Diese Arbeit stellt Rituale in den Zusammenhang mit Kindern und beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung Rituale für das Verhalten von Kindern im pädagogischen Alltag haben.
Alle Kulturen verfügen über verschiedene Rituale, die begleiten Menschen durch die verschiedenen Übergangsphasen des Lebens und helfen die Anforderungen des Alltags zu bewältigen. Dabei werden Rituale häufig gar nicht wahrgenommen, obwohl diese sie schon lange still begleiten. Viele Menschen meinen sogar, sie benötigen Rituale gar nicht, sie wären unnötig und sie werden oft mit Mystik, Hexerei in Verbindung gebracht.
Diese Meinungen ändern sich vor allem dann ganz schnell, wenn Kinder kommen, denn gerade diese bestehen auf lieb gewonnene Gewohnheiten, auf kleine und große Rituale wie Gutenachtgeschichten, Weihnachten, Osterfest usw. und beharren darauf, dass sie durch- geführt werden. Besonders Kinder brauchen Rituale, um sich in der Welt besser orientieren zu können und sich wohl zu fühlen. In der heutigen Zeit, in der wir in einer ständig verändernden Gesellschaft leben, können Rituale Kindern das Gefühl von Sicherheit, Stabilität, Geborgen- heit geben und sie können den Zusammenhang der Familie stärken.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1 Einleitung
2 Rituale
2.1 Der Begriff Ritual
2.2 Funktionen von Ritualen
2.3 Enstehung von Ritualen
3 Rituale in der Kindheit
3.1 Das Morgenritual
3.2 Das Frühstückritual
3.3 Abschiedsrituale
3.4 Einschlafrituale
3.5 Übergangsrituale
3.6 Jahreszeitenrituale
4 Rituale im Kindergartenalltag
4.1 Der Morgenkreis
4.2 Rituale am Esstisch
4.3 Das Aufräumritual
4.4 Praxisbeispiel: Morgenkreis
4.5 Praxisbeispiel: Stille-Übung
5 Rituale in der Schule
5.1 Begrüßungsrituale in der Schule
5.2 Integrationsrituale in der Schule
5.3 Rituale im Unterricht
6 Grenzen von Ritualen
7 Diskussion und Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit stellte Rituale in den Zusammenhang mit Kindern und beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung Rituale für das Verhalten von Kindern im pädagogischen Alltag haben. Hierbei wird zuerst der grundlegende Begriff Ritual geklärt. Als nächstes werden die unterschiedlichen Funktionen und die Entstehung von Ritualen abgehandelt. Im nächsten Teil geht es um die Rituale in der Kindheit und werde dabei auf die verschiedenen Entwicklungsbereiche eingehen, die im Kindergarten und in der Schule auch durch Rituale gefördert werden können. Anhand von unterschiedlichen Beispielen werden gezeigt, dass mit Hilfe von rituellen Handlungen unterschiedliche Fähigkeiten bei Kindern sensibilisiert werden können. Im vorletzten Kapitel werden die Grenzen von Ritualen gelegt und abschließend das Thema mit der Diskussion beendet.
1 Einleitung
Was genau sind Rituale und wozu dienen sie?
Alle Kulturen verfügen über verschiedene Rituale, die begleiten Menschen durch die verschiedenen Übergangsphasen des Lebens und helfen die Anforderungen des Alltags zu bewältigen. Dabei werden Rituale häufig gar nicht wahrgenommen, obwohl diese sie schon lange still begleiten. Viele Menschen meinen sogar, sie benötigen Rituale gar nicht, sie wären unnötig und sie werden oft mit Mystik, Hexerei in Verbindung gebracht.
Diese Meinungen ändern sich vor allem dann ganz schnell, wenn Kinder kommen, denn gerade diese bestehen auf lieb gewonnene Gewohnheiten, auf kleine und große Rituale wie Gutenachtgeschichten, Weihnachten, Osterfest usw. und beharren darauf, dass sie durchgeführt werden. Besonders Kinder brauchen Rituale, um sich in der Welt besser orientieren zu können und sich wohl zu fühlen. In der heutigen Zeit, in der wir in einer ständig verändernden Gesellschaft leben, können Rituale Kindern das Gefühl von Sicherheit, Stabilität, Geborgenheit geben und sie können den Zusammenhang der Familie stärken.
