In den letzten Jahren hat sich das Credo des Lebensbegleitenden Lernens als ein fixer Bestandteil der EU-europäischen Bildungspolitik etabliert. Grob vereinfacht, geht es beim Lebensbegleitenden Lernen um ein lebenslanges Qualifizieren und Bilden mit dem Ziel, vorhandene Kompetenzen aufzufrischen bzw. neue zu erlernen. Es ist – zumindest den Vorstellungen der EU-Kommission zufolge – mehr als nur ein Aspekt beruflicher und allgemeiner Bildung, sondern ein Grundprinzip, nach dem in den nächsten Jahren die Bildungssysteme auch weiterhin massiv umgebaut werden.1
Darüber hinaus hat sich das Lebensbegleitenden Lernen zu einer staatsbürgerlichen Tugend entwickelt. Lebenslang zu lernen ist mittlerweile zu einer Verpflichtung geworden, der sich der Einzelne nicht mehr entziehen kann, wenn er auch weiterhin in die Erwerbssysteme integriert werden möchte. Allerdings bleibt das Lebensbegleitende Lernen – soweit die Programmatik - nicht auf der Ebene von Ökonomie und Arbeitsmärkten stecken. Lernen ist darüber hinaus ein wichtiger Klebstoff für eine, erst zu schaffende soziale Identität und Kohäsion, weil Lernen zugleich das Kennen lernen des Anderen bedeutet und so ein gegenseitiges Verstehen ermöglicht.2
Als Hintergrund und Motivation für die politische Einführung des Lebensbegleitenden Lernen gilt in der Regel der Soziale Wandel. Dieser hat die ökonomischen und sozialen Bedingungen so weit geändert, dass Wissen und Lernen eine gesellschafts- und wirtschaftspolitische Schlüsselposition einnehmen. Wer besser und schneller Wissen generieren und vor allem ökonomisieren kann, hat gute Chancen, in einer globalisierten Wirtschaft ökonomischer Sieger zu werden. Ist das Lebensbegleitende Lernen eine Antwort auf die – wissensgierige - Moderne?
1 Vgl. dazu Memorandum 2000.
2 Auf diesen Aspekt wird im Laufe der Arbeit noch näher eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- TEIL A: ZIELRICHTUNG, THEORIE UND METHODE
- A.1 Die Zielrichtung dieser Arbeit.
- A.2 Eine kurze Einführung in das Konzept des Lebensbegleitenden Lernens
- Abb. 1: Auswahl an Definitionsversuchen
- Abb. 2: Dimensionen und Elemente Lebensbegleitenden Lernens.
- A.3 Lernformen innerhalb des Konzeptes des Lebensbegleitenden Lernens
- A.3.1 Lernformen innerhalb des Lebensbegleitenden Lernens und die Reichweite des Bildungssystems.
- Abb. 3: Die diskursivtheoretischen Voraussetzungen politischer Narrative
- Abb. 4: Politische Aufklärung in Form politischer Narrative
- A.3.2 Ein hegelianisch geprägter neostrukturalistischer Ansatz.
- A.3.2.1 Eine Theorie politischer Narrative
- A.3.2.1.1 Ein kurzer geistesgeschichtlicher Einstieg
- A.3.2.1.2 politische Narrative aus politikwissenschaftlicher Sicht
- A.3.2.1.3 Fallbeispiel: Die Frage nach der Kontinuität in der politischen Theologie des Mittelalters.
- A.3.2.1.4 Zur Begrifflichkeit und Definition politischer Narrative.
- A.3.2.1.5 Ein Framework politischer Narrative
- A.4 Methode.
- A.4.1 Eine hermeneutische Vorgehensweise
- A.4.2 Systematisches Verstehen: Ein kurzer Exkurs zum methodischen Gehalt der Hermeneutik ..
- A.4.3 Die geographische Dimension der Ergebnisse: Die Auswahl der zu untersuchenden Staaten
- TEIL B: GENESIS
- B.1 Zielsetzung
- B.2 Sozialer Wandel........
- B.2.1 Konturen einer Veränderung.
- B.2.2 new technologies
- B.2.3 new economics.
- B.2.4 new relationships in employment
- B.3 Arbeit und Arbeitslosigkeit in einer Arbeitsgesellschaft...
- B.3.1 Die Arbeitsgesellschaft..
- B.3.2 Das neue Gesicht der Arbeitslosigkeit in der Postmoderne.
- B.3.2.1 Abschied von Ricardo?.
- B.3.2.2 Einige Merkmale postmoderner Arbeitslosigkeit.
- Abb. 5: Wachstum des Bruttoinlandsproduktes innerhalb der OECD..
- Abb. 6: Aufschlüsselung der Veränderungen in den durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten des BIP pro Kopf (1980 - 1997) in Prozentpunkten.
