Das sekundärpräventive multimodale Bewegungsprogramm, bezogen auf unspezifische Rückenschmerzen, richtet sich mit dem folgenden Slogan an die Zielgruppe: "Machst du heute aktiv was für deinen Rücken, brauchst du morgen keine Krücken". Der Titel fordert den Leser zum einen auf, seinen Rücken zu aktivieren und zum anderen soll eine sportliche Aktivität, die die Muskulatur des Rückens stärkt, anvisiert werden.
In der folgenden Arbeit wird zunächst der Konzeptanbieter des Kurses mit den räumlichen, apparativen
und personellen Ressourcen näher beschrieben. Es wird die Zielgruppe für das geplante Kursprogramm beschrieben. Anschließend werden grundlegende epidemiologische Daten und mögliche Barrieren sowie Strategien behandelt. Außerdem wird die übergeordneten Konzeptinhalte behandelt und anschließend die Zielsetzung des Konzepts analysiert.
Inhaltsverzeichnis
1 ANALYSE DER AUSGANGSSITUATION
1.1 Konzeptanbieter
1.2 Zielgruppe des Konzeptes
2 ZIELSETZUNG UND ABLEITUNG VON ÜBERGEORDNETEN KONZEPTINHALTEN
2.1 Ableitung von übergeordneten Konzeptinhalten
2.2 Zielsetzung des Konzepts
3 DARSTELLUNG UND ORGANISATION DER KONZEPTINHALTE
3.1 Grobgliederung des Konzeptes
3.2 Exemplarische Konzepteinheit
4 KONZEPTEVALUATION
5 LITERATURVERZEICHNIS
6 TABELLENVERZEICHNIS
6.1 Tabellenverzeichnis
Anhang 1: Fragebogen
1 Analyse der Ausgangssituation
1.1 Konzeptanbieter
Das sekundärpräventive multimodale Bewegungsprogramm, bezogen auf unspezifische Rückenschmerzen, richtet sich mit dem folgenden Slogan an die Zielgruppe: „machst du heute aktiv was für deinen Rücken, brauchst du Morgen keine Krücken“.
Der Titel fordert den Leser zum einen auf, seinen Rücken zu aktivieren und zum anderen soll eine sportliche Aktivität, die die Muskulatur des Rückens stärkt, anvisiert werden. Nach dem Paragrafen 25 und 26 SGB V soll „im Rahmen der Sekundärprävention Krankheiten möglichst früh erkannt und das Fortschreiten durch gezielte Behandlungen verhindert werden“ (AOK, 2016, S.9). Dem Leser soll mit „brauchst du Morgen keine Krücken“ die Dringlichkeit nun etwas zu tun vermittelt werden.
In der folgenden Tabelle wird der Konzeptanbieter des Kurses mit den räumlichen, apparativen und personellen Ressourcen näher beschrieben.
Tab. 1: Ressourcen des Konzeptanbieters (eigene Darstellung, 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Zielgruppe des Konzeptes
Nachfolgende Tabelle beschreibt die Zielgruppe für das geplante Kursprogramm. Anschließend werden Grundlegende epidemiologische Daten und mögliche Barrieren sowie Strategien behandelt.
Tab. 2: Darstellung der Zielgruppe (eigene Darstellung, 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Grundlegende epidemiologische Daten
„Deutschland hat Rücken“ (Merkel, 2014; Spiegel Online, 2014). Aus ca. 31 Millionen Versicherten unterschiedlicher gesetzlicher Krankenkassen sowie Daten des Statistischen Bundesamts hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sämtliche Daten zusammengeführt und die volkswirtschaftlichen Kosten, welche aufgrund von Dienstunfähigkeit entstehen, berechnet (BAuA 2017, S. 2).
