Zentrale Figur der vorliegenden Arbeit ist Mithridates VI (Im Folgenden: Mithridates).
Dieser war bis zu seinem Tod 63 v. Chr. 57 Jahre lang, also von 120 v.Chr. bis 63 v. Chr., König von Pontus gewesen, einem damals fast unbekannten Königreich am äußersten Rand der Rom bekannten Welt. Bekannt geworden ist er vor allem als einer der bedeutendsten Feinde Roms, vergleichbar mit Pyrrhus, Hannibal oder Kleopatra.
Nach ihm benannt sind die drei mithridatischen Kriege, die zwischen 89 und 84 v Chr., 83 und 81 v Chr., sowie 74 und 63 v Chr. zwischen dem römischen Reich und Mithridates auf der anderen Seite ausgetragen wurden.
Unter Gesamtbetrachtung der Expansionsphasen des römischen Reiches kommt der Eingliederung der Regionen Kleinasiens eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur bedeutete eine Expansion in diese Regionen für das römische Reich eine Eröffnung von bis dahin kaum gekannten Einkunftsmöglichkeiten durch Steuern. Auch ist der Einrichtung der ersten Provinz Asia auf dem Gebiet des ehemaligen Königreiches von Pergamon eine Bedeutung als erstmalige Integration eines bedeutenden Kulturzentrums im Raum von Kleinasien zuzumessen. Vor allem durch die o.g. mithridatischen Kriege 89-63 v. Chr. des im allgemeinen eher unbekannten Königreiches von Pontus, mit der Zielsetzung das römische Reich wieder zur Aufgabe seiner Provinz Asia zu bewegen, stand der Erfolg einer Ausdehnung des römischen Einflusses auf den Raum Kleinasiens aber vermehrt infrage. Vorübergehend konnte das römische Reich sogar für ca. 4 Jahre wieder vollständig aus seiner Provinz Asia verdrängt werden.
Zwar wird damit leicht nachvollziehbar, warum Mithridates bzw. das Militär von Pontus nach gängigen Mustern gegen östliche Gegner als militärisch unversiert diffamiert wurden. Auf der anderen Seite existieren aber selbst aus dem römischen Reich positive Charakterisierungen von Mithridates als besonders entbehrungsbereitem Anführer, der sein Heer persönlich zu besonderer Zähigkeit drillt, die sich weniger leicht nachvollziehen lassen.
Was für eine Form von Gegner Rom mit Pontus unter Mithridates VI tatsächlich entgegengetreten war, erscheint vermehrt widersprüchlich dargestellt. Ziel dieser Arbeit ist es sich dieser Frage so weit wie möglich anzunähern. Die einzelnen Quellen werde ich aufgrund ihrer Prägung durch negativ, stereotype oder idealisierende Vorstellungen im Kontext ihrer Entstehung untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung und Wirkung fester Wahrnehmungsmuster
- Entwicklung der Fremdwahrnehmung vom Orient
- Bilder von orientalen Herrschern bis zur Zeit des Hellenismus.
- Begründung des Topos vom orientalen Barbaren nach Herodot
- Darstellung des orientalen Herrschers bei Herodot
- Weiterentwicklungen in der Darstellung vom orientalen Herrscher
- Vorstellungen von Idealtugenden von Alleinherrschern im Hellenismus
- Bilder von orientalen Herrschern bis zur Zeit des Hellenismus.
- Wahrnehmung des Orients durch das Griechentum.
- Darstellungen von der Herrschaft des Mithridates
- Charakterisierungen in Schriftquellen der römisch-griechischen Geschichtsschreibung.
- Erste zeitgenössische Darstellungen in Schriftquellen
- Darstellungen von Mithridates bei Cicero
- Ciceros zweite Rede gegen Verres
- Ciceros Rede zur Einsetzung von Pompeius als Oberkommandierenden
- Ciceros Verteidigungsrede für Lucius Licinus Murena
- Darstellung von Mithridates bei Diodorus Siculus
- Einordnung der zeitgenössischen Quellen
- Darstellungen von Mithridates bei Cicero
- Nachfolgende Charakterisierungen von Mithridates in Schriftquellen.
