Von Kindesbeinen an wird das menschliche Dasein von aneinander gereihten Buchstaben geprägt. Neben dem automatischen Erlernen der Muttersprache bekommt jeder Mensch nach und nach Kontakt zu Gedrucktem. Dieser entsteht anfänglich meist durch abendliche Vorlesestunden im Kleinkindalter. Bücher, Zeitschriften und Zeitungen begleiten den Menschen auf dem Weg vom ABC-Schützen bis zum Erwachsenwerden.
Kurz gesagt:
Buchstaben, Wörter, Sätze, Texte sind ständig präsent. Sie prägen und gestalten den menschlichen Alltag, das Erfassen und Verfassen von Texten, sind Grundvoraussetzungen für Bildung und Lebenstüchtigkeit. Dass es bei Textrezeption und Textproduktion, also beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Zuhören, angesichts der enormen Fülle von Wörtern, Ausdrucksweisen oder grammatikalischen Kombinationsmöglichkeiten einer Sprache zu
Verständnisproblemen kommen kann, ist klar. Dann erfolgt der Griff zum Wörterbuch, das wie selbstverständlich neben Kinderbüchern, Sachbüchern und Romanen in den Bücherregalen vieler Haushalte einen festen Platz hat. Dabei bleibt die wichtige kulturelle, gesellschaftliche oder auch politische Bedeutung der Wörterbücher weitgehend ungeachtet.
Der neue „Mankell“ findet mit Sicherheit größere Aufmerksamkeit als eine Neuauflage des „Dudens“, des wohl renommiertesten Wörterbuches.
Während Autoren berühmter Romane für ihre Verdienste gefeiert werden, bleiben die Verfasser von Wörterbüchern eher im Hintergrund. Ihre Arbeit ist jedoch nicht leicht. Mehr als jeder andere Autor müssen sie sich im Vorfeld an ihre künftigen „Leser“ annähern. Dabei müssen sie sich durch theoretische Überlegungen in den Benutzer des Wörterbuches hineindenken und sein potentielles Verständnisproblem erahnen. Es ist nötig, mögliche
Fragestellungen der Kommunikation auszuloten, um dem Wörterbuchbenutzer optimale
Lösungen zu liefern. Wie sehen nun diese theoretischen Überlegungen aus?