In meiner Arbeit möchte ich mich diesbezüglich mit Kindern und Ritualen im pädagogischen Alltag auseinandersetzen. Von zentralem Interesse ist, warum Rituale gerade für Kinder bedeutsam und sinnvoll sind. Ein persönliches Interesse an der Thematik entstand durch meine langjährige Arbeit mit Kindern. Aus dieser Zeit betreute Kinder fragen mich jedes Jahr vor Weihnachten, wann wir zusammen Plätzchen backen (wie zuvor jahrelang dies der Fall war). Durch meine Arbeit erhoffe ich das Thema sensibilisieren zu können für die, die häufig Umgang mit Kindern haben, wie Eltern, Erzieher oder Pädagogen, denn Rituale sind mehr, als Hexerei.
Im Theorieteil der Arbeit werde ich zuerst den Begriff Ritual näher erläutern, danach werde ich darauf zu sprechen kommen, was Rituale für unterschiedliche Funktionen haben und wie sie entstehen können. Im Anschluss wird deutlich, warum für Kinder Rituale bedeutsam sind und es werden einige Bespiele diesbezüglich aufgeführt. Zum Schluss werde ich auf die Grenzen von Ritualen eingehen bevor ich die Arbeit mit der Diskussion und mit dem Fazit beende.
Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Text bei der Personenkategorisierung z.B. Schüler in der Regel die maskuline Sprachform gewählt und z.B. die Erzieherin als feminine Form gewählt. Damit sind beide Geschlechter gemeint.
2 Rituale
2.1 Der Begriff Ritual
Der Begriff Ritual hat in unserer heutigen Zeit eine vielschichtige Bedeutung. Rituale, oder auch Riten genannt, werden oft unbewusst verwendet, die sind überall im Alltag verborgen. Die Begrüßung aus Worten und Handeln ist bereits ein Ritual und aus dem alltäglichen Leben unersetzlich, sie gehören zu unseren Gesellschaft. Sie haben einen starken symbolischen Charakter, der von den Beteiligten verstanden werden muss. Sie bieten einen strukturierten Handlungsablauf im Alltag und helfen den Menschen zwischenmenschliche Interaktionen durchzuführen. Meist werden darunter eher feierlich-religiöse und zeremonielle Handlungen verstanden, die grundsätzlich einen festen Ablauf haben, bei dem ein bestimmtes Schema gewahrt wird, wie z.B. Feste wie Weihnachten, Geburtstage, Hochzeit etc.
Von vielen Menschen werden Rituale nicht mit Kindern in Verbindung gebracht. Doch spielen sie im familiären und im pädagogischen Alltag auch eine große Rolle. Rituale sind wichtig um Kindern, Eltern und Pädagogen ihren Alltag zu erleichtern, indem man ihn, mit Hilfe von Ritualen rhythmisiert und strukturiert. Rituale geben durch ihre Strukturierung Grenzen vor und können dadurch die beteiligten Personen unter Druck setzen, weshalb Rituale von allen besprochen und akzeptiert werden sollen, wenn man sie einführt und die Voraussetzung ist, dass sie von der Mehrheit angenommen und praktiziert werden.
Bei der wissenschaftlichen Erklärung stößt man auf einige Schwierigkeiten, da sich im Laufe der Zeit die Auffassung geändert hat, was genau unter einem Ritual verstanden wird. Die Definition ist vom dem Kontext abhängig, ob es sich z.B. um biologische, soziale oder politische Rituale handelt.
