Dies ist das Exposé zur Bachelorarbeit "Diasporische Identitäten. Afghanische Frauen in Deutschland zwischen Fundamentalismus und Saekularismus".
Eine ethnologische Forschung wird vorbereitet und dafür ein Exposé verfasst. Basierend auf ethnografischen Beweisen sollen die signifikanten Veränderungen im Verhältnis zur Religion und Lebensentwurf unter afghanischen Migrantinnen in Deutschland untersucht werden. Veränderungen der Lebensbedingungen, die sich aus dem Leben außerhalb ihres Heimatlandes ergeben, sind ein wichtiger Indikator für das Leben afghanischer Frauen in Deutschland.
Inhaltverzeichnis
1. Einführung
1.1. Problemstellung und Zusammenfassung
1.2. Zentrale Fragestellung- Forschungsfrage
1.3. Hypothesen und Methode
1.4. Materialzugang
1.5. Arbeitsplan
2. Ausgewählte Literatur
Problemstellung
Einführung des Projektes und der Fragestellung.
Im Jahr 2015 machten afghanische Flüchtlinge etwa ein Fünftel der Asylanträge aus und bleiben nach Syrern die zweitgrößte Gruppe von Migranten in Europa (UNHCR 2016).
Mobilität war ein wesentlicher Bestandteil der afghanischen Geschichte, und Afghanistan ist immer noch im Mittelpunkt einer der größten Flüchtlingskrisen der Moderne. Die Vertreibung ist in letzter Zeit, für viele Afghanen ein Lebensereignis, die zu sozialen und kulturellen Veränderungen führen.
Obwohl die afghanische Gesellschaft eine greifbare Verbindung mit Tradition hat, sind wichtige Signale im Migrationsverhalten afghanischer Frauen sichtbar geworden.
Die afghanische Auswanderung war ein männliches Phänomen seit Jahrzehnten, aber der Prozentsatz der afghanischen Migrantinnen hat in den letzten Jahren allmählich zugenommen. Zum einen neigen afghanische Frauen und Kinder zur Option der Familienzusammenführung. Zum zweitem migrieren sie neuerdings auch unabhängig von der Familie oder als Familienangehörige. Migration ist ein transformativer Prozess in einem physischen und sozialen Umfeld, und die Begegnung mit einer neuen Gesellschaft führt zur Reflexion und Neugierde, die es einer Einwandererin ermöglicht, die eigenen Traditionen gegenüber den neuen Lebens- und sozialen Umgebungen zu beobachten und zu lernen. Es schafft die Voraussetzungen für einen möglichen signifikanten soziokulturellen Wandel.
Basierend auf ethnografischen Beweisen möchte ich die signifikanten Veränderungen im Verhältnis zur Religion und Lebensentwurf unter Afghanische Migrantinnen in Deutschland (hauptsächlich in Offenbach) untersuchen. Veränderungen der Lebensbedingungen, die sich aus dem Leben außerhalb ihres Heimatlandes ergeben, sind ein wichtiger Indikator für das Leben afghanischer Frauen im Veränderungsprozess und wirken sich auf ihre Selbstdefinition aus.
Fragestellung
Können geänderte kulturelle und soziale Kontexte fern von der eigenen Heimat, einen Einfluss auf das Selbst- und Rollenverständis geflüchteter afghanischen Frauen haben? Welche Merkmale macht eine „diasporische Identität“ aus?
Wenn ja, trifft sie auf jede afghanische Frau zu?
Meine Projektidee soll ethnographische Erkenntnisse liefen ,über die Wechselwirkung zwischen der Ausblendung des heimatlichen traditionellen Glaubens mit den restriktiven Gebote, die Förderpotentiale und Herausforderungen des rechtlichen -demokratischen Lebensmodell in Deutschland.
