Diese Arbeit bearbeitet ein Fallbeispiel über pathologischen Internetgebrauch und eine mittelgradige depressive affektive Störung. Das Fallbeispiel ist ein ausgedachtes, anhand dessen beide Aspekte erläutert werden können. Die Suchtspirale ist in dieses eingebettet und die Komorbidität der beiden Aspekte wird erläutert. Im zweiten Teil wird ein weiteres Fallbeispiel untersucht, das eine Krisensituation aufgrund der Doppeldiagnose widerspiegelt. Innerhalb des Fallbeispiels werden Handlungsmöglichkeiten eines Sozialarbeiters/einer Sozialarbeiterin, sowie der Umgang mit dem Klienten aufgezeigt.
1. Fallbeispiel: Pathologischer Internetgebrauch und mittelgradige depressive affektive Störung.
Alex ist 25 Jahre alt und von Beruf Kaufmann für Büromanagement. Bei einem Staffellauf hat er seine beste Freundin Nina kennengelernt, die dasselbe Hobby, das Laufen, teilt wie er. Gemeinsam beschlossen sie ihre teuren Wohnungen innerhalb der Großstadt zu kündigen und zusammen eine WG zu gründen. Die beiden verstehen sich sehr gut, unternehmen viel zusammen und haben gemeinsame Putztage. Doch seit knapp einem dreiviertel Jahr quält Alex eine gedrückte Stimmung, die auch Freundin Nina ihm mittlerweile anmerkt (vgl. Falkai, 2015, S.110 f.). Andauernd ist er tagsüber schlecht gelaunt und traurig, Alex beschreibt Nina das Gefühl manchmal anhand einer inneren Leere. Diese innere Leere würde nur verschwinden, so Alex, wenn er genüsslich WoW spiele. Nur das Spielen in der Welt von World of Warcraft einem Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiel, würde ihm helfen seine Leere schwinden zu lassen und seine Stimmung zu heben. Die Stunde, die er mal WoW spiele, würden ihm endlich mal Freude an sehr schlechten Tagen bereiten, was mittlerweile nur noch selten vorkommt. Nina ist mittlerweile besorgt, schließlich ist Alex nicht nur traurig, sondern hat komplett das Interesse an früheren Hobbys verloren und wirkt freudlos (vgl. ebd., S.111). Er hat kein Interesse mehr daran mit ihr gemeinsam Laufen zu gehen, obwohl sie dieses Hobby teilen und auch die gemeinsamen Kinobesuche und Putztage lässt Alex ausfallen. Sie hat schon versucht einen Heimkinoabend mit Alex zu machen, doch auch dort wirkt er, wenn er teilnimmt, immer angespannt und traurig, gar so als würde er gar keine Freude empfinden. Nina denkt sich, dass nur die paar Stunden WoW spielen, noch sein Hobby sind. Okay, Alex gibt gegenüber Nina zu, dass das Einschalten des PC’s nach der Arbeit um 17 Uhr mittlerweile schon Gewohnheit ist, aber schließlich muss er doch mind. mal für 2 Stunden abschalten können von dem stressigen Alltag und seiner lästigen Traurigkeit. Er habe Freunde innerhalb des Spieles gefunden, es gibt feste Uhrzeiten zu denen sich getroffen, gemeinsam gespielt und sich unterhalten wird (vgl. DGUV, 2019, S.15). Alex flüchtet damit aus der realen in seine virtuelle Welt, in welcher er mehr und mehr Zeit verbringt und gar nicht merkt, dass das tägliche Spielen seit einem dreiviertel Jahr ein Ausmaß schädlichen Gebrauchs angenommen hat (vgl. ebd., S.15). Hierdurch hat sich bereits eine Toleranz entwickelt und Alex spielt mittlerweile von 17 Uhr bis 22 oder 23 Uhr WoW, obwohl er doch um 6 Uhr spätestens aufstehen und zur Arbeit fahren muss (vgl. Wartberg u.a., 2017, S. 421). Durch seine immer kreisenden, negativen