Der erste Teil dieser Einsendeaufgabe aus der Persönlichkeitspsychologie beschäftigt sich mit den Gütekriterien von Persönlichkeitstests sowie den Merkmalen und Diagnosekriterien einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Der zweite Teil beleuchtet den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Gesundheit sowie zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Krankheiten. Zudem wird das Konzept der Selbstwirksamkeit vorgestellt. Im dritten Teil wird das HEXACO-Modell mit seiner Bedeutung in der Personalauswahl dargestellt. Zum Schluss werden relevante Eigenschaften für die Auswahl von Professor*innen benannt.
Inhaltsverzeichnis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS
AUFGABE C1
1.1 Gütekriterien für Persönlichkeitstests
1.2 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
1.3 Diagnosekriterien einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung
AUFGABE C2
2.1 ZUSAMMENHÄNGEVON PERSÖNLICHKEITUND GESUNDHEIT
2.2 Zusammenhänge von Persönlichkeitsmerkmalen und Krankheiten
2.3 Konzept der Selbstwirksamkeit
AUFGABE C3
3.1 HEXACO-Modell
3.2 Bedeutung des HEXACO-Modells in der Personalauswahl
3.3 Relevante Eigenschaften für die Auswahlvon Professorinnen
LITERATURVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Das HEXACO-Modell
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Kriterien der narzisstischen Persönlichkeitsstörung gemäß DSM-IV-TR
Aufgabe C1
1.1 Gütekriterien für Persönlichkeitstests
Persönlichkeitstests verfolgen das Ziel, das Verhalten und Erleben in Abhängigkeit und Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen einer Testperson zu erfassen (Moosbrugger & Kelava, 2020, S. 47). Der Test umfasst das charakteristische Verhalten, wobei es keine optimale Ausprägung der interessierenden Persönlichkeitsmerkmale gibt. Die Antworten werden danach bewertet, ob sie für eine hohe oder für eine niedrige Ausprägung des interessierenden Merkmals symptomatisch sind. Die Durchführung eines solchen Tests erfolgt im Rahmen der quantitativen Forschung, welche das Ziel hat, theoretisch hergeleitete Ursache-Wirkungszusammenhänge zu überprüfen (Goldenstein, Humdoldt & Walgenbach, 2018, S. 107). Persönlichkeitstests finden Einsatz in verschiedenen Bereichen, wie z.B. bei der Auswahl und Entwicklung des Personals (Hossiep & Mühlhaus, 2005, S. 7).
Damit ein solches Messverfahren wissenschaftlich fundiert gilt, müssen gewisse Anforderungen berücksichtigt werden. Die klassischen Gütekriterien von Testverfahren sind Objektivität, Reliabilität und Validität (Moosbrugger & Kelava, 2020, S. 17).
Objektivität
„Ein Test ist dann objektiv, wenn er dasjenige Merkmal, das ermisst, unabhängig von Testleiter und Testauswerter misst. Außerdem müssen klare und anwenderunabhängige Regeln für die Ergebnisinterpretation vorliegen. “ (Moosbrugger & Kelava, 2012, S.8).
Völlige Objektivität wäre gegeben, wenn verschiedene Experten in diesem Hinblick zu gleichen Ergebnissen und Interpretationen gelangen (Moosbrugger & Kelava, 2012, S. 8). Dementsprechend müssen die Ergebnisse des Verfahrens unabhängig von der Person sein, die den Test, die Auswertung und Interpretation durchführt (Schmid-Atzert & Amelang, 2012, S.133).
Persönlichkeitstests schränken den Raum für individuelle Abweichungen ein, wodurch das Kriterium der Objektivität einfach zu erfüllen ist. Das Gütekriterium gliedert sich in weitere Elemente: Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität (Döring & Bortz, 2016, S. 442). Die Durchführungsobjektivität fordert, dass die Testergebnisse unabhängig vom Versuchsleiter und den räumlichen Bedingungen resultieren. Hierbei wird eine maximale Standardisierung der Testsituation und eine minimale soziale Interaktion zwischen Versuchsleiter und Testteilnehmer angestrebt. Das Element Auswertungsobjektivität beansprucht, dass gewonnene Daten aus einem Testverfahren gleichermaßen ausgewertet werden (Assen, 2016, S. 135). Die Interpretationsobjektivität fordert, dass individuelle Deutungen nicht in die Interpretation eines Testergebnisses miteinfließen dürfen (Assen, 2016, S. 136). Auswertungen sind demnach standardisiert interpretierbar, sodass verschiedene Auswerter zur gleichen Interpretation kommen (Rauthmann, 2017, S. 19).
