Schiller zeigt sich seit seiner ersten Lektüre Kants von dessen Philosophie begeistert und beginnt, sich vor allem mit seiner Theorie des Schönen intensiv zu beschäftigen. Die Ergebnisse seiner Auseinandersetzung mit Kants Schönheitsbegriff finden ihren Ausdruck in dem Briefwechsel mit Körner, der unter dem Namen Kallias bekannt ist. In den Kallias-Fragmenten legt er die Grundlage seiner allgemeinen Schönheitstheorie, die er in der Abhandlung "Über Anmut und Würde" auf den Menschen überträgt.
Die vorliegende Arbeit versucht aufzuzeigen, inwiefern Kants Transzendentalphilosophie einerseits die Grundlage für Schillers Ästhetik bildet, den Dichter andererseits aber auch dazu veranlasst, Kants Ideen in einigen Punkten zu erweitern und sich an anderer Stelle deutlich von ihm zu distanzieren und den Versuch von alternativen Entwürfen zu wagen.
Entgegen des Kantischen Subjektivismus versucht Schiller ein objektives Prinzip der Schönheit zu entwickeln, das auf bestimmten Merkmalen der schönen Gegenstände beruht. Er entwickelt eine Autonomieästhetik und verbindet somit die Idee der Freiheit mit der der Schönheit, was ihn zu der Definition führt, dass Schönheit „Freiheit in der Erscheinung“ sei. In eben dieser Verbindung erweitert er die Reflexionen Kants, der an dem Schönen hauptsächlich unter erkenntnistheoretischem Aspekt interessiert war. Schiller hingegen legt seinen Schwerpunkt weniger auf die Bedingungen menschlicher Erkenntnis, als vielmehr auf die Bedeutung solcher Erkenntnisse für den Menschen als ein Ganzes, für dessen Wollen und Handeln. Schillers anthropologisches Interesse ist es nun auch, was ihn dazu leitet eine Synthese von Moralphilosophie und Ästhetik anzustreben. Innerhalb seiner Abhandlung "Über Anmut und Würde" entwirft er als Alternative zu Kants rigoroser Pflichtethik das Ideal der Schönen Seele, die die Pflicht aus Neigung erfüllt. Während Kant die Vollendung der Menschheit in der Herrschaft der Vernunft sieht, findet Schiller die Vollendung menschlichen Daseins in der Vorstellung des Spiels als harmonische Einheit von Sinnlichkeit und Vernunft. Beide jedoch suchen den Schlüssel zu einem gerechten und sittlichen menschlichen Zusammenleben in der Idee der Freiheit und der Selbsteinschränkung.
Inhaltsverzeichnis
- Gliederung
- Hauptteil
- Kanias oder über die Schönheit - Schillers Begriff Schönheit
- Einleitung
- Die Frage nach der Subjektivität: subjektive Allgemeingültigkeit oder objektives Prinzip (des Geschmacksurteils?
- Die Frage nach der Lokalisierung des Urteilsvermögens: Teil der theoretischen Vernunft oder Teil der praktischen Vernunft?
- Schillers ästhetisches Modell:
- die Freiheit als Form praktischen Vernunft
- der Prozess des ästhetischen Urteils
- die Autonomie in der Erscheinung
- der Zusammenhang zwischen Freiheit und Schönheit
- Zusammenfassung
- Über Anmut und Würde - Die Anwendung Schönheitstheorie auf den Menschen
- Einleitung
- Der Dualismus im Menschen
- Der Begriff der Freiheit bei Kant
- Die rigorose Pflichtethik Kants
- Die Rehabilitierung der Neigung Schillers
- Die Bestimmung des Menschen: die Schöne Seele
- Die Anmut und die Würde
- Abschließende Zusammenfassung
- Kanias oder über die Schönheit - Schillers Begriff Schönheit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Schillers Rezeption der Kantischen Ästhetik und untersucht, wie er die Kantische Schönheitslehre in seinen eigenen Werken umsetzt. Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob und wie Schiller ein objektives Prinzip des Schönen finden kann, das von der subjektiven Wahrnehmung unabhängig ist.
