Erfolge in der Behandlung von Opiatabhängigen werden nicht zuletzt daran gemessen, ob es gelingt, sie in die Arbeitswelt und zu regulärem Einkommen zurückzuführen.7 Die Ausübung einer Berufstätigkeit ist u.a. deshalb so bedeutsam, weil sie die materielle Autonomie fördert, die Tendenz zu Straftaten reduziert, das Selbstwertgefühl positiv beeinflußt, neue soziale Kontakte ermöglicht und den Tagesablauf strukturiert. Erwerbsarbeit kann also gleichzeitig ein Erfolgsindikator sowie ein Erfolgsprädikator sein. Die Berufstätigkeit von Methadonsubstituierten wird durch verschiedene Barrieren verhindert: Defizite an sozialen Kompetenzen, mangelhafte Schul- und Berufsausbildung, geringe Berufserfahrung, Vorstrafen, Verschuldung, unrealistische berufliche Erwartungen, mangelndes Selbstvertrauen, Motivations- und Gesundheitsprobleme, Vorurteile der ArbeitgeberInnen, Mangel an geeigneten Arbeitsplätzen für geringqualifizierte ArbeitnehmerInnen etc..8 Insbesondere die physische und psychische Gesundheit ist ein entscheidender Faktor. Im Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung „10 Jahre Methadonprogramm im Saarland“ von 1990-1999 kamen die behandelnden ÄrztInnen zu der Einschätzung, daß ein Drittel der PatientInnen voll arbeitsfähig, ein Drittel teilweise und ein weiteres Drittel noch nicht oder nicht mehr arbeitsfähig ist.9
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Arbeitsintegration von Substituierten
1.2 Selbstwirksamkeitserwartung und berufliche Integration
2 Die Forschungskonzeption
2.1 Fragestellung und Untersuchungsziele
2.2 Versuchsanordnung
2.3 Rahmenbedingungen
3 Methodik
3.1 Der Fragebogen
3.2 Stichprobe
3.3 Auswertungsmethoden
3.4 Planung der Untersuchungsdurchführung
3.5 Literaturverzeichnis
3.6 Anhang
1 Einleitung
1.1 Arbeitsintegration von Substituierten
Der Prozentsatz der Erwerbslosen unter Substituierten ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sehr hoch: In den Einrichtungen zur psychosozialen Begleitung von Palette e.V. in Hamburg lag der Anteil der Arbeitslosen im Jahr 2000 bei 64 %. Die Einrichtungen haben im Jahresmittel 2000 rund 490 KlientInnen betreut.[1] Höher sind die Zahlen aus der Studie „Modellprojekt zur Vorbereitung und Durchführung einer ambulanten medizinischen Rehabilitation von Drogenabhängigen bei übergangsweisem Einsatz einer Substitution mit Methadon“. Der Modellversuch erfolgte zwischen 1995 und 1998, einschließlich einer 6-Monatskatamnese, und setzte hochschwellige Kriterien zur Aufnahme in das Projekt an. Die Aufnahmekriterien des Modellprojektes waren wesentlich enger gefaßt, als beispielsweise die momentanen Indikationskriterien nach den AUB-Richtlinien. Deshalb ist es sinnvoll auch die nicht aufgenommenen KlientInnen mit zu berücksichtigen, da diese grundsätzlich für eine Substitutionsbehandlung in Frage kamen: In einer ausgewählten Gesamtstichprobe (n=369) waren 80,5 % (n=277) der ProbandInnen erwerbslos.[2] Erwerbslose in dieser Studie sind Personen ohne Beschäftigungsverhältnis, die sich jedoch um eine Anstellung bemühen, unabhängig davon, ob sie als Arbeitslose gemeldet sind oder nicht.[3]
Im Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung „10 Jahre Methadonprogramm im Saarland“ wurde festgestellt, daß zum Abschluß der Untersuchung 72% der TeilnehmerInnen arbeitslos waren. Bei Teilnahmebeginn des Methadonprogramms im Saarland waren 11 % erwerbstätig im Vergleich zu 21 % zum Zeitpunkt des Abschlußberichts.[4] Die Zielgruppe des saarländischen Methadon-Landesprogramms bestand aus mehrjährig i.v. opiatabhängigen Personen mit einem Mindestalter von 22 Jahren, bei denen Abstinenztherapien gescheitert bzw. zu Behandlungsbeginn kontrainduziert waren. PartnerInnen von PatientInnen wurden auch aufgenommen, wenn sie jünger als 22 Jahre waren.[5] Durch die Behandlung mit Methadon steigt die Zahl der Erwerbstätigen, aber ein Großteil der Substituierten ist auch während der Behandlung arbeitslos.
Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung der BRD lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2000 bei 9,6 %.[6]
Erfolge in der Behandlung von Opiatabhängigen werden nicht zuletzt daran gemessen, ob es gelingt, sie in die Arbeitswelt und zu regulärem Einkommen zurückzuführen.[7] Die Ausübung einer Berufstätigkeit ist u.a. deshalb so bedeutsam, weil sie die materielle Autonomie fördert, die Tendenz zu Straftaten reduziert, das Selbstwertgefühl positiv beeinflußt, neue soziale Kontakte ermöglicht und den Tagesablauf strukturiert. Erwerbsarbeit kann also gleichzeitig ein Erfolgsindikator sowie ein Erfolgsprädikator sein. Die Berufstätigkeit von Methadonsubstituierten wird durch verschiedene Barrieren verhindert: Defizite an sozialen Kompetenzen, mangelhafte Schul- und Berufsausbildung, geringe Berufserfahrung, Vorstrafen, Verschuldung, unrealistische berufliche Erwartungen, mangelndes Selbstvertrauen, Motivations- und Gesundheitsprobleme, Vorurteile der ArbeitgeberInnen, Mangel an geeigneten Arbeitsplätzen für geringqualifizierte ArbeitnehmerInnen etc..[8] Insbesondere die physische und psychische Gesundheit ist ein entscheidender Faktor. Im Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung „10 Jahre Methadonprogramm im Saarland“ von 1990-1999 kamen die behandelnden ÄrztInnen zu der Einschätzung, daß ein Drittel der PatientInnen voll arbeitsfähig, ein Drittel teilweise und ein weiteres Drittel noch nicht oder nicht mehr arbeitsfähig ist.[9]
1.2 Selbstwirksamkeitserwartung und berufliche Integration
Die psychosoziale Betreuung (PSB) zur Substitution umfaßt neben anderen Aufgaben auch die Förderung der beruflichen Integration der KlientInnen.
In der alltäglichen Arbeit mit Drogenabhängigen geben viele KlientInnen zu Beginn der Substitutionsbehandlung, als ein Ziel dieser Therapie, einen Neu- oder Wiedereinstieg in das Berufsleben an. Im Verlauf der Behandlung zeigt ein erheblicher Teil der KlientInnen allerdings kaum Aktivitäten, um dieses selbstgewählte Ziel zu erreichen.
Mit Hilfe einer schriftlichen Befragung von substituierten KlientInnen sollen Daten erhoben werden, um Hinweise zu erhalten, wie die Effizienz der PSB im Bereich der beruflichen Integration erhöht werden kann. Die Untersuchung soll im Rechtsrheinischen Drogenhilfezentrum der Drogenhilfe Köln e.V. durchgeführt werden, in welchem ich als Diplom-Sozialpädagogin beschäftigt bin. Die Einrichtung vereint Methadonambulanz und Beratungsstelle unter einem Dach.
Die Praxis läßt vermuten, daß neben verschiedenen externen Bedingungen auch kognitive Muster der KlientInnen einen wichtigen Einfluß auf den Erfolg der beruflichen Integration ausüben. Teilweise werden die KlientInnen, die wenig unternehmen, um ihr Ziel der Berufstätigkeit zu erreichen, als widerständig und demotiviert betrachtet.
Motivation ist, laut Fremdwörterbuch, die Summe von Beweggründen, die Handlungen beeinflussen.[10] Menschen sind immer in irgendeiner Richtung motiviert. Die Frage ist lediglich, zu was Personen motiviert sind.
Bezogen auf den Bereich Arbeiten spielen für die intrinsische Motivation z.B. Werte, Einstellungen und Erwartungen eine Rolle. Ich möchte mich in meiner Arbeit auf die Bedeutung der Erwartungen konzentrieren, da Werte und Einstellungen sehr individuell und somit schwierig zu erfassen sind. Außerdem gehe ich von der Annahme aus, daß insbesondere Erwartungen der KlientInnen eine wichtige Bedeutung für die berufliche Integration haben.
Da die Aufnahme einer Arbeit oder der Einstieg in Weiterbildungs- und Ausbildungs-maßnahmen eine große Veränderung im Leben von arbeitslosen KlientInnen darstellt, habe ich das Konzept der Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung für diese Untersuchung gewählt. Items zur Selbstwirksamkeitserwartung beziehen sich immer auf Lebensbereiche, in denen Anstrengung oder Ausdauer nötig sind.