- Abb. 7: Anteil arbeitsloser Erwerbspersonen am Erwerbspotenzial in % zwischen 1990 und 2002
- Abb. 8: Arbeitslosen-Quoten in Österreich nach höchster abgeschlossener Schulbildung..
- Abb. 9: Entwicklung der Arbeitslosenquoten 1990-1999: Jugendliche und Erwachsene im Vergleich EU12/EU15 in %
- Abb. 10: Dauer der Arbeitslosigkeit nach Schulbildung und Geschlecht in Österreich
- B.4 Arbeitslosigkeit und politische Legitimität
- B.5 crisis - what crisis?.
- TEIL C: DIE DISKURSIVE AUFKLÄRUNG DER KRISE DER ARBEITSGESELLSCHAFT
- C.1 Zielsetzung des Teils...
- C.2 Das neue Bild der Gesellschaft: Die Wissensgesellschaft..
- C.2.1 Der wissenschaftliche Diskurs
- C.2.2 Der politische Diskurs zur Wissensgesellschaft.
- C.2.2.1 Das Aufkommen des Begriffs der Wissensgesellschaft in der EU.
- Abb. 12: zwei wichtige Strategien der EU zur Verwirklichung der Wissensgesellschaft ...
- C.3 Das neue Bild der Wirtschaft: Die New Economy als wirtschaftspolitische Marke…...........
- C.3.1 Die neokonservative Wende in den Wirtschaftswissenschaften.
- C.3.1.1 Von Keynes zu Friedman.
- C.3.1.2 Die Ideologie des ökonomischen Individualismus.
- C.3.2 Das Konzept der New Economy
- C.3.2.1 Ein postmodernes Verständnis von Wirtschaften?
- C.3.2.2 Die New Economy.
- C.4 Wissen als Humankapital und Bildung als Arbeitslosigkeitsprophylaxe .
- C.4.1 Zum Bedeutungswandel von Wissen und Bildung.
- C.4.1.1 Die soziale Differenz zwischen Wissen und Bildung.
- C.4.2 Wissen als konstituierendes Moment neuen Wirtschaftens und sozialen Handelns.
- C.4.2.1 gesellschaftliche und individuelle Auswirkungen von Wissen
- C.4.2.2 Individuelle Auswirkungen.
- C.4.2.2.1 Direkte ökonomische Auswirkungen.
- C.4.2.2.2 Indirekte ökonomische Auswirkungen
- Abb. 13: Anteil arbeitsloser Nicht-Schüler bzw. Nicht-Studierender an der Gesamtbevölkerung nach Bildungsstand und Altersgruppen
- Abb. 14: Mittlere Punktezahl für die Lese- und Schreibfähigkeit (quantitative Skala von 0 bis 500 Punkte) von Erwachsenen im Alter zwischen 26 und 65 Jahren, 1994 bis 1995, nach dem höchsten Bildungsabschluss....
- Abb. 15: Beteiligungsquote an Fort- und Weiterbildung während eines Jahres für 25- bis 64-Jährige.
- C.4.2.3 Soziale Auswirkungen..
- C.4.2.3.1 Gesellschaftliche Auswirkungen.
- C.4.2.3.2 Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen..
- C.4.2.3.2.1 gesellschaftliche Erträge aus Bildungsinvestitionen .
- Abb. 16: Geschätzte individuelle und gesellschaftliche Ertragsraten aus Bildungsinvestitionen (1999 – 2000)...
- Abb. 17: Der Zusammenhang zwischen Humankapital und Wirtschaftswachstum...
- Abb. 18: Aufschlüsselung der Veränderungen in den durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten des BIP pro Kopf (1980 - 1997) in Prozentpunkten
- Abb. 19: Gesamtsausgaben für Bildungseinrichtungen aus öffentlichen und privaten Mitteln in Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
- C.4.3 Bildung als zentraler Konzeptbestandteil der Wissensgesellschaft.
- C.4.3.1 Eine kurze soziologische Charakteristik von Bildungsdiskursen .
- C.4.3.2 Kontinuitäten und Brüche in den modernen Bildungsdiskursen
- C.4.3.3 Die Ökonomisierung von Bildung in den Bildungsdiskursen
- C.4.3.3.1 Der Wandel in der Bildungsauffassung.
- C.4.3.3.2 Bildung als Gut?.
- C.4.3.3.3 Die klassische Bildungsökonomie.
- C.4.3.3.4 Die Humankapitaltheorie..
- C.5 Das ideologische Metanarrativ: the new conservatives..
- C.5.1 Ideologische Hintergründe als relationale Beziehungen
- C.5.2 Faktoren der ideologischen Dominanz der Neuen Rechten...
