In der vorliegenden Facharbeit zu dem Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" werden in insgesamt 8 Kapitel verschiedene Themenbereiche behandelt.
Werthers Gedankenwelt unterscheidet sich maximal zu der Lebens‐ und Denkweise des Bürgertums zu der damaligen Zeit. Blickt man auf die Zeit zurück und auf den Charakter Werther würde man von einem wahrhaftigen Stürmer und Dränger reden. Er tritt in dem Briefroman mehrmals als Vertreter der Leidenschaft auf und vertritt sonst auch die Tugenden, die die Epoche des Sturms und Drangs kennzeichnen. Allgemein hat der Briefroman und vor allem Werther als Protagonist die Gesellschaft stark beeinflusst. Nicht umsonst gilt der Werther als das typische Werk der Epoche des Sturms und Drangs. Die Epoche des Sturms und Drangs ist die Gegenrevolution zu der Aufklärung. Sie ist eine Reaktion auf eine vernunftbestimmte Zeit, in der die Leidenschaft zu kurz geraten ist. Der "Werther" als Briefroman hat dazu beigetragen, in dem er viele gesellschaftskritische Thematiken äußert und eine fortschrittliche und avantgardistische Denkweise besitzt. Der Hauptpunkt der gesellschaftskritischen Thematiken liegt darin, dass Werther die Ständeordnung mit besonderem Augenmerk auf den Adel kritisiert. Zusätzlich empfindet er die bürgerlichen Tugenden und generell gesellschaftliche Regeln als Einschränkung, die die freie Selbstentfaltung verhindern oder einschränken. Abschließend kritisiert Werther fehlende
Toleranz von der Gesellschaft und Kirche gegenüber psychisch Erkrankte und den Selbstmord.
Deutsch Hausarbeit: J.W. Goethe, Die Leiden des jungen Werthers
1.) Kunst und Regeln
Der Brief vom 26. Mai 1771 ist einer der wenigen, in dem Werther über die Beziehung von Kunst und Regeln schreibt. In dem Brief berichtet er von seinem Ausflug nach Walheim. Werther macht eine Pause auf einem Feld und sieht zwei junge Geschwister auf dem Boden sitzen. Er beschließt, die beiden Jungen zu zeichnen. Dabei versucht er naturalistisch zu zeichnen, das heißt so nahe wie möglich an der Natur. Nach der Zeichnung philosophiert er über die Beziehung von Kunst und Regeln. Werther ist sich sicher, dass allein die Natur wahre und große Kunst ermögliche, dabei hält man sich an keine Regeln. Man zeichnet, was zu sehen ist und hält sich ausschließlich an die Regeln der Natur. Die Natur schränkt einen nicht ein und eine freie Selbstentfaltung ist in der Kunst möglich und von Bedeutung. Im Gegensatz dazu stehen Regeln, genauer gesagt, die Regeln der Gesellschaft. Werther meint, dass die gesellschaftlichen Regeln nichts Negatives seien und niemals einen schlechten Menschen bilden, „…dagegen wird aber auch alle Regel, man rede was man wolle, das wahre Gefühl von Natur und den wahren Ausdruck derselben zerstören!“ Dieser Abschnitt aus demselben Brief zeigt jedoch deutlich, dass er unter Regeln immer Einschränkungen versteht. Diese Vorstellung bedeutet, dass Regeln die Freiheit der eigenen Selbstentfaltung einschränken. Die Grundidee des Sturms und Drangs sagt aus, dass die freie Selbstentfaltung das Wichtigste ist und man nach seinen eigenen Wünschen und Regeln lebt. Werther stellt mit dieser Passage dar, dass gesellschaftliche Regeln ein Gegensatz zu der freien Selbstentfaltung sind und es mit diesen Regeln nicht möglich ist, sich frei zu entfalten. Zusätzlich sind die Regeln der Gesellschaft dafür verantwortlich, dass es nur wenig Genies (Leute, die tatsächlich nach eigenen Wünschen Regeln leben und sich nicht Autoritäten unterordnen) gibt. Wie jedoch Kunst und Regeln im Bezug zueinanderstehen, wird in seinem Gleichnis deutlich. Die Kernaussage des Gleichnisses ist, dass vernunftbestimmtes Handeln die Liebe und die Kunst zerstört. Vernunftbestimmtes Handeln ist eng verbunden mit Regeln, nach der Vernunft hält man sich an alle Regeln. Nach Werthers Verständnis muss man Regeln und Kunst auseinanderhalten, da sie ein Gegensatz sind. Verbindet man Regeln oder Rationalität mit Kunst, so wird diese zerstört oder eingeschränkt. Die Kunst kann sich nicht frei entfalten und auch nicht die Leidenschaft widerspiegeln, die sie ausmacht. Der gleichen Meinung ist er bei der Beziehung zwischen Liebe und Vernunft bzw. Regeln. Bei der Liebe muss die Leidenschaft bzw. die Gefühle und die Hingabe über der Vernunft stehen, sonst scheitert sie. Fasst man Werthers Verständnis von der Beziehung zwischen Regeln und Kunst zusammen, so kommt man zu dem Ergebnis, dass beide Dinge und sich gegenseitig ausschließen.
