Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Welche Transformationen, Kontinuitäten und Interdependenzen lassen sich in den Sozialismusverständissen von SPD und PDS/DIE LINKE identifizieren? Dabei wird die programmatische Entwicklung der Parteien explizit auf diese Fragestellung untersucht. Die Forschungsfrage zielt letztlich auch auf die Bestimmung zentraler Unterschiede und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Sozialismuskonzeption.
Der Kategorisierung Fülberths folgend ist unter Sozialismus in diesem Zusammenhang einerseits die politische Theorie gemeint. Wie sich innerhalb dieser Arbeit zeigen wird, liegen den beiden Parteien in ihren Ursprüngen jeweils unterschiedliche politische Theorien zugrunde. Diesen beiden sozialistischen Theorien ist in dieser Arbeit ein eigenes Kapitel gewidmet. Auf der anderen Seite ist die angestrebte Gesellschaftsordnung gemeint, bei welcher es sich letztlich um den Hauptuntersuchungsgegenstand dieser Arbeit handelt. Alternativ könnte die Forschungsfrage also lauten: Welche Gesellschaftsordnung streben SPD und PDS/DIE LINKE programmatisch an? Welche Transformationen, Kontinuitäten und Interdependenzen lassen sich in jenen programmatischen Inhalten ausmachen, welche diese Gesellschaftsordnung herbeiführen sollen?
Wenngleich der Begriff der Ideologie durch historische Erfahrungen insbesondere in Deutschland derart negativ konnotiert ist, dass die Politikwissenschaft bereits den Ausweichbegriff des Ideenkreises erdacht hat, so bleibt die Semantik beider Begriffe unverändert. Gerade in Bezug auf die sozialdemokratischen/sozialistischen Ideologien ist der Begriff jedoch doppeldeutig.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1Thematische Einleitung
2Forschungsstand
3Methodik, Aufbau und Ziele dieser Arbeit
2. Die historische Spaltung der sozialistischen Bewegung
1Revisionismus
2Leninismus
3. Der Sozialismusbegriff der SPD
1Der Sozialismusbegriff der SPD in der programmatischen Entwicklung
2Die Grundwerte der deutschen Sozialdemokratie
3Positionierung gegenüber Kapitalismus und (sozialer) Marktwirtschaft
4Positionierung gegenüber Eigentum
5Positionierung gegenüber freiheitlich-demokratischer Grundordnung
4. Der Sozialismusbegriff der PDS/Die Linke
1Der Sozialismusbegriff der PDS/DIE LINKE in der programmatischen Entwicklung
2Neuer und alter Sozialismus - Die Revisionismusdebatte in der PDS/DIE LINKE
3Positionierung gegenüber Kapitalismus und (sozialer) Marktwirtschaft
4Positionierung gegenüber Eigentum
5Positionierung gegenüber freiheitlich-demokratischer Grundordnung
5. Konklusion
1SPD
2PDS/ DIE LINKE
3Ausblick
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
Personenregister
Dietmar Gerhard Bartsch (*1958)
Deutscher Politiker (PDS/DIE LINKE). 1991 - 1997 Bundesschatzmeister. 1997 - 2002 und 2005 - 2010 Bundesgeschäftsführer. 1998 - 2002 und seit 2005 MdB. Seit 2015 Co-Fraktionsvorsitzender.
August Bebel (1840 - 1913)
Sozialistischer Politiker, Publizist und Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie. Mitbegründer SDAP. 1892 - 1913 Co-Vorsitzender der SPD.
Eduard Bernstein (1850 - 1932)
Deutscher sozialdemokratischer Theoretiker und Politiker (SPD/USPD). Begründer des Revisionismus in der deutschen Sozialdemokratie.
Lothar Bisky (1941 - 2013)
Deutscher Kulturwissenschaftler und Politiker (PDS/DIE LINKE). 1993 - 2000 und 2003 - 2007 Bundesvorsitzender. 2007 - 2010 Co-Vorsitzender. 2009 - 2012 MdEP. 2007 - 2010 Vorsitzender der Europäischen Linken.
Willy Brandt (1913 - 1992)
Deutscher Politiker (SPD). 1957 - 1966 Regierender Bürgermeister Westberlins, 1966 - 1969 Bundesaußenminister und Vizekanzler, 1969 - 1974 Bundeskanzler.
André Brie (*1950)
Deutscher Politiker (PDS/DIE LINKE). 1990 - 1999 Wahlkampfleiter der PDS. 1999 - 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments. 2011 - 2016 Mitglied des Landtages Mecklenburg-Vorpommern.
Michael Brie (*1954)
Deutscher Philosoph. 1989 - 1990 Mitglied des Parteivorstandes der SED-PDS/PDS.
Frank Decker (*1964)
Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bonn. 2002 - 2011 geschäftsführender Direktor des Instituts für Politikwissenschaft und Soziologie. Mitglied der SPD-Grundwertekommission.
Diether Dehm (*1950)
Deutscher Musikproduzent, Liedermacher und Politiker (SPD/PDS/DIE LINKE). 1999 - 2003 stellvertretender Bundesvorsitzender (PDS).
Fabio Di Masi (*1980)
Deutsch-italienischer Politiker (DIE LINKE). 2014 - 2017 Mitglied des Europäischen Parlaments, ab 2017 MdB und stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion.
Friedrich Engels (1820 - 1895)
Deutscher Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker, Journalist und Unternehmer. Zusammen mit Karl Marx begründer des klassischen Marxismus.
Klaus Ernst (*1954)
Deutscher Politiker (SPD/WASG/DIE LINKE) und Gewerkschaftsfunktionär. 1974 - 2004 (SPD), 2004 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes (WASG), ab 2005 MdB (Linkspartei.PDS/DIE LINKE)
Thomas Flierl (*1957)
Deutscher Politiker (PDS/DIE LINKE). 1995 - 1998 und 2002 - 2011 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. 2002 - 2006 Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur.
Georg Fülberth (*1939)
Deutscher Politikwissenschaftler und Politiker (SPD/ DKP). 1962 - 1966 SPD, seit 1974 DKP. 1990 - 1993 und 2009 - 2011 Stadtverordneter in Marburg, 2001 - 2006 Kreistagsabgeordneter in Marburg-Biedenkopf.
Antonio Gramci (1891 - 1937)
Italienischer Schriftsteller, Journalist, Politiker und marxistischer Philosoph.
Gregor Gysi (*1948)
Berliner Rechtsanwalt und Politiker (SED.PDS/PDS/ DIE LINKE). 1989 - 1993 Bundesvorsitzender der SED. PDS/PDS, 1993 - 2000 und 2005 - 2015 Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag, 2016 - 2019 Vorsitzender der Europäischen Linken.
Richard Herzinger (*1955)
Deutscher Journalist und Publizist.
Uwe-Jens Heuer (1927 - 2011)
Deutscher Rechtswissenschaftler und Politiker (SED/
PDS). 1990 - 1998 MdB. Mitglied und Co-Sprecher des Marxistischen Forums.
Erich Honecker (1912 - 1994)
Deutscher kommunistischer Politiker.1971 - 1989
Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrats der DDR.
Thomas Händel (*1953)
Deutscher Politiker und Gewerkschafter (SPD/WASG/ DIE LINKE). 2004 - 2007 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der WASG, ab 2007 DIE LINKE, 2009 - 2019 MdEP, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Matthias Höhn (*1975)
Politiker (PDS/DIE LINKE). 2002 - 2017 Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt. 2012 - 2017 Bundesgeschäftsführer.
Ulla Jelpke (*1951)
Deutsche Politikerin (Grüne/PDS/DIE LINKE). 1990 - 2002 MdB (parteilos, Teil der PDS-Fraktion). Seit 2005 MdB (PDS/ DIE LINKE). Mitglied des Sprecher*innenrats der Antikapitalistischen Linken.
Johannes Kahrs (*1963)
Deutscher Politiker (SPD) und Oberst der Reserve der Bundeswehr. 1998 - 2020 MdB.
Karl Kautsky (1854 - 1938)
Deutsch-tschechischer Philosoph, marxistischer Theoretiker und sozialdemokratischer Politiker.
Katja Kipping (*1978)
MdB (DIE LINKE) seit 2005. 2012 - 2021 Co-Partei- vorsitzende (DIE LINKE).
Dieter Klein (1936 - 2002)
Deutscher Politiker (SED/PDS). 1990 - 1999 Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin.
Lars Klingbeil (*1978)
Deutscher Politiker (SPD). 2005 und seit 2009 MdB. 2003 - 2007 stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. Seit 2017 Generalsekretär.
Natascha Kohnen (*1967)
Deutsche Politikerin (SPD), Biologin und Redakteurin. Seit 2008 MdL in Bayern. 2009 - 2017 Generalsekretärin der BayernSPD. 2015 - 2019 Mitglied des Bundesvorstandes. 2017 - 2021 Landesvorsitzende.
Kevin Kühnert (*1989)
Deutscher Politiker (SPD). 2017 - 2021 Vorsitzender der Jusos. Seit 2019 stellvertretender Bundesvorsitzender.
Deutscher Politiker (SPD/WASG/DIE LINKE) und
Oskar Lafontaine (*1943)
Publizist. 1985 - 1998 Ministerpräsident im Saarland (SPD), 1995 - 1999 SPD-Parteivorsitzender, 1998 - 1999 Bundesfinanzminister, 2007 - 2010 Parteivorsitzender (DIE LINKE).
Deutscher Soziologe. 1989 - 1999 Mitautor verschie-
Rainer Land (*1952)
dener Grundsatzpapiere der PDS.
Deutscher Politikwissenschaftler, Publizist und Journalist
Jürgen P. Lang (*1964)
(u.a. Konrad-Adenauer-Stiftung, Hanns-Seidel-Stiftung, Friedrich-Naumann-Stiftung).
Russischer kommunistischer Politiker, marxistischer
Wladimir Iljitsch Lenin (1870 - 1924)
Theoretiker und Revolutionär. 1912 - 1924 Vorsitzender der Bolschewiki/Kommunistische Partei Russlands. 1917 - 1924 Regierungschef der SFSR/Sowjetunion.
Deutscher Politiker (DIE LINKE) und Soziologe. 2005
Michael Leutert (*1974)
- 2021 MdB.
Stefan Liebich (*1972)
Deutscher Politiker (DIE LINKE) und Betriebswirt. 2009 -2021 MdB.
Rosa Luxemburg (1871 - 1919)
Einflussreiche Marxistin und Antimilitaristin. 1890 - 1897 Vertreterin der Linken in der SPD. Mitbegründerin des Spartacusbundes und der KPD.
Angela Marquad (*1971)
Deutsche Politikerin (PDS/SPD). 1994 - 1997 Mitglied des Bundesvorstandes der PDS. 1998 - 2002 MdB (PDS). 2006 - 2019 Mitarbeiterin von MdB Andrea Nahles. Seit 2008 Mitglied der SPD.
Karl Marx (1818 - 1883)
Deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, Journalist, Führerfigur der Arbeiterbewegung und Kapitalismus- und Religionskritiker. Mit Friedrich Engels Begründer des klassischen Marxismus.
Hildegard „Hilde“ Mattheis (*1954)
Deutsche Politikerin (SPD). Seit 2002 MdB. Seit 2011 Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21.
Wolfgang Merkel (*1952)
Deutscher Politikwissenschaftler. Professor für Vergleichende Politikwissenschaft und Demokratieforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Franz Müntefering (*1940)
Deutscher Politiker (SPD). 1975 - 1992 und 1998 - 2003 MdB. 1998 - 1999 Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. 2005 - 2007 Bundesvizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales.
Andrea Nahles (*1970)
Deutsche ehemalige Politikerin (SPD). 1995 - 1999 Bundesvorsitzende der Jungsozialisten. 1998 - 2002 und 2005 - 2019 MdB. 2009 - 2013 Generalsekretärin. 2013 - 2017 Bundesministerin für Arbeit und Soziales. 2018 - 2019 Parteivorsitzende.
Viola Neu (*1964)
Deutsche Politikwissenschaftlerin (Konrad-Adenauer- Stiftung).
Gero Neugebauer (*1941)
Deutscher Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.
Sebastian Prinz (*unbekannt)
Deutscher freiberuflicher Dozent.
Thomas Meyer (*1943)
Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Universität Dortmund. Stellvertretener Vorsitzender der SPD-Grundwertekommission.
Hans Modrow (*1928)
Deutscher Politiker (SED/PDS/DIE LINKE). 1989
- 1990 Vorsitzender des Ministerrates der DDR. 1990
- 1994 MdB. 1999 - 2004 MdEP. Seit 2007 Vorsitzender des Ältestenrates von DIE LINKE.
Patrick Moreau (*1951)
Deutsch-französischer Politikwissenschaftler und Extremismusforscher (Konrad-Adenauer-Stiftung).
Bodo Ramelow (*1956)
Deutscher Politiker (PDS/DIE LINKE). 2001 - 2005 und 2009 - 2014 Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag. 2014 - Februar 2020 und seit März 2020 Ministerpräsident des Freistaates Thüringen.
Bernd Riexinger (*1955)
Ver.di-Gewerkschaftssekretär und ab 2005 Politiker (WASG/DIE LINKE). 2012 - 2021 Co-Parteivorsitzender.
Karl Schiller (1911 - 1994)
Deutscher Wissenschaftler und Politiker (SPD). 1966 - 1972 Bundeswirtschafts- und Finanzminister.
Gregor Schirmer (*1932)
Ehemaliger SED-Funktionär und Professor für Völkerrecht in der DDR. Mitglied des Marxistischen Forums und des Ältestenrates von DIE LINKE.
Ottmar Schreiner (1946 - 2013)
Deutscher Politiker (SPD). 1980 - 2013 MdB. 1997
- 1998 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. 1998
- 1999 Bundesgeschäftsführer.
Gerhard Schröder (*1944)
Ehemaliger deutscher Politiker (SPD). 1990 - 1998 Ministerpräsident von Niedersachsen. 1998 - 2005 Bundeskanzler. 1999 - 2004 SPD-Bundesvorsitzender. Ab 2005 Wirtschaftsanwalt und Lobbyist.
Winfried Schulz (*1938)
Deutscher Kommunikationswissenschaftler.
Kurt Schumacher (1895 - 1952)
Deutscher Politiker (SPD). 1946 - 1952 Parteivorsitzender. 1949 - 1952 MdB, Fraktions- und Oppositionsführer.
Steffan Sell (*1964)
Deutscher Sozialwissenschaftler. Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften am RheinAhrCampus Remagen der Hochschule Koblenz.
Ralf Stegner (*1959)
Deutscher Politiker (SPD). 2003 - 2005 Finanzminister und 2005 - 2008 Innenminister des Landes Schleswig- Holstein. Seit 2005 MdL in Schleswig-Holstein. Seit 2008 Fraktionsvorsitzender.
Klaus Steinitz (*1932)
Deutscher Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Politiker (PDS). 1990 - 1993 Mitglied des Parteivorstandes.
Richard Stöss (*1944)
Deutscher Politikwissenschaftler und außerplanmäßiger
Professor an der FU Berlin.
Josef Wissarionowitsch Stalin (1878
- 1953)
Georgisch-russischer kommunistischer Politiker und Diktator. 1922 - 1953 Generalsekretär des ZK der KPdSU, 1941 - 1953 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, 1946 - 1953 Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR.
Margaret Hilda Thatcher, Baroness
Thatcher of Kesteven (1925 - 2013)
Britische Politikerin (Conservative Party). 1979 - 1990 Premierministerin des Vereinigten Königreichs.
Leo Trotzki (1879 - 1940)
Russischer kommunistischer Politiker, marxistischer Theoretiker und Revolutionär. Begründer des Trotzkismus.
Sahra Wagenknecht (*1969)
Deutsche Politikerin (PDS/DIE LINKE) und Publizistin. 1991 - 2010 Mitglied der KPF. 2010 - 2014 stellvertretende Parteivorsitzende. 2015 - 2017 Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag.
