Das Thema „Bitcoin“ kursiert seit geraumer Zeit in den Medien, allerdings bleibt bisher ungewiss, ob die Kryptowährung als neue Form des Geldes anerkannt werden kann. Relevant sind mitunter Fragen hinsichtlich der Akzeptanz und Praktikabilität des Bitcoins als Tauschmittel – darunter fallen auch die Aspekte der Preiserwartungen und -sensitivität. Frühere Studien zur Währungsreform haben belegt, dass bestimmte Erwartungen hinsichtlich Preisen in Euro zu erwartungsgeleiteten Verzerrungen beim Vergleich von Preisen in Euro mit Preisen in D-Mark führen. Mit dem aktuellen Experiment sollte geprüft werden, ob ähnliche Effekte auch beim Bitcoin auftreten. Hierfür wurde untersucht, ob eine Induktion von Erwartungen bezüglich der Höhe von Bitcoin-Preisen einen kausalen Einfluss auf die Wahrnehmung von Bitcoin-Preisen beim Vergleich mit Euro-Preisen hat. Es wurde ein 4 × 3 faktorielles Zwischensubjektdesign gewählt. Die erste unabhängige Variable (UV1) war die Induktion von Erwartungen über prozentuale Preisdifferenzen zwischen Bitcoin und Euro (+15%, -15%, 0%, Kontrollgruppe). Der zweite Faktor (UV2) war die Manipulation der Differenzen zwischen Bitcoin und Euro in zwei Vergleichsaufgaben (+15%, -15%, 0%). Die beiden abhängigen Variablen waren die wahrgenommenen Preisdifferenzen in einer Vergleichsaufgabe mit Speisekarten (AV1) und einer mit Smartphones (AV2). Für beide AVs zeigten sich die Probanden als sensitiv hinsichtlich der Manipulation der UV2, also der Differenzen zwischen Bitcoin und Euro in den Vergleichsaufgaben. Für die UV1 belegen die Ergebnisse lediglich einen Einfluss der Induktion von teureren Bitcoin-Preisen auf die Wahrnehmung – induzierte Erwartungen günstigerer oder genauso hoher Bitcoin- wie Euro-Preise führten zu keinen Effekten. Induzierte Erwartungen hatten somit wenig bis keinen Einfluss auf die Wahrnehmung, dennoch ergeben sich Implikationen für die Forschung und Praxis.
Inhalt
Zusammenfassung
1 Einleitung
1.1 Bitcoin als neue Form des Geldes
1.1.1 Die Eigenschaften des Bitcoins
1.1.2 Bitcoin als Geld und Zahlungsmittel
1.2 Die gefühlte Inflation bei der Einführung des Euro in Deutschland
1.2.1 Wahrnehmung des Euro als „Teuro“
1.2.2 Experimentelle Untersuchungen zu der der Wahrnehmung des Euro
1.3 Einfluss von Erwartungen auf die Wahrnehmung von Preisen
1.3.1 Einfluss von Erwartungen und Einstellungen bei der Wahrnehmung
1.3.2 Einfluss von Erwartungen bei der Wahrnehmung von Preisen
1.4 Aktuelle Studie und Hypothesen
2 Methode
2.1 Stichprobe
2.2 Material
2.3 Versuchsdesign
2.4 Versuchsablauf
3 Ergebnisse
3.1 Manipulationscheck
3.2 Analyse der Varianzen und Mittelwerte zur Prüfung der Hypothesen
3.3 Analyse genereller Verzerrungen in der Preiswahrnehmung
3.4 Weitere post-hoc Analysen und Untersuchung der Kontrollvariablen
4 Diskussion
4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.2 Limitationen und mögliche Erklärungen für den Ausgang des Versuchs
4.3 Implikationen für die Forschung und Praxis
5 Verzeichnisse
5.1 Literaturverzeichnis
5.2 Abbildungsverzeichnis
6 Anhang
Eidesstattliche Erklärung zur Prüfungsleistung
Gender Erklärung
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in dieser Bachelorarbeit das generische Maskulinum verwendet. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung und entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Zusammenfassung
