Essay zur Erörterung des Zitates: "Wie kann das Heilmittel, das die Schule etwa bietet, heilen, wenn es im Hause wieder vernichtet
wird?" (Wichern 1833)
Wie stehen Staat (Schule), Familie (Haus) und Erziehung von Kindern in Beziehung miteinander. Spielen Schule und Haus bei der Entwicklung des Kindes zusammen oder gegeneinander? Hier spricht Wichern meines Erachtens einen klassischen Aspekt an, der auch heute noch relevant in der Kinder- und Jugendhilfe ist. Wer ist verantwortlich für die Entwicklung des Kindes. Die Familie, das Haus aus dem das Kind stammt, der Staat, die Schule, die prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat, weitere äußere Umstände wie Umwelt, Gesellschaft, Religion, kulturelle Prägungen oder vielleicht sogar das Kind selbst mit seiner Individualität. Wie wirkt sich die Entwicklung des Kindes auf die Gesellschaft aus. Welche Werte trägt es zurück in die Gesellschaft und vor allem mit welcher Motivation und inneren Gesinnung wird das Kind seinen weiteren Lebensweg beschreiten und in der Gemeinschaft leben? Welche Wechselwirkungen und Einflußfaktoren zwischen Schule und Familie gilt es zu berücksichtigen? Und worin besteht das Heil, welches Wichern beschreibt?
Seminar: Soziales Engagement während der Industrialisierung; WISE 20/21
Laura Griesch
29.10.2020
1. Essay: Erörterung des Zitates:
"Wie kann das Heilmittel, das die Schule etwa bietet, heilen, wenn es im Hause wieder vernichtet wird?"
(Wichern 1833. 109)
Einleitung:
Wie stehen Staat (Schule), Familie (Haus) und Erziehung von Kindern in Beziehung miteinander. Spielen Schule und Haus bei der Entwicklung des Kindes zusammen oder gegeneinander? Hier spricht Wichern meines Erachtens einen klassischen Aspekt an, der auch heute noch relevant in der Kinder- und Jugendhilfe ist. Wer ist verantwortlich für die Entwicklung des Kindes. Die Familie, das Haus aus dem das Kind stammt, der Staat, die Schule, die prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat, weitere äußere Umstände wie Umwelt, Gesellschaft, Religion, kulturelle Prägungen oder vielleicht sogar das Kind selbst mit seiner Individualität. Wie wirkt sich die Entwicklung des Kindes auf die Gesellschaft aus. Welche Werte trägt es zurück in die Gesellschaft und vor allem mit welcher Motivation und inneren Gesinnung wird das Kind seinen weiteren Lebensweg beschreiten und in der Gemeinschaft leben? Welche Wechselwirkungen und Einflußfaktoren zwischen Schule und Familie gilt es zu berücksichtigen? Und worin besteht das Heil, welches Wichern beschreibt?
Mit der Errichtung des Rauhen Hauses sollten verwahrlosten Kindern aus Familien des untersten Volkes, in denen Unzucht herrschte, eine Zuflucht gegeben werden. Neben der Erziehung, die es nachzuholen galt, lag Wichern die innere Gesinnung sehr am Herzen. Wichern war es wichtig, mit der Errichtung des " Rauhen Hauses"" verwahrloste Kinder nicht bloß vorübergehend ihren Familien zu entreißen (...), (sondern ihnen) "eine Zuflucht und diejenige Erziehung zu gewähren, welche die Stelle der elterlichen Fürsorge so viel als möglich vertreten soll(te)." (Wichern 1833:96). Der Geist der reinen Liebe sollte zu einer Vergebung und fortschreitenden Besserung im Sinne der christlichen Erziehung führen. (S.98)
Hauptteil:
Eine stetig steigende Zahl von Kindern der damaligen Zeit wurde straffällig und wurde unter anderem in damaligen Gefängnisschulen untergebracht, die z. t. am Mangel an Raum in jene Schule nicht aufgenommen werden konnten. ( S.99,Nr.1 oben) Diese Entartung und Entsittlichung des unteren Volkes wurde mit Besorgnis in den größten Teilen der gebildeten Welt zur Kenntnis genommen. (S.98 oben) Wichern wollte sich dieser Kinder annehmen und durch das Leben in der Anstalt, den Kindern mit dem Geist der reinen Liebe zur rechten Gestaltung des Innern und Äußeren verhelfen. (S.102 oben)
Dabei war der Aspekt der Familie für Wichern von besonderer Bedeutung. Die Familie sah Wichern als den "natürlichen, sittlichen Kreis, in welchem das Gute in das menschliche Gemüt hineingelegt (wird), in welchem es gepflegt und geschützt werden soll", (...)(welches) " in den untersten Volksklassen durch Unzucht (...) so entstellt, (...) geschädigt und so zerrüttet in seinen Ursprung ist wie in seinem Fortgang" (Wichern 1833: 102) , dass Wichern die Entwicklung des Kindes zu einem guten Gewächs gefährdet sieht.