Gabriele „Gabi“ Zimmer (*1955)
Deutsche Politikerin (PDS/DIE LINKE). 1990 - 1998 Landesvorsitzende Thüringen, 2000 - 2003 Bundesvorsitzende, 2004 - 2019 MdEP.
Abkürzungsregister
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1. Einleitung
1.1 Thematische Einleitung und Relevanz des Themas
Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 wird erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nicht nur eine rein arithmetische Mehrheit für eine Regierungskoalition diskutiert, welche die Gemüter spaltet. Für die einen ist sie die Chance, das Land gerechter und ökologischer zu gestalten. Für die anderen verspricht sie nichts als wirtschaftlichen Abstieg. Die Möglichkeit einer Koalition aus SPD, Bündnis90/Die Grünen und DIE LINKE scheint kaum jemanden gleichgültig zu lassen. Gleichzeitig stellt sich im Zuge dieser Regierungsoption zwangsläufig auch die Frage nach der inhaltlichen Kompatibilität. Bemerkenswerter Weise definieren SPD und DIE LINKE zumindest dem Namen nach die gleiche politische Zielvorstellung: Den Demokratischen Sozialsmus.
Wenngleich ein solches Regierungsbündnis letztlich doch nicht zustande kommen wird, ist die Untersuchung der jeweiligen Sozialismusdefinition nicht nur im Hinblick auf kommende Wahlen relevant. Beide Parteien verbindet eine bewegte Geschichte; ihre politischen Positionen stehen historisch in Interdependenz. Diese Arbeit möchte untersuchen, welche Inhalte SPD und PDS/DIE LINKE dem Demokratischen Sozialismus zuschreiben, wie sie ihn begründen und welche Gesellschaftsordnung er hervorbringen soll.
1.2 Forschungsstand
Als Rechtsnachfolgerin der SED liegt der politikwissenschaftliche Forschungsschwerpunkt bezüglich der PDS hauptsächlich auf der Frage, inwieweit die ehemalige autoritäre Staatspartei nach der Anpassung und Integration in die pluralistische Parteiendemokratie der Bundesrepublik als demokratische oder als tendenziell extremistisch-verfassungsfeindliche Partei zu bewerten ist. Forschungswerke der Extremismusforschung sowie der allgemeinen Parteienforschung, welche für diese Arbeit herangezogen werden, sind unter anderem jene von Frank Decker,1 Patrick Moreau2, Viola Neu3 und Jürgen Lang4.
Weil sie 2007 mit der WASG zur Partei DIE LINKE fusioniert5 und die PDS damit ein im Sinne der Parteienforschung abgeschlossenes Kapitel darstellt, liegen zu dieser Partei deutlich mehr wissenschaftliche Beiträge vor als zu DIE LINKE. Als ausführliches Forschungswerk liegt dieser Arbeit die Dissertation von Sebastian Prinz aus dem Jahr 2008 zugrunde.6 Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Analyse der Genese und Transformation der Partei- und Grundsatzprogramme der PDS, welche ihrerseits die konkrete theoretische Ausgestaltung des Sozialismusverständnisses der vielschichtigen Strömungspartei zum zentralen Gegenstand aller Programmdebatten erhebt. Auch die Publikation von Andreas Fraude zum Transformationsprozess der ehemaligen Staatspartei und ihre Integration in das bundesdeutsche Parteiensystem fließen in diese Arbeit ein.7 Neugebauer und Stöss haben ebenfalls mehrere Forschungsarbeiten zur PDS verfasst,8 ebenso Andreas Malycha und Peter Jochen Winters, welche eine historische Chronik von der Gründung der SED bis zum Übergang zur Linkspartei geschaffen haben.9 Wo immer möglich, dienen jedoch Primärquellen als Arbeitsgrundlage, neben den Grundsatzprogrammen umfassen diese auch Publikationen und Redebeiträge im Zuge der Programmdebatten.
Zur SPD liegen bereits deswegen weniger Publikationen vor, weil sie für das Feld der Extremismusforschung gänzlich uninteressant ist. Als älteste Partei der Bundesrepublik ist sie Gegenstand der klassischen Parteienforschung u.a. durch Frank Decker10 und Thomas Meyer, welche Mitglieder der SPD-Grundwertekommission und an der Veröffentlichung von Grundsatzpapieren beteiligt sind. Meyer veröffentlicht mehrere Beiträge zur programmatischen Zielvorstellung der SPD, ihrer Theorie und Entwicklungsgeschichte.11 Ebenfalls im Bereich der Parteienforschung angesiedelt sind die Beiträge von Uwe Andersen und Wichard, Woyke.12 Zur Geschichte und den Inhalten sozialdemokratischer Grundwerte haben Christian Krell und Meik Woyke publiziert.13 Darüberhi- naus werden auch die SPD betreffend hauptsächlich Primärquellen herangezogen, darunter die drei Grundsatzprogramme, aber auch Aussagen und Beiträge zur Programmdebatte.
Bezüglich der formalen Bestimmung liegt dieser Arbeit außerdem ein Beitrag von Georg Fülberth zugrunde.14 Hieraus übernommen ist die formale Bestimmung des mit verschiedenen Bedeutungen verbundenen Sozialismusbegriffs. Fülberth unterscheidet zwischen einer Gesellschafts- ordnung15, einer politischen Bewegung und ihrer Theorie sowie einem untergeordneten Organisationsprinzip in einer kapitalistischen Gesellschaft.16 Wenn in dieser Arbeit von Sozialismus die Rede ist, wird die genaue Bedeutung zuvor gemäß dieses Schemas eingeordnet.
1.3 Methodik, Aufbau und Ziele dieser Arbeit
Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Welche Transformationen, Kontinuitäten und Interdependenzen lassen sich in den Sozialismusverständissen von SPD und PDS/DIE LINKE identifizieren? Dabei wird die programmatische Entwicklung der Parteien explizit auf diese Fragestellung untersucht. Die Forschungsfrage zielt letztlich auch auf die Bestimmung zentraler Unterschiede und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Sozialismuskonzeption.
Der Kategorisierung Fülberths folgend ist unter Sozialismus in diesem Zusammenhang einerseits die politische Theorie gemeint. Wie sich innerhalb dieser Arbeit zeigen wird, liegen den beiden Parteien in ihren Ursprüngen jeweils unterschiedliche politische Theorien zugrunde. Diesen beiden sozialistischen Theorien ist in dieser Arbeit ein eigenes Kapitel gewidmet. Auf der anderen Seite ist die angestrebte Gesellschaftsordnung gemeint, bei welcher es sich letztlich um den Hauptuntersuchungsgegenstand dieser Arbeit handelt. Alternativ könnte die Forschungsfrage also lauten: Welche Gesellschaftsordnung streben SPD und PDS/DIE LINKE programmatisch an? Welche Transformationen, Kontinuitäten und Interdependenzen lassen sich in jenen programmatischen Inhalten ausmachen, welche diese Gesellschaftsordnung herbeiführen sollen?
Wenngleich der Begriff der Ideologie durch historische Erfahrungen insbesondere in Deutschland derart negativ konnotiert ist, dass die Politikwissenschaft bereits den Ausweichbegriff des Ideenkreises erdacht hat, so bleibt die Semantik beider Begriffe unverändert. Gerade in Bezug auf die sozialdemokratischen/sozialistischen Ideologien ist der Begriff jedoch doppeldeutig. Nach Marx und Engels bezeichnet er zunächst das auf materiellen Verhältnissen beruhende und als normativ falsch kritisierte Bewusstsein der Individuen und der Gesamtgesellschaft sowie „Ideen und Weltbilder, die sich nicht an Evidenz und guten Argumenten orientieren, sondern die darauf abzielen, Machtverhältnisse zu stabilisieren oder zu ändern.“17 Wann immer in dieser Arbeit von Ideologie die Rede ist, ist die politische Ideologie gemeint. Die politische Ideologie umfasst die Summe der Theorien, Vorstellungen und Ideen, welche zur Begründung und Legitimation des politischen Handelns herangezogen werden. Sie werden durch Wertvorstellungen, Gesellschafts- und Weltanschauungen geprägt und dienen Partei- und Grundsatzprogrammen als Basis.18 Neben dem Konservativismus und Liberalismus zählt der Sozialismus zu den drei grundlegenden historischen Ideologien, auf der beide der hier behandelte Parteien sowie ihre Programme rekurrieren. Der Blick auf die ideologische Grundlage der beiden hier behandelten Parteien ist notwendig, um die Genese der Programminhalte und -debatten ursächlich zu verstehen.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden lediglich die für diese Arbeit relevanten Entwicklungen bis zur friedlichen Revolution 1989 zusammengefasst; ein Anspruch auf Vollständigkeit kann im Hinblick auf die formalen Grenzen dieser Arbeit nicht erhoben werden.
Anschließend werden die Sozialismusverständnisse der SPD und PDS/DIE LINKE in einer qualitativen Untersuchung weiter konkretisiert und verglichen. Zunächst erfolgt dies anhand ihrer programmatischen Entwicklung seit 1989; die Untersuchung geht hier chronologisch vor. Neben dieser allgemeinen Präsentation sowie der historischen Entwicklung dieser beiden Sozialismusverständnisse bedarf es jedoch einheitlicher Vergleichsdimensionen, um die jeweiligen Aufassungen und Positionen tatsächlich kongruent zu behandeln. Der Sozialismus in jedweder Ausrichtung zeichnet sich durch ein ganz bestimmtes Verhältnis zu maßgebenden Strukturprinzipien der modernen Gesellschaft aus. Deshalb empfiehlt es sich, die jeweiligen Sozialismusverständnisse zu vergleichen anhand ihres Verhältnisses
1. zum Kapitalismus und zur (sozialen) Marktwirtschaft,
2. zum Eigentum und
3. zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Diese Vergleichsdimensionen sind keineswegs erschöpfend. Sie bieten jedoch die Möglichkeit, die grundsätzlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Sozialismusverständnisse einerseits, aber auch die Transformationen und Interdependenzen andererseits gemäß gleicher Kriterien zu untersuchen.
Überdies unterscheiden sich die beiden hier behandelten Parteien auch über ihre Geschichte und ideologische Prägung hinaus. Die SPD ist mit ihrer über 130 Jahren Geschichte die mit Abstand älteste Partei im deutschen Parteiensystem. Seit spätestens Ende der 60er Jahre kann von ihr als Volkspartei gesprochen werden. Die PDS ist Rechtsnachfolgerin der SED, der autoritären Staatspartei der DDR. Seit ihrer Umbenennung 1989 ist sie eine Strömungspartei, die unterschiedlichste sozialistische Positionen pluralistisch in sich aufnimmt. Um diesen grundsätzlichen Unterschieden Rechnung zu tragen, wird jeweils ein parteispezifisches Kapitel ergänzt. Für die SPD ist dies die Untersuchung ihrer Grundwerte, welche konstitutive Bestandteile ihres Sozialismusverständnisses sind. Zwar definiert auch die PDS/DIE LINKE Grundwerte, allerdings erweist sich die Diskussion um eine moderne Sozialismuskonzeption als weitaus prägender für ihre Programmdebatten.
Der Kernuntersuchungszeitraum dieser Arbeit ist auf 1989 bis 2007 definiert, da 2007 sowohl das letzte Grundsatzprogramm der SPD beschlossen wurde, als auch die Vereinigung von PDS und WASG zu DIE LINKE erfolgt. Bezüglich des ersten und bis heute gültigen Grundsatzprogrammes von DIE LINKE aus dem Jahr 2011 weist diese Arbeit aber über den festgelegten Zeitraum hinaus, beschränkt sich dabei aber auf die Untersuchung grundsätzlicher, das Sozialismusverständnis der Partei betreffenden Transformationen und neuer Themen in der Programmatik.
Die abschließende Konklusion dient nicht nur dem Zweck, die zentralen Erkenntnisse dieser Arbeit zu bündeln und die Forschungsfrage zu beantworten. Sie soll außerdem ermöglichen, eine Prognose über den weiteren Verlauf der programmatischen Entwicklung beider Parteien anzustellen.
2. Die historische Spaltung der sozialistischen Bewegung
Mit dem Marxismus wurzelt die sozialistische Bewegung zunächst auf der selben theoretischen Grundlage. Sie liegt in der kritischen Auseinandersetzung mit Philosophen wie Hegel, Kant und Feuerbach19, der klassischen englischen Ökonomie20 und dem französischen Frühsozialismus.21
Die erste Quelle für eine Auseinanderentwicklung dieser Bewegung liefern ihre Vordenker selbst, denn Marx schwankt in seinen Überlegungen von Grundlage, Form und Ziel, vor allem aber in Bezug auf den Weg zum Sozialismus als Gesellschaftsordnung, zwischen revolutionären und reformistischen Ansätzen. Seither geben die Marx-Engels-Werke Anlass zu unterschiedlichen Lesarten.22
Vor dem Ersten Weltkrieg dominiert in der deutschen Sozialdemokratie die Theorie vom revolutionären Umsturz des kapitalistischen Systems, wobei die tägliche Praxis der SPD in den Parlamenten bereits zu diesem Zeitpunkt reformistisch geprägt ist.23 Weil der praktische Weg zur sozialistischen Gesellschaft jedoch, damals wie heute, unklar und umstritten ist, entwickeln sich Theorie und Praxis zunehmend auseinander.24 Als direkte Reaktion auf diese ideologische Sackgasse entwickelte sich der Revisionismus in Deutschland maßgeblich durch Eduard Bernstein als Versuch, die theoretischen Grundlagen neu zu klären und dabei Bezug auf die tatsächliche Gesellschaftsentwicklung zu nehmen, die sich stellenweise stark von Marx' Prognosen unterscheide.25
Während die 2. Sozialistischen Internationalen 25 Jahre besteht, bricht sie mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges auseinander. Die Internationale Solidarität ist mit dem Kriegsausbruch der individuellen Unterstützung des eigenen Vaterlandes gewichen.26 Nachdem sein Aufruf, der Krieg möge von allen sozialistischen Parteien zum revolutionären Umsturz genutzt werden, weitgehend klanglos verhalt, macht sich der Führer der russischen Bolschewiki, Wladimir Iljitsch Lenin auch als direkte Reaktion auf den Revisionismus daran, seine revolutionäre Marxismusinterpretation theoretisch zu konkretisieren.27 Wenngleich erst später mit diesen Bezeichnungen beschrieben, stehen sich Revisionismus und Leninismus als zwei widerstreitende marxistische Strömungen fortan konfrontativ gegenüber. Im Folgenden sollen die Grundzüge dieser zwei Strömungen in Kürze dargestellt werden.