Gedanken am Abend hat Alex Schlafstörungen, die fachlich Hyposomnie genannt werden (vgl. Falkai, 2015, S.111). Durch die lange Spielzeit versucht er seine negativen Gedanken zu vergessen und zu unterbinden, was ihm größtenteils auch hilft. Trotz dessen wacht er nachts auf und benötigt morgens viel Zeit, um aus dem Bett steigen zu können. Dadurch ist er schon häufiger müde und erschöpft auf der Arbeit erschienen, manchmal auch verspätet, weil er seinen Wecker vor Übermüdung nicht gehört hat. Das ärgert ihn, schließlich findet abends das nächste Treffen mit seiner Gruppe online statt. Nina weiß, dass Alex Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit plagen (vgl. ebd., S.111). Sein Chef Herr Märtens ist nicht mit seiner geleisteten Arbeit zufrieden, zumindest schildert Alex das immer so über seinen Arbeitsalltag. Dabei erwähnt er bei Nina, wie wertlos er und seine Tätigkeit sei, wenn er selbst Herr Märtens nicht zufrieden stellen kann. Dabei liegt doch alles nur an ihm und seiner Traurigkeit. Er hat des Öfteren mal verschlafen und ist deshalb später zur Arbeit erschienen, was ihm eine negative Konsequenz in Form einer Abmahnung beschert hat aufgrund seines stundenlangen WoW Spielens (vgl. DGUV, 2019, S.15). Jedoch spielt Alex weiterhin jeden Tag nach der Arbeit stundenlang WoW, trotz der psychosozialen Folgen wie dem Leistungsabfall und der Übermüdung (vgl. Wartberg u.a., 2017, S. 421). Nur hier fühlt Alex sich verstanden, in seiner Gilde, seiner heilen Welt. Seine große Gewichtszunahme mit mindestens 23 Kilo innerhalb einem Jahres trägt auch nicht dazu bei, dass das Wertlosigkeitsgefühl vergeht (vgl. Falkai, 2015, S.111). Er weiß, er habe den Sport und das Laufen vernachlässigt, aber er habe sich ja schließlich auch nicht so gut gefühlt. Der Weg zum Einkaufen ist wichtige Zeit, die Alex für sein WoW spielen benötigt, um sich zumindest für ein paar Stunden aus der realen Welt zu retten. Somit fing Alex an, nur noch Fast Food für die Gefriertruhe zu kaufen, zumal es länger hält und schnell zubereitet ist. Das Essen kann somit innerhalb kurzer Spielpausen in den Ofen gelegt, zubereitet und dann direkt gegessen werden. Auf der Arbeit wird es mittlerweile immer unerträglicher, weil Herr Märtens Alex vorwirft, nur noch vermindert konzentriert und aufmerksam seinen Aufgaben nachzugehen (vgl. ebd., S.111). Alex weiß, dass er aufgrund seiner gedrückten Stimmung nicht das leisten kann, was er zuvor geleistet hat, aber er kann häufig gar nicht richtig denken, wenn er so traurig ist. Seine Gedanken schweifen ab, die Zeilen auf seinem Bildschirm verschwimmen und mittlerweile hat Alex auch auf der Arbeit den gedanklichen Wunsch, der fachlich Craving genannt wird und den innerlich bestehenden Wunsch meint, dem WoW spielen nachzugehen (vgl. DGUV, 2019, S.14). Er möchte seine negative Stimmungslage verdrängen, gar überspielen und in seine virtuelle, heile Welt eintauchen, um alles um sich herum zu vergessen. Innerhalb des Spieles fühlt Alex sich angenommen, er erreicht Fortschritte, ist ein angesehener Spieler und kein Versager mit emotionalem Ballast, wie in der realen Welt. Wobei Alex mittlerweile bemerkt, dass Entzugserscheinungen auftreten, wenn er nicht spielt und sich diese anhand der zurückkehrenden Traurigkeit, Unruhezuständen und starkem Schwitzen bemerkbar