Das vorliegende Portfolio gliedert sich folgendermaßen auf. Zunächst soll auf den Kontext der Lernsituation eingegangen werden, sodass klar wird, welche Kinder an der Lernsituation beteiligt sind und wie sich mein Vorgehen im Hinblick auf die Lernsituation gliedert. Die aufgenommene Lernsituation und somit die Videoszene werden in Sequenzen vorgestellt. Daraufhin wird die Lernsituation analysiert. Anschließend folgen die Reflexion der Lernsituation sowie ein abschließendes Fazit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kontext der Situation
3. Beschreibung des Verlaufs in Sequenzen
4. Analyse der Videosequenzen
5. Reflexion
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Kinder erzielen während ihrer gesamten Kindheit durch die Interaktion mit ihrer Umwelt essenzielle Lernerfahrungen. Besonders Krippen und Kindergärten bieten Kindern die Möglichkeit, mit Altersgenossen und den pädagogischen Fachkräften durch verschiedene Spiel- und Lernangebote auf unterschiedliche Weise den Interessen nachzugehen, die Welt zu entdecken und Lernerfahrungen zu sammeln. Dem Begriff des Lernens wird in Krippen eine Wichtigkeit beigemessen. Was bedeutet demzufolge Lernen? „Lernen bedeutet eine überwiegend einsichtige, aktive, sozial vermittelte Aneignung von Fertigkeiten, Kenntnissen, Überzeugungen und Verhaltensweisen“ (Martin 2014, S.274) . Das Lernen umfasst folglich eine Verarbeitung von Informationen, wodurch neue Verhaltensweisen und Wissen aufgebaut und erworben werden. Demnach sprechen wir im wissenschaftlichen sowie im alltäglichen Sprachgebrauch von „Verhaltensänderungen, die auf Erfahrungen beruhen [...]“ (Martin 2014, S.274). So werden in den pädagogischen Einrichtungen Lernsituationen arrangiert, um die Entwicklung der Kinder voranzutreiben und sie beim Lernen zu begleiten. Dabei werden solche Lernsituationen mithilfe der Videographie festgehalten und reflektiert. Infolgedessen dient diese Vorgehensweise überwiegend dazu, Interaktionsprozesse und die Formen des pädagogischen Handelns genauer, visueller zu erfassen und zu analysieren (vgl. Weltzien 2016, S.32). Eine Lernsituation wurde mithilfe einer Videokamera aufgenommen und stellt das Hauptthema dieses Portfolios dar.
Das vorliegende Portfolio gliedert sich folgendermaßen auf. Zunächst soll auf den Kontext der Lernsituation eingegangen werden, sodass klar wird, welche Kinder an der Lernsituation beteiligt sind und wie sich mein Vorgehen im Hinblick auf die Lernsituation gliedert. Die aufgenommene Lernsituation und somit die Videoszene werden in Sequenzen vorgestellt. Daraufhin wird die Lernsituation analysiert. Anschließend folgen die Reflexion der Lernsituation sowie ein abschließendes Fazit.
2. Kontext der Situation
Die Lernsituation basiert auf einer bewusst ausgewählten Handlungsweise, welche ich mir im Vorfeld überlegt habe. Ich habe mir für die Lernsituation zwei Kinder ausgesucht, die in der Norm gut entwickelt sind und seit zweieinhalb Jahren die Krippe in Stuttgart besuchen. Sarah (2;7) und Linda (2;9) sind sehr aufgeweckte Kinder. Durch Gespräche mit den Erziehrinnen war mir bekannt, dass diese zwei Kinder häufig am Maltisch der Krippe mit Fingerfarben malen. Knete gab es in der Einrichtung nicht, deshalb kam ich auf die Idee, mit den Kindern etwas Neues auszuprobieren, sodass sie Erfahrungen mit dem neuen Material „Knete“ machen können. In Absprache der Leitung durfte ich selbsterstellte Knete mit in die Einrichtung mitbringen. Somit ergab sich die Lernsituation innerhalb der Krippe.
Die Lernsituation wird, wie oben auch erwähnt, in Sinneinheiten gegliedert. Die genaue Transkription kann aus dem Anhang entnommen werden. Die Sequenzierung, welche im weiteren Verlauf folgt, soll dazu dienen, ein differenziertes Verständnis der Lernsituation zu ermöglichen.