Regeln und Sprache
Am 24. Dezember erzählt Werther Wilhelm von seinem Beruf und seinem Arbeitskollegen, der nur als Gesandter bezeichnet wird. Zuerst beschreibt er ihn als „pünctlichste Narr“ und „ein Mensch, der nie mit sich selbst zufrieden ist“. Werther spricht davon, dass der Gesandte seine Aufsätze immer sehr akribisch verbessert. „Kein Und, kein Bindwörtchen darf außenbleiben, und von allen Inversionen, die mir manchmal entfahren, ist er ein Todfeind; wenn man seinen Perioden nicht nach der herausgebrachten Melodie herab orgelt, so versteht er gar nicht drin.“ Dieser Satz erscheint erst eher unwichtig. Guckt man jedoch in das Detail, so sagt dieser viel über die Sprache und Regeln aus. Werthers Aufsätze müssen, nach dem Gesandten, immer nach dem gleichen Schema ablaufen, sie sollen so wenig Veränderungen wie möglich beinhalten. Alles, was sich von seinem Konzept eines normalen Aufsatzes unterscheidet, findet der Gesandte schlecht. Zusätzlich ist der Gesandte ein „Todfeind“ von Inversionen. Inversion ist die Umstellung der normalen Wortfolge und verstärkt das Gesagte. Werther benutzt Inversionen, um seine Emotionen in dem Geschriebenen zu verstärken und dabei Leidenschaft zu zeigen. Der Gesandte ist ein Repräsentant des Bürgertums, weil er konservativ eingestellt ist, unter den Regeln bzw. dem Druck der Gesellschaft leidet, gefühllos und eingeschränkt in seiner Person ist. Interpretiert man diese spezifische Feststellung und überträgt sie auf die Beziehung zwischen dem Bürgertum und Emotionen, so kommt man zu dem Fazit, dass die Regeln und Normen der Gesellschaft die Menschen einschränken. Sie unterdrücken die Emotionen der Menschen und die Vernunft steht im Mittelpunkt.
2.) Arbeit und Beruf
In insgesamt vier Briefen spricht Werther von der Arbeit und dem Beruf, dabei geht er auf zwei Aspekte ein: die Rolle des Berufes in der Gesellschaft und die Bedeutung für ihn. In dem Brief vom 22. Mai erwähnt Werther, dass der Beruf eine Einschränkung ist und die freie Selbstentfaltung verhindert. Das hängt damit zusammen, dass man in den meisten Berufen an feste Arbeitszeiten gebunden ist. Mit einem Beruf kann man die meisten Tage nicht das machen, was man eigentlich will und er unterdrückt die eigenen Wünsche. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Menschen von ihrem Beruf abhängig sind, treten ihre Wünsche und Träume in den Hintergrund und sie gehen ihrem Beruf nach, der ihnen eventuell keinen Spaß und sie depressiv macht, da es vernünftig ist. Diese Vorstellung ist verbunden mit der Meinung Werthers in dem Brief vom 17. Mai. „Die meisten verarbeiten den größten Theil der Zeit, um zu leben, und das Bißchen, das ihnen von Freyheit übrig bleibt ängstigt sie so, daß sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden. O Bestimmung des Menschen!“ Diese Passage ordnet dem Menschen Grundeigenschaften zu. Sie sagt aus, dass der Mensch seine Zeit und seine Freiheit in einem Beruf in Geld umtauscht. Zusätzlich hat der Mensch Angst vor der Freiheit und möchte so wenig Verantwortung wie möglich übernehmen. Ein Beruf hilft einem dabei, so wenig Verantwortung wie möglich zu besitzen. Der Grund, warum der Mensch Angst vor der Freiheit und Verantwortung hat, ist nicht genannt. Der Grund ist aber sehr wahrscheinlich Angst vor gesellschaftlichem Versagen. Die Passage zeigt, dass die Menschen gar nicht mehr versuchen, etwas Eigenes oder Neues zu erschaffen und sich nur an die gesellschaftlichen Regeln halten, um keine Verantwortung zu übernehmen, um keine eigenen Entscheidungen zu treffen, um nicht zu versagen. In dem Brief vom 20. Juli erklärt Werther, dass man seinen Beruf aus eigenem Interesse und nicht aus finanziellen Gründen oder gesellschaftlichem Ansehen ausführen sollte. Nur mit eigenem Interesse bietet der Beruf eine Bereicherung für das Leben, da der finanzielle Aspekt und das gesellschaftliche Ansehen alleine nichts bringt. Die Leidenschaft steht für Werther im Mittelpunkt und ist wichtiger als Geld und Ansehen in seinem Leben. In diesen drei Briefen beschreibt Werther hauptsächlich die Rolle des Berufes in der Gesellschaft für die meisten Menschen. In dem Brief vom 22. August drückt Werther aus, was ein Beruf für sich als Individuum bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt zeigt Werther erste depressive Anzeichen und er hat das Gefühl, sinnlos in den Tag zu leben. Ein Beruf würde für ihn bedeuten, dass er einen Sinn hat aufzustehen und Verpflichtungen besitzt. Ein Beruf würde seinem Tag eine Regelmäßigkeit geben. Auf der anderen Seite weiß er, dass diese Regelmäßigkeit für ihn als Person nicht gut ist. Diese Regelmäßigkeit könnte sich schnell in Eintönigkeit verwandeln und Werther zerstören. Zusätzlich mag er die inferiore Stellung in einem Beruf nicht (-->Grundidee Sturm und Drang: keiner Autorität unterordnen). Es wird deutlich, dass sich Werther nach einer Veränderung sehnt. Nach seinen Überlegungen weiß er aber, dass er geduldig sein muss und ein normaler Beruf, wie Wilhelms, nicht das Richtige für ihn ist.
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