- Charakterisierungen bei Strabo
- Hintergrund und Lebensumstände von Strabo
- Mithridates bei Strabo
- Charakterisierungen bei Pompeius Trogus.
- Hintergrund und Lebensumstände von Pompeius Trogus
- Mithridates bei Trogus
- Charakterisierungen bei Plutarch.
- Hintergrund und Lebensumstände von Plutarch
- Mithridates bei Plutarch
- Charakterisierungen bei Appian
- Hintergrund und Lebensumstände von Appian
- Mithridates bei Appian
- Charakterisierungen bei Cassius Dio
- Hintergrund und Lebensumstände von Cassius Dio
- Mithridates bei Cassius Dio
- Gesamtentwicklungen in der Darstellung in römisch-griechischen Schriftquellen
- Charakterisierungen bei Strabo
- Zusätzliche Erkenntnisse durch die Selbstinszenierung von Mithridates
- Regionale Inszenierung von Herrschaft im Königreich Pontus
- Anknüpfung an Formen von Herrschaftsinszenierung außerhalb von Pontus
- Die unveränderte Übernahme fremder Münzprägungen
- Münzprägungen mit Veränderungen der Motive auf der Münze
- Bedeutung etablierter Münzprägungen für die Selbstinszenierung von Mithridates
- Die königliche Münzprägung von Mithridates.
- Münzen der ersten fest gefügten Form
- Münzen der zweiten fest gefügten Form
- Gesamtentwicklung in der Selbstinszenierung von Mithridates über Münzen
- Weitere Entwicklungen in den Eindrücken von Mithridates
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Wahrnehmung von Mithridates VI. als König von Pontus im Spannungsfeld zwischen Hellenismus und orientalischer Herrschaft. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Darstellungen von Mithridates in Schriftquellen und auf Münzen, um zu verstehen, wie er von Zeitgenossen und Nachfolgenden wahrgenommen wurde und welche Rolle diese Wahrnehmungen in der Geschichte des römischen Reiches spielten.
- Die Entstehung und Wirkung von Wahrnehmungsmustern in Bezug auf den Orient und seine Herrscher.
- Die Darstellung des orientalen Herrschers in der antiken Literatur, insbesondere bei Herodot.
- Die Entwicklung der Selbstinszenierung von Mithridates durch Münzprägungen.
- Die Rolle von Mithridates in der Geschichte des römischen Reiches und seine Bedeutung für die Expansion des römischen Einflusses in Kleinasien.
- Die Unterschiede in der Darstellung von Mithridates in zeitgenössischen und späteren Quellen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Mithridates VI. als zentrale Figur der Arbeit vor.
- Das zweite Kapitel analysiert die Entstehung und Wirkung von Wahrnehmungsmustern in Bezug auf den Orient, wobei die Rolle von Herodot und anderen antiken Autoren hervorgehoben wird.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Darstellung von Mithridates in Schriftquellen der römisch-griechischen Geschichtsschreibung, wobei verschiedene Autoren wie Cicero, Diodorus Siculus, Strabo und Plutarch analysiert werden.
- Das vierte Kapitel untersucht die Selbstinszenierung von Mithridates durch Münzprägungen und die Bedeutung dieser Inszenierung für seine Herrschaft.
- Das fünfte Kapitel betrachtet die Entwicklungen in den Eindrücken von Mithridates und seine Bedeutung für die Geschichte des römischen Reiches.
Schlüsselwörter
Mithridates VI., Pontus, Hellenismus, Orient, römische Republik, Geschichte, Fremdwahrnehmung, Herrscher, Selbstinszenierung, Münzprägung, Schriftquellen, Cicero, Diodorus Siculus, Strabo, Plutarch, Appian, Cassius Dio.
- Erste zeitgenössische Darstellungen in Schriftquellen
- Charakterisierungen in Schriftquellen der römisch-griechischen Geschichtsschreibung.
- Quote paper
- Gunnar Maier (Author), 2014, Wahrnehmungen von Mithridates VI. zwischen Hellenismus und orientalischer Herrschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1149716