3. Beschreibung des Verlaufs in Sequenzen
- Interesse wecken und wahrnehmen der Knete (Zeile 1 bis 11)
Nachdem die Kinder Sarah und Linda ihr Frühstück beendet hatten, erhalten sie den Vorschlag/ Angebot, mit mir gemeinsam zu kneten. Ich frage die beiden, ob sie kneten möchten. Beide stimmen zu, indem sie mit ihrem Kopf nicken und setzen sich an den Maltisch. Nachdem die Aufmerksamkeit auf die grüne Knetmasse auf dem Maltisch gerichtet ist, wirft Sarah die Frage auf, was auf dem Tisch liegt bzw. um was es sich handelt. Die Frage nach dem Was und der Blick der beiden Kinder auf die Knetmasse, welche in der Mitte des Maltisches - sich im Blickfeld befindet, weckt somit das Interesse der beiden Kinder. Nachdem ich erklärt habe, was auf dem Tisch liegt, möchten beide Kinder, zunächst Linda und dann auch Sarah, diese Knetmasse mit den Händen berühren. Beide strecken ihre Hände aus. Das Interesse für etwas ist somit entstanden.
- Herantasten und Annäherung an das Material (Zeile 11 bis 17)
Linda betrachtet die Knete zunächst eine Weile, während Sarah sich schon herantraut und die Knetmasse mit ihren Händen platt drückt. Sarah erkundet die Knetmasse zunächst mithilfe ihrer Handinnenflächen, indem sie diese platt zerdrückt. Linda dagegen hält zunächst die Knetmasse in ihrer Hand und beugt ihren Kopf in Richtung dieser, damit sie die Masse aus der Nähe betrachten kann. Anschließend riecht sie an der Knete und erkundet somit das neue Material.
- Kneten (Zeile 17 bis 46)
Ich frage Sarah, die bereits angefangen hat zu kneten, ob sie schon einmal geknetet hat. Sie erklärt, dass sie oft im Sandkasten knetet und diese Übung daher gut beherrscht und infolgedessen besitzt. Sie nimmt die Knetmasse und formt damit eine Kugel. Sie gibt der hergestellten Kugelform einen Namen. „Schau, jetzt habe ich ein Ball“, sagt sie, indem sie auf 3 ihr Werk zeigt. Ich entgegne Sarah, dass sie das super gemacht hat und frage, ob sie noch weitere Dinge aus Knete herstellen kann. Sie meint, dass sie auch andere tolle Sachen kneten kann und fährt weiter fort, indem sie aus der Kugelform mithilfe des Pinzettengriffs kleine Knetstücke entnimmt. Linda dagegen fängt auch an zu kneten. Ich frage sie davor jedoch, ob sie auch Dinge kneten kann. Daraufhin meint sie „Kann ich auch“ und beginnt mit dem Kneten, indem sie sich vorsichtig an die Knete herantastet. Linda sagt zu mir, dass ihre Knete warm ist. Ich teste, ob die Knete von Linda, die sie auf den Tisch gelegt hat, warm ist. Ich bestätige Linda, dass sie recht hat und frage, ob sie weiß, warum die Knete warm sei. Sarah antwortet auf diese Frage mit: „Ich weiß warum! Ehm, weil wir das anfassen, gel?“. Linda bestätigt Sarahs Aussage und fügt hinzu: „Ja, wir haben die Knete warm gemacht und meint, dass die Knete schön sei. Sarah fügt hinzu, dass die Knete in grüner Farbe sei. Ich gebe den Kindern recht und wiederhole die Aussagen der beiden, dass durch die Berührung und Verformung mit den Händen die Knete warm wird. Nun beginnt Linda mit ihrer Knete am Tisch. Sie klopft mit ihrer Hand dreimal auf die Knetmasse. Nachdem diese glattgedrückt auf dem Tisch liegt, versucht sie diese wieder vom Tisch zu entfernen. Sie macht jetzt wieder eine Bemerkung und sagt: „Meryem, die Knete ist auch weich“. Ich bejahe Lindas Aussage. Sarah, die die Knetstücke wieder zu einer Masse zusammengefügt hat, rollt die Knetmasse zu einer Walzenform aus. Sie bewegt die ovalförmige Knetmasse vorsichtig hin und her und hält dabei ihre Hände gestreckt über der Knetmasse. Sie sagt mir, dass sie eine Schlange geknetet hat. „Schau Miriem, Schlange hab ich gemacht!“, sagt sie.
