Zu Beginn dieser Arbeit werden Begrifflichkeiten wie Sucht, Abhängigkeit und Substanzabhängigkeit erklärt. Der nächste Schwerpunkt liegt auf der Einteilung von Substanzen und der Beschreibung der jeweiligen Wirkungsweisen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Erarbeitung von Komorbidität bei Substanzabhängigkeit, wobei ich vor allem auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung und das Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) eingehe, da der zu Interviewende zusätzlich unter diesen beiden Störungen leidet. Suchtmittel werden aus verschiedensten Gründen konsumiert, sie übernehmen eine Funktion für den Konsumenten oder Abhängigen. In der Literatur kann man hierzu viele Ansätze finden, die ich genauer beschreibe. Zu diesem Zeitpunkt werde ich auch den subjektiven Ansatz nach Wulff mithilfe seiner Thesen zur Sucht einfügen. Die Epidemiologie bei Substanzabhängigkeit rundet den theoretischen Teil der Arbeit ab.
Der zweite Teil der Arbeit beginnt mit der Beschreibung der Methodik. Interviewart, Auswahl des Interviewpartners und Vorgehen vor und nach dem Interview werden dargestellt. Am Ende folgen die Auswertung des Interviews und die Beantwortung der in der Bachelorarbeit untersuchten Frage, welche Funktionen die Substanzabhänigigkeit bei meinem Interviewpartner hat/hatte.
Inhaltsverzeichnis
Konsum von Substanzen
1. Sucht und Abhängigkeit
2. Substanzabhängigkeit
2.1. Substanzen
2.1.1 legale; Substanzen
2.1.1.1 Alkohol
2.1.1.2 Tabak
2.1.2 illegale; Substanzen
2.1.2.1 Stimulantien
2.1.2.2 Sedativa
2.1.2.3 Halluzinogene;
3. Komorbidität bei Substanzabhängigkeit
3.1 ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom)
3.2 Borderline- Persönlichkeitsstörung
4. Ursachen und Gründe; einer Substanzabhängigkeit
4.1 Psychologische; Aspekte;
4.1.1 Systemisches Modell
4.1.2 Lem/sozialisationstheoretische Modell
4.1.3 Psychoanalytisches Modell
4.2 Gesellschaftliche Aspekte
4.3 Subjektorientierter Aspekt
5. Epidemiologie
6. Methodik
6.1 Narratives Interview
6.2 Akquisition des Interviewpartners
6.3 Vorbereitung und Durchführung; des Interviews
6.4 Auswertung des Interviews
6.5 Das zweite; Interview
7. Auswertung;
7.1 Sucht; nach
7.2 Selbstmedikation
7.3 Flucht
8. Reflexion
9. Schlussbetrachtung:
10. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anhang
Konsum von Substanzen
In der Gesellschaft wird der Konsum von Substanzen wie Drogen und Alkohol als negativ bewertet und in Gesprächen mit anderen hörte ich oft die falsche Information, dass die Zahl der Abhängigen stetig steigt. Im bisher zum elften Mal erschienen Drogen- und Suchtbericht, der von der Bundesregierung herausgegeben wird, kann der Bürger die aktuellsten Zahlen und Fakten lesen. Die Ergebnisse wurdenjeweils aus Befragungen in der deutschen Bevölkerung gewonnen. Vergleicht man die Ergebnisse der letzten zwei Untersuchungen stellt man eine nahezu gleich hohe Abhängigkeitsrate bei Suchtmitteln wie Alkohol, Tabak oder illegale Drogen fest. Das ist zuerst einmal eine positive Rückmeldung, allerdings stirbt trotzdem eine hohe Anzahl von Menschen an den Folgen des Konsums. Es sind beispielsweise 11000 Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen (vgl. Mortler 2015, S. 25). Nach Lesen der Surveys und eines Praktikums in der Drogenberatungsstelle in Dachau interessierte mich das Thema der Substanzabhängigkeit und ich wählte dieses für meine nun folgende Bachelorarbeit, die die Funktion von Substanzen mithilfe eines Interviews mit einem süchtigen Mann untersucht. Zu Beginn werde ich Begrifflichkeiten wie Sucht, Abhängigkeit und Substanzabhängigkeit erklären. Der nächste Schwerpunkt liegt auf der Einteilung von Substanzen und der Beschreibung derjeweiligen Wirkungsweisen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Erarbeitung von Komorbidität bei Substanzabhängigkeit, wobei ich vor allem auf die Borderline-Persönlich- keitsstörung und das Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) eingehe, da der zu Interviewende zusätzlich unter diesen beiden Störungen leidet. Suchtmittel werden aus verschiedensten Gründen konsumiert, sie übernehmen eine Funktion für den Konsumenten oder Abhängigen. In der Literatur kann man hierzu viele Ansätze finden, die ich genauer beschreibe. Zu diesem Zeitpunkt werde ich auch den subjektiven Ansatz nach Wulff mithilfe seiner Thesen zur Sucht einfügen. Die Epidemiologie bei Substanzabhängigkeit rundet den theoretischen Teil der Arbeit ab. Der zweite Teil der Arbeit beginnt mit der Beschreibung der Methodik. Interviewart, Auswahl des Interviewpartners und Vorgehen vor und nach dem Interview werden dargestellt. Am Ende folgen die Auswertung des Interviews und die Beantwortung der in der Bachelorarbeit untersuchten Frage, welche Funktionen die Substanzabhänigigkeit bei meinem Interviewpartner hat/hatte.