Das Thema „Bitcoin“ kursiert seit geraumer Zeit in den Medien, allerdings bleibt bisher ungewiss, ob die Kryptowährung als neue Form des Geldes anerkannt werden kann. Relevant sind mitunter Fragen hinsichtlich der Akzeptanz und Praktikabilität des Bitcoins als Tauschmittel – darunter fallen auch die Aspekte der Preiserwartungen und -sensitivität. Frühere Studien zur Währungsreform haben belegt, dass bestimmte Erwartungen hinsichtlich Preisen in Euro zu erwartungsgeleiteten Verzerrungen beim Vergleich von Preisen in Euro mit Preisen in D-Mark führen. Mit dem aktuellen Experiment sollte geprüft werden, ob ähnliche Effekte auch beim Bitcoin auftreten. Hierfür wurde untersucht, ob eine Induktion von Erwartungen bezüglich der Höhe von Bitcoin-Preisen einen kausalen Einfluss auf die Wahrnehmung von Bitcoin-Preisen beim Vergleich mit Euro-Preisen hat. Es wurde ein 4 3 faktorielles Zwischensubjektdesign gewählt. Die erste unabhängige Variable (UV1) war die Induktion von Erwartungen über prozentuale Preisdifferenzen zwischen Bitcoin und Euro (+15%, -15%, 0%, Kontrollgruppe). Der zweite Faktor (UV2) war die Manipulation der Differenzen zwischen Bitcoin und Euro in zwei Vergleichsaufgaben (+15%, -15%, 0%). Die beiden abhängigen Variablen waren die wahrgenommenen Preisdifferenzen in einer Vergleichsaufgabe mit Speisekarten (AV1) und einer mit Smartphones (AV2). Für beide AVs zeigten sich die Probanden als sensitiv hinsichtlich der Manipulation der UV2, also der Differenzen zwischen Bitcoin und Euro in den Vergleichsaufgaben. Für die UV1 belegen die Ergebnisse lediglich einen Einfluss der Induktion von teureren Bitcoin-Preisen auf die Wahrnehmung – induzierte Erwartungen günstigerer oder genauso hoher Bitcoin- wie Euro-Preise führten zu keinen Effekten. Induzierte Erwartungen hatten somit wenig bis keinen Einfluss auf die Wahrnehmung, dennoch ergeben sich Implikationen für die Forschung und Praxis.
1 Einleitung
Durch den Einfluss der Digitalisierung sowie die Erfahrungen aus der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 hat sich die Einstellung zu Zentralbanken sowie zur Monopolisierung von Währungen gewandelt. Skepsis gegenüber dem Status quo führte zur Entwicklung von Kryptowährungen sowie ihrer zunehmenden Popularität (Donmez et al., 2021). Allerdings ist bisher ungewiss, ob Kryptowährungen, wie beispielsweise der Bitcoin, tatsächlich als neue Form des Geldes mit allen seinen Funktionen anerkannt werden können (Gagarina et al., 2019; Mattke et al., 2020; Wohlmann, 2020) oder ob sie für immer in ihrer Rolle als spekulatives Anlagegut verharren (Baur et al., 2018). Eine von vielen spannenden Fragestellungen ist dabei die Akzeptanz von Kryptowährungen als Zahlungsmethode durch die breite Bevölkerung. Darunter fallen u. a. die Aspekte der Preiserwartungen sowie der Preissensitivität, da sich beispielsweise die Nominalwerte des Bitcoins beträchtlich von denen des Euro unterscheiden. Somit müssen gezielt Ressourcen aufgewandt werden, um sinnvolle Preisvergleiche anfertigen zu können, was ein Hindernis auf dem Weg zur breiten Akzeptanz von Kryptowährungen darstellt.