2.1 Revisionismus
Grundlegender Ansatzpunkt des Revisionismus ist die Position, die realen Entwicklungen unter- scheideten sich zum Teil in hohem Maße von den Prognosen Karl Marx'.28 So scheine der Kapitalismus nicht zwangsläufig und unter ständiger Verschärfung der Klassenkonflikte auf wenige, gigantische Großbetriebe unter der Führung einzelner reicher Magnaten einerseits, und einer ausgebeuteten Masse an Arbeitenden andererseits, hinauszulaufen. Diese Erfahrung macht die SPD erstmals mit der Übernahme der Regierungsverantwortung 1918.29 Statt einer polarisierten Klas- senstruktur, welche sich aus marxistischer Perspektive nur durch Eingriffe in die Eigentumsverhältnisse der Produktionsmittel beheben ließe, findet die SPD hundertausende Betriebe vor, deren kompromisslose Verstaatlichung weder sinnhaft noch umsetztbar scheint. Zur Ausarbeitung sinnvoller Vergesellschaftskonzepte wird zunächst eine Sozialisierungskommission eingerichtet.30 Ihr Ergebnis ist sinnbildlich für die revisionistischen Positionen: Für Verstaatlichungen kämen demnach nur monopolisierte Grund- und Schlüsselindustrien in Frage. Kommunale Betriebe böten sich insbesondere bei der Daseinsvorsorge an. Für alle übrigen Betriebe verfolge die SPD die Verwirklichung einer Wirtschaftsdemokratie, welche sich durch drittelparitätisches Zusammenwirken von Staat, Gewerkschaft und Eigentümern auszeichne.31
Marx prognostiziert seinerzeit, die zunehmenden Wirtschaftskonzentration werde eine ebenso stetige Verengung der Gesellschaftsstruktur auf zwei Klassen32 nach sich ziehen. Die Revisionisten indes sehen das Gegenteil verwirklicht: Die Gesellschaftsstruktur werde zunehmend komplexer, die Polarisierung durch die Existenz der an den Erhalt der kleinen und mittelständischen Betriebe geknüpften Mittelschicht konterkariert und durch das Hinzutreten der „neuen“ Mittelschicht er- gänzt.33 Auch die Ausbildungsgänge, Berufspositionen und Einkommen der Arbeiterklasse differenzierten sich weiter aus. Gleichzeitig vergrößere die wachsende Zahl an Aktiengesellschaften die Menge an Teilhabern an den Produktionsmitteln. Nicht nur das ökonomische Kapital, sondern - soziologisch gesprochen34 - auch die kulturellen (Wissen, Bildung, Bildungstitel) und sozialen Kapitalarten (formelle und informelle Beziehungsnetze) seien immer unterschiedlicher ausgestaltet und begründeten eine zunehmende Individualisierung des Einzelnen in der Gesellschaft.35
Eine dritte Abweichung von Marx Vorhersagen erkennen die Revisionisten in der vermeintlichen Instabilität des Kapitalismus. Zwar sei dem Kapitalismus eine gewisse Krisentendenz inhärent, diese führe jedoch nicht zu den von Marx prognostizierten ständigen Verschärfungen.36 Im Gegenteil ließe sich mit dem historischen Verlauf des Kapitalismus die Tendenz zur Milderung der Krisen und ihrer Auswirkungen feststellen. Begründet werde dies u.a. durch das verbesserten wirtschaftlichen Instrumentarium des Staates sowie die Verbreitung des Informations- und Kreditwesens. Letztlich müssten sich Marxisten folglich von der Vorstellung verabschieden, das Ende des Kapitalismus sei historisch determiniert.
Auch ließe sich nicht von einer generellen Verelendung der Arbeitenden sprechen, welche zwangläufig in einen revolutionären Umsturz münde. Ihr Erwerbseinkommen und damit auch ihre allgemeine Lebenslage habe sich beständig verbessert.37 Auch deshalb ließe sich keine wesentliche Verschärfung der Klassenkämpfe beobachten. Durch die Verbesserung des Arbeitsrechts im Sinne der Arbeitenden, der fortlaufenden Demokratisierung des Staates, aber in Teilen auch der Wirtschaft durch die Arbeit der Gewerkschaften, habe sich der Arbeitskampf institutionalisiert. Die Demokratie habe sich als geeignet erwiesen, schrittweise Verbesserungen des kapitalistischen Systems sowie der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung zu erreichen.38
Auf diesen zentralen Erkenntnissen und Abweichungen zu Marx, also der zunehmenden Komplexität von Gesellschaft und Wirtschaft sowie der Stabilität des Kapitalismus knüpft Bernstein an bestimmte Elemente des Marxismus an und entwirft ein neues Verständnis von Weg und Ziel des Sozialismus.39
Die hohe Zahl von selbstständigen Produktionseinheiten in Kombination mit der zunehmenden gesellschaftlichen Differenzierung mache die Überführung der Produktionsmittel in Gemeineigentum unmöglich, jedenfalls dann, wenn gleichzeitig der Freiheitsanspruch der Wertätigen und die bestmögliche Entwicklung der Produktivitätskräfte gewährleistet sein soll.40 Die prinzipielle Vollsozialisierung der Produktionsmittel und ihre Steuerung durch eine zentrale Instanz sei nicht im Sinne des Sozialismus, dessen Ziel in der Verwirklichung gleichberechtigter Selbstbestimmung für jeden, sowie in der gesamtgesellschaftlich verantwortlichen Lenkung der Wirtschaftsentwicklung liege. Weiterhin verspreche man sich von der Sozialisierung eine Steigerung der Produktivkräfte als Grundlage für die materiellen Vorraussetzungen der Bedürfnisbefriedigung und der Selbstbestimmung aller Menschen.
Die Begriffe Sozialisierung und Vergesellschaftung werden dabei häufig synonym verwendet und umgangssprachlich häufig mit Verstaatlichung gleichgesetzt. Letzteres sei allerdings unzutreffend. Sozialisierung und Vergesellschaftung meinten beide „die Sicherung des Vorrangs der ge- sellschaftlichen Interessen vor Einzelinteressen und die Teilhabe aller an den betreffenden Ent- scheidungen.“41 Aus revisionistischer Position ist die jeweilige Organisationsform, durch welche die Betroffenen diese Teilhaberechte ausüben, sowohl unter Berücksichtigung von ökonomischen als auch von Gemeininteressen, sowie dem jeweiligen Entwicklungsstand zu bestimmen. Dabei sei die Übernahme der Entscheidungsmacht durch eine zentrale Instanz wie den Staat oder die Betriebsbelegschaft ebenso möglich, wie durch eine Mehrzahl an gesellschaftlichen Instanzen: „In einem guten Fabrikgesetz kann mehr Sozialismus stecken als in der Verstaatlichung einer ganzen Gruppe von Fabriken.“42 Der Revisionismus wendet sich damit auch gegen die als widersinnig kritisierte Auffassung, das bloße Austauschen von privaten Unternehmern durch Parteifunktionäre sei ein revolutionärer Akt im Sinne der Arbeiterklasse.
So vielfältig wie die möglichen Vergesellschaftungsformen könne auch die gesamtgesellschaftliche Wirtschaftskoordination sein. Es sei anzunehmen, dass es nicht wenige Bereiche gebe, in denen der Markt mit seinem Vorteil in Sachen Produktivität und Güterversorgung ebenso im Sinne des Gemeininteresses wirke wie seine Ergänzung oder Ersetzung durch gesamtwirtschaftliche Planung in anderen Bereichen.
Wenn der Sozialismus und seine Instrumentarien wie die Sozialisierung nicht zum Selbstzweck verkommen solle, müsse man zu der Schlussfolgerung gelangen, dass eine schlagartige und umfassende Umgestaltung einer komplexen Gesellschaft nicht zweckentsprechend sei. Die Umverteilung der Besitzprivilegien von den Inhabenden auf die Arbeitenden müsse mit konkreten und erfahrbaren Zugewinnen an Selbstbestimmungsrechten verbunden sein. Diese müssten schrittweise erfolgen und den Arbeitenden Gelegenheit geben, ihre hinzugewonnenen Rechte zu internalisieren und kompetent wahrzunehmen. Anderseits erhalte der Staat Gelegenheit, die nächsten konkreten Schritte zur weiteren Ausweitung der Selbstbestimmungrechte aus der Erfahrung heraus zu konzipieren und gegebenfalls aus Fehlern des vorherigen Schrittes zu lernen.43
Wenn die sozialistische Ordnung als Ersatz für die kapitalistische mit einer bedrohlichen Gefährdung der wirtschaftlichen Versorgung verbunden sei, verfehle der Sozialismus sein Ziel. Demnach müsse für jedes kapitalstische Wirtschaftselement ein tragfähiges und konstruktives sozialistisches Element als Ablöse bereit stehen, bevor es aufgelöst werden könne.44
Der Revisionismus begreift Sozialismus nichts als institutionell definiertes Gesellschaftsmodell, sondern als Prinzip der Gesellschaftsgestaltung. Deshalb mache es keinen Sinn, die sozialistische Aufgabe als vollständige Ersetzung der kapitalistischen Gesellschaft durch ein diametrales Gegenmodell zu verstehen.45 Es sei naiv anzunehmen, der Sozialismus ließe sich, unabhängig von den jeweils konkreten Verhältnissen in einer modernen Gesellschaft, gemäß eines einheitlichen Modells erreichen.46 Die konkreten Schritte und verwirklichten Institutionen müssten durch die betroffenen Menschen entschieden und aufgrundlage der Erfahrung stets aufs neue überprüft werden.
Als praktische Verwirklichung gleicher Teilhabe am politischen Leben sei die Demokratie nicht ein möglicher Weg zum, sondern die essenzielle Basis des Sozialismus.47 Die Demokratie gewährleiste durch Zustimmung oder Ablehnung die Legitimation der konkreten Maßnahmen zur Herbeiführung gleicher Entscheidungsbeteiligung in allen Lebensbereichen durch die Betroffenen, sowie ihre ständige Kontrolle. Der demokratische Rahmen erlaube jedes mal soviel sozialistische Umgestaltung, wie nach Bewusstseins- und Erfahrungsstand der Mehrheit möglich sei. Durch die Demokratie gehe die sozialistische Entwicklung von der Gesellschaft aus und verhindere, dass Maßnahmen gegen den Willen der Mehrheit aufoktroyiert würden.48 Der Revisionismus plädiere stets für einen Sozialismus “von unten“; sein Inhalt und seine Wege müssten aus den konkreten Ar- beits- und Lebensbedingungen sowie den Erfahrungen der schrittweise erfolgenden Sozialisierung beruhen. Ein von oben verordneter Staatssozialismus sei abzulehnen.49 Der Revisionismus verwirft weiterhin die Betonung einer vermeintlichen wissenschaftlichen Grundlage und Gesetzmäßigkeit in Bezug auf den Sozialismus.50 Statt auf Gesetzmäßigkeiten und Notwendigkeiten sollte der Sozialismus aus den Interessen und dem Gerechtigkeitsverlangen der Betroffenen erwachsen.
Fasst man die zentralen Positionen des Revisionismus zusammen, ergibt sich folgendes Bild:
- Demokratischer Sozialismus statt Diktatur des Proletariats.
- Reform statt Revolution.
- Sozialismus von unten statt Staatssozialismus von oben.
- Kapitalismuskritik statt Antikapitalismus.
- Emperie statt Dogmatismus.
Wenngleich es sich bei dieser Zusammenstellung um eine Vereinfachung handelt, so wird doch deutlich, dass der Revisionismus mit internalisierten Ideologieelementen des Marxismus bricht, während er andere stärker betont. In seinen Anfangsjahren wird der Revisionismus von der deutschen Sozialdemokratie noch mehrheitlich zurückgewiesen.51 Der revolutionäre Marxismus wird von führenden Persönlichkeiten der SPD, darunter August Bebel und Rosa Luxemburg, als weitaus mobilisierender für seine Anhänger bewertet. Die Sorge um einen Motivationsverlust der Arbeiterbewegung führt in Kombination mit der Isolation der SPD im Kaiserreich zu einem Festhalten an der Oppositi- onsideologie.52 Allerdings lähmt das Fehlen an Handlungskonzepten die SPD als Regierungskraft.
In den folgenden Jahren orientieren sich die SPD sowie sozialistischen Gewerkschaftsbewegungen mehr und mehr an revisionistischen Positionen. Letztlich mündet dies im Godesberger Programm von 1959, dessen theoretische Grundlage der Revisionismus ist.
2.2 Leninismus
Lenin setzt sich bereits früh mit den Thesen von Marx und Engels auseinander, welche er theoretisch zu interpretieren versucht.53 Er wirkt bis zu seinem Tod als marxistischer Theoretiker. Der Begriff „Leninismus“ geht in seinem Ursprung auf Josef Stalin zurück, welcher im Zuge des Streits um das politische Erbe gegen Leo Trotzki post mortem einen Personenkult um Lenin aufbaut und seine eigene Politik als Fortsetzung seiner Lehren proklamiert.54 Nach Stalin sei der Leninismus nicht bloß „die Anwendung des Marxismus auf die eigenartigen Verhältnisse in Russland [...]“, sondern vielmehr „der Marxismus der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution. Genauer: Der Leninismus ist die Theorie und Taktik der proletarischen Revolution im Allgemeinen, die Theorie und Taktik der Diktatur des Proletariats im Besonderen.“55 Der Marxismus-Leninismus wird zur offiziellen Staatsdoktrin der Sowjetunion ausgerufen. Im Zuge der Kom- munistischen 3. Internationalen wird er ebenfalls zur verpflichtenden Staatsdoktrin aller anderen Mitgliedsstaaten und auch von der SED als wissenschaftlich fundierte Weltanschauung verstanden: „Der Marxismus-Leninismus bewährt sich als die einzige Lehre, mit deren Hilfe die Arbeiterklasse ihre historische Mission erfüllen kann.“56
Lenin versteht seine Interpretation und Weiterentwicklung des Marxismus auf drei Quellen zurückgehend:57
- Die philosophische Grundlage des dialektischen und historischen Materialismus.58
- Die Beziehungen der Menschen in Produktion und Gesellschaft.59
- Die „Wissenschaft vom Klassenkampf des Proletariats und der Errichtung der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft.“60
Als Antagonist des Idealismus geht der Materialismus davon aus, die das Individuum umgebende, “objektive Realität“ bestimme sein Denken und Handeln. Als besonders zentral wird dabei die individuelle und kollektive ökonomische Situation, also der Stand der Produktivkräfte, der Eigentumsverhältnisse, und der Produktionsverhältnisse bewertet.61 Aufbauend auf dem historischen und dialektischen Materialismus gehen Leninisten von einer stringenten gesellschaftlichen Fortentwicklung gemäß der Formationstheorie aus: Von der Urgesellschaft, über die Sklavenhaltergesellschaft, die Feudalgesellschaft und den Kapitalismus, welcher zwangläufig an seinen inneren Widersprüchen scheitern werde, gehe die Gesellschaft zum Sozialismus und letztlich in die klassenlose kommunistische Gesellschaft über.62 Diese Entwicklung könne von Rückschlägen und unterschiedlichen Fortschrittsgeschwindigkeiten unter den Gesellschaften gekennzeichnet sein, die grundsätzliche Entwicklungsrichtung sei jedoch determiniert. Jede dieser erreichten Stufen zeichne sich durch eine eigene Qualität aus und komme durch soziale Revolutionen zustande. Die letzte Entwicklungsstufe, der Kommunismus, werde durch die Verwirklichung der klassenlosen Gesellschaft durch die Diktatur des Proletariats erreicht.63 Diese Diktatur strebe die schrittweise, aber mittel- bis langfristig vollständige Verstaatlichung aller Produktionsmittel, sowie die zentrale Lenkung der Volkswirtschaft durch den Staat an. Sofern dies geschehen und alle Klassenunterschiede beseitigt seien, habe der Staat seine Aufgabe erfüllt und könne absterben.64
Weltanschaulich proklamiert der Leninismus die alleinige und wahrhaftige Interpretation der „objektiven Gesetze der Welt- und Menschheitsgeschichte in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung.“65 Seine historische Mission liege darin, die Arbeiterklasse in einer Partei zu vereinen, den Weg zum Sozialismus und Kommunismus revolutionär zu ebnen und die sozialistische Gesellschaft zu gestalten. Aus seiner angenommenen Wissenschaftlichkeit leitet er die Überlegenheit der eigenen gegenüber allen übrigen Weltanschauungen ab.66
Als Handlungslehre fossiere der Leninismus den praktischen Auftrag der unterdrückten Klasse. Die stringente Geschichtsentwicklung allein reiche nicht aus, vielmehr bedürfe es des „richtigen Bewusstseins“ des Individuums, wobei jedem Individuum eine ganz bestimmte Rolle zukäme, die es sorgsam zu erfüllen gelte. Dieser Gedanke setzt sich mit der durch Lenin erdachten Parteistruktur in die Praxis um. Er ist der Überzeugung, der Aufbau des Sozialismus könne einzig durch eine hochdisziplinierte Partei unter zentraler Führung erfolgen. Diese „Partei neuen Typus“67 habe sich der ideologischen Reinheit und dem bedingungslosen Gehorsam gegenüber seinem Führungskader zu verschreiben. Die erwünschte Einmündigkeit drückt sich im kurz nach der russischen Revolution von Lenin durchgesetzten Fraktionsverbot, sowie einem administrativ-zentralistischen Staatssystems (offiziell als Demokratischer Zentralismus bezeichnet) aus. Letzterer beschreibt eine strikte hierarchische Organisationsstruktur von Partei und Staat. Der administrative Zentralismus war „nicht nur für alle Organisationen im politischen System der DDR verbindlich, sondern konstituiert als gesamtgesellschaftliches Prinzip eine Hierarchie der Elemente des politischen Systems, an dessen Spitze die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)“68 steht. Die Partei ergänze die von Marx und Engels prognostizierte Zwangsläufigkeit der Menschheitsentwicklung durch das aktionistische Moment.69
Nach dem Vorbild der KPdSU zeichnet sich auch die SED als „Partei neuen Typus“ durch Grundprinzipien aus, welche im Parteistatut70 festgeschrieben sind. So stellt das Territorial- und Produktionsprinzip das allgemeingesellschaftliche Organisationsprinzip dar. Ausgehend von der zentralen Ebene gliedert sich das System der DDR in Bezirke, Kreise, Städte und Gemeinden. Die Parteimitglieder werden ihrerseits unmittelbar an den Arbeitsplätzen erfasst und sind Betriebsparteiorganisationen organisiert.71 Laut Statut umfasst das „Prinzip der innerparteilichen Demokratie“ zwar das Angebot einer „freien und sachlichen Erörterung der Fragen der Parteipolitik“72 und das Prinzip von „Kritik und Selbstkritik“,73 es dominieren aber restriktive Elemente wie Parteidisziplin, Unterordnung der Minderheiten unter die Mehrheit und das Fraktionsverbot. In der Praxis dient die konkrete Ausgestaltung dieser “innerparteilichen Demokratie“ der dauerhaften Sicherung des Definitionsmonopols der reinen ideologischen Lehre durch die Parteiführung.74 Ebenfalls in Händen der obersten Parteiführungskader liegt die Anpassung von Strategie und Taktik75 an die jeweiligen Bedingungen.
