Die vorliegende Arbeit widmet sich der Untersuchung von Incentive Reisen und deren Nachhaltigkeit. Die Corona-Pandemie traf neben vielen anderen Branchen besonders die Branche des Tourismus und damit verbundenen Unternehmen. Schon vor Beginn der Pandemie zeigte sich ein zunehmender Trend von Personen, welche sich für nachhaltige Aktivitäten auch auf Unternehmensebene einsetzten und neue Konzepte entwickelten.
Nachhaltigkeit steht dabei im Zuge diverser globaler Veränderungen und innerhalb der Pandemie durch geringere Reiseaktivitäten stärker im Bewusstsein der Menschen. Die vorliegende Arbeit soll dabei einerseits die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Reisebranche und insbesondere auf die Unternehmen welche Incentive Reisen anbieten darstellen, als auch die Frage nach der Nachhaltigkeit von Incentive Reisen oder der Frage wie diese nachhaltig gestaltet werden können, nachgehen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Methodik der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Tourismus
2.1.1 Begriffsbestimmung Tourismus
2.1.2 Die Angebotsseite im Tourismus
2.1.2.1 Die Produzenten von Beförderungs- und Beherbergungsleistungen
2.1.2.2 Die Reiseveranstalter, Reisebüros und Destinationen als Händler.
2.1.3 Die Nachfrageseite im Tourismus
2.1.3.1 Pauschalreisende
2.1.3.2 Geschäftsreisende mit Schwerpunkt Incentive-Reisende
2.2 Covid-19-Pandemie
2.2.1 Begriffsbestimmung Covid-19 Pandemie
2.2.2 Konsequenzen der Covid-19-Pandemie für die Tourismuswirtschaft
2.2.3 Covid-19-Pandemie und Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedanken
2.3 Nachhaltigkeit
2.3.1 Begriffsbestimmung nachhaltiger Tourismus
2.3.2 Entwicklung von Nachhaltigkeit im Tourismus
2.3.3 Incentive-Reisen und Nachhaltigkeit
2.3.4 Umweltorientierte Unternehmen und nachhaltige Incentive-Reisen
3. Methodisches Vorgehen
3.1 Leitfaden Konzeption
3.2 Expertensuche.
3.3 Schritte zur Auswertung der Interviews.
3.3.1 Strukturierende Inhaltsanalyse
3.3.2 SWOT-Analyse
3.3.2.1 Stärken
3.3.2.2 Schwächen
3.3.2.3 Chancen
3.3.2.4 Risiken
4. Auswertung der Experteninterviews basierend auf Erfahrungen und Praxisbeispielen
4.1 Wichtiger Aspekte vergangener Incentive-Reisen vor der Covid-19-Pandemie.
4.2 Begriffsverständnis der Befragten für nachhaltige Incentive-Reisen
4.3 Best Practices der Nachhaltigkeit bei Incentive-Reisen aus der Praxis
4.4 Einschätzung über eine Veränderung der Nachfrage nach nachhaltigen Incentive-Reisen nach der Covid-19-Pandemie.
4.5 Mögliche Unterschiede von Incentive-Reisen vor und nach der Covid-19-Pandemie
5. Erkenntnisse aus der SWOT-Analyse
5.1 Momentaufnahme der Stärken und Schwächen der Reiseveranstalter zum Thema Nachhaltigkeit
5.2 Chancen und Risiken der Nachhaltigkeit intern und extern
6. Beurteilung der Experteninterviews
7. Handlungsempfehlungen zur Umsetzung nachhaltiger Incentive- Reisen
8. Fazit
Literaturverzeichnis
9. Anhang
9.1 Bewertungsschema nach Baumgartner.
9.2 Interviewleitfaden
10. Transkripte
10.1 Interview Reiseveranstalter A
10.2 Interview Reiseveranstalter B
10.3 Interview Reiseveranstalter C
10.4 Interview Reiseveranstalter D
10.5 Interview Reiseveranstalter E
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Die Abbildungen 2, 3 und 5 wurden aus urheberrechtlichen Gründen von GRIN entfernt
Abbildung 1: Tourismusnachfrage aus ökonomischer Sicht. [Quelle: Freyer, 2015, 1.94. ]
Abbildung 2: Reisefrequenz der Bundesbürger im Jahr 2020. [Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen, 2021, o.S.]
Abbildung 3: Zukunftsszenarien der Pandemieentwicklung im Zusammenhang mit der Tourismusindustrie. [Quelle: Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes, 2020, o.S.]
Abbildung 4: Säulen der Nachhaltigkeit [Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Pufé, 2017, S. 111.]
Abbildung 5: Corporate Social Responsibility. [Quelle: Transfer- und Innovation Ostbayer, 2021, o.S.]
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Untersuchung von Incentive Reisen und deren Nachhaltigkeit. Die Corona-Pandemie traf neben vielen anderen Branchen besonders die Branche des Tourismus und damit verbundenen Unternehmen. Schon vor Beginn der Pandemie zeigte sich ein zunehmender Trend von Personen, welche sich für nachhaltige Aktivitäten auch auf Unternehmensebene einsetzten und neue Konzepte entwickelten. Nachhaltigkeit steht dabei im Zuge diverser globaler Veränderungen und innerhalb der Pandemie durch geringere Reiseaktivitäten stärker im Bewusstsein der Menschen. Die vorliegende Arbeit soll dabei einerseits die Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Reisebranche und insbesondere auf die Unternehmen welche Incentive Reisen anbieten darstellen, als auch die Frage nach der Nachhaltigkeit von Incentive Reisen oder der Frage wie diese nachhaltig gestaltet werden können, nachgehen.
1.1 Problemstellung
Mit dem Ende des Jahres 2019 brach in der chinesischen Provinz Wuhan das neuartige SARS-Cov-2 Virus aus, das sich binnen kürzester Zeit durch den Waren- und Personenverkehr in der gesamten Welt ausbreitete. Zur Eindämmung des Virus wurden seitens der jeweiligen lokalen Regierungen eine Vielzahl diverser Maßnahmen verordnet. Zu diesen zählten unter anderem Reise- und Kontaktbeschränkungen sowie Ausgangssperren. Eine Begleiterscheinung ebendieser Maßnahmen bestand in erster Linie in erheblichen Umsatzeinbrüchen bei nicht systemrelevanten Betrieben.
