„Europa hat einen neuen Staat. Die Abgeordneten des Kosovo beschlossen am Sonntagnachmittag in Pristina per Akklamation die Unabhängigkeit der südserbischen Provinz.“1 „Mit Protesten vor französischen Supermärkten und diplomatischen Einrichtungen haben Chinesen in den vergangenen Tagen gegen die Unabhängigkeit Tibets und eine angebliche Unterstützung französischer Unternehmen für exiltibetische Gruppen protestiert.“2 – Der Kampf um staatliche Selbstbestimmung spielt im Jahr 2008 in der Berichterstattung über die internationale Politik offensichtlich einmal mehr eine wichtige Rolle. Aber egal ob es um das Selbstbestimmungsrecht des Kosovo gegenüber Serbien oder Tibets gegenüber China geht, hintergründig haben solche Schlagzeilen immer auch ein Phänomen zum Thema, das im Alltagsbewusstsein und in der medialen Öffentlichkeit – also abseits von wissenschaftlichen Diskursen – als weitgehend selbstverständlich wahr- und hingenommen wird. Gemeint ist hier das Konzept der Nation, durch das sich viele Menschen fraglos einer bestimmten sozialen Gemeinschaft zuordnen. Zudem lässt sich der moderne Staat der Neuzeit als starkes soziales Organisationsprinzip kaum ohne die Nation denken. Und selbst wenn momentan über einen zunehmenden Wandel national verfasster Staatlichkeit spekuliert wird, so orientiert sich ein Großteil der Welt heute weiterhin am Vorbild des starken Nationalstaats, wie er in seiner Blütezeit in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts vorkam.3 Das damit verbundene Bild von Frieden, allgemeiner wirtschaftlicher Prosperität und sozialer Sicherheit mag neben der politischen Selbstbestimmung auch ein Motiv für bestimmte Gruppen von Menschen sein, einen eigenen Staat oder zumindest mehr staatliche Autonomie ein zu fordern. Aber worauf berufen sich Gemeinschaften eigentlich, wenn sie beanspruchen eine Nation zu sein und in diesem Zusammenhang nach staatlicher Selbstbestimmung verlangen, wie es bei den angesprochenen aktuellen Beispielen Kosovo und Tibet der Fall ist? Mit welchen Argumenten werden solche Ansprüche begründet beziehungsweise von anderer Seite abgewehrt?
1 Heithecker, Marcus, Kosovo erklärt sich zum 47. Staat Europas, in: DIE WELT vom 18.02.2008, S. 1.
2 Maass, Harald, Welle des Nationalismus ergreift China, in: Stuttgarter Zeitung vom 21.04.2008, S. 4.
3 Vgl. Leibfried, Stefan/ Zürn, Michael, Von der nationalen zur post-nationalen Konstellation, in: dies. (Hrsg.), Transformationen des Staates?, Frankfurt/M. 2006, S. 19-65, hier S. 23-34.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bestimmung der idealtypischen Richtungen
- Konstruktivismus
- Essentialismus
- Die Nation bei Anderson
- Die vorgestellte Gemeinschaft oder die „Erfindung" der Nation
- Konstruktivistische und essentialistische Elemente
- Grundannahmen und die Definition der Nation
- Die Entstehung von Nationen
- Sprache als Merkmal der Nations-Zugehörigkeit
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Theorie der Nation von Benedict Anderson, insbesondere im Hinblick auf die Frage, ob und inwiefern sich in seiner Arbeit neben konstruktivistischen auch essentialistische Elemente finden lassen. Ziel ist es, die konstruktivistischen und essentialistischen Aspekte in Andersons Theorie zu identifizieren und deren Interaktion zu untersuchen.
- Konstruktivistische und essentialistische Elemente in Andersons Theorie der Nation
- Die Rolle der Sprache in der Konstruktion nationaler Identität
- Die Entstehung von Nationen als „vorgestellte Gemeinschaften“
- Die Bedeutung von Geschichte und Kultur für die Nation
- Die Interaktion von konstruktivistischen und essentialistischen Elementen in der Nationalismusforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Nation und des Nationalismus ein und stellt die Relevanz der Theorie von Benedict Anderson für die Nationalismusforschung heraus. Sie erläutert die Unterscheidung zwischen konstruktivistischen und essentialistischen Ansätzen und stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor.
Das zweite Kapitel definiert die beiden idealtypischen Richtungen des Konstruktivismus und des Essentialismus im Hinblick auf die Nation. Es werden Definitionen und Sichtweisen verschiedener Autoren herangezogen, um die beiden Richtungen für die weitere Untersuchung festzulegen.
Das dritte Kapitel analysiert die Theorie der Nation bei Benedict Anderson. Es werden die konstruktivistischen und essentialistischen Elemente in seiner Arbeit untersucht, insbesondere im Hinblick auf seine Grundannahmen, die Definition der Nation, die Entstehung von Nationen und die Rolle der Sprache als Merkmal der Nations-Zugehörigkeit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Nation, Nationalismus, Benedict Anderson, Imagined Communities, Konstruktivismus, Essentialismus, Sprache, Geschichte, Kultur, Identität, Staatsnation, Kulturnation, politische Selbstbestimmung.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Triebe (Autor:in), 2008, Die Nation bei Benedict Anderson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114627
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