Die Wahl der leitenden Parteiorgane geht von unten nach oben aus, wobei die oberen Einheiten gegenüber den untergeordneten weisungsbefugt sind. Dabei sind die Beschlüsse von oben für die unteren verbindlich. Die Leitung ist gegenüber der Wahlgremien rechenschaftspflichtig. Tatsächlich beschließt der Parteitag als formell höchstes Organ ebenso wie das ZK jedoch nur ein zuvor beschlossenes Personaltableau.76 Die formalrechtliche Ausgestaltung unterscheidet sich stark von der Praxis. In der Realität überwiegen auch hier restriktive Vorgaben gegenüber den demokratischen. De facto steht der mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Generalsekretär des ZK an der Spitze von Partei- und Staatsapparat.77
Segmentierung wird von seiten des Marxismus-Leninismus konsequent abgelehnt. Die Bezugnahme nur auf einzelne Ideologie-Elemente unter Negierung anderer wird mit dem Vorwurf des Revisionismus belegt.78 Der Leninismus folgt damit dem Prinzip einer monolithischen Lehre, welche in ihrer Summe nicht in Frage zu stellen ist.
Streng an diese beschriebenen Doktrinen und Organisationsstrukturen gebunden, sind alle Kommunistischen Parteien der Warschauer Vertragsstaaten, auch die SED, nach dem gleichen Muster aufgebaut. Während noch kurz nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD auch vermehrt sozialdemokratische Elemente als Kompromisse in die programmatischen Inhalte einfließen, werden diese im weiteren Verlauf immer weiter marginalisiert.79
3. Der Sozialismusbegriff der SPD
Die Positionierung der SPD gegenüber den Begriffen „Demokratischer Sozialismus“ und „Soziale Demokratie“ steht in direkter Abhängigkeit zu den revolutionären Umwälzungen in der DDR um 1989. Die Umbenennung der SED und ihre Vereinnahmung des Demokratischen Sozialismus zwingt die SPD, sich auch im Bezug auf diese politische Zielvorstellung von der ehemaligen Staatspartei abzugrenzen.80 Die Grundlagen für eine ideologische Abgrenzung werden mit der Revisionismusdebatte jedoch schon weit früher gelegt und mit dem Godesberger Programm von 1959 auch programmatisch niedergeschrieben.81 Für die Untersuchung des Sozialismusbegriffs der deutschen Sozialdemokratie ist es daher unerlässlich, nicht erst beim Berliner Programm von 1989 anzusetzen.
3.1 Der Sozialismusbegriff der SPD in der programmatischen Entwicklung
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Sozialdemokratie zusammen mit Liberalen und Christdemokraten an der Ausarbeitung des Grundgesetzes beteiligt. Die Bundesrepublik wird als Sozialstaat konzipiert und enthält verschiedene politische und soziale Sicherungen, auch in Bezug auf die Erfahrungen faschistischer Machtergreifung.82 Auf die an der Verfassung Beteiligten gehen verschiedene Möglichkeiten zur praktischen Ausgestaltung des Sozialstaates zurück, darunter auch jene eines Demokratischen Sozialismus: Die Artikel 14 (Enteignung) und 15 (Sozialisierung) des Grundgesetzes gehen maßgeblich auf die SPD zurück.83 Allerdings fordert selbst die CDU in ihrem Ahlener Programm 1947, das „kapitalistische Gewinn- und Machtstreben“ durch eine „gemeinwirtschaftliche Ordnung“ zu ersetzen.84 Die Sozialisierung von Schlüsselindustrien ist zu jener Zeit ein gesamt- gesellschaftlicher Diskurs, der insbesondere, aber nicht ausschließlich in der SPD geführt wird.85
Konsequenz des Godesberger Programms von 1959 sei gewesen, die Möglichkeiten zur Enteignung und Sozialisierung zum äußersten Mittel herabzustufen, „wenn die milderen Mittel der gesellschaftlichen Kontrolle wirtschaftlicher Macht versagen, etwa Mitbestimmung, Tarifautonomie, Arbeitsrecht, Regulation, Wettbewerbs- und Konjunkturpolitik”.86 Letztlich schließt Godesberg die Kluft zwischen den bis dato verhältnismäßig radikalen Vorgängerprogrammen und der reformistischen politischen Praxis.
Wissend um die Notwendigkeit, sich von den ebenfalls als sozialistisch bezeichneten Akteuren im sowjetischen Machtbereich abzugrenzen zu müssen, wird die angestrebte Gesellschaftsveränderung fortan nicht mehr als großer und einmaliger Entwurf, sondern als dauernde Aufgabe angesehen.87 Das Godesberger Programm ist also einerseits durch die Abkehr von grundsätzlichen marxistischen Bezügen und einer stärkeren Zentrumsorientiertheit, bei gleichzeitigem Festhalten an den Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gekennzeichnet.88 Statt auf einen marxistischen Dogmatismus beruft sich das Programm auf „die christliche Ethik, die klassische Philosophie und den Humanismus.“89 Auch proklamiert das Programm nicht länger die sozialistische Gesellschaftsordnung als Endziel jeder historischen Entwicklung.90 Es impliziert eine Versöhnung mit der marktwirtschaftlichen Ordnung, gemäß derer dem Staat die Aufgabe zukomme, ihr Funktionieren durch regulatorische und planerische Eingriffe zu gewährleisten.91 Durch Reformen ließe sich das marktliberale kapitalistische System besser und gerechter gestalten. Somit lässt sich festhalten, dass sich der Sozialismusbegriff der SPD ab Godesberg weniger auf eine gänzlich andere Gesellschaftsordnung als auf das untergeordnete Organisationsprinzip in einer kapitalistischen Ordnung bezieht.
Sozialismus und Demokratie versteht das Godesberger Programm als untrennbare Einheit; die SPD bekenne sich zu einem freiheitlichen, demokratischen Sozialismus.92 Damit übernimmt sie eine Position, die Kurt Schumacher bereits 1946 formuliert hat.93 Zum ständigen Ziel erklärt die SPD „Freiheit und Gerechtigkeit zu erkämpfen, sie zu bewahren und sich in ihnen zu bewähren.“94
Das Godesberger Programm ist auch eine pragmatische und reformistische Annäherung an zentrale Gesellschaftsfragen. Während Planwirtschaft abgelehnt wird, will man dort, wo der Markt versagt, durch staatliche Eingriffe korrigieren.95 Die keynsianische Politik des SPD-Wirtschafts- und Finanzministers Schiller verwirklicht zu dieser Zeit bereits aus dem Programm abgeleitete Maßnahmen zur Bekämpfung von Wachstumskrisen. Schillers Kredo lautet: „So viel Markt wie möglich, so viel Staat wie nötig.“96 Im Programm heißt es abgewandelt: „Wettbewerb soweit wie möglich, Planung soweit wie nötig!“97 Am 1967 beschlossenen und stark nachfrageorientierten „Stabilitäts- und Wachstumsgesetz“ ist Schiller federführend beteiligt.98 Die Stagnation des Wirtschaftswachstums setzt sich 1968 nicht fort; ein direkter Zusammenhang mit dem Gesetz lässt sich aber nicht nachweisen.99
Auch personell bewegt sich die SPD unter der Fraktionsführung Herbert Wehners im Bundestag auf den Unions-Kurs der Westintegration zu.100 Zuvor steht Schumacher Adenauers Politik skeptisch gegenüber.101 Der Bruch mit der Vergangenheit scheint durch den ehemaligen Kommunisten Wehner kaum besser verkörpert werden zu können. Der Wandel der SPD wird im Godesberger Programm ausdrücklich bedacht: „Die Sozialdemokratische Partei ist aus einer Partei der Arbeiterklasse zu einer Partei des Volkes geworden.“102 Mit dem Godesberger Programm von 1959 werden jene revisionistischen Bekenntnisse abgelegt, die bereits zu diesem Zeitpunkt und bis heute das politische Handeln der SPD prägen, und gleichzeitig eine programmatische Abgrenzung gegenüber den Sozialisten im sowjetischen Einflussbereich vorgenommen.
Gleichwohl steht das Programm für viele Menschen der politischen Linken auch für eine Absage an die sozialistischen Wurzeln. Einige traditionell argumentierende Marxist*innen in der SPD103 und viele Jungsozialist*innen104 stehen dem Programm von 1959 kritisch gegenüber. Dabei geht es um die Frage, ob das kapitalistische System tatsächlich durch Reformen überwunden werden kann, oder ob diese nicht vielmehr die Stabilisierung des Kapitalismus zur Folge haben.105 Letztlich geht es auch bei dieser Debatte um die Frage, ob Sozialismus als Gesellschaftsordnung oder untergeordnetes Organisationsprinzip verstanden wird. Ebenfalls beklagt werden das Fehlen einer eindeutigen Fixierung auf die Interessen der Arbeiterklasse und traditionelle Sozialisierungsforderungen: „Die differenzierte Wirtschaftspolitik, das Reformbekenntnis und die Öffnung zur Volkspartei erregten ihr gezieltes Mißfallen.“106
Weiterführende Präzisierungen des Demokratischen Sozialismus in Bezug auf die Grundwerte, die Wirtschaftspolitik und das Staatsverständnis liefert der Orientierungsrahmen '85, der 1975 zur offiziellen Leitlinie sozialdemokratischer Politik erhoben wird107 und Stellung zu jenen Fragen nimmt, die erst nach der Verabschiedung des Godesberger Programms aktuell werden.108
Tatsächlich gibt der Erfolg der Partei dem Programm zunächst recht. Der Regierungswechsel von 1969 geht auch darauf zurück, dass der SPD gegenüber Union und FDP die größere Wirtschaftskompetenz zugesprochen wird.109 Dem Vorraus geht eine breite Öffnung der Partei zu verschiedensten zivilgesellschaftlichen Gruppen. So kann beispielsweise eine Entspannung des seit den Anfängen der sozialistischen Bewegung gestörten Verhältnisses zu den Kirchen erreicht werden, deren Mitglieder bis dato hauptsächlich an die Unionsparteien gebunden sind.110
Synthetisiert man die programmatische Substanz der SPD bis einschließlich zum Godesberger Programm und in Bezug auf ihr Sozialismusverständnis, so scheint der Kern in der gesellschaftlichen Kontrolle ökonomischer Macht durch die angestrebte Wirtschaftsdemokratie zu liegen. Verstaatlichung sei nunmehr das letzte Mittel der Wahl, womit sich diese Auslegung klar am dafür vorgesehenen Rahmen des Grundgesetzes orientiert.111 Die früheren, stellenweise sozialrevolutionären Positionen ersetzt die SPD durch eine reformsozialistische Politik der kleinen Schritte.
Im Programm finden sich andererseits aber auch Passagen, die gerade aus Sicht der heutigen liberalen und hochgradig individualisierten Gesellschaft auffallen: So strebe die SPD von Godesberg nach einer Gesellschaft, in der nicht nur die freie Entfaltung des Individuums gesichert ist, sondern das Individuum auch „als dienendes Glied der Gemeinschaft verantwortlich am politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Menschheit mitwirken kann.“112 Damit betont die SPD mindestens eine bedingte Verankerung ihrer Programmatik im Kollektivismus.
Das Jahr 1989 markiert eine Zeitenwende nicht nur für Deutschland im Allgemeinen, sondern auch für die Sozialdemokratie im Speziellen. Spätestens seit dem Mauerbau 1961 prägen die Staatsparteien der Warschauer Vertragsstaaten jede grundsätzliche Assoziation den Sozialismusbegriff betreffend. Mit dem Mauerfall 1989 und dem endgültigen Ende der Sowjetunion 1991 gilt das sozialistische Gesellschaftssystem in Gänze als gescheitert. Auch deshalb plädiert Meyer für eine Neubenennung der sozialdemokratischen Zielvorstellung als Entsagung vom Sozialismusbegriff allgemein. Sozialdemokraten, welche einen demokratischen Sozialismus anstrebten, seien nunmehr regelmäßig zur Klarstellung genötigt, beispielweise nicht die gesamte Volkswirtschaft verstaatlichen zu wollen: „Weil sich dieses Diffamierungsspiel, besonders in Deutschland, durch keine Klarstellung beenden lassen wollte, sondern nach 1989 mit der Beschlagnahme des Begriffs als Parteinamen durch die Postkommunisten eine neue Steigerung erwarten ließ, gingen Willy Brandt und die meisten zentraleuropäischen Sozialdemokraten dazu über, den schon von Karl Marx “geweihten“ Begriff der Sozialen Demokratie113 in der öffentlichen Debatte an seine Stelle zu setzen.“114 Dieser Vorschlag traf aber bislang nicht auf die nötige Zustimmung einer Mehrheit der SPD. Folglich stehen die Begriffe „Demokratischer Sozialismus“, „Soziale Demokratie“ und „Sozialdemokratie“ in den Programmen und Debatten nebeneinander, wobei ihnen der selbe semantischen Inhalt zugeschrieben wird.115
Seit der Zwangsvereinigung von KPD und SPD 1946 gibt es auf dem Boden der heutigen neuen Bundesländer de facto keine sozialdemokratische Partei, obwohl in vielen Regionen zur Zeit der Weimarer Republik (u.a. in Thüringen116 ) eine starke sozialdemokratische Prägung besteht. Anfang Oktober 1989 wird die Sozialdemokratischen Partei der DDR (SDP) gegründet.117 In ihrer Gründungsurkunde bekennt sich die Partei uneingeschränkt zur Demokratie: „Angesichts der außen- und innenpolitischen Situation der DDR halten es die Mitglieder der SDP jetzt für erforderlich, sich mit einer Partei mit demokratischer Zielsetzung für eine konsequente Demokratisierung von Staat und Gesellschaft einzusetzen.“118 Ende September 1990 vereinigten sich beide sozialdemokratische Parteien in Ost und West zur gesamtdeutschen SPD.119
Während das Godesberger Programm drei Dekaden überdauert, besteht sein Nachfolger, das Berliner Programm, nicht einmal zwei. Lange vorbereitet,120 1989 beschlossen und anschließend vom Mauerfall überrollt, spielt es in der anschließenden Debatte um die Wiedervereinigung kaum eine Rolle.121 Dabei ist es als progressiver Aufbruch und als Anschluss an die „Themen neuer Po- litik“122 konzipiert. Es nimmt besonders das Aufkommen der Friedens- und Umweltbewegungen in den Blick. Auch die Antiatomkraft- und Frauenbewegungen wachsen zu jenem Zeitpunkt stark an. Die Gefahr für die Sozialdemokratie erkennt Willy Brandt früh und plädiert für die Öffnung der Partei gegenüber diesen Bewegungen, bevor sie sich etablieren und ihrerseits durch Parteigründungen in direkte Konkurrenz zur SPD treten können.123 Die Gründung der Grünen 1980 und eine Abwanderung einer Vielzahl an Wählenden kann sie aber nicht verhindern.
