Im Europa zur Zeit der Reformation erstarkte ein neues Verständnis von Religion und die starken Veränderungen und Umwälzungen dieser krisengeschüttelten Epoche, bereiteten einen Nährboden für eine Hysterie, welche großen Einfluss auf den sich ausbreitenden Hexenglauben und die Angst vor dem dämonischen Weib nahm.
Die Scheiterhaufen Europas loderten im ausgehenden Mittelalter. Schätzungen zu Folge starben etwa 100.000 Menschen , vornehmlich Frauen, zu Unrecht als Hexen diffamiert, in den Feuern der Inquisition. Obzwar die Hexenverfolgung in Deutschland erst wesentlich später, als im Rest Europas einsetzte, so dauerte dieses dunkle Kapitel hier jedoch länger an und vollzog sich in beispielloser Intensität. Der Historiker und Archivar Joseph Hansen charakterisiert Hexen als Personen
„weiblichen Geschlechts, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, um mit dessen Hülfe den Mitmenschen Schädigungen zuzufügen, die untereinander eine ketzerische Sekte bilden, die an dem unter dem Vorsitz des Teufels stattfindenden nächtlichen Hexensabbat theilnehmen, die sich zu diesem Sabbat mit teuflischer Hülfe in schnellem Flug durch die Lüfte hinbegeben, die endlich untereinander und mit dem Teufel geschlechtliche Unzucht verüben.“
Dass nicht nur Frauen der Hexerei bezichtigt wurden, ist ein oft übergangener Fakt, dennoch beschäftigt sich diese Arbeit mit der gesellschaftlich - sozialen Stellung der Frau während der Phase der Hexenverfolgung. Beleuchtet werden sollen die Gründe, welche dazu führten, dass Frauen zum Opfer der Nachstellungen wurden. Zudem kann die Hexenverfolgung nicht losgelöst von Staat und Kirche der frühen Neuzeit gesehen werden. Soziale, ökonomische und geschichtliche Hintergrundinformationen sollen die Gründe für die Hexenhysterie beleuchten und nicht zuletzt den Wandel im Frauenbild genauer darstellen. Welche Rolle spielte die Gesellschaft und ihre Veränderungen während dieser Zeit? Warum billigte sie über einen so großen Zeitraum die Verfolgungen? Ziel der Arbeit ist es, das Bild der Hexe, wie es in der Zeit der Hexenverfolgung mit ihrem Höhepunkt im „Zeitraum von 1550 bis 1650, zeitgeschichtlich das Zeitalter der Renaissance“, zu charakterisieren.
Gliederung
1 Einleitung
2 Historisch - gesellschaftliche Verortung
2.1 Ökonomische Entwicklung
2.2 Weibliche Lebensformen
2.3 Emotionalität und Sexualität
2.4 Krankheiten und Epidemien
2.5 Einfluss des Christentums
3 Die historische Hexe – Der Wandel im Frauenbild
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Europa zur Zeit der Reformation erstarkte ein neues Verständnis von Religion und die starken Veränderungen und Umwälzungen dieser krisengeschüttelten Epoche, bereiteten einen Nährboden für eine Hysterie, welche großen Einfluss auf den sich ausbreitenden Hexenglauben und die Angst vor dem dämonischen Weib nahm.
