Diese Arbeit setzt sich mit dem Thema Reduktion von Arbeitsstress in Pflegeberufen auseinander und zeigt Möglichkeiten zur Stressbewältigung auf.
Die Pflege ist seit Jahren ein politisch, wie gesellschaftlich wiederholt, stark diskutierter Bereich. Sie ist systemrelevant, hat aber in Deutschland unter massiven strukturellen Problemen zu leiden. Das Image der Pflegeberufe war noch nie so schlecht wie heute, gesellschaftlich wie in den Pflegeberufen selbst.
Das Pflegepersonal überschreitet regelmäßig eine Schwelle, an der die Arbeit reflektiert und festgestellt wird, dass der negative Stress, für alle Beteiligten Konsequenzen mit sich bringt. Man findet keine Zeit mehr für psychosoziale Bedürfnisse und keine Zeit mehr für Erholung.
Unter welchen Umständen Pflegekräfte in Deutschland arbeiten, geht uns alle etwas an. So wird jeder von uns eines Tages an ein Abhängigkeitsverhältnis mit unserem Gesundheitssystem geraten und auf Pflege angewiesen sein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinitionen
2.1. Stress
2.1.1. Allgemeine sowiespezielle Ursachen von Stress in Pflegeberufen
2.1.2. Spezifische Belastungen in Pflegeberufen als Ursache von Stress
2.1.3. Negative Folgen von Stress
2.1.4. Stressbewältigung
2.2. Coping
2.2.1. Arten und Wirkmechanismen von Coping
2.2.2. Zeitmanagement
2.2.2.I. Verhaltens-Dimensionen desZeitmanagementsnachClaessens
3. Ergebnisse
3.1. Gegenüberstellung derUrsachenvonStressin Pflegeberufen undderStressbewältigungsmöglichkeiten
3.2. Gegenüberstellung der Ursachen von Stress in Pflegeberufen im privaten Kontext und der Stressbewältigungsmöglichkeiten desZeitmanagements
3.3. Konkrete Umsetzung im Rahmen des „SIT" nach Meichbaum
4. Fazit
6. LITERATURVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Die Pflege. Seit Jahren ein politisch, wie gesellschaftlich wiederholt, stark diskutierter Bereich. Sie ist systemrelevant, hat aber in Deutschland unter massiven strukturellen Problemen zu leiden. Das Image der Pflegeberufe war noch nie so schlecht wie heute, gesellschaftlich wie in den Pflegeberufen selbst (vgl. Koebe, Samtleben, Schrenker, & Zucco, 2020). Zudem prognostiziert (Hendrik Dohmeyer, 2020), dass der Pflegebedarf in den kommenden fünfzehn Jahren um ca. 30 % ansteigen wird, woraufhin die Qualität bei gleichbleibendem Verfall des ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals der Pflegebedürftigen weiter sinken wird (vgl. Roth, 2007).
Auch meine Frau und ich sind seit einigen Jahren in der Pflege tätig, sie im Krankenhaus und ich in einem Wohnheim für Menschen mit Beeinträchtigungen. So sind in unserem Arbeitsalltag die verschiedenen Abläufe, Handgriffe aber auch der alltägliche Stress, Routine und Normalität geworden. Arbeitskolleg_lnnen, das Arbeitsumfeld und wir haben den Stress als gegebenen negativen Bestandteil angenommen. Wir als Pflegepersonal überschreiten regelmäßig eine Schwelle, an der wir unsere Arbeit reflektieren und feststellen, dass der negative Stress, für alle Beteiligten Konsequenzen mit sich bringt. Da wir Klienten und Patienten wie an einem Fließband abfertigen und keine Zeit finden uns, um die psychosozialen Bedürfnisse dieser Menschen zu kümmern, geschweige denn Zeit für Erholung haben. Dies sind nur Beispiele und stellen, wenn überhaupt lediglich die Spitze des Eisberges dar, sind aber der Grund von Kettenreaktionen der Frustration seitens der zu pflegenden Personen und der pflegenden Mitarbeiterjnnen. Das Pulverfass Pflege. Diese Spannungen entladen sich häufig negativ, in Form von chronischem Stress, welcher in Folge Auslöser weiterer psychischer sowie physischer Erkrankungen sein kann.