- Nachahmen (Zeile 46 bis 55)
Linda, die Sarahs Knetschlange sieht, sagt zu ihr: „Sarah, soll ich auch Schlange machen?“ und möchte sich die Hilfe von mir holen, indem sie mich fragt, wie man eine Schlange knetet. Ich zeige ihnen die Hin- und Her-Bewegungen für eine Wälzform. Beide Kinder schauen mir zu und machen dieselbe Bewegung nach. Jetzt sagt Linda, dass sie eine Mama-Schlange geknetet hat. „Ich habe auch eine Schlange, schau Sarah, wie deine, gel?“, sagt Linda mit einer erfreuten Stimme an Sarah gerichtet. Sarah meint ebenso: „Ja, wir machen beide MamaSchlange gel?“, und ist ebenso erfreut.
- Impulse geben (Zeile 55 bis 61)
Nachdem sich die Kinder eine Weile mit der Knete beschäftigt haben, entscheide ich mich dafür, den beiden Kindern einen neuen Impuls zu geben. Ich stelle die Kiste voller Ausstechformen und Teigroller in die Mitte des Maltisches und mache die Kinder aufmerksam auf die in der Mitte liegende Kiste mit neuem Material. Schon werden die Kinder auf diese aufmerksam und schauen in die Kiste. Es wird die Frage vonseiten der Kinder gestellt, was sich in der Kiste befinde. Ich beantworte die Frage, indem ich die Funktion der Materialien in der Kiste erkläre und benenne die für Kinder neuen Materialen mit deren Namen. Sarah erzählt, dass sie dieses Material, welches in der Kiste zur Verfügung steht, auch zu Hause haben und ihre Mutter damit Plätzchen herstellt.
- Formen ausstechen (Zeile 61 bis 93)
Sarah streicht die glatte Knete mithilfe ihrer Handinnenfläche und sticht eine Herzform, indem sie infolgedessen mit voller Wucht auf die Ausstechform drückt. Sie erwähnt dabei, dass sie ein Herz für Mama macht. „Ich mache ein Herz für Mama“, sagt sie. Auch Linda greift zu den Ausstechformen, holt sich die sternförmige Ausstechform und sagt: „Ich mache ein Stern für Mama“. Sie klatscht, bevor sie eine Form aussticht, auf die Knetmasse. Ich gebe Linda weitere Knete, da sie noch welche benötigt. Sie sagt zu mir: „Ja, nochmal Knete, aber viel! Ich mache mit Knete viele Sachen. Und Pizza auch“. Linda holt sich zwei Ausstechformen und einen Teigroller, damit sie eine „Mond- und Blumenpizza“ herstellen kann. Sie nimmt den Teigroller, rollt damit einen „Pizzateig“ aus. Sie macht dazu Hin- und Her-Bewegungen, grinst dabei und sagt zu mir: „Meryem, schau was ich mache!“ Ich sage ihr: „Super machst du das.“ Sie sticht jeweils einen Mond und eine Blumenform aus und zupft aus er Restknete kleine Kügelchen. Diese werden auf die zwei glatten Monde und Blumen aus Knetmasse gelegt. Sie streckt dabei ihre Zunge leicht heraus. „Jetzt habe ich Mond- und Blumenpizza gemacht“, sagt sie mit einer erfreulichen Stimme. Zu ihrer Aussage füge ich hinzu: „Das sind tolle Pizzen, die du gemacht hast“ und lächle Linda an. Sarah sticht zum Schluss noch einen Kreis, welcher als Ball tituliert wird und ein Dreieck aus. Dazu holt sie sich den Teigroller und fährt damit die Knetmasse platt, greift in die Kiste und holt sich die Kreisform sowie die Dreiecksform. Als sie die Dreiecksform herausnimmt, fragt sie mich, was das sei. Ich erkläre ihr, dass es sich um ein Dreieck handelt und entnehme aus der Kiste weitere geometrische Formen (Kreis, Dreieck und Viereck) und benenne diese beim Namen. Sarah holt sich zu der Dreiecksform noch die Kreisform hinzu und meint, dass sie damit einen Ball erstellt und sticht im Anschluss mithilfe dieser Ausstechformen ein Dreieck und einen Kreis aus.