Meine Projektidee ist gleichermaßen von Neugier und persönliches Interesse motiviert, sowie von den wissenschaftlichen Aspekten der Forschung. Sie ist eine Schnittstelle zwischen thematische Felder wie Migrationsethnologie, Genderforschung und Regionalegebiete der Ethnologie. Ich komme auf diese Forschungsfrage aufgrund meines beruflichen Engagements als Sprach- und EDV Betreuerin für eine Sprachschule, vor ein paar Jahre. Als Sprachförderprojekte noch als wichtige Bausteine des Ankommens in Deutschland und als Grundlage für die gesellschaftliche Teilhabe angesehen wurde, durfte ich afghanische Familien durch die erste Schritte in die Sprache und Kultur Deutschlands begleiten, sowie auf Exkursionen durch Museen und Bibliotheken und durch die Stadtgeschichte Offenbachs. Meine Vernetzung mit den Familien und afghanischen Frauen, die ich als wertvolle Quelle für mein ethnographisches Praktikum ansehen, wurden von mir durchgehend gepflegt und sind zum Teil gute Freundschaften geworden.
Mit meinem Projekt, neben der ethnologischen Erkenntnisgewinnung strebe ich weitere emische Einblicke im Hinblick auf die persönliche Veränderung der afghanischen Frauen, nach mehreren Jahren ihrer Ankunft in Offenbach. Ich möchte einen forschenden Blick auf die Prozesse, die zwischen der alltäglichen Handlungspraktiken in Deutschland und dem Diasporischen Hintergrund stattgefunden haben.
Frage 1).
Erzwungene Migration soll (laut verschiedene Migrationstheorien) zu der Etablierung nostalgischer "Narrative und Erinnerungen an der Heimat" beitragen, die zu eine gewisse soziale Abgrenzung führt, in der sich die verlorene Homeland, wieder reproduzieren lässt. Dadurch sollen „diasporische“ Identitäten entstehen, die im Grunde zu einer starren Haltung gegenüber der Interaktion mit der Aufnahmegesellschaft einhergehen .
Sind diasporische Lebenslaufe unumkehrbar?
Wodurch können sich afghanische Frauen von traditionellen Stereotypen loslösen?
Hypothese
Die Hypothese lautet, ob Frauen sogar die Annahme bzw. Identifizierung in anderen Lebensmodelle und westliche Werte sowie Lebenspraktiken führen kann. Fühlen sich Frauen in der neuen Umgebung in ihrem Frauenbild bedroht oder erkennen sie auch eine Chance auf Selbstbestimmung und Emanzipation?
Wie ist ihre Akzeptanz von "westlicher" Karriere und welche sind ihre Bewertung des "weiblichen" Körperbewusstseins und Moralverständnis in der Migration? Gibt es Ablehnung oder Adaptation, wie lauten ihre moralischen Beurteilungen? Wie wichtig ist für afghanische Frauen das Selbstbild aus der Tradition und Herkunft, für ihre subjektive Identität? Bleibt es konstant oder darf sich verändern? Ist die eigene Abgrenzung vor dem "Anderen" ein Merkmal der diasporischen Reproduktion der "imaginierten Heimat"? Da ich eine Überschneidung zwischen Teilbereiche der Ethnologie (Genderforschung, Migrationsforschung, politisierte Religion) sehe, orientiert sich meine Literaturrecherche an Konzepte der Konstruktion der Weiblichkeit, Identitätskonstruktion (auch im Verständnis muslimischer Parameter), Migrationsphänomene wie Flucht- und Diaspora und deren Merkmale. Der Mehrwert, den ich mir daraus erhoffe, ist eine Erweiterung meiner interkulturellen Kenntnisse und regionalspezifischen Kompetenzen, sowie die Praxiserfahrung mit den wissenschaftlichen Methoden und deren Anwendung.
Problemstellung:
Als Ausgangspunkt meiner Forschung beziehe ich mich einerseits auf die Problematik einer “geflüchtete Muslima-Darstellung” in der Öffentlichkeit und ihre Stigmatisierung als Folge der in der Gesellschaft auftretenden Stereotypen. Hierbei geht es um eine gespaltene Wahrnehmung: es wird stets “nur ein Teil der Lebenswirklichkeit der Afghanische Frauen [sic] wahrgenommen, was fremdartig erscheint. Der von den afghanischen Frauen selbst wahrgenommene Teil ihrer Lebenswirklichkeit wird von der Gesellschaft konstant ignoriert weil sie unbekannt ist. Oft befinden sich afghanische Frauen in einem Dilemma zwischen der Anpassung an die gesellschaftlichen Normen und ihrer tradierten ethnischen Identität als Afghaninnen eines bestimmten ethnischen Gruppens. Der Versuch, sich in gesellschaftliche Rollen einzuordnen, kann zu einem Dilemma zwischen der Anpassung an die gesellschaftlichen Normen und der eigenen Selbstidentifizierung führen.