Auch die Tourismus-Branche war von der Covid-19-Pandemie besonders stark betroffen. Laut Balas et al. wurden etablierte Geschäftsmodelle innerhalb der herkömmlichen Tourismusindustrie durch die Pandemie überwiegend stillgelegt.1 Die Experten gehen ferner davon aus, dass eine Erholung der Branche, wie diese vor der Pandemie gewesen war, kurz- bis mittelfristig nicht erwartet werden kann, was auf eine Vielzahl diverser Gründe zurückzuführen ist. Zum einen wird die Erholung aufgrund der nach wie vor bestehenden sowie auch in kommender Zukunft bestehenbleibenden Eindämmungsmaßnahmen beeinflusst.2
Darüber hinaus besteht die Bedrohung in der Beeinträchtigung des Serviceangebots von Unternehmen dieser Branche, wenn sich die unternehmensinternen Prozesse auf ein Krisenmodus fokussieren.3 Dadurch können touristische Leistungsketten zusammenbrechen, worunter die Serviceleistung im Endeffekt leidet und sich folglich in der Unzufriedenheit der Kunden widerspiegelt.
Parallel hierzu wurde in den vergangenen Jahren insbesondere durch soziale Bewegungen, wie unter anderem Fridays for Future4 der Nachhaltigkeitsgedanke zunehmend in das Bewusstsein der Menschen integriert, was zur Konsequenz hat, dass diese in ihrem Alltag vermehrt Rücksicht auf die Umwelt nehmen.
Insofern erscheint die Thematik der Nachhaltigkeit auch für die Tourismusindustrie von zunehmender Bedeutung. Dies gilt besonders für Zeiten, in denen bislang bewährte Geschäftsmodelle aufgrund der anhaltenden Pandemie nicht mehr funktionsfähig sind. Die zunehmende Dauer der Covid-19-Pandemie schafft dabei ein stärkeres Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit und die Schaffung von nachhaltigen Aspekten in diversen Lebensbereichen. Folglich ist es für Unternehmen bereits jetzt unabdingbar, derartige Trends und Entwicklungen in ihre Geschäftsmodelle miteinzubeziehen.
Aus dieser Perspektive betrachtet, fungiert die Covid-19-Pandemie als eine Chance für die Nachhaltigkeitswende in der Reisebranche, die ferner Chancen für Innovationen birgt.
1.2 Zielsetzung und Methodik der Arbeit
Auf Grundlage, der in Kapitel 1.1 eruierten Herausforderungen, soll im Rahmen der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit die Thematik der Covid-19-Pandemie als eine Chance für die Nachhaltigkeitswende in der Tourismus-Branche näher beleuchtet werden.
Dabei wird die Autorin der Arbeit in erster Linie auf die folgende Forschungsfrage eingehen:
Welche Unterschiede lassen sich bei Incentive-Reisen aus Reiseveranstaltersicht in puncto Nachhaltigkeit vor und möglicherweise nach der Corona-Pandemie feststellen?
Damit diese Forschungsfrage unter Berücksichtigung aller wissenschaftlicher Standards beantwortet werden kann, ist es notwendig, sowohl die theoretischen Aspekte zu betrachten als auch die dabei zustande kommenden Hypothesen empirisch zu überprüfen.
Die Prüfung der theoretischen Hypothesen erfolgt mit Hilfe des empirischen Untersuchungsdesigns der qualitativen Forschungsmethodik. Die Entscheidung fiel zu Gunsten des leitfadengestützten Experteninterviews aufgrund einer Vielzahl von Vorteilen. Im Vergleich zu quantitativen Forschungsmethoden, wie beispielsweise Umfragen, setzen qualitative Forschungsmethoden die Priorität auf induktive und theoriegenerierende Kausalmechanismen.5
Dies impliziert, dass eine Thematik besonders tiefgründig betrachtet werden kann. Die im Rahmen der empirischen Analyse zum Einsatz kommende Kategorienbildung, auf deren Grundlage alle essenziellen Aspekte, welche die Experten ansprechen, untersucht werden, basieren dabei auf der Vorgehensweise sowie den Gütekriterien nach Mayring.
1.3 Aufbau der Arbeit
Um die im vorherigen Kapitel bereits erwähnte Zielsetzung nachhaltig erreichen zu können, ist eine systematische Herangehensweise erforderlich. Insofern wird folgende Struktur der Arbeit anvisiert.
Nachdem innerhalb des ersten Kapitels vollumfassend die Problemstellung beleuchtet und die Zielsetzung sowie die Struktur der Arbeit beschrieben wurde, wird im Rahmen des zweiten Kapitels eine solide theoretische Basis für die weitere empirische Untersuchung dargestellt.
Zu Beginn erfolgt die allgemeine Klärung des Begriffs Tourismus sowie die Funktionsweise der Tourismus-Branche. Dabei wird vor allem die Angebots- und Nachfrageseite umfassend beleuchtet. Ferner erfolgt die Betrachtung der zum aktuellen Zeitpunkt bestehenden Covid-19-Pandemie sowie des damit in Verbindung stehenden Nachhaltigkeitsgedankens. Basierend darauf wird zuletzt innerhalb des zweiten Kapitels der Nachhaltigkeitsbegriff untersucht. Dabei wird explizit der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit sowie Tourismus analysiert.
Nach einer umfassenden theoretischen Einführung in die Thematik wird innerhalb des dritten Kapitels die empirische Untersuchung durchgeführt, die dabei helfen soll, die zuvor definierte Forschungsfrage möglichst genau zu beantworten. Im Rahmen der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit erfolgt die Durchführung einer qualitativen Forschungsmethodik.
Insofern wird zu Beginn des Kapitels das Untersuchungsdesign des leitfadengestützten Experteninterviews vorgestellt. Darauf aufbauend wird im nachfolgenden Kapitel der Prozess der Expertenselektion beschrieben. Im Anschluss werden ferner alle weiteren erforderlichen Schritte zur Auswertung der Experteninterviews erklärt.
Nach der umfassenden Beleuchtung des Untersuchungsdesigns im Allgemeinen werden innerhalb des vierten Kapitels alle Forschungsergebnisse der Experteninterviews aufgeführt, wohingegen innerhalb des fünften Kapitels die SWOT- Analyse ausgewertet wird.
