„Fremdheit ist […] kein Spezifikum unserer Zeit, […] [sondern] eine menschliche Elementarerfahrung.“
Diese grundlegende menschliche Erfahrung wurde in der Frühen Neuzeit insbesondere zwischen Europa und dem osmanischen Reich gemacht – ein größerer Kontrast als jener zwischen der christlichen und der muslimischen Welt ist immerhin auch kaum vorstellbar.
Besonders im 16. Jahrhundert wurde dieser Kontrast deutlich: Das Osmanische Reich expandierte westwärts und stand 1529 vor den Toren Wiens. Die heranrückenden Türken3 wurden als Bedrohung für die gesamte christliche (gleichzusetzen mit der westlichen) Welt proklamiert: Das Motiv der sogenannten ‚Türkenangst’ bzw. ‚Türkenabwehr’ wurde somit für viele christliche Menschen zum dominierenden Wahrnehmungsmuster der Muslime.
Infolge des osmanisch-habsburgischen Krieges entwickelten sich schließlich längere diplomatische Kontakte, durch die es zu einem intensiveren Kontakt zwischen beiden Kulturen und einer Konfrontation des Eigenen mit dem Anderen kam. Fremde Sitten bzw. fremdes Verhalten bauten kulturelle Grenzen auf, die überwunden werden mussten. Besonders gut nachvollziehen lässt sich dies anhand von Selbstzeugnissen, die Aussagen über das Phänomen Fremdheitserfahrung enthalten.
Die überwiegende Zahl der Selbstzeugnisse ist jedoch in Bezug auf die Fremdwahrnehmung entscheidend durch die bereits angesprochene Türkenangst geprägt. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei der Wahrnehmung von Fremdheit immer auch um eine kulturelle Konstruktion handelt (siehe Kapitel 1.2), die nicht immer mit den subjektiven Erfahrungen bzw. Wahrnehmungen übereinstimmen muss. Ein Selbstzeugnis, das nicht so entscheidend durch die Wahrnehmungsperspektive ‚Türkenangst’ beeinflusst ist, könnte die traditionellen Vorstellungsbilder dekonstruieren und einen eher unbelasteten Blick auf die Fremdheitswahrnehmung bieten.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erkenntnisinteresse
- Konzeptionelle Überlegungen
- Politische, ideologische und individuelle Bedingungen der Reise
- Habsburgisch-Osmanische Beziehungen
- Türkenangst
- Busbecks besondere Eignung als Gesandtschafter
- Fremdheitserfahrungen
- Die Wahrnehmung von Fremdheit bei Ogier Ghiselin de Busbeck
- Ess- und Trinkgewohnheiten
- Sitten und Bräuche
- Zereemoniell
- Das Verhältnis zwischen Osmanen und Gesandten
- Die Türken als „Barbaren“
- Die Türken als Vorbild
- Zwischenfazit
- Strategien zur Bewältigung der Fremdheit
- Bewältigungsstrategien auf Seiten der Reisenden
- Stereotype und Feindbilder
- Reisevorbereitung
- Bewältigungsstrategien in der „fremden“ Situation
- Bewältigungsstrategien auf Seiten der Gastgeber
- Individuelle und gesellschaftliche Auswirkungen der erworbenen Erfahrungen
- Abschließendes Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Wahrnehmung von Fremdheit bei Kulturkontakten zwischen Europa und dem Osmanischen Reich im 16. Jahrhundert. Sie analysiert die Briefe des Ogier Ghiselin de Busbeck, der als Gesandter Ferdinands II. am Hofe des Sultans Süleyman II. in Konstantinopel weilte. Ziel der Arbeit ist es, die Fremdheitserfahrungen Busbecks zu untersuchen und zu analysieren, wie er mit den kulturellen Unterschieden zwischen Europa und dem Osmanischen Reich umging. Dabei werden die individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen der gewonnenen Erfahrungen beleuchtet.
- Die Wahrnehmung von Fremdheit im Kontext der Türkenangst
- Die Rolle von Stereotypen und Feindbildern in der Fremdwahrnehmung
- Die Bewältigungsstrategien von Reisenden und Gastgebern im kulturellen Austausch
- Die Auswirkungen von Fremdheitserfahrungen auf die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung
- Die Bedeutung von Selbstzeugnissen für die Erforschung von Fremdheitserfahrungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Erkenntnisinteresse der Arbeit vor und erläutert die konzeptionellen Überlegungen zur Wahrnehmung von Fremdheit. Sie beleuchtet die historische Situation des 16. Jahrhunderts und die Bedeutung der Türkenangst für die Fremdwahrnehmung. Außerdem wird die Bedeutung von Selbstzeugnissen für die Forschung hervorgehoben.
Kapitel 2 analysiert die politischen, ideologischen und individuellen Bedingungen der Reise Busbecks. Es werden die habsburgisch-osmanischen Beziehungen, die Türkenangst und die besondere Eignung Busbecks als Gesandter beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit den Fremdheitserfahrungen Busbecks. Es werden seine Wahrnehmungen von Ess- und Trinkgewohnheiten, Sitten und Bräuchen, dem Zereemoniell und dem Verhältnis zwischen Osmanen und Gesandten untersucht. Außerdem wird die Frage beleuchtet, inwieweit Busbeck die Türken als „Barbaren“ wahrnahm und ob er ihnen auch als Vorbild sah.
Kapitel 4 untersucht die Strategien zur Bewältigung der Fremdheit. Es werden die Bewältigungsstrategien auf Seiten der Reisenden, wie z.B. Stereotype und Feindbilder, Reisevorbereitung und Bewältigungsstrategien in der „fremden“ Situation, sowie die Bewältigungsstrategien auf Seiten der Gastgeber analysiert. Außerdem werden die individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen der erworbenen Erfahrungen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Wahrnehmung von Fremdheit, Kulturkontakte, das Osmanische Reich, Ogier Ghiselin de Busbeck, Türkenangst, Stereotype, Feindbilder, Bewältigungsstrategien, Selbstzeugnisse, Kulturtransfer und die Frühe Neuzeit. Die Arbeit analysiert die Briefe Busbecks, um die Fremdheitserfahrungen eines europäischen Diplomaten im Osmanischen Reich zu beleuchten und die Auswirkungen dieser Erfahrungen auf die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung zu untersuchen.
- Arbeit zitieren
- Britta Wehen (Autor:in), 2008, Ogier Ghiselin de Busbeck und die „Barbaren“: Zur Wahrnehmung von Fremdheit bei Kulturkontakten zwischen Europa und dem Osmanischen Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113971
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