- Präsentieren der Werke (Zeile 93 bis 103)
Beide Kinder präsentieren ihre Werke aus Knete. Sarah zeigt mit ihrem Zeigefinger auf ihr bearbeitetes Knetwerk. Sie benennt dabei jedes Knetstück. „Schau Miriem, das ist Ball, Schlange, Herz für Mama und Blume und das Ball und Dreieck. So viel hab ich geknetet.“ Ebenso zeigt und beschreibt Linda ihre eigenen Werke aus Knete. Sie sagt: „Das ist ein Stern für Mama. Das ist Mamas Stern. Das ist Mondpizza und das auch Pizza. Blumepizza“. Nachdem beide Kinder ihre Kunstwerke präsentiert haben, lobe ich sie für ihre kreative Arbeit, die sie aus Knete erstellen durften. Ich frage die Kinder, ob sie noch Interesse am Kneten haben. Als sie meinen, dass sie fertig seien, begleite ich beide fürs Hände waschen zum Waschbecken.
4. Analyse der Videosequenzen
Im Folgenden werden die oben beschriebenen Sequenzen auf den pädagogischen Bezug hin analysiert. Dabei handelt es sich um die Handlungen von Sarah und Linda.
In der ersten Sequenz wird das Interesse der Kinder auf ein neues Thema, das „Kneten“, geweckt. Kinder nehmen das ihnen zur Verfügung gestellte Material Knete wahr und werden auf diese aufmerksam gemacht. Das Objekt Knete steht im Mittelpunkt, sodass bei beiden Kindern die visuelle Wahrnehmung angesprochen wird. Die Reaktion auf diesen Reiz führt dazu, dass Sarah sofort eine Frage aufwirft, indem sie neugierig fragt, um was es sich bei diesem Objekt in der Mitte des Maltisches handelt. Weigl (2009) betont hierbei, dass jedes Kind neugierig ist und das Bedürfnis besitzt, Dinge zu entdecken und zu probieren und zu untersuchen. Eine pädagogische Fachkraft weckt bewusst in Situationen die Neugier und das Interesse der Kinder (vgl. Weigl 2009, S.27). Denn, „Kinder setzen sich neugierig forschendentsprechend ihren Bedürfnissen und ihrem Entwicklungsstand- mit den Phänomenen der Welt auseinander“ (Kultusministerium für Kultus, Jugend und Sport 2013, S.17f.). Ich erkläre den Kindern, dass es sich um Knete handelt. Dabei spreche ich die beiden deutlich an. Die beiden Kinder strecken daraufhin ihre Hände aus, und zeigen, dass sie Knete möchten, und sich infolgedessen mit dem Gegenstand auseinandersetzen. An dieser Stelle entsteht eine erste Kind-Erzieher-Interaktion zwischen mir und den Kindern. Dabei wird mit Interaktion „ein wechselseitiges Aufeinander-Wirken von Individuen“ bezeichnet (Weltzien 2016, S.5).
Im weiteren Verlauf gebe ich den Kindern Knete in die Hände. Das neue Material wird erkundet. Denn sie kommen mit der Knete in Berührung. Zimmer (2005) betont, dass das Greifen immer auch ein Begreifen ist und das Fassen ein Erfassen darstellt (vgl. Zimmer 2005, S.17). Die Gegenstände werden betrachtet und abgetastet, ebenso wird auch am Material gerochen. Durch das Ertasten und Riechen der Knete wird die sensomotorische Fähigkeit der Kinder geschult (vgl. Becker 2003, S.15). Linda betrachtet die Knete zunächst intensiver mit ihren Augen und riecht anschließend daran. Sie hält die Knete eine Weile in der Hand. Becker (2003) bezeichnet diesen ersten Kontakt mit der Knetmasse als ein vorsichtiges „sich nähern“ (vgl. Becker 2003, S.16). Sarah dagegen tastet und bearbeitet die Knete mit ihren beiden Händen, indem sie diese bereits zerdrückt und zu einer glatten Form bringt. Beide Kinder machen hier erste Erfahrungen mit der Knetmasse. Das Material Knete bietet Kindern die Möglichkeit, sinnliche Erfahrung zu machen, indem sie sich mit dem Material ausprobieren (vgl. Weber 2009, S.130).
[...]
- Arbeit zitieren
- Meryem Akcay (Autor:in), 2016, Portfolio Lernsituationen gestalten. Forschendes Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1141854
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