Das Erkenntnisinteresse der Masterarbeit richtet sich an den Umgang mit Verschwörungsgläubigen, wobei eine qualitative Untersuchung bisher weitestgehend unbekannter Sachverhalte eingeschlossen wurde. Die Masterarbeit soll anhand von Interviews mit verschiedenen Angehörigen von Verschwörungsgläubigen zeigen, wie sie mit Verschwörungsgläubigen umgehen und im besten Fall, welchen optimalen Lösungsweg sie in der Umgangsweise gefunden haben. Zudem sollen die Interviews mit zwei Beratungsstellen Aufschluss geben, wie Angehörige professionelle Unterstützung und Beratung erfahren können.
Nach einer Hinführung zur wissenschaftlichen Thematik und der Erklärung der relevanten Begrifflichkeiten (Kapitel 1) gilt es die Mechanismen von Verschwörungstheorien zu verstehen. Hierbei werden der Einfluss des Coronavirus sowie mögliche Gründe für den Verschwörungsglauben ausgeführt (Kapitel 2). Um AnhängerInnen von Verschwörungstheorien auf Augenhöhe begegnen zu können, müssen die Mechanismen von Verschwörungstheorien verstanden werden. Im nächsten Kapitel (Kapitel 3) werden mögliche Umgangsweisen mit Verschwörungsgläubigen miteinander verglichen.
Ziel dieser Arbeit ist es, Möglichkeiten auszuarbeiten, Menschen zu begegnen, die im sozialen Umfeld verschwörungstheoretisches Gedankengut äußern. Hierbei sollen Chancen und Grenzen im Umgang mit Verschwörungsgläubigen aufgezeigt und Implikationen für die Praxis diskutiert werden. Der vierte Teil (Kapitel 4) umfasst die sozialwissenschaftliche Methodik, die einen Einblick über den praktischen Umgang mit Verschwörungsgläubigen gibt. Wichtige Ansätze in der qualitativen Forschung werden ausgeführt und letztendlich werden die Forschungsergebnisse miteinander verglichen. Zum Abschluss werden in Kapitel 5, die wichtigsten Aspekte nochmals aufgegriffen und im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
VORBEMERKUNGEN
ABSTRACT
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
1. EINFÜHRUNG IN DIE WISSENSCHAFTLICHE THEMATIK
1.1 AUFBAU DER ARBEIT
1.2 DEFINITORISCHE HERLEITUNGEN
1.3 Der schmale Grat zu „Fake News"
2. VERBREITUNG VON VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN
2.1 DIE ROLLE VON COVID-19
2.2 NEIGUNG ZUM VERSCHWÖRUNGSGLAUBEN
2.2.1 VERSCHWÖRUNGSMENTALITÄT ALS EINFLUSSFAKTOR
2.2.2 ANGST ALS EINFLUSSFAKTOR
2.2.3 KONTROLLVERLUST ALS EINFLUSSFAKTOR
3. UMGANG MIT VERSCHWÖRUNGSGLÄUBIGEN IM BERATUNGSKONTEXT
3.1 PSYCHOSOZIALE BERATUNGSSTELLEN
3.2 SYSTEMISCHE BERATUNG
3.3 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
3.3.1 „Debunking" im Umgang mit Verschwörungsgläubigen
3.3.2 HUMORVOLLE UMGANGSWEISE MIT VERSCHWÖRUNGSGLÄUBIGEN
3.4 KONTAKT ODER ABBRUCH?
4. METHODISCHES FORSCHUNGSDESIGN
4.1 ERHEBUNGSMETHODE
4.1.2 FELDZUGANG
4.1.3 EXPERTINNENINTERVIEWS
4.1.4 LEITFADENINTERVIEWS
4.2 Auswertungsmethode - Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
4.2.1 AUSWERTUNGSSCHRITTE NACH MAYRING
4.2.2 INDUKTIV-DEDUKTIVE KATEGORIENBILDUNG
4.2.3 DEDUKTIVES KATEGORIENSYSTEM
4.2.4 INDUKTIV-DEDUKTIVES KATEGORIENSYSTEM - BERATUNGSSTELLEN
4.2.5 INDUKTIV-DEDUKTIVES KATEGORIENSYSTEM - ANGEHÖRIGE
4.2.6 ERGEBNISSE
4.2.7 ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION
5. KONKLusiON uND AusBLiCK
LiTERATuRVERZEiCHNis
ANHANG
Anhang 1 - Psychosoziale Folgen der Corona-Pandemie
Anhang 2 - Interviewleitfaden der Angehörigen
Anhang 3 - Interviewleitfaden der Beratungsstellen
Anhang 4 - Transkription Interview B1
Anhang 5 - Transkription Interview B2
Anhang 6 - Transkription Interview B3
Anhang 7 - Transkription Interview B4
Anhang 8 - Transkription Interview B5
Anhang 9 - Transkription Interview B6
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Ausprägung des Verschwörungsglaubens 2020 (in %)
Abbildung 2 Ausprägung des Verschwörungsglaubens von 2012 bis 2020 (in %)
Abbildung 3 Geschlechtsunterschiede bei der Glaubensausprägung
Abbildung 4 Sieben Schritte der Inhaltsanalyse nach Mayring
Abbildung 5 Psychosoziale Folgen für verschiedene Bevölkerungsgruppen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Einflussfaktoren für Glaubensausprägung
Vorbemerkungen
Anfangs konnte ich mich über absurde verschwörerische Behauptungen amüsieren. Als die Corona-Pandemie allerdings von uns allen abverlangte, Mund-Nasen-Masken zu tragen, wurde mir immer mehr bewusst, dass meine eigene Mutter die vorgeschriebenen Maßnahmen nicht einhielt. In ihrer Arztpraxis behandelte sie über einen langen Zeitraum ihre PatientInnen zu Hochphasen der Pandemie ohne jegliche Schutzausrüstung. Gespräche mit meiner Mutter endeten in Diskussionen und konnten sie nicht davon überzeugen, dass das Coronavirus eine Gefahr vor allem für die geschwächten PatientInnen darstellen könnte. Im Gegenteil, meine Mutter versuchte mich davon zu überzeugen, dass die Medienplattform KenFM, die bei VerschwörungsanhängerInnen beliebt sei, über die Wahrheit der Verbreitung des Virus berichte. Das Virus sei nicht gefährlich, die Maßnahmen wären überzogen und ich solle mich doch besser darüber informieren. Ich habe mich zunehmend immer wieder gefragt, wie ich in Gesprächen mit meiner Mutter reagieren und mich am besten ihr gegenüber verhalten könne, um sie von den abstrusen Gedankenkarusellen zu befreien.
Ein weiterer Wendepunkt, der mich zum Nachdenken brachte, war ein Gespräch mit einer sehr guten Freundin. Sie berichtete mir, dass sie sehr darunter leide, ihren Vater aufgrund von Verschwörungstheorien zu verlieren. Bei ihrem Vater wurde vor einiger Zeit Krebs diagnostiziert und seitdem bombardiere er meine Freundin täglich mit verschwörungsbeladenen Nachrichten via WhatsApp. Sie kann die Nachrichtenflut nicht mehr ertragen, möchte den Kontakt zu ihrem Vater abbrechen und gleichzeitig hätte sie Angst vor einem Kontaktabbruch, weil ihr bewusst sei, dass seine Lebenszeit begrenzt ist. Auch hier fragte ich mich, was ich an ihrer Stelle machen würde und was am besten für die Beziehung der beiden wäre. Diese, wie auch weitere persönliche Erfahrungen im Umgang mit Verschwörungsgläubigen, haben mich dazu bewogen, das Thema im Rahmen dieser Arbeit aufzugreifen.
Abstract
Verschwörungstheorien lassen AnhängerInnen glauben, dass nichts zufällig geschieht und etlich viele Verknüpfungen bestehen. Eine Gruppe von Menschen werden als VerschwörerInnen geltend gemacht. Diese Theorien sind in der Regel Gegenerzählungen zur herrschenden Meinung und erklären, was eigentlich vor sich geht. Sie lassen sich von Fake News abgrenzen, obwohl sie in der Öffentlichkeit oftmals als Fake News abgetan werden. Studien zeigen, dass ein großer Teil der BürgerInnen in Deutschland an Verschwörungstheorien glaubt und das nicht erst seit dem Ausbruch des Coronavirus. Im Gegenteil, abstruse Gedanken und gefestigte Weltbilder bestehen schon seit Jahrhunderten. Diese Arbeit versucht die Elemente aufzugreifen, die der Glaubensausprägung zu Grunde liegen. Hierzu zählen unter anderem Studien zufolge Angst, Verschwörungsmentalität sowie Kontrollverlust. Durch die qualitative Untersuchung kommen weitere Aspekte zum Vorschein, die in diesem Rahmen analysiert wurden. Die psychosoziale Beratung setzt dort an, wo Ratsuchende auf Hilfen angewiesen sind. Um die Wichtigkeit von psychosozialer Beratung zusammenhängend mit Verschwörungstheorien zu verdeutlichen, wurden vier Menschen mündlich zum Thema Umgang mit ihren verschwörungsgläubigen Angehörigen befragt. Da die Umgangsweise eine Problematik für die Beziehungen oder gar für ganze Familienkonstellationen darstellen kann, muss hier Beratung ansetzen. Zwei interviewte Beratungsstellen berichten gezielt über Ihre Arbeitsweise, die die Beratung zum Thema Umgang mit Verschwörungsgläubigen betreffen. Eine Gegenüberstellung von Handlungsempfehlungen und die Frage, ob ein Kontaktabbruch zwischen den Angehörigen eine sinnvolle Lösung für ein psychosoziales Problem sein kann, werden unter anderem sowohl theoretisch als auch empirisch zusammengetragen. Die Ergebnisse der leitfadengestützen ExpertInneninterviews im Rahmen dieser Arbeit bestätigen einen hohen Bedarf an Beratungsgesprächen, was verdeutlicht, dass das Thema in der psychosozialen Beratung im Rahmen der Sozialen Arbeit dringend aufgegriffen werden sollte.
1. Einführung in die wissenschaftliche Thematik
Der Glaube an Verschwörungstheorien, Verschwörungsideologien, Verschwörungsmythen, Verschwörungserzählungen oder auch Verschwörungsnarrative ist in der modernen Welt nicht mehr wegzudenken und somit längst kein Randphänomen der Gesellschaft mehr (DGB Region Koblenz, 2020). In der Wissenschaft werden die verschiedenen Begriffe für ein und dasselbe soziale Phänomen debattiert und diskutiert (Nocun & Lamberty, 2020). Nahezu jedes Ereignis wird verschwörungstheoretisch uminterpretiert, weshalb viele politische und gesellschaftliche Diskurse stattfinden (Stumpf & Römer, 2020). In der pluralistischen Gesellschaft mit der Vielzahl frei zu wählender Angebote haben Verschwörungstheorien einen großen Spielraum. Sie haben in der freien demokratischen Gesellschaft einen Nährboden, um zu gedeihen und um sich zu verbreiten. So kann sich bspw. die Theorie, die USA hätten das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) erschaffen, um den afrikanischen Kontinent auszurotten, verbreiten (Körner, 2020). Diese Verschwörungsdeutung kann einen erheblichen Einfluss auf HIV-Präventionsbotschaften nehmen, wenn die Prävention lediglich skeptisch bis überhaupt nicht durchgeführt wird bspw. bei der Nutzung von Verhütungsmitteln beim Geschlechtsverkehr. Verschwörungstheorien bieten unangenehmen Diskussionsstoff in Familien oder Freundeskreisen, sodass Streitigkeiten nicht selten zu Kontaktabbrüchen führen. Verschwörungsüberzeugungen halten daran fest, dass es schuldige und böswillige Menschen gibt, die ein Ereignis absichtlich in die Wege leiten. Dadurch wird der Moment des Zufalls negiert. Katastrophale Ereignisse werden damit begründet, dass sie von Individuen oder Gruppen absichtlich hervorgerufen werden (Butter, 2018). Krisenzeiten wie bspw. die Corona-Pandemie stellen die eigene Lebenswirklichkeit fundamental infrage, da der Verlauf einer solchen Pandemie unklar ist. Es handelt sich um eine unsichtbare Bedrohung für die Menschen, die durch den Glauben an Verschwörungstheorien greifbarer wird (Lamberty & Imhoff, 2021)
Politischen Institutionen sowie wissenschaftlichen Untersuchungen wird misstraut und reale Begebenheiten werden mit fiktiven Fakten vermischt (Harder, 2018). Die Verbreitung solcher Vorstellungen bedroht das gesellschaftliche Zusammenleben und bringt bspw. Familienangehörige oder FreundInnen von Verschwörungsgläubigen in Situationen mit starkem Leidensdruck. Sie wissen oft nicht, wie sie mit Verschwörungsgläubigen umgehen sollen und suchen sich Rat bei Beratungsstellen. Zu diesem Zweck richtet sich das Hauptaugenmerk dieser wissenschaftlichen Arbeit auf die folgende Fragestellung: Wie können Familienangehörige und FreundInnen mit Verschwörungsgläubigen umgehen?