Unter welchen Umständen Pflegekräfte in Deutschland arbeiten, geht uns alles etwas an und hat uns zu interessieren. So wird jeder von uns eines Tages in ein Abhängigkeitsverhältnis mit unserem Gesundheitssystem geraten und auf Pflege angewiesen und dieser ausgeliefert sein. Unter welchen Umständen dies passiert, also in Folge eines Unfalles oder im Zuge des stark vorangeschrittenen Alters, spielt anhand der Tatsache, dass dieser Tag eintreten wird, keine Rolle.
Weshalb ich mithilfe der Seminarinhalte des Seminars und vergangener Hausarbeiten „Aufwachsen unter ungünstigen Bedingungen" folgende Forschungsfrage „Wie können verschiedene Aspekte des Zeitmanagements den negativen Folgen von Stress in Pflegeberufen entgegenwirken?" formuliert habe. Ich erhoffe mir mit der Beantwortung der Forschungsfrage durch eine Fiteraturrecherche, Möglichkeiten herauszuarbeiten, welche Ressourcen den Pflergerjnnen bereitgestellt werden können, um dem arbeitsbedingten Stress, resistenter entgegenzutreten.
2. Begriffsdefinitionen
Zu Beginn dieser Arbeit werden die verschiedenen Begriffe wie Stress, Coping, Zeitmanagement erläutern, definieren und herausarbeiten, was Stress für die Pflegearbeit bedeutet. Am Ende dieses Abschnittes soll deutlich gemacht werden, wieso es essenziell für unsere Gesellschaft ist, die Auswirkungen von negativem Stress auf Pflegekräfte genauer zu untersuchen.
2.1. Stress
Zunächst muss im Rahmen dieser Arbeit der Begriff des Stresses definiert werden. Im generellen Sprachgebrauch spricht man bei Stress von einer als unangenehm wahrgenommenen Situation, welche eine Person negativ beeinflusst (vgl. Schmidt, 2021). (Greif & Semmer, 1991) definieren Stress hingegen, als eine spezifische Form der Beanspruchung. Negativer Stress, auch als Distress bezeichnet, wird als Belastung, Anspannung, Sorgen, Druck oder Kummer wahrgenommen und führt nachweislich zu körperlichen Schädigungen (vgl. Schmidt, 2021). Drüber hinaus kann man von chronischem Stress sprechen, wenn eine Person wiederholt, lang andauernde verschiedene und wiederkehrende Stressoren wie z.B. der arbeitsbedingte Stress in den verschiedenen Pflegeberufen ausgesetzt ist und sich in Folge keine Habituation der Stressreaktion einstellt (vgl. Hermann, 2019).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Dauerstressentstehung (Eckart)
2.1.1. Allgemeine sowie spezielle Ursachen von Stress in Pflegeberufen
Wie schon im vergangenen Punkt erwähnt, sind intensive, unangenehme subjektiv wahrgenommene Spannungszustände als Ursache von Stress auszumachen. Im Kontext der Pflegearbeit sind häufig genannte Stressoren Zeit- und Leistungsdruck, Handlungsunterbrechungen, Multitasking, Umgebungsbelastungen wie etwa Schichtarbeit, Ärger und Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten aber auch Spannungen und Probleme in derArbeitsorganisation (vgl. Schmidt, 2021).
(Karagiannidis, et al., 2019) heben alarmierend in ihrem Artikel „Versorgung der Bevölkerung in Gefahr", hervor, dass ein eklatanter Mangel an Pflegepersonal mittlerweile Ausmaße angenommen hat, dass selbst ein Normalbetrieb von zahlreichen Intensivstationen nicht mehr bewahrt werden kann, was zu Sperrungen von Intensivbetten führt. Auch wird von ihnen betont, dass die vorherrschende Überlastung der Pflegekräfte zu einer zunehmenden Unzufriedenheit im Beruf, ein erhöhtes Risiko an einem Burn-out zu erkranken oder die Bereitschaft erhöht den Berufzu verlassen.
