Auf dem Reichstag zu Worms 1495 hatten Reichsstädte wie Nürnberg nur wenig Einfluss
auf die Reichspolitik. Dabei hatte Nürnberg jedoch erwähnenswerten Anteil an
einem auch für die Reichstagspolitik im Spätmittelalter unerlässlichen Fortschritt der
Entwicklung der Kommunikation innerhalb des Reiches. Mit der Entwicklung einer
zumindest wirtschaftlich hohen Bedeutung der Stadt Nürnberg ging auch eine hohe Bedeutung
des Nachrichtenwesens und darauf aufbauend ein Netz aus weitläufigen diplomatischen
Beziehungen einher, repräsentiert durch Gesandte aus dem Nürnberger Rat.
Zumindest half dies sicher auch, gegen Ende des 15. Jahrhunderts wenigstens zu den
Reichstagen geladen zu werden. Der Nürnberger Rat konnte so versuchen, den
Reichstag als Plattform zur Mitsprache an der Verteilung der Lasten der Eilenden Hilfe
für König Maximilian I. und für die Verhandlung und Abwicklung regionaler Belange
zu nutzen.
Notwendig dazu war das Ineinandergreifen eines gut entwickelten Botenwesens für den
Nachrichtenverkehr zwischen Nürnberg und Worms und den diplomatischen Bemühungen
der Reichstagsgesandten. Beispielhaft soll deshalb ein Auszug aus der Korrespondenz
zwischen dem Nürnberger Rat und den Nürnberger Reichstagsgesandten für den
Zeitraum April bis Juni 1495 vorgestellt werden. Anhand eines der Briefe des Nürnberger
Rates an seine Gesandten in Worms wird demonstriert, wie vielseitig die Aufgaben
der Gesandten waren, welche weitreichenden Kompetenzen sie hatten und wie wichtig
ihre Rolle als Repräsentanten der Reichsstadt Nürnberg angesehen wurde.
[...]
Inhalt
1. Einleitung
2. Das Nachrichtenwesen Nürnbergs und der Reichstag in Worms
2.1. Das Gesandtschafts- und Botenwesen allgemein
2.2. Nürnberg als Nachrichtenzentrum
2.3. Nürnberg auf dem Reichstag in Worms 1495
2.3.1. Der Reichstag in Worms allgemein
2.4. Der Brief aus Nürnberg vom 12. Juni 1495
2.5. Auswertung des Briefes
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Auf dem Reichstag zu Worms 1495 hatten Reichsstädte wie Nürnberg nur wenig Einfluss auf die Reichspolitik. Dabei hatte Nürnberg jedoch erwähnenswerten Anteil an einem auch für die Reichstagspolitik im Spätmittelalter unerlässlichen Fortschritt der Entwicklung der Kommunikation innerhalb des Reiches. Mit der Entwicklung einer zumindest wirtschaftlich hohen Bedeutung der Stadt Nürnberg ging auch eine hohe Bedeutung des Nachrichtenwesens und darauf aufbauend ein Netz aus weitläufigen diplomatischen Beziehungen einher, repräsentiert durch Gesandte aus dem Nürnberger Rat.
Zumindest half dies sicher auch, gegen Ende des 15. Jahrhunderts wenigstens zu den Reichstagen geladen zu werden. Der Nürnberger Rat konnte so versuchen, den Reichstag als Plattform zur Mitsprache an der Verteilung der Lasten der Eilenden Hilfe für König Maximilian I. und für die Verhandlung und Abwicklung regionaler Belange zu nutzen.
Notwendig dazu war das Ineinandergreifen eines gut entwickelten Botenwesens für den Nachrichtenverkehr zwischen Nürnberg und Worms und den diplomatischen Bemühungen der Reichstagsgesandten. Beispielhaft soll deshalb ein Auszug aus der Korrespondenz zwischen dem Nürnberger Rat und den Nürnberger Reichstagsgesandten für den Zeitraum April bis Juni 1495 vorgestellt werden. Anhand eines der Briefe des Nürnberger Rates an seine Gesandten in Worms wird demonstriert, wie vielseitig die Aufgaben der Gesandten waren, welche weitreichenden Kompetenzen sie hatten und wie wichtig ihre Rolle als Repräsentanten der Reichsstadt Nürnberg angesehen wurde.
