Mit den einleitenden Worten beschreibt eine 32-jährige Arbeitslose ihre Situation nach einem Jahr Arbeitslosigkeit. Sie nennt die vergeblichen Versuche zur Bewältigung und Veränderung ihrer Situation, ihr zunehmendes Gefühl, allein keinen Ausweg mehr zu finden und die Suche nach Hilfe bei Ämtern und Beratungsstellen. Das Scheitern ihrer Bemühungen, bis hin zu einer wachsenden Verzweiflung und einer Hilflosigkeit, die sich in Depression und Selbstmordgedanken widerspiegelt.
„Die Äußerungen werfen ein krasses Licht auf das Selbstbild und Lebensgefühl arbeitsloser Menschen. Aus aktiven, leistungsbewussten und zupackenden ArbeitnehmerInnen werden depressive, ängstliche und hilfsbedürftige Klienten von sozialen Hilfsdiensten“ (BPB 2003: 17).
„Arbeitslose schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein, sind stärker von Krankheiten und Beschwerden betroffen, nehmen häufiger ambulante und Krankenhausleistungen in Anspruch, verhalten sich in vielerlei Hinsicht ungesünder und unterliegen außerdem einem höheren Mortalitätsrisiko“ (RKI 2005: 122).
Dies ist ein Auszug aus der Schlussfolgerung des „2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung“ zum Thema „Folgen der Arbeitslosigkeit für die Gesundheit“. Der Zusammenhang zwischen der sozialen Lage und dem Gesundheitszustand gewinnt in den Medien immer mehr an Bedeutung und ist Gegenstand zahlreicher politischer Diskussionen.
Die Bundesagentur für Arbeit stellt in ihrem Monatsbericht für Februar 2007 die aktuelle Zahl der Arbeitslosen vor. Sie beträgt 4,222 Mio. Menschen. Die Arbeitslosenquote in Deutschland beträgt 10,1. (vgl. SCHWÄBISCHE ZEITUNG 2007: 3).
Neben der Politik hat auch die Soziale Arbeit eine wichtige Funktion zum Ausgleich der gesundheitlichen Benachteiligung von Arbeitslosen. Hier sei beispielsweise die Gesundheitsförderung genannt.
In dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Thema „Arbeitslosigkeit und Gesundheit“. Im zweiten Kapitel werde ich Theorien zur Entstehung von Krankheit und Gesundheit darstellen. Im dritten Kapitel wird auf die Arbeitslosigkeit in Deutschland eingegangen. Darauf folgt im vierten Kapitel die gesundheitliche Situation arbeitsloser Menschen. Im letzten Kapitel befasse ich mich mit der Gesundheitsförderung und Prävention von Arbeitslosen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zur Entstehung von Gesundheit und Krankheit
2.1. Was heißt Gesundheit?
2.2. Theorien und Modelle zur Entstehung von Gesundheit und Krankheit
2.2.1. Medizinisch-biologisches Modell
2.2.2. Risikofaktorenmodell
2.2.3. Das Modell der Salutogenese
3. Arbeitslosigkeit in Deutschland
3.1. Begriffsbestimmungen
3.1.2. Arbeitslose, Langzeitarbeitslose
3.1.3. Arbeitslosigkeit
3.1.4. Arbeitslosenquote
3.1.5. Erwerbsfähigkeit
3.1.6. Erwerbstätige
3.2. Die Entwicklung und Ursachen der Arbeitslosigkeit in Deutschland seit den 50iger Jahren
4. Die gesundheitliche Situation von Arbeitslosen
4.1. Grundlegende Hypothesen; Ursachen und Wirkung im Zusammenhang von Gesundheit und Arbeitslosigkeit
4.2. Zur Bedeutung von Erwerbsarbeit im Lebenszusammenhang
4.3. Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands
4.4. Erklärungsmodell
4.5. Auswirkungen von Arbeitsplatzunsicherheit auf die Gesundheit
4.6. Gesundheitsverhalten
4.6.1. Gesundheitsverhalten: Rauchen
4.6.2. Gesundheitsverhalten: Ernährung, Übergewicht, sportliches Verhalten
4.6.3. Gesundheitsverhalten: Alkohol
4.7. Mortalität
4.8. Inanspruchnahme der ambulanten und stationären Versorgung
4.9. Gesundheitliche Auswirkungen der Arbeitslosigkeit am Beispiel „Die Arbeitslosen von Marienthal“
5. Prävention und Gesundheitsförderung
5.1. Definition
5.2. Gesundheitsförderung
5.2.1. Wiederbeschäftigung
5.2.2. Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit
5.2.3. Gesundheitliche Chancengleichheit
5.2.3.2. Beispiel: Projekt „Job fit regional“
5.2.4. Soziale und ökonomische Teilhabe
5.3. Gesundheitsförderung und Prävention als Aufgabe der Sozialen Arbeit
6. Schlusswort
7. Literaturverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Mit den einleitenden Worten beschreibt eine 32-jährige Arbeitslose ihre Situation nach einem Jahr Arbeitslosigkeit. Sie nennt die vergeblichen Versuche zur Bewältigung und Veränderung ihrer Situation, ihr zunehmendes Gefühl, allein keinen Ausweg mehr zu finden und die Suche nach Hilfe bei Ämtern und Beratungsstellen. Das Scheitern ihrer Bemühungen, bis hin zu einer wachsenden Verzweiflung und einer Hilflosigkeit, die sich in Depression und Selbstmordgedanken widerspiegelt.