1. SuchtundAbhängigkeit
Für die Definition von Sucht oder Abhängigkeit, beide verwende ich im Folgenden als Synonym, gibt es verschiedene Diagnostiksysteme. Zum einen ist das DSM V (Diagnostic and statistical Manual der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung, 5.Auflage) und zum anderen das ICD 10 (Internationale Klassifikation von Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation) im Gebrauch. Im DSM wird die soziale Situation miteinbezogen.
Im Gegensatz zum DSM - V findet man in der vierten Auflage noch die Unterscheidung zwischen schädlichen Gebrauch bzw. Missbrauch von Substanzen und von Substanzabhängigkeit. Diese Unterscheidung findet man ebenfalls im ICD 10. Da ich sie persönlich als wichtig erachte, erläutere ich sie kurz am Beispiel der Substanz Alkohol. Diese kann man allerdings aufjede Substanz übertragen.
Abbildung 1: Alkoholismus - Missbrauch und Abhängigkeit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: „Alkoholismus - Missbrauch und Abhängigkeit“, S. 13; Michael Soyka, Heinrich Küfner; Thieme-Verlag 2008
In der Abbildung eins sieht man die einzelnen Kriterien, die für den Missbrauch oder die Abhängigkeit sprechen. In der ersten Spalte sind die Kriterien nach dem DSM IV aufgeschlüsselt, in der rechten Spalte nach dem ICD 10. Die verschiedenen Zahlen in den Klammern entsprechen der Reihenfolge der Kriterien in den jeweiligen Klassifi- kationen (DSM IV - ICD 10).
Laut DSM IV liegt ein schädlicher Gebrauch bzw. ein Missbrauch einer Substanz vor, wenn aufgrund wiederholtem Konsum Pflichten (wie Arbeit) vernachlässigt werden, die Substanz trotz körperlicher Risiken (Leberzirrhose)und möglichen psychosozialen Problemen oder Problemen mit der Polizei (wie Alkohol/Drogen am Steuer) zu sich genommen werden. Im ICD 10 wird es nur grob als Schädigung der psychischen oder physischen Gesundheit beschrieben (vgl. WHO 2012, Psychische Störungen).
Die Abhängigkeit wird im DSM IV als ein unangepasstes Muster des Konsums von Alkohol, das klinisch bedeutsam wird und zu Beeinträchtigungen oder Leiden führt, beschrieben. Nach dem ICD-10 stehen bei dem Abhängigkeitssyndrom körperliche, Verhaltens- und kognitiv-emotionale Phänomene im Vordergrund, bei denen der Konsum der Substanz für den Betroffenen Menschen Vorrang hat gegenüber anderen Verhaltensweisen, die von ihm früher höher bewertet wurden (vgl. ebd.) In beiden Klassifikationssystemen sind die Kriterien gleich (auch wenn sie in einer anderen Reihenfolge aufgezählt sind). Eine Substanzabhängigkeit ist immer einhergehend mit einem starken Wunsch/Zwang, die Substanz zu konsumieren. Außerdem verspüren Abhängige eine Toleranzbildung, die mit dem Wunsch einer Dosissteigerung einhergeht, und Entzugssymptome bei Beendigung oder Reduktion der Substanz. Entzugserscheinungen sind ein Zeichen für schwerwiegende und längerfristige Veränderung des zentralen Nervensystems. Durch die Substanz werden biochemische Veränderungen erreicht, im Gehirn werden beispielsweise neue Rezeptoren gebildet. Die Substanz bewirkt außerdem bei anhaltender Einnahme eine Herunterregulierung von bestimmten Stoffen im Gehirn. Wird die Substanz nicht mehr hinzugefügt, löst das eine Übererregung der Nerven aus, was zu Krampfanfällen führt. Andere Entzugserscheinungen sind Zittern und Schweißausbrüche (vgl. Heinz 2014, S. 574f.)
Die Abhängigkeit kann auch gekennzeichnet sein durch mehrmalige erfolglose Versuche, den Konsum einzustellen oder durch einen hohen Zeitaufwand für Aktivitäten, um an die Substanz zu kommen. Des Weiteren folgt eine Vernachlässigung von anderen Interessen, das Wichtigste ist das Konsumieren und dies in unkontrollierbaren Mengen.
Im ICD 10 gibt es noch ein zusätzliches, siebtes Kriterium; der Konsum wird trotz Wissen von negativen Folgen weitergeführt.
2. Substanzabhängigkeit
Die Definition von Substanzabhängigkeit ist klar in den beiden Klassifikationssystemen festgehalten. Aus dessen Kriterien kann man die Abhängigkeit theoretisch in zwei Gebiete einordnen:
Die psychische Abhängigkeit charakterisiert ihr Leben, nämlich das unbezwingbare und unersättliche Verlangen, mit der Einnahme der Droge fortzufahren und diese selbst sich unter allen Umständen zu beschaffen [...] Auch die körperliche Abhängigkeit, die durch kontinuierlichen Einbau der Droge in den Zellstoffwechsel entsteht, manifestiert sich für uns heute nur beim Fehlen oder bei der negativen Bilanz der Droge, nämlich den Entzugserscheinungen, die 'wir auf der Ebene des Verhaltens und Erlebens feststellen.“ (Heimann 1992, S. 76).