Die Scheiterhaufen Europas loderten im ausgehenden Mittelalter. Schätzungen zu Folge starben etwa 100.000 Menschen[1], vornehmlich Frauen, zu Unrecht als Hexen diffamiert, in den Feuern der Inquisition. Obzwar die Hexenverfolgung in Deutschland erst wesentlich später, als im Rest Europas einsetzte, so dauerte dieses dunkle Kapitel hier jedoch länger an und vollzog sich in beispielloser Intensität. Der Historiker und Archivar Joseph Hansen charakterisiert Hexen als Personen
„weiblichen Geschlechts, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, um mit dessen Hülfe den Mitmenschen Schädigungen zuzufügen, die untereinander eine ketzerische Sekte bilden, die an dem unter dem Vorsitz des Teufels stattfindenden nächtlichen Hexensabbat theilnehmen, die sich zu diesem Sabbat mit teuflischer Hülfe in schnellem Flug durch die Lüfte hinbegeben, die endlich untereinander und mit dem Teufel geschlechtliche Unzucht verüben.“[2]
Dass nicht nur Frauen der Hexerei bezichtigt wurden, ist ein oft übergangener Fakt, dennoch beschäftigt sich diese Arbeit mit der gesellschaftlich - sozialen Stellung der Frau während der Phase der Hexenverfolgung. Beleuchtet werden sollen die Gründe, welche dazu führten, dass Frauen zum Opfer der Nachstellungen wurden. Zudem kann die Hexenverfolgung nicht losgelöst von Staat und Kirche der frühen Neuzeit gesehen werden. Soziale, ökonomische und geschichtliche Hintergrundinformationen sollen die Gründe für die Hexenhysterie beleuchten und nicht zuletzt den Wandel im Frauenbild genauer darstellen. Welche Rolle spielte die Gesellschaft und ihre Veränderungen während dieser Zeit? Warum billigte sie über einen so großen Zeitraum die Verfolgungen? Ziel der Arbeit ist es, das Bild der Hexe, wie es in der Zeit der Hexenverfolgung mit ihrem Höhepunkt im „Zeitraum von 1550 bis 1650, zeitgeschichtlich das Zeitalter der Renaissance“[3], zu charakterisieren.
2 Historisch - gesellschaftliche Verortung
Der Kern der europäischen Hexenverfolgung wird auf das Jahrhundert zwischen 1550 und 1650 datiert. Demnach im gleichen Zeitraum wie das Aufkommen der Renaissance. Im Hinblick auf den Begriff Renaissance besteht eine Äquivalenz zur Wiedergeburt des klassischen Altertums bezüglich des Einflusses auf Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Dies stellt eine Art Wiederspruch dar: Wie konnte der Extrempunkt des Hexenwahns in einer Epoche der aufstrebenden Humanisierung liegen? Aus rationaler Sicht könnte man meinen, dass der Hexenwahn ein Phänomen des finsteren Mittelalters wäre und nicht der Neuzeit.
„Eine Erklärung, warum die Neuzeit mit ihrem Humanismus, ihrem rationalen und naturwissenschaftlichen Denken diese systematischen Massenmorde hervorbrachte, wird selten gegeben.“[4]
Die Thematik dieser Arbeit bezieht sich im Besonderen auf die Rolle der Frau im gesellschaftlichen Prozess der damaligen Zeit. Um jedoch dies eingehender zu beleuchten muss zunächst ein kurzer Überblick der gesellschaftlichen Strukturen aufgezeigt werden.
2.1 Ökonomische Entwicklung
Die im Mittelalter vorherrschende feudale Gesellschaftsform sah ein einfaches von oben nach unten gefügtes Machtkonstrukt vor, welches vom König angeführt, über die Feudalherren (Adel und Kirche) bis in die untersten Schichten der Bauern aufgebaut war. Je nach Lehnsverhältniss mussten die Männer und Frauen unterschiedliche Abgaben an ihre Feudalherren zahlen und ihre Arbeitsleistung erbringen. Während Männer zumeist im landwirtschaftlichen Bereich arbeiteten wurden Frauen eher im handwerklichen Gebiet (schneidern, weben, spinnen, etc.) eingesetzt.[5]