Für das Jahr 2015 ergeben sich mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 15 Tagen pro Arbeitnehmer 587 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage. Akzentuiert man dieses Arbeitsausfallvolumen, so kalkuliert die BAuA die reinen volkswirtschaftlichen Produktionsausfallkosten, also die Lohnkosten auf 75,2 Milliarden Euro bzw. den Ausfall an der Bruttowertschöpfung, also der Verlust an Arbeitsproduktivität, auf 133,1 Milliarden Euro (BAUA, 2016, S.2).
Bereits 2005 eruierten Schmidt und Kohlmann, dass Rückenschmerzen in Deutschland zu den häufigsten und kostenträchtigsten Beschwerden gehören.
Epidemiologische Studien geben für die Punktprävalenz Werte von 30 bis 40 Prozent an. Das heißt mehr als jeder dritte Erwachsene bestätigt die Frage: „Haben Sie heute Rückenschmerzen?“ (Raspe & Kohlmann, 1998; RKI, 2012, S. 13).
Definiert werden Rückenschmerzen (engl.: low back pain) „(...) als Schmerzen in der Region unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalte. Die fünf Lendenwirbel und ihre gelenkigen Verbindungen, das Kreuzbein, das Steißbein und die Bandscheiben sind umgeben von zahlreichen Bändern, Sehnen und Muskeln. Die rückwärtigen Fortsätze der Lendenwirbelkörper bilden einen Kanal; er schließt den unteren Anteil des Rückenmarks ein. Jede dieser Strukturen kann die Quelle von Schmerzen sein“ (RKI, 2012, S. 7).
Aus ätiologischer Sicht werden spezifische und unspezifische Formen von Rückenschmerzen unterschieden. Spezifische Rückenschmerzen sind solche, bei denen somatische Ursachen als Auslöser der Beschwerden diagnostiziert werden können. Dagegen liegen unspezifische Rückenbeschwerden dann vor, wenn sich für die Beschwerden kein somatischer Auslöser findet und sich kein zentraler Pathomechanismus (Oder auch Pathogenese, beschreibt die Entstehung und Entwicklung einer Krankheit) erkennen lässt (RKI 2012, S. 7).
Laut RKI (2012, S. 7) sind Rückenschmerzen oftmals „(.) nicht spezifisch“ und lassen sich mit aktuellen diagnostischen Verfahren weder sicher ausräumen noch empirisch nachweisen.
Im vorherigen Abschnitt wurde das Thema Absentismus mit den dazugehörigen Ausfallkosten behandelt. Ein weiterer nicht außer Acht zu lassender Kostenträger ist der Präsentismus. „Das Verhalten, sich bei einer Erkrankung nicht krank zu melden, sondern arbeiten zu gehen, wird als Präsentismus bezeichnet“ (Schmidt & Schröder, 2010, S. 93).
Auf Basis einer Meta-Analyse internationaler Studien sowie in Verbindung mit bundesdeutschen Beschäftigungs- und Prävalenzdaten ermittelten Fissler und Krause (2010, S. 418) ein Verhältnis von Absentismus zu Präsentismus von 35 zu 65 Prozent. Daraus wird deutlich, dass die Beeinträchtigung der Arbeitsproduktivität insbesondere in Form von Präsentismus und weniger durch Absentismus hervorgerufen wird.
Barrieren und Strategien
Mögliche Barrieren sind, dass bei einkommensschwachen Gruppen verhaltensbedingte Risikofaktoren wie Bewegungsarmut, Rauchen und Übergewicht stärker ausgeprägt sind als im Vergleich zu Gruppen mit höheren Einkommen (Mielck, 2000). Hierfür wäre ein Tag der offenen Tür mit Vorträgen zu den Risikofaktoren und deren Folgen für den Konzeptanbieter eine Möglichkeit zur Überwindung dieser Barriere. Um ebenfalls die einkommensschwachen Personen anzusprechen, wäre es sinnvoll mit dem Slogan „sie trainieren, ihre Krankenkasse zahlt“ vor dem Tag der offenen Tür zu werben.
