Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, welchen Wert mikrohistorische Perspektiven und Forschungsergebnisse für die wissenschaftliche Geschichtsauffassung haben.
Nach einer allgemeinen Einführung in die Mikrogeschichte, dessen Herangehensweisen und Entstehung, untersucht diese Arbeit die Bedeutung der Mikrohistorik in der wissenschaftlichen Geschichtsauffassung.
Außerdem werden einige konkrete Arbeitsweisen und Ergebnisse der mikrohistorischen Studie "Weben und Überleben in Laichingen 1650-1900. Lokalgeschichte als allgemeine Geschichte", des deutschen Historikers und Protagonisten der Mikrogeschichte Hans Medick untersucht.
1. Einleitung
Die Diskussion um die Aussagekraft von mikrohistorischen Studien wird unter Historikern immer wieder kontrovers diskutiert. Im Zuge dieser Diskussion befasst sich diese Referatsverschriftlichung mit der Fragestellung: Welchen Wert haben mikrohistorische Perspektiven und Forschungsergebnisse für die wissenschaftliche Geschichtsauffassung? Nach einer allgemeinen Einführung in die Mikrogeschichte, dessen Herangehensweisen und Entstehung, untersucht diese Arbeit die Bedeutung der Mikrohistorik in der wissenschaftlichen Geschichtsauffassung. Außerdem werden einige konkrete Arbeitsweisen und Ergebnisse der mikrohistorischen Studie „Weben und Überleben in Laichingen 1650-1900. Lokalgeschichte als allgemeine Geschichte", des deutschen Historikers und Protagonisten der Mikrogeschichte Hans Medick untersucht. Diese befasst sich mit dem gesellschaftlichen Wandel zur Zeit der ProtoIndustrialisierung und geht somit der Frage nach, wie die Genese der modernen Fabrikindustrie aus landwirtschaftlichem Kleinstbesitz funktionierte. Er erörtert die Zusammenhänge von demographischer, sozialer, agrarischer und gewerblicher Entwicklung am Beispiel des württembergischen Leinengewerbes in Laichingen. Abschließend wird die Fragestellung anhand der bearbeiteten Inhaltspunkte in Form eines Fazits beantwortet.
2. Was ist Mikrogeschichte?
2.1. Allgemein
„Mikrogeschichte bedeutet nicht, kleine Dinge anzuschauen, sondern im Kleinen schauen“. So beschrieb es der italienischer Historiker Giovanni Levi als einer der Pioniere der Mikrohistorik.1 Die Mikrohistorik zeichnet sich durch ihren genauen Blick auf kleine soziale Einheiten aus. Dadurch wird sie jedoch von zwei großen Missverständnisse begleitet: Die Gleichsetzung von Mikrogeschichte mit einem kleinen Untersuchungsgegenstand und die Teilung von Mikro- und Makrogeschichte. Es ist jedoch für Historiker unabdingbar, sich von solchen Missverständnissen frei zu machen. Mikrogeschichte bedeutet Maßstabsveränderung. Durch die Vergrößerung des Maßstabs und die damit verbundene Verkleinerung des Untersuchungsbereichs, wird eine vollständige Analyse der vorhandenen Quellen und ihre Kombination ermöglicht. Die Zweiteilung von Mikro- und Makrohistorik macht allein deshalb keinen Sinn, da die Mikrogeschichte genauso wie die Makrogeschichte versucht zu allgemeineren Aussagen zu kommen. Der Unterschied liegt jedoch an der Herangehensweise, bei dem die Mikrohistoriker einen umfassenderen, detaillierteren und somit präziseren Weg zur Geschichtsanalyse wählen.2 Die Mikro-Historik kritisiert durch ihre detaillierten Erkenntnisse über Gesellschaft, Wirtschaft und Politik eines Untersuchungskreises, die allgemeingültigen makrohistorischen Tatsachen. Die Hierarchisierung der historischen Gegenstände wird dadurch in Frage gestellt.3
2.2. Herangehensweise
Die Mikrogeschichte definiert sich nicht in erster Linie durch ihre MikroDimensionen, sondern sie gewinnt aus mikroskopisch-präzisen Blickwinkeln vielerlei neue Erkenntnisse über eine Gesellschaft. Die Gesamtheit von Individuen und deren Wechselbeziehung in kultureller, sozialer, ökonomischer und politischer Momente wird hierbei als lebensgeschichtlicher Zusammenhang untersucht. Im Unterschied zur Regional- und Lokalgeschichte, werden dabei sogar namentliche Verknüpfungen von scheinbar unbedeutenden Personen anhand der vorhandenen Quellen rekonstruiert.4 Da die Mikrogeschichte auf Grund ihrer Arbeitsweisen präziser und mit geringerer Fehlerquote arbeitet, können Beziehungen zwischen Menschen(-Gruppen) auf den unterschiedlichen Gebieten des Lebens erforscht werden. Manche Forschern bezeichnen sie deshalb gerne als allgemeine Geschichte.5 Für Andere hingegen gilt sie als eher als „Schwester der Alltagsgeschichte“, da sie ihr zwar ähnelt, aber sich in einigen Aspekten von ihr unterscheidet. mikrohistorische Methoden werden, im Gegensatz zur Alltagsgeschichte, anhand von speziellen Kategorien reflektiert und Fragen der Makrogeschichte werden miteinbezogen. Insgesamt arbeitet man in der Mikrohistorik also mit experimentellen Untersuchungen von sozialen Beziehungsnetzen und Handlungszusammenhänge eines bestimmten Sozialsystems,6 wobei das Spektrum dieser Systeme an keine spezielle
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1 Medick, Hans: Mikro-Historie, in: Winfried Schulze (Hg.): Kleine Vandenhoeck-Reihe 1569, Göttingen 1994, S. 40- 64, S. 40. Seite 2
2 Ulbricht, Otto: Mikrogeschichte. Menschen und Konflikte in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 2009, S. 30- 37.
3 Medick, Hans: Mikro-Historie, in: Winfried Schulze (Hg.): Kleine Vandenhoeck-Reihe 1569, Göttingen 1994, S. 40- 64, S. 45.
4 Medick, Hans: Mikro-Historie, in: Winfried Schulze (Hg.): Kleine Vandenhoeck-Reihe 1569, Göttingen 1994, S. 40- 64, S. 44- 45.
5 Ulbricht, Otto: Mikrogeschichte. Menschen und Konflikte in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 2009, S. 35.
6 Medick, Hans: Mikro-Historie, in: Winfried Schulze (Hg.): Kleine Vandenhoeck-Reihe 1569, Göttingen 1994, S. 40- 64, S. 44- 45. Seite 3
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2021, Mikrogeschichte. Bedeutung und Aussagekraft von mikrohistorischer Studien in der Geschichtswissenschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1150267
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