macht (vgl. Wartberg u.a., 2017, S. 421). Vorerst spielt Alex somit heimlich an seinem Arbeitsplatz zwischendurch ein wenig WoW, um seine Entzugserscheinungen unter Kontrolle zu behalten. Sein Chef Herr Märtens jedoch erwischt Alex dabei und dieser lässt sich, aus Angst seine Arbeitsstelle nicht nur gefährdet zu haben, krankschreiben (vgl. ebd., S. 421). Innerhalb dieser Zeit kann er nämlich ungehemmt stundenlang seinem Verlangen nachgehen und WoW spielen. Über seine Spielzeit hat er mittlerweile insofern die Kontrolle verloren, dass er für Aktivitäten mit Nina schon lange keine Zeit mehr hat und selbst die Arbeit durch Krankmeldungen für das WoW Spielen vernachlässigt werden (vgl. ebd., S. 421). Seit über einem Jahr ist er nun endlich ein hoch angesehenes Mitglied in seiner Gilde und es sind gerade Eventwochen im Online-Spiel und die kann er nicht verpassen. Sein Interesse an Aktivitäten mit Nina ist endgültig erloschen (vgl. ebd., S. 421). Das Alex zu diesem Zeitpunkt bereits süchtig nach seinem Onlinespiel ist, sieht er selbst nicht (vgl. DGUV, 2019, S.15).
Auf der Grundlage dieses Fallbeispiels können anhand der Symptomatiken die Doppeldiagnose (DD) erklärt und die bestehende Komorbidität derer, anhand des Affektregulationsmodells (löst die Selbstmedikationshypothese ab) erläutert werden (vgl. Moggi, 2019, S.40 ff.). Bei Alex handelt es sich anhand der im Fallbeispiel beschriebenen, fett markierten Symptomatik, um eine mittelgradige depressive affektive Störung nach der DMS-5 Klassifikation. Die anhaltende Episode der depressiven Störung von Alex lässt sich mit der Codierung F32.1 versehen, zumal er keine psychotischen Merkmale, dafür aber zwei Hauptsymptome, sowie vier Nebensymptome über einen längeren Zeitraum aufweist (vgl. Falkai, 2015, S. 110 ff.). Im Verlauf des Fallbeispiels kann deutlich das Affektregulationsmodell – ein Modell sekundärer SSK (Störung durch Substanzkonsum), erkannt werden. Dieses stellt die Hypothese auf, dass durch die psychische Erkrankung die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, eine SSK auszubilden (vgl. Moggi, 2019, S.40 f.). Erklären lässt sich dies anhand der dysfunktionalen Copingstrategie die Alex anfangs genutzt hat, um seine negativen Gefühle zu verringern und sich abzulenken, was die Ausbildung der SSK begünstigt hat. Anhand der Suchtspirale kann hierbei festgestellt werden, dass der Genuss des Spielens sich im zeitlichen Verlauf und der Intensität der Beschäftigung steigert und somit zu einer Sucht entwickelt hat (vgl. ebd., S.41 f.). Diese entwickelte Sucht kann anhand der unterstrichenen Symptomatik bei Alex im Fallbeispiel erkannt und als pathologischer Internetgebrauch festgestellt werden. Dieser ist als „Internet Gaming Disorder (IGD) in Sektion III der aktuellen Version des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) […]“ vermerkt (Wartberg u.a., 2017, S. 419). Alex weist innerhalb des Fallbeispiels 7 Kriterien auf, die auf einen pathologischen Internetgebrauch aufmerksam machen, zumal die Symptomatik sich in einem zeitlichen Rahmen von mindestens 12 Monaten bewegt (vgl. ebd., S. 419 f.). Somit besteht die mittelgradige depressive affektive Störung in einer unidirektionalen Kausalbeziehung zu der sekundären Störung, dem pathologischen Internetgebrauch (vgl. Moggi, 2019, S.40 f.).
