Die vorliegende Transferarbeit verfolgt das Ziel, sowohl die Relevanz der Verwendung von kognitiven Heuristiken innerhalb des Investitionsprozesses von Unternehmen hervorzuheben, als auch Transparenz bezüglich potenzieller Entstehungssituationen
kognitiver Verzerrungen herzustellen. Ebenso soll Bewusstsein über die Tragfähigkeit ihrer Auswirkungen geschaffen, und eine praxisorientierte Bewertung von Präventivmaßnahmen vorgenommen werden.
Die derzeitige Corona-Krise verstärkt das herrschende Maß an Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (= VUKA), welches die Unternehmensumwelt kennzeichnet. Darüber hinaus haben Unternehmenszusammenbrüche oder Skandale,
wie bspw. Entron, Wirecard, Worldcom oder UBS, Unternehmen in Ausnahmesituationen gebracht und den Prozess ihrer Investitionsentscheidungen maßgeblich erschwert.
Dahingehend findet zunächst die kontextbezogene Beschreibung grundlegender Begrifflichkeiten zur Schaffung eines einheitlichen Verständnisses statt. Daraufhin erfolgt die Betrachtung der wesentlichen kognitiven Verzerrungen innerhalb der für die Entscheidungsfindung relevanten Phase der Investitionsplanung. Hierbei stehen ihr zeitliches Vorkommnis, die risikobehafteten Auswirkungen und fördernden Umstände in ihrer Entstehung, sowie bestehenden Wechselwirkungen im Vordergrund. Im Anschluss wird ein grundlegendes Lösungskonzept aufgezeigt, welches die Ableitung konkreter Maßnahmen zur Vermeidung in der Investitionsplanung beinhaltet. Abschließend findet eine Hervorhebung der Quintessenzen, die Bewertung der Implementierung, sich ergebender Chancen und Risiken, sowie ein Ausblick für die Entscheidungsfindung der Unternehmenspraxis statt. Im Kontext der Zielsetzung der Transferarbeit konnte dabei festgestellt werden, dass basierend auf der Tatsache, dass kognitive Heuristiken ein wichtiges Mittel zur Entscheidungsfindung in Anbetracht der genannten Einflussfaktoren darstellen können, die verantwortlichen Manager dabei jedoch ein deutlich höheres Maß an Entscheidungsqualität leisten müssen. Diese kann nur anhand der Schaffung des Bewusstseins für kognitive Verzerrungen, eigenverantwortlicher Selbstreflexion und transparente Kommunikationsstrukturen innerhalb des Entscheidungsprozesses erreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungen
Abstract
1. Kognitive Verzerrungen bei Investitionsentscheidungen
1.1 Ausgangslage und grundlegende Begrifflichkeiten
1.2 Rolle der kognitiven Biases
2. Reflektierte Anwendung kognitiver Heuristiken
2.1 Gezielte Vermeidung kognitiver Verzerrungen
2.2 Ableitung konkreter Gegenmaßnahmen in der Praxis
3. Bewertung und Ausblick im Kontext der Unternehmenspraxis
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Übersicht kognitiver Biases innerhalb der Investitionsplanung
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abstract
Die derzeitige Corona-Krise verstärkt das herrschende Maß an Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (= VUKA), welches die Unternehmensumwelt kennzeichnet. Darüber hinaus haben Unternehmenszusammenbrüche oder Skandale, wie bspw. Entron, Wirecard, Worldcom oder UBS, Unternehmen in Ausnahmesituationen gebracht und den Prozess ihrer Investitionsentscheidungen maßgeblich erschwert.1
Die vorliegende Transferarbeit verfolgt das Ziel, sowohl die Relevanz der Verwendung von kognitiven Heuristiken innerhalb des Investitionsprozesses von Unternehmen hervorzuheben, als auch Transparenz bezüglich potenzieller Entstehungssituationen kognitiver Verzerrungen herzustellen, Bewusstsein über die Tragfähigkeit ihrer Auswirkungen zu schaffen und eine praxisorientierte Bewertung von Präventivmaßnahmen vorzunehmen.