Auf Grundlage der Kapitel vier und fünf werden die wesentlichen Erkenntnisse im Rahmen des sechsten Kapitels diskutiert und kritisch beleuchtet, sodass im nachfolgenden Schritt konkrete Handlungsempfehlungen für Reiseveranstalter hinsichtlich der Thematik „Nachhaltigkeit bei Incentive-Reisen umzusetzen“ formuliert werden.
Zuletzt werden innerhalb des achten Kapitels alle essenziellen Schlüsselerkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick für die zukünftige Entwicklung offeriert.
2. Theoretischer Hintergrund
In diesem Kapitel soll zunächst auf die theoretischen Grundlagen der vorliegenden Arbeit eingegangen und alle relevanten Begriffe definiert werden, sodass die verwendeten Definitionen übereinstimmend verstanden werden.
2.1 Tourismus
Neben dem Begriff Tourismus wird zunächst ein allgemeiner Blick auf die touristische Angebots- und Nachfrageseite gegeben. Weiterhin werden die, für diese Arbeit ausschlaggebenden Anbieter und Nachfrager im Folgenden konkretisiert.
2.1.1 Begriffsbestimmung Tourismus
Die gegenwärtig in Literatur und Praxis verwendete Tourismusdefinition bemüht sich, möglichst alle touristischen Erscheinungsformen einzuschließen. Als grundlegende Definition, die auf Elementen bekannter Autoren wie Schullern zu Schrattenhofen, Morgenroth, Aiest (1954) und Hunziker/Krapf (1942) basiert, gilt die Version der Welttourismusorganisation (UNWTO) von 1993.6
„Tourismus umfasst die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“7
Wie bereits die Definition zeigt, kann der Tourismus verschiedene Formen wahrnehmen, wobei der Hauptunterschied innerhalb des Zwecks der Reise und somit zwischen privaten (freizeitlichen) und geschäftlichen Zwecken liegt.
2.1.2 Die Angebotsseite im Tourismus
Die Tourismuswirtschaft umfasst den Bereich der touristischen Anbieter. Dabei sind der Anbieterseite eine Vielzahl an Unternehmen zuzuordnen: Betriebe aus dem Beherbergung- und Verpflegungsbereich, aber auch Leistungsträger, wie Beförderungsbetriebe, Reiseveranstalter, Reisebüros, Tourismusverbände und Destinationsmanagementorganisationen (DMOs). Zusammengefasst wird dieser Bereich als „Tourismuswirtschaft im engeren Sinne“.8 Er umfasst all jene Betriebe, die typische Tourismusleistungen erbringen, also Leistungen, die in direktem Zusammenhang mit einer Reise stehen. Als Einheit bilden diese Betriebe das „Produkt Reise“.9
Zudem schließt die Tourismuswirtschaft zwei weitere Bereiche ein, die „ergänzende Tourismuswirtschaft“ z. B. Souvenirbetriebe, Reisejournalisten und die „Touristische Randwirtschaft“ wie beispielsweise Sportartikelindustrie, Tankstellen.10 Eine nähere Beleuchtung dieser Bereiche böte zwar Potential zu tiefgehender Betrachtung, liegt aber außerhalb der Zielsetzung dieser Arbeit.
2.1.2.1 Die Produzenten von Beförderungs- und Beherbergungsleistungen
In direkter Verbindung mit dem „Produkt Reise“ stehen die Produzenten von Beförderungs- und Beherbergungsleistungen. Leistungsträger im Verkehrswesen des Tourismus sind die Eisenbahn, der Bus, das Flugzeug, das Schiff und der Pkw (Selbstfahrer).11 Der Wirtschaftsbereich Beherbergung bietet Beherbergungsleistungen in diversen Unterkünften wie Hotels, Ferienunterkünfte und Campingplätze.12
2.1.2.2 Die Reiseveranstalter, Reisebüros und Destinationen als Händler
Ebenso in direkter Verbindung mit dem „Produkt Reise“ stehen auch die Reiseveranstalter, Reisebüros und Destinationen. Reiseveranstalter greifen dabei auf eine unterschiedlich hohe Anzahl an verschiedenen Partnern wie Beförderungs- und Beherbergungsunternehmen zurück und bieten so eine Gesamtlösung an. Somit sind sie für ein gesamtes Reisekonzept verantwortlich, welches mindestens aus zwei Produkten wie beispielsweise Flug und Hotel besteht.13 Verschiedene Veranstalter fahren dabei unterschiedliche Konzepte, um je nach Kundenzielgruppe individuelle Lösungen anbieten zu können. Ein Grundsatz dabei lautet auch, dem Kunden den wesentlichen Teil einer komplizierten Planung abzunehmen und diesen lediglich eine Buchung durchführen zu lassen.14
Ähnlich verhält es sich dabei bei Reisebüros. Sie vermitteln über etwaige Partnerschaften oder Franchise-Konzepte direkte Angebote der Reiseveranstalter und nehmen somit den Platz als Vermittler ein.15
Im Gesamten kann formuliert werden, dass sowohl Reiseveranstalter Pauschalreisen bündeln und Reisebüros Reiseangebote vermitteln16. Wichtig in diesem Zusammenhang ist stets die Zielgruppe. Verschiedene Zielgruppen pflegen dabei unterschiedliche Ansprüche an ihre Reise, sodass unterschiedliche Erwartungen entstehen können. Entsprechend orientieren sich sowohl Veranstalter wie auch Vermittler an den jeweiligen Zielgruppen und entwickeln unterschiedliche Konzepte, um deren Wünsche zu befriedigen.
Destinationen stellen in einer allgemeinen Betrachtung den geografischen Zielort des Reisenden dar. Dabei profitieren Destinationen gezielt durch eine größere Anzahl an Reisenden zur Region hin. Destinationen können so auch aktiv für ihre Region werben, um Touristen entsprechend anzuziehen und mit der von den Touristen geschaffenen Nachfrage die Region entwickeln.