„Die Äußerungen werfen ein krasses Licht auf das Selbstbild und Lebensgefühl arbeitsloser Menschen. Aus aktiven, leistungsbewussten und zupackenden ArbeitnehmerInnen werden depressive, ängstliche und hilfsbedürftige Klienten von sozialen Hilfsdiensten“ (BPB 2003: 17).
„Arbeitslose schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein, sind stärker von Krankheiten und Beschwerden betroffen, nehmen häufiger ambulante und Krankenhausleistungen in Anspruch, verhalten sich in vielerlei Hinsicht ungesünder und unterliegen außerdem einem höheren Mortalitätsrisiko“ (RKI 2005: 122).
Dies ist ein Auszug aus der Schlussfolgerung des „2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung“ zum Thema „Folgen der Arbeitslosigkeit für die Gesundheit“. Der Zusammenhang zwischen der sozialen Lage und dem Gesundheitszustand gewinnt in den Medien immer mehr an Bedeutung und ist Gegenstand zahlreicher politischer Diskussionen.
Die Bundesagentur für Arbeit stellt in ihrem Monatsbericht für Februar 2007 die aktuelle Zahl der Arbeitslosen vor. Sie beträgt 4,222 Mio. Menschen. Die Arbeitslosenquote in Deutschland beträgt 10,1. (vgl. SCHWÄBISCHE ZEITUNG 2007: 3).
Neben der Politik hat auch die Soziale Arbeit eine wichtige Funktion zum Ausgleich der gesundheitlichen Benachteiligung von Arbeitslosen. Hier sei beispielsweise die Gesundheitsförderung genannt.
In dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Thema „Arbeitslosigkeit und Gesundheit“. Im zweiten Kapitel werde ich Theorien zur Entstehung von Krankheit und Gesundheit darstellen. Im dritten Kapitel wird auf die Arbeitslosigkeit in Deutschland eingegangen. Darauf folgt im vierten Kapitel die gesundheitliche Situation arbeitsloser Menschen. Im letzten Kapitel befasse ich mich mit der Gesundheitsförderung und Prävention von Arbeitslosen.
2. Zur Entstehung von Gesundheit und Krankheit
2.1. Was heißt Gesundheit?
Anfangs ist es notwendig, Gesundheit zu definieren. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert Gesundheit als ein „… vollkommenes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden...“ (MACHLEIDT 2004:11). Aus dieser Definition lässt sich ableiten, dass die sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Lebensbedingungen einen gewissen Entwicklungsrahmen für die Gesundheit eines Menschen geben. Gesundheit ist demnach also nicht nur die Abwesenheit von Krankheit.
2.2. Theorien und Modelle zur Entstehung von Gesundheit und Krankheit
In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen Sichtweisen der Bedingungen dargestellt, die bei der Entstehung von Gesundheit und Krankheit ursächlich wirken.
2.2.1. Medizinisch-biologisches Modell
Im Medizinisch-biologischen Modell ist der Mensch gesund, wenn sich der Organismus in einem Gleichgewichtszustand befindet. Somit wird Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit definiert.
