Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Soziologie
und architektonischen Räumen. Als Grundlage dient ein Auszug aus
Norbert Elias „Die höfische Gesellschaft“, in welchem der Soziologe Elias
auf empirischem Wege anhand des Beispiels des Schlosses von Versailles
zu beweisen sucht, dass man anhand von „Wohnstrukturen“ einer
Gesellschaft Rückschlüsse auf ihre Charakteristika ziehen könne.
Weiterhin wird untersucht, wie andere Autoren aus Fachgebieten der
Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft mit dieser These umgehen.
Zunächst wird ein Text von Frank Druffner behandelt „Gehen und Sehen
bei Hofe. Weg- und Blickführung im Barockschloss“, der die Verbindung
von Zeremonielltheorie und architektonischer Umsetzung in den
Mittelpunkt stellt. Um auf das Zeremoniell näher einzugehen schließt sich
der Text von Katja Heitmann „Zeremonielliteratur - Ceremoniel ist eine
Ordnung“ an, die ein Forschungsresumé über das Zeremioniell zieht.
Weiterführend ist der Text von dem Literaturwissenschaftler Gotthardt
Frühsorge „Der Hof, der Raum, die Bewegung - Gedanken zur
Neubewertung des europäischen Hofzeremoniells“ der verschiedene
Ansätze zur Hofforschung darlegt. In dem sich anschließenden Resumé
werden anhand von Stichpunkten Gemeinsamkeiten oder Abweichungen
der verschiedenen Autoren zu Elias These zusammengestellt, um
aufzuzeigen, wie sich diese Texte zueinander verhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lebenslauf von Norbert Elias
- Hauptwerk „Uber den Prozess der Zivilisation"
- Text „Wohnstrukturen als Anzeiger gesellschaftlicher Strukturen"
- Kapitel 111 aus: „Die höfische Gesellschaft"(1969)
- Text Frank Druffner „Gehen und Sehen bei Hofe — Weg— und Blickführungen im Barockschloss"
- Text Katja Heitmann „Zæremonielliteratur - Ceremoniel ist eine Ordnung"
- Text Gotthardt Frühsorge „Der Hof der Raum die Bewegung. Gedanken zur Neubewertung des europäischen Hof-zeremoniells"
- Resurné
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen Soziologie und architektonischen Räumen, indem sie Norbert Elias' These untersucht, dass man anhand von „Wohnstrukturen" einer Gesellschaft Rückschlüsse auf ihre Charakteristika ziehen kann. Die Arbeit analysiert Elias' Ausführungen im Kontext des Schlosses von Versailles und untersucht, wie andere Autoren aus Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft mit dieser These umgehen.
- Verbindung von Soziologie und Architektur
- Analyse von „Wohnstrukturen" als Indikatoren für gesellschaftliche Strukturen
- Das Zeremoniell als Ausdruck und Regulator von Macht und Rangordnung
- Die Rolle der Architektur in der Umsetzung und Repräsentation des Zeremoniells
- Die Bedeutung von Raum und Bewegung im höfischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die zentralen Fragestellungen und die verwendeten Texte vor. Der Lebenslauf von Norbert Elias beleuchtet seine akademische Entwicklung und die Entstehung seines Hauptwerks „Über den Prozess der Zivilisation".
Der Text „Wohnstrukturen als Anzeiger gesellschaftlicher Strukturen" untersucht die Beziehung zwischen Gesellschaftskonstellationen und Wohnraum am Beispiel des Schlosses von Versailles. Elias analysiert die räumliche Anordnung der Gemächer und die Bedeutung der „Antichambre" als charakteristisches Element der höfischen Gesellschaft. Er zeigt auf, wie die räumliche Trennung der Eheleute das Verhältnis zwischen Mann und Frau in der höfischen Gesellschaft widerspiegelt. Die Größe der Gesellschaftsräume unterstreicht die Bedeutung des gesellschaftlichen Verkehrs und der Repräsentationspflicht der höfischen Menschen. Elias stellt außerdem einen Unterschied zwischen den baulichen Grundsätzen des Bürgertums und des Adels fest, wobei der Prestigewert für den Adel über dem Gebrauchswert steht.
Frank Druffner erweitert Elias' Untersuchungen und beleuchtet die Rolle des Zeremoniells in der höfischen Gesellschaft. Er vergleicht das Schloss mit einem Theater und zeigt, wie die Enfilade als Messlatte des sozialen Standes fungiert. Druffner betont die Bedeutung der „distribution" als Lehre der räumlichen Verteilung nach organisatorischen und harmonischen Gesichtspunkten. Er analysiert die räumliche Nähe aber soziale Ferne zwischen der höfischen Gesellschaft und dem Dienstpersonal und hebt die Bedeutung von geheimen Türen, Treppen und Räumen als Mittel der Überwachung und Kontrolle hervor.
Katja Heitmann untersucht die höfischen Zeremoniellschriften und deren Aufschluss über die beabsichtigte Wirkungsweise des Zeremoniells. Sie betont die Ordnungsfunktion des Zeremoniells und identifiziert drei Wurzeln: den Sündenfall, die Hofordnungen und die Traditionen des römischen Cäsarentums. Heitmann zeigt, wie das Zeremoniell die Repräsentation von Macht und die Produktion von Ansehen unterstützt und wie Architektur als unverzichtbares Medium der Zeremoniellrealisierung fungierte.
Gotthardt Frühsorge bietet in seinem Text verschiedene Forschungsansätze zum Hofzeremoniell. Er würdigt Elias' soziologische Arbeiten und betont die Bedeutung von Etikette und Zeremoniell als Instrumente der Machtstabilisierung. Frühsorge erweitert Elias' Betrachtungsweise um den Aspekt der Raumausfüllung und betont die raumorientierte Kategorie als zentrales Element der höfischen Gesellschaft. Er zeigt auf, wie die soziale Differenzierung sich in der Ausdehnung im Raum zeigt, z.B. durch die Kleidung der Dienerschaft und der Herrschaften.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Soziologie, architektonische Räume, Norbert Elias, die höfische Gesellschaft, das Schloss von Versailles, das Zeremoniell, Macht, Rangordnung, Repräsentation, Raumgestaltung, „Wohnstrukturen" als Indikatoren für gesellschaftliche Strukturen, „Antichambre", „distribution", „statusgebundene Raumausfüllung" und die Funktion der Architektur im höfischen Kontext.
- Quote paper
- Dana Bohlender (Author), 2001, Soziologie und architektonische Räume, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11407
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