Heimann beschreibt zum einen die körperliche Abhängigkeit und zum anderen die psychische Abhängigkeit. Die Entzugserscheinungen und die Toleranzbildung zeigen die Veränderungen im Körper, der deshalb die Substanz braucht. Der starke Wunsch nach der Substanz, um beispielsweise negative Gefühle (vgl. Ursachen und Gründe für die Substanzabhängigkeit) auszuhalten und die mangelnde Kompetenz dieses durch andere Strategien zu erreichen, zeigt die psychische Abhängigkeit. Alles dreht sich um die Substanz, um ihre Beschaffung. Die Substanzabhängigkeit kann zum vollständigen Lebensinhalt werden. Allerdings impliziert dies ein Ausgeliefertsein, die Vorstellung, der Droge vollständig hilflos gegenüber zu stehen. Dieser Absolutismus wäre übertrieben. Die Substanz hat mit Sicherheit großen Einfluss auf das menschliche Verhalten, allerdings verliert dadurch der Mensch nicht vollständig die Kompetenz eigene (von der Droge unabhängige) Entscheidungen zu treffen und sein Verhalten bewusst zu ändern. Diese Annahme wird auch durch Studien bewiesen, bei denen langjährige Drogenkonsumenten ohne professionelle Hilfe den Konsum beenden konnten. Das Problem bzw. die Schwierigkeit besteht eher darin, dass Substanzabhängigen die tatsächlichen vorhanden Möglichkeiten zur Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit nicht sehen, weil sie ihre Möglichkeiten auf die Abhängigkeit und deren Handlungen (zum Beispiel Beschaffung der Substanz) reduzieren (Braun & Gekeler 2011, S. 48ff.) Hierauf komme ich später nochmal genauer zurück, wenn ich die Thesen zur Sucht von Wulff erläutere.
Ich spreche immer wieder von Substanzen. Doch was sind eigentlich Substanzen, welche unterschiedlichen Stoffe gibt es, was macht sie so attraktiv für Menschen? Diese Fragen werde ich nun beantworten.
2.1 Substanzen
So unterschiedlich die Hintergründe der Menschen sind, welche sich entschließen zur Droge zu greifen, so vielseitig ist auch die Auswahl der verschiedenen Substanzen und deren Wirkung. Zunächst wird zwischen den legalen und illegalen Drogen unterschieden. Dieser Kernunterschied ist, dass legale Drogen frei verkäuflich sind, d.h. man kann sie ihn Supermärkten kaufen. Während der Verkauf und der Konsum von illegalen Drogen strafrechtlich verfolgt werden. Genau aus diesem Grund haben die Menschen in unserer Gesellschaft ein sehr gespaltenes Bild zum Thema Drogen bzw. Substanzen. Denn während einige Substanzen einfach dazu gehören, werden andere verpönt und als kritisch betrachtet. Welche Substanzen legal und welche illegal sind, erörtere ich im Folgenden.
2.1.1 Legale Substanzen
2.1.1.1 Alkohol
Alkohol gehört zu den legalen Substanzen und wird deshalb von der Gesellschaft akzeptiert. Es gehört mittlerweile zur Normalität, abends mit Freunden gemeinsam Alkohol zu trinken. Nur wenige Leute machen sich über den Konsum Gedanken, weil dadurch keine unmittelbaren Konsequenzen folgen. Oft wird es sogar als unbedenklich und gesund bezeichnet, wenn es sich um nicht konzentrierte Alkoholgetränke wie Wein und Bier handelt. Es zählt zu den Genussmitteln und wird getrunken. Es gibt unterschiedlich starke alkoholische Getränke. Bier und Wein enthalten beispielsweise fünfbis dreizehn Prozent Alkoholanteil, Wodka und Rum weisen einen Wert bis zu 80 Prozent auf. Alle Alkoholsorten kann man in Supermärkten oder Spirituosenläden erwerben. Die einzige Bedingung ist die der Volljährigkeit (Ausnahme bei nicht branntweinhaltige Getränke wie Bier oder Wein). Alkohol hat in geringen Mengen eine enthemmende euphorische Wirkung mit gesteigerten Selbstwertgefühl Lust- und Redebedürfnis. Folgen von zu hohem oder langfristigem Alkoholkonsum sind im körperlichen Bereich Schädigungen an der Leber, am Herzen oder des Magen-Darm-Trakts. Psychische Veränderung aufgrund des Alkoholkonsums können Depressionen, Persönlichkeitsveränderungen oder Verringerung der geistigen Leistungsfähigkeit sein (vgl. Arnold 2002, S. 79f).
2.1.1.2 Tabak
Neben Alkohol ist auch der Tabak eine legale Substanz, die man in Supermärkten oder Zigarettenautomaten kaufen kann. Tabak wird hauptsächlich geraucht (Zigaretten), man kann es aber auch durch die Nase schnupfen oder kauen. Der Raucher erlebt beim Konsum Entspannung und gehobene Stimmung, Konzentration und die Gedächtnisleistung sind erhöht. Seine schädlichen Nebenwirkungen sind weitgehend bekannt, werdenjedoch ausgeblendet, da die Abhängigkeit stärker ist. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemwege begleiten oft eine Tabakabhängigkeit (vgl. ebd. S. 82).
