Auf der Grundlage von Grice haben sich zwei Theorien gebildet, die ich in der folgenden Arbeit genauer betrachten werde. Die Neo Grice’sche Pragmatik nach Horn und Levinson, sowie die Relevanztheorie nach Wilson. Obwohl sich beide Theorien aus Grice` Theorie entwickelt haben, hat die Relevanztheorie nur noch wenig mit dieser gemein.
Zuerst möchte ich grundsätzlich erläutern, was die Pragmatik ist und womit sie sich beschäftigt. Da es in den beiden genannten Theorien um die Kommunikationssituation zwischen Hörer und Sprecher geht, gehe ich kurz auf die Hörer-Sprecher-Ökonomie ein und erläutere knapp, was diese ist. Im Hauptteil meiner Hausarbeit stelle ich die Neo Grice’sche Pragmatik der Relevanztheorie gegenüber und zeige ihre Unterschiede auf.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist Pragmatik?
3. Hörer – Sprecher Ökonomie
4. Gegenüberstellung Neo Grice’sche Pragmatik und Relevanztheorie
4.1. Neo Grice’sche Pragmatik
4.1.1. Q und R-Prinzipien nach Horn
4.1.2. Q/ I/ M-Prinzipien nach Levinson
4.2. Relevanztheorie
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Für die Interpretation von indirekten Sprechakten spielen allgemeine Prinzipien kooperativer Kommunikation eine Rolle.1 „Diese Prinzipien wurden von H.P. Grice (1975) ausgearbeitet. Sein Ziel ist es, zu erklären, wie nicht wörtlich ausgedrückte Bedeutungskomponenten zustande kommen.“2
Grice trifft in Bezug auf Sprechakte und die Linguistik folgende Unterscheidung: Die Semantik untersucht das mit einer Äußerung Gesagte - die Ausdrucksbedeutung. Die Pragmatik hingegen untersucht das von dem Sprecher mit der Äußerung Gemeinte – die Sprecherbedeutung.3
Auf der Grundlage von Grice haben sich zwei weitere Theorien gebildet, die ich in der folgenden Arbeit genauer betrachten werde. Die Neo Grice’sche Pragmatik nach Horn und Levinson, sowie die Relevanztheorie nach Wilson. Obwohl sich beide Theorien aus Grice Theorie entwickelt haben, hat die Relevanztheorie nur noch wenig mit dieser gemein.
Zuerst möchte ich grundsätzlich erläutern, was die Pragmatik ist und womit sie sich beschäftigt. Da es in den beiden genannten Theorien um die Kommunikationssituation zwischen Hörer und Sprecher geht, gehe ich kurz auf die Hörer-Sprecher-Ökonomie ein und erläutere knapp, was diese ist.
Im Hauptteil meiner Hausarbeit stelle ich die Neo Grice’sche Pragmatik der Relevanztheorie gegenüber und zeige ihre Unterschiede auf.
2. Was ist Pragmatik?
Die Pragmatik gehört nicht zu den traditionellen Gebieten der Linguistik. Mit der Linguistik verbindet man eher Bereiche wie Phonologie, Syntax oder Semantik.4
Die Linguistische Teildisziplin Pragmatik behandelt vor allem die kontextabhängige Bedeutung von sprachlichen Äußerungen.
Sie „befasst sich allgemein mit der Tatsache, dass Sätze von Personen mit Überzeugungen, Wünschen und Absichten in konkreten Situationen geäußert werden, an andere Personen mit Überzeugungen, Wünschen und Absichten gerichtet sind und in Zusammenhang stehen mit bereits erfolgten und sich anschließenden Äußerungen.“5
Pragmatik untersucht demnach Kommunikationssituationen - also vor allem den Gebrauch von Äußerungen in Äußerungssituationen. Hierbei geht es auch vorrangig um den Bezug und das Verhältnis von Hörer und Sprecher.
3. Hörer – Sprecher Ökonomie
Dieses Verhältnis von Hörer und Sprecher nennt man auch Hörer – Sprecher Ökonomie.
Sprachökonomie ist die Neigung von Sprecher und Hörer, auf Sprachformen so einzuwirken, dass die Kommunikation zwischen beiden gewährleistet ist. Dies geschieht mit einem für beide möglichst geringen Aufwand.6
„Es wurde vielfach die Vorstellung entwickelt, dass sich die Wahl sprachlicher Ausdrücke nach “ökonomischen” Gründen richtet, wobei man zwei Arten von Ökonomie unterscheiden kann.“7 Zum einen die Sprecher-Ökonomie. Diese befasst sich mit der Kürze des Ausdrucks. Zum anderen die Hörer-Ökonomie, die sich mit der Verständlichkeit des Ausdrucks befasst.
