Zwei Dinge kann ich über Heinrich Heine mit Gewissheit und ohne eine Fußnote zu gebrauchen sagen: Er war ein Revolutionär und Skeptiker. Revolutionär in seinem Umgang mit Literatur und den reaktionären deutschen Verhältnissen und Skeptiker im Hinblick auf deren Umsetzbarkeit. Dass seine Skepsis berechtigt war, zeigt, dass seine Schriften zur Zeit ihrer Veröffentlichung oft auf Unverständnis stießen und seine politischen Bemühungen darin mündeten, dass er Deutschland verlassen musste. Sein Wille zur Veränderung jedoch blieb auch nach seinem 13-jährigen Pariser Exil ungebrochen. So veröffentlichte er 1844 das Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“, in dem Heine – vielleicht stärker denn je – versuchte seine Leserschaft aufzurütteln und nach einem „neuen Deutschland“ verlangte. Schon der Titel „Deutschland“ lässt eine Generalabrechnung mit den sozialen und politischen Zuständen in Deutschland erwarten. Der Zusatz „Ein Wintermärchen“ verweist über das Stichwort „Märchen“ auf die Romantik, da in ihr das Volksmärchen literarisch aufgegriffen wird. So werde ich zunächst auf die Verwendung des Traumes in der romantischen Literatur eingehen, bevor ich die fünf im Werk vorkommenden Träume unter den Gesichtspunkten des Romantischen und der Zeitkritik untersuche. Dabei interessiert mich auf welche Art und Weise Heine die Stilmittel der Romantik verwendet, da ich vermute, dass er den Zusammenhang zwischen politischer und romantischer Dichtung besonders in den Träumen des Reisenden3 herstellt. Darin greift er weitere typische Motive der Romantik auf, wie zum Beispiel das Doppelgänger-Motiv im Kölner Traum oder den volkspoetischen Barbarossa-Mythos in den Barbarossa-Träumen. Wie häufig diese Romantikverweise im Text vorkommen, wie wichtig die romantischen Reminiszenzen sind und mit welcher Funktion er sie besetzt, werde ich in der Analyse der einzelnen Träume wie auch am Ende dieser Arbeit – unter der Berücksichtigung des gesamten Werkes – detailliert herausarbeiten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Autor und Text
- 1. Heinrich Heine
- 2. „Deutschland. Ein Wintermärchen“
- III. Der Traum in der Romantik
- 1. Der Traum in der romantischen Literatur
- 2. Die Verwendung des Traums bei den romantischen Dichtern
- IV. Die Träume des „Wintermärchens“
- 1. Analyse der Träume des „Wintermärchens“
- 1.1 Die Kölnepisode (Caput IV-VII)
- 1.1.1 Inhalt
- 1.1.2 Analyse des Kölner Traums
- 1.1.2.1 Das Einschlafen
- 1.1.2.2 Der Traum
- 1.1.2.3 Das Erwachen
- 1.1.2.4 Das Gedanke-Tat-Motiv
- 1.1.2.5 Die Beziehung des Autors zum Doppelgängermotiv
- 1.1.2.6 Religionskritik
- 1.1.2.7 Zusammenfassung
- 1.2 Die Barbarossa-Capita (Caput XIV-XVII)
- 1.2.1 Inhalt
- 1.2.2 Analyse der Barbarossa-Capita
- 1.2.2.1 Einleitung in die Barbarossa-Capita
- 1.2.2.2 Die Ammenmärchen
- 1.2.2.3 Die beiden Träume
- 1.2.2.4 Reflexionen
- 1.3 Der Aufenthalt in Minden (Caput XVIII)
- 1.3.1 Inhalt
- 1.3.2 Analyse des Mindener Traums
- 1.3.2.1 Bedeutung des preußischen Adlers
- 1.3.2.2 Verweise zur Odyssee
- 1.4 Der Hamburgaufenthalt (Caput XX-XXVI)
- 1.4.1 Inhalt
- 1.4.2 Analyse des Traums
- 1.4.2.1 Kennzeichnung des Hamburger Traums
- 1.4.2.2 Die Hammonia-Begegnung
- 1.4.2.3 Das Finale des Hamburger Traums
- 1.4.2.4 Verarbeitung der Zensur
- 2. Die Träume des „Wintermärchens“ im Vergleich zu den Träumen der Romantik
- 3. Romantikbezüge des „Wintermärchens“
- 1.1 Die Kölnepisode (Caput IV-VII)
- V. Schlussbemerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert Heinrich Heines Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ und untersucht die Funktion des Traums in diesem Werk. Die Arbeit befasst sich mit der Verwendung des Traums in der romantischen Literatur und analysiert die fünf Träume im „Wintermärchen“ unter dem Aspekt der Romantik und der Zeitkritik. Die Arbeit untersucht, wie Heine die Stilmittel der Romantik verwendet und wie er den Zusammenhang zwischen politischer und romantischer Dichtung in den Träumen des Reisenden herstellt.
- Die Verwendung des Traums in der romantischen Literatur
- Die Analyse der fünf Träume im „Wintermärchen“
- Die Verbindung von Romantik und politischer Kritik in Heines Werk
- Die Bedeutung des Doppelgängermotivs, der Religionskritik und der politischen Restauration in den Träumen
- Die Analyse der mythologischen Verweise und der Verarbeitung der Zensur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Heinrich Heine als Revolutionär und Skeptiker vor und erläutert die Bedeutung des Traums in seinem Werk „Deutschland. Ein Wintermärchen“. Das Kapitel „Autor und Text“ beleuchtet Heines Leben und Werk sowie die Entstehung des „Wintermärchens“. Das Kapitel „Der Traum in der Romantik“ untersucht die Funktion des Traums in der romantischen Literatur und die Verwendung des Traums bei den romantischen Dichtern.
Das Kapitel „Die Träume des „Wintermärchens““ analysiert die fünf Träume im Werk. Die Kölnepisode (Caput IV-VII) behandelt den Traum des Reisenden in Köln, der sich mit dem Thema des Doppelgängers, der Religionskritik und dem Verhältnis von Gedanke und Tat auseinandersetzt. Die Barbarossa-Capita (Caput XIV-XVII) analysieren die Träume des Reisenden, die sich mit dem Barbarossa-Mythos und der politischen Restauration auseinandersetzen. Der Aufenthalt in Minden (Caput XVIII) behandelt den Traum des Reisenden, der sich mit der preußischen Staatsgewalt und mythologischen Verweisen auseinandersetzt. Der Hamburgaufenthalt (Caput XX-XXVI) analysiert den Traum des Reisenden, der sich mit der Begegnung mit Hammonia und der Verarbeitung der Zensur auseinandersetzt.
Das Kapitel „Die Träume des „Wintermärchens“ im Vergleich zu den Träumen der Romantik“ vergleicht die Träume im „Wintermärchen“ mit den Träumen der romantischen Literatur. Das Kapitel „Romantikbezüge des „Wintermärchens““ untersucht die Bedeutung der Romantik in Heines Werk.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Traum, die Romantik, Heinrich Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen“, Zeitkritik, Doppelgängermotiv, Religionskritik, politische Restauration, preußische Staatsgewalt, mythologische Verweise, Zensur und Hammonia.
- 1. Analyse der Träume des „Wintermärchens“
- Citation du texte
- M.A. Michael Hellmich (Auteur), 2007, Nachtseiten in Heinrich Heines Versepos 'Deutschland. Ein Wintermärchen', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114456
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