Diasporische Kontexte werden als resilient gegen die Intergrationsvorstellungen mancher politischer Ansätze angesehen. In Bezug auf Überlieferung von Bekleidungsvorschriften, die Frauen schon seit der Kindheit prägt( und die eine vermeintliche Schutzstrategie gegen männliche Gewalt sein sollten), möchte ich herausfinden ob afghanische muslimischen Frauen an die religiös-formelle Normative Vorschriften für ihre Geschlechter- und soziale Rolle weiterhin festhalten.
Das Kopftuch in ihrer Identität als Muslima, scheint mir ein Einstiegsthema.
Aktuell ist es auch ein symbolisches Thema, das unsere kontroverse Vorstellungen von muslimischen Frauen wiederspiegelt und wiederum den muslimischen Frauen oft ein unveränderbares Lebensmodell vorgehalten wird.
Theoriebezug:
Als Grundlage meiner Forschung beziehe ich mich auf die Theorie von: Saideh Saidi „ Migration and Redefining Self. Negotiating Religious Identity among Hazara Women in Germany“ und ihre Erkenntniss wonach, Veränderung das Ergebnis bestimmter Lebensbedingungen, die sich aus dem Leben außerhalb ihrer Heimat ergibt. Hazara- Migrantinnen selbst initiieren nicht absichtlich Veränderungen. Sie tun dies als eine
Notwendigkeit des Lebens im Exil [...]Das Leben in Europa und insbesondere in einem modernen Land wie Deutschland hat es einer Mehrheit der Hazara-Frauen ermöglicht, ihre Träume zu verwirklichen, mehr Bildung zu erhalten [...] (Sideh Saidi 2018: 93)
Methoden und Methodenreflexion
Für die qualitative Darstellung möchte ich multi-sited ethnography (mobile Ethnographie) als Hauptmethode anwenden. Meine Forschung findet ist an (trans-) lokale Räume angebunden. In diesem Fall befinden sich viele Familienangehörige in unterschiedlichen Orten, sowohl in Deutschland als auch in der Welt. Außerdem werden Bilder- und Videoaufnahmen in meiner Arbeit als eine Art von “visual research diary”1 verwendet, um das eigene Wahrnehmen im Rahmen meiner Forschung zu reflektieren. Diese Methode ist der beste Weg, um das Leben von afghanische Migrantinnen während des Übergangsprozesses vom Verlassen ihres Herkunftslandes bis zum Leben in Deutschland kennenzulernen. Ethnografische Methoden als wertvolle Werkzeuge werden häufig verwendet, um Überzeugungen und Verhaltensweisen durch Beobachtung der Teilnehmer, Feldnotizen und sowohl informelle als auch eingehende, halbstrukturierte Interviews mit a eingehend zu beschreiben
Im Allgemeinen verfügt jede Befragte über einzigartige und wertvolle Kenntnisse und Erfahrungen.. Ich habe vor, jede Person, die ich interviewe, ob sie andere afghanische Migrantinnen kennt, die meinen Kriterien entsprechen und bereit wären, ihre Geschichte in einem Interview zu erzählen. Auf diese Weise kann ich, möglicherweise Interviewpartner mit unterschiedlichem Hintergrund finden.
Die qualitative Datenerfassung wird hauptsächlich durch Interviews mit ca. 15 Frauen in Offenbach und Kreis erfolgen. Ich glaube, dass offene Fragen in eingehenden Interviews es mir ermöglichen werden, die Natur dieser Gruppe von Frauen zu verstehen. Um den Forschungsfragen folgen zu können, möchte ich einen klaren Forschungsplan erstellen. Deshalb habe ich Interviewfragen sowie halbstrukturierte Interviews konzipiert. Diese
[...]
1 Pink, Sarah (2001): Doing Visual Ethnography: Images, Media and Representation in Research. London: SAGE (s. 86).
- Arbeit zitieren
- Giovanna Silvestro (Autor:in), 2020, Diasporische Identitäten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1138905
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