Der Fortschrittsbegriff wird im Berliner Programm vom klassischen Wachstumsbegriff entkoppelt und um immaterielle Ziele wie Demokratie, Selbstbestimmung und Frieden, aber auch um ökologische Fragen und emanzipatorische Anliegen ergänzt.124 Das Streben nach einer freiheitlichen, gerechten und solidarischen Gesellschaft sowie die Vollendung der Demokratie sei „die dauernde Aufgabe des Demokratischen Sozialismus.“125
Wirtschafts- und sozialpolitisch aber entwickelt das Berliner Programm keine neuen Konzepte. Seit Beginn der 70er Jahre verschärft sich die Kritik am Keynsianismus seitens der Monetaristen, als im Zuge der Ölpreiskrise vermehrt Arbeitslosigkeit und Inflation auftritt. Die vom Keynsianismus angenommene Korrelation von Haushaltseinkommen und Konsumausgaben seien statistisch nicht nachweisbar. Weiterhin führe der kreditfinanzierte Anschub der Konjunktur in Krisenzeiten langfristig zu einer Steigerung der Inflationsrate, was die beabsichtigte Steigerung der Kaufkraft negiere und somit keine Vorteile für die Verbraucher böte.126 Diese Debatten finden auch in der SPD statt. Ist man sich mehrheitlich schnell einig, der Keynsianismus habe ausgediehnt, so findet man doch kein tragfähiges Ersatzkonzept.127 In der folgenden Debatte um die steigende Kostenintensität des Sozialstaates und die Notwendigkeit zur Modernisierung blockieren sich Reformer und Traditionalisten.128
Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 geht mit einer grundsätzliche Veränderung jener Verhältnisse einher, auf welche sich das Berliner Programm bezieht. Auf dem außerordentlichen Leipziger Parteitag 1998 wird es deshalb stellenweise revidiert und ergänzt. Seither bezieht es sich ausdrücklich auch auf die neuen Bundesländer.129 Die „Vollendung der inneren Einheit unseres Landes“130 gehöre zu den wichtigsten Zielen der sozialdemokratischen Programmatik. Dafür müsse die soziale und ökonomische Spaltung von Ost und West beseitigt werden. Die Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen Demokratisierung der ehemaligen DDR wird im Programm besonders betont.131
Zur Regierungszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder lässt sich eine Entkopplung von programmatischer Debatte und Regierungshandeln beobachten. Ende der 1990er Jahre befinden sich viele sozialdemokratischen Parteien Europas in der Krise; die Regierungsämter sind maßgeblich konservativ dominiert.132 Andersen und Woyke konstatieren, es gäbe zu dieser Zeit kein genuin sozialdemokratisches Projekt; keine Vision mehr.133 Das „Schröder-Blair-Papier“ ist der Versuch, die SPD für die Dritte-Weg-Debatte nach Anthony Giddons zu öffnen und ein eigenständiges Wirtschaftskonzept, abseits des Marktliberalismus nach Margret Thatcher und der staatszentrierten Konzeption der Vergangenheit zu entwickeln: „Wettbewerb auf den Produktmärkten und offener Handel sind von wesentlicher Bedeutung für die Stimulierung von Produktivität und Wachstum. Aus diesem Grund sind Rahmenbedingungen, unter denen ein einwandfreies Spiel der Marktkräfte möglich ist, entscheidend für wirtschaftlichen Erfolg und eine Vorbedingung für eine erfolgreichere Beschäftigungspolitik.“134 Das Papier enthält Vorschläge zur sozial- und arbeitsmarktpolitischen Modernisierung, welche im Zuge der Agenda 2010 aufgegriffen werden.135 Es löst kontroverse Diskussionen in der SPD aus, weswegen es letztlich nicht zur Grundlage einer neuen Programmdebatte wird. Dennoch wird die Agenda in der Regierungserklärung Schröders 2003 offiziell angekündigt.136
Das unter Leitung von Peter Hartz entwickelte Konzept hat das Ziel, die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik sowie die Kosten des Sozialstaates drastisch zu senken und stellt die größte Arbeitsmarktreform seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Die entsprechende Bundesgesetzgebung ist untergegliedert. Besonders das vierte Gesetz (Hartz IV, Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt) markiert existenzielle Einschnitte für Arbeitslose. Arbeitslosengeld und Sozialhilfe werden zusammengelegt, die Arbeitslosenhilfe ersatzlos gestrichen. Der Anspruch auf Arbeitslosengeld I verkürzt sich auf nunmehr ein Jahr. Danach erhalten Betroffene das deutlich geringere Arbeitslosengeld II.137 Die Folge ist ein massiver Einkommensverlust der Sozialleistungsempfänger*innen. 2010 wird die Berechnung der Regelsätze teilweise für verfassungswidrig erklärt.138 Mit der Agenda einher geht eine deutliche Mehrbetonung von Eigeninitiative und Leistungsdenken. Die zwischen 2000 und 2005 umgesetzte Steuerreform zeichnet sich durch eine deutliche Entlastung hoher Einkommen und Vermögen aus.139 Die fehlenden Staatseinnahmen können jedoch nicht lange getra- gen werden. Statt Teile der Steuerreform zu revidieren, kompensiert die nachfolgende Bundesregierung aus Union und SPD das entstandene Haushaltsloch durch eine Anhebung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte.140 In der Konsequenz stellt dies eine deutliche Mehrbelastung kleiner und mittlerer Einkommen zugunsten von Besserverdienenden dar.
Die konkrete Kommunikation dieses Paradigmenwechsels ist ebenso Ziel der Kritik wie die Inhalte der Agenda selbst. Der Bildzeitung teilt der Bundeskanzler im Vorfeld der Reformen mit, es gäbe „kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft.“141 Franz Müntefering verteidigt die Reformen mit einem inhaltlich falsch paraphrasierten Bibelzitat: „Wer arbeitet, soll etwas zu essen haben, wer nicht arbeitet, braucht nichts zu essen.142 (Im Original: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“, 2 Thess 3,10). Dabei sprechen Schröder und Müntefering von über fünf Millionen Arbeitslosen, überproportional betroffen sind Menschen in Ostdeutschland, der Kernzielgruppe der PDS.143
Widerspruch kommt von einigen Sozialdemokrat*innen des linken Flügels und Gewerkschaften. Der Arbeitsmarktpolitiker Ottmar Schreiner fasst die Kritik an der Agenda zusammen, wenn er sagt, Hartz IV habe beschäftigungspolititisch komplett versagt. Die eingeführten aber gescheiterten Instrumente, darunter die Ich-AG und die Personal-Service-Agenturen würden diskret revidiert. Was bliebe sei ein großer Niedriglohnsektor welcher sein Ziel verfehle, Arbeitslose langfristig in den ersten regulären Arbeitsmarkt zu integrieren. Er fordert eine komplette Neuordnung der Beschäftigungspolitik.144
Tatsächlich ließe sich auch im Hinblick auf die Untersuchung dieser Arbeit fragen, welches konkrete Sozialismusverständnis mit der Agenda 2010 verwirklicht wird. Die nachhaltigsten Effekte der Reform sind die Senkung der Arbeitslosenquote (bei gleichzeitiger Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse), die Verringerung staatlicher Sozialausgaben, sowie eine mindestens tendenzielle Verlagerung der Steuerlast von hohen auf niedrige und mittlere Einkommen. Angesichts hoher Arbeitslosenzahlen und Sozialausgaben muss ein genereller Handlungszwang der Bundesregierung anerkannt werden. Die inhaltliche Qualität der Agenda sowie die zugehörige politische Kommunikation deuten zu dieser Zeit aber nicht wenige als Abkehr von tradierter sozialde- mokratischer Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.145
Eine Ähnliche Deutung scheinen auch einige SPD-Mitglieder*innen vorzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hat der innerparteiliche Konflikt seinen Zenit längst überschritten. Die Zahl der Menschen mit SPD-Parteibuch sinkt von 717.513 im Jahr 2000 auf 590.485 im Jahr 2005.146 Viele linke Sozialdemokraten und Gewerkschaftler147 krtisieren die Agenda als unsozial und neoliberal, verlassen die SPD und gründen die WASG.148 Zuweilen wird dies als eine historische Form der Abspaltung von der Sozialdemokratie kommentiert und mit der Gründung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) 1916/17 verglichen.149 Lafointaine, der den Reformkurs Schröders bereits seit Veröffentlichung des Schröder-Blair-Papiers kritisiert, wechselt 2005 von der SPD zur WASG. Er ist maßgeblich am Fusionsprozess der Wahlalternative mit der PDS beteiligt.150 Die Vereinigung vollzieht sich, nach einer Übergangszeit aus gemeinsamen Wahllisten unter dem Namen Linkspartei.PDS, 2007 endgültig und bringt die Partei DIE LINKE hervor.151 Die Existenz dieser heute als etabliert geltenden und in Konkurrenz zur Sozialdemokratie stehenden Partei wurde durch die konkrete Ausgestaltung der Agenda mindestens stark begünstigt.
Das 2007 beschlossene und bis heute gültige Hamburger Programm ist der Versuch, die Fehler des Vorgängerprogramms insbesondere in der Wirtschafts- und Sozialpolitik zu korrigieren und die programmatischen Lücken der letzten Jahre zu schließen.152 Die Formel des „vorsorgenden Sozialstaates“153 wird hier offiziell festgeschrieben und löst das bis dahin verfolgte Konzept eines hauptsächlich nachträglich tätig werdenden Sozialstaates ab. Daraus folgt auch eine Transformation des Gerechtigkeitsbegriffs, der statt auf Umverteilung auf die Herstellung gleicher Lebenschancen und eine stärkere Eigenverantwortung abzielt.154 Neben der Integration in den Arbeitsmarkt werden die Bildungs- und Familienpolitik zu Schlüsselfeldern, welche die klassische Schutzfunktion des Sozialstaates ergänzen und frühstmögliche Förderung anstreben. Bildung sei ein Menschenrecht.155
Um die als Fehler verbuchte, ausgabenintensive Sozialstaatspolitik der Vergangenheit nicht zu wiederholen, vertritt die SPD mit dem Hamburger Programm eine nachhaltige, die Staatsverschuldung langfristig senkende Finanzpolitik.156 Gleichzeitig dürfe die Haushaltskonsolidierung nicht zu Investitionsstau bei öffentlicher Infrastruktur, Bildung und Forschung führen. Zur Verwirklichung beider Ziele bekennt sich die SPD zur progressiven Einkommenssteuer. Hohe Vermögen und Erbschaften sollten ebenfalls gerecht besteuert werden.157 Die Lohnentwicklung, welche sich mindestens an Produktivität und Inflation orientieren müsse, könne die Binnennachfrage steigern.158 Zusammen mit den Strukturreformen in der Arbeitslosen-159 und Rentenpolitik160 sollen die Angebote des Sozialstaates auch künftig gewährleistet bleiben. Die Finanz-, Steuer- und Lohnpolitik des Hamburger Programms weist somit eine stärker nachfrageorientierte Ausrichtung auf. Zuweilen wird das Hamburger Programm deshalb als „Linksruck“ kommentiert.161
In Sachen Gesundheitspolitik fossiert die SPD klassisch linke Positionen und tritt für ein Ende der „Zweiklassenmedizin“ durch die „Solidarische Bürgerversicherung“162 als Ablöse für das gesetzliche und private Kassensystem ein.163 Betont wird weiterhin die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Menschen164 ; einer Kontinuität zum Vorgängerprogramm.165
Als Reaktion auf die auch innerparteilich höchst umstrittene Agenda-Reform, werden die modernisierenden Elemente des ursprünglichen Programmentwurfs abgeschwächt. Meyer wiederholt sein Plädoyer für eine Ersetzung des Begriffs „Demokratischer Sozialismus“ durch die „Soziale Demokratie“.166 Als Zugeständnis an die Parteilinken bleibt der Begriff des Demokratischen Sozialismus aber unverändert im Programm enthalten.167
Der Fortschrittsbegriff wird im Hamburger Programm im Vergleich zum Vorgänger deutlich unklarer umrissen und zielt auf qualitatives Wachstum, Verbesserung der Lebensqualität und individuelle Freiheit.168 Auch ist von „nachhaltigen Fortschritt“169 die Rede, allerdings bleibt auch hier die genaue Semantik unklar. Es ließe sich mutmaßen, die Begriffszusammensetzung rekurriere subtil auf die Gefahren der Ausbeutung endlicher Ressourcen, ohne dabei Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung zu wecken.
Die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität werden aus dem Godesberger Programm übernommen. Sie werden als einander gleichrangig und einheitsbildend interpretiert und sind der Nachhaltigkeit und dem Primat der Politik vor der Wirtschaft übergeordnet.170
Eine wesentliche Neuerung des Hamburger Programms ist die Neuausrichtung der sozialdemokratischen Grundwerte auf die veränderten politischen Bedingungen wie die Globalisierung. Die Globalisierung wird dabei als „Strukturprinzip moderner Gesellschaften [verstanden], das Auswirkungen auf fast alle Bereiche des Lebens hat und das es zu gestalten gilt, das aber auch gestaltet werden kann.”171 Der Vorrang demokratischer Entscheidungen vor wirtschaftlichen Interessen solle international durchgesetzt und mit einer Stärkung der EU verbunden werden.172
Nach ihrer Rückkehr in die Opposition 2009 fokussiert die SPD die Frage sozialer Gerechtigkeit als Antwort auf das von ihr verlorene Vertrauen in der Wählerschaft. Neben kleineren Änderungen bezüglich des Arbeitslosengeldes II und größeren Änderungen beim Renteneintrittsalter fordert sie nun auch einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn sowie Maßnahmen gegen die ausufernde Leih- und Zeitarbeit.173 Vielleicht auch, weil die grundsätzlichen Weichen für den wachsenden Niedriglohnsektor unter Gerhard Schröder gestellt werden, die Kurskorrektur aber nicht mit einem allgemeinen und öffentlichkeitswirksamen Schuldeingeständnis verbunden wird, kann sie viele verlorene Wählende bis heute nicht zurückgewinnen. Ab 2019 fordert sie zwar ein
Bürgergeld als Ablöse für Hartz IV, die strukturellen Unterschiede beider Sozialleistungen werden aber als minimal bewertet. So kritisiert Steffan Sell, mit dem Bürgergeld werde Hartz VI allenfalls „semantisch neu etikettiert“.174
3.2 Die Grundwerte der deutschen Sozialdemokratie
Die als gleichrangig angesehenen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind bereits vor dem Godesberger Programm Nukleus der SPD-Programmatik und Grundlage ihres Sozialis- musbegriffs.175 Sie finden ihren Ursprung in der französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und sind auch zentraler Bestandteil des s.g. ethischen Sozialismus von Leonard Nelson: „Seit das Ziel der gleichen Freiheit in der Moderne zum Inbegriff der Gerechtigkeit wurde, waren und sind Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität die Grundwerte des freiheitlichen, demokratischen Sozialismus.“176 Sie dienen nicht nur als Maßstab der Bewertung gegebener Verhältnisse, sondern auch der Konkretisierung um den Zweck und die Mittel ihrer Politik.177 Eine Vereinnahmung dieser Grundwerte findet zu Beginn der 70er Jahre auch durch Christdemokraten und Liberale, später auch durch Grüne und Linke Anwendung.178 Der zentrale Unterschied zu (post-)kommunistischen Parteien liege darin, dass lediglich die Verwirklichung dieser Grundwerte in allen Lebensbereichen das Ziel der Sozialdemokratie sei, und ihre Maßnahmen beispielsweise mit der Verstaatlichung der Volkswirtschaft nicht zum Selbstzweck verkomme.179
Als oberste Devise und Kern ihres Begriffs vom Demokratischen Sozialismus sollen die Grundwerte der deutschen Sozialdemokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, deren Inhalte zunächst mit dem Orientierungsrahmen '85 und später mit dem Berliner Programm konkretisiert werden, im Folgenden genauer erläutert werden.