„Tatsächlich sind Rituale in einer derart großen morphologischen Vielfalt vorhanden und haben derart viele verschiedene Funktionen in menschlichen Gesellschaften, dass die Wissenschaft bis heute keine eindeutige Definition hat finden können.“ (vgl. Tam- biah, 1979, S.115-116; zit. nach Belliger & Krieger, 2003, S.173)
2.2 Funktionen von Ritualen
Rituale haben verschiedene Funktionen, ihre Vielseitigkeit macht die Ritualen vermutlich so bemerkenswert. Sie geben Sicherheit, stärken die Identität des Menschen, helfen das Leben und den Tagesablauf zu strukturieren. So ist z.B. bereits der Morgen mit festen Ritualen verbunden. Man steht zur selben Zeit auf, zieht sich seine Kleidung an, frühstückt eventuell und macht sich zur selben Zeit auf zu seiner Tagestätigkeit. Wenn man all dies jeden Tag aufs Neue überlegen und strukturieren würde- wie viel Zeit und Energie würde das kosten. So könnte man sich im Leben gar nicht weiter entwickeln. Genauso helfen Rituale aber auch beim Lernen und Bewältigen von Krisen. (Kunze, 2008, S.11)
„Auch bei den Kindern unterstützen Rituale die gesunde Entwicklung beachtlich. Sie fördern die Selbstständigkeit, schulen das Denkvermögen und den Ordnungssinn, helfen Krisen zu bewältigen und sich an bestimmten Werten zu orientieren, sie vermitteln Vertrauen und Sicherheit. Darüber hinaus helfen Rituale einem Kind, sich seiner Identität bewusst zu werden.“ (Kunze, 2008, S.11)
Im Folgenden möchte ich auf einige theoretische Funktionen von Ritualen eingehen, die von zahlreichen Wissenschaftlern, wie Soziologen, Psychoanalytikern, Pädagogen usw. hervorgehoben sind. Die unterschiedlichen Ritualtheorien werden aus systematischen Gründen nicht in ihrer ganzen Ausführlichkeit, sondern nur selektiv angesprochen.
Die soziologischen Ritualtheorien heben hervor, „... das Rituale solidarisierend, kontrollierend, hierarchisierend, stabilisierend, rebellierend sind. Ihr Zeremoniell, ihr Einüben, ihre Öffentlichkeit und Theatralität dienen dazu, die Gemeinschaft über das Individuum zu stellen und zugleich zu überholen.“ (zit. nach Caduff/ Pfaff-Czarnecka, 1999, S.26)
Nach Durkheims (1981) These gibt es eine natürliche Tendenz, wann immer Menschen zusammenkommen, ihre Handlungen aufeinander abzustimmen, zu koordinieren, zu standardisieren und zu wiederholen, dieses sei die ursprüngliche Form des Rituals. Diese Art des gemeinsamen Handels erzeugt ein Gefühl der Teilnahme an etwas Überindividuellen. Durkheim geht davon aus, dass Menschen ihre individuelle Identität durch das gemeinsame Handeln beim Ritual teilweise aufgeben und in einer „Gruppenidentiät“ aufgehoben werden. Nach dieser These bezeichnen die Symbole im Ritual, das Gefühl der Teilnahme und repräsentieren die Existenz und die Solidarität der Gemeinschaft. (vgl. Durkheim, 1981 in Belliger & Krieger, 2003, S.15) Demnach sind Rituale Bündnisse. Sie reflektieren und stützen eine soziale Ordnung und markieren spezifische Verknüpfungen des sozialen Umfeldes. (vgl. Hallowell, 1941 in Imber-Black, Roberts, Whiting, 2001, S.31)
Nach psychologische Theorien heben besonders den angstreduzierenden Anteil von Ritualen hervor. Laut van Gennep (1986) dienen Rituale der Abreaktion von Spannungen. (vgl. Gennep, 1986, S.15 in Caduff/ Pfaff-Czarnecka, 1999, S.25)
Nach Scheff (1979) können Rituale für manche Menschen ein Mittel sein um starke Emotionen auszuhalten wie beispielsweise die ritualisierten Aspekte von Beerdigungen, die dazu dienen können, tiefe Gefühle im Zaume zu halten. (vgl. Scheff, 1979 in Imber-Black, Roberts, Whiting, 2001, S.35 f.)