INHALTSVERZEICHNIS
1. WÖRTERBÜCHER ALS SELBSTVERSTÄNDLICHE BEGLEITER
2. WICHTIGE ÜBERLEGUNGEN VOR BEGINN DER WÖRTERBUCHPRODUKTION
3. DIE SUCHE NACH DEM UNBEKANNTEN WÖRTERBUCHBENUTZER
4. VERSCHIEDENSTE WÖRTERBUCH-BENUTZUNGSSITUATIONEN
4.1. DIE WORTLÜCKE ALS SIMPLEXLÜCKE
4.2. DIE WORTBEDEUTUNGSLÜCKE
4.3. DIE WORTLÜCKE ALS ABLEITUNGSLÜCKE
4.4. DIEWORTLÜCKE ALS KOMPOSITUMLÜCKE
4.5. DIE WORTREZEPTIONSUNSICHERHEIT
4.6. DIE WORTDIFFERENZIERUNGSLÜCKE
4.7. PHRASEOLOGISCH BEDINGTE REZEPTIONSSTÖRUNGEN
4.8. DIE LEXIKALISCH-SEMANTISCHE GENERALISIERUNG
4.9. DIE LEXIKALISCH-SEMANTISCHE SPEZIFIZIERUNG
4.10. DIE LEXIKALISCH-SEMANTISCHE NUANCIERUNG
4.11. DIE LEXIKALISCH –SEMANTISCHE POLARISIERUNG
4.12. DIE LEXIKALISCH-SEMANTISCHE BEDEUTUNGSDIFFERENZIERUNG
5. EIN WÖRTERBUCH FÜR ALLES?
6. BENUTZERBEDÜRFNISSE MÜSSEN AUCH GEWECKT WERDEN
7. DAS WÖRTERBUCH - VERBUNDEN MIT STAATLICHEN UND GESELLSCHAFTLICHEN INTERESSEN
LITERATURANGABEN
1. WÖRTERBÜCHER ALS SELBSTVERSTÄND-LICHE BEGLEITER
Von Kindesbeinen an wird das menschliche Dasein von aneinander gereihten Buchstaben geprägt. Neben dem automatischen Erlernen der Muttersprache bekommt jeder Mensch nach und nach Kontakt zu Gedrucktem. Dieser entsteht anfänglich meist durch abendliche Vorlesestunden im Kleinkindalter. Bücher, Zeitschriften und Zeitungen begleiten den Menschen auf dem Weg vom ABC-Schützen bis zum Erwachsenwerden. Kurz gesagt: Buchstaben, Wörter, Sätze, Texte sind ständig präsent. Sie prägen und gestalten den menschlichen Alltag, das Erfassen und Verfassen von Texten, sind Grundvoraussetzungen für Bildung und Lebenstüchtigkeit. Dass es bei Textrezeption und Textproduktion, also beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Zuhören, angesichts der enormen Fülle von Wörtern, Ausdrucksweisen oder grammatikalischen Kombinationsmöglichkeiten einer Sprache zu Verständnisproblemen kommen kann, ist klar. Dann erfolgt der Griff zum Wörterbuch, das wie selbstverständlich neben Kinderbüchern, Sachbüchern und Romanen in den Bücherregalen vieler Haushalte einen festen Platz hat. Dabei bleibt die wichtige kulturelle, gesellschaftliche oder auch politische Bedeutung der Wörterbücher weitgehend ungeachtet. Der neue „Mankell“ findet mit Sicherheit größere Aufmerksamkeit als eine Neuauflage des „Dudens“, des wohl renommiertesten Wörterbuches.
Während Autoren berühmter Romane für ihre Verdienste gefeiert werden, bleiben die Verfasser von Wörterbüchern eher im Hintergrund. Ihre Arbeit ist jedoch nicht leicht. Mehr als jeder andere Autor müssen sie sich im Vorfeld an ihre künftigen „Leser“ annähern. Dabei müssen sie sich durch theoretische Überlegungen in den Benutzer des Wörterbuches hineindenken und sein potentielles Verständnisproblem erahnen. Es ist nötig, mögliche Fragestellungen der Kommunikation auszuloten, um dem Wörterbuchbenutzer optimale Lösungen zu liefern. Wie sehen nun diese theoretischen Überlegungen aus?
2. WICHTIGE ÜBERLEGUNGEN VOR BEGINN DER WÖRTERBUCHPRODUKTION
Ehe das große Unternehmen, ein Wörterbuch zu produzieren, in die Praxis umgesetzt werden kann, müssen einige theoretische Fragen beantwortet werden. Zur Weichenstellung für ein erfolgreiches Ergebnis sollten die Lexikographen vier Hypothesen beachten. Es handelt sich um die „Notwendigkeits- und Zweckhypothese“, die „Benutzerhypothese“, die „Umfangs- und Bearbeitungszeithypothese“ sowie die „Verfasserhypothese“[1].
In der Notwendigkeits- und Zweckhypothese versuchen die Autoren die Gründe zu benennen, warum es Sinn macht, für eine bestimmte Art von Sprache, so zum Beispiel eine Fachsprache, eine Einzelsprache oder auch eine Gruppensprache, ein Wörterbuch zu verfassen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welchem Zweck das geplante Werk dienen soll.
Die Benutzerhypothese versucht, entsprechend der Entscheidungen aus der Notwendigkeits- und Zweckhypothese, den potentiellen Benutzerkreis auszumachen. Dieser Schritt ist sehr wichtig, wenn man betrachtet, welch unterschiedliche Benutzeransprüche es gibt. So wird ein Ausländer andere Informationen aus einem Wörterbuch benötigen als ein Wissenschaftler oder Techniker. Ziel der Lexikographen ist es also, einzugrenzen, an wen sie sich mit ihrem Wörterbuch wenden wollen.
Was die Aufgabe der Lexikographen im dritten Schritt, der Umfangs- und Bearbeitungszeithypothese betrifft, so soll zum einen der Wortschatz präzisiert werden, den es im geplanten Wörterbuch darzustellen gilt und zum anderen soll festgelegt werden, in welchem Zeitraum die Produktion von statten gehen soll.
In der Verfasserhypothese gilt es, im Hinblick auf die Ergebnisse aus den ersten drei Hypothesen, die Rechte und Pflichten des Lexikographenteams zu benennen, damit das geplante Wörterbuch als einheitliches Ganzes bei seinem richtigen Adressaten „ankommt“.[2]
3. DIE SUCHE NACH DEM UNBEKANNTEN WÖRTERBUCHBENUTZER
Den richtigen Adressaten zu finden, ist kein leichtes Unterfangen. Während die Lexikographen bei der Notwendigkeits- und Zweckhypothese, der Umfangs- und Bearbeitungszeithypothese sowie bei der Verfasserhypothese Ziele festlegen können, die dann auch Gültig-keit haben, gestaltet sich die Benutzerhypothese weitaus schwieriger. Es ist nicht möglich, einen gesicherten Benutzerkreis einzugrenzen. Das Lexikographenteam kann anhand bestimmter Faktoren und Überlegungen nur ungefähre Angaben über den potentiellen Nutzer machen. Dabei kann es auch zu „bedeutende[n] Fehleinschätzungen“[3] kommen.