„Personen mit psychischen Störungen scheinen […] nicht […] zu konsumieren, um spezifische Symptome ihrer […] Störung zu »behandeln«, sondern eher um negative emotionale Zustände zu verringern und positive zu erleben […]“ (Moggi, 2019, S. 58).
Bezugnehmend auf dieses Zitat von Prof. Dr. phil. F. Moggie kann erläutert werden, dass die Copingstrategie, auch Bewältigungsstrategie genannt, des WoW Spielens von Alex zwar das Erleben positiver Gefühle bewirkt, sich jedoch aufgrund seines Konsums eine Sucht entwickelt hat. Dementsprechend ist dies eine dysfunktionale Copingstrategie, zumal Alex nicht die Ursache seiner negativen Gefühle behebt, sondern sich ablenkt. Hier zieht Alex sich in eine virtuelle Parallelwelt zurück, in welcher er Bedürfnisbefriedigung wie Anerkennung und Lob erwartet und letztlich durch seine Gilde bekommt, was ihm durch Herrn Märtens in der realen Welt beispielweise verwehrt bleibt (vgl. Müller u.a., 2017, S.84 f.). Die dysfunktionale medienbasierte Copingstrategie hat sich indes in eine Sucht entwickeln können, die nun parallel zur affektiven Störung existiert und als substanzungebundene Sucht angesehen werden kann, aufgrund mehrerer Symptome, wie beispielsweise der Toleranzentwicklung und den Entzugserscheinungen (vgl. ebd., S.88 ff.).
2. Krisensituation aufgrund der Doppeldiagnose
Alex hat zuletzt nicht bemerkt, bereits süchtig nach dem WoW spielen zu sein. Doch mittlerweile wird auch ihm das Ausmaß bewusst. Herr Märtens, sein Chef, hat schon des Öfteren angerufen, weil Alex verschwitzt hat das seine Krankmeldung ausgelaufen ist und er zur Arbeit hätte gehen müssen. Er kann mit dem Druck nicht mehr umgehen, denn das WoW spielen erzielt keine Hochgefühle mehr und das lästige Niedergeschlagenheitsgefühl wird immer unerträglicher. Selbst das Aufstehen und zum Arzt gehen scheint Alex zu viel. Eines Morgens wird er von Nina geweckt, weil sich diese Sorgen machte, zumal sie Alex in der gemeinsamen Wohnung drei Tage nicht mehr gesehen hat. Alex sieht Nina niedergeschlagen an und sagt, dass das „alles zu viel sei“ und er sich „nicht mehr helfen könne“ und Hilfe braucht. Nach Absprache mit Alex ruft Nina bei dem sozialpsychiatrischen Dienst an, um einen schnellen Termin zu vereinbaren. Sie erreicht mich, schildert mir die Situation und wir vereinbaren für heute Nachmittag einen Ersttermin einer Krisenintervention, da es sich um eine akute Situation handelt…
Alex erlebt eine Verschlimmerung seiner bisherigen Situation und sieht keinen Ausweg mehr. Nina und Alex handeln schnell, wodurch der erste Schritt getan ist, indem Alex in Begleitung von Nina den Termin bei dem sozialpsychiatrischen Dienst wahrnimmt. Dies signalisiert Offenheit für Hilfe, weil die eigene Situation in diesem Umfang nicht mehr akzeptiert wird. Somit begrüße ich Alex und frage ihn, ob er das Gespräch in Anwesenheit von Nina führen möchte, oder ob Nina im Wartebereich Platz nehmen soll. Alex möchte das Gespräch vorerst allein mit mir führen und ich versichere Alex, dass er Nina jederzeit zum Gespräch dazu bitten kann, wenn er dies wünscht. Für unsere erste Kontaktaufnahme steht der Beziehungsaufbau im Vordergrund, um Vertrauen aufzubauen und somit einen Rahmen zu schaffen, indem sich der Klient, hier Alex, sicher fühlt und sein innerstes offenbaren