Freud (1907) hingegen deutete angstneurotische Zwangshandlungen und Ritualisierungen des Alltags als religiös zeremoniell. Er schrieb ihnen also keine Positive, sondern eine schädliche Funktion zu. (vgl. Freud, 1907, S.130 ff. in Caduff/Pfaff-Czarnecka, 1999, S.26)
Die psychologischen Theorien sind beliebt, da sie helfen zu erklären, warum in Krisen und Angst machenden Situationen besonders häufig Rituale praktiziert werden. Aufgrund ihrer Angst reduzierenden Funktion, dienen Rituale auch als Therapie und können somit Krisenintervention sein. (vgl. Caduff/Pfaff-Czarnecka, 1999, S.25)
Rituale haben also eine sehr breite Funktionalität und helfen Kindern und Erwachsenen diese im Leben einzubauen sowie zu nutzen. Zusammenfassend kann man also sagen, dass sich jede Funktion des Rituals im Kern mit der Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft beschäftigt.
2.3 Entstehung von Ritualen
Rituale können ganz unterschiedlich entstehen, so können sie zu einem aus Traditionen übernommen werden, welche aus der eigenen Familie vielleicht seit Generationen weitergegeben werden. Sie können aber auch für die ganze Familie neu entdeckt und ausgedacht werden. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass diese das Zusammenleben schöner und harmonischer gestaltet sollten. Auch Kinder haben viel Freude daran, neue Rituale zu erfinden, was wiederum auch gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein und Selbständigkeit fördern und stärken kann. Genauso können Rituale oft zufällig Entstehen, aus dem Bedürfnis heraus eine schöne Situation immer wieder zu erleben und werden dann übernommen. Wichtig ist es, bestehende Rituale regelmäßig zu überdenken und sie bei Bedarf zu korrigieren, auszubessern, damit sie zusammen mit der Umgebung mitwachsen können. Ungeliebte Rituale können so auch durch Veränderungen oftmals zur Akzeptanz und zu den geliebten Ritualen führen.
3 Rituale in der Kindheit
„Mit viel Liebe und Geduld ordnet die kleine Sophia vor dem zu Bett gehen ihre Kuscheldecke, stellt jedes der Stofftiere an seinen Platz und sagt ihnen gute Nacht. Dann kommt das Gute-Nacht-Lied oder die Geschichte mit Mama, und nun ist alles gut, und sie kann schlafen gehen.“ (zit. nach Kaufmann-Huber, 1995)
Auch und besonders im Kleinkindalter findet man eine ganze Reihe von Riten, welche das Kind von einer Lebensphase zur nächsten begleiten. Der wichtigste Übergang ist erst einmal der Übergang aus dem „Nichts“ ins Leben, also von der Zeugung bis zur Geburt. Weitere Übergänge, die auch von Ritualen begleitet werden, sind die Phasen vom Säugling zum Kleinkind, vom Kleinkind zum Kindergartenkind, vom Kindergartenkind zum Schulkind usw. Diese Übergänge werden von rituellen Handlungen begleitet und helfen dem jeweiligen Individuum sich in dem neuen Lebensabschnitt zurechtzufinden. Beispiele hierfür sind der Eintritt in den Kindergarten und später in die Schule, wobei die Einschulung meist in einem größeren Rahmen geschieht. (vgl. Singerhoff 2006, S.59)
„Es wirkt auf Kinder außerordentlich wohltuend, ja heilsam, wenn der Tagesablauf nicht chaotisch ist, sondern rhythmisch gegliedert einer bestimmten Ordnung folgend. Rituale spielen hier eine große Rolle, besonders an den Schnittstellen von Tag und Nacht: Sie helfen dem Kind, am Morgen aus der Unbewusstheit des Schlafens besonnen in den Tag hineinzufinden, und am Abend, aus den Aufregungen des Tages in die Ruhe des Schlafens zu gelangen. Sei es durch eine Gute-Nacht-Geschichte, ein Lied, ein Geber oder alles zusammen. Auch die Form, in der gemeinsame Mahlzeiten gestaltet werden, kann viel bedeuten, nicht nur in rhythmischer Hinsicht, sondern auch in sozialer u. ernährungsphysiologischer Hinsicht. Auch Kinder im Vorschulalter finden es keineswegs langweilig, wenn sich bekannte Ereignisse wiederholen, sondern freuen sich im Gegenteil auf die Wiederkehr des Bekannten und leben darauf zu.“ (Patzlaff, 2005, S.23)