Längst haben Studien bewiesen, wie schwer die Folgen - zum Beispiel bösartige Tumore und Leukämien bei Tabakabhängigkeit und Leberzirrhose bei Alkoholabhängigkeit - von legalen Drogen sein können. Illegale Substanzen spielen allerdings auch eine große Rolle im Leben der Menschen. Die Wirkstoffe und Wirkungsweisen illegaler Substanzen werden nun beschrieben.
2.1.2 Illegale Substanzen
Wie bereits oben erwähnt, gibt es neben den legalen auch die illegalen Substanzen. Bei diesen ist es bekannt und verbreitet, dass sie schädlich sind und in die Abhängigkeit führen. Die Angst vor illegalen Drogen ist weitaus größer. Die bekannteste unter Ihnen ist wahrscheinlich Cannabis, da es zahlreiche Überlegungen zur Legalisierung dieser Droge gibt. Zu den halluzinogenen Rauschmitteln gehören zum Beispiel LSD und Pilze. Zu den Stimulanzien zählen Kokain, Amphetamine wie Ecstasy, Speed und Methamphetamin (Crystal Meth).
Zu der Gruppe der Sedativa gehören unter anderem Barbiturate und Benzodiazepine, Die Oberbegriffe und die Substanzen werde ich nun kurz ausführen und deren unterschiedliche Wirkung beim Menschen beschreiben.
2.1.2.1 Stimulantien
Viele Menschen trinken täglich einige Tassen Kaffee oder Cola, um legal ihrer Müdigkeit entgegenzuwirken. Um das Gefühl der Wachheit zu bekommen, konsumieren Menschen auch illegale Substanzen, die Stimulanzien.
Stimulanzien wirken sich hauptsächlich auf das zentrale Nervensystem und bewirken eine vermehrte Freisetzung von Noradrenalin (Botenstoff des Leistungs- und Stressbewältigungssystems) und Dopamin (Botenstoff der Bewegungssteuerung, des abstrakten Denkens, der Verhaltensplanung und des Gedächtnisses) aus. Dies äußert sich durch Steigerung der körperlichen Aktivität, Leistungsfähigkeit und des Konzentrationsvermögens. Die Herzfrequenz sowie der Blutdruck werden erhöht, Müdigkeit verschwindet, eine Stimmungsaufhellung und Euphorisierung findet oft statt.
Zu der Stoffgruppe der Stimulanzien gehören verschiedene Substanzen. Zu den bekanntesten zählen Kokain, Amphetamine (Ecstasy, Speed) Methamphetamin (Crystal Meth) und Methylphenidat (Ritalin).
In die Gruppe Amphetamine gehören die Substanzen Ephedrin, Speed und Ectasy. Die Substanz Ecstasy wurde in den 90er Jahren im Zusammenhang mit der Technoszene bekannt. Eingenommen führt sie zu Ungehemmtheit, Offenheit und zu einer positiven Einstellung zu sich und der Umwelt.
Der Wirkstoff Ephedrin, einer der Bestandteile von beispielweise Speed, wirkt gefäßverengend, erweitert die Bronchien, verstärkt die Ausschüttung von Adrenalin und erhöht so die körperliche Leistungsfähigkeit und regt den Kreislauf an. Speed ist dem Adrenalin ähnlich, auch dieses hat eine leistungssteigemde Wirkung, die Wachheit, Aufmerksamkeit und Konzentration wird zusätzlich verbessert. Das Hungergefühl und das Schmerzempfinden werden verringert und das Selbstbewusstsein erhöht. Man kann dieses durch die Nase (Pulver) oder in Tablettenform konsumieren. Das Methampethamin Chrystal Meth ist in kristallinem Pulver erhältlich und wird hauptsächlich über die Nase eingenommen. Die Wirkung der Substanz ist der den Amphetaminen ähnlich. Der Unterschied besteht darin, dass bei weitem mehr Botenstoffe (Nordrenalin und Dopamin) ausgeschüttet werden und die Substanz eine längere Halbwertszeit besitzt.
Die Substanz Kokain ist die älteste Droge der Welt. Hergestellt wird das weiße Pulver mit einem chemischen Verfahren aus den Blättern des Coca-Strauchs. Dieses löst ein extatisches Hochgefühl beim Konsumenten aus, das Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden werden erhöht. Zudem hat es eine schmerzlindernde Wirkung.
2.1.2.2 Sedativa
Eine weitere Stoffgruppe innerhalb der illegalen Drogen sind die Sedativa. Die deutsche Bezeichnung hierfür sind Beruhigungsmittel, die die körperliche Aktivität verlangsamen und die Reaktionsbereitschaft vermindert. Barbiturate und Opiate gehören zur Gruppe der Sedativa.
In die Gruppe der Opiate gehören Substanzen wie zum Beispiel Opium, Morphine und Heroin. Opiate werden aus Mohn gewonnen. Sie wirken beruhigend, entspannend und schmerz- und angstlösend, aber auchje nach Dosis stimmungsverbessernd. Sie ist heute in der Schmerztherapie von großer Bedeutung. In der (legalen) Behandlung von Tumorpatienten ist die Schmerztherapie mit Opiaten wie Tilidin oder Morphium nicht mehr wegzudenken (vgl. Strumpf 2006, S.2f.).