2.1.3 Die Nachfrageseite im Tourismus
Im Tourismus befindet sich auf der Nachfrageseite der Reisende, Urlauber, Gast, Weltenbummler oder Globetrotter. Wobei sich international die Bezeichnung „Tourist“ behauptet hat.17 Folgt man der Definition der UNWTO, werden Touristen als „Personen, die sich mindestens 24 Stunden außerhalb ihres Wohnortes aufhalten zu beruflichen, vergnüglichen oder anderen Zwecken (außer Arbeit, Studium und Daueraufenthalt)“ aufhalten, bezeichnet.18
Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage sind neben dem ökonomischen Aspekt, vor allem weitere Einflussgrößen, individueller, gesellschaftlicher, ökologischer, ökonomischer und politischer Natur, die den Touristen dazu veranlassen, eine Reise zu unternehmen.19
In der nachfolgenden Abbildung lassen sich zwei zu differenzierende Reisearten der Nachfrageseite deutlich erkennen. Die Freizeit- oder Urlaubsreisen beschreiben den „Tourismus im engeren Sinne“. Doch neben den privaten Vergnügungsreisen bestehen noch weitere Reisearten, die Gegenstand des Reise- oder Fremdenverkehrs sind und als „Tourismus im weiteren Sinne“ bezeichnet werden. Die bekannteste Gruppe ist die der Geschäftsreisenden. In den folgenden Abschnitten werden beide Gruppen näher behandelt.20
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Tourismusnachfrage aus ökonomischer Sicht. [Quelle: Freyer, 2015, S. 94.]
Wie der Abbildung zu entnehmen ist, versteht Freyer den wesentlichen Unterschied innerhalb der Nachfrageorientierung bei Tourismus zwischen Konsum und Investition. Der Konsum kann dabei auch Erholungskonsum sein, wohingegen Geschäftsreisen einen Mehrwert für den Reisenden schaffen sollen und entsprechend als Investition angesehen werden können.21
2.1.3.1 Pauschalreisende
Die Pauschalreise stellt im Wesentlichen eine Sonderform der Reise dar, bei der ein Veranstalter verschiedene Dienstleistungen für den Reisenden übernimmt. Rechtlich betrachtet definiert sich eine Pauschalreise als ein Vertrag mit einem Reiseveranstalter über mindestens zwei verschiedene Dienstleistungen.22 In der Regel sind dabei mit den unterschiedlichen Dienstleistungen der Transport sowie der Aufenthalt verbunden, welche in der Praxis häufig durch Airlines und Hotels bereitgestellt werden.
Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit den Pauschalreisen ist dabei auch der rechtliche Hintergrund. Der Gesetzgeber entwickelte dabei mit dem Verbraucherschutz das Konzept, dass Pauschalreisende innerhalb der Reise nur einen Ansprechpartner haben, welcher durch den Reiseveranstalter bereitgestellt wird. Innerhalb einer Pauschalreise können verschiedene Anbieter wie Beförderungsunternehmen, Beherbergungsunternehmen etc. unterschiedliche Dienstleistungen anbieten. Kommt es innerhalb der Dienstleistungen zu einem Mangel, so stehen bei Pauschalreisen direkte Schadensersatzansprüche respektive Minderungs- und Anpassungsansprüche für den Kunden zur Verfügung.
Innerhalb einer Individualreise würde der Kunde diese Ansprüche gegenüber Transportdienstleister oder Beherbergungsdienstleister sowie anderen Dienstleistern direkt geltend machen können, innerhalb von Pauschalreisen sieht der Gesetzgeber nach § 651m BGB vor, diese direkt gegen den Abwickler der Gesamtreise und somit den Reiseveranstalter geltend machen zu können. Nach Inkrafttreten der EU- Pauschalreisenrichtlinie im Jahr 2018 verstehen sich Pauschalreisen dabei als Werksverträge23, diesen liegt, juristisch laienhaft dargestellt zu Grunde, dass ein Werk zur Erfüllung des Vertrags vollendet sein muss.
2.1.3.2 Geschäftsreisende mit Schwerpunkt Incentive-Reisende
Klassische Geschäftsreisen dienen in der Regel der Herstellung bzw. dem erfolgreichen Absatz der Produkte eines Unternehmens und finden während der Arbeitszeit, im Arbeitsalltag statt. Gleichzeitig stellt die Geschäftsreise einen Kostenfaktor für den Betrieb dar. Private Interessen und das persönliche Vergnügen stehen im Hintergrund, wobei Geschäftsreisen durchaus mit touristischen Aktivitäten verbunden werden können oder ein anschließender privater Urlaub der Erholung dienen kann.24
Neben der klassischen Geschäftsreise lässt sich dieser Bereich in weitere Geschäftsreiseformen gliedern. Hierzu gehören die Messe- und Ausstellungsreisen, die Kongresstouristik und die Incentive-Reisen.25
Auch der Begriff MICE wird als Oberbegriff für „promotable“ Geschäftsreisen angewandt und steht für Meetings (geschäftliches Treffen), Incentives, Conferences and Conventions (Konferenzen und Tagungen) und Exhibitions (Messen) bzw. Events.26
Da sich die vorliegende Arbeit mit dem Schwerpunkt Incentive-Reisen beschäftigt, wird dieser Begriff näher beleuchtet.
Die Incentive-Reise stellt eine Sonderform des Geschäftsreiseverkehrs dar, da sie für das auftraggebende Unternehmen einen Kostenfaktor darstellt. Auf der anderen Seite überwiegt das touristische Programm und dient für Reisende eindeutig der Erholung und dem Vergnügen. Somit wäre die Incentive-Reise von der Reisemotivation her den Urlaubs- und Vergnügungsreisen zuzuordnen.27 Grundsätzlich werden Incentive- Reisen von Unternehmen gewährt, um Geschäftspartner oder Arbeitnehmer des Betriebs für erbrachte Leistungen zu belohnen und zu Mehr- oder Höchstleistungen zu motivieren.28 Demnach ist ein Incentive-Reisender ein Mitarbeiter eines Unternehmens oder Dritter, der für seine erbrachte Leistung belohnt oder für künftige Leistungen motiviert wird, indem er eine (Incentive-)Reise geschenkt bekommt. Für diese spezielle Reiseart und Zielgruppe gibt es eine eigene touristische Infrastruktur mit speziellen Anbietern wie in Kapitel vier zu sehen sein wird.
2.2 Covid-19-Pandemie
Innerhalb des vorliegenden Kapitels erfolgt die umfassende Betrachtung der Covid- 19-Pandemie. Die wesentliche Zielsetzung des vorliegenden Kapitels besteht dabei darin, zum einen die Pandemie sowie deren Einflüsse möglichst umfassend zu beleuchten und zum anderen die Wechselbeziehung der Pandemie sowie des Nachhaltigkeitsaspektes zu analysieren. Auf dieser Basis kann die wissenschaftliche Forschungsfrage der Arbeit beantwortet werden.
