Inwiefern kann die Medienpädagogik vorsorgen, dass es nicht zum Cybermobbing kommt und was kann im Falle des Cybermobbings getan werden?
Das Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen in der heutigen Zeit ist nicht zu vergleichen mit dem Aufwachsen vor Entstehung der sozialen Medien. Es wird zunehmend mehr mit der Umgebung geteilt und Privatsphäre als solche ist kaum noch vorhanden. Jeder weiß, was der andere zum Frühstück gegessen hat und auch die letzte Party wurde mit zahlreichen Fotos dokumentiert. Durch den übermäßigen Fluss an Informationen kann es schnell zur Offenbarung von Angriffsflächen kommen. Es kann sein, dass jemand nicht gut findet, was er sieht oder vielleicht neidisch ist. Schnell ist die Reaktion auf diese negativen Gefühle, dass man sie in der Anonymität des Internets an den Adressaten weiterleitet. Zieht es sich über Wochen hin und geschieht mutwillig, wird dies als Cybermobbing beschrieben. Die Frage, die zu stellen ist, ist, wie man Kinder und Jugendliche vor dieser Art des Mobbings beschützen kann. Wenn dies nicht funktioniert, wie kann man sie vorbereiten damit umzugehen?
Zur Prävention und zum Umgang kann die Medienpädagogik, auch Medienerziehung oder Medienbildung genannt, herangezogen werden. Diese kämpft selbst nach 50 Jahren Forschung noch darum vollständig anerkannt zu werden, da sie keinem klar abgegrenzten Forschungsgebiet zugehörig ist. Sie dient dazu, „um negative Effekte der Medien auf Individuen und die Gesellschaft einzudämmen und um einen konstruktiven Medienumgang zu garantieren“.
Inhaltsverzeichnis
1.0 Einleitung
2.0 Definition
2.1. Medienpädagogik
2.2. Cybermobbing
3.0 Die Rolle der Medien
3.1. Mediatisierung und Medienpädagogik
3.2. Mögliche Beschränkungsmethoden der Internetnutzung
4.0 Cybermobbing
4.1. Betroffene
4.2. Auswirkungen
5.0 Pädagogische Anwendungsmethoden
5.1. Maßnahmen im Elternhaus
5.2. Schulische Maßnahmen
5.3. Online Beratungsstellen
6.0 Ausblick
Literaturverzeichnis
1.0 Einleitung
Das Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen1 in der heutigen Zeit ist nicht zu vergleichen mit dem Aufwachsen vor Entstehung der sozialen Medien. Es wird zunehmend mehr mit der Umgebung geteilt und Privatsphäre als solche ist kaum noch vorhanden. Jeder weiß, was der andere zum Frühstück gegessen hat und auch die letzte Party wurde mit zahlreichen Fotos dokumentiert. Durch den übermäßigen Fluss an Informationen kann es schnell zur Offenbarung von Angriffsflächen kommen. Es kann sein, dass jemand nicht gut findet, was er sieht oder vielleicht neidisch ist. Schnell ist die Reaktion auf diese negativen Gefühle, dass man sie in der Anonymität des Internets an den Adressaten weiterleitet. Zieht es sich über Wochen hin und geschieht mutwillig, wird dies als Cybermobbing beschrieben. Die Frage, die zu stellen ist, ist, wie man Kinder und Jugendliche vor dieser Art des Mobbings beschützen kann. Wenn dies nicht funktioniert, wie kann man sie vorbereiten damit umzugehen?
Zur Prävention und zum Umgang kann die Medienpädagogik, auch Medienerziehung oder Medienbildung genannt, herangezogen werden. Diese kämpft selbst nach 50 Jahren Forschung noch darum vollständig anerkannt zu werden, da sie keinem klar abgegrenzten Forschungsgebiet zugehörig ist. Sie dient dazu, „um negative Effekte der Medien auf Individuen und die Gesellschaft einzudämmen und um einen konstruktiven Medienumgang zu garantieren“2.