- Schillers Kritik an Kants Subjektivismus
- Die Verbindung von Freiheit und Schönheit
- Das ästhetische Urteil als Ausdruck der Autonomie
- Die Rolle der Technik in der Schönheitstheorie
- Schillers Ideal der Schönen Seele als Alternative zu Kants Pflichtethik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kanias oder über die Schönheit - Schillers Begriff Schönheit
- Einleitung: Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Einführung in Schillers Auseinandersetzung mit Kants Philosophie, insbesondere mit der Kantischen Schönheitslehre. Schiller strebt ein objektives Prinzip des Schönen an, das auf bestimmten Merkmalen der schönen Gegenstände beruht.
- Die Frage nach der Subjektivität: Hier wird die Frage nach der Subjektivität des Geschmacksurteils behandelt. Kant argumentiert, dass das Schöne nur subjektiv wahrgenommen werden kann, während Schiller ein objektives Prinzip sucht.
- Die Frage nach der Lokalisierung des Urteilsvermögens: Schiller stellt Kants Lokalisierung des Urteilsvermögens in der theoretischen Vernunft in Frage. Er argumentiert, dass die Schönheit in der praktischen Vernunft zu suchen ist, da sie von Begriffen unabhängig ist.
- Schillers ästhetisches Modell: In diesem Abschnitt wird Schillers ästhetisches Modell vorgestellt, das auf der Verbindung von Freiheit und Schönheit basiert. Die Freiheit, die für Schiller das Prinzip der praktischen Vernunft darstellt, wird als Form des Schönen angesehen.
- Über Anmut und Würde - Die Anwendung Schönheitstheorie auf den Menschen
- Einleitung: Dieses Kapitel widmet sich der Anwendung von Schillers Schönheitstheorie auf den Menschen. Schiller untersucht den Dualismus im Menschen, der zwischen Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung steht.
- Der Dualismus im Menschen: Schiller beschreibt den Menschen als ein Wesen, das sowohl der Sinnenwelt als auch der Vernunftwelt angehört. Diese beiden Welten stehen in einem ständigen Konflikt zueinander.
- Der Begriff der Freiheit bei Kant: Schiller analysiert Kants Freiheitsbegriff, der auf der autonomen Unterwerfung unter das Sittengesetz beruht. Diese rigorose Pflichtethik führt zu einer Unterdrückung der sinnlichen Seite des Menschen.
- Die Rehabilitierung der Neigung Schillers: Schiller plädiert für eine Rehabilitierung der Neigung, die bei Kant als Gefahr für die Moralität angesehen wird. Er argumentiert, dass die Bedürfnisse der Neigungen mit den Ansprüchen des Sittengesetzes vereinbar sind.
- Die Bestimmung des Menschen: die Schöne Seele: Schiller entwirft das Ideal der Schönen Seele, in der Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonieren. Die Schöne Seele ist der Ausdruck einer gelungenen Synthese der beiden menschlichen Pole.
- Die Anmut und die Würde: In diesem Abschnitt wird die Anmut als Ausdruck der Schönen Seele und die Würde als Ausdruck der Erhabenheit behandelt. Die Anmut ist die Schönheit der Gestalt unter dem Einfluss der Freiheit, während die Würde die Schönheit der Form unter dem Einfluss der Vernunft darstellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Schillers Ästhetik, die Kantische Kritik der Urteilskraft, das Schöne, die Freiheit, die Autonomie, die Schöne Seele, die Anmut und die Würde. Der Text beleuchtet die Rezeption der Kantischen Philosophie durch Schiller und untersucht, wie er die Kantische Schönheitslehre in seinen eigenen Werken umsetzt. Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob und wie Schiller ein objektives Prinzip des Schönen finden kann, das von der subjektiven Wahrnehmung unabhängig ist.
- Citation du texte
- Sarai Jung (Auteur), 2003, Schillers Kantrezeption in seiner Theorie des Schönen: "Kallias oder über die Schönheit" und "Über Anmut und Würde", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11545
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