Ein Interview mit Katharina Nocun, der Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin und Autorin gibt Schlüsse darüber, dass der Leidensdruck innerhalb der Familien von Verschwörungsgläubigen immens ist. Viele Angehörige haben alles versucht, um ihre Angehörigen von dem Glauben an Verschwörungstheorien abzubringen und sind daran gescheitert. Für die Kinder, dessen eigene Eltern nicht mehr vom Gegenteil überzeugt werden können und bspw. daran glauben, dass Barack Obama einen Kinderhandel betreibe, ist eine solche Situation äußerst schwierig (Meyer, 2020). Bedeutsam ist die Verbreitung von und der Glaube an Verschwörungstheorien nicht nur für die Angehörigen von Verschwörungsgläubigen, sondern auch für das Gemeinwohl der Gesellschaft. Nicht selten werden Anschläge aufgrund von Verschwörungstheorien wie bspw. vom Attentäter von Christchurch verübt (Bertolaso, 2019). Hierbei stellt sich die Frage, ob ein solcher Anschlag mit einer bestimmten Umgangsweise von Angehörigen des Attentäters hätte verhindert werden können.
Das Erkenntnisinteresse der Masterarbeit richtet sich an den Umgang mit Verschwörungsgläubigen, wobei eine qualitative Untersuchung bisher weitestgehend unbekannter Sachverhalte eingeschlossen wurde. Die Masterarbeit soll anhand von Interviews mit verschiedenen Angehörigen von Verschwörungsgläubigen zeigen wie sie mit Verschwörungsgläubigen umgehen und im besten Fall welchen optimalen Lösungsweg sie in der Umgangsweise gefunden haben. Zudem sollen die Interviews mit zwei Beratungsstellen Aufschluss geben, wie Angehörige professionelle Unterstützung und Beratung erfahren können.
1.1 Aufbau der Arbeit
Nach einer Hinführung zur wissenschaftlichen Thematik und der Erklärung der relevanten Begrifflichkeiten (Kapitel 1) gilt es die Mechanismen von Verschwörungstheorien zu verstehen. Hierbei werden der Einfluss des Coronavirus sowie mögliche Gründe für den Verschwörungsglauben ausgeführt (Kapitel 2). Um AnhängerInnen von Verschwörungstheorien auf Augenhöhe begegnen zu können, müssen die Mechanismen von Verschwörungstheorien verstanden werden. Im nächsten Kapitel (Kapitel 3) werden mögliche Umgangsweisen mit Verschwörungsgläubigen miteinander verglichen. Ziel dieser Arbeit ist es, Möglichkeiten auszuarbeiten, Menschen zu begegnen, die im sozialen Umfeld verschwörungstheoretisches Gedankengut äußern. Hierbei sollen Chancen und Grenzen im Umgang mit Verschwörungsgläubigen aufgezeigt und Implikationen für die Praxis diskutiert werden. Der vierte Teil (Kapitel 4) umfasst die sozialwissenschaftliche Methodik, die einen Einblick über den praktischen Umgang mit Verschwörungsgläubigen gibt. Wichtige Ansätze in der qualitativen Forschung werden ausgeführt und letztendlich werden die Forschungsergebnisse miteinander verglichen. Zum Abschluss werden in Kapitel 5, die wichtigsten Aspekte nochmals aufgegriffen und im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen interpretiert.
1.2 Definitorische Herleitungen
Wie bereits in der Einführung erwähnt, ist der umgangssprachliche Begriff der Verschwörungstheorie umstritten. In der Wissenschaft und Gesellschaft steht das Phänomen unter dieser Bezeichnung in den letzten Jahren zunehmend im Diskurs (Lamberty, 2020b). Unterschiedliche Begrifflichkeiten werden von verschiedenen ProtagonistInnen verwendet, weshalb definitorische Herleitungen unabdingbar sind, um eine Irreführung auszuschließen und um zu verstehen, weshalb in dieser Arbeit die vielseitig diskutierte Begrifflichkeit „Verschwörungstheorie“ dennoch Anwendung findet.
Verschwörungsmythos:
Ein wissenschaftlicher Anspruch muss bei dieser Begrifflichkeit nicht erfüllt werden. Zudem entspringt ein Mythos als Beschreibung von religiösen oder philosophischen Zusammenhängen aus der fernen Vergangenheit, weshalb lediglich langjährige Verschwörungstheorien unter den Begriff fallen, die sich letztendlich als „echte“ Verschwörungstheorien bezeichnen lassen (Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW, 2021). Sinn, Identität und Erklärung können durch den Alternativbegriff im ersten Moment abgedeckt werden, jedoch sind Mythen nicht konkrete und zugleich unerklärte Phänomene. Verschwörungen suchen jedoch nach Erklärungen. Jedes Phänomen wird begründet und auf die Sinnhaftigkeit hin untersucht (Blaszcyk & Ta Van, 2021).
Verschwörungserzählung:
Verschwörungserzählung „ist... der Begriff, den wir favorisieren. Denn er enthält weder bereits eine Wertung, weder der Erzählenden noch der Erzählung, noch macht er mehr aus ihnen (wie es Theorie täte) oder suggeriert er transzendente Phänomene“ (Blaszcyk & Ta Van, 2021, S.4). Grau (2021) vertritt die Meinung, dass Erzählungen den Kausalzusammenhang zwischen Gut und Böse verbergen, da es sich hierbei um einen Wertneutralen Begriff handelt. Da Verschwörungen jedoch in summa wertende Behauptungen aufstellen, könnte diese Begrifflichkeit als unpassend erachtet werden.
Verschwörungsideologie:
Die Begrifflichkeit suggeriert, dass alle Weltbilder frei von Ideologien sind, abgesehen von den Weltbildern Verschwörungsgläubiger (Grau, 2021). Butter (2018) zufolge sind Erkenntnisse nicht frei von ideologischen Konnotationen, da die eigene Wahrnehmung und Interpretation immer Einfluss nehmen. Das bedeutet, dass nicht einzig und allein die Weltbilder von Verschwörungsgläubigen mit dem Begriff Ideologie in Verbindung gebracht werden sollten und die Begrifflichkeit in diesem Zusammenhang unpassend ist. Verschwörungstheorie:
Einige WissenschaftlerInnen empfinden den Begriff der Theorie hierbei als unpassend, da es sich bei Verschwörungstheorien nicht um wissenschaftliche Theorien handelt. Theorien werden im wissenschaftlichen Kontext aufgestellt und überprüft, indem die Wirklichkeit getestet wird. Stellt sich eine Theorie als falsch heraus, muss diese verändert oder gar verworfen werden, was bei Verschwörungstheorien nicht passiert. Hier liegen häufig sehr viele Gegenbeweise bzw. Fakten vor, die einer Verschwörungstheorie widersprechen und die von ihren AnhängerInnen ignoriert bzw. nicht als Gegenbeweise akzeptiert werden (Lamberty, 2020b). Problematisch ist somit hierbei, dass Verschwörungstheorien nur schwer oder überhaupt nicht von Außenstehenden durch Fakten oder Gegenbeweise widerlegt werden können. In der Wissenschaft wird davon ausgegangen, dass Theorien widerlegbar sind, was sich nicht auf Verschwörungstheorien anwenden lässt. Trotz existierender Gegenbeweise bleiben Verschwörungstheorien bestehen (Fast et al., 2020). KritikerInnen gehen davon aus, dass eine Falsifizierung sowie Verifizierung von Verschwörungstheorien nicht möglich sei (Funkschmidt, 2014; Grau 2021). Uscinski (2019) empfindet die Bezeichnung als "Theorie" gut gewählt, weil Theorien Erklärungen für fragliche Ereignisse bieten. Betrachtet man den Begriff im professionellen Kontext der Philosophie, so lässt sich sagen: ,Theorien‘ sind vereinfachte Modelle der Wirklichkeit. Sie bestehen aus einem System von Sätzen, die aufeinander verweisen und sich gegenseitig stützen und begründen. Und ihr Ziel ist es (für gewöhnlich), durch Verallgemeinerung und die Konzentration auf einige Merkmale des zu erklärenden Phänomens klare und logisch folgerichtige Antworten sowohl auf allgemeine als auch auf sehr spezifische Fragen zu finden. Kurz: Theorien treten mit dem Versprechen an, uns durch Vereinfachung zu einem besseren Verständnis der Welt zu verhelfen. Tatsächlich unterscheiden sich Verschwörungstheorien in dieser Hinsicht nicht grundlegend von unseren ,normalen‘ Theorien, ob im Alltag oder in den Wissenschaften. Auch sie versuchen, unserer Unwissenheit mit Vereinfachungen und abstrakten Modellen auf den Leib zu rücken (Hepfer, 2020, S.23).
Somit bieten Verschwörungstheorien wie andere Theorien auch, Erklärungen und tragen zu einem besseren Verständnis von Phänomenen bei (Hepfer, 2015). Da es sich hierbei außerdem um einen allzeit bewährten Begriff mit historisch gewachsener Bedeutung handelt, der sich zudem in den Köpfen der Menschen eingebrannt hat und weitere Verwirrungen ausgeschlossen werden sollen (Pohl & Dichtel, 2021), wird dieser Begriff in der vorliegenden Arbeit verwendet.