Je nach Substanz wird es unterschiedlich konsumiert. Man kann sie oral durch Tabletten oder Flüssigkeit einnehmen, inhalieren oder injizieren. Zu hohe Dosen führen zu Erbrechen, Schwindelgefühle und Beeinträchtigungen der Atmung, was zur Atemlähmung führen kann. Im psychischen Bereich sind nach längerem Konsum Nebenwirkungen wie Depressionen, psychotische Zustandsbilder zu erwarten. Bei Opiaten besteht eine hohe körperliche Abhängigkeit, da sich der Körper sehr schnell an den Stoff gewöhnt und im Laufe der Zeit höhere Dosen benötigt (vgl. Tretter 2012,S 249f.)
Barbiturate sind die synthetischen Grundstoffe der meisten Schlaf- und Entspannungsmittel, sie wirken betäubend auf die Gehirnrinde, die zuständig für die Bewusstseinsleistungen ist. In exzessiven dosen führt es zu Reizbarkeit, Gewichtsverlust und hohen Beeinträchtigungen in den kognitiven Funktionen. Diese Substanzen werden oft als Hilfsmittel bei Selbstmord verwendet. Auch Benzodiazepine wie Diazepam oder Lorazepam sind in dieser Stoffgruppe zu nennen. Das Abhängigkeitspotenzial ist sehr hoch, sie haben eine sehr hohe entspannende und angstlösende Wirkung (vgl. ebd. S. 238f.).
2.1.2.3 Halluzinogene
Halluzinogene sind Stoffe, die die Wahrnehmung des Menschen verändern. Diese sind vor allem in Pflanzen zu finden, die meisten kann man allerdings auch chemisch herstellen.
Die bekannteste Droge in der Gruppe der Halluzinogene ist das LSD (Lysergsäuredi- äthylamid), das halbsynthetisch aus Bestandteile von Pflanzen hergestellt wird und das Cannabis. LSD wird oral eingenommen, meist wird die Flüssigkeit aufbeispielsweise Zucker aufgetropft. Mit LSD werden außergewöhnliche und intensive Sinnes- wahrnehmungen erzeigt, es finden oft Sinnesverschiebungen statt. Die Töne werden plötzlich gefühlt und die Farben geschmeckt. Die Substanz war sehr beliebt auf Technopartys. Wenn allerdings zu viel LSD konsumiert wurde, erleben Menschen oft „Horrortrips“, die in Panikgefühlen, Verfolgungswahn und damit verbundenen möglichen Fehlhandlungen (Sprung aus dem Fenster als Fluchtmöglichkeit) enden können. Früher wurden die Erlebnisse nach Konsum dieser Substanz auch für die Psychotherapie genutzt (Arnold 2002, S. 86f.)
In diese Gruppe der halluzinogene gehören auch die bewusstseinserweiternden Pilze. Ein Beispiel hierfür sind die psilocybinhaltigen Pilze, sie lösen optische Halluzinationen aus, in geringen Mengen führen sie zur Antriebssteigerung. Das Raum-Zeit-Gefühl verändert sich, ein subjektives Wärmegefühl und sexuelle Anregung tritt auf. Bei einen Überdosierung liegen die Gefahren ähnlich der bei LSD. Wahnvorstellungen und panische Reaktionen können ausgelöst werden. Körperliche folgen habe der Konsum von Pilzen nicht, es bildet sich lediglich eine Toleranz gegenüber der Substanz.
3. Komorbidität bei Substanzabhängigkeit
In der Literatur findet man viele Studien zu Komorbidität zwischen Abhängigkeitserkrankungen und anderen psychischen Erkrankungen (vgl. Heizer & Pryzbeck 1988, Regier et al. 1990, Merikangas et al. 1998, Kessler 2003). Zuerst ist zu klären, was unter Komorbidität zu verstehen ist.
Der Begriff hat seinen Ursprung im englischsprachigen Raum und wird seit den späten 1980er Jahren in der Psychiatrie verwenden. Es beschreibt „das gemeinsame Auftreten verschiedener, voneinander abgrenzbaren psychischen (...) Störungen in einem festgelegten Zeitraum“ (Bastine 2012, S. 14). In meiner Arbeit liegt der Fokus auf der Komorbidität einer Substanzabhängigkeit, d.h. es ist von Bedeutung, welche psychischen Störungen neben einer Substanzabhängigkeit auftreten können. Bei einer Substanzabhängigkeit zeigt sich oft auch eine Polytoxikomanie. Dieser Begriff bezeichnet eine Mehrfachabhängigkeit, d.h. es kann beispielsweise eine Alkohol- und gleichzeitig eine Drogenabhängigkeit vorliegen. Angststörungen und depressive Störungen treten am häufigsten mit Substanzabhängigkeit auf. Um einen kleinen Eindruck zu geben, welche Diagnosen unter den Oberbegriff der Angststörung fallen, bediene ich mich des ICD 10. Diese sind im Kapitel F4 zu finden; es fallen beispielweise Panikattacken, Agoraphobie (Angst vor großen Menschenmengen bzw. Plätzen) und soziale Phobien darunter. Das Hauptsymptom besteht darin, dass die „Angstquelle“ gemieden wird (vgl. Weltgesundheitsorganisation 2012, Psychische und Verhaltensstörungen). Da ich davon ausgehe, dass aufgrund der vielen Medienberichte depressive Störungen bekannt sind, erläutere ich diese nicht genauer. Den Schwerpunkt möchte ich auf die Komorbidität zwischen einer Substanzabhängigkeit und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) und der Borderline- Persönlichkeitsstörung legen, da der zu Interviewende unter diesen beiden Erkrankungen leidet. Ich erkläre sie bereits hier an diesem Punkt, um keine Erklärungen, die den späteren Fluss der Auswertung stören können, geben zu müssen.