Die deutsche Sozialdemokratie strebt das Recht zur eigenverantwortlichen Entfaltung der individuellen Persönlichkeit an. Der für das Individuum realisierbare Freiheitsgrad hänge dabei von den jeweiligen Gesellschaftsverhältnissen ab.180 Der Freiheitsbegriff der SPD meine auch die Freiheit von entwürdigenden ökonomischen Abhängigkeiten von anderen Menschen,181 sowie die Freiheit von Not und Angst.182 Zum formalrechtlichen Aspekt der Freiheit, dem Schutz vor Übergriffen durch andere, müsse der materiell-soziale Aspekt von Freiheit hinzutreten.183 Zur Verwirklichung dieses Freiheitsbegriffs müssten die ökonomischen, sozialen und kulturellen Vorraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben eines jeden dauerhaft gesichert sein. Dazu zählten nicht zuletzt gleiche Bildungs- und Weiterbildungschancen für alle. Diese Positionierung lässt sich im weitesten Sinne als abgeschwächte Abwandlung der Überlegungen Rosa Luxemburgs interpretieren, welche ökonomische Gleichheit zur grundsätzlichsten Bedingung für höchstmöglichen Freiheit des Individuums erhebt.184 Die Grenzen der individuellen Freiheit liege dort, wo sie die übrigen Grundwerte, Gerechtigkeit und Solidarität tangieren. In der Konsequenz müsste somit auch die unternehmerische Freiheit durch die Grundwerte der Gerechtigkeit und Solidarität begrenzt sein. Dies drückt sich auch in der Forderung eines Mindestlohns aus.
Der Gerechtigkeitsbegriff der SPD ließe sich als „gleiche Freiheit für alle“185 übersetzen. Anknüpfend an den Gleichheitswert der Französischen Revolution meint dies allen voran die Gleichheit vor dem Gesetz.186 Rechtliche Ungleichheiten von Frauen und Minderheiten seien demnach zu beseitigen. Weiterhin hänge das Potential der Freiheit zur Selbstverwirklichung maßgeblich von materiell-sozialen Aspekten ab. Damit also die gleiche Freiheit zur Selbstverwirklichung für alle gesichert ist, beziehe sich Gerechtigkeit auf das Ziel der Herstellung gleicher Lebenschancen.187 Gleiche Teilhabe und Zugang zu Bildung, Arbeit, Kultur, sozialer und gesundheitlicher Sicherheit sowie zur Demokratie müsse für alle gleichermaßen gesichert sein.188 Darin lässt sich eine Form der Abwandlung der zentralen These des dialektischen Materialismus ausmachen. Bestimmt nach Marx und Engels das Sein, also die sozioökonomische Situation des Individuums sein Bewusstsein189, liegt dem Gerechtigkeitsbegriff der SPD die Position zugrunde, das Sein bestimme das individu- elle Freiheits- und Selbstentfaltungspotential. Bezüglich der Herstellung gleicher Lebenschancen bekennt sich die SPD-Grundwertekommission zur zielgerichteten Umverteilung: „Wo die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen die Gesellschaft teilt in solche, die über andere verfügen, und solche, über die verfügt wird, verstößt sie gegen die gleiche Freiheit und ist darum ungerecht. Daher erfordert Gerechtigkeit mehr Gleichheit in der Verteilung von Einkommen, Vermögen und Macht.“190 Sozialdemokratische Gerechtigkeit wende sich gegen die konservative und liberale Auslegung als Chancengerechtigkeit. Diese Auslegung ignoriere die relative Terminierung der jeweiligen Chancenqualität durch die soziale Herkunft. Eine konkrete Forderung der Sozialdemokraten ist folglich eine Bildungsreform zugunsten der Gesamtschulen.191
Die Solidarität hat für die deutsche Sozialdemokratie zweierlei Bedeutung:192 In sozialistischer Tradition ist sie Ausdruck des Zusammenhalts und gegenseitiger Hilfe derer, die gemeinsam um Gleichberechtigung kämpfen. Gemäß den Erfahrungen der Arbeiterbewegung ist sie ein zentrales Mittel zur Veränderung.193 Nur durch das Mittel der Solidarität kann gewährleistet werden, dass auch die Schwächsten der Gesellschaft ihren Kampf für Emanzipation und Freiheit erfolgreich führen können. Daneben drückt sie auch eine allgemeine Abhängigkeit der Menschen zueinader aus. Die Antwort auf diese zwischenmenschliche Interdependenz der Individuen sei Hilfe und Verantwortung füreinander.194 Solidarität fände zwischen Starken und Schwachen, zwischen Armen und Reichen, zwischen den Generationen und nicht zuletzt auch zwischen den Völkern (Internationale Solidarität) Anwendung. Dabei müsse sie stets intrinsisch erfolgen und dürfe nicht erzwungen werden.195
Die Grundwerte folgen dem Prinzip strenger Gleichrangigkeit. So dürfe Freiheit nicht zugunsten vermeintlicher Gleichheit eingeschränkt oder außer Kraft gesetzt werden, genauso wenig wie individueller Freiheiten in massiver soziale Ungleichheiten resultieren dürfe.
Demokratischer Sozialismus im Sinne der deutschen Sozialdemokratie meine eine allgemeine Geltung dieser Grundwerte in allen Lebensbereichen. Dafür verlange es „eine Ordnung von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft, in der die bürgerlichen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Grundrechte für alle Menschen garantiert sind, alle Menschen ein Leben ohne Ausbeutung, Unter- drückung und Gewalt, also in sozialer und menschlicher Sicherheit führen können.“196
Ihren Ursprung finden die sozialdemokratischen Grundwerte in Zusammenhang mit der sozialsitischen Bewegung nach eigener Aussage vorallem in der Tradition des Humanismus, die dem Marxismus vorrausgeht, der klassischen Philosophie, darunter der kategorische Imperativ nach Kant und der religiösen Ethik, vorallem der katholischen Soziallehre und der protestantischen Ethik.197 Aus diesem Begründungspluralismus leitet die Sozialdemokratie ihre Grundwerte ab.198
Der Begriffswandel bezüglich der sozialdemokratischen Zielvorstellung ist exakt quantifizierbar (siehe Anhang). Während das Godesberger Programm den Begriff noch insgesamt sechzehn mal verwendet, sind es im Berliner Programm nur zwölf, im Hamburger Programm neun Nennungen. Das Adjektiv »sozialistisch« halbiert sich im Hamburger Programm auf zwei gegenüber Godesberger und Berliner Programm. Die Begriffe »Sozialist/in« und »Sozialisten« werden im Hamburger Programm vollständig getilgt. In den Vorgängerprogrammen sind sie noch insgesamt drei mal enthalten. Gleichzeitig steigt die Verwendung des Adjektives »sozialdemokratisch« in den drei Grundsatzprogrammen von vier, über sieben, auf fünfzehn Nennungen. Fällt der Begriff »Sozialdemokratie« im Godesberger Programm noch überhaupt nicht, lässt er sich im Berliner Programm zehn und im Hamburger Programm vierundzwanzig mal finden. Der Begriff der »Sozialen Demokratie« wird erstmals und einmalig im Berliner Programm genannt, im Hamburger Programm steht er bereits acht mal. Es kann als wahrscheinlich bewertet werden, dass sich dieser Trend auch in einem neuen sozialdemokratischen Grundsatzprogramm fortsetzen wird. Den alte Traditionsbegriff gibt die SPD immer weiter auf. Jene Parteilinken, die sich nach wie vor emotional mit dem Sozialismusbegriff verbunden fühlen, können sein allmähliches Verschwinden aus den Programmen wohl allenfalls verlangsamen. Der Begriff »Sozialdemokratie« wird traditionell eher als Bezeichnung für eine politische Bewegung verwendet. Deshalb scheint es plausibel, dass der Begriff »Soziale Demokratie« den alten Traditionsbegriff der SPD langfristig ersetzen wird.
3.3 Positionierung gegenüber Kapitalismus und Marktwirtschaft
Als Grundlage sozialdemokratischer Positionierung gegenüber dem Kapitalismus unterscheidet Meyer zunächst unterschiedliche Kapitalismustypen. Auf der einen Seite stünden die unkoordinierten kapitalistischen Systeme wie die USA.199 Auf der anderen Seite die koordinierten kapitalistischen Systeme wie die Bundesrepublik Deutschland.200 Entsprechend bezieht sich die Positionierung auf das koordinierte kapitalistische System Deutschlands.
Ein zentraler Inhalt des Demokratischen Sozialismus der SPD sei das Primat der Politik und der Nachhaltigkeit gegenüber der ökonomischen Sphäre.201 Recht, Sicherheit, Bildung, Gesundheit, Kultur und Umwelt dürften nicht zur Ware werden. Der gleichberechtigte Zugang zu diesen öffentlichen Gütern müsse dauerhaft und für alle gesichert sein. Die Daseinsvorsorge dürfe nicht allein dem Markt überlassen sein, weil er eine gerechte Verteilung nicht gewährleisten könne.202
Die SPD erkenne die Vorteile des Marktes gegenüber anderen Koordinierungsformen an; so sichere er die freien Arbeitsplatzwahl und Konsumfreiheit.203 Die SPD macht aber auch zentrale Schwächen aus: Ein sich selbst überlassener Markt sei demnach sozial und ökologisch blind. Es bedürfe klarer Regeln und Schranken seitens eines sanktionsfähigen Staates, wirkungsvoller Gesetze und fairer Preisbildung, welche letztlich auch freien Wettbewerb und Unternehmerinitiative ermöglichten.204 Der Markt stille nur jene Bedürfnisse, welchen eine kaufkräftige Nachfrage zugrunde liege und sei nur so gerecht, wie die Einkommensverteilung, die er erzeuge.205 Nicht zuletzt stelle er keinerlei öffentliche Infrastrukturleistungen zur Verfügung. Ein vollständig freier Markt sichere weder Geldwertstabilität, noch stetiges Wachstum, noch den Schutz der natürlichen Le- bensgrundlagen.206 Die Berechtigung dieses Gestaltungsanspruchs wird durch die 2008 einsetzende Wirtschafts- und Finanzkrise zusätzlich untermauert.
Politik müsse der Versuchung von Kurzfristigkeit und der Dominanz von rein ökonomischer, betriebswirtschaftlicher Logik widerstehen und zukunftgerichtet ökologische Dauerhaftigkeit sichern. Weiterhin erzeuge der Markt Konkurrenzdruck, welcher der natürlichen menschlichen Verbundenheit und Abhängigkeit voneinander zuwiderlaufe: „Menschen sind mehr als Konsumenten und Produzenten, deswegen widersetzen wir uns der Ökonomisierung aller Lebensbereiche.“207
[...]
1 Vgl. bspw. Decker, Frank/ Lucardie, Paul/ Merten, Heike/ Niedermeyer, Oskar: Handbuch der deutschen Parteien, In: Neu, Viola (Hg.), VS Verlag, Wiesbaden 2007 / Decker, Frank: Parteiendemokratie im Wandel. Beiträge zur Theorie und Emperie, Nomos, Baden-Baden 2015.
2 Vgl. bspw. Moreau, Patrick/ Gleumes, Hermann/ Hirscher, Gerhard/ Maser, Peter/ Wilke, Manfred: Die PDS. Profil einer antidemokratischen Partei, In: Hans-Seidel-Stiftung (Hg.), München 1998 / Moreau, Patrick: Politische Positionierung der PDS. Wandel oder Kontinuität?, In: Hans-Seidel-Stiftung (Hg.), München 2002.
3 Vgl. bspw. Neu, Viola: Das Janusgesicht der PDS. Wähler und Partei zwischen Demokratie und Extremismus (Extremismus und Demokratie, Bd. 9), Nomos, Baden-Baden 2004 / Neu, Viola: Das neue PDS-Programm, Berlin 2003.
4 Vgl. bspw. Lang, Jürgen: Ist die PDS eine demokratische Partei? Eine extremismustheoretische Untersuchung (Extremismus und Demokratie, Bd. 7), Nomos, Baden-Baden 2003 / Lang, Jürgen: Partei ohne Mitte - Die programmatischen Auseinandersetzungen in der PDS, In: Backes, Uwe/Jesse, Eckhard (Hg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie, Bd. 13, Nomos, Baden-Baden 2001.
5 Vgl. Decker, Frank: Parteien und Parteiensysteme in Deutschland, In Große Hüttmann, Martin/Riescher, Gisela/ Weber, Reinhold/Wehling, Hans-Georg (Hg.): Brennpunkt Politik, W. Kohlhammer, Stuttgart 2001: 71.
6 Vgl. Prinz, Sebastian: Die Programmatik der PDS. Kontinuität und Wandel einer sozialistischen Partei, VS, Wiesbaden 2010.
7 Vgl. Fraude, Andreas: „Reformsozialismus“ statt „Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl- Heinz/Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Band 4, Lit, Münster 1993.
8 Vgl. Neugebauer, Gero/ Stöss, Richard: Die PDS. Geschichte. Organisation. Wähler. Konkurrenten, In: Wewer, Göttrik (Hg.): Analysen. Politik - Gesellschaft - Wirtschaft. Eine Buchreihe, Leske + Budrich, Opladen 1996.
9 Vgl. Malycha, Andreas/Winters, Peter Jochen: Geschichte der SED. Von der Gründung bis zur Linkspartei, In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Bonn 2009.
10 Vgl. bspw. Decker, Frank: Parteien und Parteiensysteme in Deutschland, In: Große Hüttmann, Martin/ Riescher, Gisela/ Weber, Reinhold/ Wehling, Hans-Georg (Hg.): Brennpunkt Politik, Kohlhammer, Stuttgart 2011.
11 Vgl. bspw. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991; Meyer, Thomas: Theorie der Sozialen Demokratie, VS, Wiesbaden 2005.
12 Vgl. Andersen, Uwe/ Woyke, Wichard (Hg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 7., aktual. Aufl., VS, Heidelberg 2013.
13 Vgl. Krell, Christian/ Woyke, Meik: Die Grundwerte der Sozialdemokratie. Historische Ursprünge und politische Bedeutung, In: Krell, Christian/ Mörschel, T. (Hg.): Werte und Politik, VS, Wiesbaden 2015.
