Genozid. Ein Wort, konstruiert von Raphael Lemkin, einem in die Vereinigten Staaten eingewanderten Juristen, aus dem griechischen Wort »genos« für Stamm und dem Suffix »cide« des lateinischen Wort »caedere« für morden, im deutschsprachigen Raum auch unter Völkermord bekannt, ist durch seine vielseitige Bedeutung in seinem gleichnamigen, interdisziplinären Forschungsbereich, Genozidforschung, höchst umstritten und wird kontrovers diskutiert. Auch wenn ihnen das nicht immer glücklich gelingt, so versuchen Genozidforscher seit Jahrzehnten sich mittels verschiedener Auslegungen und Neudefinitionen, die Handhabung dieses schwierigen Begriffes zu erleichtern sowie neue Begrifflichkeiten einzuführen, um ein differenziertes wissenschaftliches Arbeiten zu gewährleisten.
Diese neuen Begrifflichkeiten stellen auch den Kern dieser Arbeit dar. Zuerst soll in einem allgemeinen Abschnitt begründet werden, weshalb es zu einer solchen hohen Anzahl von Definitionen kam, welche Rolle dabei die Genozidkonvention der Vereinten Nationen spielt und worin die Bedeutung solchen Vorgehens liegt. Des Weiteren soll angerissen werden, wie Genozidforschung erfolgen müsste, was die Anliegen der Forscher sind und nach welchen Kriterien sie eine Eingrenzung und Kategorisierung ihres Forschungsfeldes vollzieht, welche Gefahren und Bedingungen sie zu berücksichtigen haben sowie welche Funktion das wissenschaftliche Gebiet der Rassismusforschung und deren Arbeitsweisen für sie hat.
Im Kapitel Formen, dem Hauptteil dieser Arbeit, werden dann drei Arten von Genozidformen dargestellt. Die Wahl fiel dabei, um die Weite des Forschungsfeldes und ihre unterschiedlichen Möglichkeiten darzustellen, auf den Politizid, den Ethnozid und den Gynozid. Bei jeder dieser drei Formen wird anhand eines historischen Beispiels veranschaulicht, wie sie definiert werden, welche Probleme auftreten, beziehungsweise welche Vorteile sie bieten und worin sie sich voneinander unterscheiden oder Gemeinsamkeiten aufweisen sowie in welchem Gegensatz sie zu der Definition der Genozidkonvention stehen beziehungsweise was sie mit dieser verbindet.
Gegenstand dieser Arbeit soll jedoch nicht die genauere Analyse dieser Fälle in ihren Ursprüngen und Abläufen sein und auch nicht die Fragestellung, ob diese drei angeführten historischen Beispiele tatsächlich Genozidfälle darstellen oder nicht.
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- Wolfgang Müller (Author), 2008, Politizid, Ethnozid und Gynozid, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115129
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