Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Rezeption deutscher Literatur im fremdkulturellen Literaturunterricht und mit der damit verbundenen Ausbildung einer literaturwissenschaftlichen Kompetenz. Kulturell gesehen bezieht sich die deutsche Literatur in der Regel auf einen verschiedenen Hintergrund, als dies in der ägyptischen Kultur der Fall ist, so dass ägyptische Studenten bei der Rezeption deutscher Literatur sich oft nicht in der Lage sehen, den Textsinn zu erfassen. Es fehlt ihnen einmal das kulturelle Wissen der Zielsprache, zum anderen könnte hierfür fälschlicherweise ein Vorwissen der Eigenkultur eintreten. Ziel dieser Arbeit besteht darin, durch den Einsatz der bisher vernachlässigten Gattung der Parodie diese Rezeptionsproblematik zu untersuchen, um herauszufinden, inwieweit die Parodie im fremdkulturellen Literaturunterricht an der Deutschen Abteilung der Pädagogischen Fakultät der Ain Shams Universität einen Beitrag zum Verständnis des literarischen Textes leisten kann.
Zunächst wird im Folgenden der Versuch unternommen, auf die Besonderheit der Parodie einzugehen, die noch bis vor kurzem eine in der Literaturwissenschaft vernachlässigte Form war und eine meines Erachtens unberechtigte Randstellung einnahm. Diese Randstellung rührte daher, dass die Parodie für lange Zeit nur als eine verzerrende oder verspottende Nachahmung eines bekannten Werkes betrachtet wurde. Schon Verweyen klagte 1979 in seiner Einführung in die Theorie und Praxis der Parodie darüber, dass die Parodie immer noch am Rande des literaturwissenschaftlichen Interesses stehe (Verweyen/Witting 1979a, S.1). Dass sich die Forschungslage in der jüngsten Zeit geändert hat, betonte aber schon Beate Müller, als sie 1994 bemerkte, dass die Parodie in der Literaturwissenschaft zum Thema geworden ist. Diese Aussage wird jedoch gleich relativiert, wenn die Autorin kritisch ergänzt, dass bis heute keine systematische Theorie zur Parodie entwickelt wurde (Müller 1994, S.14). Die Intensivierung der Parodieforschung in neuester Zeit gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Untersuchung von Texten der Parodie und ihr verwandter Formen wie die Travestie oder das Pastiche in naher Zukunft mehr Interesse finden wird. In dieser Arbeit wird es hauptsächlich um die Parodie gehen.
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Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Begriffserklärung und historische Entwicklung der Parodie
- Kapitel 2: Literaturtheoretische Ansätze zur Parodie
- 2.1 Russischer Formalismus
- 2.2 Dekonstruktion
- 2.3 Intertextualität
- 2.4 Rezeptionsästhetik
- Kapitel 3: Analyse und Interpretation von Vorlage und Parodie
- Kapitel 4: Didaktischer Versuch
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Stellenwert der Parodie in der literarischen Behandlung von Faust und deren Bedeutung für die Ausbildung literaturwissenschaftlicher Kompetenz bei Deutschlehrer-Studenten. Die Arbeit zielt darauf ab, die Parodie als Methode im fremdkulturellen Literaturunterricht zu evaluieren und deren Potenzial zur Förderung sowohl der rezeptiven als auch der produktiven literarischen Kompetenz zu belegen.
- Begriffserklärung und historische Entwicklung der Parodie
- Relevanz verschiedener Literaturtheorien für das Verständnis der Parodie (Russischer Formalismus, Dekonstruktion, Intertextualität, Rezeptionsästhetik)
- Analyse und Vergleich von Vorlage und Parodie im Hinblick auf verwendete Stilmittel
- Didaktische Anwendung der Parodie im fremdkulturellen Literaturunterricht
- Förderung der literaturwissenschaftlichen Kompetenz von Deutschlehrer-Studenten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Begriffserklärung und historische Entwicklung der Parodie: Dieses Kapitel legt den Grundstein der Arbeit, indem es den Begriff „Parodie“ lexikalisch untersucht und seine historische Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart nachzeichnet. Es beleuchtet die Entwicklung des Verständnisses und der Anwendung der Parodie in der Literatur und bereitet den Boden für die nachfolgende Auseinandersetzung mit literaturtheoretischen Ansätzen.
Kapitel 2: Literaturtheoretische Ansätze zur Parodie: Hier werden verschiedene Literaturtheorien vorgestellt, die für das Verständnis der Parodie relevant sind. Der russische Formalismus wird im Hinblick auf den Aspekt der Form und der Verfremdung untersucht, während die Dekonstruktion die Destruktion und Rekonstruktion der Vorlage im parodistischen Prozess beleuchtet. Die Intertextualität wird genutzt, um die Beziehung zwischen Vorlage und Parodie zu analysieren, und die Rezeptionsästhetik betrachtet die Aufnahme und Verarbeitung von Vorlage und Parodie durch den Rezipienten. Dieses Kapitel bietet ein theoretisches Fundament zur Interpretation und Analyse der Parodie.