Im Folgenden werde ich mich mit der Fragestellung „Inwiefern kann die Medienpädagogik vorsorgen, dass es nicht zum Cybermobbing kommt und was kann im Falle des Cybermobbings getan werden?“ auseinandersetzen. Hierzu recherchiere ich, welche Lektüre es bisher zu dieser Thematik gibt und setze mich mit dem Thema auseinander.
2.0 Definition
Im Folgenden werden die Begriffe der Medienpädagogik und des Cybermobbings definiert. Bei dem Begriff des Cybermobbings findet eine Abgrenzung zum herkömmlichen Mobbing statt.
2.1. Medienpädagogik
Die Medienpädagogik besteht aus zwei Forschungsfeldern. Auf der einen Seite beschäftigt sie sich mit den Kommunikationswissenschaften, die den Medien zugrunde liegen. Dies ist wichtig, um die Art der Kommunikation im jeweiligen Medium zu verstehen. Auf der anderen Seite beschäftigt sie sich mit den Erziehungswissenschaften.3 Laut Costa dos Santos „handelt [es] sich somit um eine theoretische und eine praktische Kompetenz, die in einem kommunikationstheoretischen Rahmen die gesellschaftlichen Relationen analysiert.“4. Nach Baacke ist die Medienpädagogik eine grenzüberschreitende Wissenschaft. Sie fängt in der Familie an und wird in der Schule gelehrt. Da sich die Medien immer weiterentwickeln, zieht sich dieser Lernprozess durch das ganze Leben.5
Die Aufgabe der Medienbildung liegt in der Bewahrung der Sicherheit des Internets. Dies kann in der häuslichen Umgebung oder in der Schule gelehrt werden. Hier wird der Zugang zu „kommunikationsgefährlichen“ Orten und Aussagen eingegrenzt. Eine weitere Aufgabe ist die Aufklärung, die sich mit der Wissensvermittlung und Bewusstseinsschaffung beschäftigt. Diese steht im Zusammenhang mit der Wahrnehmung, die eine Sensibilisierung im Umgang mit Gefahren im Internet gewährleisten soll. Des Weiteren animiert sie zum Handeln, welches die Freisetzung der Kreativität und die Partizipation des Einzelnen unterstützt6.
Zur Erreichung dieser Ziele muss eine Medienkompetenz entwickelt werden. Für Kinder und Jugendliche wird diese wie das Schreiben und Lesen in der Kindheit gelernt. Es findet laut Christian Dölker eine sogenannte Medienalphabetisierung statt, sodass sie voll an der multimedialen Gesellschaft teilhaben können7. Die Kommunikationserfahrungen sind mit Erziehung und Bildung, Lernen, Prägung und Sozialisation verbunden. Medienpädagogische Projekte tragen dazu bei, ihren Teilnehmern die Kommunikation in den Medien kognitiv greifbar zu machen und so zu bewirken, dass sie diese weiter gestalten können8.
2.2. Cybermobbing
Cybermobbing wird als das elektronische Posten von böswilligen Nachrichten definiert. Es betrifft einzelne Personen und passiert meist anonym.9 Obwohl diese Art des Mobbings schon viele Jahre besteht, wird sie noch immer als neuartiges Gewaltphänomen wahrgenommen. Es beinhaltet das Posten von Aussagen, Bildern und Videos sowie das anonyme Anrufen und Belästigen. Es geschieht in sozialen Medien, InternetChatrooms und auf Präsentationsplattformen wie zum Beispiel YouTube. In Deutschland fand das Thema eine hohe Aufmerksamkeit durch die Internetseite www.spickmich.de, auf der Schüler die Möglichkeit hatten, ihre Lehrer zu bewerten. Die Website wurde nach einem langen Gerichtsprozess aufgrund einer Klage eines Lehrers gesperrt. Weltweite Bekanntheit fand das Thema durch den Tod der 15-jährigen Kanadierin Amanda Todd, die sich nach jahrelangem Cybermobbings im Jahr 2012 das Leben nahm10.