Reliabilität
Die Reliabilität gibt die inhaltliche Messgenauigkeit und Zuverlässigkeit einer Messmethode an. Völlige Reliabilität ist gegeben, wenn es bei einer Wiederholung der Messung unter denselben Bedingungen und an denselben Gegenständen zu demselben Ergebnis kommt (Assen, 2016, S.136).
Das Ausmaß der Reliabilität eines Tests wird über den Reliabilitätskoeffizienten erfasst, welcher einen Wert zwischen Null und Eins annehmen kann. Ein Reliabilitätskoeffizient von Eins stellt das Freisein von Messfehlern dar. Ein Reliabilitätskoeffizient von Null zeigt an, dass dem Test ein Fehler unterliegt. Demnach sollte der Reliabilitätskoeffizient eines guten Tests 0.7 nicht unterschreiten (Moosbrugger & Kelava, 2012, S.11). Von einem reliablen Persönlichkeitstest kann gesprochen werden, wenn sich die Testergebnisse unter den gleichen Umständen reproduzieren lassen (Kraus & Kreitenweis, 2020, S. 88).
Um das Ausmaß der Reliabilität zu bestimmen, wurden mehrere Verfahren entwickelt. Hierbei unterscheidet man vier Vorgehensweisen (Assen, 2019, S. 34):
1. Retest-Reliabilität
2. Paralleltest-Reliabilität
3. Testhalbierungs-Reliabilität
4. Innere Konsistenz
Bei der Retesf-Methode wird ein und derselbe Test zu zwei verschiedenen Zeitpunkten ausgeführt. Der Paralleltest stellt zwei verschiedene Testformen dar, die aus inhaltlich möglichst ähnlichen Items bestehen. Parallel sind zwei Testformen, wenn sie trotz nicht identischer Item-Stichprobe zu gleichen wahren Werten und Varianzen der Testwerte führen. Bei der Testhalbierungsmethode wird der Test in zwei Hälften geteilt, sodass jede Hälfte ein Paralleltest zur anderen Hälfte darstellt. Die innere Konsistenz eines Tests stellt die Verallgemeinerung der Testhalbierungsmethode (Pospeschill, 2010, S.167; Schmidt-Atzert et al., 2012, S. 49).
Validität
Die Validität, welche das wichtigste Testgütekriterium ist, gibt den Grad der Genauigkeit an. Das Gütekriterium befasst sich mit der inhaltlichen Übereinstimmung zwischen dem vom Test gemessenen Merkmal und dem Merkmal, das man messen will. Sollte ein Persönlichkeitstest ein hohes Maß an Objektivität und Reliabilität aufweisen, aber das Gütekriterium Validität nicht erfüllt sein, hat der Persönlichkeitstest keine weitere Verwendung und ist somit unbrauchbar (Assen, 2019, S. 34). Sollte eine hohe Validität vorliegen, so erlauben die Ergebnisse eines Tests die Generalisierung des in der Testsituation beobachteten Verhaltens auf das zu messende Verhalten außerhalb der Testsituation. Die Validität lässt sich in drei Anwendungskategorien unterteilen: Inhaltsvalidität, Kriteriumsvalidität und Konstruktvalidität.
Inhaltsvalidität zeigt auf, inwieweit ein Test das zu messende Merkmal repräsentativ misst. Die Augenscheinvalidität gibt an, inwiefern der Validitätsanspruch eines Tests, vom bloßen Augenschein her einem Laien gerechtfertigt erscheint. Kriteriumsvalidität ist gegeben, wenn vom Verhalten der Testperson innerhalb der Testsituation, auf ein Verhalten außerhalb der Testsituation geschlossen werden kann. Es wird dabei je nach Zeitpunkt der Erfassung des Außenkriteriums zwischen unterschiedlichen Arten der Kriteriumsvalidität unterschieden. Die Unterteilung findet in der Überstimmungsvalidität (konkurrenter Validität) und Vorhersagevalidität (prognostischer Validität) statt. Konstruktvalidität gliedert sich in die konvergente und divergente Validität (Assen, 2019, S. 35). Bei der konvergenten Konstruktvalidität wird ein Vergleich zwischen dem vorliegenden Persönlichkeitstest und einer vergleichbaren Methode, welche das gleiche Konstrukt untersucht, gezogen. Die divergente Validität verfolgt das Gegenteil: hohe Validität wird erreicht, wenn eine Differenzierung von Konstrukten aus dem Geltungsbereich nachgewiesen werden kann (Urhahne, Dresel & Fsicher, 2019, S. 429).