Kapitel 3: Analyse und Interpretation von Vorlage und Parodie: In diesem Kapitel erfolgt eine detaillierte Analyse und Interpretation sowohl der Vorlage (Faust) als auch einer ausgewählten Parodie. Die Gegenüberstellung von Vorlage und Parodie dient der Herausarbeitung der Unterschiede und der Untersuchung der in der Parodie eingesetzten Mittel. Der Fokus liegt auf der Identifizierung und Erklärung der parodistischen Techniken und ihrer Wirkung.
Kapitel 4: Didaktischer Versuch: Dieses Kapitel beschreibt einen praktischen Didaktisierungsversuch mit Deutschlehrer-Studenten der Ain Shams Universität. Die Studenten wurden mit der literarischen Form der Parodie konfrontiert, um deren Eignung zur Förderung der literaturwissenschaftlichen Kompetenz im fremdkulturellen Kontext zu testen und die Ergebnisse zu evaluieren. Der Fokus liegt auf der praktischen Anwendung der theoretischen Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln.
Schlüsselwörter
Parodie, Faust, Literaturwissenschaft, Literaturdidaktik, Fremdkultureller Unterricht, Rezeptionsästhetik, Russischer Formalismus, Dekonstruktion, Intertextualität, Literaturkompetenz, Deutsch als Fremdsprache.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Parodie und Literaturwissenschaftliche Kompetenz
Was ist das Thema der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht den Stellenwert der Parodie in der literarischen Behandlung von Faust und deren Bedeutung für die Ausbildung literaturwissenschaftlicher Kompetenz bei Deutschlehrer-Studenten. Sie evaluiert die Parodie als Methode im fremdkulturellen Literaturunterricht und beleuchtet deren Potenzial zur Förderung rezeptiver und produktiver literarischer Kompetenz.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 befasst sich mit der Begriffserklärung und historischen Entwicklung der Parodie. Kapitel 2 präsentiert relevante Literaturtheorien (Russischer Formalismus, Dekonstruktion, Intertextualität, Rezeptionsästhetik) zum Verständnis der Parodie. Kapitel 3 analysiert und interpretiert eine Vorlage (Faust) und eine ausgewählte Parodie. Kapitel 4 beschreibt einen didaktischen Versuch mit Deutschlehrer-Studenten an der Ain Shams Universität.
Welche Literaturtheorien werden behandelt?
Die Arbeit bezieht sich auf den Russischen Formalismus (Form und Verfremdung), die Dekonstruktion (Destruktion und Rekonstruktion der Vorlage), die Intertextualität (Beziehung zwischen Vorlage und Parodie) und die Rezeptionsästhetik (Aufnahme und Verarbeitung durch den Rezipienten).
Welche Methode wird im didaktischen Versuch angewendet?
Im didaktischen Versuch werden Deutschlehrer-Studenten mit der literarischen Form der Parodie konfrontiert, um deren Eignung zur Förderung der literaturwissenschaftlichen Kompetenz im fremdkulturellen Kontext zu testen und die Ergebnisse zu evaluieren. Der Fokus liegt auf der praktischen Anwendung der theoretischen Erkenntnisse der vorherigen Kapitel.
Welche Vorlage und Parodie werden analysiert?
Die Arbeit analysiert und interpretiert eine ausgewählte Parodie im Vergleich zu Goethes Faust. Die konkrete Parodie wird im Text selbst benannt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Parodie, Faust, Literaturwissenschaft, Literaturdidaktik, Fremdkultureller Unterricht, Rezeptionsästhetik, Russischer Formalismus, Dekonstruktion, Intertextualität, Literaturkompetenz, Deutsch als Fremdsprache.
Welches ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Evaluation des Potenzials der Parodie als Methode im fremdkulturellen Literaturunterricht zur Förderung der literaturwissenschaftlichen Kompetenz von Deutschlehrer-Studenten.
Wo wurde der didaktische Versuch durchgeführt?
Der didaktische Versuch wurde an der Ain Shams Universität durchgeführt.
Welche Aspekte der literarischen Kompetenz werden untersucht?
Die Arbeit untersucht sowohl die rezeptive als auch die produktive literarische Kompetenz.
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- Mag Midhat Suleiman (Autor), 2002, Stellenwert der Parodie in der literarischen Behandlung von „Faust“. Bedeutung für die Ausbildung einer literaturwissenschaftlichen Kompetenz von Deutschlehrer-Studenten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113782