„Soziale Marktwirtschaft – der historisch geglückte Versuch, die
Freiheit auf dem Markt mit dem Prinzip des sozialen Ausgleichs zu
vereinbaren.“ (Müller-Armack: 1989: 10) In den letzten Jahren wurden
zunehmend Stimmen laut, die unsere Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung – die Soziale Marktwirtschaft – als nicht länger
zeitgemäß erachten. Besonders die Probleme mit dem deutschen
Gesundheits- und Rentensystem, als Konzepte der Sozialen
Marktwirtschaft, müssen erneut überarbeitet werden. Eine
Gesundheitsreform ist auf dem Weg. Der berühmte Ausspruch Konrad
Adenauers (1876-1967) im Jahre 1957 „Kinder bekommen die
Menschen immer“ hat sich als fatal falsche Annahme entpuppt und
somit besonders unser deutsches Gesundheits- und Rentensystem in
Frage gestellt. Auch die finanzielle Unterstützung der 5 Millionen
Arbeitslosen in Deutschland wird zunehmend ein heikles Thema, das
unsere Gesellschaft zu spalten droht. Denn Fakt ist, dass die
Bevölkerungszahl sowie die Erwerbsquote in der Bundesrepublik seit
Jahrzehnten rückläufig ist und deshalb schwerwiegende Probleme in
der Finanzierung unserer Sozialsysteme aufgetreten sind. (Illing: 2003:
170ff.)
Bei dieser Problematik drängen sich sensible Fragen auf: Welches
Ziel haben die Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft bei ihrer
Einführung verfolgt? Waren die heutigen Probleme der Sozialen
Marktwirtschaft nicht absehbar? Was unterscheidet dieses Konzept
von anderen Wirtschaftsordnungen und warum hat man sich in den
fünfziger Jahren – als die Soziale Marktwirtschaft konzeptionell
erarbeitet und eingeführt wurde – für diese unkonventionelle Form
entschieden, die man so in keinem anderen Land der Erde findet? War
die Einführung dieser Wirtschaftsordnung der alleinige Verdienst
Ludwig Erhards (1897-1977) oder welche Mitstreiter konnte er auf
seiner Seite verbuchen? Welche politischen, religiösen und
gesellschaftlichen Einflüsse brachten Ludwig Erhard zu seiner
Überzeugung, dass nur die Soziale Marktwirtschaft die richtige Wirtschafts- und Gesellschaftsform für Deutschland sein könnte? Wie
setzte er sich letztendlich gegen alle seine Widersacher durch?
Diese Seminararbeit liefert einen Überblick über das Konzept der
Sozialen Marktwirtschaft, über ihre charakteristischen Elemente,
geistige Grundlagen und ihre Gründerväter, kurz – über die Geburt der
Sozialen Marktwirtschaft. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die
Person Ludwig Erhards gelegt, der als der geistige Konzeptionist und
Umsetzer der Sozialen Marktwirtschaft gilt, und auf die Frage, welche
Umstände und Gedanken ihn dazu brachten, das Konzept der
Sozialen Marktwirtschaft zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1 Geschichtliche Einordnung
- 2.1.1 Nachkriegszeit
- 2.1.2 Zentralverwaltungswirtschaft
- 2.1.3 Wirtschafts- und Währungsreform 1948
- 2.2 Elemente der Sozialen Marktwirtschaft
- 2.2.1 Wirtschaftliche Grundfreiheit und Wettbewerbsfreiheit
- 2.2.2 Verteilungspolitik
- 2.2.3 Subsidiarität und Solidarität
- 2.2.4 Sozialversicherungen
- 2.2.5 Ludwig Erhards Auffassung von Sozialpolitik
- 2.3 Geistige Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft
- 2.3.1 Klassischer Liberalismus
- 2.3.2 Freiburger Schule und Ordo-Liberalismus
- 2.3.3 Christliche Soziallehre und die „Bekennende Kirche“
- 2.4 Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft
- 2.4.1 Ludwig Erhards politisches Engagement
- 2.4.2 Alfred Müller-Armacks Begriffdefinition
- 2.4.3 Ludwig Erhard setzt sich durch
- 2.1 Geschichtliche Einordnung
- 3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland, insbesondere die Rolle von Ludwig Erhard bei ihrer Entwicklung. Sie beleuchtet die geschichtlichen und ideengeschichtlichen Voraussetzungen und analysiert die wichtigsten Elemente des Konzepts.
