In unserer Gesellschaft, die als wichtige Ziele die Sicherung des Wirtschaftswachstums und die Mehrung des Wohlstandes hat, können sich Kinder und Jugendliche den Auswirkungen dieser Wertvorstellungen kaum entziehen. Kinder wachsen in einem Umfeld auf, in dem Konsum sehr bedeutend ist.
Leitbild der Gesellschaft ist heute weniger das informierte und gebildete Individuum, als der konsumierende Mensch.
Auf der einen Seite sind Kinder den Einflüssen des Konsums ausgesetzt, weil sie Teil dieser konsumorientierten Gesellschaft sind. Auf der anderen Seite werden sie auch mit vielfältigen Bemühungen der anbietenden Wirtschaft und Werbebranche konfrontiert.
In dieser Hausarbeit geht es darum, die Entwicklung der Kommerzialisierung, die Bemühungen der Wirtschaft um Kinder und Jugendliche, das Konsumverhalten der Kinder und ihre Markentreue darzustellen und damit auch eine Erklärung dafür zu finden, warum Kinder und Jugendliche so zielgerichtet beworben werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklung der Kommerzialisierung im historischen Kontext
3. Die Kaufkraft von Kindern und Jugendlichen
4. Kinder als Beeinflusser von Kaufentscheidungen
5. Markenbindung
6. Die Bemühungen der Wirtschaft um Kinder und Jugendliche
6.1 Banken und Sparkassen
6.2 Werbung im Fernsehen
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In unserer Gesellschaft, die als wichtige Ziele die Sicherung des Wirtschaftswachstums und die Mehrung des Wohlstandes hat, können sich Kinder und Jugendliche den Auswirkungen dieser Wertvorstellungen kaum entziehen. Kinder wachsen in einem Umfeld auf, in dem Konsum sehr bedeutend ist.
Leitbild der Gesellschaft ist heute weniger das informierte und gebildete Individuum, als der konsumierende Mensch.
Auf der einen Seite sind Kinder den Einflüssen des Konsums ausgesetzt, weil sie Teil dieser konsumorientierten Gesellschaft sind. Auf der anderen Seite werden sie auch mit vielfältigen Bemühungen der anbietenden Wirtschaft und Werbebranche konfrontiert.
In dieser Ausarbeitung, des am 15.11.01 gehaltenen Referates, geht es darum, die Entwicklung der Kommerzialisierung, die Bemühungen der Wirtschaft um Kinder und Jugendliche, das Konsumverhalten der Kinder und ihre Markentreue darzustellen und damit auch eine Erklärung dafür zu finden, warum Kinder und Jugendliche so zielgerichtet beworben werden.
2. Entwicklung der Kommerzialisierung im historischen Kontext
Eine Frau, die um 1950 Kind war, schildert Folgendes:
„ (...)Anfangs waren wir auf dem Hof nur einige Jugendliche, und einige Kinder liefen drumherum. Plötzlich kam jemand auf die Idee, Zelte aufzubauen, und bald waren alle in den Häusern verschwunden, um Material zu holen. Die Ausrüstung bestand aus alten Wolldecken, Wäscheklammern und Steinen. Die Wolldecken, die wurden mit Wäscheklammern am Zaun befestigt, und auf die Enden der Decke hat man die Steine gelegt. So entstanden dann Zelte, und im Laufe des Tages, es kamen ja immer mehr Kinder und Jugendliche nach draußen, da war auch schon ein ganzes Zeltdorf beisammen. Ja, wir hatten dort eine Post, einen Krämerladen, eine Arztpraxis(...) Die Kinder, die ahmten uns alles nach, und wir haben die auch gewähren lassen. Aber wir Größeren hatten nur die höheren Funktionen inne, die Kleinen waren mehr unsere Handlanger. Manche Zelte standen sogar bis zur Dämmerung, und dann boten sie Schutz für einen flüchtigen Kuss oder eine Umarmung(...) Ich weiß noch, wir hatten da in der Nähe unseres Hauses so einen freien Platz, und da wurde abends oft Lagerfeuer gemacht. Wir haben da die Kartoffeln gebraten und alle haben das organisiert(...)“1
Eine andere Frau, Ende der 60er Jahre Kind, erzählt von ihren Spielsachen:
„An Spielzeug besaßen wir ziemlich viel. Z.B. Puppen, Babypuppen, Puppenhaus, Puppenwiege und -wagen, alle erdenklichen Stofftiere, Kasperletheater und dazugehörige Puppen, Arztkoffer, Kaufladen, Zauberkasten, Spielesammlung, viele Bücher, Legosteine, Klötze, Knete, Fimo, Emaillierkasten, Granulat (...) und vieles, vieles andere mehr!“2
Diese beiden Zitate verdeutlichen meiner Meinung nach sehr gut wie sich der Kinderalltag in einem Zeitraum von höchstens 10-15 Jahren verändert hat.