4. Gegenüberstellung Neo Grice’sche Pragmatik und Relevanztheorie
4.1. Neo Grice’sche Pragmatik
Die natürliche Sprache richtet sich nach dem Prinzip der geringsten Anstrengung. Aus diesem Grund geht die die Neo Grice’sche Betrachtungsweise von einer Hörer- und einer Sprecherökonomie aus.8
Da die Maxime von Grice wenig systematisch sind, nehmen die Neo Grice’schen Ansätze einen Versuch vor eine einheitlichere Ordnung einzubringen. Die Neo Grice’sche Pragmatik versucht Implikaturen aus dem Zusammenspiel von zwei bis drei aufeinander bezogenen Prinzipien zu erklären, die teilweise noch Ähnlichkeiten mit den Grice’schen Konversationsmaximen haben.9 Implikaturen sind nach Grice nicht wörtlich ausgedrückte Bedeutungsinhalte, die aber aufgrund bestimmter Prinzipien der Konversation erschließbar sind.10
Die Hörerökonomie wird erreicht, wenn man sich an das Quantitätsprinzip hält. Mache deinen Beitrag hinreichend für das Verständnis des Hörers. Sage also so viel du sagen kannst. Die Sprecherökonomie wiederum wird durch das Relevanzprinzip sichergestellt. Mache deinen Beitrag notwendig für das Verständnis des Hörers, sage so viel du sagen musst, damit du noch verstanden wirst.11
Durch das Q-Prinzip wird erreicht, dass nicht mehr Informationen gegeben werden. Die Aussage p implikatiert also höchstens p. Durch das R-Prinzip dagegen entstehen Implikaturen, die mehr Informationen geben, so dass die Aussage p mehr implikatiert als p. Der Sprecher sagt also lediglich das Notwendigste und der Hörer folgert daraus weitere Informationen.12
4.1.1. Q und R-Prinzipien nach Horn
Horns Q-Prinzip, also das Quantitäts-Prinzip bezieht sich auf die Hörer- Ökonomie: Mache deinen Beitrag hinreichend für das Verständnis des Hörers und sage so viel wie du sagen kannst – allerdings unter Beachtung des R-Prinzips. Es sichert die Minimierung des Höraufwands. Erhält der Hörer möglichst viele Informationen, die zu seinem Verständnis beitragen muss er fehlende Informationen nicht durch Implikaturen ausgleichen. Will ein Sprecher dem Q-Prinzip gerecht werden, muss er alles sagen, was er weiß, sodass der Hörer alle notwendigen Details erhält.13
Ein Beispiel für das Q Prinzip ist nach Horn folgendes.
(1) Ich musste gestern auf einen Hund aufpassen.
Information: Der Hund gehört nicht mir.
In dem Beispiel sage ich, dass ich auf „einen“ Hund aufpassen muss und nicht auf „meinen“. Es ist also offensichtlich, dass ich nicht meinen Hund meine. Dadurch, dass ich meinen Hund nicht explizit ausschließe, bin ich mit meiner Aussage überinformativ. Allerdings entsteht eine Implikatur. Diese beschränkt die Information nach oben, da mein eigener Hund nicht in Frage kommt – ansonsten hätte ich ja von „meinem“ gesprochen.14
Das R-Prinzip, Relations-Prinzip behandelt die Sprecher-Ökonomie. Sage nur so viel du musst, um verstanden zu werden. Also anders ausgedrückt, sollst du nicht mehr sagen, als du musst (unter Beachtung des Q-Prinzips).15 Der Sprecher gibt dem Hörer nur die nötigsten Informationen, in der Hoffnung, dass dieser sich die restlichen benötigten Informationen unter Einbezug des Kontextes oder Inferenzen ableiten kann.
Ein Beispiel für das R-Prinzip ist das folgende.
(2) „John hat gestern einen Finger gebrochen.“16
Information: Der Finger, den er gebrochen hat, ist sein eigener.
In Beispiel (2) ist der Sprecher nicht informativ genug. Obwohl es John’s eigener Finger ist, den er sich gebrochen hat, gibt der Sprecher diese Information nicht an den Hörer. Es entsteht jedoch eine Implikatur, die den Raum nach unten begrenzt, da Johns Finger als Möglichkeit aller gebrochenen Finger mit eingeschlossen wird. Damit der Sprecher dem R-Prinzip gerecht wird, sagt er so wenig wie möglich, damit der Hörer aus dem Kontext heraus seine eigenen Informationen hinzufügen muss. Dies ist in Beispiel (2) der Fall.
[...]
1 Vgl. Pittner, Karin: Einführung in die germanistische Linguistik. Darmstadt. 2013. S. 138
2 Pittner, Karin: Einführung in die germanistische Linguistik. Darmstadt. 2013. S. 138
3 Vgl. Dölling, Johannes: Semantik und Pragmatik. Institut für Linguistik, Universität Leipzig. http://home.uni-leipzig.de/doelling/veranstaltungen/semprag1.pdf
4 Vgl. Meibauer / Demske / Geilfuß-Wolfgang: Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart. 2007. S. 210
5 Meibauer / Demske / Geilfuß-Wolfgang: Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart. 2007. S. 210
6 Vgl. Educalingo.com. Online Wörterbuch. https://educalingo.com/de/dic-de
7 Krifka, Manfred: Institut für deutsche Sprache und Linguistik. Humboldt-Universität zu Berlin. Seminar: Implikaturen: Klassische Theorien, neuere Ansätze. WS 2006/07.
8 Vgl. Levinson, Stephen: Pragmatik. Tübingen. 1990.
9 Vgl. Meibauer / Demske / Geilfuß-Wolfgang: Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart. 2007. S. 225
10 Vgl. Pittner, Karin: Einführung in die germanistische Linguistik. Darmstadt. 2013. S. 138
11 Vgl. Levinson, Stephen: Pragmatik. Tübingen. 1990.
12 Vgl. Levinson, Stephen: Pragmatik. Tübingen. 1990.
13 Vgl. Huang, Yan: Neo-Gricean Pragmatics. In: The Oxford Handbook of Pragmatics. 2017. S. 51
14 Vgl. Huang, Yan: Neo-Gricean Pragmatics. In: The Oxford Handbook of Pragmatics. 2017. S. 53
15 Vgl. Huang, Yan: Neo-Gricean Pragmatics. In: The Oxford Handbook of Pragmatics. 2017. S. 51
16 Huang, Yan: Neo-Gricean Pragmatics. In: The Oxford Handbook of Pragmatics. 2017. S. 54
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Gegenüberstellung Neo Grice’sche Pragmatik und Relevanztheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1147712
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