Die Bezeichnung „Verschwörungstheoretikerinnen“ ist eine Fremdzuschreibung bzw. Fremdstigmatisierung, da VertreterInnen von Verschwörungstheorien in der Selbstdeutung davon ausgehen, an einer Aufklärung beteiligt zu sein. Die Ausgrenzung, Diskreditierung und Stigmatisierung in der Gesellschaft führen zu einem verstärkenden Effekt des Glaubens. Verschwörungsgläubige erleben die Fremdzuschreibung als Bestätigung der verschwörungstheoretischen Deutungsmuster (Schink, 2020). Das folgende Zitat eines Vortrages von der Doktorandin Laura Hammel zeigt, dass auch sie der Meinung ist, dass es sich um eine Fremdzuschreibung handelt: „Also Menschen, die beispielsweise an Verschwörungstheorien zum 11. September glauben, die würden nie sagen: Ich glaube an diese oder jene Verschwörungstheorie, sondern für die ist das, in deren Weltbild ist das eben eine Wahrheit und das ist immer Fremdzuschreibung“ (DIG Stuttgart, 2019, 12:56). Verschwörungstheorien bieten ganzheitliche Erklärungsmuster und geben ihren AnhängerInnen Orientierung und Sicherheit. Das Weltbild von VerschwörungstheoretikerInnen ist dennoch nicht stets positiv, denn das Gegenteil ist der Fall. Gewöhnlich wird ein äußerst negatives Weltbild zurechtgelegt. Zudem wird eine Grundordnung nach einem bestimmten Schema durch verschwörungstheoretische Erklärungen herbeigeführt, obwohl die Erklärungen deutlich komplizierter sind als das tatsächliche Ereignis (Nocun & Lamberty, 2020). Butter (2018) geht davon aus, dass ein bestimmtes Welt-, Menschen- und Geschichtsverständnis zugrunde liegt. Um sich bspw. gesellschaftliche und politische Ereignisse zu erklären und die Welt zu ordnen, werden Verantwortliche gesucht und vermeintlich gefunden. VerschwörungstheoretikerInnen sehen sich als Wissenselite, die die Schuldigen ausfindig gemacht haben. Sie fragen sich, wem ein Ereignis nützt und wem es schadet. Dabei gibt es keine Zufallsmechanismen oder systemischen Effekte, denn den Schuldigen wird unterstellt zu lügen und zu verschleiern. Verschwörungstheorien vermuten Verschwörungen (DGB Region Koblenz, 2020). Zudem liefern Verschwörungstheorien verzerrte und vereinfachte Antworten auf gesellschaftliche Problemlagen. Es sind Gegenerzählungen zur bereits existierenden Meinung der Allgemeinheit, die aufdecken, was wirklich vor sich geht (COMPACT Education Group, 2020). Es handelt sich hierbei nicht um Randerscheinungen der Gesellschaft, da sie vom Großteil der Gesellschaft befürwortet, geglaubt und verfolgt werden. Unterschiede lassen sich daran festmachen, wie ausgeprägt der Verschwörungsglaube ist. Menschen, die sich vom gegenwärtigen System missverstanden fühlen, können ein generalisiertes Misstrauen gegenüber jeder als einflussreich wahrgenommenen Institution entwickeln (Lamberty, 2017). Lutter (2001) definiert Verschwörung als einen geheimen Plan von mehreren Individuen, illegale Handlungen auszuüben. Diese Menschen bzw. Gruppen oder Organisationen sind in den Augen von VerschwörungstheoretikerInnen die Verschworenen, die ein oder mehrere Ziele erreichen wollen. Da das Ziel anderen Menschen Schaden zufügt, wird es geheim gehalten. Eine bipolare Logik teilt die Individuen der Gesellschaft durch Dualismus jeweils in die Gruppen Gut und Böse (COMPACT Education Group, 2020; Orosz et al., 2016). Verschwörungstheoretikerinnen „schreiben den Verschwörern die Fähigkeit zu, über Jahre, manchmal sogar über Jahrzehnte hinweg den Lauf der Dinge zu bestimmen (Achour et al., 2017, S.5). Auf Englisch übersetzt sind Verschwörungstheorien conspiracy theorys, was wiederum vom lateinischen Verb conspirare stammt und übereinstimmen oder zusammenwirken bedeutet. Verschwörungen werden nicht von einzelnen Personen, sondern von kleinen oder großen Gruppen von Individuen erwartet (Butter, 2018). Es lassen sich keine augenscheinlichen Kennzeichen ausmachen, warum bestimmte Menschen bzw. Gruppen beschuldigt werden, einer Verschwörung zu unterliegen (Lutter, 2001). Selbst an zwei miteinander inkompatiblen Verschwörungstheorien wird oftmals zugleich geglaubt. Eine Studie mit 137 Teilnehmenden fand heraus, dass Menschen zeitgleich daran glauben, dass Prinzessin Diana1 ermordet wurde sowie ihren eigenen Tod vortäuschte. Das Glaubenssystem der Verschwörungstheorien ist somit in sich unschlüssig, sodass sich widersprechende Fakten keine negative Korrelation im Glauben aufweisen (Wood et al., 2012). Brotherton et al. (2013) konnten bei einer Studie mit 208 Teilnehmenden, fünf generische Verschwörungstheorien voneinander abgrenzen: Regierungsverschwörungen, außerirdische Verschwörungen, Verschwörungen zur Informationskontrolle, Verschwörungen des persönlichen Wohlbefindens und böswillige globale Verschwörungen. Die fünf identifizierten Dimensionen des Verschwörens korrelieren der Studie zufolge stark miteinander, sodass sich kohärente Netzwerke bestimmter Theorien zeigen. Personen, die an verschwörerischen Diskursen beteiligt sind, sehen sich selbst als Opfer organisierter Verfolgung und gleichzeitig gehen sie davon aus Helden zu sein (Lewandowsky & Cook, 2020). Paranoide Wahnvorstellungen lassen sich von Verschwörungstheorien klar abgrenzen. Der Unterschied zu paranoiden Menschen liegt darin, dass diese davon ausgehen, dass sie von jedem verfolgt werden, wohingegen VerschwörungstheoretikerInnen glauben, dass einzelne mächtige Menschen hinter ihnen her sind (Nocun & Lamberty, 2020). Die Bezeichnung einer Aussage als Verschwörungstheorie spricht den Wahrheitsgehalt der Aussage ab und delegitimiert das Gegenüber durch den stark wertenden Charakter dieser Bezeichnung (Eder, 2021). Die Etikettierung als Verschwörungstheorie führt dazu, dass es weniger glaubwürdig erscheint, was damit zusammenhängen könnte, dass Verschwörungstheorien als paranoid und unbegründet gelten. Eine Studie mit 150 Teilnehmenden befasste sich damit, dass das Etikett der Verschwörungstheorie die Glaubwürdigkeit einer Idee beeinflusst und welche möglichen Mechanismen dem zugrunde liegen könnten. Die Studie beschäftigte sich mit der Frage, ob spekulative Verschwörungstheorien als auch reale historische Verschwörungen weniger wahrscheinlich erscheinen, wenn sie als Verschwörungstheorien bezeichnet und nicht als „Ideen“ abgetan würden. Es ließen sich unerwarteterweise keine Hinweise auf einen negativen Effekt durch die Bezeichnung als Verschwörungstheorie finden. So wurde die langjährige innerhalb und außerhalb der Wissenschaft bestehende Annahme widerlegt (Wood, 2015). Hornsey (2020) geht davon aus, dass nicht Aussagen an sich, sondern auch die Bezeichnung der AnhängerInnen als VerschwörunstheoretikerInnen in der Regel durch die Verwendung dieser Begrifflichkeit abgewertet werden.
1.3 Der schmale Grat zu „Fake News“
Problematisch sind Falschinformationen, die oft mit einem Verschwörungsglauben einhergehen (Lamberty & Imhoff, 2021). Bei „Fake News“ handelt es sich um bewusst verbreitete Fehlinformationen, die Verschwörungstheorien sein können, jedoch ist nicht jede Fehlinformation eine Verschwörungstheorie und vice versa (Butter, 2018; Frick & Kalb, 2017). Falschinformationen unterscheiden sich von Verschwörungstheorien darin, dass die VerfasserInnen wissen, dass sie Lügen verbreiten. Bei der Artikulation von Verschwörungstheorien hingegen wird mehrheitlich geglaubt, dass diese wahrhaftig existieren (COMPACT Education Group, 2020). Der Begriff „fake“ bzw. auf Deutsch übersetzt „gefälscht“ verweist auf die Absicht etwas vorzutäuschen, weshalb eine Täuschungsabsicht den „echten“ Falschmeldungen zugrunde liegt. Nachrichten, die aufgrund von mangelnder Sorgfalt von Seiten der JournalistInnen entstehen, müssen nach dem Pressekodex in Deutschland richtiggestellt werden (Götz-Votteler & Hespers, 2019). „Fake News“ sind eine Gefahr für die Gesellschaft aufgrund der Manipulation des öffentlichen Meinungsbildungsprozesses, da bspw. falsche Nachrichtenartikel ihre LeserInnen in die Irre führen könnten. Gefälschte Nachrichten, die in den sozialen Medien verbreitet werden, können durch das Klicken auf Websites, erhebliche Werbeeinnahmen erzielen. Aufgrund dessen scheint die Hauptmotivation einer Verbreitung finanzielle Gründe zu haben (Allcott & Gentzkow, 2017). „Es gibt allerdings auch diejenigen, die Verschwörungstheorien zwar verbreiten, um Geld zu verdienen und/oder um bestimmte politische Ziele zu erreichen, und selbst nicht unbedingt an das glauben, was sie sagen“ (COMPACT Education Group, 2020, S. 5). Fehlinformationen lassen sich leichter entlarven. Verschwörungstheorien hingegen können schwer widerlegt werden, da sie nicht existieren. Wie kann etwas widersprochen werden, das nicht existiert? Problematisch ist, dass „Fake News“, auch wenn sie korrigiert bzw. zurückgerufen werden, weiterhin im Gedächtnis der Menschen bleiben (Lamberty & Imhoff, 2021). Soziale Netzwerke wie bspw. Facebook beschäftigen sich vermehrt mit der Löschung von gefälschten Inhalten. Zur Folge hat dies jedoch, dass alternative
Netzwerke aufgesucht werden, um die Falschnachrichten zu verbreiten (Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, 2021).
2. Verbreitung von Verschwörungstheorien
Spitzer 2015 vertritt die Meinung, dass mehr als jeder zweite US-Bürger an mindestens eine Verschwörungstheorie glaubt. Die Leipziger Autoritarismus Studie (LAS) 2020, erhebt seit 2002 Daten zu rechtsextremen Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland. Bei der zehnten Untersuchung der LAS in 2020 wurden 2.503 Menschen (1.173 männlich, 1.329 weiblich, 1 divers) im Zeitraum vom 2. Mai 2020 bis 19. Juni 2020 anhand eines Fragebogens schriftlich und mündlich befragt. Abbildung 1 zeigt, dass mit 38,1 % der Befragten und somit etwa ein Drittel der Befragten den Einfluss an geheimen Organisationen auf die Politik ausmacht und somit ein großer Teil in Deutschland an Verschwörungstheorien glaubt (Decker et al., 2020).
Abbildung 1 Ausprägung des Verschwörungsglaubens 2020 (in %)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Skalierung: 1 - »stimme überhaupt nicht zu« bis 7 = »stimme voll und ganz zu«; Cronbachs Alpha = .91
Quelle: Decker et al., 2020, S. 201
Die LAS Studie 2020 zeigt auch (siehe Abbildung 2), dass sich die erhobenen Zahlen aus dem Jahr 2020 dem Höchstniveau aus 2012 annähern, jedoch weiterhin unter diesem Wert liegen. Das deutet daraufhin, dass COVID-19 keinen Einfluss auf die Existenz von Verschwörungstheorien zum Zeitpunkt der Erhebung nimmt. Ein möglicherweise interessanter Aspekt ist hierbei, dass während der Erhebungsphase Hygieneregeln wie bspw. das Abstandsgebot eingehalten sowie Masken getragen werden mussten (Decker et al., 2020).