2.2.1 Begriffsbestimmung Covid-19-Pandemie
Die Bezeichnung Covid-19-Pandemie bezieht sich auf ein Ende 2019 in der chinesischen Provinz Wuhan ausgebrochenes SARS-Cov-2 Virus. Covid-19 kann dabei auf die englische Bezeichnung Coronavirus disease 2019 zurückgeführt werden.29 Hierbei handelt es sich um ein neuartiges SARS-Cov-2 Virus, das Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2, das sich binnen weniger Monate durch den Waren- und Personenverkehr weltweit verbreitete und eine Vielzahl schwerwiegender Lungenkranker und -toter verursachte.30
Aufgrund der Aggressivität des Virus wurden seitens der Regierungen diverse Maßnahmen entwickelt, welche die Verbreitung maximal einschränken sollten. Hierzu zählen unter anderem die vorrübergehende Einstellung von Betrieben, das Verhängen von Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen sowie der maximalen Einschränkung des Reiseverkehrs.
Ebendiese Einschränkungen sowie eine Reihe weiterer, verursachten für viele Unternehmen erhebliche Liquiditätsengpässe, wodurch eine Vielzahl von Angestellten entweder in Kurzarbeit geschickt oder freigesetzt wurden.31 Auch die Börse verzeichnete aufgrund dieser Ereignisse erhebliche Kurseinbrüche und erlitt einen der bedeutsamsten Börsencrashs seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/ 2008. Die Konsequenzen der Pandemie für die Wirtschaft sind nach wie vor noch nicht in Gänze skizzierbar.32
2.2.2 Konsequenzen der COVID-19-Pandemie für die Tourismuswirtschaft
Innerhalb des vorliegenden Kapitels sollen die wesentlichen Auswirkungen der Covid- 19-Pandemie auf die Tourismuswirtschaft untersucht werden.
Bereits im vorherigen Kapitel wurde beschrieben, dass die im Rahmen der Pandemie eingeführten Maßnahmen der Regierungen, die Tourismus-Branche maßgeblich beeinflussten. Vor allem die Reiseeinschränkungen, wie das Einreiseverbot in bestimmte Regionen, aber auch gänzlich geschlossene Grenzen, das Beherbergungsverbot sowie die regional herrschenden Einschränkungen hinsichtlich der Gastronomie o. Ä. führten zu signifikanten Verlusten innerhalb der TourismusBranche. Aber nicht nur Faktoren, die unmittelbar mit den verhängten Maßnahmen im Zusammenhang stehen, haben die Tourismus-Branche maßgeblich beeinflusst. Auch die zunehmende Arbeitslosigkeit sowie die Überführung der Mitarbeiter in Kurzarbeit haben die finanzielle Situation vieler Bundesbürger beeinträchtigt.
Ebendies bestätigt die aktuelle Pressemitteilung Nr. 219 des Statistischen Bundesamtes vom 10. Mai 2021. Im April 2021 wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat eine Reduktion der Beherbergungsquote von 42,7 Prozent festgestellt.33 Hinsichtlich der Anzahl an Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland konnte ein Rückgang um 53,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet werden, was einer absoluten Anzahl von lediglich 0,9 Millionen Übernachtungen entspricht.34 Vergleicht man demgegenüber die Hochrechnungen des statistischen Bundesamtes aus 2019 stehen dem für eben jenes Jahr rund 495 Millionen Übernachtungen gegenüber.35 Dies belegt dabei den massiven Rückgang der generellen Reiseaktivitäten vor der Pandemie und mit Beginn der Reisebeschränkungen im März 2020.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Reisebilanz des Jahres 2020. Diese Statistik bezieht sich dabei auf die Reisefrequenz der Bundesbürger. Der Statistik kann dabei unschwer entnommen werden, dass im Vergleich zu den letzten 30 Jahren im Jahr 2020 bislang der massivste Einbruch verzeichnet werden konnte. So haben lediglich 37 Prozent eine Reise von mindestens fünf Tagen unternommen.36
http://www.tourismusanalyse.de/zahlen/daten/statistik/tourismus-urlaub- reisen/2021/reisebilanz-2020/
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Abbildung 2: Reisefrequenz der Bundesbürger im Jahr 2020. [Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen, 2021, o. S.]
Neben diesen Entwicklungen konnten darüber hinaus auch erhebliche Einbrüche hinsichtlich der Arbeitsplätze in der Tourismusindustrie verzeichnet werden. Laut Balas et al. waren im Jahr 2020 120 Millionen Arbeitsplätze beeinträchtigt, welche sich innerhalb der Reisebranche befanden.37
In Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Tourismus-Branche wurden bereits seit April 2020 durch renommierte Forschungsinstitute diverse Zukunftsszenarien entwickelt und stetig an die sich ändernden Bedingungen angepasst. Diese betrachten die möglichen Phasen der Entwicklung der Covid-19-Pandemie. Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht das aktuelle Zukunftskonzept, das vom Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes entwickelt wurde. Dabei bedarf es der Berücksichtigung, dass die Prognose-Aufstellung im Juli 2020 erfolgte.
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Abbildung 3: Zukunftsszenarien der Pandemieentwicklung im Zusammenhang mit der Tourismusindustrie. [Quelle: Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes, 2020, o. S.]
Nichtsdestotrotz kann dieser Übersicht entnommen werden, dass eine vollumfängliche Normalisierung der Tourismus-Branche ein langfristiger Prozess ist, was sich entsprechend auf die innerhalb dieser Branche gebuchten Umsätze widerspiegelt.