Das Konzept fragt nach der persönlichen Einschätzung der eigenen Kompetenzen, allgemein mit Schwierigkeiten und Barrieren im täglichen Leben umzugehen. Selbstwirksamkeitserwartungen beziehen sich auf bestimmte Verhaltensweisen, die zu bestimmten Konsequenzen führen; für diese möglichen Konsequenzen haben Personen wieder Handlungs-Ergebniserwartungen. Beide Komponenten: Verhalten und Konsequenz sind somit für die Motivation und die Verhaltensregulation von Bedeutung.[11]
Bandura (1977) konnte zeigen, daß die Erwartungen darüber, inwiefern eine Verhaltensweise dazu führt, kurz- und langfristig die erwünschten Effekte zu erzielen, entscheidend für die Veränderung von Verhalten ist. KlientInnen die sich überwiegend fremdbestimmt fühlen und glauben, wenig Einfluß auf ihr Leben nehmen zu können, hätten demnach größere Schwierigkeiten, ihre Handlungsmuster dauerhaft zu verändern. Die Selbstwirksamkeitserwartung und nicht so sehr automatisierte Reaktionsweisen bedingen die Stabilität einer Verhaltensänderung. Bandura prägte mit diesem Ansatz den Begriff „self-efficacy“.[12] Da die Selbstwirksamkeitserwartung für Verhaltensänderungen allgemein eine wichtige Variable ist, gehe ich davon aus, daß dies auch auf den beruflichen Bereich zutrifft.
[...]
[1] vgl. Palette e.V.: Psychosoziale Begleitung und ambulante Therapie im Rahmen der Substitutionsbehandlung. Erfahrungen in den Einrichtungen der Palette e.V., Hamburg Januar 2001, S. 7-10
[2] vgl. Küfner, H., Vogt, M. und Weiler, D.: Medizinische Rehabilitation und Methadonsubstitution, Hohengehren 1999, S. 342
[3] vgl. Küfner, H., Vogt, M. und Weiler, D.: Medizinische Rehabilitation und Methadonsubstitution, Hohengehren 1999, S. 13
[4] (n=263) vgl. Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales des Saarlandes (Hg.): 10 Jahre Methadonprogramm im Saarland, Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung, Saarbrücken Februar 2000, S. 23-25
[5] vgl. Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales des Saarlandes (Hg.): 10 Jahre Methadonprogramm im Saarland, Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung, Saarbrücken Februar 2000, S. 6
[6] vgl. Bundesanstalt für Arbeit: Arbeitsmarkt 2000, Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit, 49. Jahrgang, Sondernummer Nürnberg, 28. Juni 2001, S. 16
[7] vgl. Wettach 1998 in Dombrowski, D., Steffen, T. und Uchtenhagen, A.: Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekt Q-Train, Pforzheim; Schlussbericht der Prozessevaluation, Forschungsbericht aus dem Institut für Suchtforschung Nr 111, Zürich 2000, S. 5
[8] vgl. French, Dennis et al. 1992 in Dombrowski, D., Steffen, T. und Uchtenhagen, A.: Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekt Q-Train, Pforzheim; Schlussbericht der Prozessevaluation, Forschungsbericht aus dem Institut für Suchtforschung Nr 111, Zürich 2000, S. 5
[9] vgl. Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales des Saarlandes (Hg.): 10 Jahre Methadonprogramm im Saarland, Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung, Saarbrücken Februar 2000, S. 23-25
[10] vgl. Drosdowski, Prof. Dr. G., Müller, Dr. W., Scholze-Stubenrecht, Dr. W. und Wermke, Dr. M. (Hg.): Duden Fremdwörterbuch, Mannheim 1990, S. 516
[11] vgl. Jerusalem, M. und Schwarzer, R., Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (SWE), in Schwarzer, R. und Jerusalem, M. (Hg.): Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen. Dokumentation der psychometrischen Verfahren im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen, Freie Universität Berlin, Berlin 1999, http://www.fu-berlin.de
[12] vgl. Reinecker, H.: Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Tübingen 1999, S. 104-105
- Arbeit zitieren
- Christine Hölzmann (Autor:in), 2001, Entwicklung eines Fragebogens zur Selbstwirksamkeitserwartung und beruflichen Integration von Substituierten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113682
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