das Wahlparadoxon überzeugende Lösungsansätze?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115882