Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen von Firmenläufen auf das Laufsportverhalten und das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu untersuchen. Firmenläufe generieren große Teilnehmerzahlen in Deutschland und sind als Laufevent für Firmen sehr beliebt. Aus sportwissenschaftlicher Sicht wurden diese jedoch noch nicht untersucht. Daher sind bisher keine Daten zu den Auswirkungen von Firmenläufen auf Partizipierende bekannt. Diese quantitative Studie (n=222) stützt sich auf die Ergebnisse einer für diese Studie erstellten Online-Befragung. Der Fragebogen wurde an ehemalige Teilnehmende des in Landau stattfindenden „dm Firmenlauf Südpfalz“ versendet. Darin enthalten sind Fragen zum Laufsportverhalten und zum sozialen Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden. Es konnte gezeigt werden, dass Auswirkungen auf das Laufsportverhalten zu erkennen sind. Unter den Befragten gab es Personen, die durch die Teilnahme an einem Firmenlauf zur Ausübung von Laufsport bewegt wurden. Diese Sportbeteiligung geht teilweise über die Beendigung des Firmenlaufs hinaus. Welche expliziten, nachhaltigen Dimensionen diese Auswirkungen umfassen, konnte nicht eindeutig festgestellt werden. Laufgruppen spielten bei der vorliegenden Stichprobe dabei jedenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Auch Auswirkungen auf das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden konnten nachgewiesen werden. Diese sind, wenn es Veränderungen gab, hauptsächlich positiv. Auch hier ist die Frage der Nachhaltigkeit dieser Auswirkungen nicht präzise abbildbar. Weitere Untersuchungen von Firmenläufen bieten sich an, um das Forschungsgebiet Firmenlauf umfassender zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Gegenstand und Fragestellung der Arbeit
1.2 Zum Aufbau der Arbeit
1.3 Hinweise zur Formulierung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Definitionen
2.1.1 Laufsportverhalten
2.1.2 Soziales Klima
2.1.3 Nachhaltige Auswirkungen
2.2 Laufen und Laufsport
2.2.1 Organisation des Laufsports
2.2.2 Laufsportverhalten in Deutschland
2.2.3 Laufgruppen
2.2.4 Wirkungen von Laufsport
2.2.4.1 Positive Auswirkungen von Laufsport auf die Gesundheit
2.2.4.2 Gesundheitliche Risiken beim Lauftraining
2.2.5 Der Laufmarkt in Deutschland
2.3. Die Laufveranstaltung Firmenlauf
2.3.1 Aktueller Forschungsstand
2.3.2 Firmenläufe in Deutschland
2.3.3 Merkmale von Firmenläufen
2.3.4 Vorbereitung im Unternehmen
2.4 Beispiel „dm Firmenlauf Südpfalz“ in Landau
2.4.1 Entwicklung des Firmenlaufs
2.4.2 Organisation des Firmenlaufs
2.5 Psychologische Aspekte von Ausdauersport
2.5.1 Sportbezogene Motivation und Motive
2.5.2 Soziale Identität und sportbezogene Sozialisation
2.5.3 Gruppenpsychologische Effekte
2.6. Arbeits- und Organisationspsychologie
2.6.1 Gesundheitsförderung im Betrieb
2.6.2 Betriebssport
2.6.3 Betriebsklima
2.6.4 Erfassung von Organisationsklima
2.6.5 Zusammenhang von Betriebssport und Betriebsklima
3. Die empirische Untersuchung
3.1 Zielsetzung und Fragestellung
3.2 Auswahl und Begründung der Forschungsmethode
3.3 Konzeption der empirischen Untersuchung
3.3.1 Aufbau des Fragebogens
3.3.2 Filterfragen, Frageformulierung und Skalenniveaus
3.4 Durchführung der Befragung und der Auswertung
3.5 Stichprobenbeschreibung
4 Ergebnisse
4.1 Organisation und Betriebsgrößen der Teams
4.2 Ergebnisse zum Laufsportverhalten
4.2.1 Lauftraining
4.2.2 Ergebnisse zu Laufgruppen
4.2.3 Trainingskilometer der Befragten
4.2.4 Integration von Laufsport in den Alltag
4.2.5 Zusätzlich ausgeübte Sportarten
4.3 Ergebnisse zum sozialen Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden
4.3.1 Auswirkungen auf das Arbeitsklima
4.3.2 Motivation zur Teilnahme an einem Firmenlauf
4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse
5 Diskussion der Ergebnisse
5.1 Hypothesenüberprüfung
5.2 Zwischenfazit der Auswertung
6 Kritische Reflexion der Studie
6.1 Reflexion des grafischen Aufbaus
6.2 Stärken und Limitationen der Studie
6.3 Reflexion des Fragebogens
7 Fazit
8 Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Beliebteste aktiv ausgeführte Sportarten der deutschen (erwachsenen) Bevölkerung (BMWi, 2018, S.12)
Abb. 2: Laufstatistik Deutschlands des Deutschen Leichtathletik Verbands (DLV, 2020)
Abb. 3: Laufstatistik der Teilnehmer im Ziel, für Deutschland 2010-2019 (Döhrn, 2019, S. 5) 14 Abb. 4: Entwicklung der Teilnehmerzahlen von Firmenläufen in Deutschland von 2003-2019 (Döhrn, 2019, S. 26)
Abb. 5: Teilnehmerzahlen ausgewählter Firmenläufe weltweit in Tausend (König, 2019, S. 148)
Abb. 6: Läufer einer Gruppe zeigen die Identifikation zu ihrer Gruppe (In-group) durch einheitliche Laufshirts (Nplus sport GmBH, 2020)
Abb. 7: Entwicklung der Teilnehmerzahlen des Landauer Firmenlaufes (eigene Darstellung, modifiziert nach Rheinpfalz, 2019)
Abb. 8: Merkmale zur Klassifizierung von Motiven im Sport. (Gabler 2002, S. 14, zit. nach Hänsel et al., 2016, S. 81)
Abb. 9: Modell der sportbezogenen Sozialisation (Burrmann, 2018, S. 7)
Abb. 10: Definition: Zentrale Merkmale einer Gruppe (eigene Darstellung, modifiziert nach von Rosenstiel & Nerdinger 2011)
Abb. 11: Einflussfaktoren auf die Höhe der Gruppenkohäsion in Gruppen (eigene Darstellung, modifiziert nach Nerdinger et al, 2019, S. 123)
Abb. 12: Interaktion der Mitarbeiter innerhalb des Teams (eigene Darstellung, nach König 2019; Drengner & Jahn 2012, Zimmermann et al., 2013)
Abb. 13: Beispiel eines bekannten Fragebogens zur Erfassung des Organisationsklimas (von Rosenstiel & Bögel, 1992, zit. nach Nerdinger et al. 2019, S. 166)
Abb. 14: Teilnahmeberechtigungsprüfung im Fragebogen
Abb. 15: Beispiel einer Filterfrage
Abb. 16: Auszug einer Interviewfrage als Beispiel einer Formulierung des Skalenniveaus
Abb. 17: Auszug einer Interviewfrage als Beispiel einer verbalisierten Fünfer-Skala mit der Fluchtkategorie „weiß nicht“
Abb. 18: Altersverteilung der Probanden nach Jahren (in Prozent)
Abb. 19: Das Jahr der letzten Teilnahme an einem Firmenlauf
Abb. 20: Häufigkeit der Teilnahme an Firmenläufen (in Prozent)
Abb. 21: Für welche Organisation wurde gestartet? Nach Teams in Prozent
Abb. 22: Betriebsgrößenangaben der Teilnehmer die für ihren Betrieb gestartet sind in Prozent
Abb. 23: Training mit der Laufgruppe zum Zeitpunkt der Befragung
Abb. 24: Trainingskilometer der Teilnehmenden zum Zeitpunkt der Befragung
Abb. 25: Zusammenfassung der Ergebnisse das Laufsportverhalten betreffend
Abb. 26: Zusammenfassung der Ergebnisse das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden betreffend
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Geschlechterverteilung der Befragungspersonen in Prozent
Tab. 2: Selbsteinschätzung der Laufleistung zu verschiedenen Zeitpunkten
Tab. 3: Häufigkeit eines Lauftrainings der Probanden pro Woche
Tab. 4: Nutzung von Laufgruppen zum Training für den Firmenlauf
Tab. 5: Organisation der Laufgruppe
Tab. 6: Zeitpunkt der Beendigung des Trainings mit der Laufgruppe
Tab. 7: Übernahme von Laufsport in den Alltag der Teilnehmenden
Tab. 8: Motive der Teilnehmenden Laufsport in den Alltag zu übernehmen
Tab. 9: Gründe der Teilnehmenden, Laufsport nicht in den Alltag zu übernehmen
Tab. 10: Zusätzlich ausgeübte Sportarten durch die Teilnahme am Firmenlauf
Tab. 11: Auswirkungen auf das Arbeitsklima
Tab. 12: Motivationen zur Teilnahme an einem Firmenlauf
Tab. 13: Gründe zur Teilnahme an einem Firmenlauf
Abkürzungsverzeichnis (in alphabetischer Reihenfolge)
Abb. = Abbildung
bspw. = Beispielsweise
ca. = circa
ebd.= ebenda
i.d.R.= in der Regel
Kap. = Kapitel
km = Kilometer
o.g. = oben genannte/n
s. = siehe
SPSS = IBM SPSS Statistics (Softwareprogramm)
Tab. = Tabelle
u.a. = unter anderem
WHO = World Health Organisation
z. B. = zum Beispiel
Abstract
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen von Firmenläufen auf das Laufsportverhalten und das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu untersuchen. Firmenläufe generieren große Teilnehmerzahlen in Deutschland und sind als Laufevent für Firmen sehr beliebt. Aus sportwissenschaftlicher Sicht wurden diese jedoch noch nicht untersucht. Daher sind bisher keine Daten zu den Auswirkungen von Firmenläufen auf Partizipierende bekannt. Diese quantitative Studie (n=222) stützt sich auf die Ergebnisse einer für diese Studie erstellten Online-Befragung. Der Fragebogen wurde an ehemalige Teilnehmende des in Landau stattfindenden „dm Firmenlauf Südpfalz“ versendet. Darin enthalten sind Fragen zum Laufsportverhalten und zum sozialen Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden. Es konnte gezeigt werden, dass Auswirkungen auf das Laufsportverhalten zu erkennen sind. Unter den Befragten gab es Personen, die durch die Teilnahme an einem Firmenlauf zur Ausübung von Laufsport bewegt wurden. Diese Sportbeteiligung geht teilweise über die Beendigung des Firmenlaufs hinaus. Welche expliziten, nachhaltigen Dimensionen diese Auswirkungen umfassen, konnte nicht eindeutig festgestellt werden. Laufgruppen spielten bei der vorliegenden Stichprobe dabei jedenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Auch Auswirkungen auf das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden konnten nachgewiesen werden. Diese sind, wenn es Veränderungen gab, hauptsächlich positiv. Auch hier ist die Frage der Nachhaltigkeit dieser Auswirkungen nicht präzise abbildbar. Weitere Untersuchungen von Firmenläufen bieten sich an, um das Forschungsgebiet Firmenlauf umfassender zu beleuchten.