14 Vgl. Fülberth, Georg: Sozialismus, 3. Auflage, PapyRossa, Köln 2018: 6 f.
15 Diese Gesellschaftsordnung zeichne sich durch die Verfügung der Gesellschaft über Produktions- und Zirkulationsmittel sowie den planenden, organisierenden und verteilenden Einsatz politischer Institutionen aus. Gesellschaftliches Eigentum könne in dieser Ordnung verschiedene Formen annehmen. Ist jedwedes Eigentum vergesellschaftet, spreche man von Kommunismus. Doch auch Gesellschaftsordnungen, in der Privateigentum in relevantem Maße weiter besteht könne sozialistisch sein, wenn es gesellschaftlich geplant und organisiert wird, Vgl. ebd.
16 Dies umfasse staatlich regulierende Eingriffe in die Wirtschaft (z.B. Arbeistrecht, Zölle, Konjunkturprogramme), ohne dabei wesentlich in die Eigentumsverhältnisse oder Wirtschaftsweise (Planwirtschaft) der kapitalistischen Ordnung einzugreifen. Vgl. ebd.: 9 f.
17 Marx, Karl / Engels, Friedrich: Die Deutsche Ideologie, In: Rosa-Lexemburg-Stiftung / Dietz (Hg.): Marx Engels Werke, 9. Edition, Berlin 1990: 22.
18 Vgl. Beyme, Klaus: Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien. 1789-1945, VS, Wiesbaden 2002: 49.
19 Vgl. bspw. Marx, Karl: Thesen über Feuerbach, In: Marx, Karl/Engels, Friedrich: Ausgewählte Schriften in zwei Bänden, Bd. 2, Dietz, Berlin (Ost) 1955.
20 Vgl. Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals, Meissner, Hamburg 1867.
21 Vgl. Theimer, Walther: Der Marxismus. Lehre - Wirkung - Kritik, 8. Auflage. Francke, Tübingen 1985: 96.
22 Vgl. Fülberth, Georg: Sozialismus, 3. Auflage, PapyRossa, Köln 2018: 18 ff.
23 Vgl.: Domann, Peter: Sozialdemokratie und Kaisertum unter Wilhelm II. Die Auseinandersetzung der Partei mit dem monarchischen System, seinen gesellschafts- und verfassungspolitischen Voraussetzungen, In: Frankfurter Historische Abhandlungen. Bd. 3, Steiner, Wiesbaden 1974: 50.
24 Vgl. Fülberth, Georg: Sozialismus, 3. Auflage, PapyRossa, Köln 2018: 18 ff.
25 Vgl. Bernstein, Eduard: Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie, Dietz, Stuttgart 1899.
26 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 48 f.
27 Vgl. ebd.
28 Vgl. o.A.: Der Revisionismusstreit, o.D., In: Friedrich-Ebert-Stiftung, aufrufbar unter: https://erinnerungsorte.fes. de/der-revisionismusstreit/ (abgerufen am 18.09.2021).
29 Vgl. Meyer, Thomas: Was bedeutet Demokratischer Sozialismus? In: Vorwärts, Stand: 24.01.2020, aufrufbar unter: https://www.vorwaerts.de/artikel/demokratischer-sozialismus-spd-bedeutet (abgerufen am 27.06.2021).
30 Vgl. Vorwärts, Nr. 147, 21.3.1919, In: Bundesarchiv, o.D., aufrufbar unter: https://www.bundesarchiv.de/akten- reichskanzlei/1919-1933/0000/sch/sch1p/kap1_2/kap2_21/para3_4.html (abgerufen am 23.09.2021).
31 Vgl. ebd.
32 Einerseits die Inhaber der Produktionsmittel, die Bourgeoisie, andererseits die ausgebeuteten Arbeitenden, das Proletariat, Vgl. bspw. Engels, Friedrich: Zur Wohnungsfrage, In: Marx-Engels-Werke (MEW), Band 18., Dietz, Berlin 1962: 216.
33 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 38 ff.
34 Vgl. Fibich, Theresa / Richter, Rudolf: Bourdieu: Kapitalsorten und Geschmack. In: Einführung in die Soziologie, Fakultät für Sozialwissenschaften, Universität Wien, Stand: 2.10.2012, aufrufbar unter: https://www.univie.ac.at/ sowi-online/esowi/cp/einfsoz/einfsoz-52.html (abgerufen am 04.07.2021).
35 Vgl. Bernstein, Eduard: Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie. Stuttgart/ Berlin 1921: 114.
36 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 39.
37 Vgl. o.A.: Der Revisionismusstreit, o.D., In: Friedrich-Ebert-Stiftung, aufrufbar unter: https://erinnerungsorte.fes. de/der-revisionismusstreit/ (abgerufen am 18.09.2021).
38 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 41.
39 Vgl. bspw. Steger, Manfred B.: The Quest for Evolutionary Socialism: Eduard Bernstein and Social Democracy, Cambridge University Press, Cambridge 1997: 12 ff.
40 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 41.
41 Vgl. ebd.: 43.
42 Bernstein, Eduard: Zusammenbruchstheorie und Kolonialpolitik, In: Adamant Media Corporation (Hg.): Zur Geschichte und Theorie des Sozialismus, Berlin/Bern 1901: 234.
43 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 42.
44 Vgl. ebd.
45 Bernstein, Eduard: Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie, Stuttgart/Berlin 1921: 114.
46 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 42.
47 Diesen Zusammenhang hat bereits Wilhelm Liebknecht hergestellt, Vgl. Liebknecht, Wilhelm: Über die politische Stellung der Sozialdemokratie, insbesondere mit Bezug auf den Norddeutschen „Reichstag“ (1869). referiert bei Wolfgang Schieder: Sozialismus, In: Brunner, Otto/ Conze, Werner/ Koselleck, Reinhart (Hg.): Geschichtliche Grundbegriffe Bände 1-8, Klett Cotta, Stuttgart 2004: 979.
48 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 42.
49 Vgl. ebd.
50 Das Kapital wird mit dem Ziel rezipiert, „den sozialistischen Bestrebungen die wissenschaftliche Unterlage [zu] geben“, Engels, Friedrich: Rezension des Ersten Bandes „Das Kapital“, In: Elberfelder Zeitung, Marx-Engels-Werke (MEW), Bd. 16, Dietz, Berlin 1989: 215.
51 Vgl. o.A.: Der Revisionismusstreit, o.D., In: Friedrich-Ebert-Stiftung, aufrufbar unter: https://erinnerungsorte.fes. de/der-revisionismusstreit/ (abgerufen am 18.09.2021).
52 Vgl. Klein, Horst: Zeugnis einer lebenslangen Freundschaft und geistigen Gemeinsamkeit. Der Briefwechsel von Eduard Bernstein und Karl Kautsky 1891 bis 1932, In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft III/, Metropol, Berlin 2013: 22.
53 Vgl. Wichmann, Manfred: Wladimir I. Lenin 1870-1924, In: Lebendiges Museum Online, Stand:14.9.2014, aufrufbar unter: https://www.dhm.de/lemo/biografie/wladimir-lenin (abgerufen am 28.09.2021).
54 Vgl. Stalin, Josef: Über die Grundlagen des Leninismus (Vorlesung). Swerdlow-Universität 1924. In: Fragen des Leninismus, 5. Auflage, Dietz, Berlin (Ost) 1951: 32 ff.
55 Stalin, Josef: Zu den Fragen des Leninismus, In: Stalin Werke Bd. 6, Dietz, Berlin (Ost) 1924: 63 f.
56 Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, IX. Parteitag der SED, In: Gesamtdeutsches Institut (Hg.): Seminarmaterial, Nachdruck, Bonn 1987: 6.
57 Vgl. Lenin, W. I.: Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus, In: Proswenschtschenije Nr. 3, März 1913, Lenin Werke, Bd. 19, Dietz, Berlin (Ost) 1977: 3 ff.
58 Vgl. Stalin, Josef: Über Dialektischen und Historischen Materialismus, vollständiger Text und kritischer Kommentar von Iring Fetscher, Dietz, Berlin (Ost) 1961.
59 Vgl. E. Eagly, Robert: The Structure of Classical Economic Theory. Oxford University Press, New York/London/ Toronto 1974: 3.
60 Meyers Universallexikon. Band 3, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1979: 81.
61 Vgl. Fraude, Andreas: „Reformsozialismus“ statt „Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl- Heinz/Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Band 4, Münster 1993: 6.
62 Vgl. Hierzu bspw. Marx, Karl/Engels, Friedrich: Manifest der kommunistischen Partei. In: Marx-Engels-Werke (MEW), Band 4, Dietz, Berlin 1990: 462.
63 Vgl. Fraude, Andreas: „Reformsozialismus“ statt „Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl-Heinz/Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Band 4, Münster 1993: 6.
64 o.A.: Falsche Vorbilder. Wladimir Iljitsch Lenin, In: Konrad-Adenauer-Stiftung, o.D., aufrufbar unter: https://www.kas.de/de/web/linksextremismus/falsche-vorbilder-wladimir-iljitsch-lenin (abgerufen am 28.09.2021).
65 Zimmermann, Hartmut/Ulrich, Horst/Fehlauer, Michael: DDR-Handbuch, In: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hg.), 3. Auflage, Köln 1985: 859.
66 Vgl. Fraude, Andreas: „Reformsozialismus“ statt „Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl-Heinz /Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Band 4, Münster 1993: 5.
67 o.A.: Falsche Vorbilder. Wladimir Iljitsch Lenin, In: Konrad-Adenauer-Stiftung, o.D., aufrufbar unter: https://www.kas.de/de/web/linksextremismus/falsche-vorbilder-wladimir-iljitsch-lenin (abgerufen am 28.09.2021).
68 Zimmermann, Hartmut/Ulrich, Horst/Fehlauer, Michael: DDR-Handbuch, In: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hg.), 3. Auflage, Köln 1985: 268.
69 Vgl. Fraude, Andreas: „Reformsozialismus“ statt „Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl Heinz/Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Band 4, Münster 1993: 7.
70 Vgl. SED: Statut der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Dietz, Berlin (Ost) 1967.
71 Vgl. Fraude, Andreas: “Reformsozialismus“ statt “Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl Heinz/ Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Bd. 4, Lit, Münster/Hamburg 1993: 8.
72 Statut der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Dietz, Berlin (Ost) 1967: Art. 30.
73 ebd.
74 Vgl. Fraude, Andreas: “Reformsozialismus“ statt “Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl Heinz/ Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Bd. 4, Lit, Münster/Hamburg 1993: 8.
75 Marxistisch-Leninistischer Terminus. Bezeichnet das Wechselverhältnis zwischen der übergeordneten Aufgabe der Arbeiterklasse und ihrer Partei, sich dem Sozialismus und Kommunismus anzunähern („Strategie“) einerseits und das konkrete Handeln in einer spezifischen gesellschaftlichen Situation („Taktik“), Vgl. Schulze, H.: Marxismus und Geschichtsprognose, In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Bd. 16/Heft 4, De Gruyter, Berlin 2014: 398 f.
76 Vgl. Fraude, Andreas: “Reformsozialismus“ statt “Realsozialismus“? Von der SED zur PDS, In: Schlarp, Karl Heinz/ Trautmann, Günter (Hg.): Osteuropa. Geschichte, Wirtschaft, Politik, Bd. 4, Lit, Münster/Hamburg 1993: 8.
77 Vgl. ebd.
78 Zum Revisionismus als Kampfbegriff Vgl. o.A.: Revisionismus, In: historisch-politische bildung, 19.9.2019, aufrufbar unter: https://hpb.univie.ac.at/gesamtglossar/r/revisionismus/ (abgerufen am 28.09.2021).
79 Vgl. Zimmermann, Hartmut/Ulrich, Horst/Fehlauer, Michael: DDR-Handbuch, In: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hg.), 3. Auflage, Köln 1985: 581 f.
80 Vgl. Meyer, Thomas: Soziale Demokratie. Wege und Ziele, In: Meyer Thomas (Hg.), Dietz, Bonn 2021: 10.
81 SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959: 3ff.
82 bspw. allgemeingültige Grundrechte, die Möglichkeit eines Verbots demokratiefeindlicher Parteien, u.a., Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 76.
83 Vgl. Rath, Christian: Enteignung. Das steht im Grundgesetz, In: Vorwärts, Stand: 08.04.2019, aufrufbar unter: https://www.vorwaerts.de/artikel/enteignungen-steht-grundgesetz (abgerufen am 21.09.2021).
84 CDU: Ahlener Programm. Zonenausschuß der CDU für die britische Zone, Ahlen 1947: 1.
85 Vgl. Rath, Christian: Enteignung. Das steht im Grundgesetz, In: Vorwärts, Stand: 08.04.2019, aufrufbar unter: https://www.vorwaerts.de/artikel/enteignungen-steht-grundgesetz (abgerufen am 21.09.2021).
86 Vgl. Meyer, Thomas: Was bedeutet Demokratischer Sozialismus? In: Vorwärts, Stand: 24.01.2020, aufrufbar unter: https://www.vorwaerts.de/artikel/demokratischer-sozialismus-spd-bedeutet (abgerufen am 27.06.2021).
87 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 77.
88 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 20.07.2021).
89 Vgl. SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959: 3.
90 Vgl. ebd.: 3.
91 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 18.08.2021).
92 Vgl. SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959: 20.
93 Vgl. Schumacher, Kurt, In: Turmwächter der Demokratie. Ein Lebensbild von Kurt Schumacher, Bd. II, Arani, Berlin 1954: 308.
94 SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959: 3.
95 Vgl. ebd.: 9.
96 Vgl. Schiller, Karl (Zit nach: Klaeren, Jutta), In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 05.07.2007, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/izpb/8447/editorial (abgerufen am 29.06.2021).
97 SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959: 9.
98 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 20.07.2021).
99 Vgl. bspw. Gaul, Claus-Martin: Konjunkturprogramme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Einordnung und Bewertung der Globalsteuerung von 1967 bis 1982, In: Deutscher Bundestag (Hg.), Berlin 2008: 10.
100 Vgl. Deutscher Bundestag: Stenografischer Bericht. 122. Sitzung, Bonn 1960: 7052B ff.
101 Vgl. Dinan, Desmond: Europe Recast. A History of European Union, Basingstoke, Palgrave Macmillan, 2004: 52 ff.
102 SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959:: 19.
103 Vgl. bspw. die Kritik von Wolfgang Abendroth, In: Euchner, Walter / Stegmann, F.-J. / Langhorst, Peter / Jähnichen, Traugott / Friedrich, Norbert: Ideengeschichte des Sozialismus in Deutschland, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005: 447.
104 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 77.
105 Vgl. Homann, Karl/Pies, Ingo/Kromphardt, Jürgen/Plumpe, Werner/Schefold, Bertram: Karl Marx. Heute noch aktuell? In: Wirtschaftsdienst, 98. Jahrgang, 2018/ Heft 4: 227 ff.
106 Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 77.
107 Vgl. o.A..: Orientierungsrahmen '85, In: Der Spiegel, Stand: 09.02.1975, aufrufbar unter: https://www.spiegel.de/ politik/orientierungsrahmen-85-a-abbf75f8-0002-0001-0000-000041559080 (abgerufen am 21.07.2021).
108 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 77.
109 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 19.09.2021).
110 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 77.
111 Meyer, Thomas: Was bedeutet Demokratischer Sozialismus? In: Vorwärts, Stand: 24.01.2020, aufrufbar unter: htt ps://www.vorwaerts.de/artikel/demokratischer-sozialismus-spd-bedeutet (abgerufen am 27.06.2021).
112 SPD: Godesberger Programm, Godesberg 1959: 3.
113 Der Begriff wurde zurvor bereits von Jurist und Staatenrechtler Hermann Heller aufgergiffen und besonders im Hinblick auf die Bedeutung einer freiheitlichen aber gleichzeitig sozialen Demokratie hin diskutiert, Vgl. Krell, Christian/ Woyke, Meik: Die Grundwerte der Sozialdemokratie. Historische Ursprünge und politische Bedeutung, In: Krell, Christian/ Mörschel, T. (Hg.): Werte und Politik, VS, Wiesbaden 2015: 118 f.