1.2 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitsstörungen sind von der Norm stark abweichende Persönlichkeitstypen im Erwachsenenalter. Diese lassen sich als Extremvarianten der normalen Persönlichkeitsvariation auffassen (APA, 2018, S. 885). Persönlichkeitsstörungen sind oft Begleiterscheinungen anderer Störungen und stehen damit nicht im Zentrum der Behandlung, da sie nur schwer therapeutisch beeinflussbar sind (Asendorpf, 2019, S. 75). Damit man von einer Persönlichkeitsstörung sprechen kann, muss das abweichende Muster andauernd, unflexibel und über ein breites Spektrum an Situationen konstant sein. Das abweichende Muster führt zu Leistungsdruck, welcher das Leben der betroffenen Personen in sozialer, persönlicher oder beruflicher Hinsicht beeinflusst oder beeinträchtigt. Außerdem muss es sich über ein zeitlich überdauerndes Muster handeln, das bereits über einen langen Zeitraum vorliegt. Zudem muss sich der Beginn des Musters im frühen Erwachsenen- oder Jugendalter nachweisen lassen. Das abweichende Muster kann nicht als Bestandteil einer anderen psychischen Störung erklärt werden und darf nicht durch die Einnahme einer psychoaktiv wirkenden Substanz oder als Ergebnis eines medizinisch relevanten Zustandes entstehen (Maltby, Day & Macaskill, 2011, S. 815). Die Ursache einer solchen Störung liegt in der Wechselwirkung psychosozialer und biologischer Faktoren (Cal, 2012, S. 166-167). Diese Persönlichkeitsstörungen sind im DSM-IV und im ICD-10 klassifiziert (Asendorpf & Neyer, 2018, S. 117).
Unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) wird eine pathologische Ausprägung des Narzissmus verstanden (Kröber, 2008, S. 271). Der Ursprung einer NPS liege in einer übermäßig starken Zuwendung zur eigenen Person und resultiere in einem grandiosen Selbstbild einzigartiger Kompetenzen und Qualitäten (Asendorpf & Neyer, 2018, S. 227-228). Dieses Selbstbild führt zu mangelnder Empathie, einer Überempfindlichkeit gegenüber Kritik bis hin zu aggressiven Ausbrüchen und zu starken Stimmungsschwankungen (Caspar, Pjanic & Westermann, 2018, S. 135). Betroffene sind in Beziehungen oftmals ausbeuterisch und nehmen ein skrupelloses Verhalten im Hinblick der Verfolgung ihrer Ziele ein (Kröber, 2008, S. 271). Auch ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung wird angestrebt und ist somit symptomatisch für Betroffene einer NPS (Fiedler, 2001, S. 289).
1.3 Diagnosekriterien einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Durch einen behandelnden Psychiater oder Psychologen können Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert werden. Wichtig hierbei ist, dass Messinstrumente angewandt werden, die die o.g. Gütekriterien erfüllen.
Die bekanntesten Klassifikationssystemen von körperlichen und psychischen Erkrankungen sind die internationale Klassifikation von Krankheiten (ICD)1 und das Diagnostische und Statische Manual Psychischer Störungen (DSM)2 (Maltby et al., 2011, S. 813-817).