Abbildung 2 Ausprägung des Verschwörungsglaubens von 2012 bis 2020 (in %)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
»gesamt Ost «West
Quelle: Decker et al., 2020, S. 202
Dem Einfluss auf Verschwörungstheorien durch die Corona-Pandemie ist die Konrad- Adenauer-Stiftung mit zwei repräsentativen telefonischen Umfragen nachgegangen. Beide Umfragen wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten: zum einen vor und zum anderen in der Corona-Krise durchgeführt. Dadurch ist nun ein Vergleich möglich, um vor allem der Annahme auf den Grund zu gehen, dass die Corona-Krise den Glauben in der Gesellschaft verstärkt hat. Zudem können Aussagen getroffen werden, wie viele Menschen an Verschwörungstheorien glauben. Bei der Umfrage von Oktober 2019 bis Februar 2020 vor der Corona-Pandemie wurden 3.250 Menschen befragt. In der Corona- Krise wurden hingegen im Zeitraum von August bis September 2020 insgesamt 1.521 Menschen in die Umfrage eingeschlossen. Um Verschwörungsgläubige aufzudecken, wurden drei Aussagen zum menschlichen Einfluss auf den Klimawandel, zur Tötung von Menschen durch den russischen Geheimdienst sowie zur Gefährlichkeit einer Masernimpfung in der Umfrage ausgeführt (Roose, 2020). Die Analyse kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass der Glaube an eine Weltverschwörung in der Corona- Pandemie nicht zugenommen hat. Im Gegenteil: „in den Monaten bevor die Corona- Pandemie in der deutschen Öffentlichkeit ein wichtiges Thema wurde, hielten 11 Prozent der Bevölkerung die Aussage über eine Weltverschwörung für sicher richtig, in der Corona-Krise sind es 8 Prozent“ (Roose, 2020, S.3). Vor der Pandemie war eine Ablehnung einer Verschwörungstheorie mit 35 Prozent deutlich niedriger als in der Krise mit 44 Prozent. Lediglich knapp die Hälfte der Befragten lehnt die Existenz einer geheimen Weltverschwörung ab (Roose, 2020). Verschwörungstheorien existieren seit Jahrhunderten und sind durch die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Gefahren in der Öffentlichkeit fokussiert worden. Verschwörungsgläubige, die das Coronavirus leugnen und die gesundheitlichen Gefahren relativieren, indem sie andere Menschen anstecken, lassen sich bspw. daran erkennen, dass sie das Tragen von Masken verweigern oder ihre Meinungen äußern (Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW, 2021). Die Meinungsfreiheit ist im Grundgesetz in Artikel 5 wie folgt verankert: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“, wodurch die Leugnung der Existenz des Virus durch das Recht auf Meinungsfreiheit geschützt ist. Die Meinung der „Corona-Leugner“ wird in Protesten ausgetragen (Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, 2021). Ein Beispiel dafür ist QAnon, eine aus den USA stammende Bewegung, der viele AnhängerInnen angehören. Seit 2020 verbreitet sich die Bewegung mit ihren antisemitischen und rechtsextremen Verschwörungstheorien auch in Europa aus. QAnon hat mit sogenannten Querdenker-Demonstrationen, die die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen darstellen gemein, dass „die [AnhängerInnen von QAnon und die QuerdenkerInnen] ... das Bild einer vermeintlich „mächtigen Verschwörung“ malen und glauben, mächtige Eliten würden die Gefahr der Pandemie übertreiben und sie nutzen, um ihre eigentlichen Pläne durchzusetzen“ (Dittrich et al., 2020, S.4). So erklärt sich auch, weshalb diese Gruppe auf Demonstrationen aufzufinden ist. „Schuldige“ werden gesucht, anstatt die Ursache für ein vielschichtiges Phänomen ausfindig zu machen. Die Leugnung des Coronavirus geht mit dem Verlust des Grundvertrauens in den Staat einher. Es wird immer wieder auf Demonstrationen gefordert, den Staat und seine Institutionen „zu befreien“. Das politische und gesellschaftliche Leben wurde durch die Corona-Pandemie innerhalb kürzester Zeit eingeschränkt. Tätigkeiten, die zum Alltag der Menschen gehören, wurden drastisch reduziert oder sogar untersagt. Durch den „Lockdown“ ist die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Eindämmungsmaßnahmen aufgekommen, wodurch die Meinungen der Menschen weit auseinander gehen und eine klare Meinung gegen die Maßnahmen in Protestbewegungen vertreten ist (Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, 2021).
2.1 Die Rolle von COVID-19
„Die Pandemie ist eine gesundheitliche Katastrophe, aber vor allem: ein gesellschaftliches Erdbeben“ (Fryszer, 2020, S.7). Die Krankheit, die durch Sars-CoV-2 und die Corona-Pandemie ausgelöst wurde, wird auch als Covid-19 bezeichnet, was wiederum eine Abkürzung für „Corona Virus Disease 2019“ ist (Stöcker, 2020). In Krisen, wie in der aktuellen Corona-Pandemie geben Verschwörungstheorien den Menschen Halt. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen haben das Leben aller Menschen verändert. Das Virus ist verantwortlich für viele Tote, Jobverluste, Infizierte sowie für eine Zunahme an Sorgen und geht deshalb mit stark ausgeprägten Gefühlen von Angst einher. Studien zeigen, dass Angst eine von zahlreichen Variablen ist, die einen Zusammenhang zum Glauben an Verschwörungstheorien darstellt. Verschwörungsüberzeugungen können somit als Reaktion auf Angst gedeutet werden (van Prooijen, 2018a). Verschwörungstheorien werden wie bereits erwähnt genutzt, um gesellschaftliche Phänomene zu erklären. Sie strukturieren die Welt, wenn Erklärungen ausbleiben oder nicht angenommen werden. Die Corona-Pandemie mit dem Ausbruch im Frühjahr 2020 als überraschendes Ereignis stellt bspw. eine Bedrohung für die Gesundheit und Leben der Menschen dar und kann durch den Glauben an Verschwörungstheorien in ihrer Komplexität reduziert werden. Betroffen von dem Thema sind viele Menschen persönlich, denn häufig kommt es vor, dass Menschen im eigenen Umfeld an irrationale Dinge glauben. Hierbei kommen Fragen auf wie: Wie gehe ich damit um, wenn meine Schwester glaubt, dass das Coronavirus nicht existiert? Wie sollte ich auf das Thema Verschwörungstheorien reagieren? (Lamberty, 2020b). Um derartige Fragen beantworten zu können, suchen sich Menschen Unterstützung bei Beratungsstellen.
Menschen benötigen seit der Pandemie vermehrt Hilfe von Beratungsstellen, da der Glaube an Verschwörungstheorien im nahen Umfeld möglicherweise durch die Corona- Pandemie sichtbarer wird. Verschwörungstheorien waren, wie die Umfragen von der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigen (siehe Kapitel 2), allerdings bereits schon vor der Pandemie verbreitet und stellen deshalb kein Phänomen der Pandemie dar (Roose, 2020). Butter (2018) vertritt die Position, dass die Verbreitung des Glaubens an Verschwörungstheorien über die Online-Medien sichtbarer geworden ist und nicht der Glaube an Verschwörungstheorien zugenommen habe. Katharina Nocun äußert in einem Interview, dass das Phänomen der Verschwörungstheorien durch die Demonstrationen bspw. gegen die Corona-Maßnahmen in den letzten Monaten sichtbarer geworden sei (MBT Hessen, 2021). Endgültige empirische Schlüsse lassen sich allerdings erst ziehen, wenn das Virus keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellt (Lamberty & Imhoff, 2021). Seit vielen Jahrhunderten bspw. im antiken Rom wurden bereits Erklärungen für gesellschaftliche Ereignisse sowie Schuldige dafür gesucht (Lamberty, 2020b).
Neben Menschen, die infiziert oder erkrankt sind und als primär Betroffene der Corona- Pandemie gelten, gibt es auch die Gruppe von sekundär Betroffenen. Diese Gruppe leidet an ökonomischen Einbußen oder Einsamkeit aufgrund von sozialer Distanz durch die von der Politik ergriffenen Maßnahmen (Lamberty & Imhoff, 2021). Zahlreiche BürgerInnen misstrauen aufgrund der Auswirkungen auf ihr Leben der Wissenschaft und der Politik und schreiben der Corona-Pandemie zu, dass der Virus nicht existiere, nehmen die Gefahren nicht ernst oder vermuten, dass die Existenz des Virus in den Medien und in der Politik dramatisiert dargestellt wird.
Die stetig komplexer werdende moderne Welt, die sich turbulent verändert, stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar. Das Gefühl von Ohnmacht, Kontrollverlust und Angst kann durch den Glauben an Verschwörungstheorien durch die Festlegung von Schuldigen und Verantwortlichen gemindert werden. Auf diese Art und Weise können Antworten auf politische, gesellschaftliche oder geschichtliche Fragen geliefert werden (Antonio Amadeu Stiftung, 2019). Die bestehende Literatur zum Thema Verschwörungstheorien gibt viele Einblicke über die Anfälligkeit und weitere Gründe, weshalb Menschen dem Verschwörungsglauben anhängen. Lamberty und Imhoff (2021) gehen bspw. davon aus, dass in Krisenzeiten der Verschwörungsglaube besonders zum Vorschein kommt, da Krisen einen Kontrollverlust bei den Menschen auslösen können. Menschen haben das Gefühl vor allem in Krisenzeiten, ohne Kontrolle allem ausgeliefert zu sein. Viele WissenschaftlerInnen versuchen die gegenwärtige Popularität des sozialen Phänomens der Theoriebildung aufzudecken.
2.2 Neigung zum Verschwörungsglauben
Um einer verschwörungsgläubigen Person zu helfen, sich von dem Glauben zu befreien, ist es wichtig als angehörige Person zu verstehen, warum die Person überhaupt an eine Verschwörungstheorie glaubt. Es kann für die angehörige Person erleichternd sein, die Gründe herauszufinden (Fachbereich Weltanschauungsfragen, 2021). Das Wissen der BeraterIn über mögliche Gründe für den Glauben an Verschwörungstheorien, hilft den ratsuchenden Personen in der Situation der eigenen Verunsicherung im Umgang mit ihren verschwörungsgläubigen Angehörigen weiter. Nicht selten erleben Menschen verunsichernde Ereignisse, die mithilfe von Verschwörungstheorien beantwortet werden. Ist der Verschwörungsglaube aufgrund gesundheitlicher Probleme und damit einhergehender Ängste verbunden, so kann sich die BeraterIn der Frage widmen, ob bei diesem Thema eine Unterstützung von Seiten der ratsuchenden Person möglich sein könnte. In Zusammenarbeit zwischen BeraterIn und KlientIn lassen sich jedenfalls darauf aufbauend mögliche Beratungsansätze finden. Wenn man davon ausgeht, dass die Ängste aufgrund des gesundheitlichen Problems bestehen und das wiederum der Auslöser für den Glauben an Verschwörungstheorien ist, so könnte die Beratung ihre Interventionen dahingehend lenken (Grotepass, 2018). So ist es sehr bedeutsam im Beratungsgespräch herauszufinden warum ein Glaube an Verschwörungstheorien vorliegt.
Dem Verschwörungsglauben liegen vielfältige und je nach Individuum unterschiedliche Faktoren zugrunde. Verschwörungstheorien sollten nicht als Symptom psychischer Störungen gesehen werden, denn es handelt sich hierbei nicht zwangsläufig um psychisch erkrankte Menschen, die an irrationale Erklärungen glauben (Butter, 2018). Lange Zeit ging die Forschung davon aus, dass die Psyche der Gläubigen gestört sei.
