Im folgenden Verlauf werde ich die Perikope von Lukas 15,11-32 nach der Luther Übersetzung historisch-kritisch analysieren. Die Exegese von biblischen Texten ist eine notwendige Vorbereitung der Lehrkraft für den Religionsunterricht. Durch die Exegese kann ein vollständiges Verständnis über den Text erlangt und die Absicht des Schreibers in der damaligen Zeit überprüft werden.
Zu Beginn der Analyse werde ich den Mikrokontext und den Gesamtrahmen abgrenzen. Im Anschluss daran werde ich die Gliederung des Textes ausformulieren und eine Abgrenzung von Tradition und Redaktion vornehmen. Außerdem werde ich die Gattung der vorlukanischen Überlieferung bestimmen und eine religionsgeschichtliche Analyse durchführen. Im zweiten teil dieser Arbeit wird ein Unterrichtsentwurf zum Gleichnis vom verlorenen Sohn konzipiert. Als erstes wird dazu in der Bedingungsanalyse erläutert, mit welchen SuS die konzipierte Unterrichtseinheit durchgeführt wird. Dabei werden Alter, Schule, soziales Umfeld und religiöse Sozialisierung näher beschrieben. In einem zweiten Kapitel wird die Unterrichtsreihe zum Gleichnis vorgestellt und eine ausgewählte Stunde der Reihe näher erläutert. Im letzten Teil dieser Arbeit wird eine didaktisch methodische Analyse zur Unterrichtsstunde durchgeführt. Ein Fazit rundet diese Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
1. Abschrift des zugrunde gelegten Textes
2. Sachanalyse
2.1 Exegese
2.2 Relevants für heute / den Unterricht
3. Bedingungsanalyse
4. Unterrichtsentwurf
4.1 Aufbau der Unterrichtsreihe
4.2 Aufbau der Unterrichtsstunde
5. Didaktische und methodische Analyse
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Anm. d. Red.: Die Anhänge sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht im Lieferumfang enthalten!
1. Abschrift des zugrunde gelegten Textes
Der verlorene Sohn (Lk 15,11-32)
11 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne.
12 Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.
13 Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.
14 Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben
15 und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten.
16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.
17 Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger!
18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.
19 Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich einem deiner Tagelöhner gleich!
20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.
22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße
23 und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein!
24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
25 Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen
26 und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre.
27 Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.
28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn.
29 Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.
30 Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.
32 Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden. (Lutherbibel 2017)
2. Sachanalyse
2.1 Exegese
Die vorliegende Perikope befindet sich am Ende des fünfzehnten Kapitels des Lukasevangeliums. Betrachtet man den Gesamtrahmen des Evangeliums steht das Gleichnis im 2. Hauptteil; nach Jesu Wirken in Galiläa und vor Jesu Passion in Jerusalem. Der Abschnitt in dem sich die Bibelstelle befindet, umfasst Jesu Reise nach Jerusalem (9,51-19,27). Der Reisebericht nach Lukas enthält überwiegend Sondergut und Q-Überlieferungen bis 18,15, wo er die markinische Erzählfolge wieder aufnimmt.1
Drei Gleichnisse befinden sich im fünfzehnten Kapitel vom Verlorenen: vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und vom verlorenen Sohn. Die drei Gleichnisse werden mit einer redaktionellen Notiz eingeleitet (V.1-3), welche die Gleichnisse mit einem gemeinsamen Adressatenkreis verbindet; „Zöllner und Sünder nähern sich Jesus und die Pharisäer murren darüber“.2 Jesus antwortet daraufhin mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf (V.4-7), das auch von Matthäus überliefert und deshalb der Quelle Q zuzurechnen ist.3 Mit der Aussagen, dass die Freude im Himmel über einen Sünder der Buße tut größer ist als neunundneunzig Gerechte, die Buße nicht bedürfen, endet das Gleichnis. Die beiden Gleichnisse aus dem Sondergut folgen. Das erste Gleichnis (V.8-10) ist eine kurze Erzählung über eine Frau, die großen Aufwand betreibt, um einen verlorenen Groschen zu suchen und die ihre Freude über das Wiederfinden mit ihren Nachbarinnen und Freundinnen teilt. Auch in diesem Gleichnis erkennt man die Aussage, dass die Freude über bußfertige Sünder groß ist. Die vorliegende Geschichte beschreibt eine individuelle Handlung und ist sehr ausführlich er- zählt. In Kapitel sechszehn setzt ein neues Thema über Reichtum und Besitz ein, indem vorrangig die Jünger angesprochen werden. Es handelt es sich dabei ebenfalls um ein Gleichnis.
Die Bibelstelle lässt sich dabei in zwei große Teile gliedern, deren Ende jeweils durch den gleichen Satz markiert sind (V.24 u. V.32): „er war tot und lebt wieder, er war verloren und wurde gefunden“.4 Der Aufbau der Erzählung lässt sich in sechs Abschnitte teilen: Der Weg in die Verlorenheit (V.11-16), Entschluss zur Heimkehr (V.17-19), Annahme durch den Vater (V.20-24), Anstoß an der Annahme (V.25-27), Entschluss nicht teilzunehmen (V.28-30) und die Bitte des Vaters (V.31- 32).5
Das Gleichnis ist von mehrfachen Wechsel der Schauplätze und Perspektiven geprägt. Zuerst werden die drei Haupttpersonen benannt, zwischen denen die Handlung abläuft: „Ein Mensch hatte zwei Söhne“ (V.11), womit die Ausgangssituation skizziert wird. Es folgt der erste Teil des Gleichnisses aus der Sicht des jüngeren Sohnes. Dieser fordert vom Vater sein Erbteil und nachdem der Vater es unter den Söhnen aufgeteilt hat, nimmt er es, verlässt sein Vaterhaus und zieht weg in die Ferne (V.13a). Das Vermögen wird schnell verbraucht und es folgen widrige Umstände wir die Hungersnot (V.13bff.). Der jüngere Sohn begibt sich daraufhin in ein Lohnarbeitsverhältnis um seine Situation zu verbessern und wird dabei bei der Schweineherde eingesetzt (V. 15). Durch die starke Hungersnot konkurriert er mit den Schweinen um das Essen, wobei ihm das Schweinefutter verweigert wird (V.16). Der jüngere Sohn geht in sich, vergleicht seine Situation mit den Lohnarbeitern seines Vaters, denen es vergleichsweise gut geht und entschließt sich zur Rückkehr (V.17ff.). Er erkennt, dass er sein Erbe verspielt hat und beschließt, unter Schuldbekennen um eine Stelle als Tagelöhner zu bitten (V.18bff.). Der Sohn setzt seinen Entschluss in die Tat um und macht sich auf dem
[...]
1 Vgl. Conzelmann, Hans, Lindemann, Andreas (2004): Arbeitsbuch zum Neuen Testament 14. Auflage, S.339.
2 Vgl. Schnelle, Udo (2007): Einleitung in das Neue Testament 6. Auflage. S. 291.
3 Vgl. Petzke, Gerd (1990): Das Sondergut des Evangeliums nach Lukas, Zürcher Werkkommentare zur Bibel. S. 136.
4 Vgl. Klein, Hans (2005): Das Lukasevangelium übersetzt und erklärt von Hans Klein. Seite 527.
5 Vgl. Ebd.
- Quote paper
- Alina Finkeldey (Author), 2021, Das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Unterrichtsentwurf zu Lk 15,11-32 (Religion, 3. Klasse Grundschule), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1154783
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