Die Arbeit befasst sich mit dem soziologischen Phänomen der „Systemsprenger“, das in der Kinder- und Jugendhilfe in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen hat und durch den medialen Einfluss auch gesellschaftliche Bedeutung erlangte.
Der Arbeit wurde die Forschungsfrage zu Grunde gelegt, ob es einen progressiveren Umgang mit systemprüfenden Heranwachsenden im System der Kinder- und Jugendhilfe benötigt. Um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen und sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten zu evaluieren, wurden leitfadengestützte Expert:inneninterviews mit Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe geführt.
Anhand der Kategorisierung, Auswertung und Interpretation der Interviews konnten Ergebnisse generiert werden, die der Beantwortung der Forschungsfrage dienlich waren. Des Weiteren wurden anhand der literarischen Fundierung im Theorieteil der wissenschaftlichen Arbeit inhaltliche Aspekte repräsentiert und in ihrer Relevanz für die Thematik dargelegt. Anhand der erlangten Erkenntnisse aus den durchgeführten Expert:inneninterviews und der literarischen Fundierung konnte konkludiert werden, dass der Umgang mit systemprüfenden Kindern und Jugendlichen hinsichtlich seiner Aktualität und Angemessenheit reformbedürftig ist. Basierend auf den Kenntnissen, die im Rahmen der Arbeit gewonnen werden konnten, bedeutet dies, dass es neue Konzepte, progressivere Methoden und diverse Interventionsmaßnahmen zur Betreuung von Heranwachsenden mit systemprüfendem Verhalten benötigt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Relevanz der Thematik
- 1.2 Mediale Wahrnehmung
- 1.3 Forschungsfrage
- 1.4 Aufbau der Arbeit
- 2 Problemzusammenhang
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.1.1 Kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Systemsprenger“
- 2.1.2 Nach Menno Baumann
- 2.2 Historische Entwicklunglinie des Phänomens
- 2.2.1 Vergleich damals vs. heute
- 2.2.2 Institutionen und ihr Einfluss in der heutigen Zeit
- 2.2.3 Institutionen und ihr Einfluss damals
- 2.2.4 Totalitäre Institutionen nach E. Goffman
- 2.3 Blick ins Ausland
- 2.3.1 „Systemsprenger“ in den USA
- 2.3.2 Interventionsmaßnahmen in den Vereinigten Staaten
- 3 Theoretische Fundierung
- 3.1 Identitätstheorie nach E. Goffman
- 3.1.1 Die drei Aspekte der Identität
- 3.1.2 Relevanz der Theorie für das Phänomen „Systemsprenger“
- 3.2 Theorien des Labeling Approach
- 3.3 Self-fulfilling Prophecy nach Robert K. Merton
- 3.4 Bindungstheorie
- 3.4.1 Die vier Bindungstypen
- 3.4.2 Relevanz der desorganisierten Bindung
- 3.5 Lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach H. Thiersch
- 3.5.1 Familiärer Kontext und Lebenssituation
- 3.5.2 Peer Groups
- 3.5.3 Institutionen und Bildungssystem
- 4 Fallbeispiel „Systemsprenger“ und Interventionsmaßnahmen
- 4.1 Fallbeschreibung „Ben Müller“
- 4.1.1 Genogramm und Daten der Familie Müller
- 4.1.2 Biografie des Ben Müller
- 4.2 Chronologische Darstellung der vorangegangenen Interventionsmaßnahmen nach dem SGB VIII
- 4.2.1 Erziehung in einer Tagesgruppe nach §32 SGB VIII
- 4.2.2 Unterbringung nach §34 SGB VIII
- 4.2.3 Inobhutnahme im Kinder- und Jugendnotdienst nach §42 SGB VIII
- 4.2.4 Unterbringung nach §34 SGB VIII und §1631b BGB
- 5 Methodischer Teil
- 5.1 Jugendhilfemaßnahmen
- 5.1.1 Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII)
- 5.1.2 Hilfen zur Erziehung (§27 SGB VIII)
- 5.1.2.1 Heimerziehung (§34 SGB VIII)
- 5.1.2.2 Intensiv sozialpädagogische Einzelbetreuung (§35 SGB VIII)
- 5.1.2.3 Auslandsmaßnahmen
- 5.1.3 Freiheitsentziehende Unterbringung und freiheitsentziehende Maßnahmen (§1631b BGB)
- 5.2 Sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten
- 5.2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
- 5.2.2 Institutionelle Voraussetzungen und Setting
- 5.2.2.1 Individualpädagogische Betreuungsmaßnahmen
- 5.2.2.2 Kooperationspartner der Jugendhilfe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das Phänomen der „Systemsprenger“ in der Kinder- und Jugendhilfe. Ziel ist es, zu evaluieren, ob ein progressiverer Umgang mit diesen Heranwachsenden notwendig ist. Dies geschieht durch die Analyse von Expert:inneninterviews und relevanten Theorien.
- Begriffsbestimmung und kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Systemsprenger“
- Historische Entwicklung und der Einfluss von Institutionen
- Relevante soziologische Theorien (Identität, Labeling Approach, Bindungstheorie)
- Analyse von Interventionsmaßnahmen und sozialpädagogischen Handlungsmöglichkeiten
- Auswertung von Expert:inneninterviews zur Praxis in der Kinder- und Jugendhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der „Systemsprenger“ ein, beschreibt deren wachsende Relevanz in der Kinder- und Jugendhilfe und die gesellschaftliche Bedeutung, die durch mediale Aufmerksamkeit verstärkt wird. Die Forschungsfrage wird formuliert und der Aufbau der Arbeit skizziert. Die Einleitung legt den Fokus auf die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung und die Evaluierung sozialpädagogischer Interventionsmöglichkeiten.
