Existiert in Russland eine Zivilgesellschaft oder nicht? Über die Antwort streiten sowohl westliche als auch russische Wissenschaftler, wobei von Ablehnung bis zur Bejahung der Frage alle Positionen in der Literatur wiederzufinden sind. Der Großteil der Wissenschaftler kommt zu dem Ergebnis, dass es eine Zivilgesellschaft in Russland gibt, diese sich allerdings noch konsolidieren muss und unter schwierigen Rahmenbedingungen leidet- seien sie nun rechtlicher oder gesellschaftspolitischer Natur. Die Diskussion um eine Zivilgesellschaft in Russland beginnt jedoch noch viel früher, nämlich bei der Frage nach der Definition von Zivilgesellschaft an sich. Welches Verständnis von Zivilgesellschaft findet man bei den russischen, welches bei den westlichen Wissenschaftlern?
In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich den aktuellen Stand der Analysen zur Situation der Zivilgesellschaft und zur Diskussion um Zivilgesellschaft in Russland darstellen. Dabei werde ich zuerst einen Überblick über verschiedene Definitionsansätze des Begriffes der Zivilgesellschaft geben und dabei auch auf das spezifisch russische Verständnis von Zivilgesellschaft eingehen. Anschließend werde ich einen kurzen Überblick über die Geschichte zivilgesellschaftlicher Organisation in Russland geben, um dann den Schwerpunkt auf die Situation der Zivilgesellschaft im heutigen Russland zu legen. Dabei möchte ich insbesondere die Rahmenbedingungen- rechtliche als auch gesellschaftliche- der Zivilgesellschaft in Russland erläutern. Zum Abschluss der Arbeit werde ich die Organisation der Soldatenmütter als ein Beispiel für zivilgesellschaftliche Organisation in Russland vorstellen. Der Begriff der Zivilgesellschaft weist eine lange geschichtliche Entwicklung auf, gilt als äußerst komplex und definitorisch schwer zu fassen. Die Grundidee von Zivilgesellschaft geht bis in die politische Philosophie des 18. Jahrhunderts zurück ; erneute Prominenz und politische Attraktivität erlangte der Begriff insbesondere in den Kreisen von Dissidenten und Bürgerrechtsbewegungen der 70er und 80er Jahre in ihrem Widerstand gegen die kommunistischen Herrschaftssysteme in Ost- und Mitteleuropa. Heute ist der Begriff aus den demokratietheoretischen Diskursen der Gegenwart fast nicht mehr wegzudenken. GAVRA und GOMOSOVA nennen drei grundlegende Ansätze die in den verschiedenen Definitionsansätzen zum Begriff Zivilgesellschaft sowohl von westlichen als auch von russischen Wissenschaftlern genannt werden:
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Begriff „Zivilgesellschaft“
- Zivilgesellschaft in Russland
- Geschichte der Zivilgesellschaft in Russland
- Zahlen und Fakten zur Zivilgesellschaft in Russland
- Vernetzung innerhalb der russischen Zivilgesellschaft
- Zusammenarbeit Staat - Zivilgesellschaft
- Rechtliche Rahmenbedingungen und damit verbundene Probleme der Zivilgesellschaft
- Zivilrechtliche Grundlagen
- Steuerrechtliche Grundlagen
- Bevölkerung als Blockade für die Entwicklung von Zivilgesellschaft?
- Beispiel für zivilgesellschaftliche Organisation: Gesellschaftliche Bewegung der Soldatenmütter
- Fazit
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Situation der Zivilgesellschaft in Russland und analysiert die Diskussion um den Begriff der Zivilgesellschaft in der russischen und westlichen Wissenschaft. Ziel ist es, einen Überblick über verschiedene Definitionsansätze des Begriffs „Zivilgesellschaft“ zu geben, die Geschichte zivilgesellschaftlicher Organisationen in Russland zu beleuchten und die Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft im heutigen Russland zu erläutern.
- Definition des Begriffs „Zivilgesellschaft“
- Entwicklung der Zivilgesellschaft in Russland
- Rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft in Russland
- Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft
- Beispiele für zivilgesellschaftliche Organisationen in Russland
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Begriff der Zivilgesellschaft und analysiert verschiedene Definitionsansätze, die sowohl von westlichen als auch von russischen Wissenschaftlern vertreten werden. Es werden die drei grundlegenden Ansätze von GAVRA und GOMOSOVA vorgestellt: Zivilgesellschaft als Entwicklungsstufe einer Gesellschaft, Zivilgesellschaft als Gesamtheit der Nichtregierungsorganisationen und Zivilgesellschaft als nichtstaatliche Sphäre des Sozialen. Die Unterschiede im Verständnis von Zivilgesellschaft in den westlichen und russischen Sozialwissenschaften werden ebenfalls beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich der Zivilgesellschaft in Russland. Es wird ein kurzer Überblick über die Geschichte zivilgesellschaftlicher Organisationen in Russland gegeben, bevor der Schwerpunkt auf die Situation der Zivilgesellschaft im heutigen Russland gelegt wird. Die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft in Russland werden erläutert, wobei insbesondere die Rolle des Staates und die Herausforderungen für die Entwicklung der Zivilgesellschaft im Fokus stehen. Außerdem wird die Bedeutung der Bevölkerung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft diskutiert.
Das dritte Kapitel stellt die Organisation der Soldatenmütter als ein Beispiel für zivilgesellschaftliche Organisation in Russland vor. Die Organisation wird in ihrer Geschichte, ihren Zielen und ihrer Bedeutung für die russische Gesellschaft vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Begriff der Zivilgesellschaft, die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Russland, die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft in Russland, die Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft sowie Beispiele für zivilgesellschaftliche Organisationen in Russland. Der Text beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Zivilgesellschaft in Russland und analysiert die Diskussion um den Begriff der Zivilgesellschaft in der russischen und westlichen Wissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Bettina Anker (Autor:in), 2006, Gesellschaft als staatliche Veranstaltung? Probleme der Zivilgesellschaft in Russland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113521
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