Die ICD, welche durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) publiziert wird, findet vermehrt in der Praxis statt, da in Deutschland eine Abrechnung mit der Krankenkasse möglich ist. Das DSM wird von der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) veröffentlicht und findet Verwendung in der Wissenschaft (Becker, 2014, S. 50). Beide Klassifikationssysteme verwenden spezielle Kodierungen, um eine Kategorisierung zu ermöglichen (Rief & Stenzel, 2012, S. 12-13). Die ICD unterstützt bei der systematischen Vorgehensweise einer Diagnosestellung. Eine Persönlichkeitsstörung liegt demnach vor, wenn mindestens drei von sechs Kriterien erfüllt sind. Im Gegensatz zu der ICD-10 ist die DSM-IV-TR Klassifikation optimiert auf psychische Störungen und erlaubt eine wesentlich differenziertere Klassifikation und Beschreibung für Forschungsund Praxisbelange (Hoyer & Wittchen, 2011, S. 42-44).
Die NPS wird im multiaxialen Diagnosesystem des DSM auf der zweiten Achse eingeordnet: Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderung (Hoyer & Wittchen, 2011, S. 1103). Diese Achse umfasst zehn verschiedene Persönlichkeitsstörungen, die in jeweils drei Cluster (A, B, C) gruppiert sind. In Anlehnung an Fiedler (2009) und DSM-IV (APA 2013) wird die NPS dem Cluster B (dramatisch, emotional) zugeordnet. Im ICD-10 wird die NPS nur als sonstige spezifische Persönlichkeitsstörung kategorisiert und weist den Code F60.81 auf (Rauthmann, 2017, S. 313).
Zur Diagnose einer NPS müssen mindestens fünf der folgenden Kriterien nach DSM-IV-TR erfüllt sein:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Kriterien der narzisstischen Persönlichkeitsstörung nach DSM-IV-TR
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Vater, Roepke, Ritter, Lammers, 2013, S. 601
Für die Diagnose einer NPS eignen sich diagnostische Interviews und Fragebögen. Diagnostische Interviews sind strukturierte und standardisierte Interviews. Ein Fragebogen zur Diagnose einer NPS ist das narzisstische Persönlichkeitsinventar (NPI). Der Fragebogen setzt sich aus 40 Items zusammen, die über narzisstische und nicht-narzisstische Antwort-Möglichkeiten verfügen.
In Zukunft wird jedoch das Pathologische Narzissmus-Inventar (PNI) in der Diagnostik angewandt, da es im Gegensatz zum NPI die Fähigkeit besitzt, verschiedene Facetten des Narzissmus zu erfassen (Vater, Roepke, Ritter & Lammers, 2013, S. 604).
Aufgabe C2
2.1 Zusammenhänge von Persönlichkeit und Gesundheit
Persönlichkeit umfasst die Gesamtheit aller Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen. Diese beinhalten die individuellen Besonderheiten in der körperlichen Erscheinung und in Regelmäßigkeiten des Verhaltens und Erlebens (Asendorpf & Neyer, 2018, S. 2). Jeder Mensch ist durch ein für ihn charakteristisches Geflecht von Gefühlen, Bedürfnissen, kognitiven Systemen (z.B. analytisches Denken und ganzheitliches Fühlen) und den weiteren Komponenten der Selbststeuerungen beschreibbar. Somit unterscheiden sich Personen darin, wie dominant oder differenziert bestimmte psychische Funktionen bei ihnen ausgeprägt sind (Kuhl, 1995).
Gesundheit wird von der WHO als den Zustand eines vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen definiert (WHO, 2020, S. 7). Diese Definition löste heftige Debatten aus, insbesondere durch die Charakterisierung von Gesundheit als Zustand der Vollkommenheit. Gesundheit kann demnach als Zustand beschrieben werden, muss aber als dynamischer Prozess gesehen werden, da dieser in zeitlich kurzen und längeren Verläufen variiert (Faltermaier, 2005, S. 35). Die Vermutung, dass Persönlichkeitsmerkmale einen Einfluss auf die Gesundheit haben, liegt nicht fern, da Persönlichkeit als ein relativ stabiles und transsituativ konsistentes Erlebens- und Verhaltensmuster definiert ist, dessen Beständigkeit Auswirkungen auf die Gesundheit erwarten lässt (Weber & Vollmann, 2011, S. 524-525).
[...]
1 ICD, International Classification of Diseases
2 DSM, Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
- Quote paper
- Zeynep Demirel (Author), 2021, Persönlichkeitspsychologie. Narzisstische Persönlichkeitsstörung, Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Gesundheit und das HEXACO-Modell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1142010
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