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von Erwartungen hinsichtlich der Preise in Bitcoin beim Vergleich mit denen in Euro. Hierfür wird zunächst ein Überblick zum theoretischen Hintergrund des Bitcoins sowie dessen Erfüllung der Funktionen des Geldes, insbesondere der Zahlungsmittelfunktion, gegeben. Im Anschluss folgt ein Abschnitt zu früheren Experimenten zur Währungsreform, bei denen die Rolle von Erwartungen hinsichtlich Preisen in Euro beim Vergleich mit Preisen in D-Mark untersucht wurde. Diese Studien sind Grundlage für die Entwicklung des Experiments dieser Arbeit. Im nächsten Abschnitt wird die Rolle von Erwartungen bei der Wahrnehmung im Allgemeinen und anschließend konkret bei Preisen erklärt. So soll ein besseres Verständnis für die Ergebnisse der Studien zur Währungsreform sowie möglicher Ergebnisse des aktuellen Experiments geschaffen werden. Darauf folgen konkrete Erläuterungen zum Forschungsgegenstand und den Hypothesen dieser Arbeit, zur Methodik sowie zu den Ergebnissen. Abschließend werden in der Diskussion die Ergebnisse zusammengefasst, mögliche Erklärungen für den Ausgang der Studie gegeben sowie Implikationen für die Forschung und Praxis aufgezeigt.
1.1 Bitcoin als neue Form des Geldes
Im Folgenden wird ein Überblick zum theoretischen Hintergrund des Bitcoins gegeben und seine Funktionsweise erläutert. Im darauffolgenden Abschnitt wird dargelegt, inwiefern dieser die Funktionen des Geldes erfüllt. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Frage, ob sich die Kryptowährung als Zahlungsmittel eignet.
1.1.1 Die Eigenschaften des Bitcoins
Gemäß Wohlmann (2020) sind Kryptowährungen digitales Bargeld, da diese Form des Geldes verschiedene Merkmale des Bargeldes und digitaler Geldarten vereint. Wie Bargeld beruhen Kryptowährungen auf einem dezentralen Peer-to-Peer-System (P2P), welches unabhängig von einer Zentralbank ist. Allerdings gibt es bei Kryptowährungen, ebenso wie bei anderen digitalen Währungen, keinen physischen Wertgegenstand, der übergeben werden könnte (Nakamoto, 2008; Wohlmann, 2020). Aktuell existieren über 10 000 verschiedene Kryptowährungen, von denen Bitcoin die höchste Marktkapitalisierung hat (CoinMarketCap, 2021; finanzen.net, 2021). Auf alle Kryptowährungen einzugehen würde den Rahmen der Arbeit sprengen, deshalb wird im Folgenden der Fokus auf den Bitcoin gelegt und dessen Eigenschaften beschrieben.
Der Bitcoin wurde von Satoshi Nakamoto, einer anonymen Entität, entwickelt und basiert auf der Blockchain-Technologie, welche als eine Art verteiltes Hauptbuch verstanden werden kann, in dem alle getätigten Transaktionen gespeichert werden. Jede Person, die dies möchte, erhält eine identische Kopie des Hauptbuches und kann als sogenannter Miner neue Transaktionen prüfen und verifizieren (Nakamoto, 2008; Wohlmann, 2020). Wenn also eine Transaktion getätigt wird, erscheint diese zunächst im Buch jedes Miners. Um die Transaktion als gültig zu verifizieren, sollen diese einen kryptografischen Beweis generieren. Hierfür versuchen sie, durch den Einsatz ihrer Rechenleistung eine mathematische Aufgabe zu lösen. Wer dies als erstes schafft, fügt den Beweis über die gelöste Aufgabe der Historie bestätigter Transaktionen im Hauptbuch bei – sodass es alle Miner sehen können – und erhält für sein erfolgreiches Mining eine Auszahlung in Bitcoin. (Sorge & Krohn-Grimberghe, 2013)
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- Maria Goldkin (Author), 2021, Vergleich zwischen Bitcoin und Euro: Der Einfluss von Preisdifferenzerwartungen auf Preisdifferenzwahrnehmungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1137810
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