- Die geschichtlichen Umstände nach dem Zweiten Weltkrieg und die Abkehr von der Zentralverwaltungswirtschaft.
- Die zentralen Elemente der Sozialen Marktwirtschaft: wirtschaftliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Solidarität.
- Die intellektuellen Einflüsse auf Erhards Denken, einschließlich des klassischen Liberalismus und der Ordoliberalismus.
- Die Rolle wichtiger Persönlichkeiten bei der Etablierung der Sozialen Marktwirtschaft.
- Die Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft trotz Widerständen.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Sozialen Marktwirtschaft ein und stellt die aktuelle Relevanz des Themas angesichts bestehender Probleme im deutschen Sozialsystem heraus. Sie formuliert zentrale Forschungsfragen, die im Hauptteil der Arbeit beantwortet werden sollen, unter anderem die Ziele der Gründerväter, die Vorhersehbarkeit heutiger Probleme, den Vergleich mit anderen Wirtschaftsordnungen und die Rolle Ludwig Erhards bei der Entwicklung und Umsetzung des Konzepts. Die Einleitung beschreibt den Umfang der Arbeit und den Fokus auf Ludwig Erhard und die Umstände, die ihn zu seinem Konzept führten.
2. Hauptteil: Der Hauptteil gliedert sich in verschiedene Unterkapitel, die sich mit der geschichtlichen Einordnung, den Elementen, den geistigen Grundlagen und den Gründervätern der Sozialen Marktwirtschaft befassen. Er bietet eine umfassende Darstellung des Konzepts, seiner Entstehungsbedingungen und seiner wichtigsten Akteure.
2.1 Geschichtliche Einordnung: Dieses Kapitel beschreibt den historischen Kontext der Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft, beginnend mit den unmittelbaren Nachkriegsbedingungen in Deutschland, gekennzeichnet durch weitverbreitete Zerstörung, Not und die gescheiterte Zentralverwaltungswirtschaft. Es wird die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg beschrieben, welche durch die Kapitulation Deutschlands, hohe Opferzahlen und die Halbierung der Vorkriegskapazität der deutschen Wirtschaft geprägt war. Die massive Inflation und die Notwendigkeit eines funktionierenden Zahlungssystems werden hervorgehoben. Der Abschnitt erläutert die Unvereinbarkeit der damaligen politischen Lager bezüglich der Wirtschaftsordnung und die damit einhergehende Beibehaltung der Zentralverwaltungswirtschaft des Nationalsozialismus.
2.1.2 Zentralverwaltungswirtschaft: Dieser Abschnitt beschreibt die Funktionsweise und die negativen Folgen der Zentralverwaltungswirtschaft in der Nachkriegszeit. Es werden die zentralen Merkmale einer Planwirtschaft erläutert, wie die staatliche Steuerung von Preisen und Mengen, die staatliche Festlegung von Löhnen und die Rationierung von Gütern. Die negativen Folgen der Planwirtschaft, wie Korruption und der Verfall von Rechtssicherheit, werden ausführlich dargestellt. Der Abschnitt unterstreicht die Unzulänglichkeiten dieses Systems als Grundlage für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands.
Schlüsselwörter
Soziale Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, Nachkriegsdeutschland, Zentralverwaltungswirtschaft, Ordoliberalismus, wirtschaftliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Wirtschafts- und Währungsreform 1948, Alfred Müller-Armack.