1 Einleitung
Firmenläufe haben sich in den letzten Jahren in Deutschland als Massenphänomen etabliert. Sie stellen ein regionales Laufevent dar, das typischerweise einmal pro Jahr stattfindet und an welchem eine Vielzahl von Unternehmen mit ihren Mitarbeitern teilnimmt. Firmenläufe existieren schon seit einigen Jahren in Deutschland und die Teilnehmerzahlen steigen jährlich (König, 2019, S. 148). Der größte Firmenlauf weltweit ist die J.P. Morgan Corporate Challenge in Frankfurt, an der jährlich 60.000-70.000 Menschen teilnehmen (J.P. Morgan, 2020). In vielen anderen deutschen Städten haben sich Läufe mit Teilnehmerzahlen von über 10.000 Teilnehmenden etabliert. Unternehmen sehen darin eine Chance, das betriebliche Arbeitsklima und die gesundheitliche Förderung ihrer Beschäftigten zu verbessern. Voraussetzung für eine aktive Teilnahme bei den Firmenläufen ist eine Organisationszugehörigkeit. Damit unterscheiden sich Firmenläufe weitgehend von anderen Laufevents, an denen Privatpersonen ohne Organisationszugehörigkeit teilnehmen können (König, 2019, S. 148-150). Veranstalter sind nicht wie bei klassischen Wettkämpfen Sportvereine, sondern spezialisierte Agenturen. Die Zielgruppe sind Freizeitsportler, die im Alltag nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Daher steht nicht die sportliche Leistung bei der Bewältigung der Laufstrecke im Vordergrund. Im Mittelpunkt stehen vielmehr „das Erlebnis, die Schaffung eines Gemeinschaftsgeistes in Unternehmen“ (Döhrn, 2010, S. 19) und „die Begeisterung und der Teamgeist der Teilnehmer“ (König, 2019, S. 148). Im Gegensatz zu Marathon- oder Halbmarathon-Distanzen soll die Strecke des Firmenlaufs auch Hobbyläufern oder Untrainierten mit etwas Vorbereitung eine Teilnahme ermöglichen. Aufgrund der kurzen Strecke gelten Firmenläufe daher als sportliche Veranstaltungen, die kein hohes Maß an Vorbereitung oder Training voraussetzen. Laufen ist jedoch ein Ausdauersport, der von einer Kontinuität geprägt ist. Ausdauertraining muss regelmäßig und über einen längeren Zeitraum erfolgen um effektiv zu sein (Steffny, 2018, S. 13). Viele Teilnehmende bereiten sich daher trotz der kurzen Wettkampfstrecke auf den Firmenlauf vor. Das heißt, sie beginnen mit dem Laufsport im Vorfeld der Vorbereitung auf einen Firmenlauf (König, 2019, S. 149). Ob eine Ausübung von Laufsport über die Teilnahme an einem Firmenlauf hinaus beibehalten wird, ist noch unerforscht. Für Menschen, die durch die Teilnahme an einem Firmenlauf mit dem Laufen beginnen, könnten Firmenläufe ein Potential darstellen, langfristig zur Ausübung von Laufsport zu gelangen. Firmenläufe lassen sich dem Betriebssport zuordnen. Dass Betriebssport positive Auswirkungen auf das Arbeitsklima im Betrieb haben kann, ist durch andere Studien bereits belegt und wird von Betrieben oft als Investition in ihr Humankapital angesehen (Gröben, 2008; Luh, 1998; Müller-Seitz, 1992; Tofahrn, 1992).
1.1 Gegenstand und Fragestellung der Arbeit
Studien, die Firmenläufe untersuchen, existieren vor allem im Bereich der Event- und Sponsoringforschung. Diese betrachten Events wie den Firmenlauf aus betriebswirtschaftlicher Sicht (König, 2019, S. 147). Im Mittelpunkt stehen hierbei, welche Vor- und Nachteile Firmenevents für die teilnehmenden Unternehmen mit sich bringen. Was in diesem Forschungsfeld jedoch allgemein fehlt, ist der sportwissenschaftliche Blick auf Firmenläufe. Vor allem die Frage, ob es Menschen gibt, die tatsächlich durch den Firmenlauf zum Laufsport finden, ist bisher noch nicht evidenzbasiert untersucht worden. Es drängt sich daher die Frage auf, ob Firmenläufe lediglich ein profitables Geschäft für die Agenturen und eine gute Investition für die teilnehmenden Betriebe darstellen oder ob als positiver Nebeneffekt Menschen langfristig zum Laufsport finden. Da Firmenläufe in Deutschland populär sind, bieten sie ein mögliches Potential, viele Menschen für denLaufsport zu begeistern. Dazu gibt es noch keine empirischen Befunde. Diese Studie stellt somit eine Chance dar,in einem relativ unerforschten Gebiet neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Ziel der Studie ist daher, einen Überblick über die Auswirkungen eines Firmenlaufs auf die Teilnehmenden zu ermitteln. Neben den Auswirkungen auf das Laufsportverhalten lassen sich zudem auch Auswirkungen auf das soziale Klima der Teilnehmenden untersuchen. Denn Mitarbeiter sind ein Teil des Sozialkapitals der Betriebe, die sich durch den Lauf positive Effekte auf die Belegschaft erhoffen (Gröben, 2008, S.27).
Die zuvor genannten Fakten unterstreichen die Wichtigkeit dieser Thematik. Deshalb besteht das Ziel dieser Studie darin, herauszufinden, welche nachhaltigen Auswirkungen die Teilnahme an einem Firmenlauf auf das Laufsportverhalten der Teilnehmenden hat und welche Auswirkungen sich auf das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden ergeben. Es wird untersucht, ob der durch die Teilnahme am Firmenlauf ausgeübte Laufsport in den Alltag der Teilnehmenden übernommen wird. Außerdem wird erforscht, welche Veränderungen sich im sozialen Klimader Teilnehmenden durch den Firmenlauf ergeben.
Im Rahmen dieser Thesis ergibt sich daher folgende Fragestellung:
Wie nachhaltig wirkt sich die Teilnahme an einem Firmenlauf auf das Laufsportverhalten der Teilnehmenden aus und welche Auswirkungen auf das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmer treten auf?
1.2 Zum Aufbau der Arbeit
Die Masterarbeit ist in einen theoretischen und einen empirischen Teil gegliedert. Dabei erfasst die theoretische Ausarbeitung den aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Thematik sowie wichtige Begrifflichkeiten der Organisations- und Arbeitspsychologie, außerdem werden relevante sportpsychologische Hintergründe eruiert. Zentrale Bestandteile des Theorieteils sind zudem die Bedeutung von Laufen und Laufsport, die Genese und Bedeutung von Firmenläufen in Deutschland, sowie der Firmenlauf in Landau als Beispiel für einen solchen Lauf. Der empirische Teil beruht auf den Ergebnissen der dieser Studie zugrunde liegenden quantitativen Befragung. Zunächst wird die angewandte Methodik erläutert, anschließend werden die Ergebnisse der Befragung dargelegt und zusammengefasst. Im Anschluss daran werden die aus den Ergebnissen der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse zur Hypothesenüberprüfung verwendet und diskutiert. In einer kritischen Reflexion der Studie werden die Limitationen der Studie und der Aufbau des Fragebogens thematisiert. Ein abschließendes Fazit und ein Ausblick mit Implikationen für weitere Forschungen komplettieren die Arbeit.
1.3 Hinweise zur Formulierung
In dieser Arbeit werden auf Grund der besseren Leseökonomie auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die männliche Form schließt jedoch auch das weibliche Geschlecht sowie alle, die sich in diesem binären System nicht eindeutig verorten können, ein. „dmFirmenlauf Südpfalz“ ist die offizielle Bezeichnung des Firmenlaufs in Landau. Der Zusatz „dm“ ist der Name des Sponsors für das Jahr 2020. In der Vergangenheit wies der Lauf diesen Zusatz nicht auf. In dieser Arbeit wird deshalb auch vom „Landauer Firmenlauf“ oder dem „Firmenlauf Südpfalz“ gesprochen. Damit wird sich immer auf den jährlichen Firmenlauf in Landau bezogen, der 2020 als „dm Firmenlauf Südpfalz“ benannt ist.
