Kriegerische Auseinandersetzungen in der Menschheitsgeschichte sind durch mythologische Erzählungen und auch durch frühe Bild- und Textzeugen, bereits über Jahrtausende hinweg überliefert. In aller Regel handelte es sich dabei um den Kampf um Ressourcen, um expansive Landnahme oder Kriege aus ideologischen bzw. religiösen Gründen. Für den Sieger dieser Auseinandersetzungen brachte der Erfolg eines Kriegszuges die Inbesitznahme des Landes mit seinen Einwohnern, Gütern und Werten mit sich – und damit auch die Verfügungsgewalt darüber. Doch auch mit der Aneignung symbolträchtiger Gegenstände - zu denken wäre, aus der Mythologie heraus, hier bspw. an das trojanische Palladion oder das Goldene Vlies – konnten und sollten die neuen Machtverhältnisse deutlich gemacht werden. Dies diente als Ausdruck der "kulturellen Überwältigung". Oder wie es bei WAHL heißt:
"Staatlich motivierter Kunstraub und die Aneignung von Kunstschätzen sind in einer vielfältigen Weise mit Herrschaftsansprüchen verknüpft. Im Kunstraub drückt sich in anschaulicher Weise ein Superioritätsanspruch aus."
Seit rund einem halben Jahrhundert liegt mit dem Haager Abkommen, im Rahmen des Internationalen Rechts, ein Übereinkommen der ratifizierenden Länder vor. Als Kulturgut wird danach verstanden:
"a) Bewegliches oder unbewegliches Gut, das für das kulturelle Erbe aller Völker von großer Bedeutung ist [...]."
Die dortige, nachfolgende exemplarische Auflistung entspricht dem heutigen Verständnis schützenswerter Kulturgüter – und bezieht sich zudem auf den Umgang damit in so genannten "bewaffneten Konflikten". Darüber hinaus stellt die Konvention zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes (UNESCO) seit wenigen Jahren folgende kulturellen Aspekte in den Focus:
"die Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten – sowie die damit verbundenen Instrumente, Objekte, Artefakte und Kulturräume – zu verstehen, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Individuen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen. Dieses immaterielle Kulturerbe, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, wird von Gemeinschaften und Gruppen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, ihrer Interaktion mit der Natur und ihrer Geschichte fortwährend neu geschaffen und vermittelt ihnen ein Gefühl von Identität und Kontinuität. [...]."
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Vorbemerkungen
- Die Plünderung von Konstantinopel 1204
- Die historische Situation
- Die Rückeroberung des Heiligen Landes
- Der Vierte Kreuzzug
- Die Darstellung des Biblischen und Orientalischen in westlichen Illustrationen und Schriften
- Reliquien und die Aneignung des Heiligen
- Die Motivation der Plünderer
- Das Ausmaß der Plünderung
- Die Folgewirkungen für Konstantinopel
- Verbleib der Kulturgüter
- Die historische Situation
- Der Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes
- Die historische Situation
- Die Aneignung von Monumenten und Kulturgütern im Vorfeld des Ägyptenfeldzuges
- Die Mode in der Zeit des Directoire und Empire
- Französische Malerei - Orientbilder
- Die Motivation der Plünderer
- Die Konkurrenz zu England
- Das Ausmaß der Plünderung
- Verbleib der Kulturgüter
- Die historische Situation
- Langfristige Auswirkungen
- Orientalismus I - die Vorstellung von Konstantinopel
- Orientalismus II – die Vorstellung von Ägypten
- Zurück in die Zukunft: Der rechtliche Schutz materiellen und immateriellen Kulturgutes - der Stand in Deutschland
- Literaturliste
- Anhang
- Mail Kunst- und Ausstellungshalle und Zusammenstellung Besucherzahlen MR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der europäischen Vereinnahmung orientalischer Kulturen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Sie analysiert zwei historische Beispiele: die Plünderung von Konstantinopel im Jahr 1204 und den Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes (1798-1801). Ziel ist es, die Art und Weise der Vereinnahmung und die langfristigen Auswirkungen auf die jeweiligen Kulturen zu untersuchen.
- Die historische Situation und die Motive der Plünderer
- Das Ausmaß der Plünderung und die Folgen für die betroffenen Kulturen
- Die Aneignung von Kulturgütern und die Entwicklung des Orientalismus
- Der rechtliche Schutz von Kulturgütern im heutigen Deutschland
- Die Bedeutung von materiellen und immateriellen Kulturgütern für die kulturelle Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der europäischen Vereinnahmung orientalischer Kulturen im Kontext der Geschichte des Kunstraubs und des Kulturgüterschutzes vor. Sie beleuchtet die Bedeutung von Kulturgütern für die kulturelle Identität und die Notwendigkeit ihres Schutzes. Die Arbeit konzentriert sich auf die beiden Beispiele der Plünderung von Konstantinopel und des Ägyptenfeldzugs, um die unterschiedlichen Aspekte der Aneignung von Kulturgütern und die langfristigen Auswirkungen auf die jeweiligen Kulturen zu untersuchen.
Das Kapitel über die Plünderung von Konstantinopel im Jahr 1204 beleuchtet die historische Situation des Vierten Kreuzzugs und die Motive der Plünderer. Es analysiert das Ausmaß der Plünderung und die Folgen für Konstantinopel. Darüber hinaus wird der Verbleib der geraubten Kulturgüter untersucht.
Das Kapitel über den Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes (1798-1801) untersucht die historische Situation und die Motive der französischen Eroberung Ägyptens. Es analysiert die Aneignung von Monumenten und Kulturgütern im Vorfeld des Feldzugs und die Rolle der französischen Malerei in der Entwicklung des Orientalismus. Darüber hinaus werden das Ausmaß der Plünderung und der Verbleib der geraubten Kulturgüter beleuchtet.
Das Kapitel über die langfristigen Auswirkungen der beiden Ereignisse analysiert die Entwicklung des Orientalismus und die Vorstellung von Konstantinopel und Ägypten in der europäischen Kultur. Es zeigt, wie die Aneignung von Kulturgütern die Wahrnehmung des Orients in Europa beeinflusst hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die europäische Vereinnahmung orientalischer Kulturen, die Plünderung von Konstantinopel, den Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes, den Orientalismus, Kulturgüterschutz, materielles und immaterielles Kulturgut, kulturelle Identität und die historische Entwicklung der Wahrnehmung des Orients in Europa.
- Arbeit zitieren
- Marion Röbkes (Autor:in), 2008, Die europäische Vereinnahmung orientalischer Kulturen in Mittelalter und Früher Neuzeit anhand zweier historischer Beispiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114391
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