Bei diesem Modell, das im 19. Jahrhundert von Virchow begründet wurde gibt es für jede Erkrankung spezifische Krankheitsursachen (z.B. Viren oder Bakterien). Diese Krankheit weist dann bestimmte Grundschädigungen (z.B. an Zelle, Organe, Gewebe, Biochemie) mit typischen äußeren Zeichen auf. Die Verläufe sind beschreibbar und vorhersehbar und können sich ohne Interventionen verschlimmern (vgl. SZAGUN 2007: 13).
Die Gesundheitsförderung geschieht in diesem Modell durch Aufklärung oder medikamentöse Beeinflussung biologischer Risikofaktoren. Aus heutiger Sicht ist dieses Modell jedoch veraltert, da es beispielsweise psychosoziale Bedingungen (wie beispielsweise Arbeitslosigkeit) nicht mit einbezieht.
2.2.2. Risikofaktorenmodell
Das Risikofaktorenmodell ist eine Erweiterung des medizinisch-biologischen Modells.
Hier werden gleichzeitig medizinische, psychologische und soziologische Krankheitsrisiken betrachtet. Die Annahme besteht, dass Krankheiten nicht zwingend eine Ursache haben, sondern von multiplen Risiken beeinflusst werden. In diesem Modell kommt die Aufgabe der Epidemiologie zu tragen, d.h. die Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen Risikofaktoren und Krankheit muss nach statistischen Kriterien festgelegt werden.
2.2.3. Das Modell der Salutogenese
Aaron ANTONOVSKY (1923-1994) ist der Begründer dieses Modells. In seinen wissenschaftlichen Untersuchungen fragte sich ANTONOVSKY, was den Menschen trotz vieler gesundheitsgefährdender Einflüsse gesund hält.
Antonovsky sieht den Menschen in einem Strom des Lebens, einem Fluss voller Gefahren, er fragt sich: „Wie wird man, wo immer man sich in dem Fluss befindet, dessen Natur von historischen, soziokulturellen und physikalischen Umweltbedingungen bestimmt wird, ein guter Schwimmer?“ (FRANKE 1997 n. SZAGUN 2007: 17). Er sucht nach zusätzlich stärkenden Ressourcen, die den Organismus gegen schwächende Einflüsse widerstandsfähiger machen.
Für Antonovsky wird der Gesundheits- und Krankheitszustand eines Menschen hauptsächlich durch eine individuelle, psychologische Einflussgröße bestimmt. „Antonovsky ist sich dabei im Klaren, dass äußere Faktoren wie Krieg, Hunger oder schlechte hygienische Verhältnisse die Gesundheit gefährden. Dennoch gibt es auch unter gleichen äußeren Bedingungen Unterschiede im Gesundheitszustand verschiedener Menschen. Wenn also die äußeren Bedingungen vergleichbar sind, dann wird es seiner Ansicht nach von der Ausprägung dieser individuellen, sowohl kognitiven als auch affektiv-motivationalen Grundeinstellungen abhängen, wie gut Menschen in der Lage sind, vorhandene Ressourcen zum Erhalt ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens zu nutzen“ (BZGA 2001: 28).
Diese Grundhaltung bezeichnete er als Kohärenzgefühl oder Sense of Coherence (Sense = Sinn, Empfindung, Gefühl, Bedeutung. Kohärenz = Stimmigkeit, Zusammenhang). Der Sense of Coherence (SOC) besteht aus 3 Komponenten: 1. Der Verstehbarkeit = kognitives Verarbeitungsmuster = kognitiv-emotionales Verarbeitungsmuster, 2. der Handhabbarkeit und 3. der Bedeutsamkeit.
So kann ein Mensch mit stark ausgeprägtem Kohärenzgefühl durch Aktivierung seiner Ressourcen flexibel auf Anforderungen reagieren. Hat eine Person ein schwach ausgeprägtes Kohärenzgefühl mit weniger Ressourcen zur Bewältigung, reagiert sie eher starr und stupide.
3. Arbeitslosigkeit in Deutschland
3.1. Begriffsbestimmungen
3.1.2. Arbeitslose, Langzeitarbeitslose
Nach dem Sozialgesetzbuch §16 (SGB III) sind Arbeitslose Personen, die 1. „vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, 2. eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen und 3. sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet haben“ (SGB III 2007). Langzeitarbeitslose sind nach dem Sozialgesetzbuch Arbeitslose, die bereits ein Jahr und länger arbeitslos sind.