2 Theoretische Grundlagen
In diesem Teil der Arbeit werden die grundlegenden Prinzipien und theoretischen Grundlagen zur Thematik erläutert. Um die thematische Verknüpfung der einzelnen Theoriekapitel herzustellen, erfolgt eine Einführung in den Laufsport und das Laufsportverhalten in Deutschland, die Wirkungsweise von Laufsport sowie ein Einblick in den Laufmarkt Deutschlands und der Einordnung der Firmenläufe in diesen. Anknüpfend an den aktuellen Forschungsstand wird der Firmenlauf als Eventveranstaltung untersucht. Als Beispiel für Firmenläufe wird der „dm Firmenlauf Südpfalz“ betrachtet. Darauf aufbauend werden sportbezogene psychologische Effekte wie Gruppenpsychologie und soziale Theorien untersucht. Anschließend erfolgt ein Einblick in die Organisationspsychologie mit Bezug auf das Event Firmenlauf. Das abschließende Kapitel behandelt die Termini „Betriebssport“ und „Betriebsklima“.
2.1 Definitionen
In diesem Kapitel sollen zunächst Begriffe und Definitionen, die dieser Arbeit zugrunde liegen, erläutert werden. Dabei sollen die für die Forschungsfrage wesentlichen Begriffe „Laufsportverhalten“, „soziales Klima“ und „nachhaltige Auswirkungen“ in Bezug zu ihrer jeweiligen Bedeutung für die Arbeit erläutert werden. Diese Definitionen bilden die Grundlage der weiteren Strukturierung der Arbeit und geben eine Einführung in die beabsichtigte Klärung der eingangs formulierten Forschungsfrage und den darauf aufbauenden Hypothesen.
2.1.1 Laufsportverhalten
Der Begriff Sportverhalten kann je nach Auslegung verschiedene Aspekte umfassen. Zum einen lässt sich darunter die Sportaktivität von Menschen verstehen, bezogen auf Häufigkeit, Organisationsformen, zeitlichem und finanziellem Aufwand, Motiven und Einstellungen. Zum anderen, welche Sportart betrieben wird und in welcher Art und Weise dieser Sport ausgeführt wird. Werden Wettkämpfe bestritten oder wird bspw. nur trainiert, ohne dass eine Wettkampfbeteiligung angestrebt wird. Auch die den Sporttreibenden zugrundeliegenden Motive zur Art und Weise der Ausübung einer Sportart lassen sich dem Sportverhalten zuordnen. Entscheidend sind hierbei der jeweilige Modus der Aktivität und die damit verbundenen Ziele (Haut & Em- rich, 2011, S. 316-323). Im Falle dieser Studie bezieht sich das Sportverhalten auf den Laufsport, also somit auf das Sportverhalten der Teilnehmenden in der Sportart Laufen, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass diese an einem Firmenlauf teilgenommen haben. Somit soll das Laufsportverhalten in dieser Studie dahingehend betrachtet werden, inwiefern die Teilnahme an einem Firmenlauf Änderungen in der sportlichen Aktivität bezogen auf den Laufsport der teilnehmenden Personen hervorbringt. Darunter zählen wie bereits erwähnt auch Umfang, Motive, Modus der Sportaktivität und die mit der Sportart verbundenen Ziele (ebd.). Daher sind diese ein Bestandteil der Untersuchung der vorliegenden Arbeit (s. Kap. 3).
2.1.2 Soziales Klima
Der Begriff des sozialen Klimas ist ein im Alltag häufig gebrauchter Begriff, der aber wegen seines Allgemeinheitsgrades nicht ohne weitere Einordnung zur Grundlage wissenschaftlicher Arbeit dienen kann. Chemnitz weist darauf hin, dass dem Sozialklima eine Ganz- oder Komplexqualität zukomme, was man bei der Definition berücksichtigen müsse. Er formuliert: „Sozio-emotionales Klima ist die Bezeichnung für ein Gruppenphänomen, das typisch für eine Gruppe ist und als diffus-gefühlsartige Ganz- oder Komplexqualität einer Gruppe zu eigen ist" (Chemnitz, 1978, S. 119).
Unter dem Klima in einer Gruppe oder einer Institution werden üblicherweise die wahrgenommenen, typischen Umwelten in dieser Gruppe oder Institution verstanden (vgl. Eder, 2002; Pekrun, 1985). Interpersonale Aspekte des Klimas betreffen die „wahrgenommene Qualität und Quantität typischer bzw. dauerhafter sozialer Beziehungen zwischen Individuen [...], zwischen Gruppen [...] und zwischen Individuen und Gruppen [...]“ (Götz, Frenzel & Pekrun, 2008, S. 505).
Das soziale Klima in dieser Arbeit fokussiert das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden. Das sogenannte Arbeits- oder Betriebsklima bildet eine spezielle, betriebsgebundene Form des sozialen Klimas, welches im weiteren Verlauf des Theorieteils in einem eigenen Kapitel (s. Kap. 2.6.3) eruiert wird.
2.1.3 Nachhaltige Auswirkungen
Der Begriff Nachhaltigkeit lässt sich als „längere Zeit anhaltende Wirkung“ oder sich auf „längere Zeit stark auswirkend“ beschreiben (Dudenredaktion, 2019). Mit nachhaltigen Auswirkungen wird in dieser Arbeit daher verstanden, welche Wirkungen ein Firmenlauf langfristig auf die Teilnehmenden ausüben kann. Dabei wird sich, wie in den vorangegangenen Kapiteln erläutert, auf das Laufsportverhalten und das soziale Klima im Arbeitsumfeld der Teilnehmenden konzentriert.
2.2 Laufen und Laufsport
Viele Wissenschaftler bezeichnen Laufen und laufen können als das wichtigste Merkmal, das den Menschen von allen anderen Lebewesen auf der Erde unterscheidet. Laufen sei die natürlichste Art der menschlichen Fortbewegung (Flatau, 2018, S. 3; Jütting, 2004, S.7). Schon unsere frühesten Vorfahren jagten in den Savannen Afrikas Wildtiere und liefen dabei lange Strecken. In der Antike wurden Ausdauerläufer als Nachrichtenboten eingesetzt, um Botschaften zu überbringen (Beck, 2019). Das Thema Laufen ist mit allen möglichen Dingen des Lebens verbunden: Freizeit und Arbeit, Krankheit und Gesundheit, Fasten und Genießen, Technik und Natur, Alltag und Kunst. In der Ratgeberliteratur des Gesundheitssektors werden Titelgeschichten mit Laufbildern beworben. Bilder von laufenden, fröhlichen Menschen werden für Nahrungsmittelwerbungen eingesetzt. Laufen ist ein uns im Alltag häufig begegnendes Phänomen, gelaufen wird z. B. in Sportvereinen, im Freizeitsport und bei Laufveranstaltungen (Jütting, 2004, S. 7).
Mit Laufsport wird im Allgemeinen die schnellere Fortbewegung zu Fuß bezeichnet. Jütting (2004) unterscheidet in der Laufszene zwei verschiedene Läufertypen. Zum einen die Jogger, die nur an Lauftreffs, aber nicht an Volksläufen oder anderen Wettkämpfen teilnehmen, und die Runner, die dagegen an solchen teilnehmen. Also sozusagen Hobbyläufer und Wettkampfläufer. Er begründet diese Aufteilung damit, dass in der englischen Bedeutung „jogging“ als langsames Laufen verstanden wird, während „running“ eher den sportlichen Wettkampfcharakter widerspiegelt. Dabei charakterisiert er die Jogger als Gruppe, die durch diese Bewegungsform etwas Gutes für sich tun wollen und dabei „im moderaten Tempo für Gesundheit [...], Wohlbefinden, Erholung, Entspannung oder Geselligkeit“ (Jütting 2004, S. 59) laufen. Runner handeln laut Jütting dagegen „planmäßiger und wettkampforientierter“ (Jütting, 2004, S. 58) und verfolgen dabei sportliche Ziele wie eigene Bestzeiten oder Platzierungen bei Wettkämpfen. Damit repräsentieren diese beiden Gruppen zum einen den gesundheitsorientierten und zum anderen den wettkampforientierten Läufer, die sich in ihrem Laufsportverhalten unterscheiden (Jütting, 2004, S. 58-59).
2.2.1 Organisation des Laufsports
Beobachtet man, auf welche Art die deutsche Bevölkerung im Sport organisiert ist, kann neben dem klassischen, vereinsorganisierten Sport noch zwischen dem staatlich organisierten Sport, dem kommerziellen Sport und dem informell organisierten Sport unterschieden werden (BMWi, 2019, S. 4).
„Die Grundlage für den Breitensport in Deutschland bieten die Sportvereine“ (Parr, 2008, S. 5). In Deutschland stellt der Vereinssport eine bedeutende Säule der Sportausübung dar. Grundsätzlich ist der Laufsport im Breiten-, Leistungs- und Spitzensport durch Verbände und Vereine organisiert. Besonders für Leistungs- und Spitzensportler bilden die Leichtathletikvereine oder -abteilungen die Grundlage für das Laufen im Verein. Sportvereine sind der häufigste formale Organisationstyp im Sport, sie unterstehen dem Deutschen Olympischen Sportbund (Flatau, 2018, S.6-7).