Angehörige müssen ohnmächtig miterleben, dass ein Sog von Verschwörungstheorien ihre engsten Menschen entfremden. Sie stellen sich die Frage, weshalb wissenschaftliche Erkenntnisse angezweifelt und abstruse Gedanken ausgetragen werden (Fachbereich Weltanschauungsfragen, 2021). Psychologisch gesehen können neben Angst, Kontrollverlust und der Suche nach einem Zugehörigkeitsgefühl auch weitere Faktoren eine Rolle spielen, die Menschen dazu neigen lässt, an Verschwörungstheorien festzuhalten. Langeweile steht bspw. ebenso im Zusammenhang mit Verschwörungsgedanken. Dies zeigte eine Studie von Brotherton et al. (2015) mit einer Stichprobe von 150 Teilnehmenden. Das Gefühl von Einzigartigkeit kann zudem durch die Glaubensausprägung entstehen. Menschen, die Verschwörungstheorien glauben, können das Bedürfnis haben sich einzigartig zu fühlen und dieses Bedürfnis durch den Glauben befriedigen (Imhoff & Lamberty, 2017). VerschwörungstheoretikerInnen haben tendenziell einen niedrigeren Bildungsstand (van Prooijen, 2018b). Bildung unterstützt dabei, komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen und analytisch zu reflektieren. Ebenso schafft Bildung ein erhöhtes Selbstwertgefühl sowie einen tendenziell besseren Arbeitsplatz (van Prooijen, 2018a), was wiederum soziale Unsicherheit vorbeugen kann.
Menschen, die sich sozial unsicher fühlen durch mangelnden Erfolg oder fehlende Anerkennung neigen eher dazu Verschwörungstheorien zu glauben. Persönliche Schicksalsschläge wie bspw. zerbrochene Beziehungen oder der Verlust von FamilienmitgliederInnen können ebenso wichtige Faktoren darstellen (Internetredaktion der LpB BW, 2020). Cassese et al. (2020) stellten wie in Abbildung 3 ersichtlich, anhand von einer Studie mit 3.019 teilnehmenden AmerikanerInnen fest, dass Männer eher Verschwörungstheorien befürworten als Frauen.
Abbildung 3 Geschlechtsunterschiede bei der Glaubensausprägung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Cassese et al., 2020, o.S.
In der Abbildung zeigen die jeweils obersten Zeilen (All) den Prozentsatz von Männern und Frauen, wie „wahrscheinlich“ oder „definitiv wahr“ sie eine Verschwörungstheorie betiteln. Die männlichen Befragten befürworten jede der elf Verschwörungstheorien häufiger als weibliche Befragte. Der durchschnittliche Unterschied beträgt 10,18 Prozentpunkte und ist auf p<0,001-Ebene statistisch signifikant (Cassese et al., 2020). Die bereits erwähnte Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung (siehe Kapitel 2) konnte hingegen keinen Geschlechterunterschied beim Glauben an Verschwörungstheorien festhalten. Die Umfrage in der Corona-Krise ergab, dass sich neun Prozent der befragten Männer und sechs Prozent der befragten Frauen sicher sind, dass geheime Mächte die Welt regieren (Roose, 2020). Butter (2018) vertritt die Meinung, dass die überwiegende Mehrheit in der Forschung, wenn überhaupt, einen geringen Einfluss des Geschlechts auf den Glauben an Verschwörungstheorien hat. In der psychologischen und politologischen Forschung existieren verschiedene Studien über die Verteilung des Geschlechts beim Verschwörungsglauben, jedoch wurde noch keine Forschung in Bezug auf den Umgang mit unterschiedlich geschlechtlichen Verschwörungsgläubigen betrieben. Hierbei stellt sich bspw. die Frage, ob das Geschlecht beim Umgang mit Verschwörungsgläubigen überhaupt eine Rolle spielt? Aufgrund des begrenzten Umfangs der Masterthesis, kann hierauf nicht weiter eingegangen werden. Es zeigt sich allerdings, dass der Umgang mit Verschwörungsgläubigen in vielerlei Hinsicht ausbaufähig ist. Eventuell könnten Ergebnisse einer Forschung über den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Umgangsweise eine Hilfestellung für Angehörige bieten.
2.2.1 Verschwörungsmentalität als Einflussfaktor
Der Gesellschaftliche Zusammenhalt wird durch den Glauben an Verschwörungstheorien gefährdet. Die Gesellschaft wird in die Gläubigen und in diejenigen, die den Glauben nicht nachvollziehen können, gespalten. Individuen unterscheiden sich hierbei jedoch nicht nur in der Ausprägung des Glaubens, sondern auch darin, wie anfällig sie für bestimmte Erklärungen sind. Diese Anfälligkeit bzw. die persönliche Tendenz in Verschwörungstheorien abzudriften, wird von WissenschaftlerInnen Verschwörungsmentalität genannt. Somit kann die Verschwörungsmentalität als Neigung zum Glauben an Verschwörungen von Personen oder Gruppen definiert werden (Bruder et al., 2013). „Der Begriff der Mentalität verweist außerdem auf eine Grundhaltung, zu der Menschen nicht überzeugt oder verführt werden müssen, sondern die einem schon vorhandenen, inneren Bedürfnis entspricht bzw. dieses erfüllen kann“ (Decker et al., 2021, S.3). Das deutet daraufhin, dass Menschen von Grund auf eine Neigung zum Verschwörungsdenken haben oder nicht. Es stellt sich hierbei die Frage, ob Verschwörungsmentalität genetisch bedingt ist.
Die Idee, dass es eine Verschwörungsmentalität gibt, kann anhand des bereits erwähnten plakativen Beispiels aus der Studie von Wood et al. (2012), dass Menschen an konträre Verschwörungstheorien in Bezug auf Prinzessin Dianas Tod glauben, gezeigt werden.
16 Denn dabei geht es weniger um eine konkrete Verschwörung, sondern vielmehr darum, dass ein Weltbild zum Ausdruck kommt. Dabei ist nicht wichtig wie die angeblich Verschworenen handeln, sondern lediglich darum, dass es Verschwörer gibt, die handeln (Lamberty & Imhoff, 2021).
Die Leipziger Autoritarismus Studie 2020 fand heraus, dass die Verschwörungsmentalität den Glauben an die Demokratie und das aktuell bestehende politische System mit seinen PolitikerInnen reduziert. Hinzukommt, dass Menschen, die sich offen dazu bekennen, dass eine Verschwörung im Gange ist, häufiger gegen eine Demokratie sind. Aufgrund dieser Tatsache, sind die gegenwärtigen Demonstrationen und Diskurse nicht unbedeutend. Es können sich antidemokratische Kräfte formieren, die nicht unterschätzt werden sollten (Decker et al., 2020). Anhand des Conspiracy Mentality Questionnaires (CQM) bewerteten Bruder et al. (2013) in einer internationalen Studie die Unterschiede in der Ausprägung der Verschwörungsmentalität zwischen verschiedenen Kulturen. 7.673 Menschen aus Nordamerika und Westeuropa wurden in diesem Rahmen befragt. Die Stichprobe wurde wie folgt unterteilt: Deutschland (n=5.018), USA (n=1.126), Türkei (n=981) oder Großbritannien und Irland (n=548). Der Vergleich der durchschnittlichen Verschwörungsmentalität ergab, dass die Werte der türkischen Teilnehmenden deutlich höher waren als die der anderen Gruppen in westeuropäischen und nordamerikanischen Ländern. Die deutschen Teilnehmenden schnitten hingegen schlechter ab als die anderen Gruppen. Somit kann anhand der Mittelwertvergleiche die These aufgestellt werden, dass die Neigung zum Glauben an Verschwörungstheorien in Ländern des Nahen Ostens (d.h. in der Türkei) in der Gesellschaft stärker vertreten sind als in den westlichen Ländern wie Deutschland, USA und Großbritannien/Irland.
2.2.2 Angst als Einflussfaktor
Wenn man an die ersten Wochen der Corona-Krise im März und April 2020 denkt, erinnert man sich vor allem an ein Gefühl der Angst (Kortmann & Schulze, 2020). Die Nachricht von der fremdartigen Gefahr verbreitete sich jedoch rasanter als das Coronavirus selbst und löste bei den Menschen Gefühle von Angst aus, da die zu Beginn der Verbreitung verfügbaren Informationen nicht nur verstörend, sondern auch widersprüchlich waren und selbst die ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen noch nicht genügend Verlässlichkeit hatten, Auskünfte zum neuen Virus zu geben (Srol et al., 2021). Menschen erleben aversive Gefühle wie Angst insbesondere in gesellschaftlichen Krisensituationen. Der Verschwörungsglaube ist eine Reaktion, mit diesem Gefühl umzugehen, denn es wird dabei versucht, das eigene soziale Umfeld zu verstehen. Angst löst somit sinnstiftende Prozesse aus, dass Menschen Verschwörungen vermuten (van Prooijen & Douglas, 2017). Diese Erkenntnis bestätigt unter anderem eine aktuelle Studie von Srol et al. (2021) mit einer endgültigen Stichprobe von 783 Teilnehmerinnen. Untersucht wurde anhand eines Fragebogens mit zwölf Aussagen während der Corona- Krise vom 13. Bis zum 22. März 2020, ob das Gefühl von Angst eine Folge der Krise widerspiegelt und ob das Angstgefühl lediglich mit Coronavirus-spezifischen Verschwörungstheorien oder auch mit verschiedenen Arten von epistemisch verdächtigen Überzeugungen in Verbindung steht. Die Ergebnisse zeigen, dass ängstliche Zustände infolge der anhaltenden COVID-19-Pandemie mit einer erhöhten Zustimmung von Coronavirus-spezifischen Verschwörungstheorien sowie Verschwörungstheorien, die nicht mit der Pandemie in Verbindung stehen, einhergehen. Das lässt sich darauf zurückführen, dass starke Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Arten von Theorien bestehen. Wie bereits erwähnt neigen Menschen eher dazu auch an andere verdächtige Überzeugungen zu glauben, wenn sie bereits an einer Theorie festhalten. Verschiedene Gründe für die Entstehung von Angstgefühlen bestehen während der Pandemie. Die Angst bspw. sich anzustecken oder im späteren Verlauf der Pandemie, als die Auswirkungen des Coronavirus einen Einfluss auf die Arbeitswelt nahmen hinzukommend die Angst Einkommensverluste zu erfahren. Eine Auswertung von Daten einer Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung kommt zu dem Entschluss, dass Menschen, die eine bereits vor der Pandemie schwächere Position auf dem Arbeitsmarkt hatten, überdurchschnittlich von Einkommensverlusten betroffen sind. Die soziale Ungleichheit wurde somit durch die Corona-Krise verschärft. Es stellt sich hierbei die Frage, ob man durch geeignete politische Maßnahmen dieser Ungleichheit und der bestehenden Angst der Betroffenen hätte entgegenwirken können. Zudem kommt die Frage auf, ob man durch ein Entgegenwirken von Angstgefühlen durch bspw. Einkommensausgleiche vom Staat, die Entstehung des Verschwörungsglaubens hätte vorbeugen können, wenn man bedenkt, dass Angst und Verschwörungstheorien zusammenhängen (Kohlrausch & Hövermann, 2020). Gesundheitsbehörden investieren Strauß et al. (2021) zufolge zu wenige Ressourcen, um die psychosozialen Folgen im Kontext der Corona-Pandemie angemessen zu bewältigen. Es ist längst bekannt, dass Pandemien entstehen bzw. existieren können und bereits häufig verbreitet waren. Seit vielen Jahrhunderten beschäftigen Pandemien die Menschheit. Eine Verhaltensmethode ist lange schon die soziale Distanzierung. Entsprechend werden psychosoziale Faktoren wie die soziale Distanzierung vernachlässigt, obwohl das Auftreten von Angst und Misstrauen in der Gesellschaft durch eine geeignete Investition in Ressourcen verhindert werden könnte. Die anhaltenden Veränderungen der Besorgnis und des Stresslevels, die durch die Pandemie verbreitet sind, gehen mit deutlichen Anstiegen von Angst- und Depressionssymptomen einher. Die Betrachtung der Pandemiefolgen kann wie in Abbildung 5 (siehe Anhang 1) in verschiedene Bevölkerungsgruppen eingeteilt werden. Angst scheint für alle Gruppen (Kinder, Jugendliche etc.) kennzeichnend zu sein, obwohl sich die Ängste und das Ausmaß der Ängste unterscheiden lassen.