3.1.3. Arbeitslosigkeit
Die Definition und die Erfassung von Arbeitslosigkeit werden im internationalen Vergleich unterschiedlich gehandhabt. In Deutschland beruhen die Zahlen auf einer Auszählung der Meldungen von Arbeitssuchenden bei den Arbeitsämtern (vgl. RKI 2003: 5f).
Das Sozialgesetzbuch definiert im §118 Arbeitslosigkeit wie folgt. „Arbeitslos ist ein Arbeitnehmer der 1. vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis steht (Beschäftigungslosigkeit) und 2. eine versicherungspflichtige, mindestens 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung sucht (Beschäftigungssuche)“ (SGB III 2007).
3.1.4. Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote gibt das Verhältnis zwischen Arbeitslosen und der Gesamtzahl der potentiellen Arbeitnehmer (Arbeitskräftepotenzial) an. Zu den Erwerbspersonen zählen die abhängig Beschäftigten, die Selbständigen und die registrierten Arbeitslosen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.1.5. Erwerbsfähigkeit
Als erwerbsfähig gilt die 15- bis 64jährige Wohnbevölkerung. Die internationale Vergleichbarkeit spricht für die Sichtweise obwohl die 15- bis 19jährigen sowie die 60- bis 64 jährigen dem Arbeitsmarkt kaum zur Verfügung stehen, da erste entweder eine Schule besuchen oder eine Ausbildung absolvieren und letztere in ihrer großen Mehrheit im Ruhestand befinden (vgl. MIEGEL & WAHL 2001: 32).
3.1.6. Erwerbstätige
„Zu den Erwerbstätigen zählen die abhängig Beschäftigten sowie die Selbständigen einschließlich mithelfender Familienangehörigen“ (MIEGEL & WAHL: 2001: 32).
3.2. Die Entwicklung und Ursachen der Arbeitslosigkeit in Deutschland seit den 50iger Jahren
Die Arbeitslosenquote betrug im Jahre 1950 10,4%, aufgrund des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders konnte die Arbeitslosenquote im Jahre 1960 auf 1,3% gesenkt werden. Die hohe Zahl der Arbeitslosen in den 50er Jahren entstand durch eine hohe Anzahl von Flüchtlingen (ca. 8 Mio.), die aus den deutschen Ostgebieten im früheren Bundesgebiet aufgenommen wurden. Die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg in den 50er Jahren jedoch enorm, somit wurde die Zahl der Erwerbstätigen um mehr als 3 Millionen angehoben.
Anfang der 60er Jahre herrschte Arbeitskräftemangel. Die Ursachen lagen nicht nur in der steigenden Nachfrage nach Arbeitsplätzen, sondern auch am sinkenden Arbeitskräfteangebot. Dem sinkenden Arbeitskräfteangebot wurde durch Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften entgegengewirkt. Aufgrund rückläufiger Konjunktur erließ die Bundesregierung 1973 jedoch wieder einen Anwerbestopp.
1974 begann in Folge des Ölpreisschocks die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland. Die Massenarbeitslosigkeit betrifft seit der Wiedervereinigung 1990 auch zu einem sehr großen Teil die neuen Bundesländer. Die Quote der Arbeitslosen stieg von 1,2% im Jahre 1973 auf 9,9% im Jahre 1999. In den neuen Bundesländern herrschte 1999 eine Arbeitslosenquote von 19% (vgl. HARDIL 2001: 187ff).
Mitverantwortlich für die hohe Zahl an Arbeitslosigkeit „…war ein deutlicher Anstieg des Erwerbspersonenpotenzials, der sich vorrangig aus der veränderten Altersstruktur, einer wachsenden Erwerbsbeteiligung von verheirateten Frauen und durch eine Zuwanderung von Aus- und Übersiedlern sowie Ausländern erklären lässt“ (RKI 2003: 6).