3.1 ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom)
Die Komorbidität bei ADHS mit Substanzabhängigkeit ist sehr hoch, 2004 wurde von Zahlen von 40 bis 50 Prozent gesprochen (vgl. Kordon 2004, S. 134), 2008 war das Ergebnis einer Studie bei 30-38 Prozent (vgl. Esser 2008, S.) und 2015 besteht die Komorbiditätsrate zwischen ADHS und Substanzabhängigkeit bei 30 Prozent (vgl. Sobanski 2015, S. 451). Kinder mit ADHS haben ein größeres Risiko später eine Substanzabhängigkeit zu entwickeln (vgl. Buri 2007, S. 69) Daran kann man erkennen, dass die Beachtung von ADHS bei Substanzabhängigkeit von großer Bedeutung ist. Aber was zeichnet das ADHS aus, mit welchen Symptomen geht diese Erkrankung einher? Diese Fragen werde ich im Folgenden kurz beantworten.
Die Diagnose wird hauptsächlich bei Kindern, selten aber auch im Erwachsenenalter gestellt. Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) äußert sich in den Kernsymptomen Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität, Empfindlichkeit gegenüber Stress, Desorganisation in der Arbeit und im Privatleben, geringer Selbstwert, geringe Frustrationstoleranz, Abhängigkeitsstörungen und einen Hang zu gefährlichen Aktivitäten wie Extremsportarten. Hier bediene ich mich dem DSM IV, das das Störungsbild genauer beschreibt. Es gibt hier die Unterscheidung von verschiedenen ADHS-Typen; dem hyperaktiv-impulsiven, den unaufmerksamen, den kombinierten und zwei unterschwelligen Typen; dem partiell remittierten und nicht den „nicht weiter bezeichneten Typen“. Unter partiell remittiert versteht man einen Erwachsenen, der als Kind die diagnostischen Kriterien einer ADHS erfüllt hat und im Erwachsenenalter Symptome zeigt, die nicht so stark ausgeprägt sind. Der „nicht weiter bezeichneten Typ“ beschreibt einen Menschen, der unter einer Aufmerksamkeitsstörung leidet, aber die Kriterien nicht erfüllt; diesen Typ kann man an Symptomen wie Tagträumerei, Hypoaktivität und „nicht in die Gänge kommen“ erkennen.
3.2 Borderline- Persönlichkeitsstörung
Es ist nicht nur eine Komorbidität zwischen Substanzabhängigkeit und ADHS festge- stellt worden. Es gibt einige Untersuchungen, die eine Häufung von Suchterkrankun- gen und Persönlichkeitsstörungen (im ICD 10 im Kapitel F6 nachzulesen) beschrie- ben. Die Komorbiditätsrate schwankt hier zwischen 30 und 70 Prozent, einen Großteil übernimmt die Borderline-Persönlichkeitsstörung (vgl. Verheul 2012, S. 275). Diese hohe Zahl kann auch darin begründet liegen, dass Substanzmissbrauch ein Kriterium beispielsweise für die Diagnose der Borderline- Persönlichkeitsstörung (BPS) darstellt. Menschen mit dieser Störung besitzen oft ein selbstschädigendes Verhalten; hierunter fällt beispielweise der missbräuchliche Substanzkonsum, der schnell zu einer Abhän- gigkeit führen kann. Nachfolgend werde ich die BPS genauer beschreiben, um erneut später den Schreibfluss während der Auswertung zu Gunsten der Übersicht nicht durch Erläuterungen zu stören. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist ebenso im ICD 10 und DSM V festgehalten. Sie wird als ein „tief greifendes Muster von Instabi- lität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität“ (American Psychiatric Association, 2013, Borderline Per-sonality Disorder) begriffen. Es äußert sich in einem verzweifelnden Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden, extreme Beziehungen in Form von wechselnder Idealisierung und Abwertung, und Stimmungsschwankungen. Außerdem kann man eine Identitätsstörung (zum Beispiel nicht zu wissen, wer man ist, was man gut kann), wiederholte suizidale Handlungen/Androhungen, chronisches Gefühl von Leere und unangemessene Wutausbrüche verzeichnen. Zu guter Letzt gibt das DMS V noch das oben bereits genannte Symptom des selbstschädigenden Verhal- tens, das sich in Bereichen wie Substanzmissbrauch, Essstörungen, Sexualität und Geldausgeben äußern kann und/oder vorübergehende paranoide Vorstellungen oder Dissoziation vor. Diese große Palette von Symptomen muss allerdings nicht bei jedem Mensch, der unter der BPS leidet, vorliegen. Für die Stellung der Diagnose benötigt man fünf der gerade beschriebenen Kriterien (ebd.)
4. Ursachen und Gründe einer Substanzabhängigkeit
Es gibt zahlreiche Erklärungsmodelle im Bereich der Entstehung einer Substanzabhängigkeit. In Folgenden werde ich drei Kategorien genauer beschreiben, zum einen die psychologischen Faktoren und zum anderen die Gesellschaftlichen Faktoren, die meiner Meinung nach einen hohen Stellenwert in der Ursachenforschung haben. Nach der Beschreibung dieser durchaus wichtigen Aspekte, komme ich zur subjektorientierten Sichtweise in Bezug auf die Substanzabhängigkeitsentstehung. Unter diesem Punkt werde ich die für mich noch heute relevanten Thesen zur Sucht von Wulff erläutern.