Eine klare Abgrenzung zum herkömmlichen Mobbing ist kaum möglich, da sich die Themen in vielen Bereichen ähneln. Eine Similarität besteht in den handelnden Personen. Oft ist es derselbe Typ Person, der Mobbing und Cybermobbing betreibt. Eine Übereinstimmung gibt es auch in den Gründen des Mobbings. Hierbei werden die „personen- und kontextbezogenen Risikofaktoren“ betrachtet, die sich in beiden Arten des Mobbings ähneln11.
Unterschiede gibt es in der Ausführungsform des Mobbings. Wo bei dem Mobbing oft ein Machtungleichgewicht in den physischen Merkmalen, zum Beispiel körperlichen Kräften, erkennbar ist, ist es beim Cybermobbing von Vorteil, wenn man hohe mediale Fähigkeiten vorzuweisen hat. Es wird oft Photoshop oder Ähnliches eingesetzt, um die Zielperson zu denunzieren. Eine weitere Diskrepanz besteht in dem Motiv. Bei dem Mobbing steht häufig eine Hervorhebung des Mobbers in seiner Clique im Vordergrund, die ihm die gewünschte Aufmerksamkeit verschafft. Er stellt den Gemobbten als schlechter und schwächer dar, sich selbst als besser. Das Cybermobbing lebt zum Großteil von Anonymität. Im Schutze dieser fällt es dem Mobber leichter, sich zu äußern, da seine Aussage für den normalen Internetnutzer nicht auf ihn zurückzuverfolgen ist. Dies steht im Zusammenhang mit einem weiteren Unterschied. Aufgrund der Anonymität fällt es einer Vielzahl von Personen leichter, anderen gegenüber beleidigende Aussagen zu tätigen. Es folgt ein Schneeball-Effekt, da jeder ohne offensichtliche Folgen mitmachen kann. Bei dem Mobbing ist es jedoch so, dass das Hauptaugenmerk auf dem Mobber liegt. Die Tat ist direkt seiner Person zuzuordnen.12
Cybermobbing ist eine schlimme Art des Mobbings, da diese nicht zeitlich und örtlich begrenzt stattfindet. Wenn Opfer nicht auf eine normale Nutzung des Internets verzichten möchten, haben sie nur wenige Möglichkeiten dem Mobbing zu entkommen. Ein weiterer Faktor des Cybermobbings ist, dass man mit diesen Angriffen allein konfrontiert wird, da man allein vor dem PC und Handy sitzt.
3.0 Die Rolle der Medien
3.1. Mediatisierung und Medienpädagogik
Im Laufe der Geschichte wurden verschiedene Leitmedien verwendet. Nach Süss et al. ist ein Leitmedium ein Medium, welches von vielen Menschen intensiv genutzt wird. Es nimmt mehrere Funktionen wahr und viele Menschen bauen eine hohe Verbindung auf13.
Die Mediatisierung meint, dass sich das politische oder gesellschaftliche Handeln dahingehend verändert hat, dass die Medien mit einbezogen wurden. Es wurde so gehandelt, dass die größtmögliche Resonanz hervorgerufen wird. Für Institutionen sind die Medien auch für Werbung oder Umsetzung ihrer Ziele notwendig geworden, sodass sie viel in Medienarbeit und Public Relations investieren14.
Deutlich wurde dies in der Zeit des Nationalsozialismus. Hierbei wurden die Medien fast ausschließlich zu Propagandazwecken genutzt. Es gab Plakate mit Aussagen, die das Regime der NS-Politik unterstützten. Ebenfalls wurden Lehrfilme für Schulen umgestaltet, sodass die Kinder beeinflusst werden konnten. Für die Hitlerjugend wurden Jugendfilmstunden eingeführt. Diese dienten dazu, auch schon der Jugend das nationalsozialistische Gedankengut einzuflößen. Des Weiteren wurden Filme ebenfalls genutzt, um die Bevölkerung vom Krieg abzulenken. In dieser Zeit wurden die Medien und die Medienpädagogik ausschließlich nach dem Interesse und den Zielen des Staates ausgerichtet15.