Wie bereits erwähnt gibt es neben Sportvereinen auch kommerzielle Sportanbieter. Diese bieten Leistungen gegen Bezahlung an, zusätzlich können sie durch Sponsoren und Werbegelder finanziert werden. Die bekanntesten Vertreter in Deutschland sind Fitnessstudios, aber auch Sportveranstaltungen, dieabseitsdes Vereinssports stattfinden und oft von Agenturen organisiert werden, wie z. B. Firmenläufe, lassen sich den kommerziellen Sportanbietern zuordnen. Der Hauptunterschied zwischen kommerziellen Sportanbietern und Sportvereinen besteht darin, dass Erstere top-down, Letztere bottom-up strukturiert und konstituiert sind. Diese Begriffe beziehen sich sowohl auf das Machtverhältnis zwischen Organisationsführung und Mitgliedern, die Initiative zur Organisationsgründung, als auch aufdie Eigentumsverhältnisse. Sportvereine sind partizipative Organisationen, in denen informelle Entscheidungsprozesse und persönliche Beziehungen eine relativ große Rolle spielen. Sie gehören ihren Mitgliedern und werden zumindest formal von ihnen kontrolliert. Kommerzielle Sportunternehmen und öffentliche Sportorganisationen sind hierarchisch aufgebaut, sodass das Handeln ihrer Mitglieder mehr oder weniger den Direktiven und Interessen der jeweiligen Vorgesetzten bzw. Eigentümern folgt. Durch diese Vorgehensweise soll das von oberster Stelle vorgegebene Organisationsziel verwirklicht werden. Kommerzielle Sportanbieter finden sich zudem dort, wo hohe Investitionen zu leisten sind, die Sportvereine zumeist nicht leisten können (Flatau, 2018, S. 6-16). Der Einflussbereich des kommerziellen Sports bei den Erwachsenen in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Die Tendenz zur Kommerzialisierung des Sports lässt sich unter anderem an den gestiegenen Mitgliederzahlen und Sportangeboten im kommerziellen Bereich identifizieren (Hartmann-Tews, 2014, S. 191).
2.2.2 Laufsportverhalten in Deutschland
In einer Analyse von 22 kommunalen Sportverhaltensstudien konnte Rütten anhand übergreifender Ergebnisse feststellen, welche die beliebtesten aktiv ausgeführten Sportarten der 80er und 90er Jahre in Deutschland waren. In dem zusammenfassenden Ranking schafft es „Laufen “ dabei auf Rang 5 (Rütten, 2002, S. 113). 2015 wurden für den Sportwirtschaftsbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie die zehn beliebtesten aktiv ausgeführten Sportarten der Deutschen ab dem Alter von 16 Jahren ermittelt (BMWi, 2018, S. 12). In Abb. 1 ist zu erkennen, dass „Laufen/Joggen“ unter den beliebtesten, aktiv ausgeführten Sportarten 2015 den 3. Platz belegt. Dies ist ein Rang besser als noch im Jahr 2010 und zeigt die Beliebtheit der Sportart Laufen bei den deutschen Erwachsenen.
Abb. 1: Beliebteste aktiv ausgeführte Sportarten der deutschen (erwachsenen) Bevölkerung (BMWi, 2018, S.12)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Laufsport ist eine Individualsportart. Eine solche wird prinzipiell alleine ausgeführt. Doch auch Individualsportarten werden während des Trainings häufig in der Gruppe ausgeübt (Flatau, 2018, S. 5). Dies hat meist motivationale Hintergründe. So werden Ausdauersportarten einerseits als besonders gesundheitsförderlich erachtet, andererseits werden sie, wenn sie alleine betrieben werden, von vielen als monoton oder langweilig wahrgenommen (Pfeifer et al., 2016, S. 38-39). Diese Empfindung wird bei der gemeinsamen Ausübung durch die daraus entstehende Unterhaltung abgeschwächt. Auf diese Weise lassen sich die zwei Freizeitaktivitäten sportliche Betätigung und die Pflege sozialer Kontakte in Form von Konversation gleichzeitig durchführen. Dies ist im Zuge der Neigung zu immer effizienterer Zeitverwendung, auch in der Freizeit, von Vorteil. Im Rahmen eines leistungsorientierten Trainings in der Gruppe kommt hinzu, dass die Sportler untereinander konkurrieren und sich miteinander messen können, was sich steigernd auf die Trainingsintensität auswirkt (Flatau, 2018, S. 6).
2.2.3 Laufgruppen
Für die meisten Menschen ist es einfacher, sich für Mannschaftssportarten zu motivieren als alleine Sport zu betreiben. Wie bereits zuvor erwähnt, stellt Laufsport zwar einen Individualsport dar, wird aber in der Praxis häufig in Gruppen betrieben. Laufgruppen stellen dabei eine gute Alternative dar, Laufsport mit anderen auszuüben. Die Teilnehmer sind durch ein gemeinsames Ziel motiviert und trainieren dafür lange und kontinuierlich (Oertel et al., 2009, S. 243). In der Klinischen Sozialarbeit konnten sportlichen Aktivitäten wie Laufen und Joggen in Gruppen wünschenswerte Effekte für die Arbeit mit Klienten nachgewiesen werden. „Durch eine entsprechende Ausrichtung der Gruppenarbeit können gezielt soziale Effekte gemehrt werden. Ein gesundheitsfördernder aktiver Lebensstil lässt sich in Solidarität mit anderen meist leichter trainieren“, außerdem lassen sich Motivationskrisen zusammen mit anderen vielschichtig bearbeiten (Lammel & Flothmann, 2017, S. 154). Um die Wirksamkeit von Gruppen für das soziale Klima zu erfassen wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit (s. Kap. 2.3.3) darauf eingegangen, welche psychologischen Effekte in Gruppen von Bedeutung sind.
2.2.4 Wirkungen von Laufsport
Im späteren Verlauf dieser Arbeit wird die betriebliche Gesundheitsförderung als Initiator von Betriebssport erläutert (s. Kap. 2.6.1), außerdem werden in der Auswertung der Befragung die Trainingskilometer der Befragten betrachtet (s. Kap. 4.2.1). Das Gesundheitsmotiv nimmt bei Hobbysportlern einen wichtigen Stellenwert ein (vgl. Flatau, 2018; Jütting, 2004). Diese Personengruppe stellt die hauptsächliche Zielgruppe des Firmenlaufs dar (König, 2019, S. 148). Aus diesen Gründen wird in diesem Kapitel eine Betrachtung der gesundheitlichen Auswirkungen von Laufsport vorgenommen. Dabei sollen positive Effekte sowie mögliche gesundheitliche Risiken, die eine Teilnahme an einem Firmenlauf birgt, sichtbar gemacht werden. Gesundheitssport hat, wie der Name schon sagt, seine Ziele in der Gesundheit der Sporttreibenden (Bös, 1998, S. 12). Ausdauersportarten kommt in Bezug auf einen positiven Gesundheitseinfluss eine große Bedeutung zu. Bei regelmäßiger Ausübung führen sie zur Stimulierung von Veränderungen im Körper, die besonders das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel betreffen (Höher, 1997, S. 583). Weitere Motive für diese Form des Sports sind die Reduzierung von körperlichen Beschwerden und Risikofaktoren sowie die Therapie von Erkrankungen (Bös, 1998, S. 12). Laufsport kann aber auch gesundheitliche Risiken aufweisen, die Art und Weise der Ausübung der Sportart ist dabei entscheidend. Durch die seit 2020 existierende Covid-19 Pandemie ist der Aspekt Gesundheit intensiver in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Aus diesen Gründen wird im Folgenden beschrieben, welche Formen des Ausdauertrainings gesundheitsfördernd wirken und welche gesundheitlichen Risiken bestehen.
2.2.4.1 Positive Auswirkungen von Laufsport auf die Gesundheit
Bei einem gesunden Menschen sind Körper und Geist im Einklang. Laut Ratzke ist dies "seit einigen Jahrzehnten" in der modernen, sich schnell verändernden Welt nicht mehr der Normalfall (Ratzke, 2010, S. 48). In der Arbeitswelt ist der Geist mehr gefragt und der Körper wird vernachlässigt. Berufliche Anforderungen werden immer höher, und um erfolgreich zu sein, müssen mehr Zeit und Energie aufgewendet werden. Ratzke sieht dies als Grund dafür, dass viele Menschen nach der Arbeit keinem Sport nachgehen und somit ein Ausgleich für den Körper fehlt (ebd., S. 49).
Eine mäßige bis gute körperliche Fitness kann die Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen senken und die Lebenserwartung erhöhen. Selbst Menschen, die bis zum 40. oder 50. Lebensjahr inaktiv waren, profitieren von regelmäßigen sportlichen Aktivitäten durch deutlich gewinnbringende Effekte für die Gesundheit (Höher, 1997, S. 537). Die Zellzahlen von natürlichen Killerzellen sind bei regelmäßigem Ausdauertraining mittlerer Intensität dauerhaft erhöht. Die positiven Effekte der unspezifischen Immunabwehr sind besonders im Alter wichtig, weil sie den altersabhängigen Abfall der spezifisch wirkenden T-Lymphozyten ausgleichen. Maßvolles Ausdauertraining ist also ein guter Immunstimulator (Mathias, 2018, S. 86).
Blumenthal et al. (2007) zeigten, dass Lauftraining eigenständig oder in einer angeleiteten Gruppe Depressionen in einem vergleichbaren Maße reduziert wie die Behandlung mit Antidepressiva (Sertraline). Die Ausübung in Gruppenform unter Anleitung führte nicht zu einer höheren Remissionsrate als das eigenständige Training, jedoch zu einer stärkeren Verbesserung der aeroben Kapazität.
Laufen ist eine Ausdauersportart, die mit geringen Kosten und zeitlichem Aufwand ausführbar ist (Steffny, 2019, S. 26). Vor allem für Menschen, die durch die Dauer und Intensität ihrer Arbeit einen Ausgleich benötigen, bietet Laufen somit eine gute Alternative (vgl. König, 2019; Ratzke, 2010).