2. Das Nachrichtenwesen Nürnbergs und der Reichstag in Worms
2.1. Das Gesandtschafts- und Botenwesen allgemein
Zunächst ist die begriffliche Unterscheidung von Gesandten und Boten sinnvoll. Unter Gesandten versteht man von Fürsten geschickte Personen mit politischem Auftrag, die meist in Gruppen auftraten und Geleitschutz erhielten. Es handelte sich hierbei schon seit der Antike um hohe Beamte aus dem Hof eines Herrschers, meist von adeligem Stand.[1] Sie überbrachten und verhandelten die Anliegen ihrer Landesherren und vertraten und repräsentierten dieselben über längere Zeiträume in politischen Belangen. Doch mit der Zunahme des Handelsvolumens und der Erhöhung der Reichweite von Handelsbeziehungen im Hochmittelalter musste zwangsläufig auch die Flexibilisierung des Austausches von sich immer weiter diversifizierenden Informationen einhergehen. Deshalb entwickelte sich in dieser Zeit auch ein Netz aus Botendiensten. Boten waren im Gegensatz zu den Gesandten Personen niederen Standes, die teils allein als Überbringer mündlicher Botschaften, teils als Überbringer von persönlichen Briefen fungierten.[2]
Triebfeder für die Entwicklung eines regelrechten Botenwesens (oder Nachrichtendienstes) im Hochmittelalter war insbesondere der aufstrebende Fernhandel. Für reisende Händler und Kaufleute waren Informationen zu Zöllen, zu Preisentwicklungen, zu aktuellen Nachfragesituationen im Zielgebiet oder aktuellen Gefahren auf den Handelswegen besonders wichtig. So wurde der frühe Brief- und Nachrichtenverkehr zwischen Städten im Reich auch zunächst größtenteils von Handelszügen übernommen.[3]
Einhergehend mit dem Anstieg des Bedarfs an Kommunikation musste sich das Nachrichtenwesen aber immer weiter organisieren, um die Effizienz und die Zuverlässigkeit der Informationsweitergabe ebenfalls zu steigern. Zur Erhöhung der Reisegeschwindigkeit der Boten entstand allmählich ein Netz aus Pferdestationen.[4] Wohl diesem Beispiel folgend wurden auch zunehmend Wechselboten eingesetzt und die Boten auch von ihren Auftraggebern getauscht. Auf diese Weise konnten den reisenden Dienstboten zwischen ihren Einsätzen Ruhezeiten gewährt werden ohne dadurch die Zustellung von Nachrichten zu verlangsamen, außerdem mussten von einem Absender geschickte Dienstboten ihren Rückweg nicht mit leeren Händen antreten.[5] Zur Verbesserung der Zuverlässigkeit der Dienstboten kam es ungefähr zum Ende des 15. Jahrhunderts zu amtlichen Vereidigungen der Boten[6] und mit der allgemeinen Entwicklung regelrechter Botenordnungen wurde den immer vielfältigeren Aufgabenfeldern der organisierten Boten Rechnung getragen. Immerhin durften sie neben ihrer ursprünglichen Tätigkeit zusätzlich als Kurier persönlicher Wertgegenstände fungieren.[7] Für das Jahr 1484 ist aus Nürnberg in einem Ratsverlass überliefert, dass die Abreisetermine der Boten mit Hilfe eines Anschlages bekannt gegeben werden sollen, damit sich Reisende ihrer Tour anschließen können.[8] Die Kenntnisse der Boten über den Zustand der Wege und die Rastmöglichkeiten auf den Reiserouten sollten so anderen Reisenden zugute kommen. Allerdings wurden Boten als Träger vertraulicher Informationen auf den langen Wegen ihrer Nachricht immer wieder Opfer von Spionageinteressen und politischen Intrigen.[9]
Die Organisation der Nachrichtendienste mit Hilfe der Vereidigung von Boten und niedergeschriebener Botenordnungen verweist allgemein auch bereits auf einen frühen Vorläufer eines späteren Postwesens, wie beispielsweise auch dasjenige zu Diensten des Hauses Habsburg um etwa 1490.[10]
2.2. Nürnberg als Nachrichtenzentrum
Die Anfänge des Botenwesens in Nürnbergs müssen ja fast bei den Anfängen der Stadt selbst zu finden sein. Da die Überlieferung der Tätigkeit von Boten aber fast vollständig im Verborgenen - respektive im Hintergrund von dokumentierten Briefverkehr und als seltene Posten in Stadtrechnungen[11] - geblieben ist, lässt diese sich erst sinnvoll ab dem Spätmittelalter nachzeichnen, währenddessen die Stadt Nürnberg selbst auch ihre Hochzeit im Hinblick auf ihre politische oder wirtschaftliche Bedeutung erreicht hat.[12] Mit dieser prosperierenden Entwicklung einher geht natürlich auch der Unterhalt eines Nachrichtendienstes durch den Nürnberger Rat, gemäß dessen Funktion als Lenker der wirtschaftlichen und politischen Belange der Stadt. Erwähnungen eines ersten Ratsboten finden sich für das Jahr 1377.[13] Die Nürnberger Infrastruktur zur Informationsübermittlung spielte dabei schon seit Mitte des 14. Jahrhunderts eine wichtige Rolle für die diplomatischen Beziehungen der rheinischen Machtzentren des Heiligen Römischen Reichs mit dem Königreich Böhmen.[14]
[...]
[1] Wirth, G., Art. „Gesandte“, in: Lexikon des Mittelalters. Bautier R.-H. u.a. (Hrsg.). Bd. 4. München /Zürich 1989. S. 1363.
[2] Szabo, T., Art. „Botenwesen“, in: Lexikon des Mittelalters. Bautier R.-H. u.a. (Hrsg.). Bd. 2. München/Zürich 1983. S. 486.
[3] Sessler, H., Das Botenwesen der Reichsstadt Nürnberg. Erlangen 1946. S. 2.
[4] Szabo, T., Art. "Botenwesen", in: LexMA. S. 486.
[5] ebda, S. 487.
[6] Sessler, H., Botenwesen. S. 14.
[7] Sessler, H., Botenwesen. S. 25.
[8] ebda., S. 29.
[9] ebda., S. 14.
[10] Moraw, P., Der Reichstag zu Worms, in: 1495 – Kaiser, Reich, Reformen. Der Reichstag zu Worms. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz (Hrsg.). Koblenz 1995. S. 28.
[11] Sessler, H., Botenwesen. S. 27.
[12] ebda., S. 1.
[13] Diefenbacher, M., Art. „Botenwesen“, in: Stadtlexikon Nürnberg. Diefenbacher, M./Endres, R. (Hrsg.). Nürnberg 2000. S.152.
[14] Polivka, M., Nürnberg als Nachrichtenzentrum in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Heimann H.-D. (Hrsg.). Kommunikationspraxis und Korrespondenzwesen im Mittelalter und in der Renaissance. Paderborn 1998. S. 165.
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