Das 20. Jahrhundert stellt einen Wendepunkt im Umgang von
verfeindeten Staaten miteinander dar, ethnische Säuberungen treten auf als
neuer Ansatz, um Problematiken dauerhaft zu beheben. [...]
Den Anbeginn dieser Entwicklung kennzeichnete der
Bevölkerungstransfer zwischen der Türkei und Griechenland, den der Vertrag
von Lausanne vom 24. Juli 1923 rein rechtlich regelte, der in der praktischen
Umsetzung Leid, Tod und traumatisches Erleben über viele Menschen brachte.
Diese Arbeit geht der Frage nach, inwieweit ethnische Säuberungen als
Zeichen der Moderne zu sehen sind. Um hier Antworten zu finden, sind in
einem ersten Schritt Begriffs-Bestimmungen unerlässlich. Wie lässt sich
Moderne definieren? Was sind ihre Begleit-Erscheinungen? Wie bildet sich
innerhalb dieses Begriffs die Problematik von Rasse und Ethnie aus in einer
globalen Betrachtung? Und wie sehen Lösungsansätze im Spiegel der
Zeitgenossen aus? Wie sollte Frieden, wie auch immer er einseitig definiert war,
aussehen?
Nach den Begriffs-Bestimmungen folgt eine Aufstellung der zentralen
Thesen, die Michael Mann und Norman Naimark zum Problem der ethnischen
Säuberungen im 20. Jahrhundert erarbeitet haben.5 Ihre Arbeiten stellen die
Prozesse moderner Nationenbildung in Zusammenhang mit der Definition von
Nation/Ethnie/Volk/Rasse und den sich ableitenden Abgrenzungen von dem Teil
der Bevölkerung, der nicht vom Raster der Definition erfasst wird. Von der
Separation der sich gegenüberstehenden Gruppierungen hin zum Genozid, den
die überlegene Gruppe – überlegen im Sinne von zahlenmäßiger Mehrheit oder
besserer Bewaffnung – an der Minderheit verübt, verlaufen schmale Grenzen.
Der Genozid muss nicht stattfinden im Rahmen von Bevölkerungstransfers,
aber die Eskalation schwingt als drohendes Beiwerk immanent mit.
In einem letzten Teil untersucht diese Arbeit, inwieweit die bis dahin
aufgestellten Thesen und Definitionen auf den Konflikt zwischen Griechenland
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffs-Bestimmungen
- Nation/Nationenbildung/Nationalismus
- Ethnie/Volk/Rasse
- Ethnische Säuberungen – die theoretischen Ansätze von Michael Mann und Norman Naimark
- Der Bevölkerungstransfer zwischen der Türkei und Griechenland 1923
- Die Vorgeschichte
- Der Erste Weltkrieg - eine weitere Niederlage
- Der Befreiungskrieg und die Schlacht um Smyrna
- Der Vertrag von Lausanne und seine Umsetzung
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die ethnischen Säuberungen im Kontext der modernen Nationenbildung und analysiert das Beispiel des Bevölkerungstransfers zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923. Die Arbeit zielt darauf ab, die Rolle ethnischer Säuberungen als Zeichen der Moderne zu beleuchten und die theoretischen Ansätze von Michael Mann und Norman Naimark zu diesem Thema zu präsentieren.
- Die Definition von Nation, Ethnie und Rasse im Kontext der modernen Nationenbildung
- Die Rolle von Gewalt und ethnischer Säuberung in der modernen Geschichte
- Die theoretischen Ansätze von Michael Mann und Norman Naimark zur Erklärung ethnischer Säuberungen
- Die historische Analyse des Bevölkerungstransfers zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923
- Die Folgen des Bevölkerungstransfers für die betroffenen Menschen und die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der ethnischen Säuberungen als Zeichen der Moderne ein und stellt den historischen Kontext des Bevölkerungstransfers zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923 dar. Im zweiten Kapitel werden die zentralen Begriffe Nation, Ethnie und Rasse im Kontext der modernen Nationenbildung definiert. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung dieser Begriffe im 19. und 20. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die Entstehung von ethnischen Konflikten. Das dritte Kapitel stellt die theoretischen Ansätze von Michael Mann und Norman Naimark zur Erklärung ethnischer Säuberungen vor. Mann argumentiert, dass ethnische Säuberungen ein zentrales Problem der modernen Zivilisation sind, während Naimark die Rolle von Gewalt und Hass in der Entstehung ethnischer Säuberungen betont. Das vierte Kapitel analysiert den historischen Verlauf des Bevölkerungstransfers zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 1923. Die Arbeit beleuchtet die Vorgeschichte des Konflikts, die Rolle des Ersten Weltkriegs und die Folgen des Vertrags von Lausanne.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen ethnische Säuberungen, Moderne, Nationenbildung, Nationalismus, Ethnie, Rasse, Bevölkerungstransfer, Griechenland, Türkei, Vertrag von Lausanne, Michael Mann, Norman Naimark.
- Arbeit zitieren
- BA Axel Huber (Autor:in), 2008, Ethnische Säuberungen als Zeichen der Moderne - das Beispiel Griechenland/Türkei 1923 , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114282
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