Für viele Sparten der Literatur ist der Markt gründlich erforscht und die Leserschaft relativ eindeutig eingekreist[4], der Wörterbuchbenutzer hingegen bleibt ein Unbekannter.
„Eine auch nur einigermaßen gesicherte Auskunft darüber, wer aus welchen Gründen mit welchen Erwartungen in welcher Regelmäßigkeit zum einsprachigen Wörterbuch greift, gibt es bisher nicht.“[5]
In den letzten Jahren wurde, besonders auf Initiative von Herbert E. Wiegand, ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, sich dem unbekannten Wörterbuchbenutzer anzunähern. Wiegand fordert das Ende der vagen Schätzungen bezüglich des Adressatenkreises von Wörterbuchbenutzung: „Die einsprachige Lexikographie benötigt eine empirisch fundierte Soziologie des Wörterbuchbenutzers!“[6]
Der Wörterbuchforscher Wiegand stellt einen Fragenkatalog auf, der helfen soll, den Benutzer einsprachiger Wörterbücher näher kennen zu lernen, damit man so besser auf seine Ansprüche eingehen kann. Dieser Katalog beinhaltet beispielsweise Fragen nach dem Bildungsstand der Benutzer oder nach der Motivation zur Benutzung. Wiegand will weiter abklären, ob und inwieweit im Schulunterricht die systematische Benutzung einsprachiger Wörterbücher gelehrt wird, wann Ausländer, die über Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen, einsprachige Wörterbücher benutzen, oder auch, wer überhaupt im Besitz eines einsprachigen Wörterbuches ist.[7]
Um verwertbare Antworten auf solche Fragen zu erhalten, greift die Wörterbuchbenutzung auf Methoden der empirischen Sozialforschung zurück, so z. B. auf schriftliche und mündliche Befragung, auf direkte Beobachtung oder auf Wörterbuchbenutzungsprotokolle.[8]
4. VERSCHIEDENSTE WÖRTERBUCH-BENUTZUNGSSITUATIONEN
Besonders wichtig ist es bei der Suche nach dem richtigen Adressaten, sich in dessen verschiedene Motivationen einzufühlen, ein einsprachiges Wörterbuch zu Rate zu ziehen. Umfragewerte zeigen, dass Wörterbuchbenutzer am häufigsten (82,2%) nach der Bedeutung eines Wortes suchen. Aus diesem Grund liegt es nahe, sich auf Situationen der Benutzung zu konzentrieren, deren Motivation die Semantik betrifft. Selbstverständlich gibt es auch andere Gründe, warum ein Wörterbuchbenutzer zum einsprachigen Wörterbuch greift, wie z.B. Probleme bei der Rechtschreibung, bei grammatischen Besonderheiten, bei Ausspracheunsicherheiten oder bei Fragen nach der Etymologie eines Wortes.[9] Des Weiteren unterscheidet man „didaktische Benutzungssituationen“ (z.B. Nachschlageübungen, Wort-schatzkenntnisübungen), „sprachwissenschaftliche Benutzungssituationen“ sowie „lexikographische Spicksituationen“[10], in denen sich ein Lexikograph Anregungen aus anderen Wörterbüchern holt.
„Wörterbuchbenutzungen erfolgen hauptsächlich im Rahmen der Unterstützung von Sprachproduktion und Sprachinterpretation“[11], weshalb Herbert E. Wiegand seine, die Semantik betreffenden Typen von Wörterbuchbenutzungen in „Wortsemantisch bedingte Störung bei der Rezeption geschriebener Texte“ und „Wortsemantisch bedingte Schwierigkeit bei der Produktion von Texten“[12] unterteilt. Beide Typen basieren auf aktuellen Lücken im individuellen Wortschatz. Verständnisprobleme und Formulierungsschwierigkeiten sind die Konsequenz.
[...]
[1] Henne, 1976, S. 99.
[2] Vgl. Henne, 1976, S. 99.
[3] Ebd.
[4] Vgl. Hoberg, 1978, S. 31.
[5] Schaeder, 1981, S. 92.
[6] Wiegand, 1977, S. 64.
[7] Vgl. Wiegand, 1977, S. 63f.
[8] Vgl. Engelberg, 2001, S. 69.
[9] Vgl. Schaeder, 1987, S. 74.
[10] Drosdowski, 1977, S. 80f.
[11] Schlaefer, 2002, S.124.
[12] Wiegand, 1977, S. 64ff.
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