Einen umfassenden Überblick über Angstsymptome liefert eine Metastudie bestehend aus 62 Studien mit 162.639 TeilnehmerInnen aus 17 Ländern. Die Prävalenz von Angst und Depressionen betrug 33%, was darauf hindeutet, dass Interventionen dringend erforderlich sind. Im Rahmen der Studie konnte festgestellt werden, dass ausreichende medizinische Ressourcen, aktuelle und genaue Gesundheitsinformationen sowie die Umsetzung von Vorsichtsmaßnahmen psychische Belastungen in der Corona-Pandemie verringern können. Interventionen wie psychosoziale Beratungen sind dringend erforderlich, um Menschen mit psychosozialen Belastungen zu unterstützen. Weitere Studien sind notwendig, um die Umsetzung und Wirksamkeit von psychosozialen Interventionen zu entwerfen (Min et al., 2020).
2.2.3 Kontrollverlust als Einflussfaktor
Eine weitere Ursache, weshalb Menschen Verschwörungen wittern ist das existenzielle Motiv der Kontrolle. Genau genommen beeinflusst ein Kontrollverlust die Neigung Muster zu sehen, wo keine sind sowie Verschwörungstheorien zu vermuten. Whitson und Galinsky (2008) konnten zeigen, dass Menschen, denen Kontrolle fehlt, eher Verschwörungen wahrnehmen. Kontrolle ist ein basales Bedürfnis des Überlebens und spielt eine wichtige Rolle, wenn bspw. plötzliche Verluste von Angehörigen oder überraschende Jobverluste eintreten.
Die Corona-Krise kann als Kontrollverlust verstanden werden. Die abstrakte und unsichtbare Bedrohung durch eine mögliche Ansteckung und das Unwissen über den Verlauf der Pandemie stellen die eigene Lebenswirklichkeit fundamental infrage (Lamberty & Imhoff, 2021). Ein Gefühl von Kontrolle kann in solchen Situationen als Ausgleich und Gegenmechanismus unterbewusst hergestellt werden. Somit ist ein weiterer Ansatz auf der Suche nach Ursachen für den Glauben an Verschwörungstheorien ein widerfahrener Verlust von Kontrolle (Nocun & Lamberty, 2020). „Der Glaube an Verschwörungsmythen - so bizarr diese auch sein mögen - ist häufig der Versuch, Kontrolle zurück zu gewinnen, ... Inwieweit diese Rückgewinnung an Kontrolle auf diese Art und Weise tatsächlich gelingt, ist wissenschaftlich noch relativ wenig bekannt“ (Hövermann, 2020, S.3).
Die bereits aufgeführte Studie von Srol et al. (2021) untersuchte neben dem Zusammenhang von Angstgefühlen und Verschwörungsglauben auch eine Korrelation zwischen Kontrollverlust und Verschwörungsglauben. Hierbei wurden die Erkenntnisse gewonnen, dass eine höhere Wahrnehmung des Risikos an Corona zu erkranken und ein geringes Vertrauen in die bestehenden politischen Systeme nicht nur mit Angst, sondern auch mit dem Gefühl mangelnder Kontrolle einhergehen. Bei der Untersuchung der Korrelationen zwischen Kontrollverlust und Coronavirus-spezifischen Verschwörungstheorien sowie Kontrollverlust und generischen Verschwörungstheorien konnte auch hier eine, wenn auch nur schwache Korrelation mit generischen verschwörerischen Überzeugungen gezeigt werden. Die vorliegende Studie zeigt, dass Menschen, die sich inmitten der anhaltenden Pandemie ängstlich und ohne Kontrolle über ihr Leben fühlen, eher an Verschwörungstheorien glauben. Unabhängig davon, ob es sich um Verschwörungstheorien zusammenhängend mit Corona oder mit anderen Ereignissen handelt. Die Ergebnisse passen somit gut zu den bestehenden Darstellungen aus der Studie von Whitson und Galinsky (2008) und weiteren bestehenden Studien. Allgemein lässt sich die These aufstellen, dass Menschen, die allgemeinere Verschwörungen und pseudowissenschaftliche Überzeugungen befürworten, inmitten der Corona-Pandemie ängstlicher sind und einen Mangel an Kontrolle verspüren, und all diese Faktoren tragen zu ihrer stärkeren Zustimmung vor allem zu Coronavirus-spezifischen Verschwörungstheorien bei.
Einen Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien über Juden und mangelnde Kontrolle konnte Kofta et al. (2020) in einer Studie mit 812 StudienteilnehmerInnen herausfinden. Es ließ sich anhand der Studie die Hypothese aufstellen, dass ein Kontrollverlust den Glauben an jüdische Verschwörungstheorien vorhersagen kann.
Schlussfolgernd kann davon ausgegangen werden, dass die Illusion Kontrolle wiederherzustellen durch Verschwörungstheorien verstärkt wird. Der Zufall lässt sich nicht lenken bzw. beeinflussen, denn man ist ihm wehrlos ausgeliefert. Werden jedoch Behauptungen mit Ordnungsmäßigkeiten aufgestellt, so können Menschen wieder 20 Kontrolle erlangen. Schuldigen kann das Handwerk gelegt werden, dem Zufall hingegen nicht. Aus diesem Grund suchen Menschen etwas, an dem sie sich festhalten können. Sie möchten keinen Zufallsmechanismen unterliegen und halten deshalb häufig an Verschwörungstheorien fest (Imhoff, 2020).
3. Umgang mit Verschwörungsgläubigen im Beratungskontext
Viele Angehörige sind im privaten Kontext ihren nahestehenden verschwörungsgläubigen Menschen ausgesetzt. Nachdem einige mögliche Erkenntnisse für die Ausprägung und Entwicklung des Verschwörungsglaubens dargestellt wurden, können daraus ableitend nun Umgangsweisen im beraterischen sowie familiären Setting vorgestellt werden. Eine große Anzahl verunsicherter Angehöriger wenden sich an Sektenbeauftragte und andere Beratungsinstitutionen, um zu verstehen wie der Spuk beendet werden kann oder wie sie mit ihren Kindern, Eltern oder PartnerInnen reden können (Lamberty & Imhoff, 2021). Eine zentrale Herausforderung für Beratungsinstitutionen ist hierbei eine persönliche Umgangsweise innerhalb der Familien mithilfe von Beratungsgesprächen herauszuarbeiten. Dabei stellen BeraterInnen eine Begleitperson im eigenen persönlichen Prozess dar, der für Angehörige von Verschwörungsgläubigen eine starke Belastung darstellen kann.
Anlässlich von sozialen und gesellschaftlichen Problemstellungen bedarf es an professioneller Hilfe für Einzelpersonen, Familien, Gruppen oder Gemeinwesen. Die Berufspraxis der Sozialen Arbeit muss sich an unterschiedlichen psychosozialen Problemstellungen, die in der Gesellschaft entstehen, orientieren und muss dementsprechend facettenreich aufgestellt sein (Amthor, 2016). Die Beratung zielt darauf ab, die Handlungssicherheit der KlientInnen zu erhöhen, um eine selbstständige Bewältigung der Problemlagen zu fördern. Ein Beratungsbedürfnis basiert auf den Strukturen in modernen Industriegesellschaften einhergehend mit rasch wachsenden und wechselnden Anforderungen an die Lebensführung. Die Bürokratisierung oder Technisierung sind bspw. Strukturelemente, die zu einer hohen Beratungsnachfrage führen (Schnoor, 2006). Dramatische Lebensereignisse oder anders ausgedrückt, veränderte Lebenslagen von Menschen, können das Bedürfnis nach Beratung verstärken. Beratung dient dem Auffangen der Auswirkungen von überforderten Lebensumständen. Es herrscht ein wachsender Beratungsbedarf, der mit einer Institutionalisierung neuer Beratungsformen einhergeht. Bspw. sind durch den demografischen Wandel beraterische Konzepte für ältere Menschen und ihre Angehörigen aufgekommen (Bauer & Weinhardt, 2014). Da wie in Abbildung 1 bereits dargestellt etwa ein Drittel der Deutschen an Verschwörungstheorien glaubt und vor allem die Corona-Pandemie den Glauben von Angehörigen vermehrt zum Vorschein bringt etwa durch eine starke Ablehnung der Impfung oder eine geringe Bereitschaft, Gesichtsmasken zu tragen, besteht vor allem in der Krise ein hoher Beratungsbedarf, um mit den Herausforderungen im persönlichen Setting bzw. Verschwörungsgläubigen umzugehen (Lamberty & Imhoff, 2021). Beratungsstellen empfehlen den Fokus auf die individuelle Funktion des Verschwörungsglaubens zu legen. Es gilt dabei herauszufinden, weshalb der Glaube besteht, um die Motive hinter dem Glauben zu erfahren. Liegen die Gründe für die Glaubensausprägung bspw. darin, dass Krisen durchlebt wurden? Ratsuchenden wird zudem empfohlen das Thema nicht ins Zentrum der Gespräche und Gedanken mit den Angehörigen zu rücken. Denn durch eine ständige Auseinandersetzung mit dem Thema kann eine beidseitige Abwehrhaltung bewirken, dass Gespräche nicht mehr zustande kommen (Lamberty & Imhoff, 2021).
Verzweiflung und Sorgen von Angehörigen sind nicht selten psychosoziale Folgen, die durch den Verschwörungsglauben entstehen. Wie folgt von Tom Lorenz (22 Jahre) berichtet, kann das Leben durch den Glauben innerhalb der Familie auf den Kopf gestellt werden. aufgrund einer Beeinträchtigung gehört Tom zur Risikogruppe für einen schweren Corona-Krankheitsverlauf (Stremmel, 2021).
Beim Abendessen haben wir einen fürchterlichen Streit. Mal wieder geht es ums Impfen. Sie ist überzeugt, dass ich durch das angebliche "Gift" darin noch schwerer behindert werde - und für sie zu einer noch größeren Last. Es endet damit, dass sie ankündigt zu verreisen, sollte ich mich wirklich impfen lassen. Ich solle doch schauen, wie ich ohne sie klarkomme. Das ist neu. Gedroht hat sie mir zuvor noch nie. Beim Arzt habe ich mich bis jetzt nicht mehr gemeldet. Ich mache mir Sorgen wegen der Drohung meiner Mutter, mich allein zu lassen. Falls sie Ernst macht, brauche ich einen Plan B. Ohne die Zusage vom Amt, dass ich alleine leben kann, will ich erst mal nichts machen. Ich würde ja gerne über einen Kompromiss mit meiner Mutter sprechen - mit der Wohnung, mit der Pflege, mit meinem Job. Aber seit der Sache mit der Impfung habe ich innerlich zugemacht. Indem sie verhindert, dass ich eine eigene Entscheidung über meinen Körper treffe, hat sie eine rote Linie übertreten. Manchmal denke ich, es gäbe nur eine Möglichkeit, sie aus ihrer Verschwörungswelt wachzurütteln und uns einander wieder zu nähern: dass ich Covid-19 bekomme (Stremmel, 2021).