Ihren Höhepunkt erreichte die Zahl der Arbeitslosen im vereinten Deutschland 1997 mit 4,4 Millionen Menschen. Seit 1997 ist in den alten Bundesländern ein Rückgang zu verzeichnen. In den neuen Bundesländern lag die Arbeitslosenquote im Mai 2001 bei 18,4%, eine deutliche Senkung der Quote konnte bisher noch nicht erreicht werden.
Abbildung 1: Arbeitslosenquoten 1975 - 2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: TOPCU 2005
Auch wenn momentan in den Medien ständig von einem wirtschaftlichen Aufschwung und sinkenden Arbeitslosenzahlen gesprochen wird, ist das Thema Arbeitslosigkeit in Deutschland immer noch allgegenwärtig.
Nachstehende Abbildung zeigt die Arbeitslosenquote vom März 2007, mit einem speziellen Fokus auf Baden-Württemberg.
Abbildung 2: Beschäftigung in Deutschland im März 2007
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Schwäbische Zeitung (30.03.2007)
4. Die gesundheitliche Situation von Arbeitslosen
4.1. Grundlegende Hypothesen; Ursachen und Wirkung im Zusammenhang von Gesundheit und Arbeitslosigkeit
Es bestehen im Zusammenhang von Gesundheit und Arbeitslosigkeit folgende zwei grundlegende Hypothesen:
1. Kausalitätshypothese: Arbeitslosigkeit führt zu einem erhöhten Krankheitsrisiko
2. Selektionshypothese: Krankheit führt zu einem erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiko
Die Kausalitätshypothese beruht auf der Annahme, dass sich die Situation der Arbeitslosigkeit negativ auf den Gesundheitszustand des Betroffenen auswirkt.
Bei der Selektionshypothese wird angenommen, dass bei einem Überangebot an Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt, kranke Arbeitskräfte häufig weniger wettbewerbsfähig sind, und deshalb eher entlassen und seltener wieder eingestellt werden. Eine Reihe von Studien bestätigt diese Annahme. So belegen aktuelle Daten der GEK
„… deutlich erhöhte Risiken für eine Arbeitslosigkeit in Abhängigkeit von Dauer und Art der registrierten Krankschreibung. So ist beispielsweise für Männer mit 6 bis unter 12 Wochen Krankschreibungsdauer innerhalb von drei Jahren Berufstätigkeit gegenüber durchgängig nicht krankgeschriebenen Männern (…) ein zweifach erhöhtes Risiko für eine längerfristige Arbeitslosigkeit (…) innerhalb der nächsten drei Jahre festzustellen“ (RKI 2003: 17f). Bei einer Krankschreibdauer von 12 oder mehr Wochen verdoppelt sich das Risiko noch auf den Faktor vier.
Selektionseffekte spielen eine „maßgebende Rolle“ (a. a. O.: 18) im beobachteten Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Gesundheit, dabei kann aber das aktuell hohe Arbeitslosenniveau nicht als Ursache von „Krankheit“ angesehen werden, „… Selektionseffekte können lediglich die relativen individuellen Risiken für eine Arbeitslosigkeit erklären“ (a. a. O.:18).
Im Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Gesundheit sind verschiedene moderierende Einflüsse maßgebend. Hierzu gehören die Bedrohung durch Arbeitslosigkeit, die Häufigkeit und Dauer der Arbeitslosigkeit, die Bedeutung von Arbeit und Arbeitslosigkeit, persönliche Eigenschaften und Ressourcen (vgl. TOPCU 2005: 74ff).
4.2. Zur Bedeutung von Erwerbsarbeit im Lebenszusammenhang
Die Bedeutung von Erwerbsarbeit für die Lebensgestaltung und Identitätsentwicklung besitzt nach wie vor einen „zentralen Stellenwert“ (BPB 2003: 17).
Denn solange im Zentrum der gesellschaftlichen Organisation das durch die Logik von Kapital und Markt bestimmte Verständnis von Erwerbsarbeit steht, solange soziale Anerkennung, Zugehörigkeit und Reputation über Erwerbsarbeit vermittelt sind, solange Produktivität, Effektivität und damit erzielter materieller Status die wesentlichen Faktoren sind, an denen sich Erfolg und Einfluss eines Menschen messen lassen, solange muss Erwerbsarbeit die Schnittstelle bleiben, an der individuelle Beteiligungswünsche an die Gesellschaft und die angebotenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zusammentreffen“ (a. a. O.: 17).
[...]
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