Eine weitere mögliche Barriere wäre aus Sicht der Zielgruppe, dass befürchtet wird, dass die jeweiligen Trainer die notwendige Kompetenz nicht besitzen. Eine Lösung bietet die Aufklärung der Voraussetzung des Kurses nach Paragraf 20 an. Demzufolge muss der Trainer eine Qualifikationsstufe von mindestens sechs haben also beispielsweise ein Abschluss mit sportlichen Hintergrund. Des Weiteren wäre es sinnvoll die Vorträge ebenfalls von den Kurstrainern halten zu lassen. Hintergrund ist, dass die Zielgruppe direkt einen Ansprechpartner für den Kurs haben und sich integriert fühlen. Darüber hinaus können solche Vorträge mögliche Bedenken gewisser Kompetenzbarrieren ausräumen.
2 Zielsetzung und Ableitung von übergeordneten Konzeptinhalten
Im folgenden Kapitel werden zu Beginn die übergeordneten Konzeptinhalte behandelt und anschließend die Zielsetzung des Konzepts analysiert.
2.1 Ableitung von übergeordneten Konzeptinhalten
Das Ableiten aus den Zielsetzungen des geplanten Konzeptes, mit den übergeordneten zielgruppenadäquaten Konzeptinhalten und den jeweiligen empirischen Belegen dazu, wird mit folgenden Zielsetzungen behandelt.
- Zielbereich I: Einstellung und Verhalten - Hauptfokus liegt in der Vermittlung von Wissen, Hintergründe, Ursachen und den Umgang mit Rückenschmerzen. Anhand der Aufklärung soll der erste Schritt hinzu Verhaltens- und Handlungsänderung gegenüber sportlicher Aktivität erreicht werden.
- Zielbereich D: Lag das Ziel im ersten Teil in der Aufklärung, so soll mit der Hinführung zur körperlicher gesundheitssportlicher Aktivität und der Hinführung sowie Bindung an Eigenständigkeit in Bezug zu körperlicher Aktivität der zweite Zielbereich in der Umsetzung liegen. Desweiteren soll hier bereits eine Verbesserung der gesundheitsbezogenen Fitness angegangen werden.
- Zielbereich III: Die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Fitness liegt zu Beginn mit der körperlichen Aktivität im Mittelpunkt. Anschließend wird das Thema Stressmanagement im theoretischen als auch im praktischen Teil, mit einer Vermeidung der Dekonditionierung im Alltag, behandelt. Hier sollen biopsychosoziale Risikofaktoren verringert werden.
Begründung:
Der erste Zielbereich beinhaltet die Aufklärungsarbeit mit abgeleiteten Verhaltens- und Handlungsänderungsmaßnahmen des Teilnehmers. Durch den interdisziplinären Austausch, soll die Bereitschaft des Patienten und die Notwendigkeit etwas zu tun, erhöht werden (Bertelsmann Stiftung, 2007, S. 6).
Im zweiten Zielbereich liegt das Hauptaugenmerk in der körperlichen Aktivität, insbesondere im Aufbau der wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur. Laut Hendrick und weitere (2010) scheinen Trainingsprogramme, die die Kräftigung der Muskulatur sowie die Stabilisierung fördern, eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als ausdauerorientierte Trainingsprogramme zu Grunde zu liegen. Gottlob (2013, S. 181) geht sogar so weit zu titulieren, dass durch ein differenziertes, dauerhaftes Rückenstreckertraining, eine lebenslange Vermeidung von Rückenschmerzen erreicht werden kann.
Aufgrund dessen, dass zunehmend biopsychosoziale Faktoren eine Rolle bei Rückenschmerzen spielen (BÄK et al., 2016, S. 17), soll der letzte Zielbereich, die Risikofaktoren, welche eine starke Evidenz aufzeigen, thematisieren.