2.2.3 Corona-Pandemie und Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedanken
Die mit der Corona-Pandemie eingeleiteten Schutzmaßnahmen beziehungsweise damit verbundene Verordnungen durch den Bund, führten zu Ausgangssperren und Reisebeschränkungen. So beschränkten sowohl Deutschland als auch andere Länder der EU die Einreise aus touristischen Gründen.38 Wie bereits dargestellt, liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen touristischen und Geschäftsreisen in Bezug auf Konsum und Investition. Die oben genannten Maßnahmen zeigten dabei insofern einen Nebeneffekt als sowohl die Schadstoffemissionen im Flug- und Reiseverkehr gesunken waren und die Wasserqualität verbessert werden konnte.39 Dies führte zu einem neuen Aufkommen, beziehungsweise stärkerem Aufkommen der Nachhaltigkeitsdebatte.40
Indem die touristischen Reisen verhindert worden sind, zeigte sich durch Schonung der Umwelt eine Verbesserung der ökologischen Säule innerhalb der Nachhaltigkeitsdebatte. Gleichzeitig wurden viele Unternehmen durch die Corona- Pandemie getroffen, was letztlich auch die Mitarbeiter betraf und somit einen Großteil der Bevölkerung vor finanzielle Herausforderungen stellte. Durch die praktische Abschaffung der Konsumreisen konnten somit auch ökonomische Faktoren auf der einen Seite verbessert werden, führten jedoch auch zu ökonomischen Nachteilen bei Betroffenen der Reisebranche. Angesichts der Folgen der Corona-Pandemie besteht die nicht unberechtigte Frage nach der Notwendigkeit von touristischen Reisen in einem Ausmaß wie vor der Pandemie.
Zudem nahm die Regierung durch die Pandemie 584 Milliarden Euro an Schulden auf, um Betroffene während der Pandemie zu unterstützten.41 Diese neu aufgenommenen Schulden werden zu den bestehenden, nicht unerheblichen Schulden Deutschlands hinzuaddiert und werden durch die nachfolgenden Generationen getilgt werden müssen. Aktuelle Erhebungen legen dabei nahe, dass bis in das Jahr 2030 der Barwert lediglich aus den Corona-Schulden rund einer Billionen Euro entspricht.42 Das bis dato verfolgte Generationenkonzept kann an dieser Stelle nicht angewendet werden, da die Zinslast zu hoch ist, um die Schulden durch die nachfolgenden Generationen abbauen zu können. Entsprechend stellt sich der ökonomische Faktor des Nachhaltigkeitsaspekts durch die Corona-Pandemie als kritisch dar.
2.3 Nachhaltigkeit
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ leitet sich von „Nachhalten“ ab, was so viel bedeutet wie „andauern, wirken, anhalten“. Der Wort-Definition nach beinhaltet Nachhaltigkeit damit vor allem den Aspekt der Zeit - oder auch „[...] die Fortdauer oder Konstanz von Zuständen, Prozessen und Wirkungen“.43
Ursprünglich soll der Begriff in der Forstwirtschaft im 17. Jahrhunderts verwendet worden sein: So habe der Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz angeordnet, den Wald nur so weit abzuholzen, dass er sich wieder von selbst regenerieren konnte. Im Kontext der Nachhaltigkeit solle ein regeneratives, natürliches System wie der Wald dauerhaft erhalten bleiben.44 Gleichzeitig vermittelt Nachhaltigkeit eine Vorstellung davon, wie die Welt sein sollte, wie die Menschen heute und morgen leben sollen und welche Zukunft wünschenswert ist. Die angestrebte nachhaltige Entwicklung wurde erstmals im Brundtland-Bericht im Jahr 1987 formuliert: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“45
Weitgehende Einigkeit herrscht darüber, dass Nachhaltigkeit nur durch eine Integration der verschiedenen Dimensionen gesellschaftlicher Entwicklung erreicht werden kann. Durchgesetzt hat sich hierbei das nachstehende NachhaltigkeitsDreieck mit den drei Dimensionen Ökologie, Wirtschaft und Soziales. Demnach ist eine ganzheitliche Tourismusentwicklung notwendig, um die Säulen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft in Balance zu bringen. Alle drei Dimensionen stehen dabei wie in der nachstehenden Abbildung ersichtlich gleichberechtigt nebeneinander.46
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Säulen der Nachhaltigkeit [Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Pufé, 2017, S. 111.].
Allerdings ist nachhaltige Entwicklung nach Auffassung der Nachhaltigkeitsforscher ein stetiger Prozess, dessen Ziele auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden können. Im Mittelpunkt stehen Dynamik und Qualität der Prozesse. Das Erreichen eines „nachhaltigen Zustands“ oder definierte quantitative Zielvorgaben sind eher nebensächlich. Demnach zählt im Hinblick auf eine nachhaltige Gestaltung des Tourismus besonders „der Weg zum Ziel“.47
2.3.1 Begriffsbestimmung nachhaltiger Tourismus
Impulsgeber für den nachhaltigen Tourismus als Leitbild auf globaler Ebene war die Rio-Konferenz von 1992. Dabei wurden erstmals politisch und rechtlich verbindliche Handlungsvorgaben der nachhaltigen Entwicklung formuliert.48
Gemäß der Welttourismusorganisation UNWTO erfüllt nachhaltiger Tourismus „[...] die Ansprüche sowohl von Touristen als auch der Bevölkerung der Zielgebiete, wobei außerdem zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten gesichert und verbessert werden sollten. Ressourcen werden so genutzt, dass ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse befriedigt und gleichzeitig kulturelle Integrität, wesentliche ökologische Prozesse, die biologische Artenvielfalt und lebenswichtige Systeme erhalten bleiben.“49
Prinzipiell lässt sich daraus ableiten, dass der Konsum-Tourismus in einer Weise stattfinden muss, welche auf Basis der ökonomischen Säule, die Wirtschaft im Zielort fördert, ohne diese zu überfordern.
Die sozialen Aspekte berücksichtigen einerseits die Förderung von touristischen Gebieten auf sozialer Ebene und weiterhin die Schaffung von Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten auf der anderen Seite.
Ökologischen Aspekte beinhalten unter anderem den Treibstoffausstoß, vielmehr die dadurch entstehenden Emissionen, durch welche die Umwelt einen schwer erholbaren Schaden erleidet.