4.1 Psychologische Aspekte
Die Substanzabhängigkeit ist eine psychiatrische Erkrankung, die durch unterschiedliche psychotherapeutische Methoden behandelt werden kann. Deshalb liegt es nicht fern, die Ursachenforschung im Bereich der Psychologie zu lokalisieren. Dies wurde natürlich schon von einigen Forscher gemacht. Ich habe mir einige mögliche psychologisch begründete Theorien zur Entstehung von Sucht herausgesucht. Alle Theorien zu erklären, würde den Rahmen der Arbeit sprengen. Im Folgenden wird das systemische, das Lern/sozialisationstheoretische und ein psychoanalytisches Modell kurz beschrieben.
4.1.1 Systemisches Modell
Die systemische Denkweise geht davon aus, dass wir Menschen in sozialen Strukturen leben, die durch wechselseitige Austauschprozesse innerhalb von gesteuerten Systemen geprägt sind. Unter einem System wird eine „beliebige Gruppe von Elementen, die durch Beziehungen miteinander verbunden und durch eine Grenze von ihren Umwelten abgrenzbar sind“ (Schlippe 2013, S. 29) verstanden. Ein solches System stellt die Familie dar. Innerhalb dieser kann durch die gemeinsam adaptiv gelebten Beziehungs- und Kommunikationsmuster, eine Sucht entstehen. Es bildet sich ein sogenannter „Symptomträger“ (vgl. Kuntz 2009, S. 30), der die zwischenmenschlich gestörten oder dysfunktionalen Beziehungsstrukturen signalisiert. Diese können beispielsweise Hierarchie- oder Rollenumkehrungen wie Parentifizierung (die Kinder übernehmen die Elternrolle und die Verantwortung für beispielsweise Geschwister und Haushalt) sein. Aus systemischer Sicht liegt die Verantwortung der Substanzabhängigkeit teilweise beim Süchtigen selber, allerdings wird dem System der Familie (möglicherweise auch Organisationen oder Institutionen) einen hohen Stellenwert beigemessen, da er als Symptomträger (un)bewusste Konflikte oder andere Störungen innerhalb eines Systems widerspiegelt, (vgl. ebd., S. 31).
4.1.2 Lem/sozialisationstheoretische Modell
Ein weiterer wichtiger psychologischer Aspekt, den es in der Ursachenforschung der Suchtentstehung nicht zu vernachlässigen gilt, ist das lerntheoretische Modell. Es gibt in diesem Bereich viele Modelle, näher erklären werde ich das Konditionieren und das Lernen am Modell. Konditionierung beschreibt den Prozess, in der Situationen und Verhaltensweisen mit bestimmten Gefühlen gekoppelt werden. Werden diese mehrmals gekoppelt (beispielsweise Drogenkonsum führt zur besseren Stim- mung/Befinden), erlernt der Mensch dieses Verhalten (Drogen zu nehmen, wenn es ihm nicht gut geht). Er wird letzteres deshalb häufiger zeigen, bis er womöglich eine Substanzabhängigkeit entwickelt (vgl. Kuntz 2009, S. 33). Neben der Konditionierung gibt es noch die Theorie über das „Lernen am Modell“. Damit sind das Nachahmen und die daraus resultierende Identifikation einer Modell-Person gemeint. Diese können die Eltern sein, aber auch Freunde, andere Menschen im sozialen Umfeld oder auch ein Star, den man bewundert. Nimmt diese Modell-Person beispielsweise Substanzen zu sich, kann es aufgrund des Wunsches, genauso so zu sein wie die Person, dazu führen, dass der „Bewunderer“ selbst zu Drogen greift; ein erster möglicher Schritt in die Substanzabhängigkeit ist getan.
4.1.3 Psychoanalytisches Modell
Anstelle von früheren Theorien über mögliche Triebkonflikte, die durch Freud (Psychoanalytiker) aufgestellt wurde, tritt das Strukturmodell als mögliche Ursache einer Substanzabhängigkeit. Dieses Strukturmodell besteht aus dem Ich, dem Es und dem Überich. Das Überich ist dafür zuständig, dass sich ein Mensch „wertekonform“ verhält, es beinhaltet soziale Werte bzw. Normen, Moral und das Gewissen. Wünsche, Triebe und Bedürfnisse kennzeichnet das Es. Den Vermittler zwischen den beiden Instanzen übernimmt das Ich. Bei Letzterem besteht bei Substanzabhängigen oft eine Unterentwicklung in den Ich-Aufgaben der zuverlässigen Selbst- und Fremdwahrnehmung, der Realitätseinschätzung, der Affekt- und Impulskontrolle und der Einschätzung der Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere), was zu strukturellen Defiziten und Einschränkungen führt (vgl. Kuntz 2009, S. 22). Der Süchtige versucht einen Selbstheilungsprozess durch die Drogen, die das Ich stärken sollen, zu erreichen.
