Mehr als 1300 Milliarden US-Dollar werden jährlich in der gesamten OECD für Bildungszwecke ausgegeben . Die intuitiv vermutete Beziehung von höherer Bildung und zunehmendem wirtschaftlichen Wachstum ist in der empirischen Forschung erstaunlicherweise nicht unumstritten. Viele empirisch festgestellte vermeintliche positive Relationen erwiesen sich bei näherer Betrachtung als nicht robust.
Andere Studien schreiben dem Wachstum des Humankapitalstocks sogar negative Auswirkung auf das Volkseinkommen zu. Es wird somit deutlich, dass - zur Vermeidung voreiliger Schlüsse - eine ausführlichere Betrachtung verschiedener Methoden nötig ist.
Das Ziel dieser Arbeit ist deshalb, den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft darzulegen, um somit schließlich zu einem klareren Gesamtbild beizutragen.
Dabei wird der Hauptfokus auf den makroanalytischen Ansätzen liegen. Hier versucht man den Nutzen von Bildung auf aggregierter Ebene zu erfassen, um somit auch die Effekte abzubilden, die bei der Mikroanalyse vernachlässigt werden. Um jedoch zu einem umfangreicheren Verständnis des Themas zu gelangen, ist es sinnvoll, auch kurz die Forschungsergebnisse auf Mikroebene zu erwähnen.
Wissenschaftler beschäftigen sich in diesem Teilgebiet mit der allein durch Bildung verursachten Steigerung der Produktivität eines Individuums. Der Zusammenhang zwischen erhöhter Produktivität der Arbeitskräfte und zunehmendem wirtschaftlichen Wachstum ist evident. Darüber hinaus greifen einige makroanalytische Studien auf die Annahmen und Erkenntnisse der Mikroliteratur zurück. Ein Verständnis beider empirischer Vorgehensweisen kann aber vor allem dabei helfen, deren jeweiligen Stärken und Schwächen auszumachen und Problemfelder zu identifizieren, wo der eine oder andere Ansatz erfolgsversprechendere Resultate zu liefern verspricht.
Da das Hauptaugenmerk dieser Arbeit auf der Darlegung empirisch beobachtbarer Zusammenhänge zwischen Humankapital (HK) und Wachstum liegen soll, kann in Kapitel 2 nur kurz auf theoretische Hintergründe eingegangen werden. Kapitel 3 erläutert die Mikroanalyse. In Kapitel 4 werden die Schwierigkeiten der Makroforschung dargelegt und anschließend folgen exemplarisch die Beschreibungen drei jüngerer Studien. Kapitel 5 dient einer kritischen Würdigung der beschriebenen Zusammenhänge.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurze theoretische Einführung
- Mikroökonomische Wachstumsanalyse
- Makroökonomische Wachstumsanalyse
- Problemfelder der empirischen Analyse
- Umgekehrte Kausalität
- Datenprobleme
- Ergebnisse empirischer Forschung
- Barro
- Pritchett
- Problemfelder der empirischen Analyse
- Schlussbemerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den aktuellen Stand der Forschung zum Zusammenhang zwischen Humankapital und Wirtschaftswachstum. Der Fokus liegt dabei auf makroökonomischen Ansätzen, die den Nutzen von Bildung auf aggregierter Ebene untersuchen und somit auch Effekte abbilden, die in der Mikroanalyse vernachlässigt werden. Die Arbeit zielt darauf ab, ein klareres Gesamtbild des Themas zu liefern und die Stärken und Schwächen verschiedener empirischer Ansätze zu identifizieren.
- Die Rolle von Humankapital als Schlüsselfaktor für langfristiges Wirtschaftswachstum
- Die Herausforderungen der empirischen Analyse des Zusammenhangs zwischen Bildung und Wachstum, einschließlich umgekehrter Kausalität und Datenproblemen
- Die Ergebnisse wichtiger empirischer Studien, die sowohl positive als auch negative Korrelationen zwischen Humankapital und Wachstum aufzeigen
- Eine kritische Bewertung der verschiedenen Ansätze und deren Limitationen
- Die Bedeutung qualitativer Bildungsindikatoren und deren Einfluss auf das Wirtschaftswachstum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Humankapital und Wirtschaftswachstum. Sie beleuchtet die intuitiv vermutete, aber nicht unumstrittene Beziehung zwischen Bildung und Wachstum und zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden Betrachtung verschiedener empirischer Ansätze auf.
Das Kapitel "Kurze theoretische Einführung" erläutert die Idee der Uzawa-Lucas-Modelle, die die Höhe des wirtschaftlichen Outputs als Funktion des Humankapitalstocks sehen. Langfristiges Wachstum ist demnach nur durch eine stetige Steigerung des Humankapitals möglich.
Das Kapitel "Mikroökonomische Wachstumsanalyse" beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Bildung und Produktivität auf individueller Ebene. Es werden Einkommensgleichungen verwendet, um die Produktivitätssteigerung durch Bildung zu belegen. Die Arbeit von Mincer (1974) dient als Grundlage für die Analyse, die einen linearen Zusammenhang zwischen Ausbildungsdauer und Lohn postuliert.
Das Kapitel "Makroökonomische Wachstumsanalyse" befasst sich mit der sogenannten "Cross-Country-Analyse", die mittels Regression einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen langfristigen Pro-Kopf-Wachstumsraten und verschiedenen Variablen, darunter Humankapital, herstellt.
Das Kapitel "Problemfelder der empirischen Analyse" behandelt die Herausforderungen der empirischen Analyse des Zusammenhangs zwischen Bildung und Wachstum. Es werden zwei zentrale Problemfelder beleuchtet: die umgekehrte Kausalität und die Problematik der verwendeten Primärdaten.
Das Kapitel "Ergebnisse empirischer Forschung" präsentiert die Ergebnisse verschiedener Studien, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Humankapital und Wirtschaftswachstum auseinandersetzen. Die Arbeit von Barro (2001) zeigt eine positive Korrelation zwischen Humankapital und Wachstum auf, während Pritchett (1999) einen negativen Effekt des Wachstums des Bildungsniveaus auf das GDP pro Arbeitnehmer nachweist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Humankapital, Wirtschaftswachstum, Bildung, Makroökonomische Analyse, Mikroökonomische Analyse, empirische Forschung, Cross-Country-Analyse, umgekehrte Kausalität, Datenprobleme, Bildungsindikatoren, Produktivität, soziale Ertragsraten, Uzawa-Lucas-Modelle, Mincer-Gleichung, Barro, Pritchett, Temple, de la Fuente, Donénech.
- Quote paper
- Christoph Pütz (Author), 2003, Humankapital und Wachstum: Empirie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11584
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