kann. Damit Alex weiß, was in diesem Gespräch passiert informiere ich ihn transparent darüber, wer ich bin und den Rahmen der Krisenintervention. Hierbei können wir sowohl Absprachen bezüglich des Ortes, der Dauer und der Häufigkeit unserer Gespräche treffen. Damit ein offener und ungezwungener Einstieg in das Gespräch stattfinden und ich mir ein Bild von der Situation machen kann, erfrage ich bei Alex wie es ihm derzeit ergeht. Hierbei hat Alex die Möglichkeit offen über die Gefühle zu sprechen, die er mir mitteilen möchte, ohne gezwungener Maßen auf eine geschlossene Frage antworten zu müssen. Er berichtet von seiner anhaltenden Traurigkeit, dem überhandgenommenen WoW spielen und seiner allgemeinen Antriebslosigkeit. Er erwähnt hierbei sich hilflos zu fühlen und nicht mehr weiter zu wissen. Selbst an ein Ableben habe er schon gedacht, dies aber wieder verworfen und bricht in Tränen aus. Um das Nähe-Distanz-Verhältnis zu wahren, höre ich ihm aufmerksam zu, gebe ihm so das Gefühl, das sich jemand für seine Belange interessiert, ohne aber die Probleme zu beschönigen oder gar direkt eine Lösung vorzuschlagen. Denn eine Krisenintervention beruht auf Eigenverantwortlichkeit des Klienten, was bedeutet, dass der Professionelle, hier ich, nur so viel hilft wie nötig (vgl. Pauls, 2013, S.354 f.). Weil ich jedoch hellhörig geworden bin, in Bezug auf den Gedanken an Suizid, möchte ich von Alex erfragen, inwieweit er über Suizid nachgedacht hat. Er erwähnt hierbei dies ab und an als Ausweg zu sehen, aber keine konkrete Vorstellungsweise zu haben, wie der Suizid durchgeführt werden soll. Bei dem Gespräch mit Alex wird mir somit deutlich, dass er zwar bereits an Suizid gedacht, aber noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung gemacht hat. Trotz dessen nehme ich diese Aussage als Hilferuf und sehr ernst, wohingegen ich beschließe einen Non-Suizidvertrag mit Alex am Ende der Sitzung zu schließen und im nächsten Treffen einen Krisenplan zu erstellen. Jedoch möchte ich vorerst noch mehr über Alex und seine Situation in Erfahrung bringen, um die Suizidalität abschätzen zu können. Im weiteren Gesprächsverlauf beginnen wir mit der Problemanalyse. Hier möchte ich von Alex detailliertere Informationen bezüglich der vergangenen Monate seines Lebens erfahren und frage spezifisch nach der derzeitigen Situation, bereits versuchten Lösungsmöglichkeiten und Veränderungen (vgl. ebd., S.357). Hierbei kann ich erfahren, dass für Alex das Erkennen und Wahrnehmen seines psychischen Problems sowie die entstandene Sucht, die sich schleichend verschlimmert habe der Krisenauslöser war und somit auch Krisenhintergrund ist. Somit kann hier von einer Veränderungskrise gesprochen werden, die auf die Vorkommnisse, sprich der schleichenden Veränderung und Verschlechterung durch die DD von Alex der vergangenen Monate zurückzuführen ist. Durch dieses offene Gespräch können sowohl bereits angewandte Copingstrategien erkannt werden, die sich bei Alex auf das WoW spielen bezogen haben. Jedoch können neben Defiziten in der Bewältigung auch Stärken gesehen werden, wie beispielsweise seine offene Art seiner Freundin Nina gegenüber, mit der er seine Gedanken teilt. An diesem Punkt des Gespräches bietet sich eine Ressourcenanalyse an, anhand derer Alex sowohl