Der Verschwörungsglaube von Toms Mutter zeigt gravierende Auswirkungen. Tom hat förmlich keine Kraft mehr sich mit seiner Mutter auseinanderzusetzen und scheint die Situation lediglich hinzunehmen ohne sich zu wehren. Verschwörungstheorien stellen nicht für diejenigen, die daran glauben ein Problem dar, sondern für die Angehörigen, die nicht selten in den Wahnsinn getrieben werden. Normale Gespräche scheinen nicht mehr möglich zu sein, da sich alles nur noch um die Theorien dreht. Besonders dann, wenn Behauptungen infrage gestellt werden, reagieren Verschwörungsgläubige wie bspw. Toms Mutter empfindlich. Eine zunehmende Intoleranz kann dazu führen, dass eine Abwärtsspirale auf beiden Seiten entsteht. Da Angriffe Gegenangriffe provozieren, sollte darauf geachtet werden, dass die Kommunikation wohl bedacht abläuft und Provokationen verhindert werden. Wichtig ist es, Empathie aufzubringen, wenn das Gegenüber an abstruse Dinge glaubt und diese ausspricht. Empathie kann Diskussionen und Streitigkeiten verhindern. Je empathischer man mit Verschwörungsgläubigen umgeht, desto positiver wirkt es sich auf die zwischenmenschliche Beziehung aus (Pohl & Dichtel, 2021). „Bisher gibt es kaum Ratgeber und Ratschläge dazu, wie man nun eigentlich umgeht mit Verschwörungstheoretikern. Man weiß zwar eine Menge darüber, wie solche Theorien funktionieren und was das für Menschen sind, die an solche Theorien glauben, allerdings gibt es kaum Literatur, die sich mit der Frage beschäftigt, wie mit Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, umgegangen werden kann“ (Pohl & Dichtel, 2021, S.12). Innerhalb von Familien bestehen aufgrund der persönlichen Beziehungen mit den Verschwörungsgläubigen die besten Chancen etwas zu bewirken. Kritik kann hierbei durch die nahestehenden Personen noch eher aufgenommen bzw. angenommen werden als von Fremden. Jedoch ist der Umgang trotz Vertrauensbasis schwierig. Angehörige dürfen sich selbst nicht aufgeben, weshalb sie ihre eigenen Grenzen ziehen müssen, um nicht unter den Umständen zu leiden (RIAS Bayern, 2021). Es ist hilfreich als Familie möglichst früh zu agieren und möglichst zu Beginn, sobald verschwörungstheoretische Inhalte geäußert werden, sich damit auseinanderzusetzen und nicht erst dann, wenn sich das Weltbild des Gegenüber bereits verfestigt hat. Eine respektvolle Haltung kann hierbei erfolgreicher sein, um die andere Person zu erreichen (Lamberty, 2020b).
3.1 Psychosoziale Beratungsstellen
Die Vielzahl von Verschwörungsgläubigen sorgt für eine Vielzahl an psychosozialen Problemen in Familien, Freundes- und Bekanntenkreisen. Aufgrund der hohen Anzahl von Verschwörungsgläubigen gibt es eine hohe Anzahl an ratsuchenden Angehörigen, welche Beratungen zu dem Thema Verschwörungstheorien in Anspruch nehmen möchten. Um diesem Problem zu begegnen, wurden spezielle Beratungsinstitutionen geschaffen, an die sich Menschen wenden können, die sich mit Verschwörungen auseinandersetzen (müssen). Ratsuchende wenden sich bspw. mit Fragen an die im Rahmen dieser Arbeit befragten Beratungsstellen „Fachbereich Weltanschauungsfragen“ oder „der goldene Aluhut“, wenn Freunde oder Angehörige an Verschwörungstheorien glauben und Unterstützung in Form von psychosozialer Beratung benötigen.
Beide Beratungsinstitutionen haben gemeinsam das Ziel, unter anderem Ratsuchende durch Beratungsgespräche zu unterstützen, die sich mit dem Thema Verschwörungstheorien auseinandersetzen. Es liegt auf der Hand, dass sich fast ausschließlich nicht die Verschwörungsgläubigen, sondern die Angehörigen dieser Menschen an Beratungsstellen wenden. Wie bereits erwähnt, gehen Verschwörungsgläubige davon aus, die Welt aufzuklären und geheime Botschaften aufzudecken, weshalb sie keine Hilfe von Beratungsstellen aufsuchen und vor allem nicht annehmen würden. Der Fachbereich mit Sitz in München und in Freising führt Beratungen zu Themen in Bezug auf Sekten-, Religions- oder Weltanschauungsszenen durch (Fachbereich Weltanschauungsfragen, o.D.). Die gemeinnützige Organisation der goldene Aluhut leistet Bildungs- sowie Aufklärungsarbeit durch verschiedene Angebote wie z.B. Workshops und führt zugleich Beratungen mit Angehörigen von Verschwörungsgläubigen, SektenmitgliederInnen oder MitgliederInnen extremistischer Strukturen durch. Die Organisation ist für ihre seit 2015 jährlichen Preisverleihungen in Form eines Awards für die Verschwörungstheorie des Jahres bekannt (Der goldene Aluhut, 2014).
Die Beratungsstellen sind überlastet, weshalb es notwendig ist, die bundesweite Beratungsstruktur auszubauen (Dittrich et al. 2020). Beständig steigt der Bedarf an Beratungsangeboten von Jahr zu Jahr. Informationsangebote und psychotherapeutische Hilfen alleine können die Bedarfslagen der KlientInnen nicht ausreichend decken. Es bedarf an professionellen Institutionen, die beraterische Leistungen anbieten. Beratungsstellen zum Thema Verschwörungstheorien sind nicht in jedem Bundesland vertreten, weshalb sich die Psychologin und Autorin Pia Lamberty mehr Anlaufstellen wünscht, damit Angehörige mit dem Problem und der emotionalen Belastung nicht alleine sind (Puttfarcken, 2020). "Es wurde schon in den letzten Jahren immer mehr, aber so richtig explodiert ist das mit den Verschwörungstheorien eigentlich erst durch Corona" (Erbersdobler, 2021). Das Zitat der Leiterin der Beratungsstelle Sekteninfo NordrheinWestfalen macht deutlich, dass Ratsuchende vermehrt zu Zeiten von Corona und vor allem in psychosozialen Problemlagen zum Thema Verschwörungstheorien nach Hilfe suchen. Da der Verschwörungsglaube durch die Corona-Pandemie möglicherweise vermehrt zum Vorschein kommt, muss hier situationsadäquat gehandelt werden, indem professionelle BeraterInnen sich in Theorie und Praxis an das Thema Verschwörungstheorien anpassen bzw. sich auf die „neue“ Zielgruppe bzw. vermehrt auftretende Zielgruppe einstellen. Lamberty (2020a) rät dazu, dass sich die Angehörigen spätestens Hilfe durch Beratungsangebote suchen sollten, wenn sich die verschwörungsgläubige Person immer mehr entfernt und die Situation als Belastung wahrgenommen wird. Es bestehen viele Beratungsangebote, die sich zwar vielmehr auf rassistische und antisemitische Inhalte spezialisieren, dennoch allerdings das Thema Verschwörungstheorien behandeln. Ein Beratungsgespräch als soziale Kontaktaufnahme kann bewirken, dass KlientInnen eine Entlastung erfahren. Die klientenbezogene Arbeit kann durch einen Informationsaustausch Wissen übermitteln und eine Einstellungsänderung bei den KlientInnen hervorrufen. Wenn die erlebte Wirklichkeit im Beratungsgespräch rekonstruiert wird, können die subjektiven Sichtweisen analysiert und verbildlicht werden. Jedes Gespräch ist einzigartig und unvorhersehbar. Es bezieht sich immer auf die Situation der Ratsuchenden und muss von Seiten der BeraterIn flexibel und adaptiv offengehalten werden. In einem Gespräch kann sich etwas als richtig herausstellen, was in der Gesprächsvorbereitung unpassend erschien (Widulle, 2020). Innerhalb des Beratungssystems, das von BeraterIn und ratsuchender Person gebildet wird, wird ein psychosoziales Problem kommunikativ prozessiert. Es kann zu einer Wandlung des Problems kommen, da Kommunikation immer an vorher Thematisiertes anschließt und neue Bezüge und Kontexte alternative Sichtweisen sowie Interdependenzen anspricht (Barthelmess, 2014).
Obwohl der Glaube an Verschwörungstheorien in der gesamten Gesellschaft verbreitet ist und finanzieller Wohlstand oder hohe Bildungsabschlüsse nicht vor dem Glauben schützen, schämen sich Angehörige oft. Sie fragen sich häufig, ob sie eine Mitschuld tragen oder ob sie früher bereits schon hätten handeln sollen. Das Gefühl von Scham führt häufig dazu, dass professionelle Hilfe nicht aufgesucht wird (Zeit Online, 2020). „In professionelle Beratung kommen Menschen (freiwillig oder durch Dritte verordnet) mit einem Anliegen oder Problem, das ihnen gehört, der „Problembesitz“ liegt immer bei der ratsuchenden (im Zwangskontext der dazu verpflichteten) Person und richtet sich an die beratende Person“ (Widulle, 2020, S.23). Beratungsinstitutionen werden allerdings lediglich dann aufgesucht, wenn die Suche nach kognitiver, emotionaler und praktischer Problembewältigung der KlientIn nicht durch ein schambesetztes Gefühl unterdrückt wird. Beratung gilt als eine zentrale professionelle Methode und beschreibt eine Interaktion zwischen zwei AkteurInnen: einer professionellen Person, die den Auftrag hat durch Kommunikation, Informationsweitergabe und Handlung ein Problem zu lösen und einer ratsuchenden Person. Die Akteure machen Beziehungsregeln miteinander fest und planen zusammen Maßnahmen, die durch das Offenlegen des inneren Erlebens ausgearbeitet werden können (Widulle, 2020).