114 Vgl. Meyer, Thomas: Was bedeutet Demokratischer Sozialismus? In: Vorwärts, Stand: 24.01.2020, aufrufbar unter: https://www.vorwaerts.de/artikel/demokratischer-sozialismus-spd-bedeutet (abgerufen am 27.06.2021).
115 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 124.
116 Vgl. Hallermann, Andreas: Das Parteiensystem Thüringens, In: Jun, Uwe / Haas, Melanie / Niedermeyer, Oskar (Hrsg.): Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern, VS, Wiesbaden 2008: 455.
117 Vgl. Gröf, Wolfgang: In der frischen Tradition des Herbstes 1989. Die SDP/SPD in der DDR. Von der Gründung über die Volkskammerarbeit zur deutschen Einheit, 3. Auflage, AdsD, Bonn 1996: 61.
118 Gründungsurkunde der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) Zit. nach: Gröf, Wolfgang: In der frischen Tradition des Herbstes 1989. die SDP/SPD in der DDR. Von der Gründung über die Volkskammerarbeit zur deutschen Einheit, 3. Auflage, AdsD, Bonn 1996: 15.
119 Vgl. Doering, Kai: Erinnerung in Magdeburg. Vereinigung vor 25 Jahren. Als die SPD wieder zusammenwuchs, In: Vorwärts, Stand: 26.09.2015, aufrufbar unter: https://www.vorwaerts.de/artikel/vereinigung-25-jahren-spd-zu- sammenwuchs (abgerufen am 21.09.2021).
120 Vgl. Rudolph, Karsten: Willy Brandt. Die Partei der Freiheit. Willy Brandt und die SPD. 1972-1992, Bd. 5, Dietz, Bonn 2002: 362.
121 Vgl. Jun, Uwe, Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), In: Frank Decker / Viola Neu (Hg.), Handbuch der deutschen Parteien, 3. Aufl., VS, Wiesbaden 2018: 479 f.
122 Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 22.08.2021).
123 Vgl. Rudolph, Karsten: Willy Brandt. Die Partei der Freiheit. Willy Brandt und die SPD. 1972-1992, Bd. 5, Dietz, Bonn 2002: 362.
124 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 21.09.2021).
125 SPD: Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen vom Programm-Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 20. Dezember 1989 in Berlin geändert auf dem Parteitag in Leipzig am 17.04.1998, Leipzig 1998: 13.
126 Vgl. van Treeck, Till: Zur historischen Entwicklung von Neoklassik und Keynesianismus, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 09.06.2017, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/wirtschaft/schuldenkrise/ 239934/neoklassik-und-keynesianismus, (abgerufen am 21.09.2021).
127 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 21.08.2021).
128 Vgl. ebd.
129 SPD: Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen vom Programm-Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 20. Dezember 1989 in Berlin geändert auf dem Parteitag in Leipzig am 17.04.1998, Leipzig 1998: 3.
130 Vgl. ebd.
131 Vgl. ebd.: 9.
132 Vgl. Butzlaff, Felix/Micu, Matthias: Mao in Berlin? Die SPD auf der Suche nach einem neuen Projekt, In: Butzlaff, Felix/Micu, Matthias/Walter, Franz (Hg.): Genossen in der Krise? Europas Sozialdemokratie auf dem Prüfstand, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011: 11 ff.
133 Vgl. Andersen, Uwe/Wichard Woyke (Hg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 7., aktual. Aufl., VS, Heidelberg 2013, Zit. nach: Lösche, Peter: SPD. Sozialdemokratische Partei Deutschlands, In: Bundeszentrale für politische Bildung, o.D., aufrufbar unter: https://www.bpb.de/nachschlagen/ lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202108/spd-sozialdemokratische-partei-deutschlands?p=1 (abgerufen am 10.8.2021).
134 SPD: Der Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten, In: Glasnost Archiv, Stand: 08.06.1999, aufrufbar unter: http://www.glasnost.de/pol/schroederblair.html (abgerufen am 01.08.2021).
135 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 21.08.2021).
136 Vgl. Deutscher Bundestag: Stenografischer Bericht. 32. Sitzung, Berlin 2003: 2479B ff.
137 Vgl. Pretz, Florian: Zehn Jahre „Agenda 2010“. Eine Reform mit Wirkungen und Nebenwirkungen, In: Tagesschau, Stand: 07.04.2013, aufrufbar unter: https://www.tagesschau.de/inland/agendazwanzigzehn-hintergrund100.html (abgerufen am 21.09.2021).
138 In der Urteilsbegründung heißt es, ein menschenwürdiges Leben nach Art. 1 GG gebe die Leistung nicht her. Weiterhin werde gegen das verfassungsrechtlich verankerte Sozialstaatsprinzip verstoßen, Vgl. o.A.: Ermittlungen nicht korrekt. Hartz-IV-Sätze sind verfassungswidrig, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Stand: 9.2.2010, aufrufbar unter: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arbeitsmarkt-und-hartz-iv/ermittlung-nicht-korrekt-hartz-iv-saetze-sind-ver fassungswidrig-1941807.html (abgerufen am 21.09.2021).
139 bspw. Senkung des Eingangssteuersatzes von 25,9 Prozent (1998) auf 15 Prozent (2005), des Spitzensteuersatzes von 53 Prozent (1998) auf 42 Prozent (2005), der Körperschaftssteuer von 40 Prozent (1998) auf 25 Prozent (2005), Steuerbefreiung von Gewinnen aus der Veräußerung von Anteilen an Kapitalgesellschaften durch Kapitalgesellschaften, u.a., Vgl. Schäfers, Manfred: IW-Studie. Wer trägt welche Steuerlast?, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Stand: 10.05.2021, aufrufbar unter: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/einkommensteuer-wer- traegt-welche-steuerlast-17332638.html (abgerufen am 21.09.2021).
140 Vgl. o.A.: Koalition. Bundestag beschließt größte Steuererhöhung seit 1949, In: Der Spiegel, Stand: 19.05.2006, aufrufbar unter: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/koalition-bundestag-beschliesst-groesste-steuererhoe hung-seit-1949-a-417118.html (abgerufen am 21.09.2021).
141 o.A.: Gerhard Schröder. „Es gibt kein Recht auf Faulheit“, In: Manager Magazin, Stand: 06.04.2001, aufrufbar unter: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/a-126811.html (abgerufen am 01.08.2021).
142 o.A.: Zitat des Tages vom 12.05.2006, In: JW, Stand: 12.05.2006, aufrufbar unter: https://www.jungewelt.de/bibli- othek/zitat/?id=98 (abgerufen am 01.08.2021).
143 Vgl. Schuler, Katharina: Hartz IV. Arbeiten fürs Essen, In: Zeit online, Stand: 10.05.2006, aufrufbar unter: https:// www.zeit.de/online/2006/20/Schreiner (abgerufen am 01.08.2021).
144 Vgl. ebd.
145 Vgl. bspw. o.A.: „Agenda war von Anfang an unsozial“. Paritätischer Wohlfahrtsverband übt heftige Kritik an Reformpaket zum Arbeitsmarkt, In: Deutschlandradio, Stand: 02.10.2013, aufrufbar unter: https://www.deutschland- radio.de/agenda-war-von-anfang-an-unsozial.331.de.html?dram:article_id=201952 (abgerufen am 26.09.2021).
146 Vgl. Statista Research Department (Hg.): Anzahl der Parteimitglieder der SPD von 1990 bis 2019, In: Statista, Stand: 07.2020, aufrufbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1214/umfrage/mitgliederentwick lung-der-spd-seit-1978/#professional (abgerufen am 01.08.2021).
147 Darunter Klaus Ernst und Thomas Händel, Vgl. o.A.: SPD-Rebellen aus der Partei ausgeschlossen, In: Kölner Stadtanzeiger, Stand: 15.06.04, aufrufbar unter: https://www.ksta.de/spd-rebellen-aus-partei-ausgeschlossen- 14190508?originalReferrer=https://www.google.de/&originalReferrer= (abgerufen am 21.09.2021).
148 Vgl. Weichold, Jochen: Die WASG. Eine zeitgenössische Arbeiterpartei. Ein Überblick über die kurze Geschichte der „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit“, In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/, Metropol, Berlin 2013: 54 ff.
149 Vgl. o.A.: SPD. Eine Lange Liste von Abspaltungen, In: HA, Stand: 11.6.2005, aufrufbar unter: https://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article107004654/SPD-eine-lange-Liste-von-Abspaltungen.html (abgerufen am 26.9.2021).
150 Vgl. Decker, Frank: Parteien und Parteiensysteme in Deutschland, In: Große Hüttmann, Martin/ Riescher, Gisela/ Weber, Reinhold/ Wehling, Hans-Georg (Hg.): Brennpunkt Politik, Kohlhammer, Stuttgart 2011: 71.
151 Vgl. o.A.: Fusion zur „Linken“ perfekt, In: Tagesschau, Stand: 19.05.2007, aufrufbar unter: https://tsarchive.word- press.com/2007/05/19/meldung30358/ (abgerufen am 19.09.2021).
152 Vgl. Spier, Tim / Ulrich von Alemann (2015), In ruhigerem Fahrwasser, aber ohne Land in Sicht? Die SPD nach der Bundestagswahl 2013, in: Oskar Niedermayer (Hg.): Die Parteien nach der Bundestagswahl, VS, Wiesbaden 2013: 453.
153 SPD: Hamburger Programm. Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen auf dem Hamburger Bundesparteitag am 28. Oktober 2007, Hamburg 2007: 5.
154 Vgl. ebd.: 15.
155 Vgl. ebd.: 31.
156 Vgl. ebd.: 46.
157 Vgl. ebd.
158 Vgl. ebd.
159 Vgl. ebd.: 65.
160 Vgl. ebd.: 59.
161 Vgl. bspw. o.A.: Partei rückt nach links. SPD verabschiedet „Hamburger Programm“, In: Handelsblatt, Stand: 28.10.2007, aufrufbar unter: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/partei-rueckt-nach-links-spd-ver- abschiedet-hamburger-programm/2878738.html (abgerufen am 23.09.2021).
162 SPD: Hamburger Programm. Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen auf dem Hamburger Bundesparteitag am 28. Oktober 2007, Hamburg 2007: 58.
163 Vgl. ebd.: 58.
164 Vgl. ebd.: 5.
165 Vgl. SPD: Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen vom Programm-Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 20. Dezember 1989 in Berlin, geändert auf dem Parteitag in Leipzig am 17.04.1998, Leipzig 1998: 11.
165 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 01.09.2020, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42085/programmatik (abgerufen am 21.08.2021).
167 Vgl. Meyer, Thomas: Theorie der Sozialen Demokratie, VS, Wiesbaden 2005: 13 ff.
168 SPD: Hamburger Programm. Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen auf dem Hamburger Bundesparteitag am 28. Oktober 2007, Hamburg 2007: 18.
169 Vgl. ebd.: 68.
170 Vgl. SPD: Hamburger Programm. Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen auf dem Hamburger Bundesparteitag am 28. Oktober 2007, Hamburg 2007: 14 ff.
171 Krell, Christian / Meik Woyke (2015), Die Grundwerte der Sozialdemokratie. Historische Ursprünge und politische Bedeutung, in: Christian Krell / Tobias Mörschel (Hg.), Werte und Politik, VS, Wiesbaden: 134.
172 Vgl. o.A.: SPD Grundwerte und Grundsatzprogramm, In: SPD im Kreis Esslingen, o.D., aufrufbar unter: https:// www.spd-es.de/home-2/kreisverband/spd-grundwerte-und-grundsatzprogramm/ (abgerufen am 24.09.2021).
173 Vgl. o.A.: SPD fordert 7,50 Euro Mindestlohn, In; Frankfurter Allgemeine Zeitung, Stand: 13.04.2009, aufrufbar unter: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundestagswahl-spd-fordert-7-50-euro-mindestlohn-1771585.html (abgerufen am 19.09.2021).
174 Birgid Becker: SPD-Pläne zum Bürgergeld. Sozialwissenschaftler: Für viele Arbeitslose ändert sich nichts, In: Deutschlandfunk, Stand: 11.02.2019, aufrufbar unter: https://www deutschlandfunk.de/spd-plaene-zum-buerger- geldsozialwissenschaftler-fuer-viele.769.de.html?dram:article_id=440782 (abgerufen am 29.06.2021).
175 Vgl. SPD: Grundwerte der Sozialdemokratie, In: SPD Essen, o.D., aufrufbar unter: https://www.spdessen.de/dafu- er-stehen-wir/grundwerte-der-sozialdemokratie/ (abgerufen am 24.09.2021).
176 SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd.de/ grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
177 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 80.
178 Vgl. ebd.
179 Vgl. ebd.
180 Vgl. SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd. de/grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
181 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 82.
182 Vgl. SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd. de/grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
183 Vgl. ebd.
184 Vgl. Möller, Christian: Die philosophische Flaschenpost. Rosa Luxemburg und die Freiheit der Andersdenkenden, In: Deutschlandfunk Kultur, Stand: 28.04.2019, aufrufbar unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-philo- sophische-flaschenpost-rosa-luxemburg-und-die.2162.de.html?dram:article_id=447286 (abgerufen am 16.09.2021).
185 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 82.
186 Vgl. Metzner Mathias: Gleichheit vor dem Gesetz, In: Bundeszentrale für politische Bildung, Stand: 15.8.2017, aufrufbar unter: https://www.bpb.de/izpb/254385/gleichheit-vor-dem-gesetz (abgerufen am 28.09.2021).
187 Vgl. ebd.
188 Vgl. SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd. de/grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
189 Vgl. Marx, Karl: Kritik der politischen Ökonomie, In: Marx-Engels-Werke (MEW) Bd. 13, 12. überarb. Auflage, Dietz, Berlin 2015: 9.
190 Vgl. SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd. de/grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
191 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 83.
192 Vgl. ebd.: 82.
193 Vgl. SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd. de/grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
194 Vgl. ebd.
195 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 83.
196 Vgl. SPD-Grundwertekommission: Unsere Grundwerte, o.D., aufrufbar unter: https://grundwertekommission.spd. de/grundwerte/ (abgerufen am 22.07.2021).
197 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz Verlag, Bonn 1991: 83.
198 Vgl. Krell, Christian/ Woyke, Meik: Die Grundwerte der Sozialdemokratie. Historische Ursprünge und politische Bedeutung, In: Krell, Christian/ Mörschel, T. (Hg.): Werte und Politik, Springer VS, Wiesbaden 2015: 121.
199 Diese zeichneten sich u.a. dadurch aus, das die Unternehmensfinanzierung primär über den Kapitalmarkt erfolge. Zudem gäbe es kaum überbetriebliche Organisationen, keine oder nur schwache Gewerkschaften und Arbeitsrecht. Der Staat greife kaum regulatorisch ein, Vgl. Meyer, Thomas: Sozialismus, VS, Wiesbaden 2008: 127 f.
200 Diese zeichneten sich durch eine mindestens bedingte Unternehmensfinanzierung auch durch Kredite und langfristige Investitionen aus. Lohn- und Arbeitszeitverhandlung fände intersektoral durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände statt. Die Marktkräfte würden mit dem Sozialsystem und korporatistische Steuerung in ein Ganzheitliches System eingebunden, Vgl. ebd.: 128 f.
201 Vgl. SPD: Hamburger Programm. Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen auf dem Hamburger Bundesparteitag der SPD am 28. Oktober 2007, Hamburg 2007: 17.
202 Vgl ebd.
203 Vgl. Meyer, Thomas: Demokratischer Sozialismus - Soziale Demokratie. Eine Einführung, 3. überarb. und aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 1991: 101.
204 Vgl ebd.
205 Vgl. ebd.: 104.
206 Vgl. ebd.: 105.
207 Vgl. ebd.
- Citar trabajo
- Julian Faber (Autor), 2021, Demokratischer Sozialismus und soziale Demokratie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1142323
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