Dahingehend findet zunächst die kontextbezogene Beschreibung grundlegender Begrifflichkeiten zur Schaffung eines einheitlichen Verständnisses statt. Daraufhin erfolgt die Betrachtung der wesentlichen kognitiven Verzerrungen innerhalb der für die Entscheidungsfindung relevanten Phase der Investitionsplanung. Hierbei stehen ihr zeitliches Vorkommnis, die risikobehafteten Auswirkungen und fördernden Umstände in ihrer Entstehung, sowie bestehenden Wechselwirkungen im Vordergrund. Im Anschluss wird ein grundlegendes Lösungskonzept aufgezeigt, welches die Ableitung konkreter Maßnahmen zur Vermeidung in der Investitionsplanung beinhaltet. Abschließend findet eine Hervorhebung der Quintessenzen, die Bewertung der Implementierung, sich ergebender Chancen und Risiken, sowie ein Ausblick für die Entscheidungsfindung der Unternehmenspraxis statt.
Im Kontext der Zielsetzung der Transferarbeit konnte dabei festgestellt werden, dass basierend auf der Tatsache, dass kognitive Heuristiken ein wichtiges Mittel zur Entscheidungsfindung in Anbetracht der genannten Einflussfaktoren darstellen können, die verantwortlichen Manager dabei jedoch ein deutlich höheres Maß an Entscheidungsqualität leisten müssen. Diese kann nur anhand der Schaffung des Bewusstseins für kognitive Verzerrungen, eigenverantwortlicher Selbstreflexion und transparente Kommunikationsstrukturen innerhalb des Entscheidungsprozesses erreicht werden.
1. Kognitive Verzerrungen bei Investitionsentscheidungen
1.1 Ausgangslage und grundlegende Begrifflichkeiten
Die Investitionsprozesse von Unternehmen im Kontext der derzeitigen Corona-Pandemie, in Verbindung mit den Auswirkungen der VUKA-Welt unterliegen zahlreichen Herausforderungen. Die täglich neuen Informationen, welche die Risikobeurteilungen vom Vortag bereits als hinfällig erscheinen lassen, haben den Druck auf die verantwortlichen Entscheidungsträger zusätzlich erhöht. Diesbezüglich können unbewusste psychologische Mechanismen oder Unachtsamkeiten zu einem erheblichen Risikofaktor in Unternehmen führen.2 Da die Literatur verschiedene Definitionen des Begriffs „Investitionsentscheidung“ aufweist, geht die vorliegende Transferarbeit zur Schaffung eines einheitlichen Verständnisses von einem Investitionsprozess aus, welcher alle für die Investition maßgeblichen Entscheidungen umfasst. Dabei ist der Investitionsprozess nach der Planungs-, Realisierungs-, Kontroll-, und letztendlichen Nachbesserungsphase zu untergliedern.3 Für den weiteren Verlauf ist hauptsächlich die Planungsphase relevant, da diese mit der finalen Entscheidung für oder gegen ein gewisses Investitionsvorhaben abgeschlossen wird.
Im Kontext der vorgenannten Einflussfaktoren kommt es bei Entscheidungssituationen zur unbewussten Anwendung von Vereinfachungsstrategien, den sogenannten kognitiven Heuristiken. Diese verschaffen bei Unsicherheit eine vereinfachte Darstellung des unstrukturierten, sowie komplexen Problems und bieten umwelt- und situationsabhängig oftmals geeignete Lösungen. Sie stellen in der Praxis bspw. Interpretations- oder Strukturierungshilfen, unterstützende Mittel in der Kommunikation und Strukturierung, sowie Quellen zur Generierung innovativer Ideen dar.4 Führt ihre Verwendung jedoch zu Fehlentscheidungen, so spricht die Literatur von kognitiven Biases oder kognitiven Verzerrungen.5 Diese werden im nachfolgenden Kapital im Hinblick auf die entscheidungsrelevante Prozessphase der Investitionsplanung betrachtet. Darüber hinaus findet eine Ableitung des jeweils einhergehenden Risikopotenzials für die Entscheidungsfindung statt.
1.2 Rolle der kognitiven Biases
Kognitive Verzerrungen wirken sich durch die fehlerhafte Anwendung kognitiver Heuristiken in Form irrationaler Entscheidungen aus. Dabei steigt die Auftrittswahrscheinlichkeit, je höher die Komplexität und Vielfalt und je weniger Zeit mit der entsprechenden Zielsetzung verbunden ist.6 Darüber hinaus spielen Faktoren, wie eine unvollkommene Informationsbasis und ein hohes Maß an Unsicherheit oder eine zu große Datenflut eine elementare Rolle innerhalb der Entscheidungssituation.7
In Bezug auf die fokussierte Planungsphase sind vier verschiedene kognitive Verzerrungen, welche sich zum Teil wechselseitig beeinflussen, relevant. Die nachfolgende Abbildung verschafft einen Überblick der Biases hinsichtlich ihrer zeitlichen Einordnung und risikobehafteten Auswirkungen innerhalb des Prozesses, sowie der fördernden Umstände in ihrer Entstehung und der wechselseitigen Beziehung.