Der Ausbau der ökonomischen Aspekte in den touristischen Ländern muss dabei mit einem allgemeinen Wachstum der dortigen Wirtschaft einhergehen. Reine Tourismusregionen wie etwa die spanische Insel Mallorca, mussten im Zuge der Pandemie durch ausbleibende Reisen herbe Verluste erleiden. Der starke Fokus auf den reinen Tourismus führte zu Massenarbeitslosigkeiten und Versorgungslücken.50
2.3.2 Entwicklung von Nachhaltigkeit im Tourismus
Entsprechend der bisherigen Darstellungen des Tourismus sowie der Nachhaltigkeit widmet sich der vorliegende Abschnitt der Darstellung der Kombination aus beiden Themenbereichen und somit den Entwicklungsansätzen des nachhaltigen Tourismus. Innerhalb einer Untersuchung im Jahr 2002 stellte das Umweltbundesamt fest, dass die Aktivitäten mit dem höchsten Energieverbrauch, beziehungsweise Schadstoffausstoß in der An- und Abreise sowie bei den Freizeitaktivitäten im Tourismus liegt.51
So vermerkt das Umweltbundesamt, dass in relativer Betrachtung der höchste Schadstoffausstoß innerhalb von touristischen Reisen nicht im Flug- oder Schiffsverkehr besteht, sondern primär in der Anreise mit dem PKW.52
Darüber hinaus sieht das Bundesumweltamt die in Relation höchste Umweltverschmutzung bei Außenveranstaltungen wie Festivals und bei Feuerwerken. Entsprechend kann dargestellt werden, dass diese Aktivitäten nicht den Primärtourismus beschreiben, sondern eine Form des Freizeittourismus und Spaßtourismus. Ansätze für nachhaltige Reisen offeriert das Bundesumweltamt mit kürzeren Reisen und Tourismus in nahegelegene Regionen einerseits und der Wahl von zertifizierten nachhaltigen Reiseanbietern andererseits.53
Rein & Strasdas definieren im Sinne des nachhaltigen Tourismus die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung lokaler Kultur, die Überwachung der Auswirkungen durch den Tourismus im Zusammenhang mit Produktions- und Konsummustern sowie die nachhaltige Nutzung von lokalen Ressourcen.54 Reim & Strasdas legen dabei nahe, dass der Tourismus für die lokalen Regionen selbst so attraktiv ist, dass diese sowohl Kultur, Produktion und Konsumverhalten ändern könnten, um mehr Touristen anzulocken. Entsprechend müssten etwaige Überwachungsmöglichkeiten gefunden werden, um dem entgegenzuwirken.55
Gleichzeitig soll der nachhaltige Tourismus dabei die Ansprüche sowohl aus Sicht der Touristen wie auch aus lokaler Sicht erfüllen. Da Reim & Strasdas das Mobilitätsproblem erkennen, jedoch auch das Bewusstsein haben, dieses nicht ändern zu können, schlagen sie innerhalb der Lösungskonzepte für nachhaltigen Tourismus den Ansatz des nachhaltigen Beherbergungsfaktors vor.56 Insbesondere der Ausbau energieeffizienter Häuser und generell Bauten könnte auch einen Einfluss auf den nachhaltigen Tourismus haben und so im Sinne der Nachhaltigkeit sein.57
Ein wesentliches Problem zwischen dem nachhaltigen Tourismus und den Touristen ist die Vermittlung des Bewusstseins für nachhaltigen Tourismus und gleichzeitig die Notwendigkeit, die Menschen von diesem zu überzeugen.58
Baumgartner entwickelte seinerseits ein Bewertungsschema, um die Nachhaltigkeitsaspekte im Tourismus zu messen.
Diese beruhen dabei auf den fünf Dimensionen:
1- Sozio- ökonomische Zustandsindikation (states)
2- Sozio-ökonomische Antriebskräfte (driving Forces)
3- Belastungen auf der Seite der natürlichen Umwelt (pressures)
4- Zustandsindikatoren der natürlichen Umwelt (states)
5- Indikatoren für institutionelle Rahmenbedingungen59
Diese stellen dabei übergeordnete Dimensionen dar, welche Anhand von 37 Ordnungskriterien sowie Schlüssel- und Austauschindikatoren aufgezeigt werden. Dazu gehören unter anderem die durchgängige Erreichbarkeit der Region zwischen 8.00 und 22.00 Uhr sowie der Ausbau eines auf touristische Bedürfnisse angepasste öffentlichen Nahverkehrssystems. Gleichzeitig aber auch die Vermeidung von Abfall und Lärmbelästigung in der Region.60 Die vollständige Liste wird im Anhang präsentiert.
Die verschiedenen Indikatoren werden entsprechend ihres Vorhandenseins und des Ausmaßes des Vorhandenseins in rote, gelbe und grüne Bewertungen sortiert. Grün zeigt einen unbedenklichen Zustand, gelb einen alarmierenden und rot unbedingten Handlungsbedarf.61 Werden Tourismusgebiete anhand des Bewertungsschemas evaluiert, können sowohl Einheimische wie auch Touristen abschätzen, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht und somit entsprechend Änderungen durchführen. Touristen können durch die Bewertungsskala erkennen, ob Tourismus für die Region aus Sicht der Nachhaltigkeit vertretbar oder unvertretbar wäre. Ein Ausbleiben von Touristen aufgrund negativer Bewertungen würde so schließlich auch akuten Handlungsdrang für die Region bewirken.62
Zusammenfassend lässt sich zur Entwicklung des nachhaltigen Tourismus sagen, dass touristische Reisen generell die kürzeste Strecke wählen sollten, um die Emissionen bei An- und Abreise zu reduzieren. Gleichzeitig können energieeffiziente Häuser beziehungsweise der Ausbau dieser stärker forciert werden, um die Nachhaltigkeit beim Faktor Beherbergung zu erhöhen. Weiterhin können Bewertungsschemas für Regionen herangezogen werden, um auch zu prüfen, ob die lokale Wirtschaft in einer Weise profitieren kann, welche ein generelles Wachstum schafft, die Arbeitslosigkeit reduziert und dabei die natürlichen Ressourcen der lokalen Region nicht zu stark strapaziert.
2.3.3 Incentive-Reisen und Nachhaltigkeit
Im Sinne der zuvor beschriebenen Faktoren für nachhaltigen Tourismus ergibt sich dabei ein grundsätzliches Problem im Rahmen der Incentive-Reisen. So stehen Incentive-Reisen primär im Vordergrund eines Belohnungsaspektes aus Unternehmenssicht für die Arbeit der Mitarbeiter. Oft haben Incentive-Reisen daher einen überschwänglichen Freizeitcharakter.