Damit ein Kind sich leichter in der Welt zurechtfinden kann, laufen viele Handlungen in einer bestimmten Art und Weise ab. Dadurch kommt es zu Abläufen, die rituellen Charakter haben. Ein Beispiel sind die täglichen Mahlzeiten, die zur gleichen Zeit am gleichen Ort eingenommen werden. Diese Regelmäßigkeiten geben dem Kind das Gefühl von Sicherheit. Rituale vermitteln Kindern Geborgenheit, Liebe und Zuneigung. Beobachtet man Kinder, kann man bemerken, dass sie viele Dinge, die sie täglich tun, ganz von alleine in einem immer wiederkehrenden Ablauf tun. Sie entwickeln selbst eine Regelmäßigkeit in bestimmten Situationen 10 und lernen somit ihre Umgebung und die Dinge, von denen sie täglich umgeben sind, besser kennen. (vgl. Biermann 2002, S.11 - 12)
„Dadurch, dass Dinge und Handlungen eine Regelmäßigkeit aufweisen, kann man sie leichter aufnehmen, sie leichter verstehen, sie leichter nachvollziehen, sie leichter in sein Leben mit aufnehmen, man kann sich leichter orientieren, man bekommt Mut mitzumachen, es selbst zu tun, denn das, was von einem erwartet wird, ist bekannt . “ (Biermann 2002, S.12 )
Der eine wichtige Übergang für die Kinder in den Entwicklungsjahren ist von zu Hause in den Kindergarten und aus dem Kindergarten in die Schulzeit. Besonders in den ersten Wochen in der fremden Umgebung ist es wichtig, den Kindern eine Stütze zu geben, welche ihnen Sicherheit vermittelt. Dabei können Rituale eine große Hilfe sein. Im weiteren Verlauf der Arbeit werde ich auf einige davon näher eingehen.
3.1 Das Morgenritual
Der Morgen ist eine Übergangsphase in den Tag. Die Nacht endet und ein neuer Tag beginnt. Besonders hier sind zuverlässige Rituale wichtig. Es gibt verschiedene Möglichkeiten hierfür, Rituale zu finden. Manche lassen sich gern mit sanfter Musik wecken, andere kuscheln lieber und werden langsam wach dabei. Viele Kinder lieben es auch, vor dem Aufstehen noch einmal in Mamas und Papas Bett zu krabbeln. Wichtig hierbei ist, dass es nicht die aufwendigsten Rituale sein müssen, sondern, dass sie regelmäßig und ohne Hektik eingesetzt werden.
3.2 Das Frühstücksritual
Für viele Familien ist das Frühstück das erste Zusammentreffen des Tages. Besonders hier kann man viele Rituale einbauen, die auch für die Eltern sehr nützlich sein können. Jeder darf z.B. aus seiner Lieblingstasse trinken und dabei erzählen, was er die Nacht geträumt hat. Auch kann gemeinsam geplant werden, was am heutigen Tag alles ansteht. So erfahren die Eltern, was ihr Kind momentan beschäftigt und interessiert. (Kunze, 2008, S.20) Besonders für die Kinder ist es schön, so einen ruhigen Start in den Tag zu haben und alle Familienmitglieder zu sehen, weil die Väter meist erst abends von Arbeit nach Hause kommen und nicht viel Zeit für gemeinsame Aktivitäten übrig bleibt. (Kunze, 2008, S.26)
3.3 Abschiedsrituale
Vielen Kindern in der Krippe und dem Kindergarten fällt es schwer, sich von der Mutter zu trennen. Hier ist es wichtig, das Kind zu unterstützen und das Verabschieden leichter zu machen. Ein schönes Ritual kann z.B. das Winken an einem bestimmten Fenster sein, oder wenn die Eltern und das Kind einen Gegenstand tauschen. Die Mutter/der Vater gibt ihm das getragene Halstuch und das Kind stattdessen das geliebte Kuscheltier und beide passen nun gegenseitig darauf auf, bis sie sich wieder sehen. Das Trauern an dieser Stelle ist vollkommen normal und man sollte den Kindern die Gelegenheit geben, diese Traurigkeit zu zeigen und damit umzugehen. Hierbei helfen die Abschiedsrituale, denn sie geben eine innere Ordnung und Sicherheit, außerdem lernen die Kinder dadurch Selbstständigkeit. (Helbig, 2010, S.17)
3.4 Einschlafrituale
Es ist für Kinder wichtig mit Ruhe und Ritualen in die Mittags- oder die Nachtruhe zu gleiten. Hier fängt es schon mit einem frisch gelüfteten Zimmer und einem abgedunkelten Raum an. Ein Lied zum Einschlafen beruhigt und entspannt, genauso wie eine Einschlafgeschichte. Besonders in diesen Phasen kuscheln Kinder besonders gern. Dem kann man gerecht werden, indem man zu jedem Kind geht, es zudeckt und nochmals streichelt. Eine solche entspannende Umgebung hilft, dass Kinder sich sicher und geborgen fühlen, schnell einschlafen und somit neue Kräfte sammeln können.