- C.6 Die Wissensgesellschaft als Lösung der Krise der Arbeitsgesellschaft? .
- TEIL D: DAS POLITISCHE NARRATIV DES LEBENSBEGLEITENDEN LERNENS
- D.1 Vorbemerkungen…………………………………
- D.2 Die Zielrichtung des Lebensbegleitenden Lernens.
- D.2.1 Ursprünge und Entwicklung des Lebensbegleitenden Lernens.
- D.2.1.1 Vorbemerkungen zur geschichtlichen Entwicklung des Lebensbegleitenden Lernens .
- D.2.1.2 Der Faure-Report: Menschwerden durch lebenslanges Bilden
- D.2.1.3 Die Rezeption durch die OECD: Der Beginn der Ökonomisierung des Lebensbegleitenden Lernens
- D.2.1.4 Die Vision des Club of Rome: lebenslanges Lernen und Wissensgesellschaft.
- D.2.1.5 The return of lifelong learning..
- D.2.1.6 Der Einstieg der EU in das Konzept am Vorabend des Memorandums zum lebenslangen Lernen...
- D.2.2 Die sechs Grundbotschaften des Lebensbegleitenden Lernens
- Tab. 19: zentrale Inhalte des Memorandums über lebenslanges Lernen
- D.2.3 Zur Evolution der Ziele des Lebensbegleitenden Lernens
- Abb. 20: Die Zielmigration des Lebensbegleitenden Lernens in den letzten 30 Jahren ....
- D.3 Die individualistische Ausrichtung des Lebensbegleitenden Lernens
- D.3.1 Die Modernisierung der Arbeitsgesellschaft durch Rückgriff auf den Individualismus .
- D.3.2 Individualismus als Trend und hegemoniales Interesse in den Bildungsdiskursen der Moderne
- D.3.3 Motivation, Individualismus, Selbststeuerung und die Etablierung von Marktstrukturen in das Bildungsgeschehen.......
- Die Entstehung des Lebensbegleitenden Lernens im Kontext des sozialen Wandels und der Krise der Arbeitsgesellschaft
- Die Rolle des Individualismus in der Konstruktion des Narrativs des Lebensbegleitenden Lernens
- Die Ökonomisierung von Bildung und die Verknüpfung von Lebensbegleitendem Lernen mit der Wissensgesellschaft
- Die ideologischen Grundlagen des Lebensbegleitenden Lernens und seine Verbindung zu neokonservativen Strömungen
- Die Auswirkungen des Lebensbegleitenden Lernens auf die Arbeitsgesellschaft und die Bildungssysteme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das politische Narrativ des Lebensbegleitenden Lernens und untersucht, wie es im Kontext der Krise der Arbeitsgesellschaft entstanden ist. Sie verfolgt das Ziel, die diskursive Konstruktion dieses Narrativs zu beleuchten und seine ideologischen Grundlagen zu hinterfragen.
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit legt die Zielsetzung, die theoretischen Grundlagen und die methodische Vorgehensweise dar. Es wird eine kurze Einführung in das Konzept des Lebensbegleitenden Lernens gegeben und die diskursivtheoretischen Voraussetzungen politischer Narrative erläutert. Der Fokus liegt auf einem hegelianisch geprägten neostrukturalistischen Ansatz, der die Entstehung und Entwicklung politischer Narrative im Kontext gesellschaftlicher Machtverhältnisse untersucht.
Der zweite Teil befasst sich mit der Genesis des Lebensbegleitenden Lernens. Er analysiert den sozialen Wandel, der die Entstehung dieses Konzepts begünstigt hat, insbesondere die Veränderungen in der Arbeitsgesellschaft, die durch die Globalisierung, die Digitalisierung und die New Economy ausgelöst wurden.
Der dritte Teil untersucht die diskursive Aufklärung der Krise der Arbeitsgesellschaft. Er beleuchtet die Entstehung des Begriffs der Wissensgesellschaft und die damit verbundenen bildungspolitischen Metadiskurse. Der Fokus liegt auf der Ökonomisierung von Bildung und der Rolle von Wissen als Humankapital.
Der vierte Teil analysiert das politische Narrativ des Lebensbegleitenden Lernens. Er untersucht die Zielsetzung, die Ursprünge und die Entwicklung dieses Konzepts sowie seine individualistische Ausrichtung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Lebensbegleitende Lernen, die Krise der Arbeitsgesellschaft, die Wissensgesellschaft, die Ökonomisierung von Bildung, der Individualismus, politische Narrative, die neokonservative Wende, die diskursive Konstruktion, die Hermeneutik und die gesellschaftlichen Machtverhältnisse.
- Quote paper
- Magister Helmut Hafner (Author), 2006, Erzählte Aufklärung einer inszenierten Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115421
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