2.2.4.2 Gesundheitliche Risiken beim Lauftraining
In der Literatur lassen sich keine Belege dafür finden, wie intensiv und umfangreich sich Firmenlaufteilnehmer auf den Lauf vorbereiten. In Gesprächen mit dem Veranstalter des Firmenlaufs in Landau und anderen beteiligten Akteuren auf der Pressekonferenz des Laufes wurde von Seiten dieser vermutet, dass sich viele Teilnehmer gar nicht oder nur unzureichend auf den Lauf vorbereiten. Ohne eine körperliche Anpassung an die Anforderungen des Laufens sind jedoch gesundheitliche Risiken durch den Laufsport nicht auszuschließen (Steffny, 2018, S.65).
Akute Verletzungen sind im Laufsport selten. Am häufigsten sind fibuläre Bandläsionen, gefolgt von Muskelfaser- und Muskelrissen. Die langsamere Anpassung der bradytrophen Gewebe (Knorpel, Sehnen, Bänder) kann bei steigender Laufbelastung zu Fehlbelastungsfolgen führen. Diese können z. B. im Achillessehnenbereich, an Knien, Schienbeinen und an den Gelenkknorpeln auftreten. An diesen Stellen können Schmerzen und Abnutzungserscheinungen erfolgen (Engelhardt, Reuter & Neumann, 2003, S. 73-77).
Der typische Fehler beim Laufen ist, zu heftig mit dem Training zu beginnen. Eine Überbelastung des Körpers tritt ein und infolgedessen wird das Training eingestellt. Außerdem wirkt eine zu hohe Anfangsintensität demotivierend und belastet den Körper. Wer jahrelang nicht gelaufen ist sollte seinem Körper, dem Herz-Kreislaufsystem, der Muskulatur und den Gelenken wenigstens ein bis zwei Monate Zeit geben, sich an unterschiedliche Ausdauerbelastungen von ein bis zwei Stunden pro Trainingseinheit zu gewöhnen. Wird kontrolliert und progressiv trainiert, sollte sich die Grundlagenausdauer verbessern. Der Körper steigert seine Energiebereitstellung, die sogenannte Überkompensation setzt ein. Dazu muss vor allem regelmäßig trainiert werden, nicht jede Einheit muss dabei intensiv sein. Untrainierte sollten zunächst ihre Grundlagenausdauer trainieren, das heißt mit langsamem und ruhigem Dauerlauftraining beginnen. Das Grundlagenausdauertraining kann in der ersten Phase drei lockere Trainingseinheiten pro Woche beinhalten. Es kann z. B. jeweils 1-2 Stunden zügig spaziert werden und dabei allmählich laufende Schritte eingestreut (Jütting, 2004, S. 90-92). Steffny empfiehlt für Laufeinsteiger einen maximalen Umfang von 15 Trainingskilometern in der Woche (Steffny, 2018, S. 49). Generell sollten im Zweifelsfall zu Beginn eher niedrige Belastungen gewählt werden, um dem Körper Zeit zur Anpassung an die Belastung zu geben. Fortgeschrittene Läufer sollten ca. 1530 km in der Woche laufen. Die Intensität des Trainings bestimmt die Länge (ebd., S. 49-54)
Oertel argumentiert, dass das Gesundheitsrisiko von Sport kein überzeugendes Argument gegen körperliche Betätigung ist. Das Gesundheitsrisiko der Sportart Laufen sei „sehr gering, wenn vorab eine ärztliche Kontrolle erfolgte und die Trainingsumfänge nur langsam gesteigert werden“ (Oertel et al., 2009, S. 243). Für die Teilnahme an einem Firmenlauf lässt sich schlussfolgern, dass zumindest einige Wochen, besser noch Monate, bevor der Lauf stattfindet, der Körper langsam an die Belastungen des Laufens gewöhnt werden muss, da sonst gesundheitliche Risiken auftreten können, denn „biologische Systeme brauchen nach dem Einstieg Monate bis Jahre zur Anpassung“ (Steffny, 2018, S. 65). Für die Firmenlaufteilnehmenden bedeutet dies, dass ein Training für den Firmenlauf aus gesundheitlichen Aspekten sinnvoll wäre. Dabei muss nicht unbedingt intensiv trainiert werden, sondern hauptsächlich kontinuierlich (vgl. Jüt- ting, 2004; Steffny, 2018).
2.2.5 Der Laufmarkt in Deutschland
Befasst man sich mit dem Laufmarkt in Deutschland, rückt der Deutsche Leichtathletik Ver- band(DLV)als wichtiger Fachverband für den Laufsport in den Fokus. Abb. 2zeigt die Entwicklung der Teilnehmerzahlen und Veranstaltungszahlen von 1964-2019. Seit 2011 pendelt sich das Niveau der jährlichen Teilnahmen bei etwa 2 Millionen ein. Die Zahl der Veranstaltungen sinkt seit 2005 leicht ab. Im Jahr 2019 zählte der DLV bei seinen Volksläufen 2,15 Millionen Teilnehmende (DLV, 2020). Diese auf den ersten Blick hohe Summe verliert bei näherem Hinsehen jedoch anGewicht. Unter Berücksichtigung von Mehrfachstarts muss diese Zahl nach unten korrigiert werden. Mehrere Autoren kommen zu dem Schluss, dass sich die tatsächliche Größe des Laufmarktes nur schwer ermitteln lässt (Döhrn, 2010, S.18; Jütting, 2004, S.7). Als die Teilnehmerzahlen von Volksläufen ähnlich hoch waren wie heute (2010), rechnete Döhrn aus, dass die tatsächliche Anzahl an Läufernca. eine Millionbeträgt (Döhrn, 2010, S. 18). Etwas mehr als 20 % dieser Zahl sind Schüler und Jugendliche und gut 5 % Walker, Skater und Teilnehmende anderer Rahmenwettbewerbe. Übrig bleiben ca. 74 % an erwachsenen Läufern, die im Mittelpunkt des Laufmarktes stehen. Dieser Markt hat in den vergangenen Jahren einen beträchtlichen Wandel vollzogen. 2004 bildete der Marathon mit gut 10 % der erwachsenen Volkslaufteilnehmer einen wesentlichen Anteil des Marktes. Bis dahin war die Teilnehmeranzahl von Marathons und Halbmarathons in etwa gleich hoch. Es folgte ein Halbmarathonboom: 2009 war die Zahl der TeilnehmendenbeiHalbmarathons doppelt so hoch wie beim Marathon. Diese Entwicklung ebbte in den letzten Jahren wieder ab und wurde von einem starken Anstieg der 10-km-Distanz abgelöst. Auch die Kurzstrecken, überwiegend zwischen 5 und 7 km, erlebten einen Zuwachs. Die Teilnehmerzahlen verschoben sich zugunsten der kürzeren Distanzen. Auslöser dafür waren unter anderem Firmenläufe, da diese die kürzeren Distanzen fokussieren (Döhrn, 2010, S. 17-19).
Abb. 2: Laufstatistik Deutschlands des Deutschen Leichtathletik Verbands (DLV, 2020)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
So gehörten Firmenläufe in Bezug auf die Teilnehmeranzahl immer zu den Gewinnern der letzten Jahre (Döhrn, 2019, S. 11). Viele große Laufveranstaltungen bieten in ihrem Rahmenprogramm auch Kurzdistanzen wie z. B. 5-Kilometer-Läufe an, um Teilnehmer anzulocken (Stef- fny, 2019, S. 123).
Die eben beschriebene Entwicklung wird in Abb. 3 verdeutlicht. Die Teilnehmerzahlen der Finisher in „unter 10 km“ Läufen sind von 2010-2019 von 165.159 auf 476.109 kontinuierlich angestiegen und dominieren im Vergleich zu den Teilnehmerzahlen der längeren Strecken. Betrachtet man diese Entwicklung, lässt sich sagen, dass die Popularität kürzerer Distanzen auf Kosten der längeren Distanzen zugenommen hat. Im Kern bedeutet dies eine Verschiebung des Laufmarktes zulasten von Wettbewerben, die einen hohen Trainingsaufwand erfordern, hin zu Distanzen, die man auch mit weniger Trainingsaufwand bewältigen kann. Gründe für diesen Wandel sind zum einen das Fokussieren der Marketinggesellschaften auf kommerziell erfolgreiche Events wie z. B. Firmenläufe und Hindernisläufe (Döhrn, 2010, S. 20). Zum anderen trägt auch der Demografische Wandel Deutschlands dazu bei. Die größte Altersklasse der Bevölkerung stellt die der 50 bis 60-jährigen dar (Statistisches Bundesamt, 2020). Dies spiegelt sich auch darin wider, dass die Teilnehmerzahlen der Altersklasse M/W 55 (55-59-jährige) insgesamt am stärksten bei Volksläufen vertreten sind. Tendenziell wird sich diese Veralterung der Gesellschaft im Laufe der nächsten Jahre noch verstärken. Mit dem Alter nimmt die sportliche Leistungsfähigkeit ab. Daher sind kürzere, körperlich weniger belastende Distanzen ein altersgerechteres Angebot, das mehr Teilnehmer anlocken kann als z. B. der Marathon (Döhrn, 2010, S. 19-20).