Nach 1945 konzentrierten sich die Medien vor allem auf die Angebote wie Filme aus den USA, die nun auch Deutschland erreichten. Die Menschen standen diesen Medien mit Vorbehalten entgegen. Es wurde 1953 das erste deutsche Bundesprogramm ausgestrahlt. Zuvor wurde 1947 die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) gegründet. Diese legte Altersbeschränkungen fest16.
In den 70er- und 80er-Jahren kam es zu einem Umdenken. Es stand nicht mehr das Medium im Vordergrund, sondern die Person. Es sollte erreicht werden, dass der Mensch lernt, eigene Positionen zu formulieren und sich aktiv mit den gesehenen Inhalten auseinanderzusetzen. Zum ersten Mal stand die Weiterentwicklung der eigenen Medienkompetenz im Vordergrund. Es soll nicht einfach akzeptiert werden, was gesehen wurde, sondern darüber nachgedacht und im besten Falle mitgestaltet werden. Dies war der Grundstein für die heutige Medienpädagogik17.
Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts kam es zu einer vermehrten Konzentration auf die Medien, aufgrund der rasanten Erfindung der digitalen Medien, wie zum Beispiel das Internet oder das Handy. Viele Beiträge zum Thema der neuen Medien wurden zu dieser Zeit geschrieben. Besonders war, dass es Initiativen wie „Schule ans Netz“ gab. Schlagwörter der Medienpädagogik waren „Medienerziehung in der Schule“ oder „Informationstechnische Grundbildung“, die die Themenfelder kennzeichneten18. Dieter Baacke, der 1984 die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) gründete, regte Diskussionen zur Erweiterung und zum Ausbau des Medienpädagogischen Konzeptes an19. Er beschreibt die Kompetenzsituation wie folgt:
„Die Welt der Kommunikation ist eine Welt der Missverständnisse, und jede Art von Austausch ist nur Schein. Ebenso aber, wie wir im Alltag über eine kommunikative Kompetenz' verfügen, verfügen wir heute auch über eine ,MedienKompetenz', die sich von der kommunikativen Kompetenz' nur dadurch unterscheidet, dass sie nicht in face-to-face Situationen stattfindet, sondern in der parasozialen Interaktion mit Medienbotschaften und ihren Trägern.“20
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen weibliche und männliche Personen, alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen.
2 Süss et al. (2013) S. 15
3 Vgl. Süss et al. (2013) S. 15
4 Vgl. Costa dos Santos (2009) S. 39
5 Vgl. Baacke (1997) S.96
6 Vgl. Hoffmann (2003) S. 30f.
7 Prof. Dr. Chistian Dölker ist Extraordinarius für Medienpädagogik an der Universität Zürich und wurde von Prof. Dr. Süss beim Gespräch über diesen Aspekt zitiert.
8 Vgl. Hoffmann (2003) S. 22
9 Vgl. Merriam-Webster (2020)
10 Vgl. Martin (2018) S. 107
11 Vgl. Martin (2018) S. 108f.
12 Vgl. Martin (2018) S. 109
13 Vgl. Süss et al. (2013) S. 17
14 Vgl. Donges (2006) S.164
15 Vgl. Süss et al. (2013) S. 64f.
16 Vgl. Süss et al. (2013) S. 66f.
17 Vgl. Süss et al. (2013) S. 69f.
18 Vgl. Süss et al. (2013) S. 75f.
19 Vgl. Süss et al. (2013) S. 75f.
20 Baacke (1997) S. 54
- Citation du texte
- Katharina Sobotke (Auteur), 2020, Cybermobbing: Anwendungsmöglichkeiten der Medienpädagogik zur Hilfe jugendlicher Betroffener, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1137801
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