persönliche als auch materielle und soziale Ressourcen mit mir erarbeitet und somit aufgezeigt bekommt, was und wer ihm bei der Bewältigung der Krise unterstützend helfen kann (vgl. ebd., S.357 f.). Alex erwähnt hierbei, dass das WoW Spielen bislang sein einziger Versuch war, seine Probleme zu bewältigen und wünscht sich Hilfe, endlich nicht mehr traurig zu sein, nicht mehr tagelang nur vor dem PC zu hocken und um seinen Job bangen zu müssen. Hierbei gebe ich Alex unterstützend zu verstehen, dass ich seine Wünsche gut finde und respektiere, jedoch vorerst kleine Teilziele mit ihm erstellen möchte. Alex bittet unterstützend Nina zu dem Gespräch dazu, damit die gemeinsame Zielvereinbarung auch von ihr mitbekommen wird und diese in der gemeinsamen Wohnung unterstützend wirken kann. Ein erstes Teilziel liegt in der Versicherung, sich nicht das Leben zu nehmen anhand eines geschlossenen Non-Suizidvertrages. Dieser gilt vorerst bis zu unserem nächsten Termin in zweieinhalb Tagen. Alex versichert, sich nicht das Leben zu nehmen, weil er jetzt sieht, dass sich auch anders etwas verändern kann und er eine Nummer von mir bekommen hat, bei der er sich bei erneuten, akuten Suizidgedanken melden kann. Dabei kläre ich Alex in Bezug zur Netzwerkarbeit über die professionelle Hilfe bei einem Therapeuten auf, welcher die Hintergründe der DD mit ihm beleuchten kann. Alex bedankt sich und bittet mich, einen Therapeuten ausfindig zu machen, bei dem er schnellstmöglich Gesprächstermine bekommen kann. Wir vereinbaren, dass dies und das Erstellen eines Krisenplans ein Gesprächsthema für unseren nächsten Termin ist. Teilziele sind somit sowohl die Erarbeitung eines Krisenplans, die Suche nach einem geeigneten Therapeuten als auch ein klärendes Gespräch mit seinem Chef Herr Märtens. Gemeinsam erarbeiten wir als endgültiges Ziel, eine weiterführende Hilfe in Form eines stationären Aufenthalts, zumal Alex anhand professioneller Unterstützung an seiner DD arbeiten möchte, ohne sich in seiner häuslichen Umgebung zu befinden und Abstand zu seinem PC zu gewinnen. Wir verabschieden uns. Ab den folgenden Gesprächsterminen werden wir mit der Bearbeitung der Probleme von Alex beginnen. Hierbei kann es beispielsweise um eine Erweiterungen von Bewältigungsstrategien gehen, die Alex im Alltag entlasten sollen. Dies wird in folgenden Terminen evaluiert, um überprüfen zu können, ob diese Strategien Alex in seinem Alltag Halt geben. Ein Punkt kann somit die Freizeitgestaltung durch sein Hobby, das Laufen, sein. Es können und werden jedoch auch Techniken der Krisenintervention eingesetzt, durch die Alex beispielsweise lernt, mittels eines Perspektivwechsels seine Situation objektiv und anders wahrzunehmen. Die Krisenintervention darf nicht abrupt enden, um einer daraus folgenden Krise entgegenzuwirken. Es sollte bewusst gemacht werden, wann die Krisenintervention endet und Alex bewusst gemacht werden, dass er sich nach der Beendigung immer wieder melden kann, sollte er in eine Krise geraten (vgl. ebd., S.358 f.).
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- Anónimo,, 2021, Abhängigkeitserkrankungen. Grundlagen psychiatrischer Störungsbilder, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1144053
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