Abb. 3: Laufstatistik der Teilnehmer im Ziel, für Deutschland 2010-2019 (Döhrn, 2019, S. 5)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im vierten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht von 2020 wird unter anderem die sportliche Aktivität von Jugendlichen untersucht. Dort wird befunden, dass das Bewegungsverhalten von Jugendlichen in Deutschland starke Defizite aufweist. Vor allem bei den älteren Jugendlichen (14-17) erreichen nur 16 % der Jungen und 8 % der Mädchen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierten Kriterien zur Bewegungsempfehlung (Breuer et al., 2020, S. 46). Somit erreichen die Mehrheit der Heranwachsenden das gesundheitlich empfohlene Bewegungspensum der WHO nicht (Breuer et al., 2020, S. 40). Desweiteren wird ausgeführt, dass zwar ein Großteil der Jugendlichen in Sportvereinen angemeldet ist, diese Zahl jedoch mit zunehmendem Alter schwindet. Ein Überblick über die Studienlage im internationalen Raum sowie spezifisch für Deutschland lässt eine klare Tendenz zur Verschlechterung der motorischen Leistungsfähigkeit in internationalen Studien erkennen (Breuer et al., 2020, S. 21). "In Deutschland stagniert die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen seit 2003, jedoch auf einem niedrigen und nicht-zufriedenstellenden Niveau" (ebd.).
Die Tendenz, dass auf dem deutschen Laufmarkt in den letzten Jahren kürzere Strecken dominierten, beruht also nicht nur auf der Veralterung der Gesellschaft und den damit einhergehenden Leistungsrückgängen. Auch die jüngere Bevölkerungsschicht könnte aufgrund ihrer körperlichen Fähigkeiten besser durch kürzere Strecken an das wettkampfmäßige Laufen herangeführt werden. Dies würde die erhöhte Laufbeteiligung an Kurz- und Mittelstrecken erklären (Döhrn 2010, S. 19-20).
2.3. Die Laufveranstaltung Firmenlauf
Im folgenden Kapitel wirdder aktuelle Forschungsstand zu Firmenläufen skizziert. Weiterhin wird dargestellt, welche Bedeutung Firmenläufe gegenwärtig in Deutschland aufweisen und welche Merkmale einen Firmenlauf typisieren.
2.3.1 Aktueller Forschungsstand
Die bisherig betriebene Forschung zu Firmenläufen ist dürftig. Es gibt nur wenige Studien, die sich explizit mit Firmenläufen befassen. So lassen sich zwar einige Bachelor- und Diplomarbeiten ausmachen, die sich auf Firmenläufen beziehen, z. B. „Imagetransfer durch sportbezogene Marketing-Events veranschaulicht am Firmenlauf der Volksbank Wiesloch-Sinsheim“ (Jardot, 2014),jedoch stehen bei diesen Untersuchungen immer wirtschaftliche Aspekte, Kundenzufriedenheit, das Image des Laufs oder die Optimierung der Veranstaltung für den Veranstalter im Vordergrund. Daher eignen sich diese Arbeiten nicht oder nur bedingt, zur Diskussion in sportwissenschaftlichen Arbeiten.
Sportwissenschaftliche Untersuchungen, insbesondere mitBlick auf eine mögliche nachhaltige Auswirkung von Firmenläufen auf die Teilnehmer, gibt es noch nicht. Krankenkassen wie z.B. die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK, 2020) sprechen in ihren Magazinen zwar davon, dass Firmenläufe positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das soziale Miteinander im Betrieb aufweisen, Quellen oder Studien werden dafür aber nicht genannt. Es entsteht der Eindruck, dass die bisherige Forschung die Interessen der Laufveranstalter, der teilnehmenden Betriebe und der Sponsoren widerspiegeln. Studien, die unabhängig davon das Laufsportverhalten der Teilnehmenden untersuchen, existieren noch nicht. Jedoch gibt es eine empirische Studie, die aus dem bisherigen Kanon heraussticht. 2019 wurde von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) eine Untersuchung zu Firmenläufen durchgeführt. Diese untersucht die Effekte von Firmenläufen auf Mitarbeitermotivation und Firmenimage und wird im Folgenden näher beschrieben. Die Studie rücktdie Teilnehmenden in ihrer Funktion als Mitarbeitende eines Unternehmens in den Fokus.Auf nationaler Ebene wurden ca. 2.000 Teilnehmer von sieben unterschiedlichen Firmenläufen in Deutschland befragt (König, 2019, S.148-150). Im Rahmen dieser Studie zeigen sich 75 % der Teilnehmer „sehr zufrieden“ mit den Firmenläufen. Ca. 90% gaben an im Folgejahr wieder am Firmenlauf teilnehmen zu wollen. Darüber hinaus konnte im Rahmen einer Kausalmodellierung gezeigt werden, dass die Unterstützung der Unternehmen für dieses Event bei den Mitarbeitern sehr positiv wahrgenommen wird. In der Folge stiegdie Identifikation mit dem Unternehmen messbar. Dieser Effekt war besonders stark, wenn es während der Vorbereitung bzw. Durchführung des Events gelingt, das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Unternehmensteams zu stärken. Die Teilnahme am Firmenlauf hat beispielsweise dazu geführt, dass sich Gruppen von Mitarbeitern in ihrer Freizeit zum Laufen treffen. Zum einen zur direkten Vorbereitung auf den Lauf, zum anderen wurden auch ganzjährig bestehende Laufgruppen gebildet. Das Gemeinschaftsgefühl während des Firmenlauf-Events wurde nahezu gleichstark durch das Event-Involvement der Arbeitnehmer und die Unterstützung der Arbeitgeber beeinflusst (König, S. 157-158).
Die Studie legt nahe, dass für Unternehmen, die das Gemeinschaftsgefühl und die Identität ihrer Mitarbeiter mit dem Unternehmen stärken möchten, Firmenläufe eine geeignete Maßnahme dafür bieten. Denn neben einer positiven Wirkung auf die Gesundheit wurden Effekte auf das Arbeitsklima und die Arbeitsmotivation messbar nachgewiesen. Eine entscheidende Rolle scheinen die durch den Firmenlauf hervorgerufenen Emotionen wie Begeisterung und Wir-Ge- fühl zu spielen. Entscheidend für die nachhaltigen Effekte von Firmenläufen auf die Mitarbeiteridentifikation und die Arbeitsmotivation waren dabei Freude, Zusammengehörigkeitsgefühl und Teamerfolg. Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass "ein Gemeinschafts-Lauf-Event wie der Firmenlauf einen Gegenpol zu der sonst häufig einseitigen Arbeitsbelastung in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt darstellt" (König, 2019, S. 149). Bei digitalisierten Arbeitsplätzen wird vornehmlich die intellektuelle Ebene angesprochen. Im Gegensatz dazu kann ein nicht-virtuelles Teamsport-Event wie der Firmenlauf durch die Interaktion der Teilnehmer die relationale Ebene ansprechen und damit ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Darüber hinaus wird mit der multisensualen Ansprache sowie der physischen Aktivität nicht nur die Sphäre der Sinneswahrnehmung stimuliert, sondern auch ein Beitrag zur Fitness der Mitarbeiter geleistet. Daher gelangt König zu dem Schluss, dass Firmenläufe ein Ausgleichsprofil zur Beanspruchung im Arbeitsalltag darstellen (ebd., S. 149-150).
Auch wenn bisher wenig zu Firmenläufen geforscht wurde, ergeben sich aus der bisherigen Forschung Punkte, an die angeknüpft werden kann. Besonders im Bereich der Auswirkungen auf das soziale Klima bei der Belegschaft der teilnehmenden Betriebe konnten bereits Untersuchungsergebnisse dargelegt werden (König, 2019). Da es noch keine sportwissenschaftliche Untersuchung zu Firmenläufen gibt, sind generelle Auswirkungen auf das Laufsportverhalten der Teilnehmenden und eine mögliche Integration des Laufsports in den Alltag neue Forschungsaspekte, die in dieser Studie erstmalig untersucht werden. Daher muss der Forschungsstand durch bereits besser erforschte Fachgebiete, die Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Firmenläufen vermuten lassen, ergänzt werden. Dies wird im weiteren Verlauf der Arbeit angestrebt.
2.3.2 Firmenläufe in Deutschland
Das Konzept der Firmenläufe stammt ursprünglich aus den USA, die ersten Läufe dieser Art fanden in den 1970er Jahren statt. Mittlerweile sind Firmenläufe weltweit etabliert (König, 2019, S. 148). Die ersten Firmenläufe in Deutschland entstanden Anfang der 2000er Jahre. Der Veranstalter B2Run beispielsweise begann 2004 mit dem Firmenlauf in München. Heute existiert diese Laufserie an 17 Standorten in Deutschland. Seit 2004 hat sich die Teilnehmerzahl in München verzehnfacht. 30.000 Teilnehmer aus ca. 1500 Unternehmen haben am letzten „B2Run“ 2019 in München teilgenommen (B2Run GmBH, 2020). Wie bereits in der Einleitung erwähnt, sind Firmenläufe in Deutschland besonders erfolgreich geworden. Bis zu 10 % der regional Beschäftigten in Deutschland nehmen aktiv an Firmenläufen teil (König, 2019, S. 148).
Abb. 4 zeigt die Entwicklung der jährlichen Gesamtteilnehmerzahl von Firmenläufen in Deutschland von 2003-2019. Seit 2003 steigen die Zahlen jährlich, im Jahr 2019 wird mit fast 350.000 Teilnehmern eine neue Rekordmarke erreicht. Prof. Dr. Roland Döhrn betreibt eine Laufmarkt-Datenbank, auf der jährlich Laufstatistiken erscheinen. Die Laufmarkt-Datenbank enthält inzwischen 50 Firmenläufe. Diese Datenbank deckt damit aber nur einen Teil eines - zumindest was die Zahl der Veranstaltungen angeht - immer noch stark wachsenden Marktsegmentes ab. Gibt man in der Ergebnisdatenbank „myraceresult.com “ (my race result, 2020) das Stichwort „Firmenlauf“ ein, so findet man dort für 2019 alleine 63 Veranstaltungen. Allerdings nehmen nicht alle eine Zeitnahme vor oder veröffentlichen Ergebnisse. Daher können nicht alle existierenden Firmenläufe in der Datenbank von Döhrn berücksichtigt werden (Döhrn, 2019, S. 26). Jedoch ist sie die umfangreichste, die sich im deutschen Raum finden lässt.