3.2 Systemische Beratung
Systemische Beratung eignet sich als ein Ansatz für die Arbeit mit Angehörigen von Verschwörungsgläubigen in Beratungsinstitutionen, da verschiedene Systeme wie bspw. das soziale Umfeld als System essenzielle Stützen für die Angehörigen darstellen können. Ein System setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die wiederum in Beziehung zueinanderstehen stehen. Eine Systemgrenze trennt die Umwelt mit all seinen Komponenten vom System. Die Systemgrenze wird von der BeobachterIn bestimmt. Sie entscheidet, was das System bildet und was nicht dazu gehört (Lindemann, 2020). Das System als strukturiertes Ganzes bezeichnet Organisationen, Familien, Sprachen etc. und kann wiederum aus Teilsystemen bestehen. So besteht das System „Familie“ aus Menschen, die physiologische und psychische Teilsysteme darstellen und innerhalb des Systems Familie in Relation zueinanderstehen (Sickendiek et al. 2008). „Systemtheoretischen Überlegungen liegt die Erkenntnis zugrunde, dass ein System sich in seiner Ganzheit qualitativ neu und anders verhält als die Summe seiner isoliert zu betrachtenden Elemente“ (Beushausen, 2020, S. 52). So sollte die ratsuchende Person als System nicht ausschließlich allein, sondern auch innerhalb der verschiedenen Systeme betrachtet werden. Eine Änderung eines Systemmitgliedes kann das ganze System verändern. Verschiedene Systeme im Sinne von sozialen Kontexten der Betroffenen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Sozialen Arbeit. Das soziale Umfeld wird bei der systemischen Beratung immer einbezogen (Beushausen, 2020). Um Lebenszusammenhänge zu verstehen, werden Familienangehörige oder andere wichtige Bezugspersonen zu Beratungsgesprächen hinzugezogen. Das Verhalten eines Menschen kann lediglich verstanden werden, wenn der Lebenszusammenhang bekannt ist. Systemische Beratung möchte herausfinden, wie sich die ratsuchende Person in einer bestimmten Situation verhält und welche Gründe dem Verhalten zugrunde liegen. Systemische BeraterInnen haben verschiedene Methoden entwickelt, um Systeme von Menschen zu untersuchen und zu verändern. Skizzen und Aufstellungen können dabei als methodische Mittel verwendet werden, um ein System darzustellen. Bei einer Aufstellung können bspw. durch Figuren auf einem Tisch die FamilienmitglierInnen und dessen Beziehungen zueinander verbildlicht werden. Da systemische Beratung davon ausgeht, dass jeder Mensch Ressourcen in sich trägt, die eine Lösung von Problemen bekräftigen können, gilt es diese in einem Beratungsgespräch herauszuarbeiten (Schwing & Fryszer, 2016). Um die Sorgen und Spannungen leichter zu bewältigen, kann es hilfreich sein ein (strategisches Team) zu bilden. Verschiedene FamilienmitgliederInnen stehen in unterschiedlichen Beziehungen zur verschwörungsgläubigen Person, wodurch eine Vielfalt von Sichtweisen in einem Austausch dargelegt werden kann. Gerade in belastenden Momenten können sich die Angehörigen in der Kontaktaufnahme abwechseln, sodass fortlaufend jemand im Austausch mit der verschwörungsgläubigen Person steht und die Angehörigen immer wieder Zeit haben, sich auf die Kontaktaufnahme vorzubereiten. Das familiäre System kann somit als Hilfesystem für die ratsuchende Person dienlich sein. In einem Beratungsgespräch ist es somit unerlässlich, die Familie außen vorzulassen. Es gilt hierbei die Familiensituation zu erfragen, um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Hilfestellungen innerhalb der Familien der KlientInnen gegeben sind (Fachbereich Weltanschauungsfragen, 2020).
Das System Familie kann somit einerseits für die verzweifelten Angehörigen als Ressource im Umgang mit den Verschwörungsgläubigen genutzt werden und andererseits gleichzeitig durch die gläubigen FamilienmitgliederInnen überhaupt in ein Ungleichgewicht geraten. Die Mutter und Tante eines jungen Mannes (Felix) glauben an Verschwörungstheorien und gehen so weit, dass sie Felix immer wieder in Form von Nachrichten über das Mobiltelefon beleidigen, da er den Glauben nicht vertritt. Felix berichtet darüber, dass er oftmals geweint habe und momentan keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter und Tante hege, da die Situation für ihn zu belastend sei (Y-Kollektiv, 2020). In diesem Fall scheint die Familiensituation sehr angespannt zu sein. Der Verschwörungsglaube hat die Familie förmlich geteilt, sodass Felix unter starken psychosozialen Belastungen leidet. Es stellt sich nun die Frage, ob Felix den Kontaktabbruch hätte verhindern und seiner Mutter sowie Tante hätte helfen können. Systemische Beratung kann hier in Anspruch genommen werden, um innerhalb des Familiensystems eine Balance wiederherzustellen. Angehörigenarbeit im Sinne von systemischer Beratung darf von professionellen Fachkräften nicht unterschätzt werden, da die Familie verschiedene Ressourcen besitzt. Sie ist das längste Beziehungsgebilde der KlientInnen und wird auch nach Abschluss von Beratungsgesprächen vorhanden sein. Angehörigenarbeit sollte nicht die Familie verändern, sondern eine Stabilisierung oder Verhaltensänderung zum Wohl der ratsuchenden Person ermöglichen (Widulle, 2020).
3.3 Handlungsempfehlungen
Wenn Familienangehörige plötzlich Verschwörungen vermuten, dann führt das oftmals bei den Bezugspersonen zu Überforderung oder Verzweiflung. Aus nachvollziehbaren Gründen sind die Bezugspersonen schnell ratlos und fragen sich, wie man mit jemandem redet, der an Verschwörungstheorien glaubt. Eine verallgemeinernde Umgangsweise mit Verschwörungsgläubigen ist nicht möglich, da die Beziehungen zum Gegenüber sowie die konkreten Situationen unterschiedlich sind. Häufig sind Verschwörungsgläubige für Argumentationen nicht (mehr) zugänglich, sodass Diskussionen emotional belasten bzw. eskalieren können. Es existiert nicht eine Lösung für jede individuelle Situation. Zu Beginn ist es sinnvoll, sich als ratsuchende Person über die konkrete Situation Gedanken zu machen. Hierzu ist es wichtig sich folgende Fragen zu stellen: In welcher Beziehung stehe ich zu dem Gegenüber? Habe ich es mit einem geschlossenen Verschwörungsdenken zu tun, wobei jedes Gegenargument mit neuen Verschwörungserklärungen abgetan wird? In welcher Situation befinde ich mich? Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung und besteht die Möglichkeit einer Konfliktsituation? (DGB Region Koblenz, 2020).
Die Antonio Amadeu Stiftung legt in einer Handreichung nahe, dass Nahestehende den Verschwörungsgläubigen deutlich kommunizieren sollen, warum sie nicht mit den Verschwörungstheorien einverstanden sind. Widersprüche gilt es anzusprechen wie z.B. „Wenn so vieles im Geheimen passiert, warum gibt es dann so viele YouTube-Videos, die die vermeintliche „Verschwörung“ aufdecken? Wenn die „Verschwörerinnen“ so mächtig sind, warum werden dann die ganzen Blogs und Videos nicht einfach gelöscht? Kontrollieren sie etwa die größte Videoplattform nicht?“ (Antonio Amadeu Stiftung, 2019, S.30). Beratungsstellen weisen darauf hin, dass Selbstfürsorge und Einsicht essenziell sind. Dinge, die man nicht ändern kann, müssen Betroffene hinnehmen und akzeptieren. Beratungsstellen können Hinweise geben, wie Betroffene mit ihren verschwörungsgläubigen Angehörigen wieder miteinander in Gespräche kommen können, wenn diese nicht mehr vorhanden sind Bei allen Bemühungen sollten die eigenen Bedürfnisse nicht außer Acht gelassen werden (Fachbereich Weltanschauungsfragen, 2021). Externe Expertise durch Unterstützungsangebote psychosozialer Beratungsinstitutionen geben durch Hinweise neue Blickwinkel für das Problem der Ratsuchenden. Als externe AnsprechpartnerIn kann von außen besser auf eine Situation geschaut werden. Tobias Meilicke, der für die Beratungsstelle „Veritas“ tätig ist, die ausschließlich Beratungen mit Opfern und Betroffenen von Verschwörungstheorien durchführt, berichtet darüber, dass professionelle BeraterInnen die Verschwörungsgläubigen nicht ändern bzw. umstimmen können, jedoch im direkten Umfeld eine Umgangsweise im Gespräch mit den KlientInnen herausgearbeitet werden kann. Da enge Beziehungen und Ehen häufig auf dem Spiel stehen und die Ratsuchenden in einem Dilemma stecken, weil sie die Verschwörungstheorien ablehnen und zugleich den geliebten Mitmenschen nicht verlieren wollen, bemühen sich die BeraterInnen die Betroffenen zu stabilisieren. Geistige Ablenkung im Sinne von Konzentration auf Freizeitaktivitäten, wird von Meilicke empfohlen. Helfen können gemeinsame Reisen mit den verschwörungsgläubigen Angehörigen, die Erinnerungen hervorrufen oder das Anschauen von Fotos. Schweigend sollte mit dem Thema nicht umgegangen werden, da das Problem dadurch vergrößert werden könnte (Bachner, 2021).
Der Fachbereich Weltanschauungsfragen (2021) empfindet es für sinnvoll, wenn Ratsuchende ihren Angehörigen schildern, wie belastend sie die Situation erleben. Das Stellen vieler Fragen kann hierbei aufzeigen, dass ein Interesse darin besteht, die Verschwörungsgläubigen zu verstehen und kann zugleich die Dynamik des Gespräches verändern. Dadurch können der Kontakt verbessert und Gespräche wieder ermöglicht werden. Ebenso können Fragen hilfreich sein, um bei den Mitmenschen Zweifel zu erwecken. Gezielte Fragen nach möglichen Ursachen für den Verschwörungsglauben können für die Ratsuchenden hierbei sehr aufschlussreich sein und Empathie sowie Verständnis für das Gegenüber entstehen lassen (DGB Region Koblenz, 2020). Vorurteile können dadurch wiederum abgebaut werden, wenn es gelingt die abstrusen Gedanken der FamilienmitgliederInnen zu verstehen. Dennoch bedeutet das nicht, dass die Verschwörungstheorien an sich, sondern das Gegenüber und dessen Bedürfnisse verstanden werden müssen (Pohl & Dichtel, 2021). Um die Funktion des Verschwörungsglaubens zu hinterfragen, können sich die Angehörigen damit auseinandersetzen, ob es Krisen im Leben der Verschwörungsgläubigen gab und derartige negative Erfahrungen möglicherweise auf VerschwörerInnen projiziert werden. Sich bewusst zu machen, dass die verschwörerischen Gedanken einen Teil der Identität der gläubigen Menschen darstellen, spielt eine wichtige Rolle. Das Thema sollte keineswegs permanent im Zentrum von Gesprächsaustauschen stehen, damit einer Abwehrhaltung entgegengewirkt werden kann (Lamberty & Imhoff, 2021). Daneben ist es wichtig, dass ein „Retterkomplex“ bzw. ein ausgeprägtes Helfersyndrom nicht auf den Verschwörungsglauben übertragen wird, da Kritik am Weltbild nicht unbedingt angenommen wird (MBT Hessen, 2021).
3.3.1 „Debunking" im Umgang mit Verschwörungsgläubigen
Wenn Verschwörungstheorien mit Fehlinformationen einhergehen, ist eine Möglichkeit als außenstehende Person damit umzugehen, indem die falschen Fakten widerlegt werden. Hierbei kann das „Debunking“, zu Deutsch das „Entlarven“, die Konfrontation mit wissenschaftlich belegten Fakten, eine Umgangsweise darstellen. Forschende gehen allerdings davon aus, dass bei Verschwörungsgläubigen mit einem stark geschlossenen Weltbild direkte Konfrontationen mit Informationen, Argumentationen oder Richtigstellungen häufig einen gegenteiligen Effekt erreichen können, denn die ideologischen Weltanschauungen können aufgrund des sogenannten „BumerangEffektes“ nicht geschwächt, sondern gestärkt werden. Das neue Wissen wird hierbei nicht aufgenommen, sondern abgelehnt und das eigene Weltbild transferiert (Butter, 2018; Körner, 2020). Debunking kann demnach eher Menschen erreichen, die noch kein geschlossenes Weltbild verfolgen (DGB Region Koblenz, 2020). „Besonders problematisch ist, dass Verschwörungsideologien ihren Anhängerinnen eine Identität anbieten, die nicht allein durch das Vorlegen von wissenschaftlichen Fakten zu ersetzen ist. Debunking richtet sich also nur an die Erkenntnisfunktion von Verschwörungsideologien, nicht jedoch an deren Ursachen und Identitätsfunktion“ (Antonio Amadeu Stiftung, 2015, S.40). Da Fehlinformationen der Gesellschaft einen 30
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1 Britische Prinzessin Diana Frances Mountbatten-Windsor, die am 31. August 1997 bei einem Autounfall starb (Strasser & Steuten, 2008).
- Citation du texte
- Danielle Hein (Auteur), 2021, Zum Umgang im persönlichen Umfeld mit Verschwörungsgläubigen zu Zeiten von Corona. Beratung von Betroffenen in der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1140425
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