„Auch den Sisyphos sah ich, von schrecklicher Müh gefoltert,
Einen schweren Marmor mit großer Gewalt fortheben.
Angestemmt, arbeitet er stark mit Händen und Füßen,
Ihn von der Au aufwälzend zum Berge. Doch glaubt er ihn jetzo
Auf den Gipfel zu drehn, da mit einmal stürzte die Last um;
Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor.
Und von vorn arbeitet er, angestemmt, dass der Angstschweiß
Seinen Gliedern entfloss und Staub sein Antlitz umwölkte.“
Sisyphos, der Büßer, der in der Unterwelt seinen Kampf gegen den Stein führt, das ist das Bild, das uns vor Augen steht, wenn sein Name fällt. Wie fast alle mythischen Gestalten erfuhr auch Sisyphos über die Jahrhunderte eine Wandlung in der europäischen Rezeption. Sind auch die Autoren und Philosophen, die sich mit der Geschichte des Königs von Korinth auseinander setzten nicht so zahlreich, wie etwa die Odysseus-Rezeptionen, so finden sich doch in allen Jahrhunderten Beispiele für eine Beschäftigung mit Sisyphos. Sah man im Sisyphos in der Antike überwiegend ein Beispiel für die harten Strafen der Götter, so wandelte sich sein Dasein im Hades später zu einem Sinnbild für das Leben an sich. Doch schließlich behauptet Camus, dass wir uns diesen Menschen glücklich vorzustellen haben.
Ziel soll es sein, ausgehend vom Originalmythos der Antike, den Weg zu Camus zu zeichnen. Anhand einiger Beispiele aus dem Mittelalter und der Neuzeit soll gezeigt werden, wie Sisyphos immer wieder umgewertet wurde, seine Geschichte stets neuen Deutungen unterlag, bis Camus eine völlige Neubewertung des Sisyphos-Mythos vornahm. Seiner Auseinandersetzung mit Sisyphos, eingebettet in die Philosophie des Absurden, gilt hier das Hauptinteresse. Ein kurzer Ausblick in die Sisyphos-Rezeption nach Camus dient noch einmal der Hervorhebung seiner Bedeutung, denn gerade nach Camus machten sich Autoren zunehmend daran, sich mit diesem Mythos auseinandersetzen, die Rezeptionen wurden zahlreicher und vielfältiger. Camus öffnete den Weg für einen freieren, fast spielerischen Umgang mit dem Mythos. Erst nach Camus kam die Frage auf, was geschähe, wenn Sisyphos` Stein eines Tages liegenbliebe...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sisyphos, „der schlaueste unter den Männern"
- Bestrafung der Sünder oder Sinnbild des Lebens? Aspekte des Sisyphos in der Antike
- „Das Leid bin ich, und ich bin Leid," Sisyphos im Mittelalter
- Sisyphos vor Camus (18. bis 20. Jhd.)
- Camus - Einordnung des Sisyphos in sein Werk
- Das Absurde- Bindeglied zwischen Mensch und Welt
- Der absurde Mensch
- Sisyphos- der Held des Absurden
- Abschließende Betrachtungen
- Wenn der Stein einmal liegen bleibt...
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung der Rezeption des Sisyphos-Mythos von der Antike bis zu Albert Camus aufzuzeigen. Anhand von Beispielen aus verschiedenen Epochen wird deutlich, wie sich die Deutung des Mythos im Laufe der Geschichte wandelte. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Camus' Interpretation des Sisyphos im Kontext seiner Philosophie des Absurden.
- Die Entwicklung der Rezeption des Sisyphos-Mythos
- Die Rolle des Sisyphos in der Antike und im Mittelalter
- Die Bedeutung des Sisyphos-Mythos in der Neuzeit
- Camus' Philosophie des Absurden
- Die Umdeutung des Sisyphos-Mythos durch Camus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Arbeit ein und stellt die Rezeption des Sisyphos-Mythos als Ausgangspunkt dar. Im zweiten Kapitel wird der Sisyphos der Antike vorgestellt, wobei seine Schlauheit und Lebenslust sowie seine Bestrafung durch die Götter im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel beleuchtet die Rezeption des Sisyphos im Mittelalter, in dem seine Geschichte zunehmend als Sinnbild für das Leid des Menschen interpretiert wird. Im vierten Kapitel wird die Sisyphos-Rezeption von der Aufklärung bis zur Moderne beleuchtet, wobei der Mythos als Metapher für verschiedene Themen wie Arbeit, Politik und Kunst verwendet wird.
Das fünfte Kapitel widmet sich Albert Camus und seiner Interpretation des Sisyphos-Mythos. Zunächst wird die Philosophie des Absurden erläutert, die Camus' Werk prägt. Anschliessend wird Camus' Umdeutung des Sisyphos-Mythos im Kontext seiner Philosophie des Absurden analysiert. Im sechsten Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die Rezeption des Sisyphos-Mythos nach Camus kurz beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Sisyphos-Mythos, die Rezeptionsgeschichte, die Philosophie des Absurden, Albert Camus, die Antike, das Mittelalter, die Neuzeit, die Deutung des Mythos, das Leid, die Sinnlosigkeit, das Glück, der absurde Mensch, der freie Wille, die menschliche Existenz.
- Citation du texte
- Gesine Aufdermauer (Auteur), 2002, Der glückliche Sünder: Albert Camus - Der Mythos des Sisyphos - als Wende in der Rezeptionsgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11549
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