Abb. 4: Entwicklung der Teilnehmerzahlen von Firmenläufen in Deutschland von 2003-2019 (Döhrn, 2019, S. 26)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der größte Firmenlauf weltweit ist die „J.P. Morgan Corporate Challenge “ in Frankfurt, an der jährlich 60.000-70.000 Menschen teilnehmen (J.P. Morgan, 2020). Wie in Abb. 5 zu sehen ist, haben sich auch in vielen anderen deutschen Städten Firmenläufe mit hohen Teilnehmerzahlen etabliert.
Abb. 5: Teilnehmerzahlen ausgewählter Firmenläufe weltweit in Tausend (König, 2019, S. 148)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auffällig ist, wie viele Firmenläufe es mit mehr als10.000 Teilnehmern in Deutschland gibt. Im Vergleich zu einigen einwohnerstarken Städten aus den USA behaupten sich deutsche Städte, die trotz ihrer geringeren Einwohnerzahl ähnliche Teilnehmerzahlen aufweisen (vgl. Abb. 5). In Deutschland scheint das Interesse an Firmenläufen somit im Vergleich mit dem Ursprungsland des Konzepts der Firmenläufe, den USA, stärker zu sein. Was den Schluss nahelegt, dass das Event Firmenlauf in Deutschland besonders erfolgreich ist. Mit ihrer steigenden Beliebtheit, hohen Teilnehmerzahl und wachsenden Anzahl an Läufen innerhalb von Deutschland besitzen Firmenläufe ein Potential, eine breite Masse an Menschen zum Laufen zu bewegen, die sonst keine Laufveranstaltungen besuchen. Die Zielgruppen sind hierbei hauptsächlich die Mitarbeiter von Unternehmen, anders organisierte Teilnehmende (z. B. Vereine, Schulen) sind dabei aber nicht ausgeschlossen (König, 2019, S. 148).
2.3.3 Merkmale von Firmenläufen
Firmenläufe sind regionale Laufevents, die typischerweise einmal pro Jahr stattfinden und an denen sich eine Vielzahl von Unternehmen mit ihren Mitarbeitern beteiligen. Laut König sind 5-6 km die typische Distanz, Döhrn spricht von 5-7 km (Döhrn, 2010, S. 19; König, 2019, S. 148). Neben den aktiven Läufern gehören Helfer und Zuschauer zu dem Event dazu. Voraussetzung für eine aktive Teilnahme bei den Firmenläufen ist eine Organisationszugehörigkeit. Damit unterscheiden sich Firmenläufe weitgehend von anderen Laufevents, an denen Privatpersonen ohne Organisationszugehörigkeit teilnehmen können (König, 2019, S. 148). Veranstalter sind nicht wie bei klassischen Wettkämpfen Sportvereine, sondern spezialisierte Agenturen. Die Zielgruppe sind Freizeitsportler, die sich nicht primär für Wettkämpfe interessieren. Daher steht nicht die sportliche Leistung bei der Bewältigung der Laufstrecke im Vordergrund (Döhrn 2019, S. 19). Im Mittelpunkt stehen laut Döhrn „das Erlebnis unddie Schaffung eines Gemeinschaftsgeistes in Unternehmen“ (ebd.) und laut König „die Begeisterung und de[r] Teamgeist de[r] Teilnehmer“ (König, 2019, S. 148). Im Gegensatz zu Marathon- oder HalbMarathon-Distanzen, bei denen eine erfolgreiche Teilnahme ohne ein adäquates Training unwahrscheinlich ist, soll die kurze Strecke des Firmenlaufs auch Hobbyläufern oder Untrainierten mit etwas Vorbereitung die Teilnahme ermöglichen (ebd.).
Im Rahmen der Firmenläufe zeigen die Teilnehmer ihre gemeinsame Zugehörigkeit zu einer Organisation z. B. über unternehmensspezifische Laufshirts. Ein Beispiel für diese Identifikation zur Gruppe durch Laufshirts zeigt Abb. 6. Die Läufer zeigen mit dem Tragen gleicher Shirts, zu welcher Organisation sie gehören. Mit diesem Zugehörigkeitszeichen hebt sich die In-group (die Läufer eines Betriebes) von der Out-group (die Läufer anderer Organisationen) ab. Dadurch identifizieren sich auch Mitarbeiter über ihre Zugehörigkeit zur selben Organisation und können somit eine kommunikative Ebene aufbauen, ohne sich persönlich zu kennen. Je stärker das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Unternehmens-Teams ist, desto eher entfaltet sich das Zugehörigkeitsgefühl und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich u. a. über diese Unternehmenszugehörigkeit zu definieren (König, 2019, S. 153).
Abb. 6: Läufer einer Gruppe zeigen die Identifikation zu ihrer Gruppe (In-group) durch einheitliche Laufshirts (N plus sport GmBH, 2020)
[Anm. d. Red.: Die Abb.6 wurde aus urheberrechtlichen Gründen für die Publikation entfernt]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3.4 Vorbereitung im Unternehmen
Die Vorbereitung auf den Firmenlauf verläuft in den Unternehmen ganz verschieden. Dies hängt u.a. von der Größe des Unternehmens, der Anzahl der teilnehmenden Mitarbeiter und dem Interesse des Arbeitgebers an der Teilnahme ab. So gibt es auf der einen Seite Unternehmen, die keinen Aufwand oder Unterstützung zur Teilnahme an einem Firmenlauf leisten. Auf der anderen Seitegibt es Unternehmen, in denen das Team Monate im Vorfeld gemeinsam läuft und sich so auf das Event vorbereitet. In manchen Unternehmen werden entsprechende Lauftreffs durch die Teilnahme der Vorgesetzten oder organisatorisch vom „Gesundheitsmanagement“ oder dem „Betriebssport“ unterstützt. Weiterhin werden die logistischen Ressourcen für den Event-Tag geplant. Diese bestehen neben dem Transport von Läufern und deren Ausstattung zum Event-Standort auch in der Organisation von Zelten, Spinden bis hin zu Duschmöglichkeiten, die vor Ort installiert werden. Neben den Startgebühren für die Firmenlauf-Teilnahme kommen weitere finanzielle sowie zeitlich-personelle und logistische Ressourcen hinzu. Ein Beispiel für eine logistische Ressource wäre die Organisation eines Transport-LKW für Zelt und Ausrüstung. Finanzielle Kosten entstehen z.B. fürdie Ausgabe einesTeam-Laufshirts. Zeitlich-personelle Kosten entstehen in der Zeit, die Mitarbeiter zur Organisation des Events bzw. von Lauftreffs im Vorfeld aufwenden, vorausgesetzt dies geschieht während der Arbeitszeit. Insgesamt kann die Investition großer Unternehmen mit großen Teilnehmerzahlen hohe fünfstellige bis hin zu sechsstelligen Summen in die Teilnahme am Firmenlauf betragen (König, 2019, S. 147-150).
Die bereitgestellten Ressourcen lassen sich als Unterstützung durch den Arbeitgeber zusammenfassen. Es gibt durchaus Organisationen, die ihre Mitarbeiter wenig bei der Event-Teilnahme unterstützen und beispielsweise nur einen Prozentsatz der Kosten für Startgebühr und Laufshirts übernehmen, oder gar keine Kosten übernehmen. Je mehr Mittel und Ressourcen Organisationen in die Unterstützung dieses Events investieren, desto einfacher wird es den Mitarbeitern gemacht, am Event teilzunehmen (König, 2019, S. 151).
2.4 Beispiel „dm Firmenlauf Südpfalz“ in Landau
Diese Studie stützt sich auf Angaben von Probanden, die Ihre Erfahrungen mit Firmenläufen aus der Teilnahme am „dm Firmenlauf Südpfalz“ beziehen (s. Kap. 3.5). Daher wird im folgenden Abschnitt die bisherige Entwicklung des Firmenlauf Südpfalz beschrieben und anschließend die Organisation desselbigen dargelegt.
2.4.1 Entwicklung des Firmenlaufs
Im Vergleich mit anderen Firmenläufen in Deutschland stellt der Firmenlauf in Landau - die absolute Teilnehmerzahl betrachtend - eher einen kleinen bis einen Lauf mittlerer Größe dar (s. Abb. 5). Trotzdem kann er aufgrund der Entwicklung seiner Teilnehmerzahlen als repräsentatives Beispiel für die allgemein hohen und steigenden Teilnehmerzahlen (s. Abb. 4) von Firmenläufen in Deutschland angesehen werden. Abb. 7 stellt diese Entwicklung grafisch dar. Im ersten Jahr 2016 starteten 1800 Menschen bei diesem Lauf. 2019 waren es über 6000, dabei starteten ca. 300 Teams (Rheinpfalz, 2019). Für das Jahr 2020 wurden 7000 Teilnehmende erwartet. Aufgrund der Covid-19-Pandemie fand der Firmenlauf 2020 allerdings virtuell statt. Bei diesem virtuellen Lauf im Oktober 2020, gab es nur 425 Teilnehmende (N plus sport GmbH, 2020).