Erst durch die Organisation der Familie, verstanden als gelebter sozialer Raum, wird nach Wichern die Individualität möglich, wobei die Freude in der Familie mit darüber entscheidet, wie sich das Kind entwickelt. Die Freude in der Familie als Grundlage für den inneren Frieden, welches, wenn nicht in der Familie vorhanden und gelebt, zu Hunderten Versuchungen führen kann und nur durch "eine gediegene Kraft des geistigen Lebens und eine höhere Liebe, die Treue und freudige Tätigkeit im bürgerlichen Berufe erhalten" (werden kann) (Wichern 1833:107) und im Umkehrschluss nicht zur Verwahrlosung führt bzw. aus deren Mangel an Freude eine innere und äußere Verwahrlosung folgt. Schon 1833 tritt die Idee der Pflegefamilie auf, die "solche arme, verkommene Kinder der unzüchtigen und entweihten Familien bei einzelnen ehrbaren Familien unter"(bringt). (Wichern 1833:102). Diese Idee des familiären Umfeldes greift Wichern für das Rauhe Haus auf, in dem er kleine Wohngruppen bildet, die den Kindern neben der rechten Erziehung, Liebe, Freundlichkeit und Geborgenheit geben sollen. Neben den erzieherischen Maßnahmen und den finanziellen Mitteln soll in dem engen Kreis der Kinderfamilie Freude am eigenen Schaffen vermittelt werden und ein tiefgreifender Sinn im eigenen Tun in der Gemeinschaft empfunden werden, welches Wichern auch als die Innere Mission sieht. Dabei gilt es, seine Herkunft nicht zu leugnen und aus einer mit Scham behafteten Armut eine gesegnete Armut werden zu lassen.(vgl.Wichern 1833:106) In diesem Kontext sieht er einen Zwiespalt zwischen Schule und Haus, welches seines Erachtens die Situation des Kindes, seine Not vergrößert, denn je kräftiger und aufrichtiger die Schule auf das Gute dringt." (Wichern 1833:109) und es zuhause doch kein Gehör findet bzw. gar nicht erst zur Anwendung kommt und im täglichen Tun geübt wird zu einer noch größeren Diskrepanz und inneren Zerrissenheit führt. Wichern rät daher dringend, diese Kinder von ihren Eltern zu trennen, da sonst der Zwiespalt um so größer werden würde. Wichern sieht es daher als erforderlich an, dass diese Kinder das Gute im alltäglichen Leben üben und und das wenig Wissen und dies Wenige üben.
Abschluss:
Das entspricht ungefähr dem Leitbild des "Ganzen Hauses", welches in der zunehmenden Individualisierung der damaligen Zeit an Bedeutung verlor. Wichern hatte das Ziel, Kinder aus ihren Familien auf gütliche Weise zu holen und ihnen ein neues familiäres Zuhause zu bieten, um gründlich und an der Wurzel (S.101) zu helfen. Er stellte somit eine Verbindung zwischen Staat und Familie her und überzeugte durch eine durchdachte Pädagogik und Empathie. Eine respektvolle Wertschätzung eines jeden Kindes gegenüber auf der Grundlage des aus eigenen Erfahrungen nachempfunden Mitgefühls und der Liebe.
"... wer in seinem eigenen Hause je mit ihnen in traulichen Gespräch ihre bitteren Tränen gesehen hat, kann vielleicht allein den Schmerz ihrer Seele mit ihnen fühlen." (Wichern:1833: 107)
Aus heutiger Sicht wäre noch die Weiterbildung und Verantwortung der Eltern von Relevanz, die in diesem Kontext noch nicht zum Tragen kommen, da Wichern diese völlig vernachlässigt.
Quellen:
Text: Rettungsanstalten für verwahrloste Kinder. Wichern.1833
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- Arbeit zitieren
- Laura Griesch (Autor:in), 2021, Wie stehen Staat (Schule), Familie (Haus) und Erziehung von Kindern in Beziehung miteinander. Spielen Schule und Haus bei der Entwicklung des Kindes zusammen oder gegeneinander?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1157860
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