Zwei Aspekte, die dabei im Einklang mit nachhaltigen Faktoren stehen würde, wären die Einbindung der lokalen Bevölkerung in die Incentive-Reisen als auch der ökonomische Mehrwert der Region, welcher durch Reiseveranstalter für Incentive- Reisen in der Region stattfinden könnte. Ein Werbemittel für Incentive-Reisen im Allgemeinen liegt darin, durch gemeinsame Erlebnisse ein stärkeres Gemeinsamkeitsgefühl zu erzeugen und so einen Mehrwert sowie Motivation für die Mitarbeiter zu schaffen. Dieses Gefühl beziehungsweise das Werbemittel kann dabei in Kombination mit Faktoren der Nachhaltigkeit auch strategisch eingesetzt werden.
So können etwa Incentive-Reisen mit nachhaltigen Aktivitäten und unter Einbindung der lokalen Bevölkerung stattfinden, um so auch eine strategisch nachhaltige Werbemittelplatzierung zu fördern. Insbesondere Unternehmen, welche sich aktiv der nachhaltigen Produktion widmen oder aktiv den Faktor Nachhaltigkeit repräsentieren, könnten so als Zielgruppen angesprochen werden.
2.3.4 Umweltorientierte Unternehmen und nachhaltige Incentive-Reisen
Das im Allgemeinen wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit hört dabei nicht auf individueller Ebene auf, sondern findet auch in vielen Unternehmen Anklang. Nachhaltigkeit wird dabei als ein übergreifendes Bewusstsein verstanden.
Aus wirtschaftlicher Sicht kann ein nachhaltiges Verhalten der Unternehmen auch bewusst im Marketing eingesetzt werden, um Kunden, welche einen Fokus auf Nachhaltigkeit legen, auch entsprechend zu akquirieren. Dabei kann der Aspekt aus verschiedenen Dimensionen heraus betrachtet werden. So entsteht einerseits ein höheres Bewusstsein der Unternehmen gegenüber ihrer Umwelt, andererseits auch der Wunsch der Kunden nach umweltorientierteren Unternehmen. Aus Betrachtung der Unternehmens-Perspektive entstand dabei das Gebiet der Corporate Social Responsibility (CSR). Innerhalb der verantwortungsvollen Unternehmensführung betrachten Unternehmen sowohl ihre soziale Rolle als auch die Verantwortungen, welche durch das unternehmerische Handeln entstehen.63 Im Ganzen kann die CSR auch als Managementansatz verstanden werden, der zwar einen direkten Mehraufwand für Unternehmen bedeutet, jedoch auch durch die mediale Berichterstattung über verantwortungsvolle Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil darstellen kann.64
[...]
1 Vgl. Balas et al., 2020: S. 195.
2 Vgl. ebd.
3 Vgl. ebd.
4 Fridays for Furture (deutsch „Freitage für [die] Zukunft) bezeichnet eine von Schülern initiierte Bewegung, welche sich für effiziente Klimaschutz-Maßnahmen einsetzt. Dabei soll das auf der Weltklimakonferenz in Paris 2015 im Weltklimaabkommen verankerte 1,5-Grad Ziel der Vereinten Nationen eingehalten werden.
5 Vgl. Gläser & Laudel, 2010, o. S.
6 Vgl. Freyer, 2015: S. 2.
7 Freyer, 2015 nach UNWTO, 1993, o. S.
8 Vgl. Freyer, 2015. S. 148.
9 Vgl. Augsbach, 2020. S. 5.
10 Vgl. Freyer, 2015. S. 148 ff.
11 Vgl. Freyer, 2015. S. 154.
12 Vgl. ebd.
13 Vgl. Fuchs et al., 2008, S. 576.
14 Vgl. ebd.
15 Vgl. ebd. S. 544f.
16 Vgl. ebd.
17 Vgl. Freyer, 2015, S. 100.
18 Freyer, 2015, S. 100 nach UNWTO, 1993: o. S.
19 Vgl. Freyer, 2015, S. 73 ff.
20 Vgl. Freyer, 2015, S. 102.
21 Vgl. Freyer, 2015, S.102.
22 Vgl. § 651a Abs. 5 BGB.
23 Vgl. EU-Pauschalreiserichtline in Art. 29 ÄndRL (EU) 2015/ 2302.
24 Vgl. Freyer, 2015, S. 107 ff.
25 Vgl. ebd.
26 Vgl. Freyer, 2015, S. 109.
27 Vgl. ebd.
28 Vgl. Eisenhut, 2011, S. 409 f.
29 Vgl. Bundesgesundheitsministerium, 2021, o. S.
30 Vgl. ebd.
31 Vgl. Destatis, 2021, o. S.
32 Vgl. ebd.
33 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2021a, o. S.
34 Vgl. ebd.
35 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2021b, o. S.
36 Vgl. Stiftung für Zukunftsfragen, 2020, o. S.
37 Vgl. Balas et al., 2020, S. 195.
38 Vgl. Auswärtiges Amt, 2021, o. S.
39 Vgl. Deutsche Bank, 2021, o. S.
40 Vgl. ebd.
41 Vgl. Bahnsen et al., 2020, S.18.
42 Vgl. ebd. S.19
43 Schneider & Schmidpeter, 2015, S. 46.
44 Vgl. Grober, 2012: S. 1-7.
45 BMU, 2017 nach WCED, 1987: S. 8.
46 Vgl. Pufé, 2017, S. 111.
47 Vgl. Schmied et al., 2009, S. 25 f.
48 Vgl. Strasdas, 2011, S. 519.
49 UNWTO, 2005, zitiert in Strasdas, 2011, S. 518.
50 Vgl. Mallorcazeitung, 2021, o. S.
51 Vgl. Umweltbundesamt, 2021, o. S.
52 Vgl. ebd.
53 Vgl. ebd.
54 Vgl. Reim & Strasdas, 2017, S. 26.
55 Vgl. ebd.
56 Vgl. ebd. S. 80.
57 Vgl. ebd.
58 Vgl. Wöhler, 2011. S. 201.
59 Baumgartner, 2002, S. 4.
60 Vgl. Baumgartner, 2002 S. 4f.
61 Vgl. ebd. S. 5f.
62 Vgl. ebd.
63 Vgl. Schneider & Schmidpeter, 2015, S. 1.
64 Vgl. ebd.
- Arbeit zitieren
- Katharina Zott (Autor:in), 2021, Incentive Reisen und Nachhaltigkeit. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Reisebranche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1141177
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