Den durch die Pandemie bedingt, schwach besetzten virtuellen Lauf nicht beachtend, lässt sich feststellen, dass die Anzahl der Teilnehmenden von 2016-2019 um mehr als das Dreifache anstieg. Der Firmenlauf Südpfalz ist daher ein Beispiel, wie stark Firmenläufe am Laufmarkt etabliert sind, und spiegelt die Entwicklung von Firmenläufen in Deutschland generell gut wider. Die Auswahl des Landauer Firmenlaufs als Einzug der Probandengruppe ist daher geeignet, um repräsentativ für Firmenläufe in Deutschland untersucht zu werden. Berücksichtigt werden muss allerdings, dass die Teamgrößen der teilnehmenden Betriebe am Landauer Firmenlauf geringer sind als bei den großen Firmenläufen in Deutschland, wie z.B. der „J.P. Morgan Challenge “ in Frankfurt am Main. Bei diesem Lauf stellten 2019 die drei größten Teams der Verband Deutscher Eisenbahner-Sportvereine (1485Teilnehmende), gefolgt von der Lufthansa (1444 Teilnehmende) und der Deutschen Bank (1242 Teilnehmende) (FAZ, 2019). In Landau stellte Hornbach mit 220 Teilnehmenden die größte Teilnehmerzahl (Rheinpfalz, 2019).
Abb. 7: Entwicklung der Teilnehmerzahlen des Landauer Firmenlaufes (eigene Darstellung, modifiziert nach Rheinpfalz, 2019; N plus sport GmBH, 2020)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.4.2 Organisation des Firmenlaufs
Ein Firmenlauf bietet mehr als nur das Absolvieren einer Laufstrecke. Durch das Rahmenprogramm bietet die Teilnahme an einem Firmenlauf auch ein Erlebnis, daher werden Firmenläufe als Laufevents bezeichnet (König, 2019, S. 148). Um darzustellen, um welche Art von Laufevent es sich bei dem Landauer Firmenlauf handelt, wird im Folgenden auf die Organisation des Firmenlauf Südpfalz eingegangen.
Veranstalter ist die „ N plus Sport GmbH“, welche neben dem Firmenlauf in Landau noch 11 weitere Laufveranstaltungen in anderen Städten organisiert.
Am Firmenlauf teilnahmeberechtigt sind alle Mitarbeiter und Angehörige von Unternehmen, Vereinen, Institutionen, Behörden, Verbänden, Schulen und anderen lokalen Gruppen. Das Mindestalter beträgt 15 Jahre, eine Altersobergrenze gibt es nicht. Neben Laufen ist auch Walken und Gehen erlaubt. Die Wettkampfstrecke beträgt 5 km. Jedes Team bestimmt unter den Teilnehmenden des Teams einen „Teamcaptain“, der für die Organisation im Team, wie z. B. die Verteilung der Startunterlagen, verantwortlich ist. Es findet keine Zeitnahme wie bei anderen Laufevents statt, sondern es gibt einen gemeinsamen Start für alle Teilnehmenden (N plus Sport GmBH, 2020). Das Motto „Dabei sein ist alles“ (ebd.), das sich auf der Website des Veranstalters finden lässt, verdeutlicht, dass der Team-Gedanke und der Unterhaltungsfaktor deutlich über einem Wettkampfcharakter stehen (Drengner, 2015, S. 4).
Nach dem Lauf gibt es eine sogenannte After Run Party, die auf dem Rathausplatz in Landau stattfindet. Diese gehört zu dem Event dazu und wird mit einem Rahmenprogramm begleitet. Für die teilnehmenden Teams werden Preise in Wertungskategorien vergeben.
Es gibt folgende Wertungskategorien:
- Größtes Team
- Kreativ Preis (Verkleidung / Team Outfit)
- Die meisten Auszubildenden im Team (N plus Sport GmbH, 2020).
2.5 Psychologische Aspekte von Ausdauersport
„Die Sportpsychologie ist eine empirische Wissenschaft, die die Bedingungen, Abläufe und Folgen der psychischen Regulation sportlicher Handlungen untersucht und daraus Möglichkeiten ihrer Beeinflussung ableitet“ (Nitsch 1978, S. 6). In den folgenden Kapiteln werden die für diese Arbeit relevanten sportpsychologischen Grundlagen ausgeführt.
2.5.1 Sportbezogene Motivation und Motive
Der Begriff „Motivation“ meint die „aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand“ (Rheinberg & Vollmeyer 2012, S. 15). „Motivation kann aus zwei Richtungen betrachtet werden, mit Blick auf den Menschen oder auf die Situation, in der er handelt“ (Nerdinger, Blickle & Schaper 2019, S. 464). Sie ist das Produkt aus individuellen Merkmalen von Menschen, deren Motiven und den Merkmalen einer gegenwärtig wirksamen Situation, in der Anreize auf die Motive einwirken und diese aktivieren (Ner- dinger et al., 2019, S. 465). Motivation ist entscheidend im Sport, von professionellen Formen bis hin zu Freizeitformen und Sportunterricht sowie Gesundheitssport. Das macht Motivation zu einem zentralen Aspekt der Sportpsychologie (Beckmann & Kossak, S. 853).
Als Sportmotive werden nach Gabler „situationsüberdauernde, zeitlich überdauernde und persönlichkeitsspezifische Wertungsdispositionen“ (Gabler 2004, S. 205) bezeichnet, die auf sportliche Situationen gerichtet sind. Dabei kann in implizite und explizite Motive unterschieden werden:
- Implizite Motive sind individuelle, zeitlich überdauernde Motivdispositionen. Sie stellen emotional gefärbte Präferenzen dar, die in früher Kindheit erlernt werden und sich immer wieder mit bestimmten Arten von Anreizen auseinandersetzen (Hänsel, Baum- gärnter, Kornmann & Ennigkeit, 2016, S.80, zit. nach McClelland et al. 1989).
- Explizite Motive sind „bewusste, sprachlich repräsentierte (oder zumindest repräsentierbare) Selbstbilder, Werte und Ziele, die sich eine Person selbst zuschreibt“ (Heckhausen & Heckhausen 2010, S. 5). „Sie dokumentieren letztendlich, welche Vorstellung eine Person von ihren eigenen handlungsleitenden Motiven hat“ (Brunstein 2010, S. 239). Beispiele dafür sind Motive des Sporttreibens, wie Spaß, Gesundheit oder soziale Kontakte(Hänselet al., 2016, S. 80).
In der sportwissenschaftlichen Motivationsforschung wird versucht, Motive für das Sporttreiben bzw. das Nichtsporttreiben zu ermitteln. Die gefundenen Motive werden dabei in Motivgruppen zusammengefasst. Häufig wiederkehrende Situationen im Sport sowie die damit verknüpften Motive werden benannt und geordnet. Dabei erfolgt die inhaltliche Abgrenzung verschiedener Motive zumeist nach Inhaltsklassen ihrer Handlungsziele. Ein Beispiel für eine solche Klassifikation von Motiven im Sport zeigt Abb. 8.Hier werden u. a. solche Motive unterschieden, die sich direkt auf die eigene Person beziehen, und solche, die in einem sozialen Kontext auch andere Personen einschließen.Dabei können generell auch verschiedene Motive wirksam werden, die entweder in die gleiche Richtung zeigen oder gegenläufig sind (Hänsel et al.,2016, S. 80)
Abb. 8: Merkmale zur Klassifizierung von Motiven im Sport. (Gabler 2002, S. 14, zit. nach Hänsel et al., 2016, S. 81)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Motivation und Motive sind somit auch wichtig, um die Auswirkungen von Firmenläufen auf das Laufsportverhalten zu verstehen, da sich in diesen Gründe für die Ausübung oder die Nichtausübung von Sport finden lassen. Das Gesundheitsmotiv spielt dabei eine große Rolle, „beim Breiten-, Betriebs- und Freizeitsport stehen aktuell die Steigerung des eigenen Wohlbefindens sowie die Stabilisierung der Gesundheit im Kern der Betrachtung“ (Hänsel et al., 2016, S. 243). Breiten-, Betriebs- und Freizeitsport haben in den vergangenen Jahren, auch aufgrund zahlreicher medialer Kampagnen von Dachverbänden und Organisationen (z. B. aus dem Bereich des Sports, der Soziologie, der Medizin oder der Psychologie) und dem generellen gesellschaftlichen Wandel einen Aufschwung erfahren. Mittlerweile steht nicht mehr der Leistungsgedanke, sondern die Steigerung des eigenen Wohlbefindens sowie die Stabilisierung der Gesundheit im Vordergrund des Sporttreibens. Neben einer Reihe anderer Motive nimmt das Gesundheitsmotiv somit einen besonderen Stellenwert für Breitensportler ein (Schlicht, 2009, S. 22).
Der Begriff Gesundheit umfasst nicht nur den physischen, sondern auch den psychischen und den sozialen Zustand (WHO, 2014, S. 1). Läufer, die aus Gründen der psychischen Gesunderhaltung, wie z.B. der Stressbewältigung, laufen, neigen eher dazu, in der Ausübung ihrer Sportart Coping Strategien anzuwenden. Damit ist gemeint, dass sich die Läufer während der Ausübung des Sports kognitiv mit ihren Alltagsproblemen auseinandersetzen. Diese mentale Leistung unterstützt eine positive Psyche, da Stress so erst gar nicht entstehen kann. Eine weitere Wirkung des dissoziativen Laufens ist das Abschalten vom täglichen Arbeitsstress und dem sich Hingeben in eine natürlich beruhigende Umgebung, in der man seinen Gedanken und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Hobbyläufer, die während dem Laufen auf diese gesundheitserhaltenden Bewältigungsstrategien zurückgreifen, laufen eher aus gesundheitlichen und psychologischen Motiven heraus (Stoll & Ziemainz, 2000, S. 12).
[...]
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.