3.5 Übergangsrituale
Besonders die Übergänge im Tagesablauf wie z.B. vom Mittagessen zur Mittagsruhe oder vom Umziehen in der Garderobe ins Freie, sind oft geprägt von Unsicherheit und Unklarheit der Kinder, wie es weitergeht. Solche Situationen lassen Kinder unruhig werden und besonders jüngere Kinder auch schnell mal weinen. Auch hier können kleine Rituale helfen, wie z.B. ein Fingerspiel oder ein kleines Lied während der Wartezeiten oder Übergänge. Auch kleine Bewegungsspiele können eingebaut werden. Damit wird es den Kindern nicht langweilig, die Wartezeit geht schnell rum und Unsicherheiten werden behoben.
Neben den genannten Formen / Arten von Ritualen gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten. Der eigenen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, um Rituale im Tagesablauf zu schaffen.
3.6 Jahreszeitenrituale
Auch über das Jahr verteilt gibt es viele Gelegenheiten, bei denen man Rituale nutzen und einbauen kann. Bei vielen Familien erfolgt das schon seit Jahren, ohne dass es immer groß bewusst ist, immerhin feiert fast jeder Ostern, Weihnachten, Fasching usw. „Gerade für Stadtkinder - und das ist bei weitem die Mehrheit aller Kinder bei uns - sind Jahreszeiten meist ziemlich abstrakte Begriffe. Nur selten wissen sie, welche Früchte wann reif sind und wann welche Blumen blühen. Dabei ist gerade der immer wiederkehrende Ablauf der Jahreszeiten wichtig für das Gefühl der Sicherheit im Kinderleben.“ (Kunze, 2008, S.82)
Um dies den Kindern wieder bewusst zu machen, bietet sich das Ritual des Jahreszeitentisches an. Dafür braucht man nicht viel Platz, ein kleiner Tisch, das Fensterbrett oder eine einfache Regalfläche reicht aus. Hier werden nun nach den Jahreszeiten Blumen, Zweige und Früchte arrangiert, welche die jeweilig gerade herrschende Jahreszeit repräsentiert. So hängen im Frühling am Osterstrauß bemalte Ostereier, Narzissen oder Tulpen blühen in der Vase auf und gebastelte Osterhasen und Küken vervollständigen den Tisch. Zur Sommerzeit kann man aus dem Urlaub Steine, Muscheln und Sand mitbringen, Blumen gibt es reichlich und auch Getreidesträuße sowie Obst können einen Platz auf den Tisch finden. Im Herbst bieten sich dann Eicheln, Kastanien, bunte Blätter, Kürbisse an und im Winter Tannenzapfen, Mistel - und Nadelbaumzweige, ein Kranz in der Weihnachtszeit sowie eventuell die immer weiter vervollständigte Krippe. (Kunze, 2008, S.82-93)
4 Rituale im Kindergartenalltag
Rituale sind in den verschiedenen Tageseinrichtungen teilweise unterschiedlich in ihrem Ablauf, da sie immer an die jeweilige Gruppe oder die gesamte Einrichtungen und deren Ziele und Bedürfnisse angepasst sind. Wichtig sind Rituale aber in allen Kindertageseinrichtungen. Durch das bewusste Inszenieren von Zeit und Raum, werden Erlebnisse geschaffen, die das Bewusstsein der Kinder erweitern. So bieten Rituale eine Möglichkeit, Kinder im sprachlichen, kognitiven, emotionalen, motorischen und sozialen Bereich zu fördern. Als Ausgleich zu dem aktiven und anstrengenden Geschehen in der Kindergartengruppe während des freien Spielens, können Rituale, zeitlich und