Mit dem Aufkommen des Städtewesens gegen Ende des 12. Jahrhunderts erlebten Gewerbe und Handel einen enormen Aufschwung zu Lasten der Landwirtschaft. Die handwerkliche Produktion dehnte sich im 13. und 14. Jahrhundert immer weiter aus, wodurch auch die Rolle der Frau in der damaligen Zeit einen Bedeutungsgewinn erfuhr. Diese waren in nahezu allen Zünften vertreten und nahmen am Geschäftsleben in den Städten aktiv teil. Jedoch änderte sich dies mit Beginn der schweren Wirtschaftskrise im 16. Jahrhundert. Die Frauen wurden nach und nach aus den Zünften verbannt, es bildeten sich große Handwerksstätten aus, welche ehemalige Konkurrenzbetriebe zu „Zulieferfirmen“ umstrukturierten. Dies war der Beginn des Verlagssystems. Die Bauern und Bäuerinnen auf dem Land verloren nach und nach ihre Unabhängigkeit. Vor allem die Frauen konnten ihre in Heimarbeit gefertigten Produkte nicht mehr gewinnbringend verkaufen. Die Folge war eine nahezu ausschließliche Verdrängung der Frauen aus dem Gewerbe, so dass diese nur noch unqualifizierte Arbeiten zu sehr niedrigen Löhnen durchführen konnten.[6]
Neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise ist der Wandel des ökonomischen Konzepts vom Feudalismus zum Kapitalismus ein weiterer Aspekt, welcher sich endscheidend auf die ökonomische Entwicklung auswirkte. Zwar vermochte das neue ökonomische System den Auf- und Ausbau einer neuen politisch-sozialen Welt, aber es vergaß dabei den Trend zur ständischen Hierarchisierung aufzuhalten. In Teilen der Bevölkerung Europas wiederholte sich so die Leibeigenschaft im 16. Jahrhundert, was vor allem zu Ungunsten der Frauen geschah.[7]
2.2 Weibliche Lebensformen
Im Zeitraum zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert zeichnete sich die weibliche Identität durch eine relative soziale und rechtliche Freiheit aus. Frauen von adeliger Herkunft besaßen das Recht, im Falle des Todes ihres Gemahls, als Erbe für das familiäre Lehen zu fungieren. Zudem kam ihnen die Verwaltung desselben im Falle der Abwesenheit ihrer Männer zu. Dies lässt sich vor allem durch deren häufige und lange Abwesenheit erklären, da kriegerische Auseinandersetzungen sie oftmals von Heim und Hof fern hielten.[8]
Außerhalb der adeligen Strukturen waren Frauen genauso wie Männer dazu verpflichtet Steuern und Abgaben zu zahlen. Sie konnten Bürgerrechte erwerben und sich in der Selbstständigkeit versuchen. Jedoch wurden ihnen politische Rechte vollends verwehrt. Dieser Fakt zeigt exemplarisch die außerordentliche Privilegierung des Mannes in der Gesellschaft. Als Frau, vor allem als unverheiratete, waren positive Gerichtsbeschlüsse aufgrund ihrer begrenzten Handlungsmöglichkeiten die Seltenheit. Die Einleitung eines Strafprozesses war Frauen ausnahmslos verboten.[9]
[...]
[1] Vgl. SCHILLING, H. (1988): Aufbruch und Krise. Deutschland 1517 – 1648. Das Reich und die
Deutschen, Berlin, S. 388
[2] Siehe Definition nach Joseph Hansen in: BLAUERT, A. (Hrsg.) (1990): Ketzer, Zauberer, Hexen.
Die Anfänge der europäischen Hexenverfolgung. Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, S. 11
[3] Siehe HEINEMANN, E. (1986): Hexen und Hexenglauben. Eine historisch- sozialpsychologische
Studie über den europäischen Hexenwahn des 16. und 17. Jahrhunderts. Campus Verlag GmbH,
Frankfurt/ Main, S. 22
[4] Siehe WOLF-GRAF, A. (1983): Die verborgene Geschichte der Frauenarbeit, Weinheim – Basel. In:
HEINEMANN (1986), S.22
[5] Vgl. HEINEMANN (1986), S. 23
[6] Ebd., S. 24
[7] Ebd., S. 25
[8] Vgl. SHAHAR, S. (1983): Die Frau im Mittelalter, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am
Main, S. 24ff
[9] Vgl. HEINEMANN (1986), S. 26
- Citation du texte
- Martin Töttger (Auteur), 2007, Das Bild der Frau/Hexe im gesellschaftlichen Prozess der frühen Neuzeit , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114308
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