Tun wir ihm mal ein Bisschen Unrecht: Luhmann, der nach eigenen Angaben ja nicht mal einen Fernseher besitzt, dem aber offenbar bewusst ist, dass Soziologen wie er auf Massenmedien angewiesen sind, weil sie „ihr Wissen nicht mehr im Herumschlendern und auch nicht mit bloßen Augen und Ohren gewinnen können“ , schickt sich an, eben diese Massenmedien theoretisch zu fassen. Dabei kommt er zu dem überaus trivialen Schluss, dass sie unser Bild von der Realität maßgeblich beeinflussen. Er will außerdem festgestellt haben, dass Nachrichten den Realitätswert ihrer eigenen Kommunikation lediglich behaupten, wohingegen Werbung der „Förderung von Geschmack“ diene!
Die Polemik als methodischer Kniff ist dann angebracht, wenn sie eine Auseinandersetzung um die Bedeutung des Textes provoziert. Belächelte man Luhmanns kontraintuitive Feststellungen derart, ließe man außer Acht, in welchem theoretischen Kontext sich seine Überlegungen zur „Realität der Massenmedien“ bewegen: Diese werden begriffen als ein sich selbst erhaltendes gesellschaftliches Subsystem, an das die Aufgabe delegiert wurde, die Selbstbeschreibung der Gesellschaft zu ermöglichen. Als „wichtigste interne Struktur“ des Systems Massenmedien wird dabei eine Dreiteilung in die Bereiche Nachrichten/Berichte, Werbung und Unterhaltung unterstellt. Diese Bereiche nehmen ihrerseits Teilaufgaben wahr und unterscheiden sich insbesondere in den Kriterien, anhand derer sie Informationen auswählen.
Drei Programmbereiche – diese Binnendifferenzierung scheint angesichts der Fülle medialer Inhalte äußerst grob. Auf welchen Kriterien muss eine Unterteilung der Medien in Segmente beruhen? Oder ist eine scharfe Abgrenzung bestimmter Inhaltsformen voneinander – angesichts von TV-Formaten wie dem „Infotainment“ – gar völlig unangebracht, wenn nicht zumindest unzeitgemäß? Wir möchten uns diesen Fragen genauer widmen. Dabei sollen ein Überblick über die soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns und eine Zusammenfassung des Primärtextes zum besseren Verständnis der Problemstellung beitragen.
Ein Blick auf die mediale Entwicklung der letzten zehn Jahre wird uns dabei mit anschaulichen Beispielen versorgen, um das Programm in „Die Realität der Massenmedien“ kritisch zu prüfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kontexteinführung
- Systemtheorie
- Die Realität der Massenmedien
- Inhaltliche Zusammenfassung
- Programmbereiche
- Zur Beziehung der Programmbereiche
- Argumentationswege
- Hybridformate
- Programmbereiche als Idealvorstellung?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Kritik an Niklas Luhmanns Einteilung massenmedialen Inhalts in die Programmbereiche „Nachrichten und Berichte“, „Werbung“ und „Unterhaltung“. Die Arbeit analysiert die Belastbarkeit dieser Einteilung und untersucht, inwieweit sie angesichts der medialen Entwicklung der letzten Jahre noch zeitgemäß ist.
- Die Systemtheorie Niklas Luhmanns als theoretischer Rahmen
- Die Funktion der Massenmedien als Subsystem der Gesellschaft
- Die Kritik an der Dreiteilung in Nachrichten/Berichte, Werbung und Unterhaltung
- Die Entwicklung von Hybridformaten und ihre Auswirkungen auf die Einteilung
- Die Frage nach der Aktualität und Belastbarkeit der Luhmannschen Einteilung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit vor und kritisiert Luhmanns Einteilung massenmedialen Inhalts in die Programmbereiche „Nachrichten und Berichte“, „Werbung“ und „Unterhaltung“. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Belastbarkeit dieser Einteilung zu untersuchen und ihre Aktualität im Kontext der medialen Entwicklung der letzten Jahre zu hinterfragen.
Die Kontexteinführung bietet einen Überblick über die Systemtheorie Niklas Luhmanns und erläutert die Funktion der Massenmedien als Subsystem der Gesellschaft. Die Arbeit stellt die wichtigsten Elemente der Systemtheorie vor und erklärt, wie Luhmann die Massenmedien als ein sich selbst erhaltendes System begreift, das die Selbstbeschreibung der Gesellschaft ermöglicht.
Im Kapitel „Zur Beziehung der Programmbereiche“ werden die Argumentationswege Luhmanns zur Einteilung massenmedialen Inhalts in die Programmbereiche „Nachrichten und Berichte“, „Werbung“ und „Unterhaltung“ analysiert. Die Arbeit untersucht die Kritikpunkte an dieser Einteilung und beleuchtet die Entwicklung von Hybridformaten, die die Grenzen zwischen den Programmbereichen verschwimmen lassen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Systemtheorie Niklas Luhmanns, die Massenmedien, die Programmbereiche „Nachrichten und Berichte“, „Werbung“ und „Unterhaltung“, Hybridformate, die mediale Entwicklung und die Kritik an Luhmanns Einteilung.
- Citation du texte
- Ludwig Andert (Auteur), 2008, Über die Belastbarkeit der Luhmann'schen Einteilung massenmedialen Inhalts in die Programmbereiche "Nachrichten und Berichte", "Werbung" und "Unterhaltung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114428
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