Abbildung 1: Übersicht kognitiver Biases innerhalb der Investitionsplanung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Der Framing Bias bewirkt, dass zu treffende Entscheidungen anhand der Darstellung, bzw. der Formulierung, eines Sachverhalts oder der Menge an Informationen verzerrt werden können.8 Da er meistens im Rahmen der Berichtserstattung auftritt, findet eine Beeinflussung aller Folgeschritte innerhalb des Planungsprozesses statt. Beinhaltet der Management Report bspw. eine zu große Informationsbasis, entsteht eine Informationsflut, in dessen Folge der Entscheider sich möglicherweise auf die Sachverhalte beschränkt, welche seiner persönlichen Meinung entsprechen (Confirmation Bias). Im gegenteiligen Fall birgt eine zu geringe Datenmenge das Risiko einer unreflektierten Situationsbewertung. Das exakte Wording kann hierbei wiederum zu einer Verstärkung des Overconfidence oder Status-Quo Bias führen. Der Overconfidence Bias priorisiert die Veränderung, somit die Entscheidung für das Investitionsvorhaben, da die Bewertung eines geringeren Risikopotenzials erfolgt, als es tatsächlich objektiv der Fall sein müsste. Hierbei spielt die Kontrollillusion, welche dazu führt, dass der Entscheider in der Annahme handelt, alle zukünftigen Risiken kontrollieren und vereiteln zu können, eine zentrale Rolle.9 Das direkte Gegenteil findet sich im Status-Quo Bias, welcher den derzeitigen Zustand priorisiert, bzw. die Veränderung hemmt. Dieser findet maßgeblich im Zuge der endgültigen Entscheidungsfindung statt und ist stellt in Anbetracht der Ausgangssituation ein elementares Risiko für Investitionsentscheidungen von Unternehmen am Markt dar. Das derzeit herrschende Maß an Unsicherheit kombiniert mit einer möglicherweise fehlinterpretierten Berichterstattung hinsichtlich der bestehenden Risiken führt unweigerlich zu einer Verlustaversion. Die allgemeine Verlustaversion bewertet grundsätzlich das Risiko eines Verlustes höher als die Erwartung eines Gewinns.10 Auf diese Weise werden Investitionsentscheidungen vereitelt, welche gegebenenfalls vielversprechende Chancen bieten. Der Confirmation Bias kann in allen Schritten des Planungsprozesses entstehen, wirkt sich jedoch überwiegend bei der direkten Entscheidungsfindung aus. Je eher sich hierbei die Meinung des Entscheiders für ein bestimmtes Investitionsvorhaben gebildet hat, desto mehr Gegenargumente werden ignoriert oder im Rahmen einer Informationsflut übersehen.11
[...]
1 Vgl. Enterprise Risk Management Report, Covid-19 in der Berichterstattung, 2020, S. 16.
2 Vgl. Hunziger, Risk Management- Modern Apppraches to Balancing risk and Reward, 2019, S. 22.
3 Vgl. Adam, D., Investitionscontrolling, 1999, S. 11 ff.
4 Vgl. Knott, P., Strategy tools: Who really uses them?, 2008, S. 29.
5 Vgl. Tversky, A.; Kahneman, D., Judgment under uncertainty- Heuristics and biases, 1974, S. 1124.
6 Vgl. Einhorn, H.J.; Hogarth, R.M., Behavioral decision theory: processes of judgment and choice, 1981, S. 6.
7 Vgl. Kahnemann, D., Schnelles Denken, langsames Denken, 2012, S. 20- 24.
8 Vgl. Klatt, T.; Möller, K., Entscheidungsanomalien in der strategischen Unternehmensplanung, 2011, S. 433.
9 Vgl. Klatt, T.; Möller, K., Entscheidungsanomalien in der strategischen Unternehmensplanung, 2011, S. 428 ff.
10 Vgl. Lies, H.; Weger, A., Exzellenz in Planungsprozessen dank Behavioral Controlling, 2013, S. 40 f.
11 Vgl. Scherpereel, P. et al., Entscheidungsverhalten bei Investitionen steuern, 2015, S. 45 f.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2021, Entscheidungsfindung bei Managern. Zur Rolle kognitiver Heuristiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1140985
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