2 Problemzusammenhang: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff „Systemsprenger“ kritisch, setzt ihn in einen historischen Kontext und vergleicht den Umgang mit dem Phänomen in Vergangenheit und Gegenwart. Es analysiert den Einfluss von Institutionen und beleuchtet totalitäre Institutionen nach Goffman. Der Blick ins Ausland, insbesondere in die USA, zeigt unterschiedliche Interventionsmaßnahmen und Lösungsansätze auf.
3 Theoretische Fundierung: Hier werden relevante soziologische Theorien vorgestellt, die zur Analyse des Phänomens beitragen. Die Identitätstheorie Goffmans, Theorien des Labeling Approach, die Self-fulfilling Prophecy nach Merton und die Bindungstheorie bilden die Grundlage für das Verständnis des Verhaltens von „Systemsprengern“ und deren Interaktion mit dem System. Die lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Thiersch wird im Kontext der familiären, peer group- und institutionellen Einflüsse erläutert.
4 Fallbeispiel „Systemsprenger“ und Interventionsmaßnahmen: Dieses Kapitel präsentiert ein detailliertes Fallbeispiel eines „Systemsprengers“, „Ben Müller“, inklusive Genogramm und Biografie. Die chronologische Darstellung der Interventionsmaßnahmen nach dem SGB VIII verdeutlicht die Herausforderungen der praktischen Arbeit und die oft unzureichende Unterstützung für betroffene Kinder und Jugendliche und deren Familien.
5 Methodischer Teil: Dieser Abschnitt beschreibt die methodischen Grundlagen der Arbeit. Es werden die relevanten Jugendhilfemaßnahmen im Kontext des SGB VIII und die sozialpädagogischen Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen und institutionelle Voraussetzungen diskutiert. Der Fokus liegt hier auf der Beschreibung der angewandten Methodik bei der Durchführung der Expert:inneninterviews.
Schlüsselwörter
Systemsprenger, Kinder- und Jugendhilfe, SGB VIII, Interventionsmaßnahmen, Sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten, Identitätstheorie (Goffman), Labeling Approach, Bindungstheorie, Lebensweltorientierte Soziale Arbeit (Thiersch), Expert:inneninterviews, Qualitative Forschung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: "Systemsprenger" in der Kinder- und Jugendhilfe
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht das Phänomen der „Systemsprenger“ in der Kinder- und Jugendhilfe. Sie analysiert den Begriff kritisch, beleuchtet die historische Entwicklung und den Einfluss von Institutionen, sowie relevante soziologische Theorien und Interventionsmaßnahmen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Evaluierung, ob ein progressiverer Umgang mit diesen Heranwachsenden notwendig ist.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Begriffsbestimmung und kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Systemsprenger“, historische Entwicklung und Einfluss von Institutionen, relevante soziologische Theorien (Identitätstheorie nach Goffman, Labeling Approach, Bindungstheorie, Lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Thiersch), Analyse von Interventionsmaßnahmen und sozialpädagogischen Handlungsmöglichkeiten sowie die Auswertung von Expert:inneninterviews.
Welche Theorien werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene soziologische Theorien, darunter die Identitätstheorie nach Erving Goffman, Theorien des Labeling Approach, die Self-fulfilling Prophecy nach Robert K. Merton und die Bindungstheorie. Zusätzlich wird die lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Helmut Thiersch in den Kontext der familiären, Peer Group- und institutionellen Einflüsse eingebunden.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung (Relevanz, Forschungsfrage, Aufbau), Problemzusammenhang (Begriffsbestimmung, historische Entwicklung, Ausland), Theoretische Fundierung (relevante Theorien), Fallbeispiel (detaillierte Fallstudie „Ben Müller“ mit Interventionsmaßnahmen nach SGB VIII) und Methodischer Teil (Jugendhilfemaßnahmen, SGB VIII, sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten).
Welches Fallbeispiel wird untersucht?
Die Arbeit enthält ein detailliertes Fallbeispiel eines „Systemsprengers“, „Ben Müller“. Das Kapitel beinhaltet ein Genogramm, die Biografie von Ben Müller und eine chronologische Darstellung der durchgeführten Interventionsmaßnahmen nach dem SGB VIII, um die Herausforderungen der praktischen Arbeit zu verdeutlichen.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Der methodische Teil beschreibt die Jugendhilfemaßnahmen im Kontext des SGB VIII und die sozialpädagogischen Handlungsmöglichkeiten. Er beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen und institutionellen Voraussetzungen. Die Arbeit verwendet qualitative Forschungsmethoden, insbesondere die Auswertung von Expert:inneninterviews, um die Praxis in der Kinder- und Jugendhilfe zu analysieren.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Systemsprenger, Kinder- und Jugendhilfe, SGB VIII, Interventionsmaßnahmen, Sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten, Identitätstheorie (Goffman), Labeling Approach, Bindungstheorie, Lebensweltorientierte Soziale Arbeit (Thiersch), Expert:inneninterviews, Qualitative Forschung.
Was ist das Fazit der Arbeit (in Kurzform)?
Die Bachelorarbeit evaluiert, ob ein progressiverer Umgang mit „Systemsprengern“ in der Kinder- und Jugendhilfe notwendig ist. Durch die Analyse von Theorien, einem Fallbeispiel und Expert:inneninterviews wird der aktuelle Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen kritisch hinterfragt und Handlungsbedarf aufgezeigt.
- Arbeit zitieren
- Lena Ernst (Autor:in), 2021, "Systemsprenger". Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen und sozialpädagogische Interventionsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1143922