Einleitung
„Die geistigen Wurzeln der CDU liegen in der Sozialethik der christlichen Kirchen, in der liberalen Tradition der europäischen Aufklärung und im christlich motivierten Widerstand
gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime.“(1) Diese grundlegende De£nition entstammt nicht einem der ersten Programme, sondern einer Veröffentlichung aus jüngster Zeit. Der „christlich motivierte Widerstand“ als geistige Wurzel der CDU wurde und wird
immer häu£ger genannt, doch selten näher erläutert. Seine Erwähnung allein muß oft der historischen Selbstbestimmung genügen. Das Zitat scheint den Widerstand als geistigen, das heißt als einen der inhaltlichen Ursprünge der Christlich-Demokratischen Union zu
bestimmen, und impliziert damit zumindest die teilweise Übernahme der Ideen des Widerstands in die CDU-Programmatik. Selbst umgekehrt – und bei weitem radikaler – ließe sich die De£nition deuten: die CDU als eine Konsequenz der Pläne und Vorstellungen des
Widerstands!
Die Kritik mancher Widerstandskämpfer am Weg der frühen CDU verstummt angesichts so unre¤ektiert benannte Ursprünge, und auch Hans Mommsen scheint allein mit seiner These, im Neuanfang Deutschlands keines der Ziele des Widerstands verwirklicht zu
sehen.(2)
Publikationen wie die oben zitierte umgehen die Schwierigkeiten, die ein Vergleich der Zielvorstellungen des Widerstands und der frühen CDU-Programmatik mit sich bringt, sie vermengen Gegensätze, wie sie größer nicht sein könnten: das mordende System und Überlegungen
zu alternativen (Übergangs-) Regierung auf der einen, das besetzte Deutschland und die wählerwerbende Charakteristik der Parteiprogramme auf der anderen Seite. Meist begnügt man sich deshalb mit der Nennung der Gründungsmitglieder der CDU(D), die tatsächlich nahezu sämtlich aktiv Widerstand leisteten oder wenigstens zu ihm Verbindung hatten.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Parteien — Das Ende von Weimar
- Ein starker Staat ohne Parteien
- Das Prinzip der „kleinen Gemeinschaften"
- Ein bewährter Neuanfang
- Politisches Vakuum
- Vorsichtige Lizenzvergabe
- Neue Kontakte
- Die CDU und das Erbe des Widerstands
- Katakombengeist
- Erste Programme (1945—1946)
- Keine Erwähnung des Widerstands
- Legitimation durch das Christentum
- „Organischer" Staatsaufbau
- Zwischen Plan- und Marktwirtschaft
- Parlamentarische Verfassung
- Schluß
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Gründung der Christlich Demokratischen Union (CDU) in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie untersucht, inwiefern die Ideen und Zielvorstellungen des Widerstands gegen das NS-Regime in die Programmatik der jungen CDU Eingang gefunden haben. Die Arbeit analysiert die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der frühen CDU-Gründung und beleuchtet den Einfluss des Widerstands auf die Gestaltung der Parteiprogramme und die Entwicklung der CDU in ihren ersten Jahren.
- Die Rolle des Widerstands in der Gründung der CDU
- Die politische und gesellschaftliche Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
- Die Programmatik der frühen CDU im Vergleich zu den Zielvorstellungen des Widerstands
- Die Bedeutung des Christentums und der Interkonfessionalität für die CDU
- Die Entwicklung der CDU in ihren ersten Jahren und ihre Auseinandersetzung mit den Ideen des Widerstands
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Verbindung zwischen den Ideen des Widerstands und der frühen CDU-Programmatik dar. Sie problematisiert die gängige Darstellung des Widerstands als „geistige Wurzel" der CDU und zeigt die Notwendigkeit einer detaillierten Analyse der Programmatik der jungen CDU im Vergleich zu den Zielvorstellungen des Widerstands auf.
Das zweite Kapitel beleuchtet die politische Situation der Weimarer Republik und die Kritik der Widerstandskreise an der zerstrittenen Parteienlandschaft. Es werden die Vorstellungen der Gruppe um Carl Goerdeler und des Kreisauer Kreises zur Neuordnung Deutschlands nach dem Ende des NS-Regimes dargestellt. Beide Gruppen lehnten eine Rückkehr zur alten Weimarer Verfassung und zu einem Mehrparteiensystem ab. Goerdeler plädierte für einen starken Staat mit einem eingeschränkten Wahlrecht, während der Kreisauer Kreis eine dezentrale und auf „kleinen Gemeinschaften" basierende politische Ordnung propagierte. Beide Gruppen betonen die Bedeutung des Christentums für die Neuordnung Deutschlands.
Kapitel drei beschreibt die politische Situation im besetzten Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es wird das politische Vakuum und die Notlage der Bevölkerung dargestellt. Die Besatzungsmächte gewährten zunächst nur den „historischen" Arbeiterparteien KPD und SPD die Lizenz zur politischen Aktivität. Die CDU entstand in Berlin und Köln als Reaktion auf diese Situation. Die Gründung der CDU erfolgte unabhängig voneinander in beiden Städten und war von der Idee einer interkonfessionellen christlichen Partei geprägt. Die Arbeit im Widerstand hatte neue, bis dahin unmögliche Kontakte zwischen Menschen aus verschiedenen Lagern geschaffen, die nun in der CDU zusammenkamen.
Das vierte Kapitel untersucht die Verbindung zwischen den Ideen des Widerstands und der frühen CDU-Programmatik. Es wird gezeigt, dass die ersten CDU-Programme zwar kaum explizit auf den Widerstand Bezug nehmen, jedoch in den Grundzügen den Vorstellungen des Widerstands entsprechen. Die CDU sah sich als eine Partei, die auf dem christlichen Fundament und der moralischen Erneuerung Deutschlands aufbauen wollte. Sie propagierte einen „organischen" Staatsaufbau, der auf der Familie und einem starken Föderalismus basierte. Auch in der Wirtschaftspolitik zeigte sich eine gewisse Nähe zu den Ideen des Widerstands. Die CDU plädierte für eine „planvolle Lenkung" der Wirtschaft und eine starke soziale Verantwortung des Staates. Die Bedeutung des Christentums und die Ablehnung des Nationalsozialismus waren zentrale Elemente der Programmatik der frühen CDU.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gründung der Christlich Demokratischen Union (CDU), den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, die politische und gesellschaftliche Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, die Programmatik der frühen CDU, das Christentum, die Interkonfessionalität, der „organische" Staatsaufbau, die Wirtschaftspolitik und die soziale Verantwortung des Staates.
- Arbeit zitieren
- Markus Horeld (Autor:in), 1995, Die Gründung der CDU. Geboren aus dem Widerstand?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1139
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