Für die Generation der 40er Jahre standen die Probleme des Nachkriegsdeutschland in ihrer Kindheit im Vordergrund. Die Menschen dieser Generation haben sicher alle ähnliche Erinnerungen an die Ausstattung ihrer Kindheit. Bis 1960 musste vor allem für die Deckung eines Bedarfs produziert werden, der Mangelbedarf war. Zu dieser Zeit gab es nur wenig Spielzeug. Gespielt wurde in den Trümmern des zerbombten Deutschland. Spielzeug musste man sich selbst anfertigen oder mit dem Spielzeug spielen, das manchen Menschen durch Care- Pakete zugesandt wurde. Taschengeld bekamen die wenigsten Kinder. Das oberste Bestreben in dieser Zeit war die Nahrungsbeschaffung. Die Menschen litten unter den Folgen des Krieges wie Armut und Unterernährung und versuchten, sich ein neues Leben aufzubauen. Eine Kommerzialisierung wurde in dieser Zeit schon durch die schwierigen Lebensumstände und durch die fehlende wirtschaftliche Grundlage verhindert. Das Land musste zunächst mit den Folgen des Krieges fertigwerden, bevor es sich anderen Zielen zuwenden konnte.
In den 60er Jahren, nach Beendigung der Wiederaufbauphase, gewann die Kommerzialisierung an Bedeutung. Ein 10-16-Jähriges Kind erhielt 1960 19,00 DM pro Woche. Die Kinder begannen für die Industrie als Käuferpotential interessant zu werden. Die Industrie monopolisierte die Spielzeugausstattung, wodurch die Tradition des „Eigenbaus“ durchbrochen wurde. Das Spielen fand in größerem Maße zu Hause und mit vorgefertigtem Spielzeug statt. Auch nahm die Ausstattung der Haushalte mit einem Fernsehgerät zu. Während es in den 50er Jahren noch kaum Fernseher in Privathaushalten gab (1953 waren es 1117 Teilnehmer), stieg zwischen 1962 und 1973 die Anzahl von Haushalten mit einem Fernsehgerät von 34% auf 87% an. Die Mediatisierung der kindlichen Lebenswelt hatte auf der einen Seite zur Folge, dass viele Kinder immer mehr Erfahrungen aus zweiter Hand machten und das unmittelbare Erleben im Alltag reduziert wurde und auf der anderen Seite dem Markt ein wichtiger Faktor der Einflussnahme eröffnet wurde. Allerdings richtete sich das Fernsehen in seiner Anfangszeit noch nicht direkt an Kinder. Das Medium Fernsehen diente vielmehr als eine Informationsquelle, welche die Eltern ansprach. Erst nach größerer Verbreitung des Fernsehens wurde dieses Medium von der Industrie auch gezielt zur Kommunikation mit Kindern eingesetzt. Außerdem setzte sich die Emanzipation der Frau langsam durch. Schon in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Veränderung des Selbstbewusstseins der Frau durch die Industrialisierung. Die Frauen drangen allmählich in alle gesellschaftlichen Bereiche vor. Eine Verstärkung dieses Aspektes erfolgte während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Frauen gaben sich in den 60er Jahren nicht mehr mit der Rolle der „braven“ Hausfrau zufrieden, die sich nur um das Haus und um die Kinder kümmerte, sondern sie ergriffen selbst Berufe. Unvermeidliche Konsequenz aus dieser Entwicklung zur Berufstätigkeit beider Elternteile ist die geringe Zeit, die von den Eltern für die Kinder aufgewendet werden kann. Die Eltern werden in Geldangelegenheiten freigiebiger ihren Kindern gegenüber. Geld wird häufig als Ersatz für die fehlende Zeit für die Familie eingesetzt. Dies geschieht in Form von Taschengelderhöhung oder durch die Förderung der Freizeitaktivitäten der Kinder wie Sportvereine oder das Lernen eines Musikinstrumentes. Kaufwünsche der Kinder werden häufig schneller erfüllt, weil die Eltern aufgrund mangelnder Zeit, die sie mit den Kindern verbringen können, ein schlechtes Gewissen haben.
Dadurch, dass einer großen Mehrheit von Kindern mehr Geld zur Verfügung steht, werden sie als Käuferpotenzial für die Wirtschaft immer interessanter.3
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1 Rolff,H.-G. 1981. In: Preuss-Lausitz, U. Kriegskinder, Konsumkinder, Krisenkinder. S. 154
2 Geulen/Schütze 1981. In: Preuss-Lausitz, U. Kriegskinder, Konsumkinder, Krisenkinder. S. 154
3 vgl. Geulen/Schütze.Die „Nachkriegskinder“ und die „Konsumkinder“. Kindheitsverläufe zweier Generationen. In: Kriegskinder,Konsumkinder,Krisenkinder.S. 29-52
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