Darüber hinaus ist im Kontext der Pflegearbeit die Emotionsarbeit ein elementarer Bestandteil. Genauer sind es Anforderungen des Pflegepersonals, trotz des Zeit- und Leistungsdrucks und der Umgebungsbelastungen, auf die psychosozialen Anforderungen der Klienten und Patienten einzustellen. Zudem sind die Patienten und Klienten in den verschiedenen Pflegeberufen körperlich oder psychisch beeinträchtigt und sind grundsätzlich individuell zu behandeln. Wodurch die Anforderungen an die Pflegerjnnen, eine gleichbleibend hochwertige Arbeit und Freundlichkeit zu gewährleisten, auch wenn sich die zu pflegenden Personen aggressiv verhalten, unter guten Umständen schon eine große Herausforderung darstellt. Es erfordert ein hohes Maß an Disziplin und ruft große Diskrepanzen auf, ein professionelles Gefühls-Setting aufrechtzuerhalten, was letztlich Stress hervorrufen kann. (vgl. Andrea Lohmann-Haislah, 2012)
2.1.2. Spezifische Belastungen in Pflegeberufen als Ursache von Stress
„Although all professions are susceptible to work-relatedstress, the nursing profession has been identified as particularly stressful [...]" (Villani, et al., 2013)
Nach (Bernhard und Wermuth, 2011) führen die psychosozialen Belastungen, welche zum Teil im vergangenen Punkt schon erwähnt worden sind, in Pflegeberufen, zu einem erheblichen Stresserleben. Weshalb in diesem Punkt die helfenden Tätigkeiten und die dabei aufkommenden Belastungen, welche als Hauptbestandteil eingeordnet werden können, genauer erläutert werden. Dies haben auch (Ingersollet al., 2002; Peeters & Blanc, 2001; Yperen & Hagedoorn, 2003) in ihren Studien festgestellt, dass es bei Pflegekräften einen Zusammenhangzwischen psychischen Störungen und beruflichenAnforderungen, beruflichen Spielraum und sozialer Unterstützung bei der Arbeit gibt.
Dies ist konkreter daraufzurückzuführen, dass innerhalb der Arbeit mit Patienten und Klienten, Pflegefachkräfte dazu verpflichtet sind, die Grundrechte auf ein menschenwürdiges Leben und die Einbeziehung und Selbstbestimmung zu wahren und zu gewährleisten. An dieser Stelle ist es aber hilfreich darauf hinzuweisen, dass wie schon in der Einleitung erwähnt, laut (Karagiannidis, et al., 2019) ein eklatanter Mangel an Pflegepersonal vorherrscht, weshalb in der Intensivmedizin häufig nicht einmal ein Normalbetrieb gewährleistet werden kann. Es ist daher auch davon auszugehen, dass dieser Pflegenotstand sich in ähnlichen Formen auch in anderen Pflegekontexten auswirkt. Weshalb es fraglich ist, wenn ein Normalbetrieb häufig nicht einmal gewährleistet werden kann, wie und ob die Grundrechte der Adressatjnnen überhaupt eingehalten werden können. Darüber hinaus, erhalten die Pflegekräfte viele verschiedene, Einsichten in die diversen Lebensverhältnisse ihrer Patienten und Klienten, wo häufig die negativen Einblicke in die Lebenswelten und -umstände, der Menschen wie, Verelendung, Suchtmittelabhängigkeiten, Armut, schwere chronische psychische sowie physische Erkrankungen oder Einblicke in belastende Lebensschicksale, von den Pflegerjnnen einen professionellen Balanceakt fordert (vgl. Poulsen, 2009). Man kann demzufolge festhalten, dass es einen Kraftakt darstellt, zu verhindern, dass Pflegekräfte ihre professionelle Rolle und die eigene Identität vermischen, wodurch die Wahrung der eigenen Grenzen einen Mittelpunkt der Arbeit einnimmt und eine zusätzliche Belastung darstellt (vgl. Burisch, 2014).
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- Quote paper
- Patrick Born (Author), 2021, Reduktion von Arbeitsstress in Pflegeberufen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1148813
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