Ziel dieser Arbeit, das medizinische Suchtparadigma in einer sozialwissenschaftlichen Perspektive kritisch zu hinterfragen. So soll ein differenziertes Verständnis von Drogenkonsum und damit einhergehend eine kritisch-reflexive Praxis mit der Zuschreibung von "Sucht" im Alltag und insbesondere im professionsbezogenen Kontext Sozialer Arbeit angeregt werden.
Zunächst werden im zweiten Kapitel die theoretischen Grundlagen dargelegt, die ein grundsätzliches Verständnis für die Thematik dieser Arbeit ermöglichen werden. Dabei werden wichtige Erkenntnisse der Drogen- und Suchtforschung herangezogen, um ein heterogenes Verständnis von Drogen und deren Konsum zu ermöglichen. Auf diesem werden die späteren kritischen Betrachtungen dieser Arbeit aufbauen. Da neben dem medizinischen Suchtparadigma noch weitere Denkmodelle der "Sucht" existieren, werden diese im Hinblick auf ihr Menschenbild und ihre favorisierten Interventionsmodi pointiert beschrieben, sodass die medizinische Perspektive im Diskurs verortet werden kann.
Anschließend liefern ausgewählte Grundsätze interaktionistischer Handlungstheorie die Grundlage zum Verständnis von Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Diskursen(wie bspw. dem Suchtdiskurs) und dem Handeln von Individuen. Im dritten Kapitel wird ein historischer Abriss dann die gesellschaftlichen Bewertungen des Drogenkonsums hin zu dem heutigen Krankheitsparadigma aufzeigen. Darauf folgt eine Analyse der aktuellen medizinischen Modellvorstellung der "Sucht". Dabei werden, anhand von ausgewählter Fachliteratur, wichtige Theorien der Suchtgenese, Diagnosekriterien und Therapieformen zusammenfassend betrachtet.
Diesen medizinischen Konzepten wird dann eine kritische Betrachtung aus sozialwissenschaftlicher Perspektive entgegengesetzt, welche die scheinbare Objektivität entsprechender Thematisierungen in Frage stellt. Ausgehend von den Betrachtungen des vierten Kapitels, werden dann Semantiken des Krankheitskonzepts herausgearbeitet. Diese sorgen zum einen in alltagstheoretischen Diskussionen, sowie auch in der Drogenhilfe für entsprechende Typisierungen von drogenkonsumierenden Menschen. Anhand der Konkretisierung symbolisch-interaktionistischer Handlungstheorie, wird dann aufgezeigt, wie die transportierten Vorstellungen "süchtiges" Verhalten, im Sinne eines "doing addiction", reproduzieren können. Im siebten Kapitel werden die sich daraus ergebenden Handlungsperspektiven einer kritisch-reflexiven Sozialen Arbeit diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Zum Stand der Drogen- und Suchtforschung
2.1.1 Drogen und Drogenkonsum im Kontext Sozialer Wirkfaktoren
2.1.2 Suchtmodelle im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs
2.1.3 Reflexive Suchtforschung
2.2 Zum Verhältnis von Wissen und Wirklichkeit
3 Rausch-Sünde-Krankheit - Ein geschichtlicher Abriss
4 Zum naturwissenschaftlich-medizinischen Suchtmodell
4.1 Diagnosekriterien
4.2 Theorien der genetischen Prädisposition
4.3 Pathophysiologische Theorien
4.4 Behandlung und Therapie
4.5 Zusammenfassung der Analyse
5 Semantiken des Krankheitskonzepts
5.1 Drogensemantik
5.2 Suchtsemantik
5.3 „Sucht“ und Alltagstheorie
6 Die interaktionistische Reproduktion der „Sucht“
7 Perspektiven einer kritisch-reflexiven Sozialen Arbeit
8 Fazit
Literaturverzeichnis
- Citar trabajo
- Josephin Fesser (Autor), 2021, Suchtmodelle und ihre handlungstheoretische Bedeutsamkeit für drogenkonsumierende Menschen. Eine Kritik des medizinischen Suchtparadigmas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1157426
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