FAQ: Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar mit Schlüsselbegriffen. Der Fokus liegt auf der Rolle Ludwig Erhards und den geschichtlichen sowie ideengeschichtlichen Voraussetzungen.
Welche Themen werden behandelt?
Das Dokument behandelt die geschichtlichen Umstände nach dem Zweiten Weltkrieg, die Abkehr von der Zentralverwaltungswirtschaft, die zentralen Elemente der Sozialen Marktwirtschaft (wirtschaftliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Solidarität), die intellektuellen Einflüsse auf Erhards Denken (klassischer Liberalismus und Ordoliberalismus), die Rolle wichtiger Persönlichkeiten und die Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft trotz Widerständen.
Wie ist das Dokument strukturiert?
Das Dokument ist in Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert. Der Hauptteil unterteilt sich in Unterkapitel zur geschichtlichen Einordnung (inkl. Nachkriegszeit, Zentralverwaltungswirtschaft und Wirtschaftswährungsreform 1948), den Elementen der Sozialen Marktwirtschaft (wirtschaftliche Grundfreiheit, Wettbewerbsfreiheit, Verteilungspolitik, Subsidiarität, Solidarität, Sozialversicherungen und Erhards Auffassung von Sozialpolitik), den geistigen Grundlagen (klassischer Liberalismus, Freiburger Schule, christliche Soziallehre), und den Gründervätern (Erhards Engagement, Müller-Armacks Begriffsbestimmung und Erhards Durchsetzung).
Welche Rolle spielte Ludwig Erhard?
Das Dokument betont die zentrale Rolle Ludwig Erhards bei der Entwicklung und Umsetzung der Sozialen Marktwirtschaft. Es untersucht sein politisches Engagement, seine Ideen und seine Durchsetzungskraft angesichts von Widerständen.
Welche Bedeutung hat die Zentralverwaltungswirtschaft im Kontext dieses Dokuments?
Die Zentralverwaltungswirtschaft wird als gescheitertes System der Nachkriegszeit dargestellt, das durch seine negativen Folgen (Korruption, Mangel an Rechtssicherheit etc.) die Notwendigkeit einer neuen Wirtschaftsordnung hervorbrachte. Der Abschnitt beschreibt detailliert die Funktionsweise und die negativen Folgen der Planwirtschaft im Nachkriegsdeutschland.
Welche geistigen Grundlagen beeinflussten die Soziale Marktwirtschaft?
Das Dokument untersucht die Einflüsse des klassischen Liberalismus, der Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und der christlichen Soziallehre auf die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Soziale Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, Nachkriegsdeutschland, Zentralverwaltungswirtschaft, Ordoliberalismus, wirtschaftliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Wirtschafts- und Währungsreform 1948, Alfred Müller-Armack.
Was ist die Zielsetzung des Dokuments?
Die Seminararbeit untersucht die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland und die Rolle Ludwig Erhards bei ihrer Entwicklung. Sie beleuchtet die geschichtlichen und ideengeschichtlichen Voraussetzungen und analysiert die wichtigsten Elemente des Konzepts.
Wie wird die Wirtschafts- und Währungsreform 1948 dargestellt?
Die Wirtschafts- und Währungsreform von 1948 wird als entscheidender Schritt im Übergang von der Zentralverwaltungswirtschaft zur Sozialen Marktwirtschaft dargestellt. Sie wird im Kontext der Nachkriegsbedingungen und der Notwendigkeit eines funktionierenden Zahlungssystems behandelt.
Welche weiteren wichtigen Persönlichkeiten werden erwähnt?
Neben Ludwig Erhard wird Alfred Müller-Armack als wichtiger Akteur bei der Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft genannt.
- Arbeit zitieren
- M.A. Susanne Schalch (Autor:in), 2006, Die Geburt der Sozialen Marktwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114785