räumlich gelöst vom Gruppengeschehen, für Entspannung sorgen. Rituale sind in den Kindergärten feststehende Handlungsprozesse, die in verlässlicher Art und Weise ablaufen. So können die Kinder sich darauf freuen und das Ritual hat eine emotionale Wirkung. Werden diese mit immer gleichen Sprachmustern bewältigt, wirkt sich dies auch auf die sprachliche Entwicklung der Kinder aus. Rituale stellen Strukturierungshilfen bei der Selbstorganisation des Tagesablaufs dar und wirken damit kognitiv. Sie laufen automatisiert ab, gelten als Ordnung und Orientierung für alle Gruppenmitglieder und wirken sich so auf die soziale Entwicklung der Kinder aus. Die motorische Entwicklung wird gefördert, wenn diese rituellen Handlungssequenzen mit immer gleichen oder ähnlichen motorischen Abläufen bewältigt werden. (vgl. Jackel 1999, S.17)
Man findet in den Kindergärten verschiedene Tätigkeiten, die einen immer wiederkehrenden Ablauf haben. Sie sollen auch dort den Kindern helfen, sich in der Einrichtung und der Gruppe zurechtzufinden. So sollen Ängste und Unsicherheiten überwunden werden und neue Verbindungen z.B. in Form von sozialen Kontakten entstehen. Rituelle Handlungen haben somit vor allem auch eine große Bedeutung für das soziale Verhalten der Kinder. Diese Rituale im Kindergarten sind positiv bewertet, sie sollen Spaß machen. Das bedeutet, sie gliedern sich vielmehr spielerisch in den Tagesablauf der Kinder ein. Rituale können den Kindern „Halt, Geborgenheit, Freude und Sicherheit geben, sie in der Entwicklung ihrer Sozialkompetenz unterstützen, dazu beitragen, ihnen neue Werte zu vermitteln, [...] sie dazu anleiten [...] ihre Sinne zu gebrauchen, ihre Phantasie anzusprechen [...].“ (Biermann 2002, S.13- 14)
4.1 Der Morgenkreis
In vielen Einrichtungen ist es üblich, dass die Erzieherin mit den Kindern einen gemeinsamen Morgenkreis erlebt. Hierbei können die Kinder erzählen, was sie am vorherigen Tag erlebt haben, was besonders nach dem Wochenende viel Gesprächsstoff bereit stellt und gleichzeitig für die Erzieherin eine gute Informationsquelle sein kann. Auch kann man mit den Kindern gemeinsam planen, was am Tag gemacht werden möchte und ob sie eigene Ideen haben. Das gibt den Kindern nicht nur Sicherheit, weil sie wissen was auf sie zukommt, sondern fördert auch ihr Selbstbewusstsein, da sie sich selber aktiv mit einbringen können. Als gemeinsamer Abschluss des Morgenkreises kann man ein Buch vorlesen, ein Lied singen ehe es ins gemeinsame Freispiel oder zu den Angeboten übergeht.
4.2 Rituale am Esstisch
Mit den Kindern entwickelte Rituale geben den Mahlzeiten die nötige Ruhe. Beispiele dafür können ein gemeinsamer Tischspruch sein, alle essen mit dem Besteck und jeder darf erzählen. Auch das gemeinsame Tischdecken und Abräumen ist ein schönes Ritual. Die Kinder beteiligen sich aktiv und lernen gleichzeitig Verantwortung zu übernehmen.
[...]
- Quote paper
- Anonymous,, 2018, Rituale und ihre Bedeutung für das Verhalten von Kindern im pädagogischen Alltag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1134013
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