Risikofaktoren laut BÄK und weiteren (2016, S. 17) sind beispielsweise Depressivität, Disstress, schmerzbezogene Kognitionen, berufliche Faktoren (repetitive Körperhaltung, körperliche Schwerarbeit, Unzufriedenheit) und ein starkes Schon- und Vermeidungsverhalten.
2.2 Zielsetzung des Konzepts
In der nun aufgeführten Tabelle werden für die Sekundärprävention drei übergeordnete Ziele nach Inhalt, Ausmaß und Zeit abgeleitet. Im Anschluss werden die einzelnen Ziele begründet.
Tab. 3: Übergeordnete Ziele (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Begründung der Ziele
Das erste Ziel beinhaltet eine Aufklärungsarbeit bezüglich des Stressmanagements. Beschleunigte Arbeitsprozesse, Arbeitsplatzverdichtung, ständige Erreichbarkeit aufgrund der Technisierung, zunehmender sowie andauernder Zeit- und Leistungsdruck sind Gründe dafür, dass Arbeitnehmer sich an die schlechten Arbeitsverhältnisse anpassen müssen und infolgedessen krank werden (Haubl & Voß, 2008). Seit Jahren steigen psychische Belastungen und Erkrankungen (Badura, 2010, S. 11; Oppolzer, 2010, S. 85.).
BÄK und weitere (2016, S. 17) konstatieren, dass zunehmend biopsychosoziale Faktoren als Ursache für unspezifische Rückenschmerzen gelten. Nach den 10 Wochen sollen Risikofaktoren wie Disstress, Depressivität, ausgeprägtes Schon- und Vermeidungsver- halten und schmerzbezogene Kognitionen wie Gedanken der Hilf- und Hoffnungslosigkeit um zwei Punkte reduziert werden (BÄK et al., 2016, S. 17).
Die Reduktion des Bewegungsmangels um die physischen Gesundheitsressourcen der Kursteilnehmer zu stärken beinhaltet das zweite Ziel (GKV-Spitznverband, 2014, S. 50). Regelmäßige Bewegung hält gesund und „erhöht die Stabilität der Knochen, sorgt für aktive und kräftige Muskulatur und Beweglichkeit, hält fit, sorgt für psychisches Wohlbefinden und fördert die chemischen Prozesse zur Schmerzunterdrückung im Körper“ (Zägelein, 2013, S. 26). Aus diesem Grund wird bei moderater Intensität pro Woche 120 Minuten Sport, mit Fokus auf Krafttraining, anvisiert, wobei eine Trainingseinheit privat absolviert wird.
Als drittes Ziel ist die Funktionsgymnastik mit Stabilisation-, Mobilisation- und Beweglichkeitstraining zu nennen. Die Funktionsgymnastik zielt darauf ab eine Ökonomisierung und Optimierung von Bewegungsformen, also die koordinative Exaktheit der Ausführung von Übungen zu erhalten (McGill, 2007). Der Transfer zu den Alltagsbewegungen soll hier gewährleistet werden, damit etwaige Spitzenbelastungen einfacher zu bewältigen sind und um Rückenschmerzen reduzieren zu können. Darüber hinaus beschreibt McGill (2007) in seiner Arbeit, dass dadurch eine Verbesserung der intermuskulärer Koordination stattfindet.
3 Darstellung und Organisation der Konzeptinhalte
Das Kapitel drei befasst sich im ersten Teil mit der Grobgliederung des angestrebten Kurskonzepts. Nachfolgend wird eine exemplarische Einheit des Bewegungskonzeptes im Detail beschrieben.
3.1 Grobgliederung des Konzeptes
Folgende Tabelle soll eine Übersicht über die angestrebte inhaltlich-organisatorische Grobplanung des Kursprogramms geben. Tabelle fünf auf Seite elf zeigt anschließend die Grobplanung des Bewegungskonzeptes über einen Zeitraum von zehn Wochen.
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- Quote paper
- Simon Kübler (Author), 2019, Konzept zur Sport- und Bewegungstherapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1153020
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