„Für die Psychologie ist der süchtige Mensch ein ich-kranker Mensch, der verzweifelt versucht, mit seinem Suchtverhalten die Defekte in seiner Person- lichkeit zu kompensieren. Die Droge ist eine Form der Anpassung (...) an akute Probleme (...), sie stellt einen Versuch dar, sich selbst zu helfen, sein Leben aufdie beste ihm mögliche Weise zu leben.“ (ebd.).
4.2 Gesellschaftliche Aspekte
Neben den gerade verschiedenen beschriebenen möglichen psychologischen Aspekten, die zu einer Substanzabhängigkeit führen können, darf die wichtige gesellschaftliche Seite nicht vergessen werden. Jeder Mensch gehört zur Gesellschaft, doch warum erkranken manche an einer Sucht und andere nicht? Beim Durchstöbern der Literatur sind mir vor allem zwei wichtige Faktoren aufgefallen: Zum einen der der Leistungsorientierung und der der Sozialisation von Männern.
Männer wie Frauen habenje nach Kultur und Land eine bestimmte Sozialisation, darunter versteht man einen „auf dem Wege der Verinnerlichung gesellschaftlicher Normen verlaufender Prozess der Anpassung eines Individuums an Denk- und Verhaltensmuster seines Umfelds“ (PONS, 2015; Sozialisation). Diese Sozialisation ist bei Frauen natürlich anders als beim Mann, da in der Gesellschaft unterschiedliche Erwartungen herrschen. Ich werde nur die männliche Sozialisation analysieren, da mein Interviewpartner männlich ist, und ich deshalb in der Auswertung nur den männlichen Aspekt analysieren werde.
Kagerer (2003) beschreibt, dass Männer bereits früher beispielsweise mit dem Alkoholtrinken beginnen - und das häufiger und regelmäßiger als Frauen. Einhergeht ein an die Gesellschaft unangepasstes Verhalten wie Delinquenz. Alkoholtrinken wird in der westlichen Kultur mit männlich gleichgesetzt, je mehr man verträgt, desto männlicher ist der Mann (vgl. Kagerer 2003, S. 155). Wittschier (1996) spricht in diesem Zusammenhang von mangelndem Selbstbewusstsein aufgrund fehlender Vaterfiguren in der Kindheit. Jungs und Männern orientieren sich dann an andere Männer, beispielsweise der in den Medien. Die „harten Jungs/Männer“ werden oft mit Alkohol, Sportwagen und umgeben von vielen Frauen dargestellt. Außerdem wird die Männerrolle gekennzeichnet durch „Funktions- und Außenorientierung, der Unfähigkeit zur emotionalen Selbstversorgung und der darauf resultierenden Abhängigkeit von emotional versorgenden Partnerinnen und auch deren emotionale Abwehr“ vorgelebt (ebd.). Diese Aspekte werden bereits in der Erziehung weitergegeben, “Jungs weinen nicht, das machen nur Mädchen“ habe ich oft von Kindergartenjungs während meines Praktikums gehört. Gefühle zu zeigen ist schwach und deshalb nicht männlich. Ein Mann ist zujeder Zeit stark und funktioniert in der Gesellschaft, dies innerhalb des beruflichen aber auch des privaten Bereichs. Wird man diesem Idealbild als Mann nicht gerecht, versucht man eine Lösung bzw. eine Bewältigungsstrategie zu finden. Leistungsfähiger zu werden, um dem Job und der Pflichten zu Hause gerecht zu werden, kann zu Beginn durch leistungssteigernde Substanzen (Speed, Crystal) erreicht werden. Zudem haben diese Stoffe, wie bereits zu Beginn der Arbeit beschrieben, die Wirkung, das Selbstwertgefühl ansteigen zu lassen: Man fühlt sich wieder stark und deshalb männlich. Einige Substanzen, die zu einer Abhängigkeit führen können, stellen einen Lösungsversuch dar, um in unserer leistungsorientierten Gesellschaft weiterhin zu funktionieren.
4.3 Subjektorientierter Aspekt
Bei Betrachtung von Biografien von Substanzabhängigen fällt auf, dass es keine Monokausalität gibt, meist spielen mehrere Gründe zusammen, die den Menschen in die Abhängigkeit rutschen lassen. Jeder Süchtige hat eine eigene Geschichte, die Suchtpersönlichkeit gibt es nicht. Deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig einen subjektorientierten Aspekt in meiner Arbeit einfließen zu lassen und den Schwerpunkt - auch in der späteren Auswertung - darauf zu legen. Hierzu ziehe ich Wulffs Thesen zur Sucht heran, da diese die Subjektorientierung gut beschreiben.
In einem Brief an seinen langjährigen politischen Weggenossen Toni Schlösser schreibt Erich Wulff einige Thesen zum Thema Sucht. Diese stammen zwar bereits aus dem Jahr 1997, allerdings sind seine Thesen noch heute relevant. Das Wort „Sucht“ bedeutet so viel wie Siechtum, Seuche und Krankheit. Krankheit besitzt mittlerweile im Gegensatz zur Sucht „wissenschaftliche Vernunft (...) [die sich] auf definierbare Ursachen, gemeinsame Erscheinungsbilder, Prognosen und therapeutische Möglichkeiten“ (Wulff 1997, S. 87) ableiten lässt.
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- Citation du texte
- Ulrike Eckert (Auteur), 2016, Konsum psychotroper Substanzen. Funktion einer Substanzabhänigigkeit am Beispiel eines Betroffenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156446
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